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THEMA:   Die USA wollen das Klimaschutzabkommen aufkündigen

 25 Antwort(en).

Mechtild Threin begann die Diskussion am 31.03.01 (13:21) mit folgendem Beitrag:

Für Bush stehen die Interessen des amerikanischen Volkes an erster Stelle und damit
der amerikanischen Wirtschaft, aus diesem Grunde ist George W. Bush nicht bereit das
Kioto-Abkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen umzusetzen. Bundeskanzler
Schröder sprach von der Möglichkeit, ohne die Beteiligung der USA das
Klimaschutzprogramm umzusetzen. Gleichzeitig betonte er jedoch, er wolle die USA
nicht aus der Verantwortung entlassen. Deutschland ist im Juli Gastgeber der
Folgekonferenz zu Kioto. Die politische Diskussion außerhalb der USA dürfte sich jetzt
auf die Frage zuspitzen, ob ein Alleingang bei der CO2-Reduzierung sinnvoll ist.
Der CO2-Ausstoß der USA beträgt 25 Prozent. Bislang ist zum Glück niemand der anderen
Länder, wie Japan, Neuseeland oder Australien, die bisher stets gemeinsam mit den USA
auftraten der US-Haltung gefolgt.


Wolfgang antwortete am 31.03.01 (14:51):

Das sogenannte Kyoto-Protokoll von 1997 enthält erstmals für Industriestaaten rechtlich verbindliche Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Es macht diesen Staaten - auch den USA - die Auflage, insgesamt etwa 5 % ihres Ausstosses von sechs massgeblichen Treibhausgasen zu senken (über den Zeitraum von 2008-2012 im Vergleich zum Jahr 1990).

Und jetzt will die Bush-Administration von der von ihrer Vorgängerin eingegangenen Verpflichtung nichts mehr wissen. Sie wollen weitermachen mit ihrer unverantwortlichen Energiepolitik und ihrem unglaublich hohen spezifischen CO2-Ausstoss*. Sie scheren sich einen Dreck um das Recht der Völker der Welt auf nachhaltige Produktions- und Konsumtionsstrukturen.

*Der spezifische Ausstoss von CO2 - des wichtigsten Treibhausgases - ist der pro-Kopf-Ausstoss und wird gemessen in Tonnen pro Einwohner und Jahr [t/EW.a]. Ganz vorne liegen die Nordamerikaner mit um die 19 [t/EW.a]. Die Europäer verschmutzen die Atmosphäre mit etwas über 7 [t/EW.a], die Afrikaner mit knapp 2 [t/EW.a].

Energie in Zahlen
https://www.eva.ac.at/enz/index.htm

(Internet-Tipp: https://www.eva.ac.at/enz/index.htm)


MThrein antwortete am 31.03.01 (21:44):

Lieber Wolfgang,
wenn die Zahlen, die Du angibst richtig sind, ist es doch wenig sinnvoll, wenn die anderen
Industriestaaten die Kyoto Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen
ohne die USA einhalten. Da die USA mit um die 19 [t/EW.a] den meisten Treibhausgase
in die Luft jagen, müssten Sie auch am meisten reduzieren. Siehst Du eine Möglichkeit
die USA zu zwingen sich an die Kyoto Verpflichtungen zu halten?


Wolfgang antwortete am 09.04.01 (11:34):

Eine Supermacht mit gewaltigem militärischen Potential wird sich nicht zu irgend etwas zwingen lassen. Wehrlos ist der Rest der Welt aber nicht. Es gibt nur einen vernünftigen Weg: Gemeinsam mit den anderen Staaten Front machen gegen die unverantwortliche Energie- und Klimapolitik der Bush-Administration. Die europäischen Staaten haben jetzt die grosse Chance, Nachhaltigkeit zur gemeinsamen europäischen Alternative zu machen. Wenn es denn sein muss, auch ohne oder sogar gegen die Regierung der USA.

Mitte des Jahres wird es einen neuen Klimagipfel geben; dieses Mal findet er in Deutschland statt. Die Gastgeber sollten die Delegation der USA öffentlich ausladen und ihnen sagen, dass sie unter diesen Umständen keine willkommenen Gäste mehr sind.

