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THEMA:   Das Schweigen

 22 Antwort(en).

Sieglinde begann die Diskussion am 22.02.02 (20:41) mit folgendem Beitrag:

Hallo, ich stelle zur Diskussion und zum Ratgeben:
Ich bin seit bald 40 Jahren verheiratet. Mein Mann hat sich zu einem Schweiger entwickelt. Mehr als Guten Morgen oder Gute Nacht braucht er nicht zu sagen. Auf Fragen bekomme ich oft keine Antwort oder nur ein Achselzucken.
Für mich ist dieses Verhalten ausgesprochen frustrierend und ich sehe es auch als ein unsoziales Verhalten an.
An ein richtiges Gespräch kann ich mich kaum noch erinnern.
Freunde haben sich zurückgezogen, weil er auch dort nicht geredet hat.

Es macht mich einfach krank und ich überlege, ob es nicht doch besser ist, jetzt noch allein zu leben.
Kennt jemand auch eine solche Situation?
Ich schreibe anonym, weil wir die gleiche Mailadresse haben.
Eine ziemlich verzweifelte Sieglinde


Barbara antwortete am 22.02.02 (22:28):

Hallo Sieglinde,

für mich wäre die Frage wichtig, ob er einfach vom Typ her introvertiert ist, weil Du schreibst, dass er bei anderen auch kaum spricht, oder ob das Schweigen eine Verweigerungshaltung darstellt. Es gibt ja Leute, die in Harmonie zusammen leben und sich ohne Worte verstehen. Verstehst Du, was ich meine?

Mein Mann saß gegen Ende unserer Ehe nur noch mit Beruhigungstabletten schweigend im Zimmer. Als ich ihn um ein klärendes Gespräch bat, entgegnete er: "Ich lehne jede Diskussion mit Dir ab!" Ich fragte ihn, was das für eine Ehe sei. Zwei Jahre habe ich noch ausgehalten und dann die Ehe endgültig als beendet erklärt. Niemand war erstaunter als mein Mann.

Nach vierzig Jahren würde eine Trennung für beide eine große Umstellung bedeuten. Wenn die Alternative jedoch lautet, am Schweigen zu zerbrechen, würde ich mich trennen. Es ist nie zu spät, in Frieden zu leben.

Als letztes kommt mir noch der Gedanke, ob Dein Mann evtl. krank sein könnte. Hat er noch irgendwelche Interessen oder insgesamt mit der Welt abgeschlossen?

Gruß Barbara


Maria M. antwortete am 23.02.02 (01:31):

Hi, Sieglinde.

Ich fasse zusammen: 40 Jahre verheiratet, er hat sich - wann? - zum Schweiger entwickelt. Und jetzt ist dieses Verhalten "frustrierend". Und Sie sind "ziemlich verzweifelt".

Bevor Sie sich zu einer Trennung entschließen, die Sie zur Diskussion stellen und dafür nach "Leidgenossen" suchen - wann haben Sie denn das "achselzuckende Schweigen" zum ersten Mal registriert? Vor 30 Jahren, vor 10 Jahren?

Au weia! "An ein richtiges Gespräch kann ich mich kaum noch erinnern". Bitte, versuchen Sie das doch. Nur so können Sie auf die Spur kommen, warum diese Gespräche abgebrochen sind.

"Es macht mich einfach krank". Das kann doch nicht nach 40 Jahren Ehe/gemeinsames Leben mit allen Höhen und Tiefen das einzige Fazit sein?!

Also, meine zwei Überlegungen. Nach 40 Jahren Ehe sind beide dran beteiligt, dass es u.U. nicht mehr klappt. Liebe Sieglinde, das bedeutet für Sie, nicht einfach aus dieser Situation abhauen zu können. 2. Haben Sie schon mal in Betracht gezogen, dass Ihr Mann vielleicht krank ist? Sich zurückziehen aus dem Alltag, Achseln zucken, nicht mehr reden, nicht mal mehr mit Ihnen, mit Freunden, das macht Sie nicht nachdenklich?

Ich bin gespannt, was andere darüber "denken"?

Verständnisvolles Umarmen, Ihre Maria M.

(Internet-Tipp: www./seniorentreff/de/diskussion...)


Maria M. antwortete am 23.02.02 (01:40):

Schorsch, zu Hilfe. Hätte gern gewusst, wie Sie drüber denken? Danke, Ihre Maria M.


eva antwortete am 23.02.02 (15:27):

Hallo Sieglinde<so lange hatte ich mit keinem Mann gelebt wie du. Die ernste Ehe zerbrach nach 4 jahren,
die zweite Ehe dauerte cca. 14 Jahre, dann bin ich eine Witwe geworden.
Aber. Meine Mutter in Ihre letzte Jahre war unfähig eine Thema besprochen, Ihr fehlten die Worte, sie hatte Demenz in 3 Stadium. Sie hatte immer Angst, das Sie langweilig wird für uns, mein 2 Söhne, welcher sie sehr geliebt hatten. Ihr fehlt einfach keine Thema in Kopf an.

