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THEMA:   Nesthocker

 15 Antwort(en).

kleinella begann die Diskussion am 15.10.02 (22:27) mit folgendem Beitrag:

Wir sind 55 bzw. 58 Jahre alt und haben zwei Söhne, 1967 und 1968 geboren.
Der Jüngere ist inzwischen seit über 10 Jahren verheiratet und zweifacher Vater.
Der Ältere lebt noch immer bei uns und macht von sich aus keine Anstrengungen, sich eine eigene Wohnung zu suchen.
Er hat beruflich verschiedene Rückschläge einstecken müssen, was auch zu finanziellen Problemen führte. Wir haben ein gutes Verhältnis untereinander und es gibt selten Differenzen.
Nun ist - auf mein Drängen - eine eigene Wohnung in Aussicht und er zieht wahrscheinlich noch bis Ende des Jahres aus.
Ich denke oft darüber nach, ob wir als Eltern etwas falsch gemacht haben oder ob es vielleicht richtig so war wie es gelaufen ist.
Ich fühle mich als Mutter keineswegs ausgenutzt, weder finanziell noch anderweitig. Aber ich denke, es muß endlich eine Abnablung stattfinden.
Gibt es Familien mit ähnlichen Erfahrungen?


Felix antwortete am 16.10.02 (00:13):

Hallo kleinella,
wir haben dieses Problem schon an anderer Stelle behandelt. Ich wiederhole mich also, wenn ich nochmals betone, dass gute Eltern ihre Aufgabe erfüllt haben, wenn sie sich überflüssig gemacht haben. Das Ziel jeder Erziehung muss die Selbständigkeit der Nachkommen sein. Ausnahmen gibt es eigentlich nur bei Nachkommen, die behindert sind oder aus andern Gründen nicht auf eigenen Beinen stehen können.
Auch der Aufbau einer Erbschaft zugunsten der Nachkommen sehe ich als völlig verfehlt und überflüssig an. Es wäre gescheiter, wenn Söhne oder Töchter ihr Leben selber meistern lernen!


Ullika antwortete am 16.10.02 (11:10):

Hallo Kleinella,
du schreibst selbst, dass du dich weder finanziell noch in anderer Form ausgenutzt fühlst, ich gehe davon aus, dass dein Sohn auch sein eigenes Lebens führt bzw. leben kann. Wo liegt das Problem? In anderen Kulturen ist es selbstverständlich, in einer Großfamilie zu leben. Ich glaube nicht, dass du etwas falsch gemacht hast - im Gegenteil. Ich wünsche dir alles Gute.
Ullika


schorsch antwortete am 16.10.02 (14:42):

Nehmt euren Sohn möglichst oft zu Veranstaltungen mit, wo er mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Vereine sind zum Beispiel die zweitbesten Heiratsvermittlungsinstitute. Das Beste: Der Arbeitsplatz - sofern dort zumindest zwei verschiedene Geschlechert arbeiten!


mechtild antwortete am 16.10.02 (16:26):

Liebe Kleinella, wie würde Dein Sohn reagieren, wenn er die Sorgen seiner Mutter lesen könnte?
Nicht alle Menschen haben als Lebensziel die Gründung einer Familie. Unsere Gesellschaft ist zum Glück so tolerant, dass jeder so leben kann wie er möchte. Man kann als alleine leben, oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, in einer WE oder in einer Großfamilie, gerade wie der einzelne es möchte. Lass Deinen Sohn so leben, wie er möchte. Wenn er sich zuhause wohlfühlt, soll er doch zuhause wohnen. Du scheinst eine nette Mutter zu sein.


kleinella antwortete am 16.10.02 (22:38):

@Felix - Danke für die "einfühlsamen Worte". Wenn das Thema bereits behandelt wurde, tut es mir leid, aber da gehörte ich hier wahrscheinlich noch nicht dazu.

@Mechthild - danke.


Dirgni antwortete am 16.10.02 (23:46):

Hallo kleinella,

daß Du nichts falsch gemacht hast, ist klar. Der jüngere Sohn hat sich ja "traditionell" abgenabelt. Und was können Eltern Besseres tun, als ihren Kindern, wenn es mal nicht nach der Norm läuft, das Zuhause solange zu erhalten, solange sie es brauchen. Sicher soll man Kinder nicht festhalten und in ihrer Freiheit behindern, aber vor die Tür setzen, nur weil der gesellschaftliche Trend findet, es wäre an der Zeit? Mutter ist man immer und sicher eine gute, wenn die Kinder bleiben wollen.


Johanna3 antwortete am 18.10.02 (18:50):

Liebe kleinella, ich bin der Meinung, Dein Sohn sollte unbedingt sein bequemes Nest verlassen. Wie sollte er wohl sonst endlich selbständig werden.
Dein Mann und Du müßt jetzt endlich Euer Leben ohne Kinder gestalten.