GERMANWATCH - Rio Konkret
https://www.comlink.apc.org/germanwatch/pubpress/p010403a.htm

(Internet-Tipp: https://www.comlink.apc.org/germanwatch/pubpress/p010403a.htm)


Manfred Franz antwortete am 10.04.01 (07:35):

Dieses Frontmachen gegen die einseitige Aufkündigung eines Abkommens, scheint Wirkung zu zeigen. So las ich heute in der "taz"(Nr.6419 v.10.4.2001), dass der Vize-Päsident der USA, Dick Cheney, am Sonntag zugesagt habe, dass die USA alle wissenschaftlichgen Ergebnisse nochmals überprüfen wollen und selbst ein gesichertes, gut begründetes Programm vorlegen wollen. Sie denken dabei vor Allem an die weitere Ausweitung der Energieerzeugung aus Kernenergie. Bei ihren großen Uran-Vorkommen und der weit entwickelten Technologie auf diesem Sektor, sicherlich gut möglich. Könnte sein, dass gerade die USA auf diesem Wege das Ziel verhältnismäßig leicht erreichen könnten.
Energie-Sparen- das wollen sie jedenfalls nicht!


Wolfgang antwortete am 10.04.01 (11:46):

Man muss nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: Es ist möglich, unsere Energieversorgung sicherzustellen ohne fossile und ohne nukleare Energieträger auf weitgehend solarer Basis. Freilich nicht auf dem heutigen unmässig hohen Verbrauchsniveau. Energiesparen ist angesagt. Damit die Menschen eine "Sonnige Zukunft" haben, müssen überall (insbesondere in den Industriestaaten der Ersten und Zweiten Welt) energieverschwendende ausbeuterische Strukturen über Bord geworfen werden. Dies wird keine private Angelegenheit einzelner Personen oder Unternehmen. Produktion und Konsumtion müssen weltweit auf Nachhaltigkeit getrimmt werden. Die dafür nötigen Wirtschafts- und Technikstrukturen müssen erst noch geschaffen werden

Allerdings, etwas kann jede(r) Einzelne tun: Alte, ausgetretene und unbrauchbar gewordene Denkpfade verlassen und den Mut haben, sich auf neues zukunftsfähiges Denken einzulassen.

Greenpeace Studie Energie
Sonnige Zukunft: Energieversorgung jenseits von Öl und Uran
https://www.greenpeace.de/GP_DOK_30/STU_LANG/C04ST02.HTM

(Internet-Tipp: https://www.greenpeace.de/GP_DOK_30/STU_LANG/C04ST02.HTM)


Manfred Franz antwortete am 10.04.01 (13:04):

Wolfgang!
Diesmal gebe ich Dir sogar -teilweise- recht. Ich sprach ja auch von den, im Vergleich zu Europa, verhältnismäßig dünn besiedelten USA. Dort wäre sicher auch das Problem der Endlagerung der radioaktiven Abfälle leichter zu lösen. Bei uns übrigens auch, wenn die "Abwickler" des Ostens aufgepasst hätten: Die alten Wismut-Schächte boten sich förmlich dafür an. Dort lagerte ja schon seit dem Erdaltertum Uranerz! Im Übrigen kämen für uns schon eher die echt alternativen Energien in Frage- und das Sparen. Solange noch nicht alle Energieverbraucher knapp bei 100% Wirkungsgrad liegen, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Dazu kommt die Sparmöglichkeit durch Verzicht auf allerlei Schnickschnack. (Z.B.stand-by)- Wohlgemerkt: NICHT AUF KOSTEN DER LEBENSQUALITÄT!


Wolfgang antwortete am 12.04.01 (13:08):

Sparen, aber "Nicht auf Kosten der Lebensqualität"... das hört sich gut an, Manfred, aber ist es auch sinnvoll so zu verfahren? - Denn es ist gerade die (euphemistisch sogenannte) "Lebensqualität" - also die Lebens- und Wirtschaftsweise, praktiziert von etwa eine Viertel der Weltbevölkerung, die unseren Planeten so quält und letztlich überfordert. Dieses privilegierte EINE Viertel der Menschheit vebraucht DREI Viertel der Ressourcen und stösst ebensoviele Schadstoffe aus. Würde die restliche Menschheit unsere Lebens- und Wirtschaftsweise übernehmen, der Planet wäre für ALLE nach kurzer Zeit nicht mehr bewohnbar.

