Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Boulevard Bio morgen: Über die Liebe

 16 Antwort(en).

Angelika begann die Diskussion am 02.06.03 (19:45) mit folgendem Beitrag:

Vor einigen Monaten wurde hier im Forum schon einmal heiss über das Thema homosexuelle Eltern "gestritten" wobei ich auch meinen Patensohn erwähnte, der mit seiner Jugendliebe Sylvia 2 süsse Mädchen hat, wobei beide schon davor sich jeweils zu ihrer Homosexualität bekannt haben, Sylvia längst mit Susanne und Markus mit Johannes zusammenlebte. Die beiden Töchter (Pia und Nell) sind sehr stolz und selbstsicher und kennen es gar nicht anders, als dass sie 2 Pappis und 2 Mamis haben - und haben für die Toleranz anderer Eltern sicher mehr für schwule Paare mit Kindern bereits getan als viel Theorie auf geduldigem Papier. Die Kinder leben übrigens bei den beiden Frauen im Rheinland, sind aber in den Ferien und oft am Wochenende alleine oder mit ihren zwei Müttern bei den beiden "Vätern" in der Bundeshauptstadt.

- Die Geschichte der vier wurde auch bereits in einem Buch beschrieben und morgen Abend sind sie zu Gast bei Alfred Biolek, um von ihren Erfahrungen und ihrem nicht gerade ungewöhnlichen Leben zu berichten. Ich dachte, dass dieses gelebte Beispiel einer völlig normalen Familie hier den einen oder anderen interessiert und weise deshalb gerne auf die Sendung hin. Da ich selbst keine Kinder habe und Markus seit seinem 2. Lebensjahr bei meiner Mutter wie zu Hause war, ist er mir wie ein eigenes Kind oder besser wie ein kleiner Bruder, den ich mir immer gewünscht habe (er ist 15J jünger als ich). In den Jahren seines Coming Outs und später bei seinem Wunsch nach eigenen Kindern haben wir ihn immer unterstützt und es nie bereut, ihm immer wieder Mut gemacht zu haben. Ich bin gespannt, was ihr zu diesem "Familienmodell" sagt - es gibt sicher sehr kontroverse Meinungen dazu.

23.00 Uhr | ARD
Boulevard Bio


Das Finale des ARD-Talks "Boulevard Bio" ist eine Trilogie: In seinen drei letzten Gesprächsrunden widmet sich Alfred Biolek den Themenkreisen "Glaube", "Liebe" und "Hoffnung". Über die Liebe unterhält sich der Grandseigneur des deutschsprachigen Talks neben anderen mit: Evi Guggenheim-Shbeta und Eyas Shbeta, die als israelisch-palästinensisches Paar in Israels einziger Gemeinschaftssiedlung für Juden und Moslems leben, sowie mit den Eltern Markus und Sylvia, die heute mit Johannes und Susanne jeweils gleichgeschlechtliche Partnerschaften führen und trotzdem nochmals gemeinsam ein Kind zur Welt brachten.


pilli antwortete am 02.06.03 (22:21):

"Regenbogenfamilien"... nun, es ist an der zeit, gesellschaftliche realitäten endlich anzunehmen und deren gute einflüsse zu begrüssen.
es bedarf noch zahlreicher reformen; einige sozialministerien mit sich dafür verantwortlich fühlenden entscheidungsträgern, haben dies erkannt und setzen sich für zahlreiche möglichst konfliktfreie lösungsmöglichkeiten ein.

"gleichberechtigt" leben, bedeutet m.e. auch, daß das familienrecht in vielen punkten zu überdenken ist. die rechtlichen punkte:

- adoptivrecht
- auskunftsrecht bei schweren erkrankungen
- hinterbliebenen renten
- erbschaftsrecht (freibeträge)
- familienbezogene zuschläge beim gehalt

sind nur einige, es gibt viel zu tun; neue lebensbilder werden so geschaffen, ich meine zu recht! :-)

die gewerkschaft verdi veröffentlicht zahlreiche forderungen in der 12. ausgabe des "verdi-Report". das neue lebenspartnerschaftsgesetz macht hoffnung. ich kann mir sehr gut vorstellen, daß gerade schwule väter aufgrund ihrer sensibilität, ihres enormen einfühlungsvermögens und der fehlenden scheu, gefühle zu zeigen, sehr gute väter sind.

die "Badische Zeitung" vom 15.01.2000 schreibt, daß das zusammenleben mit den kindern nur solange "getrübt" ist, wie die jeweiligen partner
die verbindung geheimhalten. nun, das beweist mir, wie aufklärende kampagnen dabei helfen können, "familien-glück" in mancherlei formen zu finden.

