Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Evolution II

 26 Antwort(en).

Webmaster begann die Diskussion am 31.12.01 (14:35) mit folgendem Beitrag:

Wegen technischer Schwierigkeiten mußte ich das Evolutionsthema (unten noch lesbar) schließen. Die nach dem Auftreten des Defektes noch geschriebenen Beiträge stelle ich jetzt hier im Folgenden wieder ein.
Ich bitte um Verständnis,


Felix Schweizer antwortete am 31.12.01 (14:39):

Ich sehe eine Schwierigkeit bei der Diskussion um die EVOLUTION in der Uneinheitlichkeit der Bedeutung dieses Ausdrucks. Es gibt natürlich eine Geschichte dieses Begriffes. EVOLUTION bedeutet z.B. für Heraklit, Leibniz, Hegel etc. etwas anderes als bei Darwin, Haeckel, Spencer, Lorenz, Wickler oder gar einem aus der katholischen Tradition kommenden Teilhard de Jardin. Für die einen bedeutet EVOLUTION die Entwicklung vom Einfacheren, Niedrigeren zum Komplexeren, Höheren im Sinne einer Vervollkommnung und Verbesserungen. Einige glauben an einen übergeordneten Sinn oder eine festgelegte Richtung dieser Entwicklung. Andere glauben an einen blinden Mechanismus, der mit Hilfe von Mutationen, Selektion und besonderen Bedingungen wie Isolation, Überproduktion von Nachkommen, Genkombinationen, Selektionsdruck eine scheinbar gerichtete Entwicklung vortäuschen. Religiöse Auffassungen gehen in Richtung Verwirklichung eines Schöpferwillens oder Entfaltung eines in seinen Anlagen bereits Geschaffenen. Zwischen der zufälligen Entwicklung der Materie zum komplexen Lebewesen mit Bewusstsein bis zum Glauben an die Schöpfung gibt es alle Schattierungen.
Mit noch mehr Abstand liesse sich das Phänomen der Evolution im kosmischen Geschehen als Zunahme der Negentropie betrachten. Der Begriff stammt aus der Informationstheorie und bedeutet vereinfacht gesagt den Grad der Unwahrscheinlichkeit einer Energieverteilung. Anders ausgedrückt nimmt bei der biologischen Evolution der Informationsgehalt des Systems zu. Nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik endet jedes geschlossene System schlussendlich in der Entropie... in dem Zustand der wahrscheinlichsten Energieverteilung .. im Kältetod .. in welchem es keine Energieflüsse mehr geben kann.
Mit unserem Tod nimmt die Entropie wieder sprunghaft wieder zu ... unser System nimmt die wahrscheinlichere Energieverteilung an ... es löst sich auf .. das Beziehungsgefüge zwischen seinen Teilen geht weitgehend verloren.


Felix Schweizer antwortete am 31.12.01 (17:01):

Herzlichen Dank, lieber Karl &:-)))) ... dachte schon der Tag sei &;.>((

Noch allen einen (: -))))} Sivester ... und einen guten Jahresanfang!!!

Felix


Jutta M. antwortete am 01.01.02 (03:25):

Hallo Karl,

natuerlich bin ich da bloss ein Laie, aber die Rueckentwicklungen von denen Du sprichst, zumindest
was die Schlangen betrifft und/oder Hoehlenbewohner (u.A.), sehe ich nicht als "Rueckentwicklungen" sondern als Weiterentwicklungen - oder zumindest als "anders"- entwicklungen.

Fuehre ich als Beispiel mal einen Hoehlenbewohner an,
sagen wir einen Kaefer, oder Fish. Dass diese keine
Augen mehr haben basiert sich doch darauf dass in ihrem
Lebensraum keine Augen mehr gebraucht werden. Sicher haben
sich aber andere Sinne dafuer ums vielfache verschaerft
um die Funktion der nutzlosen Augen zu uebernehmen.

Oder auch Pinguine. Waren sie nicht einst flugfaehig?
Viel zu Jagen in der Luft und auf dem Eis gibt es nicht.
Das Jagen fand im Wasser statt, daher war Fliegen weniger
gefragt als schwimmen und tauchen.
Ergo, die ehemaligen Fluegel wurden dem Wasser angepasst.
Kleiner und mehr wie Flossen.

Selbstverstaendlich mag das fuer den Biologen eine
"Rueckentwicklung" constituieren.
Mir, dem Laien, erscheint es trotzdem eine
Weiterentwicklung - notwendig zur Anpassung an neue
Lebensumstaende.
Oder liege ich da so verkehrt damit?

Sind es nicht die Arten die Entwicklungsstilland erleben,
oder den Anpassungsschritt nicht zeitig schaffen, die
aussterben?

Und wo gliedert uns das ein, wenn wir jetzt bereits glauben
die Kroenung der Schoepfung zu sein?

Unser Gehirn ist zum minimalen Teil genutzt oder erforscht.
We weiss zu was wir faehig sind und welche Aenderungen
unserer Umwelt notwendig sind um die ungenutzten Faehigkeiten zu aktivieren.

Auch stimme ich ueberein, dass der Entwicklung allen Lebens
hier sehr gut gefolgt werden kann, trotzdem finde ich es
auesserst schwer erklaerbar, dass der Durchschnitts
Primate es lediglich schafft zur (verglichenen) Intelligenz
eines 3-jaehrigen Menschen, waehrend wir in sehr kurzer Zeit
das Fliegen per mechanik lernten.

Selbst wenn der Uebergang unterbrechungslos ging,
und es kein "missing link" gibt, dann frage ich trotzdem
WARUM die Entwicklung einer einzigen Rasse ploetzlich "affenartige" Geschwindigkeit angenommen hat (Witz :))
Und hat es ein derartiges Beispiel bereits anderswo
in der Natur gegeben? Und wenn ja, was wurde daraus?

Was fuer eine Erklaerung kannst du mir da geben, Karl?

Warte gespannt, denn ich lerne immer gerner dazu und finde
das Thema aeusserst anregend.

Ich hoffe Ihr hattet alle einen "Guten Rutsch" und wuensche
jedem das Beste an Glueck und Gesundheit i n 2002.

Jutta


Manfred Franz antwortete am 01.01.02 (07:27):

Bin zwar kein Biologe, halte aber die Entwicklung des homo sapiens in biologischer Hinsicht für eher moderat. Anders in seiner technisch/geistigen Entwicklung. Ist das Gehirn, das wir heute besitzen, wirklich anders als das eines Steinzeitmenschen? War die Erfindung der Rades, die Nutzbarmachung des Feuers, nicht eine mindestens ebenso große geistige Leistung wir die Erfindungen unserer Zeit? Waren die Schöpfungen der Antike kleiner als unsere? Ich denke da sowohl an technische Leistungen wie an wissenschaftliche Erkenntnisse. Wir sollten uns nicht davon täuschen lassen, dass mit dem Niedergang dieser Kulturen eine "schöpferische Pause" von fast 1000 Jahren eintrat, die uns die (Wieder-)Entdeckungen der Neuzeit so groß erscheinen lässt.