Dränge auf alle Fälle darauf, daß er die Wohnung nimmt und haltet Euch zu Anfang sehr zurück.
Gruß von Johanna3


kleinella antwortete am 18.10.02 (22:45):

@Johanna3
Du hast vollkommen Recht und wenn ein paar bauliche Sachen erledigt sind, wird er auch umziehen, das ist eigentlich sicher. Ich wollte nur mal das Problem in den Raum stellen, denn neulich kam dazu auf NDR eine Sendung, wo eine Mutter äußerte, sie habe ihre Kinder in die Welt gesetzt und sei lebenslang für sie verantwortlich. Und wenn die ewig bei ihr leben wollen, dann ist es eben so. Das gab mir zu denken. Früher gab es insbesondere auf dem Land Großfamilien und es war selbstverständlich, daß man in so einem Fall zu Hause blieb.


Nuxel antwortete am 19.10.02 (08:54):

ich sehe absolut kein Problem darin,wenn ein erwachsener Sohn(Tochter)lange im Elternhaus wohnt.Auch,wenn andere im gleichen Alter längst flügge sind.
Man sollte das Eltern-Kind-Verhältnis nur rechtzeitig ändern,indem man zwar unter einem Dach wohnt,aber wie in einer Wohngemeinschaft JEDER seinen Pflichtenkreis hat und erfüllt!
Wenn genügend Raum für eigene Kreativität bleibt,wo ist dann ein Problem?


Geli antwortete am 19.10.02 (14:26):

Bei vielen jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Leuten ist "Hotel Mama" eine beliebte Wohnform. Ob es in diesem Fall auch der Grund ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Geli


schorsch antwortete am 19.10.02 (18:19):

Hallo kleinella, könnte es sein, dass euer älterer Sohn sich seit der Geburt des jüngeren zurückgesetzt fühlt und nun den Zustand geniessen möchte, eine Zeitlang allein Hahn im Korbe zu sein?


kleinella antwortete am 19.10.02 (23:47):

@ Schorsch
Danke für Deine Überlegungen. Aber das denke ich eher nicht. Er ist ein sehr ruhiger und verschlossener Typ und eigentlich kontaktarm. Er vermißt seinen Bruder sicher sehr weil sie sich gut ergänzt haben. Er selbst war eigentlich eher Nr. 1, weil er "pflegeleichter" war als Kind.
Und die Aussage mit "Hotel Mam" ist wohl auch ein wenig zutreffend.
Ich danke jedenfalls allen die mir ihre Gedanken schrieben.


Frieder antwortete am 20.10.02 (17:34):

Ich möchte auf etwas aufmerksam machen, was bisher noch nicht angesprochen wurde.
Ein Kind das bei den Eltern wohnt hat zunächst auch °finanzielle° Vorteile gegenüber dem Kind
ausser Haus, wenn beide über die Schul.- u. Ausbildungszeit hinaus gewachsen sind.
Das Leben ausser Haus ist immer teurer als in einer Gemeinschaft.
Alle Einseitigkeit müssen Eltern - um Frieden zu erhalten - unbedingt ausgleichen.

Wir, meine Frau und ich, haben darauf sofort reagiert.
Auch wenn den Kindern zunächst nichts an zu merken ist, unter der Oberfläche kann es doch rumoren.
Zumal wenn noch weitere Personen - Ehepartner, Enkel - davon betroffen sind.


kleinella antwortete am 20.10.02 (22:45):

@Frieder
Da hast Du vollkommen Recht und wir sind uns dessen auch voll bewußt. Es wird uns zwar nicht immer gelingen, doch wir geben uns die größte Mühe. Im übrigen haben wir uns schon immer in materieller Hinsicht um größtmögliche Gleichheit bemüht, weil wir es aus eigenem Erleben anders kannten.


Barbara antwortete am 21.10.02 (00:30):

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man ganz individuell entscheiden sollte, ob es gut oder schlecht ist, weiter unter einem Dach zu wohnen. Stutzig macht mich allerdings Deine Bemerkung, liebe kleinella, über das Wesen Deines Sohnes: ruhig, verschlossen, kontaktarm. Bei dieser Beschreibung würde ich unbedingt raten, ihn zum eigenen Hausstand zu ermutigen. Hoffentlich ist die in Aussicht stehende Wohnung nicht in zu großer Nähe zu Euch, damit er wirklich gezwungen ist, sich sein eigenes Umfeld zu schaffen. Das könnte nämlich Wunder bewirken. Dein Sohn wäre dann gezwungen, vieles neu zu organisieren, auf andere Leute zuzugehen, was ihm recht gut bekommen könnte.

Als selbstverständlich setze ich voraus, dass ihr bei Problemen immer zur Hilfe bereit seid. Ich hätte Dir gern einiges privat mitgeteilt, aber leider hast Du keine e-mail-Adresse angegeben. Falls Du Interesse hast, schreib mich doch einfach an.

Alles Gute für Dich und Deine Familie wünscht Dir
Barbara