Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Freiheit

 28 Antwort(en).

margretm begann die Diskussion am 04.12.01 (14:28) mit folgendem Beitrag:

An alle Mitleser,
ich bin 61 Jashre alt, Rentnerin, und bin immer noch nicht frei von meiner Mutter. Zur Erklärung möchte ich anmerken, daß mein Mann und ich vor 25 Jahren gebaut haben. Meinen Eltern haben wir damals ein dingliches Wohnrecht eingeräumt.Solange mein Vater noch lebte, war das Zusammenleben erträglich.Seit 15 Jahren aber erlebe ich die Hölle. Meine Mutter ist fast 91 Jahre alt,mit leichter Altersdemenz,vom Charakter sehr böse. Tratsch und Quatsch ist ihre Leidenschaft, ohne Rücksicht auf meine Familie. Seit drei Jahren habe ich Depressionen und war schon in Behandlung. Aber da sie in unserem Hause lebt, ist dieser Zustand fast nicht zu ändern.Mit Lügen läuft sie durch die Nachbarschaft es ist unerträglich. Wie bekommen wir das in den Griff, wer kann mir Ratschläge geben?


Barbara antwortete am 04.12.01 (15:42):

Liebe Margret,

und wie gut ich Dich verstehe! Halte Dich, wo es irgend geht, von Deiner Mutter fern. Versuch, sie als ganz normale alte Frau zu sehen, und nicht als Deine Mutter. Hasse nicht zurück, sondern bemüh Dich, über die Gemeinheiten hinwegzugehen. Falls Dich jemand auf die Schludereien hin anspricht, sage: "Das ist unter meinem Niveau. Dazu äußere ich mich nicht!" Das ist sehr schwer, aber sonst besteht die Gefahr, daran zu zerbrechen.

Mir sagte einmal ein Arzt: "Solche Mütter sind keine Mütter. Sie sind dieser Person psychisch nicht gewachsen!" Wenn mich etwas sehr aufregt, nehme ich ein Baldrian-Hopfen-Präparat. Das schadet niemandem, und ich bekomme eine innere Ruhe.

Du mußt Dich auch nicht gezwungen sehen, sie einzuladen, wenn Du Dich der Situation nicht gewachsen fühlst. Auch Deinem Körper gegenüber hast Du eine Verpflichtung, nämlich ihn vor derartigen Anfeindungen zu schützen. Mach` Dich frei von Schuldgefühlen, niemand - auch die eigene Mutter - hat ein Recht, ein anderes Leben zu zerstören.

Viel Kraft und innere Ausgeglichenheit wünscht Dir
Barbara


margretm antwortete am 04.12.01 (17:55):

An Barbara,
danke für deine lieben Zeilen, sie haben mir gut getan.
Dies alles was du beschreibst habe ich schon versucht.
Aber was mache ich, wenn sie vor unserer Wohnungstür steht?
Das Problem besteht darin, daß sie, wenn sie ihre Bosheiten über uns bei anderen abgelassen hat und selbst befreit ist, möchte sie wieder mit uns in Frieden leben. Diesen Altersbonus kann ich ihr nicht mehr gewähren und ziehe mich zurück. Aber sie steht immer wieder vor der Tür. Wir denken schon ernsthaft daran unser Haus zu verkaufen, aber irgendwo kann es das doch nicht sein.
Nochmals danke für deine lieben Zeilen
Margret


Barbara antwortete am 04.12.01 (22:02):

Liebe Margret,

es ist wirklich zum Verzweifeln.
Aber gesetzt den Fall, Ihr zieht weg, dann seid Ihr für Deine Mutter auch nicht erreichbar. Insofern hast Du auch jetzt das Recht, sie nicht in Eure Wohnung zu lassen, wenn Ihr Eure Ruhe haben wollt. Das ist reiner Selbstschutz! Vielleicht könnte Dein Mann einmal mit Deinem Arzt sprechen, damit er erfährt, wie wichtig es für Dich ist, endlich vor ihr Ruhe zu haben. Und laßt andere reden, was sie wollen. Es geht um Euer Lebensglück!

Es gibt immer einen Ausweg! Du schaffst es schon!

Liebe Grüße von Barbara


Rosmarie Vancura antwortete am 05.12.01 (17:04):

Liebe Margret!

War sie schon immer so, oder erst seit beginnender Altersdemenz?