Manfred Franz antwortete am 01.01.02 (07:40):

Zum zweitem Teil: Beispiele für schnelle Entwicklungen gibt es m.M. nach auch. So z.B. die Anpassung bestimmter Schadinsekten an chemische Bekämpfungsmittel. Oder die Züchtung von Nahrungspflanzen und Haustieren durch den Menschen. Hier entstanden völlig neue Arten in verhältnismäßig kurzer Zeit. Durch (bewusste oder unbewusste) Nutzung der Entwicklungsgesetze, der Mutationen und der Auslese. Aussterben werden immer nur die Arten, deren Anpassungsbreite für bestimmter Umweltveränderungen nicht ausreicht. Für die Menschheit habe ich da derzeit wenig Bedenken. Sie hat mindestens eine Eiszeit und auch die Warmzeiten der Antike und des Mittelalters ganz gut überstanden. Ohne erkennbare Veränderunge. Die "Konstruktion" ist schon ganz gut und anpassungsfähig!


Felix Schweizer antwortete am 01.01.02 (20:28):

Beispiele für rezente Anpassungen:

- Die Häufigkeit der Träger, der genetisch bedingten Sichelzellen-Anämie, einer Blutkrankheit mit anormaler Struktur des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff), ist in malariaverseuchten Gebieten signifikant grösser als in malariafreien Gegenden. Die Krankheit ist zwar für den Träger und seine Nachkommen ein Nachteil, weil der Sauerstofftransport verringert ist. Weil sie die Träger gegen Malaria resistent macht, wirkt dieser Nachteil in Malariagebieten als Selektionsvorteil.
- Der Birkenspanner (Biston betularia) ein Falter, der in seiner ursprünglichen Form so gefärbt ist, dass er auf der Birkenrinde sehr gut getarnt ist, hat einen typischen Selektionsvorteil, da ihn Vögel als Feinde schlechter ausmachen können. Nun gibt es eine durch starke Melanineinlagerung (Pigmentfarbstoff) dunkelgefärbte Rasse. Entsprechend der besser bekannten pigmentlosen Spielform, dem Albinos-Typ, spricht man in diesem Fall von Melanismus. Die dunkelgefärbte Rasse nennt man auch Carbonaria-Mutante.Bei einer Untersuchung in England waren 1850 durchschnittlich 1% der Gesamtpopulation solche Mutanten. Durch die starke Verschmutzung als Folge der Industrialisierung stieg der Anteil proportional zum Verschutzungsgrad. In extremen Industriegebieten bis annähernd 100%. In solchen von Kohlenstaub geschwärzten Gebieten hat die Carbonaria-Variante einen Selektionsvorteil.
- Bei der Fruchtfliege (Drosophila) gibt es genetischbedingte Verkrüppelungen der Flügel. Diese Mutanten sind flugunfähig und dies ist in der Regel ein Nachteil fürs Überleben. Auf flachen Inseln mit starken Winden hat diese Form einen Selektionsvorteil. Sie werden seltener vom Wind ins Meer verfrachtet als flugfähigen Individuen. Erwartungsgemäss ist die Krüppel-Variante in solchen Biotopen auch die häufigere Form.

Selektionsdruck bewirkt eine Entwicklung in eine bestimmte Richtung, weil die Auslese angepasstere Formen bevorzugt. Diese Teilbereiche des Evolutionsvorganges lassen sich auch durch geeignete Experimente nachweisen. Auch das Züchten resistenter Organismen gehört dazu.


gruxn antwortete am 03.01.02 (00:33):

Ja....aber, Felix,

selbst Darwin war die Entwicklung des Säugetierauges ein unerklärliches Wunder. (Kleine Mutationen hätten kleinere Verbesserungen der Sehleistung erbracht, jedoch die Komplexität dieser Konstruktion läßt eine jahrtausendelange Entwicklung durch Selektion unwahrscheinlich werden, mit unvollständigem Sehvermögen werden die Individuen nämlich vor der Fortpflanzung gefressen.)
Dies wirft die Frage nach den Mechanismen der Evolution neu auf: Inwieweit waren Katastrophen mit Aussterbewellen, erhöhtem Überlebensdruck, Strahlungen, chemischen Einflüssen maßgeblich für diese Entwicklung??
Ganz zu Schweigen von dem Ansatz der Kreatinisten, die hinter dem Evolutionsgeschehen einen programmierten Sinn sehen? Ich darf hier nur auf einen unserer führenden Genetiker der 70er Jahre, Carsten Bresch aus Freiburg hinweisen, der im Evolutionsgeschehen ein Zunehmen an vernetzten Mustern also einen Sinn sah.

Die beiden extremen Annahmen: (hier Zufall, "der Mensch als Zigeuner im Weltall", und dort der Mensch als Zwischenstufe einer höheren Ordnung) stehen sich heute noch genauso diametral entgegen wie zu Zeiten der Aufklärung.

Für mich eine der spannendsten Fragen überhaupt. Würde mich freuen, mit Euch weiterhin darüber diskutieren zu können.

gruxn


jutta M. antwortete am 04.01.02 (06:59):

gruxn

Zu deinm Satz:

"Ganz zu Schweigen von dem Ansatz der Kreatinisten, die hinter dem Evolutionsgeschehen einen programmierten Sinn sehen? "

Kann ich bitte eine weitere Erklaerung dazu haben?

Danke fuer Deine Muehe.


gruxn antwortete am 04.01.02 (11:10):

Jau, das ist so verkürzt, daß es schon falsch ist.

Also: Unter den Kreatinisten versteht man im eigentlichen Sinn des Wortes diejenigen, die die Artenvielfalt auf einen einzigen unveränderlichen Schöpfungsakt Gottes zurückführen. (heute noch in bestimmten religiös-fundamentalistischen Kreisen vor allem der USA anzutreffen.)

Als weiteres gibt es einen uralten philosophische Ansatz (z.B. Plotin, 3.Jh., Hegel),die im Ablauf der (Natur)geschichte das Walten des Geistes (Gottes)sehen, indem sie feststellen, daß es eine immer weiter voranschreitende Höherentwicklung nicht nur der Organismen, sondern ebenfalls in bewußtseinsmäßiger Hinsicht von Individuen und auch von Gesellschaften gibt. Dieser Ansatz war Darwin bekannt, bevor er sein auf der Eagle-Reise gesammeltes Material auswertete. Der Mensch in seiner jetzigen Erscheinungsform stellt nur ein Glied in der Kette und damit einen Übergangsstatus dar.
Aber wie man diesen letzteren Ansatz
mit dem richtigen philosophischen Namen benennt, weiß ich nicht.

Grüße, gruxn


Felix Schweizer antwortete am 04.01.02 (12:17):

Liebe .. oder lieber gruxn?
Mir wäre es sympathischer, dich beim Vornamen anzusprechen .... vielleicht etwas altmodisch von mir? :-))

Zur Entwicklung der optischen Rezeptoren .. der "Augen":

