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THEMA:   Fortschritt. Fortschritt über alles...

 32 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 09.07.01 (13:17) mit folgendem Beitrag:

Nach etlichen Themen und heissen Diskussionen hier in den Foren fällt es mir auf: Oft drehen sich die gegensätzlichen Meinungen um einen zentralen Begriff... um den "Fortschritt". - Die einen - die meisten, wohl weil es die herrschende Denkweise ist - glauben an den "Fortschritt". Sie gehen davon aus, dass sich die Welt und die Menschen wie auf einer Bahn zum Besseren befinden. Je mehr mehr Wissenschaft und Technik und Naturbeherrschung, desto bessere Verhältnisse, mehr Wohlstand, ja mahr Glück. - Die anderen - wenige, ich gehöre dazu - warnen, heben die Risiken hervor oder bestreiten sogar prinzipiell die Möglichkeit des "Fortschritts".

Ich möchte zum Anfang der Diskussion ein Zitat bringen... Es ist von Ludwig KLAGES aus seinem Grusswort an den Freideutschen Jugendtag, der im Jahre 1913 stattfand. Ich finde, das Zitat ist aktueller denn je:

Wir täuschten uns nicht, als wir den "Fortschritt" leerer Machtgelüste verdächtig fanden, und wir sehen, daß Methode im Wahnwitz der Zerstörung steckt. Unter den Vorwänden von "Nutzen", "wirtschaftlicher Entwicklung", "Kultur" geht er in Wahrheit auf Vernichtung des Lebens aus. Er trifft es in allen seinen Erscheinungsformen, rodet Wälder, streicht die Tiergeschlechter, löscht die primitiven Völker aus, überklebt und verunstaltet mit dem Firnis des Industrialismus die Landschaft und entwürdigt, was er von Lebewesen noch überläßt gleich dem "Schlachtvieh" zur blossen Ware, zum vogelfreien Objekt "rationeller" Ausbeutung. In diesem Dienste aber steht die gesamte Technik und in deren Dienste wieder die weitaus grösste Domäne der Wissenschaft. [Zitatende]


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 09.07.01 (13:34):

Fortschritt ist sehr oft Fortschritt von jenem, das wir Menschlichkeit nennen!

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 09.07.01 (20:40):

Lieber Wolfgang,

im Prinzip stimme ich mit Klages überein. All die von ihm aufgeführten Gefahren existieren und bedrohen uns auch heute noch, in vielen Bereichen sogar wohl noch schlimmer als zum damaligen Zeitpunkt.
Nur seinen letzten Satz "In diesem Dienste aber steht die gesamte Technik und in deren Dienste wieder die weitaus grösste Domäne der Wissenschaft." halte ich für nicht zutreffend. Es gibt heute schon große Wissenschaftsbereiche, die sich mit der Vermeidung und mit Auswegen aus den oben aufgeführten Katastrophen beschäftigen.

Ich persönlich würde den Begriff "Fortschritt" deshalb nicht in dem von dir verwandten negativen Sinne benutzen. Gerade dadurch, dass immer mehr Menschen die Sackgasse vieler bisheriger Entwicklungen bewusst geworden ist, gerade dadurch gibt es doch auch viele Ansätze zu einer anderen Art von Umgang mit der Umwelt, der Menschen untereinander, mit Strukturen in Betrieben, in der Politik und... und... Natürlich ist dies alles noch viel, viel zu wenig. Aber Ansätze sind doch da... Und diese nenne ich Fortschritt!

Herzlichen Gruß
Rosmarie


KlausD antwortete am 09.07.01 (20:40):

Den Erfolg des andauernden Fortschrittes kann man mit der Sättigungskurve eines Transformators vergleichen.

Im unteren Teil ist die Induktionszunahme sehr hoch.
Ab einem bestimmten Punkt bringt die reingesteckte Energie nur noch einen Bruchteil an Induktionszunahme.
Ein hoher Fehlverbrauch ensteht.

So sehe ich das mit unserem Fortschritt.