Grüss Dich Nasti

(Internet-Tipp: https://members.tripod.de/Kunstgalerie)


Ursula antwortete am 23.02.02 (17:17):

Hallo Sieglinde,

aus Deiner Schilderung entnehme ich, dass Dein Mann früher kein "Schweiger" war.
Hat sich Dein Mann auch sonst in seinem Wesen verändert?

Wenn es keine plausible Erklärung für das veränderte Vehalten Deines Mannes gibt (z.B. schwerwiegende und länger anhaltende familiäre Probleme), solltest Du auch an eine ernste organische oder seelische Erkrankung denken. Beispielsweise könnte Dein Mann an einer schweren - behandlungsbedürftigen - Depression leiden.

Damit Du nichts versäumst, wäre es meines Erachtens gut, wenn Du Dich von einem Arzt Deines Vertrauens beraten lassen würdest.

Alles Gute.

Ursula


Barbara antwortete am 23.02.02 (17:58):

Hallo Sieglinde,

hast Du die Beiträge unter "Trennung im Alter" im gleichen Forum ganz unten gelesen? Vielleicht erhältst Du dort weitere Anregungen.

Barbara


Heribert antwortete am 01.03.02 (08:02):

Hallo liebe Sieglinde, bitte verstehen Sie meine Frage nicht als Indiskret. Meine Eltern haben beide gearbeitet, als sie in den verdienten Ruhestand gegangen sind, hatte sie sich nicht mehr viel zusagen. Meiner Frau heute sage ich immer wieder, es gibt noch ein "Leben" nach den Kindern.
Meine Eltern sind fast ihr ganzes Leben lang "gerannt". 4 Kinder, Hausbau und vieles mehr, wir lassen uns in einer schnell lebenden Welt mitreißen, auch ich bin ein "Schweiger", meistens tue ich es, wenn ich mir Gedanken über irgend etwas mache, dann werde ich nachdenklich. Meine Ehefrau bemerkt dies sofort und sie fragt dann nach: Ist etwas mit Dir? Vielleicht sollten Sie versuchen heraus zufinden, ob Ihren Mann etwas bedrückt. Wir Männer, leider Gottes, denken da immer es wäre eine Schwäche Gefühle zu zeigen. Ich höre noch heute die Worte, ein Junge weint nicht. Wir sollten das Reden miteinander wieder zum Mittelpunkt werden lassen. Mit lieben Grüßen Heribert.


hedwig antwortete am 01.03.02 (09:24):

An Heribert!

Die nette Art und Weise deiner Erklärung im Beitrag berührt mich.
Hoffentlich lesen ihn viele, auch solche Kameraden wie ich, die,
verwitwet, ihre gute Ehe hinter sich haben, die sich aber erfreuen an
dem guten Miteinander,
das durch deinen Ton, Heribert, hier gepflegt wird.

Einen Gruß auch an deine Frau.
hedwig


schorsch antwortete am 01.03.02 (11:31):

Auch ich denke lieber. Meist schweige ich dabei. Das passt meiner Frau auch nicht immer. Denn manchmal redet sie zu mir - und ich höre nicht zu. Oder ich gebe Antwort - und weiss es gar nicht. Wie kann man da helfen?

Schorsch


Barbara antwortete am 01.03.02 (15:11):

Das andere Extrem wäre ja "totgequatscht" zu werden, was auch nicht angenehm ist ;-)
Insofern muss zuerst geklärt werden, ob jemand schweigt, weil er in sich ruht, mit sich und der Welt zufrieden ist oder ob sein Schweigen bedeutet: "Ich lehne es ab, mich mit Dir zu unterhalten!"

Sollte das letztere der Fall sein, könnte man evtl. auch eine Gesprächstherapie in Erwägung ziehen. Auf jeden Fall wäre dieser Weg besser, als an der Sprachlosigkeit zu zerbrechen.

Zu Schorsch: Ich denke, Deine Frau kennt Deine Kreativität und weiß, dass Deine Gedanken stets beschäftigt sind, damit Du aufs Neue produktiv sein kannst.

Gruß Barbara


schorsch antwortete am 01.03.02 (16:47):

Zitat Barbara: "....Zu Schorsch: Ich denke, Deine Frau kennt Deine Kreativität und weiß, dass Deine Gedanken stets beschäftigt sind, damit Du aufs Neue produktiv sein kannst....."


Wäre eigentlich schön - wenn sie das auch so sehen würde.......

Schorsch


Barbara antwortete am 01.03.02 (17:14):

@ Schorsch

Da bin ich mir 100%ig sicher!!!