Ohne Zweifel eine fantastische Entwicklung der Natur. Es ist ein langer und verzweigter Weg von der diffusen Lichtempfindlichkeit einer Pflanze oder eines Einzellers bis zum Kamera-Auge mit stereoskopischer Auswertung und farbiger Abbildungsfunktion mit Hife eines hochspezialisierten Sehzentrums im Gehirn. Ich möchte an dieser Stelle nur sehr abgekürzt und vereinfacht auf die Entwicklung dieses Organs eingehen.
Lichtempfindlichkeit besitzen schon einfachste Organismus. Pflanzenkeime wachsen zum Licht hin (positiver Phototropismus), Wurzeln zeigen das Genteil (negativer Phototropismus),einzellige Organismen können sich zum Licht oder vom Licht weg bewegen (Phototaxis). Auf dieser Stufe sind noch keine spezifischen Organe erforderlich.
Um die Einfallsrichtung des Lichtes feststellen zu können braucht es einfache Gruben- oder Becheraugen (Schnecken, Quallen). Blasenaugen (z.B.Borstenwürmer) wirken bereits wie eine Lochkamera. Bewegungen und einfachste Formen können erkannt werden. Schon sehr raffiniert funktionieren die Komplex- oder Fazettenaugen der Insekten. Aus den linsenlosen Blasenaugen entwickelte sich das Kameraauge. Die lichtbrechende Linse ermöglicht eine scharfe Abbildung auf den Augenhintergrund. Dies ist übrigens kein Privileg der Säugetiere. Alle Wirbeltiere (Vertebraten) sind mit diesem Augentyp ausgestattet. Hochinteressant ist die Tatsache, dass es im Laufe der Evolution mehrere "Erfindungen" dieses Augentyps gegeben hat. Die Tntenfische besitzen Augen, die den unsern funktionell sehr ähnlich sind, morphologisch aber sind sie aus andern Teilen zusammengebaut. Man bezeichnet solche Entwicklungen als konvergent.
Du siehst ... auch Wunder lassen sich genauer betrachten und analysieren.

(Internet-Tipp: https://www.cfreier.de/Hausaufgaben/Biologie/Evolutionstheorien/homologie.htm)


Günter Paul antwortete am 11.01.02 (18:00):

Hallo, Diskutanten,

Zuerst einige Bemerkungen zur „Höherentwicklung“: Ich teile die Auffassung, daß wir Evolution nicht gleich „Höherentwicklung“ setzen dürfen. Selbstverständlich sind im Verlaufe der biologischen Evolution immer neue, oft komplexere und und spezialisiertere, demzufolge „höher“ organisierte Lebensformen entstanden. Tatsache ist aber auch, daß sich, einfachste Lebensformen über Jahrmilliarden hinweg erstaunlich stabil erhalten und trotz oder gerade wegen ihrer einfachen Organisation immer neuen Bedingungen angepaßt haben.

Denken wir nur an die Prokaryten (Einzeller ohne Zellkern – Bacterien und Archaeen, früher Archaeobakterien genannt). Trotz ihrer minimalen inneren Gliederung lassen sie sich über mehr als 3 1/2 Milliarden hinweg im fossilen Material nachweisen und bilden noch heute den größten Teil der Biomasse und damit Nahrungsgrundlage für zahlreiche „höhere“ Organismen. Wir finden sie nicht nur an der Erdoberfläche und im Wasser. Sie leben auch viele Kilometer tief in Sediment- und sogar vulkanischem Gestein. Manche Vertreter der Prokaryoten existieren bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Andere leben in vulkanischen Kaminen am Meeresgrund und haben ihr Lebensoptimum bei Temperaturen von mehr als 100 ° C. Können wir behaupten, daß karyote (zellkernhaltige) und vielzellige Organismen „höher“ entwickelt sind. - Anpassungsfähiger sind sie keinesfalls.

Ich würde das Wort „Höherentwicklung“ lieber durch das Wort „Weiterentwicklung“ im Sinne einer fortschreitenden Veränderung auf der Grundlage der jeweiligen Organisationsform und unter Nutzung der ihr eigenen Möglichkeiten ersetzen.

Wenn die „Höherentwicklung“ aber nicht die Richtung der biologischen Evolution bestimmt, was dann? - Seit Darwin wird angenommen, es handle sich bei der Evolution um die Auslese kleiner, zufälliger, für das Überleben der Organismen günstiger Veränderungen – seit der Entdeckung der „Gene“ Mutationen genannt. So käme es zum „surviving of the fittest“ (Darwin) – zum Überleben der „Tüchtigsten“, also zu einer „Höherentwicklung“. Als die „Tüchtigsten“ wurden unter Einfluß der Erfahrungen kapitalistischen Wirtschaftens ganz selbstverständlich die Stärksten, Durchsetzungsfähigsten betrachtet, die sich im allgemeinen Konkurrenzkampf am besten bewährten.

Die amerikanische Biologin Lynn Margulis setzt dem eine andere Auffassung entgegen, indem sie einen Sachverhalt neu deutet, der jedem Biologen und jedem anderen aufmerksamen Beobachter eigentlich schon immer bekannt war. - Das Überleben von Organismen ist dann gewährleistet, wenn sie sich aufgrund ihrer Eigenschaften (einschließlich ihres Verhaltens) in die ihnen zur Verfügung stehende Geo-Biozönose zu integrieren vermögen. Die Geo-Biozönose meint die Gesamtheit der unbelebten und belebten Bedingungen, denen die Organismen ausgesetzt sind – das Ökosystem in dem sie leben. Integration bedeutet dann, daß sie alles für ihrr Leben erforderliche dem Ökosystem zu entnehmen vermögen – aber auch, daß sie die Erhaltung dieses Ökosystems fördern ..... ein Problem, dem sich die Menschheit als biologische Art „Homo sapiens“ heute bedrohlich gegenüber gestellt sieht.

Jeder von uns hat doch schon Filme über die Serengeti oder andere Naturreservate gesehen und war zweifellos erstaunt, wie selbstverständlich Huftierherden mit Raubtieren zusammenleben. Nur gelegentlich greifen die Räuber an und schlagen ein Beutetier. Wäre es anders würden die Raubtiere ihre eigene Lebensgrundlage zerstören. An solchen Beispielen läßt sich die neue Vorstellung von der Richtung der Evolution sehr anschaulich demonstrieren. Nur Lebensformen, die sich in das Ökosystem zu integrieren vermögen, können dauerhaft überleben.

Noch einige abschließende Bemerkungen zum Mechanismus der biologischen Evolution. Wie schon erwähnt, wird allgemein angenommen, daß die Mutation von Erbanlagen, die zufällig erfolgt, gelegentlich zu vorteilhaften Veränderungen führt, die dann ausgelesen werden. Die Erbanlagen oder Gene gelten als die Ursachen für die Entwicklung der Individuen.

Was sind aber die Gene wirklich. Es handelt sich, wie die „Molekularbiologie“ nachgewiesen hat, um Desoxyribonukleinsäure-Moleküle (DNA), die nichts anderes bewirken als die Codierung von Eiweißmolekülen, den wichtigsten „Bausteinen“ des Protoplasmas, der lebenden Substanz. Ihre Aufgabe ist es also – anders ausgedrückt – zu gewährleisten, daß die für den Aufbau des Organismus notwendigen Eiweißkörper mit richtiger Struktur und in richtiger Menge bereitgestellt werden. - Bleibt die Frage offen: Wodurch wird die richtige „artgerechte“ Anordnung der Eiweißmoleküle, der Zellen, Gewebe, Organe in Raum und Zeit herbeigeführt? - Schließlich wissen wir doch, daß die Bereitstellung der notwendigen Baumaterialien nicht ausreicht, um das Haus zu errichten. Der lebenden Natur muten wir das aber zu. - Daß eine fehlerhafte Bereitstellung von Eiweißstoffen („Baumaterialien“) infolge von Gen-Mutationen zu Entwicklungstörungen führt, ist natürlich zu erwarten.