Karl antwortete am 09.07.01 (21:06):

Hallo Wolfgang,


ich verstehe Klages überhaupt nicht. Er sagt "wir sehen, daß Methode im Wahnwitz der Zerstörung steckt. Unter den Vorwänden von 'Nutzen', 'wirtschaftlicher Entwicklung', 'Kultur' geht er in Wahrheit auf Vernichtung des Lebens aus."

Dies liest sich so als wolle er behaupten, Ziel des Handelns (wessen eigentlich?) sei die Zerstörung des Lebens. Wer dieses glaubt, muss an das absolut Böse in dieser Welt glauben. Ich für meinen Teil bin diesem absolut Bösen noch nicht begegnet. Wessen Ziel ist denn schon die Vernichtung allen Lebens??? Ich glaube nicht an den Teufel.

Unser Problem ist doch eher ein anderes. Wir zerstören nebenbei, als Abfallprodukt. Wir betonieren die Landschaft zu, nicht weil wir wir das schön finden, sondern weil wir Autofahren wollen. Wir produzieren Müll, nicht weil wir Müll liebhaben, sondern weil wir den Luxus lieben. Die Wälder werden gerodet, nicht weil sie zerstört werden sollen, sondern weil damit dummerweise Geld verdient wird. Die Tiere (zumindest die meisten) werden nicht deshalb ausgerottet, weil sie niemand mag, sondern weil unsere Monokultur Mensch ihnen keinen Platz mehr lässt.

Wir sollten das Böse nicht Dämonisieren, sondern die Gründe für unsere Probleme analysieren, dann können wir sie vielleicht lösen. Wir brauchen eine andere Verkehrspolitik, andere Autos, mehr Bahn, dann können wir das Zubetonieren der Landschaft vielleicht stoppen. Wir brauchen neue Verpackungsrichtlinien und Müllverordnungen, dann lässt sich der Abfallberg reduzieren. Wir müssen denen, die am Roden der Wälder verdienen, die Kosten der Umweltvernichtung in Rechnung stellen, dann lohnt es sich nicht mehr die Wälder zu roden. Wir müssen die unkontrollierte Vermehrung der Spezies Mensch auf diesem Planeten stoppen, dann bleibt auch wieder Raum für die Tiere, ohne die unser Leben verarmen würde.

Wolfgang, es ist nicht die Frage, ob man Technikfreund oder Technikfeind ist, ob man Pessimist oder Optimist ist, es kommt darauf an Realist zu sein, die realen Probleme zu sehen und anzupacken. Polarisierendes Denken ist fehl am Platz, völlig daneben ist es, wenn eine Seite dämonisiert werden soll.


KlausD antwortete am 09.07.01 (21:44):

Das absolut Böse ist vorhanden Karl!

Es ist die D U M M H E I T!!

Wir wissen doch alle,daß die Welt sich nicht ändert!
Die Menschen machen weiter in der Vernichtung der Lebensgrundlagen.
Das analysieren von Problemen alleine bringt nichts!
Es wird ja doch nicht gehandelt!!


Karl antwortete am 10.07.01 (16:38):

Lieber Klaus,

richtig, die Dummheit bzw. häufig das Nicht-Wissen ist das Problem, das Nicht-Erkennen-Können der Handlungsfolgen. Das meiste Böse wird in guter Absicht getan.

Deine pessimistische Weltsicht teile ich trotzdem nicht. Es wird von vielen gehandelt, es wird auch sehr vieles sich unter dem Druck der Notwendigkeiten verändern.


Manfred Franz antwortete am 10.07.01 (19:39):

Bin gerade mal wieder hier, in "zivilisierten Gegenden". Freue mich an der freien Natur und der Ungezwungenheit meines (fast) autarken Lebens in Sommerhaus. Aber das geht eben nur, DANK MODERNER TECHNIK! Ich hätte sonst keinen Solarstrom, keine Wasserspülung im WC, keine warme Dusche. Und so vieles andere mehr. Fortschritt sollte man nicht als solchen verteufeln, sondern das, was daraus gemacht wird. Und das bestimmt die Politik- nicht der Techniker! Auch die Eindämmung des ungebremsten Mengenwachstums der Menschheit gehört zu deren Aufgaben. Sonst erlebt die zivilisierte Welt noch einmal einen Rückschlag wie beim Untergang des Römischen Reiches und seiner Kultur.


