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THEMA:   Immer von die Frauen lernen!

 5 Antwort(en).

Emil Wachkopp begann die Diskussion am 27.04.02 (19:04) mit folgendem Beitrag:

Die Erna war eigentlich ein gediegenes Weibsbild. Nu glaub ich ja gar nich, dat se wirklich eine Zigeunerin war. Aber sie hat sich immer als Zigeunerin ausgegeben und von Beruf war sie Wahrssagerin. Richtig mit Wohnwagen, schwarze Katze, Kristallkugel, Weihrauch und alles. Mit den Weihrauch hat sie denn die Kugel und sich selbst immer ganz benebelt, un denn hett se in de Kugel reingeglotzt und denn hat sie gesagt: „Ik seh... oh! .... ohhh! ... ik se.“ Dat langte denn meist schon, so dat ik ganz aus‘n Leim waar. Und denn hat sie genau weisgesagt, wat so allens op een tokümmt: Gehalt, Heirat, Kinder, Erfolg, Beerdigung u..s.w.
Ich wollt die Erna aus den Grund erst gornich hebben. Wenn eine Frau immer die Wahrheit weiss, denn kannst ihr ja nie wat vorflunkern. Nee, so will Emil das garnich haben.
Die Erna konnte einen wunderschönen Birnenschnaps brauen. Vun den waar ik op‘n ersten Schluck schon ganz angetan. „Bi Mannsbiller as du een büst, Emil, geiht de Leev ümmer dörch de Kehl.“ Das hatte sie mi gleich schon bei unser erstes Rendez-Vous weisgesagt. „Ja denn kipp man noch einen ein, dass sich das auch bewahrheiten tut. Aber nich zu viel, damit ich dat ook noch bewahrheiten kann.“
Aber denn ist alles ganz anders verlaufen, als ich mi dat erträumt hatte. Das ist nu schon lange her. Ich war op‘n Weg na Erna hen und hatte schon alle meine libidinösen Vorräte aktiviert. (Ich war in froher Erwartung, würde der psüchologische Laie sagen.) Aber denn ist alles ganz anders gekommen. „Emil wies mi maal dien Hand.“ „Rechte oder linke?“ „Dat is egaal, Emil.“ „Denn nehm ik de rechte. Auf die bin ich stolzer, weil die im Leben mehr gearbeitet hat.“ Und denn hat sich die Erna in meine Hand vertieft. „Ik seh...“. „Wat? Da auch?“ „Still Emil! Diese Arbeit fordert Konzentration.“ „Ja dat is bloss, ich find dat garnich so schön, wenn die Wahrheit überall ansteht. Jaja, bin schon still.“ „Ik seh....oh!.....ohhhh!!...“ „Nu sag doch schon! Möökst mi jo ganz hippelig.“ „Das da Emil, das ist die Lebenslinie.“ „Meine oder die von meine Hand?“ „Quatsch nich Emil! Du hast eine sehr lange Lebenslinie.“ „Aha.“ „Du hast ein sehr langes Leben vor dir.“ „Jaja, aber ik will nich immer bloss einfach so oploos leben. Ich brauch auch ehrer mal‘n beten Spannung. Vunwegen die Psüche.“ „Ja Emil, dann schauen wir uns mal deine Liebeslinie an.“ „Wat, sowat gifft dat ook? Wat dat allens gifft!“ „Ik seh ...oh! ...ooohhh!!!...“ „Ogottogott, wat denn?“ „Sieben fette Jahre.“ „Dat is schon mal wat weert.“ „Aber ik seh ook...“ „Neenee, nu langt dat!“ „Ik seh...oh! ..... ohhhh!...“ „Nu möök di man op wat gefasst, Emil Wachkopp. Nu geht‘s ab ins Kloster.“ „...sieben magere Jahre.“ „Kiek, ook dat noch. Und wat kümmt zuerst?“ „Die mageren Jahre.“ „Ja, is denn dat sicher? Vielleicht liest du meine Hand op‘n Kopp.“ „Quatsch nich, Emil!“
„Ja denn kann ik mi ja nu schon beerdigen lassen. Wat schall een mit so‘n langes Leben, wenn he sik da doch bloss durchmagern muss? So will Emil dat gornich hebben.“


Emil Wachkopp antwortete am 27.04.02 (19:05):

„Emil, der Mensch ist mehr als Lust.“ „Aha.“ „Es gibt anderes.“ „Aha.“ „Arbeit, aufopfernde Tätigkeit, Strebsamkeit, Erfolg.“ „Aha.“ „So ist es, Emil.“ „Und steht das auch alles in meine Hand?“ „Ja Emil, in der Erfolgslinie. ----- Emil, das ist aber gediegen. Ich finde in deiner Hand gar keine Erfolgslinie.“ „Vielleicht in der anderen Hand.“ „Sowat is mi noch nie untergekommen.“ „Vielleicht wächst die noch nach.“ „Emil, das is aver een schöön Pleite!“ „Gifft dat keen anner Körperteil, wo een mien Erfolg an ablesen kann.“ „Quatsch nich, Emil!“
Da wurde denn keine Heirat aus, weil ein Mann ohne Erfolgslinie war für ihre Branche ungeeignet, meinte die Erna. Ein Monat später ist sie denn bei ein Verkehrsunfall fast ums Leben gekommen. Dat se dat gornich in ehr Kristallkugel sehn hett! Aber sie hat denn den Arzt geheiratet, der sie für den Beinbruch behandelt hat. „De hett een schöön Erfolgslinie“, hett se mi seggt. Aber richtig glücklich ist sie mit den ook nich worrn. „De hett jo keen Liebeslinie nich, Emil. De will immer bloss fernkieken“, hett se me later maal vörjammert.
So is dat: Man kann in‘t Leven nich alles kriegen. Das hab ich gelernt. Und denn hab ich noch was gelernt: Kiek in diene eigenen Hände und lass die Hände von andre Lüüd in Ruh! Denn wenn man sik dat maal richtig überlegen tut, denn kann die Erna auch keine richtige Erfolgslinie gehabt haben. Aber der Erfolg vun anner Lüüd kann dat denn ook nich kompenseern. So ist dat!


Ilse Wedelstaedt antwortete am 27.04.02 (19:16):

"Unterschätze nie die Macht einer Frau" - paßt vielleicht hierher?? Bekam ich neulich zugeschickt. Schaut mal unter "Witze" nach.

Gruß
Ilse W.


Rosmarie Schmitt antwortete am 28.04.02 (22:49):

Lieber Emil,

als Nicht-Norddeutsche habe ich mich schwer durchgeackert durch deinen Text, aber ich habe ihn wieder _genossen_!!! Köstlich! :-))) Danke!

Eine fröhliche, liebevolle und erfolgreiche Woche!
Rosmarie


Emil Wachkopp antwortete am 30.04.02 (00:15):

Dank Euch schön, Mädels. Nein, Emil unterschätzt nie die Macht und dat Können vun die Frauen, weil ik doch all dat schon am eigenen Leib zu spüren gekriggt heff. Meine Frau, was die Emma is, hett mi sogor maal dat Leven gerettet. Das war beim Autofahren und dat fing an to regnen un ik heff de Scheibenwischers nich in Gange gekriggt. "Emil!! Brems!!, hett se bloot seggt. Zwei Worte nur, die aber zwei Leben gerettet haben. Ik vertell disse Geschicht later maal.
Ik wünsch Euch auch alles Gute und Liebe, Kinder.


WANDA antwortete am 30.04.02 (08:57):

emil, du bist köstlich, ich wünsche dir und emma einen schönen 1. mai......