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THEMA:   Religion - was taugt sie noch?

 12 Antwort(en).

Antonius begann die Diskussion am 29.03.03 (19:42) mit folgendem Beitrag:

Ich habe im Jan./Febr. Thema über "Gottes Willen" nochmals nachgeforscht.
Heuer: Der Papst und viele Kirchen haben den Abenteurer Bush und seine Krieger gewarnt, gebeten... Was hat's genutzt?
Ich will die Frage heute etwas realer, auch gesellschaftlicher stellen: Der Münsteraner Theologe (auch schon recht alt) Johann Baptist Metz hat 1994 gesagt:
"Wie entlaubte Bäume stehen die Kirchen in unserer postmodernen Gesellschaft..."

Wie seht ihr diese Situation...? Religion - obsoleter Quatsch? Neue Chancen? Wie - ja, wie in Amerika, mit seinem "Bibel-Gürtel" mit den Darstellern in Rechthaberei und Furchtlosigkeit und ihrem Zirkus der Ergebenheit in Gott....?


schorsch antwortete am 30.03.03 (10:26):

Ich denke, jeder Mensch braucht irgend einen Strohhalm, an den er sich in schlimmen Zeiten noch klammern kann.....


mechtild antwortete am 30.03.03 (22:29):

Die Religion soll sich aus der Politik raushalten. Religion sollte Privatsache sein und jeder Mensch sollte es mit der Religion so halten, wie er möchte. Gott kümmert sich nicht um gesellschaftspolitische Fragen und bezieht auch keine Stellung zu einem Krieg. Es sind Menschen, die die Bibel oder den Koran interpretieren. Gotteswort wird von Menschen interpretiert und wird deshalb von verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgelegt. Es gibt keinen Gott, der uns Menschen sagt, was wir machen sollen, war erlaubt ist und was nicht und der womöglich noch die Verantwortung für unsere Dummheiten übernimmt.
Das hätten manche Menschen zwar gerne aber dafür gibt es Gott nicht.
Gott hat andere Aufgaben.


schorsch antwortete am 31.03.03 (09:33):

Ich denke, wenn es einen Gott gibt, der alles kann, dann ist ER es gewesen, der mir meinen Kopfinhalt mitgegeben hat......
Wenn ich dann diesen Kopfinhalt ab und zu dazu verwende, IHN und seine seltsamen Entschlüsse zu hinterfragen, muss ER das wohl so gewollt haben......


WANDA antwortete am 02.04.03 (21:13):

Gott ist das, was Du aus deinem Herzen machst.


DorisW antwortete am 03.04.03 (10:55):

... oder was *du* aus *meinem* Herzen machst :-)


maggy antwortete am 10.04.03 (01:13):

Hallo Mechthild,

wenn du so genau weißt, wofür Gott da ist oder auch nicht, welche Bedeutung hat dann Jesus?


WANDA antwortete am 10.04.03 (22:25):

da mechthild bis jetzt nichts gesagt hat, möchte ich sagen, dass das mit Jesus oft recht schwierig ist. Mir wurde während einer Ausbildung mal gesagt, ich sei kein Jesu-Fan und das ist bis heute so geblieben.


mechtild antwortete am 11.04.03 (22:26):

Gott, Jesus, Maria oder Allah oder welche Namen wir auch dafür haben, hat für jeden Menschen eine individuelle Bedeutung. Jeder muss selbst seinen Weg zu Gott finden. Priester, die Eltern oder Freunde können einem helfen zu Gott zu finden. Es gibt aber keine Rezepte, die aufzeigen wie der Weg zu Gott geht. Man sollte sich immer vor denen hüten, die einem sagen, was man tun und lassen um in den Himmel zu kommen.
Es gibt auch Menschen, die suchen keinen Gott, vermissen ihn nicht und sind auch glücklich. :-))


Rena antwortete am 12.04.03 (00:19):

Ich denke, dass Religion etwas sehr Zentrales in unserm Leben sein kann. Probleme gibt es eigentlich nur durch die besserwissersupereifrigen Religionsführer, (komischerweise meistens Männer,)die meinen zu wissen, was richtig und falsch ist. Religion verbindet die Menschen in einem tiefen Wissen über das Geschenk des Lebens. Religiosität in diesem Sinne ist niemals anfällig für politischen oder sozialen Missbrauch, oder sonstige Funktionalisierungen. So gesehen ist sie tauglich, finde ich.