Die Ursache der gegenwärtigen, erst recht der kommenden, aber schon absehbaren Gefährdungen liegt also vor allem in den (wieder so ein euphemistisches Wort) "entwickelten" Industriestaaten der Ersten und Zweiten Welt. Effizienzerhöhung ist natürlich das Gebot der Stunde. Wenn aber, wie bisher, jede Effizienzerhöhung in das Mengenwachstum geht - Rebound-Effekt nennen das die Wirtschaftswissenschaftler - ist gar nichts gewonnen.

Wir werden runter müssen von unserem im Welt- und weltgeschichtlichen Masstab unglaublich hohen Material- und Energieverbrauch. Nicht nur relativ muss gespart werden (Motto: BESSER durch Effizienz), sondern auch absolut (Motto: WENIGER durch Suffizienz). Und naturnäher (ANDERS) muss produziert und konsumiert werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von dem BESSER-ANDERS-WENIGER-Mix. Wir werden uns auf deutlich niedrigerem Ressourcen-Niveau bewegen müssen. Weil wir uns diese "Lebensqualität" einfach nicht mehr lange leisten können...

Frohe Ostertage den MitdiskutantInnen noch... :-)

Reinhard LOSKE / Ernst Ulrich von WEIZSÄCKER:
Die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland"
Erste Bilanz der Autoren
https://www.learn-line.nrw.de/angebote/umweltgesundheit/medio/hinter/u_e/zukunft/zukunft1.htm

(Internet-Tipp: https://www.learn-line.nrw.de/angebote/umweltgesundheit/medio/hinter/u_e/zukunft/zukunft1.htm)


Manfred Franz antwortete am 12.04.01 (16:19):

Da hatte ich mich wohl nicht eindeutig genug ausgedrückt: Es geht um das SPAREN (von Energierohstoffen und Energie überhaupt). Dass dabei intelligenten Lösungen, die nicht zu Einschränkungen der Lebensqualität führen, der Vorzug zu geben ist, was ist daran schlecht? Z.B., wenn es gelänge, mit den im jeweiligen Lande vorkommenden Energieangeboten auszukommen? Wen sollte das stören? Wenn dazu, insbesondere durch Weiterentwicklung der Kernenergie, auch noch der CO2-Ausstoß gesenkt werden kann, was ist daran dann noch auszusetzen?
Dass diese Effizienzerhöhung nicht vom Mengenwachstum aufgefressen wird, das wird allein durch die Preisentwicklung reguliert. Vernunftgründe haben bei DER Menschheit noch nie gefruchtet.
Und das wird passieren, weil die Nachfrage nach Resourcen weltweit ansteigt. Dann ergibt sich ein ZWANG zur Sparsamkeit ohne Mengenwachstum, der um den Preis des Erhaltes der Lebensqualität befolgt werden MUSS.
Die Verknappung der (preiswert) gewinnbaren Rohstoffe wird, unabhängig davon, ob


KlausD antwortete am 15.04.01 (11:52):

Wer glaubt,daß die Welt in diesem Sinne vernünftig wird,der glaubt auch ,daß ein Zitronenfalter Zitronen falten kann!

Die neuesten Aussagen der Klimaforscher ergeben eine Temperaturerhöhung von 1,5 bis 5,2 Grad Celsius -bis zum Jahr 2100.

Der Wasserspiegel der Weltmeere steigt bis zu 0,88m.

Man hat sich schon Gedanken darüber gemacht,wo die Holländer angesiedelt weren sollen.

Das Kind im Brunnen reicht nicht aus - es muß schon eine ganzer Kindergarten im Brunnen verschwunden sein!!
Ob wir dann noch die Zeit zum reagieren haben??


Wolfgang antwortete am 15.04.01 (12:50):

Das ist in der Tat das grösste Problem: Die Zeit ist praktisch abgelaufen, dass das Ruder noch rechtzeitig herumgeworfen werden könnte. Die Frage ist jetzt nur noch, wie kann die Landung noch gestaltet werden... Wird sie sehr hart ausfallen (wofür vieles spricht) oder ist es noch möglich, einigermassen sicher zu landen?