Leider sind unter Einfluß der übermächtigen Genetik, die mit der angeblichen „Entschlüsselung des Erbgutes“ gewaltige und gewinnträchtige Triumphe feiert, die Forschungen über die formbildenden Prozesse weit zurückgeblieben. Die Überlegungen des Engländers Sheldrake und des Amerikaners Laszlo finden wenig Beachtung oder werden als „unwissenschaftlich“ abgelehnt. (Tatsächlich beinhaltet die „Entschlüsselung des Erbgutes“ nichts anderes, als die Beschreibung der Struktur der DNA. Der Zusammenhang mit den formbildenden Prozessen ist weiterhin weitestgehend unklar.)

Damit will ich erst einmal bewenden lassen.

Mit besten Grüßen
Günter Paul


Hermann Penker antwortete am 03.02.02 (18:40):

Lieber Günter Paul! Ein "blutiger Laie" hofft, dass dies nicht Dein letzter Beitrag war.
MfG Hermann


Günter Paul antwortete am 04.02.02 (16:31):

Lieber Hermann Penker,
als auf meinen Beitrag vom 05.01.2002 hin keine Reaktion erfolgte, weder eine kritische noch eine zustimmende, mußte ich annehmen, daß der Meinungsaustausch abgeschlossen ist. Ich sehe an Deiner Bemerkung und auch aus der E-Mail eines anderen Diskussionspartners, die ich inzwischen erhalten habe, daß das ein Irrtum war. Ich werde also versuchen, die Bälle, die mir „zugeschossen“ wurden zurückzuspielen.

Nachfolgende Zeilen hatte ich am 05.01. weggelassen, um den Beitrag nicht noch mehr zu verlängern:

Nun zur „Evolution des Menschen“: Es ist bekannt, daß es wesentlich „höher entwickelte“, konkreten Bedingungen weit besser angepaßte Säugetiere gibt als uns Menschen. Ich denke an die Nagetiere, die Paarhufer, die Einhufer, Raubtiere u.s.w. u.s.f. Selbst unter den Primaten („Herrentiere“ – grob gesagt Affen), also unseren nächsten Verwandten gibt es wesentlich besser angepaßte Arten. Auch die Pongiden („Menschenaffen“) sind für ihren Lebensraum, den Regenwald, besser ausgerüstet. Wir Menschen sind demgegenüber körperlich unseren vielfältigen Lebensräumen schlechter angepaßt – trotz der 99%igen Übereinstimmung unseres „Erbgutes“ mit dem der Schimpansen.

Was uns unsere Sonderstellung einräumt ist die Fähigkeit, uns in vielfältige - oft lebenswidrige – Umwelten einzufügen - zu integrieren, indem wir durch unsere Tätigkeit – „Arbeit“ - fehlende körperliche Ausstattung ergänzen oder unsere Umwelt entsprechend unseren Bedürfnissen verändern. In dieser Beziehung sind wir anderen „höheren“ Lebewesen überlegen.

Der Göttinger Philosoph und Soziologe Helmuth Plessner (1892 – 1985) kennzeichnete uns Menschen recht gut als „exzentrische Lebewesen“, die „ihre Mitte“ – ihren Lebensmittelpunkt, in den sie sich eingliedern, erst nach ihrer Geburt suchen und finden müssen. In diesem Zusammenhang wird auch die „freie Geburt“ des Menschen zur Legende. Im Gegensatz zu vielen anderen Lebewesen ist „der Mensch“ bei seiner Geburt und noch lange Zeit danach völlig abhängig von seiner sozialen Umwelt - „unfrei“ – muß seine „Freiheit“ erst in einem längeren Integrationsprozeß erlangen und zwar mit Hilfe der Gesellschaft, in der er lebt (durch „Erziehung“). Dieser offensichtliche Sachverhalt widerlegt alle Irrlehren vom „egoistischen“ Menschen und seiner Neigung zum „Individualismus“.

Gerade diese Eigenart hat uns Menschen befähigt, den gesamten Erdball zu besiedeln und die ersten Schritte über unseren Heimatplaneten hinaus zu tuen.
Sie erlegt uns aber auch eine große Verantwortung auf für den Fortbestand der Lebensbedingungen auf unserem Heimatplaneten, für unser eigenes Handeln und für die gesellschaftlichen Verhältnisse, die wir letztlich ebenfalls selbst gestalten müssen. Dieser Verantwortung sollten wir uns stellen – einmal um der Erde, zum anderen um unser selbst willen.

Ich hoffe, ich konnte noch einige Anregungen zum Nachdenken und und der Diskussion neue Nahrung geben.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Paul


Günter Peltz antwortete am 12.02.02 (12:44):

Liebe Diskutanten,
letzter Beitrag zu Evolution II vom 04.02.02! Wollen wir tatsächlich dieses Thema einschlafen lassen? Ich finde es toll (das Thema), nicht nur weil ich es angezettelt habe! Also, weiter im Text!
Ich habe inzwischen einiges zu dem Thema gelesen und damit meine Meinung erhärtet. Ich darf sie noch mal kurz vortragen:
Die Natur hat die Neigung, immer komlizierter Strukturen zu entwickeln. Das bedeutet aber nicht, daß bestehende dadurch „weg vom Fenster sind“. Die verschwinden nur, wenn, z. B. durch Umweltveränderung, ihr Lebensraum zerstört wird. Diese Veränderungen können größere Katastrophen sein (Groß-Meteoreinschlag vor 65 millio. Jahren, für Saurier & Co, Caldera-Einbruch nach Vulkanausbruch vor ca 80 000 J. in Sumatra für verschiedene Vormenschen), aber auch mehr oder weniger schleichende Veränderungen (Eiszeiten?). Diese Neigung kann man auch „EVOLUTION“ nennen.
Artvernichtend wirken auch „luxurierende Organe“, die u. U. nur dem Geschlechtspartner imponieren sollen, sonst aber unnütz sind. Beispiele: Riesenhirsch, sein Geweih mit bis 2 m Spannweite war für den Überlebenskampf eher hinderlich. Paradiesvögel, nach Ankunft des Menschen wurden sie wegen ihrer „Schönheit“ gnadenlos bejagt.
Böse Zungen behaupten, daß auch das Großhirn des Menschen ein derartiges „luxurierendes Organ ist“!!

Womit wir endlich beim Thema wären. Das Hirn des Menschen hat sich seit der Eiszeit zurück entwickelt. Warum?? Die Menschen spezialisierten sich. In der Eiszeithorde mußte praktisch jeder alles können, Waffen anfertigen, Jagen, Früchte sammeln usw. . Dann kam die Arbeitsteilung auf. In Jäger, Sammler, Waffenproduzenten, Häuslebauer. Jeder ein Spezialist, konnte auf seinem Gebiet den bisherigen Universalisten übertreffen, intelligenter brauchte er nicht zu sein! Im Gegenteil, Intelligenz schadet dem Kastendenken und wird ausgerottet!
Dazu ein eigenes Erlebnis. Wärend der SU-Zeit war ich im Tross meines Chefs Lubomir in Moskau, im Wissenschaftsministerium. Ein Teil der Diskussion wurde in russisch geführt, aber Lubo hat mir berichtet:
„Ich hab den Minister gefragt, wie die Erfolge der SU in der Weltraumfahrt zu erklären seien, die Deutschen hätten schließlich die Grundlagen geschaffen, und die Amis daran weiter gearbeitet“?
Der Minister: „Es kommt nicht auf ein Köpfchen, sondern auf viele an! Ihr in der BRD setzt für ein Problem vielleicht 10 Wissenschaftler ein, die USA 100, wir aber 1000! 1000 mittelprächtige Wissenschaftler können, bei guter Coordination, mehr leisten, als 10 oder 100 Spitzenkräfte, wo jeder vor sich hin wurstelt!“

