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THEMA:   Taufpatenschaft

 8 Antwort(en).

Geli begann die Diskussion am 13.08.02 (12:12) mit folgendem Beitrag:

Angeregt durch das Thema über Großeltern und Enkel (Rechte und Pflichten) möchte ich hier mal die Frage stellen: Welche Pflichten haben eigentlich Taufpaten (haben sie auch Rechte?) ?
Wie lange gilt eine solche Patenschaft? Bis zur Volljährigkeit des Täuflings? Oder "ewig" ?
Wie würdet Ihr Euch verhalten, wenn es hier zu ähnlichen Situationen kommt wie bei den Großeltern geschildert?


Seniora antwortete am 13.08.02 (14:14):

Taufpaten

Personen, die die Funktion einer Taufpatin/eines Taufpaten ausüben, übernehmen moralisch-theologische Verpflichtungen gegenüber dem Täufling, nicht jedoch Verpflichtungen, die auf gesetzlicher Basis beruhen. Ebenso entstehen keine Rechte wie beispielsweise Sorge- oder Besuchsrechte.
Im Falle des Ablebens der Eltern kann der Taufpatin/dem Taufpaten das Sorgerecht übertragen werden, falls sie/er zum Kind eine tragfähige Beziehung hat. Ist die Taufpatin/der Taufpate mit dem Kind nicht verwandt, muss in diesem Fall um eine pflegschaftsgerichtliche Genehmigung angesucht werden.

gelesen bei google


schorsch antwortete am 13.08.02 (16:34):

Leider werden als Taufpaten öfters Menschen ausgelesen, die den Eltern im Moment gerade nahestehen. Wenn sich Eltern und Paten später auseinanderleben, verliert das Kind seine Paten. Je weniger die Eltern eine alte Beziehung zu diesen Paten haben, desto grösser ist das Risiko, dass die Beziehung auseinanderfällt. Deshalb sollte man zuerst im Verwandtenkreis nachschauen, ob da nicht jemand wäre, der/die das Amt übernehmen könnte.


Poldi antwortete am 13.08.02 (21:33):

Mir kommt die Taufpatenschaft vor wie ein von der Gesellschaft erwartetes Accessoire zur Taufe, die ebenfalls nur erfolgt, weil "man" das eben tut und allenfalls deswegen, um dem Taufobjekt die Option freizuhalten, sich später zur Kirche aus freien Stücken zu bekennen oder nicht.

Ich selbst hatte zwei Paten, beide ergänzten meinen Namen mit zweitem und drittem Vornamen, einen der beiden habe ich nie kennengelernt, der andere hat mir einmal ein Fahrrad geschenkt, nicht übel, das war's dann aber auch. Und mit 14, nämlich im Alter der Konfirmation, endet das dann ohnehin.


DorisW antwortete am 13.08.02 (22:00):

Liebe Geli,

ich habe mal gehört, daß eine Patenschaft bis zur Konfirmation "gilt". Dies ist natürlich konkret nur auf evangelisch getaufte Kinder anzuwenden, vom Alter her (ca. 13-14 Jahre) aber allgemein übertragbar. Persönlich bin ich aber der Meinung, daß die Patenschaft so lange Bestand hat, wie beide Teile (Kind und Pate) es möchten. Das kann kürzer, aber auch viel länger dauern als bis zur Konfirmation.

Meine "Pflichten" definiere ich mir (als Patin meiner 6jährigen Nichte) selber; sie ergeben sich aus meinem Verantwortlichkeitsgefühl heraus. Ich würde mir auch nur widerstrebend erzählen lassen, was ich für Patenpflichten habe (natürlich abgesehen von denen, die ich bei der Taufe zur Kenntnis genommen habe).

"Rechte" beanspruche ich nicht.

Meine Patenschaft besteht für mich vor allem darin, neben den Eltern eine Bezugs- und Vertrauensperson für mein Patenkind zu sein. Deswegen glaube ich, daß der wichtigste Teil erst noch vor mir liegt, nämlich wenn mein Patenkind zum Teenie heranreift, vielleicht den ersten Liebeskummer hat usw. Um eine entsprechende Vertrauensbasis herzustellen, finde ich es vor allem wichtig, Zeit mit ihr zusammen zu verbringen. (Könnte öfter sein...)
Was ich *nicht* wichtig finde, ist, sie mit Geschenken zu überhäufen. Sie soll in mir keinen Goldesel sehen :-)

Eine schöne Aufgabe, die ich sehr gerne übernommen habe, war es für mich, in der Nacht, als ihre kleine Schwester geboren wurde, bei meinem Patenkind zu sein. Abends kam der verabredete Anruf, ich setzte mich ins Auto, raste 60 km zu meiner Schwester, verbrachte die Nacht bei meiner Nichte, und zum Frühstück kamen die Eltern mit einem neuen Baby und frischen Brötchen...