Es ist wirklich, wie Barbara es sagt, vermeide jede Konfrontation. Es bringt nichts. Du musst es schaffen, Dich innerlich von ihr zu verrabschieden. Sie als Fremde
wahrzunehmen. Das ist hart und hört sich hart an. Es gibt keine andere Möglichkeit. Die " Dame " ist 91, ihre Zeit ist normalerweise enger begrenzt als Deine. Ich sehe die Gefahr, dass Du selbst, ist sie einmal nicht mehr da, zum
Pflegefalls wirst.

Und suche Dir jemand, bei dem Du fluchen, schimpfen, heulen kannst ohne jede Rücksicht...Eine Klagemauer die Verständnis für Dich hat. Dampfablassen!

Es sind alles gute Ratschläge, welche Du bekommst. Leider ist es so wie immer....sich durchkämpfen und damit fertig werden musst Du alleine.

Wir haben schon mal miteinander gesprochen, nicht?

Ich umarme Dich und wünsche Dir ein sehr gutes Standvermögen und übe Dich in der "Kunst ein Egoist zu sein"

Herzliche Grüsse Deine Rosmarie


Schorsch antwortete am 05.12.01 (17:27):

Auch meine Mutter war so - schon mit 40 begann das. Wir Kinder lösten uns von ihr. Denn jedes begann einmal zu begreifen, dass jeder Mensch sein eigenes Leben leben darf und muss.
Heute geht unsere Mutter im 98. Sie ist seit etwa 10 Jahren im Altersheim. Am Anfang war sie sehr böse zu allen Schwestern und bezeichnete sie als Diebinnen. Vor etwa 5 Jahren fiel sie ins Koma. Die Ärzte riefen uns zusammen, da es nur noch ein paar tage gehen könne. Aber nach Wochen erwachte sie - und war ein ausgewechselter Mensch. Alle Leute waren Schätzli und sie redete nur noch Gutes von ihnen.
Auch jene meiner Schwestern, die einen unbändigen hass auf Mutter entwickelt hatten, gehen sie nun wieder besuchen und streicheln sie!
Mein Rat an Margret. Lasst eure Mutter - nötigenfalls mittels ärztlichem Machtwort - in ein Pflegeheim überweisen. Erst dann könnt ihr wieder selbst zu leben beginnen!

Schorsch


margretm antwortete am 05.12.01 (21:34):

An Barbara,Rosmarie und Schorsch,
es tut mir gut, zu erfahren, dass auch andere viel Leid durch die Mutter erfahren haben.
Meine Mutter war schon immer so, sie hat nur eine Sorte Kinder - Söhne - , aber da kann ich mit leben. Nur mit ihrer Bösartigkeit nicht, heimtückig und hinterlistig spielt sie die Menschen gegeneinander aus. Mich gegen meine Brüder,
uns gegen die Nachbarn. Sicher die Nachbarn kennen sie ,und wissen sie schon einzuschätzen, aber jeder hört ihr zu.
Und ich denke, so ein bißchen von all dem Tratsch wird bei den Menschen negativ über uns hängenbleiben. Für die Einweisung ins Pflegeheim müsste sie Ihre Einwilligung geben.
Ihre behandelnde Arztin hält ihre Altersdezmenz noch nicht für bedenklich. Wie gesagt, böse und unberechenbar war sie schon immer, ich kenn sie nicht anders. Unsere kleine Familie hat jetzt beschlossen, sie Weihnachten nicht einzuladen und ihr auch keine Geschenke zu überreichen.
Wir feiern bei uns den Heiligen Abend. Sie hat mir schon signalisiert, daß sie dann zu Hause sei, denn sie wurde von keinem meiner Brüder eingeladen. Ich hoffe nicht, daß sie vor unserer Tür steht. Ich wünsche mir, daß ich endlich den
Abstand zu ihr schaffe, den ich für meine Gesundheit dringend benötige. Nochmals Danke für all die lieben Zeilen.

Liebe Grüße
Margret


Gerlinde antwortete am 06.12.01 (13:55):

Liebe Margret,

du gehst einen schweren Weg. Vielleicht hilft dir das Buch "Vergiftete Kindheit" (Elterliche Macht und ihre Folgen) von Susan Forward, manche Entscheidungen besser treffen zu können. Mir hat es sehr geholfen. Schreibt es doch offen über Dinge, die ich mich gar nicht zu denken getraut habe, aus angst ich sei eine schlechte Tochter. Irgendwann muss damit Schluss sein. Wir, die Töchter, haben auch ein Recht zu leben. Unsere Zeit ist auch bemessen.
Ich wünsche dir viel Kraft und Lebensfreude, Gerlinde


Schorsch antwortete am 06.12.01 (21:20):

Liebe Margret

Glaub doch ja nicht, die Nachbarn und Freunde Deiner Mutter hätten deren Machtspiel und ihre Intrigen nicht längst durchschaut. Lebe nach dem Prinzip: Tue recht und scheue niemand. Würde jemand etwas auf das Geschwätz Deiner Mutter geben, wäre er nicht wert, ernst genommen zu werden.