Sonst gib mir mal ihre e-Mail-Adresse, dann "therapieren" wir uns selbst ;-)))

Gruß Barbara


Claudine antwortete am 17.04.02 (11:30):

Hallo Sieglinde,
könnte es nicht sein, daß du das Schweigen erst jetzt bemerkst? Weil du im Alter mehr Zeit hast und neue Erwartungen hegst?( Gott sei Dank) , die aber nicht der andere, sondern nur man selbst sich zunächst erfüllen kann. Hast doch schon einen Anfang gemacht, indem du hier Kontakte suchst.
Erwartungen an den anderen führen in der Regel zu nichst,--eher nur zu Trotz -und noch mehr Schweigen.
Also:; eigene Interessen aufbauen, freundlich sein, keine Erwartungen hegen,--und vielleicht lockert sich damit die Atmosphäre.
In Gesprächen kann ich immer wieder hören, wie sehr man gerade in der sogenannten "alten" Ehe die kleinen Gesten und die wenigen Sätze des Alters zu schätzen lernt,--alleine das Beieinandersein zählt,---viel, viel mehr als in den jungen Jahren,--wenn es nicht eine tiefe Abneigung gibt. Dann : nichts wie los!
LG
Claudine


Geli antwortete am 18.04.02 (11:02):

Manche schweigen auch nur, weil sie schlecht hören, und das nicht zugeben können oder wollen.


hugo antwortete am 18.04.02 (19:33):

...wenn ich mal 2 bis 3 Tage kein Wort zu meiner Frau spreche ,dann doch nur aus Anstand,weil ich mich nicht getraue,sie zu unterbrechen. ;-))


Nuxel antwortete am 30.04.02 (17:37):

AAaaber,aber;Huuuugo!
Ich kenn Dich nicht,Du kennst mich nicht----aber zum Lachen hast Du mich gebracht!
Hat Deine Frau auch Sinn für Humor?
Fröhliche Grüße von Nuxel


Felix Schweizer antwortete am 01.05.02 (01:30):

Dieses Phänomen ist mir völlig unbekannt .... und unbegreiflich für Menschen, die nicht nur koexistieren!


Nuxel antwortete am 01.05.02 (10:09):

Hallo,Felix Schweizer
vielleicht bin ich etwas dumm,aber auch,wenn du das jetzt denken solltest,frage ich:Welches Phänomen meinst Du,bitte?

Das Schweigen oder den Humor?

Bin gespannt auf Deine Antwort,lerne gerne dazu!
Nuxel


Felix Schweizer antwortete am 01.05.02 (11:51):

Entschuldige Nuxel .... ich bezog mich ... ohne das klar zu deklarieren ... auf den Beitrag von Sieglinde als Einleitung zu diesem Thema.
Ich muss präzisieren, dass ich das Phänomen des Schweigens auch schon erlebt habe ... aber nur kurzfristig, wenn man den Einstieg in ein klärendes Gespräch ... nach einem Konflikt mit seinem Gegenüber .. nicht gleich findet. Aber aufgepasst ... falls beide Gesprächspartner über längere Zeit auf das Entgegenkommen des andern warten .. besteht die Gefahr einer einseitigen oder beidseitigen Trotzreaktion. "Jetzt brauchst du auch nicht mehr das verletzende Schweigen zu brechen ... Ich bleibe auf meinem hohen Ross ... denn du hast mich beleidigt.....Ich bleibe bei meiner verbohrten Haltung ... Ich gebe mir keine Blösse ..... etc. oder so ähnlich.
Dieses chronisch gewordene Schweigen habe ich als mir persönlich unbekanntes Phänomen bezeichnet. Als Betroffener würde ich alles unternehmen um diesen Terror abzubrechen.


Nuxel antwortete am 03.05.02 (08:48):

Hallo,Felix Schweizer
danke für Deine Antwort! Ja,auch ich würde jederzeit versuchen,ein ungutes Schweigen - möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wenn doch,
dann gibt es so viele Möglichkeiten,den ersten Weg zu gehen!
Kann man sogar "schweigend" machen;-))
Eine kleine Geste,irgendetwas tun,wovon man weiß,daß der(oder die)Andere sich darüber freuen würde.
Es gäbe noch viele Beispiele!
Einen schönen Tag wünsche ich Dir und allen,die hier noch lesen!
Nuxel


Nuxel antwortete am 03.05.02 (08:54):

Hallo,Felix Schweizer
danke für Deine Antwort! Ja,auch ich würde jederzeit versuchen,ein ungutes Schweigen - möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wenn doch,
dann gibt es so viele Möglichkeiten,den ersten Weg zu gehen!
Kann man sogar "schweigend" machen;-))
Eine kleine Geste,irgendetwas tun,wovon man weiß,daß der(oder die)Andere sich darüber freuen würde.
Es gäbe noch viele Beispiele!
Einen schönen Tag wünsche ich Dir und allen,die hier noch lesen!
Nuxel


schorsch antwortete am 03.05.02 (10:02):

Es gibt auch ein heilsames Schweigen: Das Schweigen, das beide Partner dazu benutzen in sich zu gehen - statt explosiv sofort zu antworten.

Schorsch