Felix antwortete am 12.04.03 (17:32):

Der Mensch hat Fragen, die prinzipiell nicht mit der Vernunft oder mit rationalen Wissenschaften beantwortet werden können.
Eine davon ist die Frage nach dem Sinn seines Lebens oder allgemeiner nach der Finalität der Existenz.
Die Religionen befriedigen mehr oder weniger diese offenen Fragen ... jede auf ihre Weise. Offensichtlich genügt es vielen Gläubigen ... auch wenn sie die Wahrheit solcher Aussagen nicht überprüfen können. Die Kirchen nützen diese Hilflosigkeit und Abhängigkeit schamlos aus und bauen ihre ihre Macht aus. Zweifler werden als von Gott abgefallen mundtot gemacht ... wenn nicht sogar physisch eliminiert.
Die meisten Religionen sind von Männern geschaffen und ausgebaut worden und haben deshalb patriarchalische Strukturen.
Der eigentliche Stellenwert der Religion wäre, dem Menschen ein seelisches Fundament zu geben. Darauf könnte eine gegenseitige Achtung und Verantwortung entstehen, eine Gewissensbildung, die nicht auf läppische Versündigungsideen beruht, sondern auf echter Nächstenliebe.
Kriege, Verfolgung, Unterdrückung, Kollonialismus, Rassismus etc. hätten in einer solchen Gesellschaft keinen Platz.
Was haben reale Religionen mit dieser Idee zu tun?
Ich habe jahrelang konfessionslosen Religionsunterricht selber erteilt ... weil ich fand, dass er zu wichtig sei ... um ihn ganz den Pfaffen zu überlassen.
Leider hat der katholische Bischof in seiner Diözese diesen ökumenischen Unterricht nach einigen Jahren untersagt.
Jetzt werden die jungen Menschen wieder einseitig indoktriniert! Zum Verständnis und zur Toleranz andern Menschen gegenüber wird dies abträglich sein.


Antonius antwortete am 12.04.03 (20:56):

Ja, wer auch nur eine psychologische oder eine historische Frage im Katholizismus stellt und sich nicht mit Ausreden, Lügen oder Lamentationen oder dem Hoskuspokus - letztlich sei alles Religiöse ein Geheimnis - abspeisen lässt - hat keinen Gesprächspartner mehr bei denen, deren einziges Dogma die Nächstenliebe, gar die Feindesliebe, sein dürfte.
Ich las einmal, wie Moses Mendelssohn ("Nathan der Weise") das christliche Dogma der Dreieinigkeit als unsinnig und unnötig und gottfeindlich darstellte - ach, das müsste ich in den nächsten Tagen hier einmal eingeben. Die Juden brauchen keine Dogmen - und waren die friedlichste und kulturell reichste Religion seit 70 n. Chr., seit der Diaspora; ohne Macht- und Kriegsgebaren.
Im ganzen Wahrheits-Trallala der Katholen gilt für mich nur: Es sind machtpolitische Setzungen, irrige Wahrnehmungskonstrukte und überflüssige Sedativa oder innerkirchlich notwendige Lügen - die Dogmen.


Funk antwortete am 22.04.03 (22:00):

Ich glaube an einen Gott, der die Welt geschaffen hat in jenem einzigen Urknall. Er hat die Möglichkeit des Lebens geschaffen. Aber Gott ist für mich nicht sorgender Vater oder parteiischer Gebetserhörer, keiner, der einen Staat bevorzugt oder sich ins einzelne Leben einmischt, der die Soldaten der einen Partei schützt und die der andern auslöscht. Vielleicht interessiert er sich für das, was wir aus seinem Material machen, ich glaube eher nicht. Religionen sind für mich vergebliche Versuche, einen höheren Sinn dahinter zu sehen. In Religionen steckt meist die gutgemeinte Absicht, das Zusammenleben der Menschen zu ordnen.