Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Angst

 17 Antwort(en).

margretm begann die Diskussion am 16.12.02 (02:07) mit folgendem Beitrag:

Wie geht man damit um, wenn um einen herum liebe Menschen diese Welt verlassen müssen. Wir haben in diesem Jahr bereits den 3. Menschen zu Grabe getragen. Ein lieber Verwandter liegt mit Lungenkrebs danieder. Seine Tage sind gezählt. Angst überfällt mich. Was kommt noch? Alle sind/waren in meinem Alter um die 60 Jahre. Nochmals die Frage, wie geht man damit um?


WANDA antwortete am 16.12.02 (08:42):

Es gibt sicher keine Papentrezepte - ich kenne Deinen Zustand aber sehr wohl - Angst hatte ich nicht - aber ich fühlte mich mehr in der Welt der Toten, als im diesseits.
Das, was ich Dir geben möchte, geht nicht so über Internet, deshalb stümperhaft das, was mir gut tat, war Musik und das Beobachten von Kindern und Tieren. Als ich einmal über die Vögel an meinem Futterhäuschen lächelte, wusste ich plötzlich, dass noch nicht alles zu Ende war.


Nuxel antwortete am 16.12.02 (10:55):

Wandas Worten kann ich nur zustimmen!

Jeder wird einmal gehen müssen,sich aber davor zu ängstigen,hat keinen Sinn! Im Gegenteil!
Im Zustand der Angst oder Sorge verkrampfen wir nicht nur psychisch,sondern auch physisch.Und sind dann nicht gefeit genug,um möglichen Erkrankungen die nötigen Kräfte entgegen zu setzen.
Ich kenne auch dieses Gefühl! Nur zu gut.
Darum versuche ich,so positiv,wie möglich zu leben.Obwohl das nicht leicht ist!
Mein "Gegengewicht" schaffe ich mir,indem ich -soweit meine Kräfte reichen- helfe,wo jemand Hilfe benötigt.Und wenn ich nur einmal in der Woche einen Menschen im Altersheim besuche,ihn erzählen lasse,ihm beim essen helfe oder füttere,mit ihm alte Lieder singe(wenn das geht).Es ist natürlich bedrückend,zu erleben,wie hilflos ein alter Mensch werden kann.Und trotzdem kann man ihm noch Freude bereiten.
Ich habe jungen Eltern in der Nachbarschaft angeboten,dass ich ihre kleinen Trabanten gerne beaufsichtige,wenn sie in Ruhe einkaufen oder etwas anderes erledigen müssen.
Ja,und dann sind ja auch die beiden Katzen und der Schäferhund aus dem Tierheim,die geliebt und versorgt werden wollen.Und jetzt gaaanz viele Vögel im Garten,die an verschiedenen Futterstellen für kleine und grosse Vögel
getrennt ihre Vogelhäuser stehen haben.Nistkästen hab ich in den Bäumen aufgehängt und freu mich aufs Frühjahr,wenn die Jungen wieder darin piepsen.
Es ist müssig,zu erwähnen,dass ich sehr krank bin.
Noch lebe ich!! Und versuche,das stündlich in irgendeiner Form zu geniessen.
Musik-auch selber ausüben- und lesen....Spaziergänge mit dem Hund....liebevolles Zusammenhalten der Familie...
Es gibt soviel,dass die Angst vertreiben hilft!
Und nicht zuletzt ist ja auch noch der PEECEEEE da;-))


schorsch antwortete am 16.12.02 (11:17):

Es hat keinen Sinn sich zu ängstigen, wenn ein Mensch vor uns stirbt. Es ist sinnvoller zu wissen, dass dieser Mensch uns einmal empfangen und uns helfen wird, wenn wir selber diesen Schritt machen werden....
Und dann werden wiederum wir jene Menschen erwarten, die den Schritt nach uns tun.....


Rainer (Klr) antwortete am 16.12.02 (17:03):

Ein wahres Wort, Schorsch, Respekt.

Ich war letztens bei einem Krankenbesuch eines Freundes mit Krebs, 50 Jahre. Er hat auch Angst, verständlich.
Es ist schwer, ihm ein positives Gefühl zu geben.

Je mehr Beerdigungen ich besuchen muss, um so mehr muss man sich mit dem "Jetzt" und "Danach" beschäftigen.

Dir Nuxel alles Gute und viel Kraft.


Nuxel antwortete am 16.12.02 (17:13):

@Schorsch

wer so denken kann,darf sich glücklich schätzen......
es gibt aber auch sehr viele Menschen,die nicht durch den Glauben getröstet werden.

"Angst essen Seele auf" das wirst Du schon mal gehört haben,denke ich.

Sinnvoll ist es meinem Empfinden nach,wenn ich etwas Positives zu tun versuche,anstatt mich vor Unvermeidlichem zu ängstigen!

Ich weiss leider zu genau,wie schwer es ist,sehr liebe Menschen oder Angehörige nicht mehr bei uns zu wissen,Erinnerungen,die wir mit ihnen teilten,sind mit ihnen verloren.
Und das ist auch traurig,denn wenn man davon erzählen möchte,ist es nichts Miterlebtes.----

Jeder Lebenszeit,die uns geschenkt wird,sollte man soviel
Positives abgewinnen,wie nur irgend möglich.Sodass wir dann sagen können:
am Ende deiner Tage wird es gelebtes Leben sein!


pilli antwortete am 16.12.02 (19:54):

@ margretm

leben bedeutet, es wird immer situationen geben, die angst erzeugen. deine empfindungen nach dem verlust wichtiger bezugspersonen konfrontieren dich nun mit dem wissen, daß "leben" ohne "tod" nicht denkbar ist.
die angst kennenzulernen und anzunehmen, das möchte ich dir zur überlegung anbieten. die angst darf dich nicht lähmen; du möchtest sie ja überwinden! :-)
alte und bekannte wege zu wechseln, zeigt dir vielleicht die richtung an, wo du neues kennenlernst? die kreative beschäftigung mit bisher unbekannten dingen ist eine chance, sehr vorsichtig, sich auch freudigen dingen wieder anzunähern.

vertrauensvoll die dinge des täglichen lebens wieder zuzulassen; und dazu gehört auch die freude :-), das wünsche ich dir für die nächste zeit!