:-)

@ Angelika, klar sehe ich mir die sendung an. :-) danke für den tipp!


schorsch antwortete am 03.06.03 (09:00):

Ich bin gewiss nicht gegen Menschen, die "anders" sind". Dieses Experiment aber könnte bei den davon betroffenen Kindern auf die Dauer schädlich sein. Wenn sie nämlich als selbstverständlich ansehen und kennen lernen, was für andere "unnatürlich" ist, werden sie später vielleicht in Beziehungen landen, die sie erst als "gegen ihre Natur" erkennen, wenn es zu spät ist.


Angelika antwortete am 03.06.03 (09:35):

...was sollte den "gegen die natur" sein, wenn ein mann einen mann oder eine frau eine frau liebt?????? es ist doch geradezu erstrebenswert, wenn diese lebensform endlich selbstverständlich wird und die jahrhundertalte hatz endlich aufhört? warum ist die gleichgeschlechtliche liebe mit so viel schmutz und makel behaftet? kinder von schwulen werden nicht zwangsläufig schwul - ich kenne mehr kinder aus heterosexuellen lebensgemeinschaften MEHR homosexuelle kinder als aus gleichgeschlechtlichen konstellationen, wo ein parner vater oder mutter ist ...


mechtild antwortete am 03.06.03 (17:21):

@ schorsch
Kinder sind robust und akzeptieren Vater und Mutter wie sie sind, mit all seinen und ihren Macken, die sie haben. Wenn das nicht so wäre, dürfte kein Mensch mehr Kinder kriegen. Gott sei Dank haben Kinder ihre eigenen Macken und interessieren sich nur wenig für die Macken der Alten. Nur wenn sie eine Entschuldigung für ihre Macken suchen, sind Vater oder Mutter wieder brauchbar. Aber macht nichts, so waren wir als Kinder auch.
Schade, dass die Kinderzeit endgültig vorbei ist


pilli antwortete am 04.06.03 (00:11):

@ Angelika

lieben dank für deinen hinweis auf diese sendung; "danke" aber auch dafür, daß du einen sehr persönlichen einblick in dein privates umfeld erlaubt hast.

so war es möglich, vier wunderbare menschen kennenzulernen. mit viel freude habe ich dieses selbstverständliche miteinander nachempfinden können. besser und offener kann eine "Botschaft", wie Biolek es nannte, nicht verkündet werden, meine ich jedenfalls :-)

ich gestehe dir gerne, daß es bei der schilderung der geburt der kinder wieder mal "tränchen" hatte...:-)


Angelika antwortete am 04.06.03 (00:53):

Hallo Pilli - danke für Deine Reaktion. Ich plaudere glaube ich nicht aus dem Nähkörbchen hier auch zu erwähnen, dass Du durch viele offline-Gespräche wie keine andere hier ein bisschen Einblick in mein Privatleben hat und so kannst Du Dir jetzt noch ein besseres Bild machen :-)
Wenn ich daran denke, in was für einer verkorksten Welt mein "kleiner Markus" aufwuchs und was seine Mutter alles anstellte, um ja bei allen einen "guten Eindruck" zu machen - da ist es erstaunlich, wie er sich aus diesen verquasten, spiessigen Verhältnissen schon sehr früh herausgedreht hat. Seine beiden kleinen Mädchen sind so völlig frei von jedem Dünkel und jeder Verlogenheit - da könnte so manche "normal bürgerliche" Familie sich eine Scheibe abschneiden...
Angelika


Medea. antwortete am 04.06.03 (09:14):

Eigentlich gehöre ich nicht zu den Spät-ins-Bett-Gehenden, ich bedaure nicht, gestern für die Biolek-Sendung eine Ausnahme gemacht zu haben.
Markus und Sylvia waren als Eltern der beiden Mädchen genauso überzeugend wie als Paare in der jeweiligen Konstellation - das Leben der vier plus zwei verlief nach meinem Eindruck nicht anders als bei Heteros - es ist längst an der Zeit, mit den Vorurteilen den Lesben und Homosexuellen gegenüber Schluß zu machen.
Danke, daß Du auf diese Sendung hingewiesen hast, liebe Angelika, ich hätte es sehr bedauert, sie nicht gesehen zu haben.