Das solare Zeitalter, nachhaltige Produktion und Konsumtion, bescheidener Lebensstil, Brot und Arbeit für alle Menschen sind keine erstrebenswerten Ideen oder moralische Forderungen: Sie sind schlicht und einfach eine Überlebensnotwendigkeit für die Menschheit. Die Solare Revolution ist keine Utopie... Sie beruht auf den Gesetzen der Natur. Sie richtet sich gegen die herrschende wahnsinnige Utopie des unendlichen Wachstums und des Fortschritts auf industriell-kapitalistischer Basis. Die Solare Revolution ist auch nicht bloss eine Frage der Technik (der Effizienz) oder des Sparens hier oder da (der Suffizienz)- obwohl dies natürlich wichtige Elemente von ihr sind. Sie wird - wenn sie denn noch rechtzeitig kommt - eine gewaltige Revolution sein müssen, nur vergleichbar mit der Industriellen Revolution des 18./19. Jahrhunderts.

Anders als bei der Industriellen Revolution wissen wir aber VORHER von ihrer Notwendigkeit und Dringlichkeit. Und anders als damals, muss die Solare Revolution gewollt werden. Von alleine wird sie nicht kommen. Deshalb, wer Hoffnung haben will, muss auf die Karte des Überlebenswillens und der Vernunft der Menschen setzen...


Manfred Franz antwortete am 15.04.01 (19:47):

"Anders als bei der industriellen Revolution"-vielleicht so, wie bei der "Revolution der Sklaven und Kolonen", die das Römische Reich und dessen Kultur so nachhaltig zerstörte? Dabei die Menschheit um Jahrhunderte zurück warf. Magst Recht haben. Ist die Menschheit heute schon "erwachsen"?
In der Zwischenzeit hat es warme (wärmere als die heutige) Zeiten gegeben, das Klimaoptimum des Mttelalters, und kältere Perioden auch. Und das alles ohne USA und ihr aufgekündigtes Klimaschutz-Abkommen. Der wahnsinnige Resourcenverbrauch macht auch mir Sorgen- aber eigentlich mehr aus Sorge um die Zukunft der nachfolgenden Generationen. Denn Verlorenes, Verbrauchtes, läßt sich kaum ersetzen. Wie z.B. die in der Antike zerstörten Wälder Griechenlands und Italiens.


KlausD antwortete am 15.04.01 (19:48):

Die Amerikaner verbrauchen das 40-fache an Energie pro Kopf gegenüber einem Inder.
Wir werden ähnlich liegen.
Wenn die Schwellenländer mal anfangen,dann geht die Fahrt erst richtig los.

Auf den Konferenzen wird gestritten,aber keiner fängt an.

Die Menschen verhalten sich auf der gesamten Welt in ähnlicher Weise.
Man sieht Bilder im Fernsehen,wie in Afrika der letzte noch verbliebene Baum zum Verbrennen gefällt wird.
Wie würden wir selbst in dieser Situation handeln??

Nach Aussagen der Experten ist eine Lösung mit alternativen Methoden nicht ausreichend.
Eine genaue Aussage,wie der weitere Verlauf ausgeht,kann man angeblich erst in 50 Jahren machen.

Man hat bisher aber auch noch keine Versuche unternommen,die Abgase zu neutralisieren.
Vielleicht ist das unsere Zukunft??

Gute Fahrt


KlausD antwortete am 15.04.01 (19:57):

Ich lese gerade von Manfred Franz den Satz:
In der Zwischenzeit hat es warme (wärmere als die heutige) Zeiten gegeben....

Bei den neuesten Untersuchungen sind diese Perioden berücksichtigt und spielen bei den Ergebnissen keine Rolle mehr!!Hier wurde ja immer noch gestritten -das kann man heute vernachlässigen.

Trotzdem habe ich heute die Heizung an!!


