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THEMA: Desiderata
20 Antwort(en).
Angelika
begann die Diskussion am 22.08.02 (21:28) mit folgendem Beitrag:
Ich weiss leider nicht, ob dieser schöne Text schon einmal gepostet wurde - wenn ja, ist er es sicher wert, noch einmal gelesen zu werden - "Desiderata" heisst frei übersetzt "Das Wünschenswerte" und wurde im Original von dem deutschstämmigen Amerikaner Max Ehrmann 1927 in den USA geschrieben. (Seine Eltern kamen 1840 aus Bayern nach Illinois). Um dieses Prosa-Gedicht schwanken viele Gerüchte - unter anderem, dass es schon 300Jahre alt sei. Dies stimmt jedoch nicht ... hier nun eine, wie ich finde, gelungene Übersetzung...Viel Freude beim Lesen!
Desiderata Geh freundlich und gelassen inmitten von Lärm und Hast und denke daran, welcher Friede in der Stille zu finden ist.
Soweit wie immer möglich und ohne dich selbst aufzugeben versuche mit allen Menschen auszukommen. Rede von deiner Wahrheit ruhig und deutlich und hör anderen zu, selbst wenn sie dir langweilig und unwissend erscheinen, auch sie haben ihre Geschichte. Geh lauten und angriffslustigen Menschen aus dem Weg, denn sie sind eine Plage für den Geist.
Wenn du dich mit anderen vergleichst, werde nie eitel oder verbittert, denn es wird immer Menschen geben, die mehr oder weniger können als du.
Freue dich über das, was du erreicht hast, wie auch über deine Pläne. Behalte das Interesse an deiner Arbeit, doch ohne Überheblichkeit, denn dein Tun und Handeln ist ein wahrer Besitz unter all den Dingen deren Wert mal zu-, mal abnimmt.
Sei vorsichtig bei deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List. Werde dadurch aber nicht blind gegenüber der Tatsache, daß es viele Menschen gibt die noch Ideale haben und sie zu verwirklichen trachten. Sieh auch, daß es überall im Leben noch echte Tapferkeit gibt.
Sei du selbst. Vor allem täusche nicht Zuneigung vor noch werde zynisch, was die Liebe angeht, denn trotz aller Erstarrungen und Entzauberungen, die du um dich siehst, lebt sie ewig fort wie ein Gras.
Beuge dich freundlich dem Rat der Jahre und gib mit Anmut jene Dinge aus der Hand, die der Jugend vorbehalten sind.
Erhalte dir die Schärfe deines Verstandes, denn sie vermag dich vor plötzlichen Unglück zu bewahren. Aber laß dich nicht fallen in ständiges Grübeln. Viele Ängste sind nur eine Ausgeburt von Müdigkeit und Einsamkeit. Nichts gegen eine gewisse Disziplin, im übrigen aber sei freundlich mit dir selbst.
Du bist ein Kind des Universums, wie auch der Baum vor der Tür oder der Stern am Himmel. Du hast ein recht darauf, hier zu sein.
Und ob es dir nun klar ist oder nicht: Das Universum entfaltet sich seiner Bestimmung gemäß. Deshalb lebe in Frieden mit Gott, für was immer du ihn halten magst und was immer deine Arbeit und dein Streben sein mögen in der lärmerfüllten Verirrung des Lebens. Gib deiner Seele Frieden.
Trotz aller Täuschungen, Plackereien und aller zerbrochenen Träume ist es immer noch eine wunderbare Welt.
Sei bedacht. Strebe danach, glücklich zu sein.
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Vroni
antwortete am 23.08.02 (08:35):
Hallo Angelika, ein Text, der sehr viel Lebensweisheiten enthält. Ich habe ihn mir ausgedruckt und werde ihn immer mal wieder lesen. Gruß Vroni
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wese
antwortete am 23.08.02 (21:55):
Desiderata gibt es auch auf Schallplatte, Kassette und CD. Habe es als mp3-Datei gespeichert. Wer möchte es hören?
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Tessy
antwortete am 23.08.02 (23:05):
ich, bitte. wo?
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wese
antwortete am 23.08.02 (23:54):
Für Tessy:
Bitte sehr... siehe unten.
Internet-Tipp: https://home.arcor.de/wese-world/
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tessy
antwortete am 24.08.02 (00:20):
danke, wese.
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Vroni
antwortete am 24.08.02 (11:05):
danke für den tip,wese
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realistin
antwortete am 24.08.02 (11:37):
Danke "wese", habe mir das Lied wiederholt angehört. Ich kenne es schon sehr lange.....in "bitteren" Zeiten hat es mir manchmal einen Denkanstoß gegeben um nicht völlig zu verzweifeln.