Schorsch


Manuela antwortete am 07.12.01 (12:28):

Liebe Margret,
ich war in einer ähnlichen Situation, bis ich - nach langen Jahren schwerer Depression und Selbstvorwürfen - erkannt habe, dass meine Mutter meine Rücksichtnahme immer weiter ausgenutzt hat. Ich habe mit Hilfe meiner Kinder und Freunden ganz langsam mein Selbstbewusstsein wieder aufgebaut und gezielt versucht, meiner Mutter die Grenzen aufzuzeigen. Ich habe beispielsweise Weihnachten etwas gekocht, was sie absolut nicht mochte. Ich habe Freunde eingeladen, die sie nicht leiden konnte. Ich habe mir einen Hund angeschafft, mit dem ich Gassi gehen musste, wenn sie vor der Tür stand. Also mit vielen Kleinigkeiten versucht, mir einen Freiraum zu schaffen, ohne als "böse Tochter" dazustehen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute.


Moka antwortete am 09.12.01 (17:13):

liebe Margret,
ich glaube, ab gewissen Alters haben wir alle dieses Problem. Und ich hoffe bloß, daß ich nicht auch einmal so werde. Meine Mutter ist 83 Jahre alt, sie hat noch ihren Partner,und ihnen geht es noch relativ gut. sie fährt sogar noch Auto, was ich nicht mehr so gutheiße, aber sie hat dann ein Stück Selbständigkeit, denkt sie. Obwohl, sie fährt zum Glück nur noch am hellen Tag und nur noch in ihrer unmittelbaren Umgebung. Aber die beiden sitzen nur den ganzen Tag zu Hause, und warten, daß ihnen von uns, d.h. meine Kinder und ich, ihnen die Freizeitgestaltung machen. Ich bin selbst noch ganztags berufstätig und habe fast kaum Zeit. Da ich die Einzige bin, erwartet sie, daß ich mich immer um alles kümmern muß. Sag ich mal was, machen die beiden ja doch genau das Gegenteil. Habe schon hundertmal gesagt, sie mögen sich an die AWO, die direkt um ihre Ecke ist, anschließen, da es für Leute in ihrem Alter besser sei, unter Gleichgesinnten, aber der Effekt ist, gleich null. Es ist so anstrengend und ich denke mit Schrecken daran, wie es mal weitergehen soll.Oft ruft sie mehrmals am Tag an, hat jeden Tag eine andere Krankheit, rennt von Arzt zu Arzt, und ist nur destruktiv eingestellt. Wenn ich, die sehr positiv und optimistisch eingestellt bin, nicht so wäre, hätte ich auch schon mittlerweile Depressionen.
Ich finde, man hat Müttern gegenüber dauernd ein schlechtes Gewissen. Wenn ich mal am Wochenende nicht da war, jammert sie schon rum. Mittlerweile gebe ich nichts mehr darum und wenn ich keine Lust habe, dorthin zu gehen um mir die Krankheiten ewig anzuhören, dann gehe ich auch nicht!
Bei Dir, liebe Margret, würde ich auf jeden Fall dafür sorgen, daß sie in ein Altenwohnheim oder betreutes Wohnen käme,ehe ich mein Haus verkaufen würde, würde ich dieses Problem so lösen.
Ich hoffe, Du triffst die richtige Entscheidung, denn keiner, auch die eigene Verwandtschaft, hat nicht das Recht, jemandem so das Leben zu vermiesen.Da mußt du lernen, rigoros "Nein " zu sagen!
Viele Grüße

Monika


Schorsch antwortete am 10.12.01 (11:59):

Frage: Wenn eine Mutter ein Kind 20 Jahre lang aufgezogen und mit Liebe umsorgt hat, hat sie dann den Anspruch auf 60 Jahre zurück strömender Umsorgung?
Ich denke, die Zeiten sind vorbei, als man noch möglichst viele Kinder in die Welt setzte, nur um im Alter von ihnen bedient zu werden. Meistens bleibt ja dann doch alles nur an einem einzigen Kind hängen - demjenigen, das sich am einfachsten ausnutzen lässt!