Darum ist die Menschheit heute der Entropie verfallen, das Gehirn schrumpft.
Diese schlimme Vorhersage wird erhärtet durch Prof. Steve Jones vom
University College London am am 03.02.02 mit dem Bericht

Is human evolution finally over? Im Observer. Nachzulesen unter
https://www.observer.co.uk/international/story/0,6903,644002,00.html

Ein Buch von ihm zum Thema Evolution (in Deutsch):
Wie der Wal zur Flosse kam. Ursprung der Arten nach Steve Jones. Besprechung
https://www2.tagesspiegel.de/archiv/2000/04/14/ak-ku-li-sa-10965.html

So, Leute, könne mer nu weiter diskutieren? Gruß Günter


Hermann Penker antwortete am 12.02.02 (13:24):

Lieber Günter Peltz! Ich bin dankbar für jede Information, die hier bei diesem Thema zu lesen ist. Aber darüber diskutieren kann ich nicht, dafür braucht man einfach einen höheren Wissensstand als mir zur Verfügung steht.
MfG Hermann


Günter Paul antwortete am 16.02.02 (11:02):

Lieber Günter Peltz,

Du hast recht, es wäre gut die Diskussion weiterzuführen, und es ist auch gut, daß Du an Deine einführenden Gedanken erinnerst. Diskussionen laufen zu leicht in die Breite und werden dadurch unübersichtlich.

Zunächst zu Deiner Auffassung, die Natur neige dazu, immer kompliziertere Formen hervorzubringen. Auf den ersten Blick trifft das zu. Vor 3,5 Mllrd. Jahren nur prokaryote Mikroben (Stromatolithen). Dann erste Hinweise auf Mehrzelligkeit . Schließlich – nach mehreren Vereisungen des gesamten Erdballs – vor weniger als 600 Jahrmillionen nach einer gewissen Anlaufphase („kleine Schalenfossilien“ der Tommotium-Fauna) eine explosionsartige Entfaltung der Formenvielfalt aller auch heute noch existierenden Tierstämme. Aber damit verbunden auch das Verschwinden (Aussterben“) zahlreicher Formen – auch „hoch entwickelter“ (komplexer). Man nimmt heute an, daß über 90 % der jemals entstandenen Arten wieder verschwunden sind. (Darüber sollten fanatische Tier- und Artenschützer nachdenken!)

Für mich ergibt sich eher der Eindruck, daß die „Höherentwicklung“ oder auch Vervollkommnung sich nicht so sehr auf die einzelnen Entwicklungsformen bzw. Arten bezieht als vielmehr auf die Ökosysteme und die Biosphäre als Ganzes. Wir fragen vile zu wenig nach der Rolle, die die einzelnen Arten innerhalb ihrer Biozönosen (Lebensgemeinschaften) und Ökosysteme spielen, welche „Funktion“ sie erfüllen.

Nehmen wir doch nur die „Höherentwicklung“ von den Raubtieren zu den Robben, von den Paarhufern zu den Walen oder von den Rüsseltieren (Elefanten) zu den Seekühen. Die „Vervollkommnung“ bezieht sich hier auf die „Anpaasung“ an das neue Ökosystem (Meer). Was für Landtiere sehr vorteilhaft ist (Gliedmaßen für schnelle Fortbewegung auf festem Boden), ist ungünstig beim Übergang in den Ozean. Die „Höherentwicklung“ besteht also ausschließlich in der „Anpassung“ an veränderte Lebensbedingungen und die Einpassung (Integration) in diese.

In dieselbe Richtung scheint mir die Entstehung der Zellorganelle (Mitochondrien, Plastiden, Peroxysomen) zu weisen, die ja bekanntlich – nicht zuletzt durch molekularbiologische = genetische Untersuchungen bewiesen – aus Symbionten (Cyanobakterien, Proteobakterien) in den ersten kernhaltigen Zellen hervorgegangen sind. Sie haben ihre Eigenständigkeit verloren und sich weitgehend zurückgebildet, vermehren sich aber innerhalb der Zelle weiterhin unabhängig von deren Teilungen. Ganz offensichtlich hat sich hier die Biozönose (Symbiose) als ganzes weiterentwickelt.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf die „Gaea-Hypothese“ des amerikanischen Biologen James Lovelock. Er untersuchte im Auftrag der Nasa, wie man eine mögliche Besiedlung von Planeten durch Lebewesen erkennen könne. Dabei stellte er fest, daß die Erde als Beispiel für einen solchen Planeten sich ähnlich verhält, wie ein lebender Organismus (abgesehen von ihrer Unfähigkeit zu Vermehrung). Sie bringt als Ganzes auch in Form der auf ihr lebenden Organismenwelt die Bedingungen hervor, sich selbst zu erhalten und bei Störungen wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

Ich möchte es erst einmal damit bewenden lassen. Auf die anderen Teile Deiner Darlegungen werde ich um der Übersichtlichkeit willen in späteren Beiträgen eingehen. Ich hoffe auf einen weiteren freundschaftlichen und gedeihlichen Meinungsaustausch.

Herzliche Grüße an Dich und an die anderen Leser unserer Beiträge

von Günter Paul


Wolfgang antwortete am 16.02.02 (12:48):

Auf meiner Homepage habe ich im Rahmen des aktuellen Monatsthemas "Gaia" einige, so hoffe ich, interessante Informationen und Links zu LOVELOCKs Gaia-Theorie zusammengestellt:

https://www.ecotrip.de/inhalt.html

(Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html)


Günter Peltz antwortete am 16.02.02 (12:52):

Lieber Günter Paul und die anderen Diskutanten,
es freut mich, daß ich mit meiner Anregung, diese Diskussion weiter zu führen, auf offene Augen gestoßen bin.

Lieber Günter, Biozönose = Lebensgemeinschaft. Ich bin kein Altsprachler, habe auch nicht das kleine Latinum. Ohne die beigefügte Übersetzung hätte ich das Wort für eine „Obzönität = Schweinerei“ gehalten. Ich wurde dann aber in einem Büchlein „Latein für Angeber“ fündig ;-)) Nicht böse sein, jeder Beruf hat seine Fachausdrücke! Was ist, bzw. war Deiner? Mein Fachgebiet war Mikroelektronik.

Zurück zum Thema. Die Gaia- (oder Gaea-) Hypothese ist irgendwie bestechend. Allerdings rutscht mir das, vom Gefühl her, doch ein bißchen in die Esoterik. Damit habe ich nun garnix am Hut.Gewisse Beweise derselben betrachte ich als Placeboeffekt.
Alo, wenn Gaia echtes Leben darstellt, müßten Kristalle auch leben? Oderrrr?? (wie der Schweizer sagt!)

Bleiben wir beim „anerkannten“ Leben, Pflanzen und Tiere. Ist das Alles?
In UK (und dem ganzen englischsprachigem Raum??) werden die Pilze als dritte, eigenständige Gruppe betrachtet! Warum?
Pilze leben von totem Leben (tolles deutsch, gelle). Sie sind nicht wie Pflanzen in der Lage, sich von Mineralien, Luft (CO2) und Licht zu ernähren. Das gilt auch für Tiere, aber Pilze können sich nicht (außer durch Vermehrung, wie Pflanzen) fortbewegen. Ausnahme: Schleimpilze. Doch auch bei diesen dient die amöbenartige Forbewegung der Arterhaltung.