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Pamina
antwortete am 24.08.02 (13:31):
Bei Angelikas wunderschöner "Desiderata" fiel mir ein Gebet von Theresia von Avila ein, das ich neulich im Radio hörte. Ich meine, es passt sehr gut in diese besinnliche Reihe und will es hier auch für alle posten:
Gebet
Theresia von Avila 1515 - 1582
Herr, du weißt es besser als ich, dass ich älter werde und eines Tages alt bin. Bewahre mich vor der unheilvollen Angewohnheit zu meinen, ich müsse zu allem etwas sagen und bei jeder Gelegenheit. Befreie mich von dem Verlangen, jedermanns Angelegenheiten in Ordnung bringen zu wollen. Mache mich bedachtsam aber nicht schwermütig, hilfsbereit, jedoch nicht herrschsüchtig.
Angesichts meines unermesslichen Vorrats an Lebenserfahrung scheint es bedauerlich, nicht alles zu nützen, aber Du weißt, Herr, dass ich ein paar Freunde haben möchte am Ende.
Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzählen, verleihe mir Flügel, zur Hauptsache zu kommen. Versiegle meine Lippen,was meine Schmerzen und Leiden anbelangt, sie nehmen zu, und die Lust daran, sie aufzuzählen wird wohltuender mit den Jahren.
Um soviel Gnade zu bitten,dass ich auch an den Erzählungen über die Schmerzen anderer Gefallen finden könnte, wage ich nicht. Hilf mir jedoch, sie mit Geduld zu ertragen.
Ich wage es auch nicht, ein besseres Gedächtnis zu erbitten, wohl aber zunehmende Bescheidenheit und abnehmende Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerung mit den Erinnerungen anderer in Widerspruch zu stehen scheint.
Führe mich zu der großartigen Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich auch irren könnte. Trage Sorge dafür, dass ich einigermaßen liebenswürdig bin. Ich möchte ja keine Heilige sein (mit manchen von ihnen lebt es sich so schwer), aber eine sauertöpfische Alte ist eines der hervorragenden Werke des Teufels.
Schenke mir die Fähigkeit, Gutes zu entdecken an Orten, an denen ich es nicht erwarte und Begabungen an Menschen, denen ich sie nicht zutraute und gib mir, o Herr, die Gnade, es ihnen auch zu sagen.
Amen
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Geli
antwortete am 24.08.02 (15:14):
Danke, Angelika und Pamina, für beide Texte !
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Ilse D.
antwortete am 26.08.02 (15:28):
Desiderata. Das muss doch einfacher gehen:
Siehe und tue Gutes und erwarte keinen Lohn. (Seneca)
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Angelika
antwortete am 26.08.02 (15:41):
Wer keinen Lohn erwartet, der ist aber schon ein bisschen verlogen, gelle? Wir alle erwarten doch Lohn, und sei es in der Form eines dankbaren Blickes oder dergleichen. Max ehrmann wollte vielleicht eher aussagen, dass man in friedlicher Koexistenz mit den Mitmenschen und Mitgeschöpfen leben sollte, ohne sich selbst dabei zu verraten. max Frisch hats kürzer gesagt. "Follow yourself"
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Ilse D.
antwortete am 26.08.02 (16:29):
Desiderata.
Liebe Angelika, "Follow yourself" geht nun wirklich nicht. Mir ist jemand bekant dem es beliebte, aus seinem Fenster vorbeigehenden Passanten einen Blumentopf vor die Füße zu knallen. Dies tut er inzwischen nicht mehr!!
Mit freundlichem Gruss (und Du hast schon tolle Ansichten, das mit den abgehangenen Lenden war nicht schlecht, oder warst Du das nicht?).
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Ilse D.
antwortete am 26.08.02 (16:32):
Desiderata.
bekant - sorry, war ein Schreibfehler. bekannt, bekannt, bekannt, bekannt (wie in der Schule).
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angelika
antwortete am 26.08.02 (17:47):
Liebe Ilse - nun, der Max Frisch war bei aller literarischen Kunst ein kleines, böses Männchen, der mit Freuden starke Frauen kaputt machte - siehe Ingeborg Bachmann und Christa Wolf. Ich denke auch nicht, dass er, ebensowenig wie der Blumentopfschmeisser, sich selbst folgte (im doppelten Sinne) sondern seinem Minderwertigkeitgefühl und dem Zorn auf sich selbst, unter dem andere leiden mussten ... Lass aber mal den Dichter von "Desiderata" diesen Satz sagen (Follow yourself) - dann bekommt er einen besseren Geschmack ... Das mit den Lenden, das war ich ...jaja :-)
Angelika
auweia, wenn ich hier so eine "Ikone" wie Max Frisch ankratze, gibts sicher wilde Proteste - aber ich führe das gerne weiter aus und begründe es :-))
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Karen W.
antwortete am 26.08.02 (20:09):
Desiderata.