Schorsch


Dela antwortete am 11.12.01 (00:01):

Liebe Margret,
Frauen der Generation unserer Mütter haben ihr Augenmerk nur auf ihre Familie gerichtet und ihre eigenen Interessen nicht verwirklichen wollen, oder können. Sie werden das auch in hohem Alter nicht ändern, erwarten von uns, die sie versorgten, nun Zuwendung und Liebe und wollen an unserem Leben teilhaben. Altersdemenz wird das übrige dazu tun, und so stehen diese Mütter voller Hoffnung auf Liebe und Eingebundensein in die Familie der Kinder eben "vor der Tür" .Sicherlich ist es da notwendig, Grenzen aufzuzeigen. Strikte Trennung der Lebens- und Wohnbereiche ist angesagt, keine finanziellen Abhängigkeiten dürfen zugelassen werden. Wenn Leiden von Töchtern Ausmasse annimmt, dass das Leben zu zerbrechen droht, ist psychologische Hilfe zur Selbsthilfe dringend notwendig. Sich zu lösen und Frieden mit der alten Mutter zu schliessen, ist trotz Narben aus der Kindheit ein früh beginnender, langandauernder Prozess. Aber wenn er gelingt, wird er Müttern und Töchtern zum Segen gereichen. Ich weiss, wovon ich rede, denn ich bin Mutter zweier Toechter und habe Schwiegermutter und Mutter bis zu ihrem Ende begleitet. Ich umarme Dich, Margret. Versuche Dein Leben zu leben. Und wie schon Rosmarie sagte: Über Dich ohne unnötige Konfrontation in der Kunst, ein Egoist zu sein.


das kind einer mutter die keine mutter ist antwortete am 26.12.01 (00:01):

Mami!!

Es ist schon einige Jahre her,
da stand ich vor deiner Tür.

Blumen hielt in den Händen ich
Auch Fotos vom Urenkel, hatt' ich für dich.

Ich war so glücklich sie bringen zu dürfen,
Die Fotos von David dem Urenkel dein.

Ich wollte zusammen mit dir sie betrachten,
Und zuschau'n wie sie Freude dir brächten.

Ich drückte die Klingel zur Wohnung dein,
Doch du, du liessest mich, dein Kind nicht herein.

Du öffnetest das Fenster,
schautest wortlos mich an,

doch ohne ein Lächeln, ohne ein Gruss,
schlossest du dein Fenster wieder zu.

Ich stand vor deiner Tür' und war wie gelähmt,
"Das kann nicht sein, ich habe geträumt!"

So wartete ich noch eine Minute oder zwei
Hoffend, dass dies ein böser Traum nur sei.

Doch bitt’rer Ernst war das, was ich sah,
was damals mitten am Tag geschah,

taumelnd vor Schmerzen, die Augen voll Tränen
das Herz zerrissen, so eilt' ich davon....

Ich konnt' nichts mehr sehen,
ich konnt' nichts mehr hören.

War innerlich tot, und doch musst' ich gehen.
Konnte nicht einfach bleiben da stehen.

Doch war ich nicht fähig mehr, zu sehn die Gefahr,
Und lief auf die Strasse, wurd' fast überfahr’n.

Erst als der Fahrer mich tadelte sehr,
Da wurde ich wach, und heulte noch mehr.

Mami, mein Mami!!!
schrie ich innerlich zu dir!

Du aber, hast es nie vernommen dieses Schrei'n!
Seit du mich geboren, drang dieser nie in die Seele dein.

Ich kam dir und deinen Plänen in die Quere,
alles wär' gut geworden für dich ,
wäre nie geboren ich.

Nur manchmal, für kurze Zeit zwar nur,
da warst du freundlich und lieb zu mir.

Diese wenigen Stunden konntest du das werden,
was jedes Kind sich wünscht auf Erden

Du ludst mich ein, ich durfte kommen zu dir
Und du sprachst freundliche Worte zu mir.

Wie Balsam sog solche Zuwendung ich jeweils ein
Und dachte: "nun wird fortan alles gut und wunderschön sein"

Dann folgten Tage von grosser Freud',
auch ich hatte ein Mami wie andere Leut'

Ich konnt' in die Arme dich nehmen
und drücken dich fest!

Es war das Schönste,
Es war für mich wie ein Fest.

Doch plötzlich, da fängst du wieder damit an.
Du beschimpfst mich, und klagest hassvoll mich an.

Du willst von mir hören, ich sei gar schlecht,
nur du seiest ohne Schuld- und immer im Recht.

Oh Mami, so konnte das nimmer weitergehn!
Ich konnt' mich nicht dauernd zu Unrecht verklaget sehn.
für Dinge die niemals ich tat, die nie sind geschehn!


Für da, wo ich wirklich Unrecht dir tat,
da bat ich längstens um Verzeihung schon.

Sogar dafür, dass ich ungebeten in dein Leben drang.
Doch- muss ich dafür büssen ein ganzes Leben lang?