Zwischenruf: Das größte Lebewesen der Erde ist ein Pilz! Ein Hallimasch (soll gut schmecken!), dessen Myzel (oder Myzem, das unterirdische Geflecht, bin kein Lateiner) etliche Tonnen wiegen soll! Wo gibt’s den? Natürlich in der unübertrefflichen USA!

Also, Pilze haben mit Pflanzen die Unbeweglichkeit gemein. Mit Tieren dagegen haben sie gemein, daß sie sich ernähren wie Tiere, von totem, organischem Material ( auch der Tiger frißt einen Giaur nicht lebend, er wird vorher massakriert. Ausnahme: Der Mensch. Ein Feinschmecker schlürft die Austern lebend!

Die Ähnlichkeit mit Tieren geht noch weiter. Bei den sogenannten „höheren“ Pilzen (die mit Hut, wie Mercedesfahrer) ist die Deckhaut, besonders des Hutes, chemisch dem Chitin der Insekten , (+ Krebse, Asseln usw.) sehr ähnlich.

Zwischenruf: Der Mensch ist ein Sexmonster! Er ißt die Sexualorgane der Pilze und stellt sich die der Planzen zum Schmuck ins Wohnzimmer, bzw. schenkt sie seiner (möglichen Sex-Partnerin)! Schock? Äben!

So. Leute, ich hab Euch genug genervt. Trotzdem: Wo liegen die Pilze auf der Evolutionsleiter? Meine Meinung zur Evolution des Menschen werde ich Euch später provozierend verkündigen.
Für heute viele Grüße Günter Peltz


Günter Paul antwortete am 21.02.02 (12:05):

Liebe Freunde,
zunächst schönen Dank an Wolfgang. Lovelock hat tatsächlich eine Menge interessanter Fakten zusammengetragen und Übelegungen angestellt. Daß er mit seiner Frage „Die Erde – ein Lebewesen?“ zu weit geht, steht für mich außer Zweifel. Ich hatte ja auch geschrieben, daß die Erde sich in vieler Beziehung verhält „wie ein lebender Organismus“ – nicht, daß sie einer ist. ....

Was die Kristalle betrifft, auf die sich Günter Peltz bezieht: Sie sind durchaus keine starren Gebilde, wie es auf den ersten Blick erscheint. In ihnen laufen sehr lebhafte Prozesse ab und sie wechselwirken ebenfalls mit ihrer Umgebung. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, daß sie bei der Entstehung organischer Strukturen vermutlich eine größere Rolle gespielt haben, als bisher angenommen wurde. Interessenten verweise ich auf zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften wie z.B. „Spektrum der Wissenschaft“. (Im Internet findet man nicht alles in angemessener Qualität)

Die „Pilze“, von denen Günter Peltz spricht, sind keine natürliche und erst recht keine stammesgeschichtliche systematische Einheit der Organismenwelt. Sie sind ein künstliche Zusammenfassung von Lebewesen, die sich seinerzeit weder in das Tier- noch in das Pflanzenreich eingliedern ließen. Wie Pflanzen haben sie eine „offene“, im Prinzip unbegrenzte Wuchsform. Wie Tiere ernähren sie sich heterotroph, daß heißt von organischen Stoffen, die andere Lebewesen gebildet haben - übrigens nicht nur von den Überresten toter Organismen (unter ihnen sind viele Parasiten). Ihre Zellen besitzen Zellwände, wie die Pflanzenzellen, aber von anderer chemischer Zusammensetzung, die wieder eher tierischen Skelettsubstanzen ähnelt. U.s.f. ......

Die Schleimpilze stehen stammesgeschichtlich „Urtierchen“ nahe, teils den „Wurzelfüßern (Amöben), teils „Geißeltierchen“ (Flagellaten). Die sogenannten „Algenpilze“ schließen sich an die Braunalgen (Tange) an. Bleiben die sogenannten „echten Pilze“, die eine besondere Gruppe neben Pflanzen, Tieren und einer Vielzahl anderer Organismengruppen (die heute ebenfalls als „besondere“ erkannt worden sind) bilden. Sie unterscheiden sich in vieler Hinsicht sowohl von den Pflanzen als auch von den Tieren, z.B. in ihrer sehr komplizierten geschlechtlichen Fortpflanzung. (Gilt in ähnlicher Weise auch für andere Organismen, z.B. Rotalgen). Es ist offensichtlich so, daß sich im Zuge der Evolution eine Vielzahl von Organisationsformen des Lebens herausgebildet und in unterschiedlicher Weise weiterentwickelt haben.

Die Fruchtkörper eines Teiles der „echten Pilze“ sind, nebenbei bemerkt, nicht deren „Geschlechtsorgane“ sondern Organe der ungeschlechtlichen Fortpflanzung durch Sporen. Daß diese ungeschlechtlichen Fortpflanzungskörper, wie im erwähnten Fall des Hallimasch, sehr groß werden können, liegt an dem oben erwähnten „offenen Wachstum“; daß sie in Mitteleuropa nicht so groß werden wie anderswo liegt an der dichten menschlichen Besiedlung. Das Wachstum wird zumeist frühzeitig durch menschlichen Eingriff beendet. Der Hallimasch ist immerhin ein beliebter Speisepilz.

Abschließend: Ja, ich habe ein Biologiestudium absolviert und mich bemüht, mein Wissen weitgehend auf dem neuesten Stand zu halten. An der Diskussion zu diesem Thema habe ich mich beteiligt, weil ich glaubte, ich könne sie durch Sachkenntnis bereichern. Das geht leider nicht immer ohne den Gebrauch von Fachausdrücken, vor allem, wenn sie sich nicht einfach übersetzen lassen, sondern in deutscher Sprache einer längeren Erläuterung bedürfen (z.B. Biozönose – bedeutet nicht einfach „Lebensgemeinschaft“). Ich bedaure, daß das als „Angeberei“ ausgelegt worden ist.

Mit freundlichen Grüßen
Günter Paul


Rosmarie Schmitt antwortete am 21.02.02 (20:03):

Lieber Günter Paul,

deine sachlich differenzierten Darlegungen genieße ich in hohem Maße! Vieles speichere ich mir. Danke!
Danke auch der ganzen Runde, die diese interessanten Überlegungen nährt!

Rosmarie


Schorsch antwortete am 22.02.02 (10:01):

Zita Günter Paul:

"....Was die Kristalle betrifft, auf die sich Günter Peltz bezieht: Sie sind durchaus keine starren Gebilde, wie es auf den ersten Blick erscheint. In ihnen laufen sehr lebhafte Prozesse ab und sie wechselwirken ebenfalls mit ihrer Umgebung...."

Einige hier werden sich vielleicht noch an den Kristalldedektor erinnern? Da wurde als Stromquelle ein kleiner Kristall in einem Gewinde so gepresst, dass er Strom erzeugte und abgab. An seinen Ecken und Kanten konnte man mit einem Federdrähtchen Sender empfangen. Ich war begeister davon.

Es gibt kein Leben ohne Elektrizität.

Schorsch


Günter Peltz antwortete am 22.02.02 (18:39):

Aber Schorch, wie kann man nur! Ein Kristalldetektor ist doch keine Stromquelle! Er ist eine Diode, also ein Hochfrenzgleichrichter mit niedriger Schwelle, der das mit der Antenne empfangene, amplitudenmodulierte hochfrequente Sendesignal gleichrichtet und so demoduliert, daß die Tonmodulation im Kopfhörer zu hören ist!! Also, der Stromlieferant ist der Sender!