Mein Patenkind ist übrigens heute in die Schule gekommen. Als stolze "Pante", wie sie mich nennt, war ich natürlich dabei :-)))


WANDA antwortete am 13.08.02 (22:24):

Meine Patenkinder sind inzwischen alle erwachsen. Was Seniora schreibt ist genau das, was ich auch empfunden habe.
Für mich wäre es aber auch eine Selbstverständlichkeit gewesen dann einzuspringen, wenn eins der Elternteile durch Tod weggefallen wäre. Glücklicherweise (in dem Fall für die Kinder) war das nicht der Fall.


schorsch antwortete am 14.08.02 (10:34):

Mein Patenkind sagt heute noch <Götti> (Pate), ihre Kinder sagen <Onggle> (Onkel) zu mir. Und sie bekommt heute (sporadisch) mehr von mir als damals in ihren Kindertagen - denn da war ich ein armer Wurm und musste mir Geschenke vom Mund absparen.


Geli antwortete am 14.08.02 (10:39):

Ich danke allen für die bisherigen Antworten!
Hier noch einiges zur Verdeutlichung der vielleicht etwas unklaren Situation:

Schorsch, Du hast sicher recht, aber für diesen Fall nützte das auch nichts: Patin und Kindesmutter sind Cousinen, haben sich aber seit der Kindheit nicht mehr gesehen. Trotz leichter Zweifel an der Sinnhaftigkeit (zwischen Paten und Patenkind liegen etwa 3000 km Luftlinie) gab man dem Bitten der Eltern nach. Doch schon beim ersten Treffen, etwa ein halbes Jahr nach der Taufe (!) - es war so eine Art "Ferntaufe", aber es gibt noch ein zweites Taufpatenpaar vor Ort - merkte man auf beiden Seiten, daß man sich vom jeweils anderen ein ziemlich falsches Bild gemacht hat, d.h. daß man nur schwer "miteinander kann".

Selbstverständlich will man alle "Pflichten" getreu erfüllen, denn das Kind soll keinesfalls darunter leiden. Aber unter den gegebenen Umständen fällt es doppelt schwer, eine, wie Seniora schrieb, "tragfähige Beziehung" aufzubauen, so daß man im Fall des Falles, wie Wanda schrieb, selbstverständlich "einspringen" könnte. Denn außer telefonischen Kontakten (mit allmählich "fremden" Paten) und ab und zu ein Päckchen scheint nicht viel drin zu sein. Auch wenn man die "Spannungen" zwischen den Erwachsenen "tarnt" - Kinder haben da eine feine Antenne (wie man ja auch bei Scheidungen etc. bemerkt). Würde man das Kind dadurch nicht ungewollt in Zwiespalt stürzen? Und es sollte doch auch nicht so sein, wie Poldi es beschrieb.

Natürlich wäre man am liebsten eine "Pante", wie DorisW sie beschrieb - aber dazu braucht es nicht zuletzt wohl auch räumliche Nähe. Doris, ich bin ganz sicher, daß Du eine tolle "Pante" bist!

Vielleicht habt Ihr ja noch ein paar Ratschläge?


Nuxel antwortete am 14.08.02 (11:48):

Im Siegerland wurde die Patin früher "Gote" genannt,als Kind nannte ich meine Gote "Dota" und dieses Wort blieb uns bis zu ihrem Tod als vertrauliche Anrede und sagt auch wohl aus,dass wir ein vertrautes Verhältnis zueinander hatten,obwohl sie nach Königsberg heiratete.-Flucht auf der Wilhelm Gustloff,die beiden kleinen Kinder an ihren Leib gebunden,so wurde sie nach der Torpedierung von dänischen Fischerbooten gerettet und kam nur aus dem Flüchtlingslager nach Deutschland,wenn sie eine Wohnung angeben konnte.
Reiche Geschwister mit eigenen Häusern hatten keinen Platz
----Mein heißgeliebtes Turmzimmerchen im großelterlichen Haus,in dem wir auch Zuflucht gefunden hatten,stellte ich ihr zur Verügung.Es war selbstverständlich für mich-noch heute denke ich an die schönen Stunden,die wir verbrachten.Höre noch ihre schöne Altstimme,wenn sie zur Laute -die ich ihr von mir gab-alte Volksweisen sang.Besonders beindruckt hat mich immer wieder das :Land der dunklen Wälder-Lied...
Es war und blieb: meine Dota