Oh Mami, ich sehne mich bei Tag und bei Nacht,
Nach deiner Liebe, nach Frieden mit dir, mit aller Macht.

Du schriebst mir, ich sei ein schlechtes Kind,
tät’ dich lassen im Stich wie ein aussätzig Hund.

Und niemand ich würde je gut zu dir sein,
nicht mal zu Weihnachten laden dich ein.

Doch Mami, das weisst du doch ganz genau,
wie Jahrelang wir alle dich luden ein.

Zu allen drei von den Kindern dein,
warst du stets eingeladen Weihnachten zu fei'rn

Doch zogst du es vor, am heiligen Abend,
bei fremden Menschen dich zu laben.


Mit alleinstehenden Menschen, feierst jeweils du,
und ihnen klagst du dann immerzu:
"drei Kinder hab ich, und keins lädt mich, die arme Mutter je ein!"

Du hast wohl noch nie daran gedacht,
was für Kummer und Schmerz du uns damit machst!?

Endlich musste ich mit klaren Verstande einsehn-
"dass ich musste mich trennen von dir , ich musste gehn!

dein Kind


schorsch antwortete am 26.12.01 (10:31):

Ich bin erschüttert - armes Kind.....

Schorsch


Rosmarie Schmitt antwortete am 26.12.01 (12:26):

Auch ich bin sehr betroffen. Da in diesem Gedicht ein immenser Kraftaufwand und sicher stundenlanges Ringen um den passendsten Ausdruck steckt, gehe ich davon aus, dass es auf einem tiefen, verzweifelten und echten Anliegen beruht. Auch ich möchte hiermit mein tiefes Mitgefühl für das "Kind" ausdrücken!

Ich hoffe nur, dass dieses Gedicht auf diese Weise ankommt!
Es sollte auch per Post geschickt werden!
Nicht alles ist einrenkbar. Und manches sehr Schlimme muss im Leben auch ertragen werden. Aber wenn man irgendwann einmal den Versuch machen möchte, mit seinem Schicksal Frieden zu schließen, so ist es gut zu wissen, dass man früher, als noch Zeit war, alle Möglichkeiten, die man hatte, ausgeschöpft hat.

Lieben Gruß
Rosmarie


dela antwortete am 26.12.01 (12:55):

Besonders als Mutter kann man nur total betroffen und mitfuehlend sein.
Darf ich mit Ricarda Huch diese Betroffenheit ausdruecken?

(Ricarda Huch)

Nicht alle Schmerzen sind heilbar ...

Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.

Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.


Ein antwortete am 26.12.01 (16:38):

Lieber Schorsch, Rosmarie und Dela,

Habt ganz herzlichen Dank für eure lieben Worte!

Sie sind alle so treffend und voller Liebe.
Das Gedicht von Riccarda trifft sosehr zu. denn auch ich kann meistens auch ein fröhlicher, ja sogar humorvoller Mensch sein. Aber genau wie im Gedicht, - es bleibt eine Stelle in meinem Herzen wo nichts mehr blüht (wo nie was geblüht, denn auch mein Vater war kein Vater, er hat mir die Kindheit geraubt und Mutter liess es zu)

Doch denkt daran, Margaret erleidet ein viel schlimmeres Schicksal, denn sie kann ihrer Mutter nicht ausweichen da sie in ihrem Hause, Türe an Türe wohnt! Ich hätte es nie geschafft mich von meiner Mutter zu trennen wenn sie so nahe wäre.

Doch bei allem Verstande - die Lebenslänglich eingebleute Angst und die Schuldgefühle vor der macht und Intrige gegenüber solchen "Müttern" sind stärker als jeder Wille des Widerstandes.

Liebe Magaret, du MUSST den Rat von Schorsch - deine Mutter in ein Pflegeheim überweisen zu lassen beherzigen, es ist die einzige Rettung für dich und den Rest deines Lebens, der nicht mehr lange sein wird, wenn du den Rat nicht befolgst.

Denk nicht daran was die Leute sagen werden.
Denn alles was sie sagen werden (wenn überhaupt) wird dir nie so weh tun, wie das, was dir nun täglich geschieht.