Hermann Penker antwortete am 15.04.01 (23:51):

Die Hefe "spürt" während der alkoholischen Gärung auch, dass ihre Lebensbedingungen durch die zunehmende Alkoholkonzentration schlechter wird, hat aber keinen Verstand, um das Wachstum zu kontrollieren und so die Überlebenszeit zu verlängern. Der Mensch besitzt angeblich Verstand, gewarnt wird seit Jahrzehnten vor den Folgen eines unkontrollierten Wachstums, getan wird dagegen fast nichts.
Waren die bisherigen "Klimaabkommen" schon faule Kompromisse, sorgt nun die USA durch die Aufkündigung der Vereinbarungen für einseitige Wettbewerbsvorteile, und wahrscheinlich werden die anderen Staaten nachziehen, wenn ihre Handelsbilanzen sich durch den verzerrten Wettbewerb verschlechtern. Die einzigen, die Abhilfe schaffen könnten, wären die Konsumenten, die US-Waren nicht mehr kaufen dürften, bis sie wieder mit den anderen Nationen an einen Strang ziehen. Leider wird dies nicht geschehen. So wie jeder selbst jammert, wenn die eigenen Lebensbedingungen vom Arbeitgeber verschlechtert werden, so gerne nutzt man z. B. die unmöglichsten Einkaufszeiten aus, wenn dies auch besonders Frauen mit Betreuungspflichten in ärgste Bedrängnis bringt. Wir tun so, als bräuchten die Europäer keinen Nachwuchs mehr. Wichtig ist nur noch die Höhe der Bankkonten. Ist es nicht eine Unlogik, wenn in manchen europäischen Staaten der Fremdenhass steigt, den Frauen aber die Betreuung europäischer Kinder immer mehr erschwert wird.
Und diese Unlogik zieht sich durch unser aller Leben, wir erkennen die Probleme, aber tun nichts. Denn auf mich kommt es ja nicht an. Die anderen sollen reagieren.
Herzliche Grüße
Hermann Penker


Manfred Franz antwortete am 16.04.01 (06:41):

Mit Vernunftgründen hat man bisher nur einer kleinen, aufgeklärten Minderheit kommen können- und das bleibt vermutlich so. Die Masse braucht den Zwang. Heute natürlich in kultivierter Form, über die Regularien der Marktwirtschaft. Wenn z.B. die Inder den Energieverbrauch so hoch schrauben wollten (und könnten) wie die USA, dann würden sich die Preise der Rohstoffe in die Höhe bewegen, und die Alternative >Sparen oder Untergehen< könnte bewirken, was alle Konferenzen nicht vermochten.
Noch einmal zu den Klimaschwankungen: Natürlich sind vergangene Schwankungen berücksichtigt, ob aber der derzeitige Trend anhält, ob er wesentlich durch menschengemachten erhöhten CO2-Gehalt hervorgerufen wird, oder ob andere Faktoren, z.B. die schwankende Sonneneinstrahlung, erhöhter oder verminderter Vulkanismus, viel wesentlicher sind, wird erst die Zukunft erweisen.
Und zur Nachwuchsfrage: Die sinkende Kinderzahl ist NICHT die Folge schlechter Lebensbedingungen, sondern des zu HOHEN Lebensstandartes. Beweis: Als er n


Wolfgang antwortete am 16.04.01 (16:11):

Der Markt mit seinen Preismechanismen alleine kann den verheerend hohen Material- und Energieverbrauch der entwickelten Industrieländer nicht stoppen. Die Preissignale der Märkte - ganz deutlich bei den Erdölpreisen - sind verzerrt oder sogar völlig entstellt und vor allem, sie kommen verzögert. So wäre zum Beispiel aktuell der Benzinpreis sehr niedrig, wäre er nicht durch staatlichen Eingriff in das Marktgeschenen (Steuern) auf einen (politisch gewollten) höheren Preis angehoben worden.

Marktwirtschaftliche Preistheorien sind untauglich für Situationen, die sich über längere Zeit hinziehen. In unserem Thema sprechen wir über einen Zeitraum von mindestens 50 bis 100 Jahren. Die (endlichen) Quellen und (endlichen) Senken der durchfliessenden Ressourcen bzw. der danach verbrauchten Ressourcen beachtet der Markt nicht. In die Preise fliessen diese Informationen erst dann, wenn die Quellen nahezu erschöpft und die Senken fast überlastet sind. Dann aber ist es zu spät...