In der Anfangszeit des Rundfunks (20er Jahre, oder so) stand in Königswusterhausen ein sehr starker Langwellensender. In der Nähe war eine Kleingartenkolonie. Die Laubenpieper schlossen (ohne Diode) an eine Antenne Glühbirnen an und beleuchteten so ihre Büdchen!! Es gab damals deswegen auch einen Prozess, der aber im Sande verlief, es gab keinen passenden Paragraphen!

Der Elektrosmog war nämlich noch nicht erfunden (entdeckt).
Wat nich allet in Evolution geit :-)) Gruß Günter


Günter Peltz antwortete am 22.02.02 (20:16):

Liebe Diskutanten, besonders Günter Paul!
Danke für die fachliche Aufklärung, für meine sprachliche Entgleisung hab ich mich ja schon direkt entschuldigt (Latein für Angeber ;-)).
OK, nennen wir das Ding der Pilze „Fruchtbarkeitsorgan“, ist immer richtig. Wenn ich mich nicht irre, ist die Vermehrung mittels Sporen bei „echten“ (Farne, Bärlapp usw.) Pflanzen teilweise noch komplizierter. Bei Farnen, glaube ich mich zu erinnern, werden aus den Sporen zunächst so ein zweigeschlechtliches Zwischenstadium, wo sich befruchten müssen und dann kommt erst der echte Farn zum Vorschein? Oder bin ich auf dem falschen Dampfer?

Nun aber zu meiner provokativen Menschheitsgeschichte.
Der Affe stammt vom Menschen ab!
Natürlich nur die sogen. Menschenaffen, als da sind:
Bonobo, Schimpanse, Gorilla, Orang Utan und Gibbon..
Der Beweis: Fast alle beschwänzten Affen sind Bewohner tropischer Urwälder, mit Ausnahme der Paviane und Konsorten, sowie einiger Gebirgsbewohner. Ein Schwanz bietet im Urwald einen Selektionsvorteil, sei es zum Steuern bei Luftsprüngen, oder, wie bei vielen Neuweltaffen, sogar als „fünfte Hand“ zum Greifen.

Im Gegensatz dazu in der Savanne, da ist echte „Zweibeinigkeit“ wegen des besseren Überblicks vorteihaft, ein Schwanz ist nicht nur überflüssig, er stört u. U. sogar. So entstand m. E. nach ein „Steppenaffe“, der aber noch ganz gut klettern konnte. Der „große Onkel“ war länger als beim Menschen und zurückgesetzt, so daß der Steppenaffe nicht nur ganz gut laufen, sondern auch noch ganz ordentlich klettern konnte. Einige hatten Probleme mit dem Gleichgewicht und kehrten reumütig in den Urwald zurück. Aber so ganz klappte es mit dem klettern wohl doch nicht, ein erwachsener Gorilla ist einfach zu schwer. Bis auf den Gibbon sind sie, zumindest zeitweise, auch Bodenbewohner. Der Gibbon allerdings macht der beschwänzten Konkurrenz in den Baumwipfeln noch was vor.
Also, die heutigen Menschenaffen stammen logischerweise von Steppenaffen, den Vorvorvormenschen ab!

Dazu kommt, es gibt m. E. keine Funde von eindeutig baumbewohnenden Menschenaffen, die älter sind als die ihrer steppigen Verwandten. Oder hat man diese, weil uninteressant, weggeschmeisst? Mir ist zwar klar, daß Millionen Jahre alte Knochen von Urwaldbewohnern seltener zu finden sind, wegen der schnelleren Verrottung usw., aber trotzdem. Seit dem „Piltdownmann (?)“ traue ich den Buddlern alles zu!
Auch die „out of Africa“ Hypothese zweifle ich an. Da bin ich allerdings heute in ganz guter Gesellschaft. Da dürfte wohl der von mir „Hausschlüssel-Syndrom“ genannte Effekt eine Rolle spielen. Es gibt inzwischen viele Funde unterschiedlicher Steppenaffen und Vorvorvormenschen aus gleiche Zeiträumen, die auf diverse Parallelentwicklungen hindeuten. Aber, warum nur in Afrika?

Homo erectus, Neandertaler und Cro Magnon, der „Moderne Mensch“..
Nach meinen Informationen haben alle 3 Menschensorten nicht nur zeitweise gleichzeitig, sondern auch im gleichen Lebensraum gelebt. Besonders für Neander & Cro ist das sicher.
Aber, wo fängt der Mensch an? Die allgemeine Lesart ist, er muß Feuer machen, Werkzeuge herstellen und sprechen können. Über die Sprache der Neandertaler wird viel gestritten. Ham se oder ham se nich? Sie ham! Denn:

Sprache ist eine akustische Kommunikationsmöglichkeit! Muß sie akustisch sein? Auch Telepathie wäre, bei dem großen Gehirn von Neander möglich ;-). Aber, das dürte Fantatesterei sein. Bleiben wir auf der Erde. Spezialisten behaupten, Neanders und Erectusse hätten aus diesen und jenen Gründen nicht sprechen können! Wieso?
So, wie wir uns jetzt unterhalten, tun wir das hier mit nur zwei Infos, null und eins!!
Das heißt, wir können jede beliebige Information binär darstellen!
Ich will Neander usw. beileibe nicht die Kenntnis des Binärsystems zubilligen, sondern zeigen, daß man mit wenigen Lauten auch komplexe Zusammenhänge darstellen kann. Angeblich konnten die Erektusse bereits vor 350000 Jahren Nachrichten per Rauchzeichen übermitteln, wie später die Amerikaner Nordamerikas!
In Sachen Werkzeuge verweise ich auf die ca 400 000 J. alten „Schöninger Speere“ (Google schauen).
Ich selbst (meine Urheimat ist Schöningen, bin deswegen aber kein Urmensch!) habe dort um 1950 herum in den etwa 100 m tiefen Löchern gebuddelt (mit Bagger), damals aber in den Sandschichten nur Haifischzähne gefunden.
Und in der Braunkohle jede Menge Markasit, die andere Kristallform von Eisensulfid. Die eine, Pyrit, auch Katzengold genannt, ist bekannter. Sie soll bei der Entstehung des Lebens angeblich eine Rolle gespielt haben (Schwarze Raucher in der Tiefsee)

Verdammt, jetzt habe ich genug geschwafelt, jetzt seit Ihr wieder dran. Gruß Günter.