Dein Mann muss dich dabei 100% unterstützen, er kann das besser, da er ihr nicht so nahe steht wie du.
Meiner ist mir leider sogar in den Rücken gefallen, als ich es endlich schaffte nein zu sagen.
Aber sogar dieses Nein hätte ich nie geschafft, wenn nicht meine Tochter es mir befohlen hätte. An jenem Tage, als Mutter mich vor der Türe stehen liess hat meine Tochter zu mir gesagt:
"Mami ich befehle dir, dass du deine Mutter nicht mehr kontaktierst, sie macht dich kaputt! Immer lockt sie dich wieder mit süssen Worten bis du im siebten Himmel bist und dann schlägt sie zu, und wir müssen dich dann wieder wochenlang trösten"
Dies gab mir die Kraft es durchzuziehen, denn ich hatte vor den Mneschen die mich unbarmehrzig nannten, ein Alibi. Ich kann nun sagen, dass meine Tochter mir dies befahl!
Meine Tochter ist bewundernswert stark! Ach könnte ich auch so sein wie sie.
Aber mein damaliger Mann fuhr mir ab jenem Tage ganz gewaltig in den Rücken! Nannte mich eine unversöhnliche unchristliche Frau. Er besuchte Mutter von da an fast täglich.
Und sie waren sich dann auch gegenseitige Komplizen gegen mich insbesondere bei unserer Scheidung.
Das war sehr schlimm, aber immer noch viel, viel besser als die vorherige Abhängigkeit.
Ich habe zwar immer noch ab und zu (besonders in der weihnachtszeit) ein schlechtes Gewissen, versuche es aber zu verdrängen.
Und wenn Briefe voll Hass, falscher Anschuldigung und Verachtung von ihr bei mir eintreffen, dann schaffe ich es zumindest, sie nicht mehr zu beantworten.

Doch die ewige Sehnsucht ein Mami zu haben, die lässt sich nicht verdrängen, auch wenn man selber längst Oma ist.

Liebe Grüsse ,

ein "Kind"
Ps Ich könnte ihr das Gedicht niemals senden, das wäre mein Tod! Sie würde nimmer ruhen bis sie mich erledigt sähe. Ich habe ihr noch nie wirklich widersprochen, sie noch nie wirklich angeklagt, das würde ich nicht wagen, die konsequenzen wären verheehrend. Ichhabe das Gedicht nur geschrieben um mir das ied von der Seele zu schreiben. Und dann sah ich Margartes Beitrag, der mich sehr erschütterte!


antwortete am 29.12.01 (21:52):

Vorgestern habe ich vernommen, dass mein Bruder dieses Jahr zum erstenmal unsere Mutter auch nicht mehr eingeladen hat bei ihm und seiner Familie Weihnachten zu feiern. Und mit meiner Schwester sei Mutter scheinbar im Moment auch gerade im Streit.
Nun habe ich ein fürchterlich schlechtes Gewissen, dass ich sie nicht eingeladen habe (obschon sie ja wahrscheinlich doch nicht gekommen wäre) das plagt mich nun tag und nacht!
nicht einmal eine Weihnachtskarte habe ich ihr mehr gesandt in den letzten Jahren. nicht aus Verbitterung oder aus Unversöhnlichkeit, sondern einfach zum Selbstschutz wie im Gedicht erklärt.
Dies alles lastet nun wie ein grosser Fels auf mir, Denn wenn ich auch immer noch überzeugt bin, dass die Trennung von ihr gut ist, so ist doch Weihnachten etwas anderes, oder was meint ihr dazu?
liebe Grüsse
"Kind"


Rosmarie Schmitt antwortete am 30.12.01 (09:42):

Liebes "Kind",

nein, ich finde dein schlechtes Gewissen nicht angemessen. Natürlich ginge es mir deshalb trotzdem so wie dir. Ich würde grübeln und grübeln... Man kann halt nicht erwarten, dass sich lebenslang eingeprägte Muster von "Bist du nicht schuldig?" von allein verändern, wenn es angebracht wäre. Nur mit Durchhalten wirst du weiter kommen. Auch ein schlechtes Gewissen, das unangemessen funktioniert, kann nur durch Training geändert werden. Meiner Meinung nach ist hier aushalten angesagt!

Sieh es lieber als Bestätigung deiner Sichtweise an, dass auch deine Geschwister die einzig mögliche Konsequenz gezogen haben!

Ich wünsche dir Kraft und Mut zur Konsequenz!
Liebe Grüße
Rosmarie


antwortete am 30.12.01 (12:16):

Danke liebe Rosmarie für deine Ermutigung, aber auch dafür, dass du genau verstehst wie es ist mit dem tief eingegrabenem "Muster", Du gehörst nicht zu der grossen Mehrheit die einfach nur sagen: "mach, lass los, denk nicht dran" ohne es selbst erlebt zu haben, dass dies nicht auf Knopfdruck geht.
Aber trainieren, das müssen wir, da hast du recht, ich will mich nun wieder fest daran machen. Wenn einem das SO gesagt wird, dann kann man es auch annhemen. Wenn es aber aus dem Munde von Menschen kommt, die keine Ahnung davon haben, dann erzeugt es nur Widerstand oder/und noch grössere Ohnmacht und das Gefühl nichts zu können.
Sei ganz lieb gegrüsst
"Kind"


Rosmarie Schmitt antwortete am 30.12.01 (12:55):

Liebes "Kind",

wie schön, dass du so positiv reagiert hast!