KlausD antwortete am 10.07.01 (21:26):

Ich glaube nicht,daß mein Weltbild so pessimistisch ist - lieber Karl!
Eigentlich versuche ich immer realistisch zu sein.

Wir haben das Thema Fortschritt!

Wie sieht denn nun der Fortschritt z.B. in der Medizin aus?
Da werden wunderbare Dinge erfunden - nur der Normalverbraucher bekommt sie nicht mehr!
Operationen werden verschoben - oder nicht ausgeführt,
Medikamente nicht mehr verschriebenn u.s.w.

An dieser Stelle entsteht Ungerechtigkeit!

Was nützt mir der Fortschritt an einem Auto,welches ich mir nicht leisten kann?

Was nützt mir ein Golfplatz den ich nicht betreten darf?

Ist das Anlegen von Golfplätzen auf Mallorca nun Fortschritt oder Dummheit?

Fragen über Fragen.


Wolfgang antwortete am 10.07.01 (23:02):

Keine Frage: Es gibt nicht nur das Böse. Aber das Böse nimmt zu, ja droht überhand zu nehmen. Freilich gibt es auch das Gute... Gott sei 's gedankt. Aber, und das ist das, was Angst macht: Es nimmt nicht zu. Soweit das Gute noch vorhanden ist, stammt es aus längst vergangenen Zeiten.

Wir zehren von den Resten untergangener Kulturen. Die Fortschrittler werden nicht müde, das Paradies auf Erden zu versprechen. Aber: Man schaue sich die angeblich beste aller Welten an... - Warum, Karl, glaubst Du, sollten Wissenschaft und Technik mit noch mehr Wissenschaft und noch mehr Technik die Verheerungen reparieren können, die sie gerade erst angerichtet haben? - Ich meine: Wo der "Fortschritt" Fuss fasst, stirbt das Leben...

P.S.: Klaus... Die Mitglieder im Verein hoffnungsvoller Optimisten (VhO e. V.) sind sich selbst nicht so sicher. Deshalb nennen sie jeden vorsorglich einen Pessimisten, der nicht so denkt, wie sie. :-)))


Manfred Franz antwortete am 11.07.01 (06:12):

Ehe ich wieder abschwirre, noch ein paar Gedanken: Nach meiner Ansicht hat die Menschheit -bisher- immer eine Lösung für anstehende Probleme gefunden. Waren sie nun naturbedingt oder selbstgemacht. Es scheint fast so, als ob ein gütiger Geist uns noch nicht aufgegeben hat. Dass dabei die Natur nicht so bleiben konnte wie sie war, ist allein aus der ungeheueren Vermehrungsrate abzuleiten. Der Fortschritt hat sie ermöglicht, er wird sie -hoffentlich- auch wieder zurückführen. Z.B. über höheren Lebensstandart und höhere Bildung. Umweltzerstörung und -vermüllung sind nicht Folgen des Fortschrittes, sondern der DUMMHEIT, BEQUEMLICHKEIT und des DESINTERESSES- jedes Einzelnen bis hin zur großen Politik. Intelligente, nicht primitive, Lösungen sind notwendig.


Rosmarie S antwortete am 11.07.01 (10:19):

Hallo,

das Wort "Fortschritt" wird von vielen von uns offensichtlich in unterschiedlicher Weise verwandt. Während der Eine mehr die Auswüschse und negativen Seiten sieht, schaut der Andere mehr auf die positiven.
Mir scheint, ähnlich würde es sein, wenn wir über die Vergangenheit redeten, nur in umgekehrter Weise.