Liebe Angelika, wieso Max Frisch? - Ich hab' Dir doch Seneca vorgestellt; aber von mir aus darfst Du herzlich gern an an Max Frisch herumkratzen (ich meine natürlich an der Ikone), Hauptsache Du tust an dem Heiligenschein (ich hab' mir sehr Mühe gegeben, mich hier nicht zu vertippen!)von Seneca nicht rütteln. Aber bitte, erzähle mehr von Max Frisch. ich lese es gern, ausserdem kommen die bisherigen Ausführungen mir durchaus bekannt vor: davon andertmal. Karen W. (vergib mir den Identitätswechsel!).
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angelika
antwortete am 27.08.02 (14:59):
...liebe Karen: aber ich schrieb etwas von "Follow yourself" das als Zitat von Frisch bekannt ist :-) Seine Ikone zerkatz ich mal in einem anderen thread - Desiderata ist fast zu schön dafür :-) Angelika
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Herb
antwortete am 06.09.02 (08:38):
Liebe Freundinnen und Freunde,
das Thema "Desiderata" beschäftigt jeden wohl einmal. Das Ergebnis der eigenen Betrachtung wird wohl von Person zu Person unterschiedlich sein. Eine Freundin aus unserer Community (Seniorentreff Unterfranken) hat sich auch mit dem Thema beschäftigt, dabei ist eine einfache Darstellung im Internet entstanden.
Ich weiß, es gibt auch davon abweichende Texte in den verschiedensten Sprachen. Der Sinn ist überall derselbe.
Internet-Tipp: https://www.stufr.de/och/hp/mueller/desiderata.htm
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thomas
antwortete am 22.11.02 (19:30):
das desiderata ... es tut sich schön lesen ... lebensweisheiten, wo alles rund ist ... ich meine, man sollte sich einen punkt dieser lebensweisheiten vornehmen und einfach mal ausprobieren - wie etwa: "Vor allem täusche nicht Zuneigung vor ..." nach einiger zeit könnten wir ja unsere erfahrungen zum erlebten austauschen ... ? PS. auf meiner garten-homepage ist ebenfalls eine desiderata - übersetzung zu finden
Internet-Tipp: https://www.derkleinegarten.de/
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J. W. v Goethe
antwortete am 28.12.02 (14:33):
Hallo Angelika! Echt ein toller Text, aber ich weis nicht, wie richtig deine Informationen zum Autor sind. Ich kenne "Desiderata" nämlich als Schriftbild in der Kirche "Saint Paul's Church" in Old Baltimore aus dem Jahre 1692. Ich muss aber zugeben, dass ich mich noch nicht näher damit beschäftigt habe. Also, Gruß Goethe
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Angelika
antwortete am 28.12.02 (23:25):
Hallo Goethe - das ist richtig und auch nicht richtig - die Gründung bzw Planung der KIRCHE stammt aus dem Jahr 1692 aber der Text Desiderata stammt von Max Ehrmann. Es gibt und gab eine Menge mysteriöser Geschichten um den ursprung dieser schlichten und doch so schönen Gebrauchsanleitung für das Leben. So war man dann sehr überrascht, als Mitte der 70er herauskam, wie es sich wirklich verhält. Das Durcheinander begann ende der 50er als der Referent und spätere Rektor der St.Paulīs Kirche diesen Text vervielfältigte und nach der Messe an seine Gemeindemitglieder verteilte.(Solche Inspirationstexte werden ja gerne verteilt). Der Text Desidertata wurde - so aus einer zuverlässigen Quelle - auf einem Papier mit dem Briefkopf und dem Gründungsjahr der Kirche gedruckt - 1692. So ein papier landete dann irgendwann auf dem Tisch eines Verlegers und veröffentlichte den Text mit der Jahreszahl und dem namen der Kirche unter dem Titel und schon war die Legende geboren - gleichzeitig aber auch ein lang anhaltender kampf um das Copyright. :-)-
Was immer daran ist: Ein Sprachwissenschaftler hat in jedem Fall festgestellt, dass der text gar nicht aus dem Jahr 1692 stammen kann, da diese Satzstellung und viele der verwendeten Worte zu der zeit noch überhaupt nicht gebraucht wurden. Ich füge einen Link zu einem Formbrief der betreffenden Kirche bei, in der die ganze geschichte noch mal auf Englisch erkläöärt wird - aber zu Deiner version ... "Se non è vero, è bon trovato" - Wenn es nicht wahr ist, ist es sehr gut erfunden. Angelika
Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/Volkert.Braren/desi_inf.htm
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