Ich habe auch sehr viele nicht förderliche Verhaltensmuster in mir, deshalb weiß ich, wie sehr sie einen im Leben beeinträchtigen können. Und was man gern vergisst, ist, dass man mit der Überforderung der eigenen Person auch die Menschen um sich herum unglücklich macht, weil man ständig hin- und hergerissen, nervös und unausgeglichen ist. Es war für mich immer schwer, zu meinen eigenen Grenzen zu stehen und noch viel mehr, anderen abzuverlangen, sie zu respektieren. Irgendwo ist auch bei mir im Hinterkopf: Wenn du dir nur genug Mühe gibst, kannst du diese Erwartungshaltung bestimmt erfüllen. Aber dem ist halt nicht so. Jedenfalls nützt mir erfahrungsgemäß mein guter Wille allein herzlich wenig, da ich nicht die Stärke habe, bestimmte Dinge durch- oder auszuhalten. Seitdem ich meine Grenzen (die leider oft weit enger sind, als ich sie haben möchte) berücksichtige, geht´s mir und denen um mich herum letztlich viel besser.

Ich wünsche dir so sehr, dass du den für dich gangbaren Weg findest!

Mit lieben Grüßen
Rosmarie


antwortete am 30.12.01 (13:42):

Liebe Rosmarie,
ja das stimmt wirklich, man macht vielmals auch die Menschen (die lieben , denn die anderen die lassen sich nicht verrückt machen) um einem herum verrückt, denn es kommt meistens so raus, dass man den Frust* an den falschen auslässt, an denen die vielleicht auch (noch) nicht nein sagen können -(z.B. zu meinem Gejammer)

*Der Frust welcher dadurch entstand, dass man denen, die einem zur Schnecke machten nicht nein sagen kann.

Danke Rosmarie, du bist ein Schatz!
"Kind"


Kind antwortete am 30.12.01 (13:50):

Jetzt habe ich es gecheckt warum mein "Name" wegblieb oben an meinen letzten 2 Beiträgen und warum einmal nur -Ein- da stand, wo ich doch Ein "Kind" geschrieben hatte. In der Vorschau war doch immer alles korrekt da und Manuela hat doch auch ohne Mailadresse Ihren Namne sichtbar setzen können, sowie ich selber auch bei dem Gedicht. Nun aber galube ich, dass dies daran liegt, dass ich das "Kind" in Gänsefüsschen setzte. Das wird sich dann wohl in einen Befehl umsetzen der dann das Wort zwischen diesen " löscht.


Rosmarie Schmitt antwortete am 30.12.01 (15:43):

Liebes "Kind",

ich freu mich so, dass dir mein Gedanke gut getan hat und dass er auch in deinem Leben stimmig ist!

Macht es den scheinbaren Egoismus, der aber nur ein Schutzmechanismus gegen Überforderung ist, nicht leichter, wenn man weiß, dass man ihn nicht nur sich selbst, sondern ganz besonders auch den Lieben an seiner Seite schuldig ist?

Alles Liebe!
Rosmarie

Wie das mit den Anführungsstrichen in der Namenslinie ist, weiß ich nicht. Aber bei mir lassen sich z.B. in Word auch einige Zeichen nicht in der Überschrift speichern...


Kind antwortete am 30.12.01 (19:55):

Liebe Rosmarie

Deine Bemerkung: "scheinbaren Egoismus", erinnert mich an ein Seminar für "Seelsorge an sich selbst".
Da legte uns der Referent sehr ans Herz, auch den Menschen die uns übermässig Verletzten zu vergeben, da wir sonst nie innerlich von ihnen los kämen, denn solange man jemand hasse, oder ihm einfach nicht vergeben könne, sei man an ihn gebunden. Er sagte dann auch: "wenn ihr Mühe damit habt, dann tut es einfach aus einem positiven Egoismus heraus, denn wenn ihr vergebt, dann tut ihr das in allererster Linie euch selber zuliebe. Was der andere damit macht, das ist sein problem."

liebe Grüsse
"Kind"

Ich werde mich nun wieder zurückziehen, denn es ist mir irgendwie peinlich mit diesem dummen Namen "Kind" hier aufzutreten.
Aber ich habe Angst, dass wenn ich mein richtiger Name setze, dass dann meine Mutter über Umwegen davon erfahren könnte.