Wolfgang meint: "Wir zehren von den Resten untergangener Kulturen." Ist es wirklich das, wovon wir heute zehren? Natürlich sind wir in unserem Denken und Handeln von unserem kulturellen Hintergrund, der Jahrtausende zurück reicht, mitgeprägt (aber auch genau aus diesem Grunde begehen wir heute Sünden, die angeprangert werden! DAS sollten wir nicht vergessen. Wir sind Kinder unserer Geschichte!). Wird so von der Vergangenheit gesprochen, werden nur die geistigen oder sozialen Höhepunkte herausgefiltert. Aber wie sah denn die Vergangenheit für die Millionen Fußvolk aus? Wie hätte sie wohl für mich ausgesehen?
Wäre ich eine Frau des 19. Jahrhunderts gewesen, so lebte ich schon lange nicht mehr (Krebs vor 17 Jahren). Oder davor? Ich hätte sicher nicht am Tisch der Denker oder Mächtigen gesessen. Nein, ich wäre wohl eine Dienstmagd gewesen, die in einem ungeheizten Kämmerchen unter dem Dach geschlafen hätte. Morgens um vier müsste ich aufstehen... bis nachts niedrige Dienste verrichten, die Ernährung wäre minderwertig und einseitig, vor der Frau des Hauses müsste ich kuschen, mir ihre Launen und Schläge gefallen lassen und dem Herrn des Hauses nachts noch "entgegenkommen". Käme dann ein Kind, würde ich verjagt, könnte aber nicht mehr nach Hause, da meine Eltern kirchlich so eingeschüchtert wären, dass sie diese Schande nicht auf sich nehmen könnten...
Oder hätte ich zu Zeiten der griechischen Hochkultur gelebt - hat dort jemals einer etwas vom erhebenden Leben einer Frau des Fußvolks gehört? Nein, nein, die Höhepunkte und Fortschritte jeder Zeit waren immer nur etwas für die Mächtigen, Reichen und Einflussreichen.

So gut, wie es dem Jedermann heute geht, ging es ihm noch nie. Dafür müssen wir uns als Preis eben mit der Dummheit - ich würde eher sagen Unzulänglichkeit - und ihren Auswirkungen von uns Jedermännern auseinander setzen und müssen tun, was wir tun können, Fortschritt im Positiven zu erwirken.
Natürlich gibt es heute die globalen Zerstörungsmöglichkeiten, die es noch nie gab. Aber auch zur Verhinderung dieser wurde bereits viel getan, und es wird immer mehr getan werden. Für mich heißt mein winziges Schärflein, Mitglied sein im NABU und bei Greenpeace und vor allem: Den Glauben an ein lebenswertes Leben in einer Welt mit vielen guten Möglichkeiten der nächsten Generation weitergeben und ihr Mut zu Freude und Verantwortung machen.


Wolfgang antwortete am 11.07.01 (14:22):

Ich möchte drei gefährliche Welttrends nennen: Zu viel Menschen (vor allem in der 3. Welt), zu viel Produktion und Konsumtion (vor allem in der 1. Welt) und zu schnelle Innovationsprozesse. All diese Phänomene sind relativ jung. Und alle haben sie mit der ebenfalls relativ jungen Idee des "Fortschritts" zu tun und seiner materiellen Basis, der modernen Naturwissenschaft und der industriellen Technik. Insbesondere das Tempo der Veränderung hat dermassen zugenommen, dass viele Menschen nicht mehr mitkommen: Das enorme Tempo entspricht nicht mehr ihren kulturellen Möglichkeiten.

Dazu einige beispielhafte Zahlen: Seit 1900 vervierfachte sich die Weltbevölkerung von etwa 1,5 auf etwa 6 Mrd. Menschen. Die Weltwirtschaft weitete sich in derselben Zeit gar um das Zwanzigfache aus. Das hat es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben, weder in absoluter, noch in relativer Betrachtung... - Seit 1950 bis heute - also in knapp über 50 Jahren - wurden etwa so viele Güter und Diensleistungen produziert und konsumiert, wie von Beginn der menschlichen Zivilisation an bis 1950 - also über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren.