(Internet-Tipp: https://zdfonl3.zdf.de/wissen/zdfexpedition/54482/index.html)


Günter Peltz antwortete am 23.02.02 (12:43):

Heureka! Die Grube Messel und der Spiegel online sind immer für eine Überraschung gut! Frühe Säuger, besoffenene Urpferdchen, tolle Bilder von Rekonstruktionen! Muß man gesehen haben, alles auch in Druckversion! Bilder der Urviecher in etwa 10x15 cmm auf Papier! Also Leute, ran an den Speck, bzw. Internettipp. Ich muß jetzt Tinte im drucker nachfüllen, Bilder im Druck haben Blaustich. Gruß Günter

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,druck-178371,00.html)


ünter Paul antwortete am 02.03.02 (11:08):

Hallo, Freunde,
Günter Peltz hat in seinem Beitrag vom 22.02. die provozierende These aufgestellt: „Der Affe stammt vom Menschen ab.“ Ich möchte in meinem heutigen Beitrag zeigen, daß diese Annahme gar nicht so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt zwar keinen Grund, eine Abstammung der urwaldbewohnenden Menschenaffen von echten Menschen der Gattung Homo anzunehmen. Als die erstmalig auftrat, gab es zweifellos schon Menschenaffen (Hominoiden). Wahrscheinlich ist aber nach meiner Auffassung eine Rückanpassung bipeder (zweibeiniger, sich aufrecht fortbewegender) Hominoiden an das Leben in geschlossenen Waldgebieten und damit verbunden die Rückkehr zur Vierbeinigkeit. Die biologische Systematik tendiert offenbar auch in dieser Richtung, wenn sie Gorillas, Schimpansen und Bonobos jetzt mit uns Menschen zur Familie der Hominiden (Menschenartigen) zusammenfaßt und dadurch gleichzeitig gegen die Pongiden (Orang-Utanartige) und Hylobatiden (Gibbonartige) abgrenzt. Von den rezenten (heute lebenden) Menschenaffen wird nur noch der Orang Utan den Pongiden zugeordnet. Die Gründe liegen in der großen anatomischen Ähnlichkeit der vier rezenten Hominiden-Arten und in ihrer großen genetischen Übereinstimmung (molekularbiologische Unterschiede geringer als 1%).

Was wissen wir über unsere Entwicklungsgeschichte aus Sicht der Paläontologie (Fossilienkunde)? - Im Miozän Afrikas (24 bis 5 Jahrmillionen vor unserer Zeit) finden sich in etwa 22 Millionen Jahre alten Schichten Überreste (Abdrücke, Skelettreste) von (ungeschwänzten) Menschenaffen. Wir ordnen sie systematisch als Familie der Proconsuliden in die Überfamilie der Menschenaffen (Hominoiden) ein. Der Name leitet sich von einem Schimpansen im Londoner Zoo ab, der „Consul“ gerufen wurde – bedeutet also etwa „Vorläufer des Consul“. - In den miozänen Ablagerungen Afrikas, die jünger als 15 Millionen Jahre sind, fehlen demgegenüber Reste von Proconsuliden und anderen Menschaffen über 10 Millionen Jahre hinweg vollständig.

Dafür treten derartige Funde in großer Zahl in West- und Südeuropa, im Himalaya und Ostasien auf – Gebiete, die damals von dichten Wädern und Waldsteppen (Savannen) bedeckt waren. Am bekanntesten sind die Dryopitheken („Baumaffen“) Südfrankreichs, ferner Funde in Italien, Ungarn, im Kaukasus, im Himalaya und den Sivalik-Bergen Indiens und schließlich der Gigantopithekus Chinas, der erst vor 500 000 Jahren „ausgestorben“ ist. Also eine große Vielfalt von Menschenaffenarten – nur nicht in Afrika. Eine Zuwanderung nach Eurasien aus Afrika ist möglich, weil damals (vor 24 bis 5 Jahrmillionen) Landbrücken zwischen den beiden Kontinenten bestanden haben bzw. auch immer einmal wieder neu entstanden sind. (Italien war damals beispielsweise eine Inselgruppe).

Besonders interessant unter diesen frühen Menschenaffen ist der Ouranopithecus macedoniensis, dessen Reste in 9,4 bis 8,8 Millionen Jahre alten Schichten Nordgriechenlands (Mazedoniens) gefunden wurden. Die verkürzten Kiefer und die in Zusammenhang damit verkleinerten Zähne deuten auf eine Aufrichtung des Körpers hin, wenn auch Bipedie (zweibeinige Fortbewegung) bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Die relativ geringe Abnutzung des 2. und vor allem 3. Backenzahnes im Vegleich zum 1. deuten auf eine verlängerte Kindheit hin (später Durchbruch der „Weisheitszähne“), damit auch auf eine lange Zeit zum Lernen, d.h. zum Trainieren des Gehirns (zur Programmierung des „körpereigenen Computers“ – seine Ausrüstung mit von den Eltern übernommener oder auch selbst entwickelter „Software“). Das Schädelskelett zeigt Beziehungen zu den Australopitheken Afrikas, jenen „Vormenschen“, deren erste Spuren ca. 4 Millionen Jahre später in Äthiopien zu finden sind. (Zwischen Mazedonien und den frühesten Fundorten zieht sich der vom Jordantal über das Rote Meer bis zu den großen ostafrikanischen Seen reichende Grabenbruch hin). Es ist also durchaus möglich, daß Nachkommen der mazedonischen Menschenaffen südwärts gewandert sind. Eine Landverbindung war vorhanden: Das Schwarze Meer war noch nicht mit dem Mittelmeer verbunden und ein trockenes Tiefland. Es wurde bekanntlich erst vor etwa 7000 Jahren infolge des Ansteigens des Mittelmeerspiegels überflutet. (Abschmelzen der Gletscher in der Nacheiszeit. - Sage von der „Sintflut“.) Zweibeinigkeit begünstigt lange Wanderungen in warmen, stark besonnten Gebieten.

Mit den og. Australopitheken („Südaffen“) der Arten Ardipithecus ramidus (über die noch wenig bekannt ist) und Australopithecus anamensis tauchen nach 10 Jahrmillionen erstmalig wieder Hominoiden („Menschenaffen“) in Afrika auf und zwar bipede (sich zweibeinig fortbewegende) Formen, die in ihrem Skelettbau den späteren Menschen schon sehr ähnlich sind. Sie verbreiten sich in den folgenden Jahrmillionen weiter nach Südafrika aber auch in Richtung Westen. Andere Hominiden (Gorilla, Schimpanse, Bonobo) sind erst später nachweisbar. Auffällig ist, daß die Skelettreste der späteren Australopitheken sich wieder stärker von dem der „Menschen“ unterscheiden als die og. frühen, besonders auffällig bei den Arten der Gattung Paranthropus, die sich an harte Pflanzennahrung der Trockengebiete anpaßten. Die letzten Funde von Australopitheken sind etwa 1,5 Millionen Jahre alt und stammen von der Gattung Paranthropus (s.o.).

Skelettreste der Gattung Homo (Mensch) finden sich erstmalig vor etwa 2,5 Jahrmillionen, Spuren einer Steintechnologie, die Menschen zugeordnet werden könnte vor ca. 3,4 Millionen Jahren.

Landläufig herrscht die Auffassung, daß sich der Schimpanse vor den Australopitheken von der gemeinsamen Abstammungslinie getrennt haben müsse, also vor mehr als 6 Millionen Jahren. Als genetische (molekularbiologische) Untersuchungen eine Trennung vor wenig mehr als 3 Jahrmillionen wahrscheinlich machten, wurden die Ergebnisse angefochten und weitere Untersuchungen angestellt, die einen Spielraum von 2 bis 13 Millionen Jahren ergaben. Mir scheint es erforderlich, die „Menschheitsgeschichte“ neu zu durchdenken und ideologische Vorbehalte (d.h. Festhalten an überlieferten Auffassungen) zu überwinden.

Ich glaube für heute reicht´s !
Herzliche Grüße
von Günter Paul


schorsch antwortete am 02.03.02 (13:53):

Lieber Günter Paul, meine Familie hatte ihren eigenen Baum. Warum wohl würden wir sonst von "unserem Stammbaum" reden?

Schorsch