Dela antwortete am 31.12.01 (11:16):


Allen Lesern dieses Forums wuensche ich ein gutes Jahr 2002.

Liebe "XYZ",

Mit Anteilnahme verfolgte ich in der Vergangenheit die Eintraege zu Deinem Thema und konnte mein Mitgefuehl nicht verbergen.
Ich greife einfach einmal ein paar Gedankensplitter heraus, die meine Zustimmung fanden:
"Ich bin erschüttert - armes Kind.....(schorsch)".
"Und manches sehr Schlimme muss im Leben auch ertragen werden. Aber wenn man irgendwann einmal den Versuch machen möchte, mit seinem Schicksal Frieden zu schließen, so ist es gut zu wissen, dass man früher, als noch Zeit war, alle Möglichkeiten, die man hatte, ausgeschoepft hat. (Rosmarie Schmitt).
"Da legte uns der Referent sehr ans Herz, auch den Menschen, die uns übermässig verletzten, zu vergeben, da wir sonst nie innerlich von ihnen los kämen, denn solange man jemand hasse, oder ihm einfach nicht vergeben könne, sei man an ihn gebunden (Kind)."
Du Liebe, du kannst sicher sein, mein Mitgefuehl zu haben, nur bin ich der Auffassung, dass Deine Mutter ein Recht darauf hat, Deine Gefuehle zu kennen. Du musst ihr schreiben, mit ihr spechen. Auch, wenn es sehr schwer sein wird. Aus Deiner folgenden Aeusserung entnehme ich, dass Du das noch nicht geschafft hast.
"Ich könnte ihr das Gedicht niemals senden, das wäre mein Tod! Sie würde nimmer ruhen bis sie mich erledigt sähe. Ich habe ihr noch nie wirklich widersprochen, sie noch nie wirklich angeklagt, das würde ich nicht wagen, die Konsequenzen wären verheerend. Ich habe das Gedicht nur geschrieben, um mir das von der Seele zu schreiben (Kind)".
Ich wuensche Dir fuer das kommende neue Jahr 2002 viel Kraft und auch Freude und Erfolg.


Kind antwortete am 31.12.01 (22:08):

Liebe Dela,
nun möchte ich dir doch noch antworten auf deine lieben Zeilen für welche ich dir herzlich danke!
Du hast recht, ich muss ihr zumindest diese Gefühle meiner Sehnsucht mitteilen, und ich habe dafür auch schon das Gedicht etwas gekürzt und geändert(gemildert)
Es ist aber nicht so, dass ich nie über meine Gefühle mit Mutter redete, nur tat ich das nie so, dass sie sich auch nur Ansatzweise hätte säumig fühlen müssen. Aber das ist irgendwie auch nicht ehrlich, wenn man sie immer nur schont, denn so wird es auch nicht besser.

Aber dennoch werde ich - auch mit der mildesten Form einer überbringung meiner Gefühle auf die sie nie eingegangen ist - mit heftigster und hässlichster Reaktion rechnen müssen.
Das kann nur verstehen und glauben wer sie kennt. Es gibt keine Stelle wo man bei ihr den sogennten "Nagel auf den kopf" treffen könnte, weil für sie alle anderen Köpfe haben die man treffen muss, nur nicht sie.
Auch in den Zeiten wo sie freundlich mit mir war, war sie nie offen, auch nur ein allerkleinstes versäumnis einzugestehn, sie hat immer gar alles richtig gemacht in ihrem Leben.
Sie ist wirklich eine sehr arme Frau, sie tut mir echt leid, darum muss ich sie auch nicht hassen.
Komischerweise tut das aber mein Bruder. wo es doch für Mutter eigentlich nur ihn gab (er ist nicht von meinem Vater) auch sagte sie mir fast täglich, dass nur ein Sohn eine Mutter wirklich glücklich machen könne.

Das nur um dir zu erklären wie schwierig das sein wird, ihr das Gedicht zukommen zu lassen, aber ich werde es TUN!

Und nun wünsche ich euch allen auch ein ganz schönerAbend und ein gutes gesegnetes neues Jahr!
Ich geniesse den Abend ganz alleine, so kann ich tun und lassen was ich will:-) Ich schaue jetzt gerade Andre Rieu im TV das ist echt toll!


Irmlind-Vosbein antwortete am 31.01.02 (13:57):

Schade die Verbindung wurde getrennt.
Diese Antwort nur ein Test .-.Mfg irmlind