Die Wirtschaft mag wachsen, die Erdbevölkerung wird wachsen, Wissenschaft und Technik werden weiterhin innovativ und noch rationeller das Letzte herausholen aus der Natur... Was nicht wachsen wird, ist das Ökosystem, auf dem unser aller Leben ruht. Seine Quellen und vor allem seine Senken sind festgelegt. Erste Grenzen zeigen sich. Die Frage ist: Wieviel "Fortschritt" und wieviel Menschen kann der blaue Planet noch verkraften?

g-o.de: Wissen Online
https://www.g-o.de/index03.htm

(Internet-Tipp: https://www.g-o.de/index03.htm)


KlausD antwortete am 11.07.01 (14:42):

Bis 2040 sollen 9 Milliarden Menschen unseren Planeten bevölkern! (Heutige Zeitungsmeldung)

Wie Rosemarie es so schön beschreibt:Für wen soll dann der Fortschritt noch reichen?
Wir haben doch heute schon Verweigerung von Medikamenten im Gesundheitswesen!Und das bei uns in Germany!!
Natürlich zehre auch ich vom Fortschritt -aber können unsere Kindeskinder diesen Segen noch genießen?
Aber der Fortschritt bleibt,eben nur für eine kleine Schicht.

Momentan genieße ich den Fortschritt wie Manfred Franz es beschreibt:Solaranlage,Wärmedämmung,Niedrigtemperaturheizungu.sw. -Energiekosten wurden so halbiert!

Ach wenn es doch immer so bliebe!


Karl antwortete am 11.07.01 (15:08):

Hallo Wolfgang,

der Populationsdruck hier wird zur Bevölkerung des Sonnensystems führen. Das ist keine Science Fiction, sondern m.E. nur konsequent gedacht.


Mit freundlichen Grüßen, Karl


P.S.: Ich füge noch den Link zu einem Buch an (faszinierend, erschreckend, je nach Perspektive), dass mich heute in seinen Bann gezogen hat.

(Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0262133822/derseniorentimin/)


Rosmarie S antwortete am 11.07.01 (23:31):

Klaus: > Bis 2040 sollen 9 Milliarden Menschen unseren Planeten bevölkern!

Hallo,

ob es zu dieser Zahl kommen wird, bezweifle ich. Es mag zwar zynisch klingen, aber ich bin überzeugt, dass bei wachsender Dichte, neu auftretende Seuchen in 3.Weltländern viele Menschen dahin raffen werden. Denn wie angeblich schon öfters in Afrika geschehen, stecken sich Menschen in "neuen Überlappungsgebieten" durch bis dahin nur bei Tieren vorkommende Erreger an. Diese werden sich blitzartig auf andere Teile der Welt ausbreiten...
Außerdem hoffe ich, dass es nicht zu einer derartigen Bevölkerungsexplosion kommen wird, weil die Staaten - ähnlich wie jetzt schon in China - rigorose Maßnahmen zur Eindämmung vornehmen könnten.

Wenn die Menschheit unter dem Überbevölkerungsdruck in das Sonnensystem ausweichen müsste, so fände ich das eine für diese Individuen traurige Entwicklung. (Natürlich wären Seuchen nicht weniger traurig!)


Manfred Franz antwortete am 12.07.01 (06:14):

Und außerdem, ist das mit den Prognosen so eine Sache. je höher die Wissenschaftlichkeit, die akademischen Grade der beteiligten Professoren und die finanzielle Ausstattung der Institute, desto falscher sind die Vorhersagen. (Man denke nur an die derzeit diskutierten Wirtschaftsprognosen oder die der Klimaerwärmung nach DEM kühlem Frühjahr und Frühsommer!) In den 50gern hatte man schon 10-12 Mrd.für 2000 berechnet. Der Aspekt, den Rosemarie sieht, sollte man trotzdem nicht unterbewerten, obwohl gerade der Fortschritt auf medizinischem, aber auch bildungspolitischem und technischem Gebiet solche bevölkerungswirksamen Einschnitte wie den durch die Pest im Mittelalter vermutlich verhindern wird.
Wenn sich in weiten Kreisen die Erkenntnis durchsetzt, dass es außer der Vermehrung noch andere schöne, erstrebenswerte- und erreichbare!- Lebensziele gibt, wird sich auch das normalisieren. Ich halte das für vorübergehend, wie die vielen anderen durch den Fortschritt selbst entstandenen und gelösten Probleme .