Medea antwortete am 16.12.02 (19:56):

Diese Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren, kenne ich nun schon seit mehreren Jahren. Jedes mal zu Silvester frage ich mich, wen werde ich in diesem neuen Jahr zu Grabe tragen, ist es das Tantchen (96), wird es der Vater (90) oder die Mutter (86) sein? Alle drei waren wichtige Begleiter in meinem eigenen Leben - ich kann mir ein Nichtmehrvorhandensein gar nicht recht vorstellen.
Die Vernunft sagt: freue Dich, daß Du sie so lange haben durftest, das Gefühl sagt: laß sie hundert Jahre alt werden.

Angst um mein eigenes Ableben ist - wenigstens zur Zeit - nicht vorhanden.

Beste Grüße - Medea.


Nuxel antwortete am 16.12.02 (21:07):


Ich möchte immer irgendwann
(ich weiß nicht wem)
sagen: "Nicht traurig sein."
Und es ist mir,
als wäre das ein gar vertrauliches Geständnis,
das ich ganz leise und zärtlich aussprechen müßte
und in tiefer Dämmerung.

Rainer Maria Rilke
Florenzer Tagebuch


margretm antwortete am 16.12.02 (22:19):

Danke für die einfühlsamen Antworten.


schorsch antwortete am 17.12.02 (09:08):

Man kann vor lauter Furcht vor dem Tod sich das Leben nehmen....


Nuxel antwortete am 17.12.02 (10:57):

@Schorsch

hast Du nicht gelesen,dass margretm sich für die einfühlsamen Worte bedankte und somit ihre Fragen und auch das Thema eigentlich abgeschlossen war?
Wer sich wirklich fürchtet,egal wovor,den sollte man nicht mit einer möglicherweise humorig gemeinten Antwort schocken.
Denn,nur,wer selber ähnliche Situationen zu meistern versucht -oder hat----versteht....
denkt Nuxel


pilli antwortete am 17.12.02 (12:14):

da das thema "angst" gewählt wurde und bisher aus dem aktuellen anlass von "margretm" beleuchtet wurde interessieren vielleicht auch die andere formen von "angst"?

denn immerhin gibt es verschiedene grundformen der angst, die auslöser für so manches krankheitsbild sein könnten. depression, zwanghaftes verhalten bis hin zur schizoiden form...ich nenne nur einige möglichkeiten.

vielleicht doch diskussionsfähig und überlegenswert?


Nuxel antwortete am 17.12.02 (14:13):

Narürlich-pilli-
gíbt es verschiedene Formen der Angst und des Angstgefühls.

aber ich bin der Meinung,dass margretms Frage mit ihrem danke beantwortet ist,
Man sollte vielleicht ein allgemeines Angstthema neu erfragen-?


Ursula antwortete am 18.12.02 (12:12):

Hallo pilli,

sprichst Du zufällig von "Grundformem der Angst" oder zitierst Du einen Buchtitel?

Jedenfalls gibt es ein - wie ich finde, sehr lesenswertes - Buch von Fritz Riemann mit dem gleichnamigen Titel "Grundformen der Angst".

In diesem Buch (langjähriger Bestseller) beschreibt Fritz Riemann verschiedene Angstformen und leitet daraus vier Persönlichkeitstypen ab: Die schizoiden, die depressiven, die zwanghaften und die hysterischen Persönlichkeiten ...

"Grundformen der Angst" ist erstmals 1961 im Ernst Reinhardt Verlag erschienen und wurde 1999, anläßlich des 100-jährigen Verlagsjubiläums, in einer bibliophilen Sonderausgabe neu aufgelegt.

Ich habe dieses Buch schon mehrmals gelesen und schon viele Male verschenkt.

Gruß
Ursula


pilli antwortete am 19.12.02 (07:52):

guten morgen ursula,

danke, daß du das thema noch einmal ansprichst.

ja, die "tiefenpsychologische studie" von riemann wollte ich u.a. anbieten, bevor Nuxel das thema nicht mehr in dieser form so behandelt sehen wünschte.

ich freue mich, daß du gleich erkannt hast, worauf ich hinweisen wollte. :-)

eine angstfreie zeit zu erleben, die chance bietet dieses buch. :-)


Nuxel antwortete am 19.12.02 (14:08):

ach,pilli

ich "wünschte" nicht,--ich dachte nur....
wer ist schon : Nuxel;-))

Ob Du es glaubst,oder nicht,ich freue mich,dass Du wieder"da" bist !
wie geht es Deiner Tochter und "Co" ?


Rosmarie S antwortete am 23.12.02 (13:01):

Liebe margretm,

leider fällt mir nichts ein, womit ich dich im Moment aufbauen könnte! Für mich wäre in deinem Falle Angst wohl auch unausweichlich...

Gerade deshalb möchte ich dir mein Mitgefühl aussprechen und dir ein friedvolles und innerlich ruhiges, angstfreies Fest wünschen!

Rosmarie