Barbara antwortete am 04.06.03 (10:22):

Auch auf mich haben die vier einen sehr veranwortungsvollen und glücklichen Eindruck gemacht. Inwiefern unterscheidet sich das Leben der Kinder gravierend von einem Aufwachsen in einer Großfamilie? In meinen Augen muss es sehr bereichernd sein, in einem derartigen Kreis liebevoller Menschen aufzuwachsen. Schließlich wird man als Kind von allen Menschen geprägt, ob es nun Nachbarn, Verwandte oder wie hier Freund und Freundin von Vater und Mutter sind. Wichtig ist, von allen Anerkennung und Liebe zu erhalten, und das wurde hier deutlich herüber gebracht.

Auch ich bedanke mich bei Dir, Angelika, für den guten Tipp.


WANDA antwortete am 04.06.03 (17:31):

sonntags, jeweils um l4 Uhr gibt es Biolek im MDR.


Angelika antwortete am 05.06.03 (12:24):

...und auf 3SAT am Samstag 23h glaub ich ...
Auf jeden Fall freue ich mich über die positive resonanz aus Euren Reihen. In jüngeren Jahren habe ich in einer grossen WG (ha, damals hiess das noch Kommune) in Düsseldorf gelebt, auch dort unter den insgesamt 18 Personen gab es 5 Kinder, die neben Vater und Mutter innerhalb der Gruppe auch die neuen direkten Liebespartner ihrer Elternteile akzeptierten, die untereinander wie geschwister aufwuchsen und sich auch heute noch so lieben und für die wir alle irgendwie ein bisschen Familie waren. Ich würde nur so Kinder haben wollen - wie traurig muss da so manches Kinderleben sein, dass alleine mit einem Elternteil aufwächst.


RoNa antwortete am 05.06.03 (15:36):

Damals: WG
Heute: Kommune

Ist es nicht eher so herum?

Ich betone, daß dies eine echte Frage ist und keine Verhohnepiepelung (<-- schreibt man das so? Es ist leider kein dummdeutsches Wort, sonst müßte ich es ja kennen.)


schorsch antwortete am 05.06.03 (15:37):

Schön für alle Kinder, die in harmonischen Verhältnissen aufwachsen dürfen, seien diese nun hetero- bi- oder multisexueller Art. Schlimm(er) wird es erst, wenn solche Beziehungen auseinander gehen.

Ich habe ein Patenkind, das scheinbar in einer harmonischen Ehe mit einem gutaussehenden, hilfsbereiten und tüchtigen Ehemann Jahre lang lebte und zwei Kindern das Leben schenkte. Dann verliebte sie sich in ihren Chef, der ebenfalls in einer harmonischen Ehe lebte und auch zwei Kinder hat. Nach etwa einem halben Jahr der Heimlichkeiten schenkten beide ihren Ehepartnern reinen Wein ein und zogen zusammen. Bei beiden pendeln die Kinder zwischen Vater und Mutter und auch die verlassenen Ehepartner spielen in Harmonie. Die Kinder freuen sich, nun zu viert zu sein. Wenn ich aber in die Augen der verlassenen Ehepartner schaue, dann seh ich grosse Traurigkeit drin....


Angelika antwortete am 05.06.03 (16:36):

In der Kommune wohnten Kommunarden und das war in den 60ern/70ern ... der begriff WG und WGler kam erst später - das war angepasster und weniger politisch


Medea. antwortete am 05.06.03 (17:00):

"Willst Du mich etwa verhohnepiepeln"? - war in meiner Familie ein geflügeltes Wort - ich benutze es heute noch ;-)


pilli antwortete am 05.06.03 (17:09):

waren nicht Rainer Langhals und Uschi Obermaier mitglieder der seinerzeit berühmten "kommune 1" in Berlin ?

:-( oder?


Angelika antwortete am 05.06.03 (18:26):

jepp...der altkommunarde lebt mit seinen übrigen 3 girls seit langem in münchen - alle sind gemeinsam weise und grau geworden, aber nun gabs vor kurzem grad stunk bei kommunardens, denn Rainerchen hat noch eine 4. frau aufgetan - eine so um die 30, aus berlin, und die soll nun auch mit einziehen ... und die anderen 3 finden das im moment noch nicht wirklich putzig ... (war neulich bei "hallo leute", zdf)