Heidi antwortete am 12.07.01 (08:50):

>> dass bei wachsender Dichte, neu auftretende Seuchen in 3.Weltländern viele Menschen dahin raffen werden.<<

>>Wenn sich in weiten Kreisen die Erkenntnis durchsetzt, dass es außer der Vermehrung noch andere schöne, erstrebenswerte-und erreichbare!- Lebensziele gibt, wird sich auch das normalisieren<<

Manchmal traue ich meinen Augen beim Lesen nicht...!

Macht sich auch jemand Gedanken darüber warum sich gerade die Menschen in den sogenannten "dritten" Welten so rapide "vermehren"? Ich glaube nicht, dass es an einem Mangel von erstrebenswerten Lebenszielen liegt.


Karl antwortete am 12.07.01 (09:02):

Liebe Rosemarie,


Du schreibst: "Wenn die Menschheit unter dem Überbevölkerungsdruck in das Sonnensystem ausweichen müsste, so fände ich das eine für diese Individuen traurige Entwicklung."

Ob Du da mal nicht die männliche Abenteuerlust und Neugierde unterschätzt. Ich bin sicher, dass sich sehr viele in Kenntnis und im Bewußtsein der Einschränkungen freiwillig melden werden. Ob langfristig das Leben auf dem Mars (in biologischen Zeiträumen gedacht) beschwerlich sein muss, darf übrigens angezweifelt werden (https://www.marssociety.at/). Die Menscheit hat die Fähigkeit erworben, die Erde zu verlassen und wird dies nutzen. Es stimmt deshalb auch nur punktuell, nämlich zur Zeit, dass die Resourcen beschränkt sind. Wir leben auf einer nach außen gekrümmten Erde, nicht in einer Hohlwelt ;-)

(Internet-Tipp: https://www.marssociety.at/)


Karl antwortete am 12.07.01 (09:24):

Es gibt auch die deutsche Marsseite:
https://www.marssociety.de/

Auch wenn diese Leute als Spinner bezeichnet werden, möchte ich daran erinnern, dass solche Spinner Amerika entdeckt haben ;-)

Ich behaupte übrigens n i c h t, dass die Besiedelung des Mars das Bevölkerungsproblem löst, sondern nur, dass dieses dazu beitragen wird, das Projekt zu realisieren. Der Kessel kocht und wird überlaufen.

(Internet-Tipp: https://www.marssociety.de/)


Rosmarie S antwortete am 12.07.01 (09:31):

Liebe Heidi,

ich hatte gefürchtet, dass ich als zynisch interpretiert werden könnte. Ich bin aber alles andere als menschenverachtend und unsozial. Meine Vermutung enthält keinerlei Wertung, sondern war lediglich so gemeint: Schon jetzt hat die zunehmende Menschendichte in Afrika und die dadurch voran schreitende Ausdehnung der Lebensräume in bisher nur Tieren vorbehaltenen Gegenden zur Folge, dass die Kontakte mit der einheimischen Tierwelt (z.B. Affen) steigen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist z. B. auf diese Weise das Ebolavirus - lange schon im Tier lebend - auf den Menschen übergegangen. Natürlich finde ich die leidvollen Zustände, die mit einer solchen Bevölkerungsdichte einher gehen, schlimm! Egal ob hier oder anderswo auf der Welt - Mensch ist Mensch! Im übrigen werden sich solche neu auftretenden Krankheiten bei noch größerer Menschendichte mit Sicherheit weltweit ausbreiten.
Noch einmal: Ich heiße das nicht für gut oder gar für erstrebenswert, sondern ich fürchte einfach, dass es so kommen wird!

Lieber Karl,

dein Wort in Gottes Ohr! :-)))


Wolfgang antwortete am 12.07.01 (13:37):

Ein interessanter Aspekt, Karl... Die alten Seefahrer wussten es schon immer: Die Ratten verlassen zuerst das sinkende Schiff. - Vermutlich werden es die Angehörigen der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Elite der 1. Welt sein, die fahnenflüchtig werden, und auf andere Planeten auszuweichen versuchen. Die Fortschrittler - jedenfalls die, die es sich leisten können - fliehen vor ihrem "Fortschritt"... *fg*

Sie planen ihre Flucht just zu dem Zeitpunkt, da es für immer mehr Menschen offensichtlich wird: Die Fortschrittsversprechungen erweisen sich als Lügen.


Karl antwortete am 12.07.01 (15:08):

Hallo Wolfgang,


die Gleichsetzung von Ratten und Wissenschaftlern finde ich jetzt etwas unfreundlich. Ich habe zudem ja nicht behauptet, dass das Schiff sinkt, das ist dein Job ;-) Vielleicht ist es wegen dem Kochtopf falsch rübergekommen. Es wird keine Flucht sein, sondern zunächst einmal exploratorisches Verhalten. Den Fortschritt fliehen können wir nicht, wir sind darauf angewiesen. Du kannst den Wissenschaftlern noch soviel bösen Willen unterstellen, ohne Wissenschaft hätte auch dein Sohn eine traurige Zukunft.

An Heidi: ich gebe Dir recht.

MfG Karl


Karl antwortete am 12.07.01 (15:11):

Entschuldigung Heidi, sehe gerade, dass dein Brief privat ankam. Natürlich dürfen Frauen auch mit ;-)

MfG Karl


KlausD antwortete am 12.07.01 (17:49):

Eines ist mal klar,ein Leben außerhalb unserer Erde wird es nicht geben!
Vielleicht überlebt mal eine kleine Gruppe ein paar Tage auf einem anderen Planeten - das war`s.
Der Aufwand ist zu hoch,die Zeiten zu lang,die Planeten zu unfreundlich.

Warum sollten wir eigentlich diese Sache planen,wenn auf auf der Erde genug Elend herrscht?

Fernau sagt es so:

Wir reden von Wissenschaft,von Eroberung des Weltalls und von kühnem Forschergeist,der "uns befreien" wird -wovon?
Lauter Flausen und dummes Gequatsche.
Die einzig richtige Antwort ist die von Schopenhauer:
Der Mensch ist vollkommen verstrickt in seinen Willen.

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff :-))


Wolfgang antwortete am 12.07.01 (19:35):

Bevor die Diskussion wegen meines unglücklich gewählten Vergleichs aus dem Ruder läuft, möchte ich klarstellen: Wir haben es hier mit Menschen zu tun, nicht mit Ratten. Ich wollte auf gar keinen Fall jemanden beleidigen, egal auf welcher Seite er steht...

Besser wäre es gewesen, ich hätte so argumentiert: Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet die Kapitäne, Steuermänner und Offiziere als erste sich Gedanken darüber machen, wie sie das leckgeschlagene und sinkende Schiff verlassen und ihr Leben retten können. Karl hat auch schon den euphemistischen Begriff für deren Fahnenflucht geliefert: Exploratorisches Verhalten... Das hört sich wirklich gut an. :-)))

Titan - das ist ein Mond des Saturn - ist übrigens eines der Ziele der Fortschrittler. Titan besitzt eine Atmosphäre, die der irdischen zu Zeiten der Ursuppe ähnelt. Wer da oben leben möchte, muss sich allerdings warm anziehen: Durchschnittlich -180 °C hat es da... Im Jahre 2004 werden wir genauere Informationen haben. Dann landet HUYGENS, die Tochtersonde von CASSINI auf diesem für uns unwirtlichen Mond. Hier kann der schöne Planet Saturn mit einigen Monden bestaunt werden:

SPIEGEL ONLINE
Zwölf neue Monde umkreisen den Saturn
https://www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,144657,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,144657,00.html)


Karl antwortete am 12.07.01 (19:54):

Hallo Klaus,

Deine Aussage "Eines ist mal klar, ein Leben außerhalb unserer Erde wird es nicht geben!" ist aus vielen Gründen unhaltbar.

1. Es spricht sehr vieles dafür, dass es bereits millionenfach Leben auf anderen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt (https://www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,118629,00.html)

2. Falls Du Dich auf menschliches Leben außerhalb der Erde beziehst: natürlich wird der Mars nicht bleiben wie er ist, sondern er wird urbar gemacht. Dafür gibt es seit langem realistische Pläne (Eine Rede des US- Demokraten LaRouche zur Urbarmachung des Mars : https://www.solidaritaet.com/fusion/1996/4/mars.htm)

3. Die Liste der Behauptungen der Art "Der Mensch wird nie fliegen", "Computer werden nie Schachweltmeister" etc. ist riesengroß. Deshalb werden diese Behauptungen nicht richtiger.

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,118629,00.html)


KlausD antwortete am 12.07.01 (19:58):

Das mit den Ratten sollte nicht falsch ankommen!

Man kann diese Geschichte mit den fliehenden Ratten überall lesen.
Die Ratten waren es nämlich,welche den Untergang des Schiffes am ersten erkannten!
Also waren die Ratten schon immer die schlaueren Bewohner der Schiffe:-)


Karl antwortete am 12.07.01 (20:18):

Mit Google findet man viele Links zu Terraforming (Urbarmachung). Vielleicht interessiert folgender

https://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/7422/1.html

(Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/7422/1.html)


KlausD antwortete am 13.07.01 (09:28):

Ich glaube mal,daß die Urbarmachung fremder Planeten so ausgehen wird wie die Urbarmachung von Amerika -wenn das überhaupt gelingen sollte!

Die Entdeckung von Amerika entstand aus Neugier und Abenteuerlust - das ist O.K.
Aber was dann geschah,war reine Habgier und Räuberei bis hin zu Morden und Ausrottung ganzer Völkerstämme.

Etwa gleich verlief der Einfall in Afrika.

Was wir heute in diesen Kontinenten sehen,kann doch nur erschrecken!

Die Erforschung fremder Planeten ist Abenteuer und der Drang nach neuen Erkenntnissen.
Eine wirklich wunderbare Sache -nur muß man die Dinge in die richtigen Bahnen lenken!
Gleich an Urbarmachung u.sw. zu denken finde ich völlig überflüssig.
Wir haben auf der Erde Probleme genug und denen sollte man sich widmen!!


Heidi antwortete am 13.07.01 (09:57):

Warum so "pessimistisch" Klaus? *fg* Wir müssen nicht mehr überfallen und erobern im All, die Grundstücke gibt es schon zu kaufen (siehe Kleinanzeigen im St unter Immobilien)

>>..erwerben Sie Grundstücke im All

Hier erhalten Sie offiziell registrierte Grundstücke auf Mond, Mars, Venus und jetzt neu, sogar auf dem Jupiter Mond Io.
Alle Grundstücke inkl. Registrierung, Besitzurkunde, Mondkarte und Mondgesetze.<<

Also, lasst uns Grundstücke im All kaufen und..
den nächsten Planeten ruinieren, dann kann sich die Erde ein bißchen von uns erholen ;-))


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 13.07.01 (11:31):

Natürlich gibt es immer wieder Leute die es verstehen, einigen Dummen Grundstücke auf einem andere Stern oder gar den ganzen zu verkaufen. Oder man kann sogar für ein paar Märker einen Stern nach sich benamsen lassen. Da gibst nur zwei Bemerkungen dazu:

1.) Die Dummen sterben nie aus.

2.) Ohne die Dummen gäbe es ja auch keine Schlauen!

Schorsch

PS. Ich habe mir soeben den Stern Illusionis gratis unter den Nagel gerissen! Sollte es jemand unter euch gelingen, diesen VOR mir zu besuchen, ist er/sie herzlich gebeten, vorher von mir eine Flagge zu ordern, die er/sie dann auf meinem Stern aufpflanzen soll!


Günter Peltz antwortete am 04.12.01 (19:41):

Menschliches (irdisches) Leben auf anderen Planeten unseres Sonnensystems? Wie soll der Mensch z. B. auf dem Mars überleben, wenn er nicht in der Lage ist, irdische Wüsten in Gärten zu verwandeln? Und hier gibt es kein Problem mit Luft, Höhenstrahlung, mangelde Schwerkraft usw.!
Terraforming ist für die nächsten 300 J. Utopie und Geldschneiderei! Es gibt sinnvolleres, um die Menscheit zu erhalten!