Ökonomische Signale - hauptsächlich Preissignale - sind ganz wichtig. Aber sie stellen sich nicht von alleine ein. Sie müssen gewollt sein und durch politische Massnahmen auf ein erstrebtes Ziel hin gelenkt werden. Deshalb sind Klimaschutzabkommen, Ökosteuern, Mengenbegrenzungen... allgemein, politische Eingriffe in das marktwirtschaftliche Geschehen so wichtig: Damit die Preise nicht nur die kurzfristige ökonomische Knappheit, sondern die langfristige ökologische Endlichkeit widerspiegeln...


Manfred Franz antwortete am 17.04.01 (06:34):

Sie haben ja beide (Wolfgang und Hermann) auf ihre Art Recht. Es gibt aber ABER:
Sinnvolle Preisregulierung muss sehr vorsichtig gehandhabt werden, denn wenn Nichts mehr kostet, was es kostet, stellen sich oft völlig unvorhergesehene "Nebenwirkungen" ein, die nur schwer korrigierbar sind. Kann ich ein Lied davon singen (DDR).
Und die Unsicherheit der Lebensumstände: Das ist eine Unsicherheit auf einem Niveau, von dem weder wir in unserer Jugend, noch unsere Eltern oder Großeltern zu täumen gewagt hätten. Da waren 2 Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit(7-, nicht "nur" 4 Mio!) zu überstehen. Ist es heute nicht doch eher so, daß erst das eigene Haus, das größere Auto, möglichst Reisen in alle Teile der Welt wichtig sind, ehe man an Kinder denkt? Die "Unsicherheit" also echt "hausgemacht" ist?
Aber wenn wir schon Ingenieure und Sportler einführen müssen, warum dann eigentlich nicht auch Kinder? :,-(


Wolfgang antwortete am 17.04.01 (12:31):

Klar, Manfred, muss man aufpassen bei den Preisen und immer das rechte Mass anstreben. Die Energiepreise in der DDR waren genauso irreführend, wie es diese Preise in der BRD (oder vergleichbaren Ländern) sind.

Es gab immer schon problematische Mensch-Natur-Beziehungen mit Naturzerstörungen. Wir reden aber über eine ganz bestimmte Epoche, die an wirtschaftlicher Dynamik und damit verbundener Naturzerstörung alles in den Schatten stellt, was jemals war. Diese Epoche ist ganz jung... Wirtschaftshistoriker beziffern ihren Anfang auf die 50er Jahre. Damals gab es eine Wende am Energiemarkt: Die teure Kohle wurde vom billigen Erdöl, später Erdgas abgelöst. Die These vieler Wirtschaftshistoriker: Der Rückgang der (relativen) Preise der fossilen Energieträger war ausschlaggebend für das, was in den entwickelten Industrieländern heute euphemistisch "Wohlstand" oder "Lebensqualität" genannt wird. Das aber ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht das Versiegen der natürlichen Quellen bzw. das Verstopfen der natürlichen Senken.

Jetzt ist wieder eine Wende abzusehen. Allerdings geht diese nicht schnell genug über den Markt. Die fossilen Energieträger müssen teuer gemacht werden durch politische Massnahmen, damit sich regenerative Energieträger (besonders die Energie der Sonne) ganz schnell rentieren. Denn die Zeit läuft uns davon...


Wolfgang antwortete am 03.05.01 (14:08):

Es gibt auch erfreuliche Nachrichten zu vermelden: Der Auswärtige Ausschuss des US-Repräsentantenhauses stimmte heute gegen Bush's Ausstieg aus der Klimaschutz-Konvention.

Es gibt nicht nur das hässliche Amerika mit schiesswütigen Cowboys und energieverschwendendem american way of life. Dort wird - wie bei uns auch - heftig gekämpft um den Schutz der Natur vor unverantwortlichen Wirtschaftsbossen und deren Statthaltern der politischen Macht.


Georg Segessenmann antwortete am 04.05.01 (10:21):

Hätte die Mehrheit der Amerikaner nicht Bush (sprich Ignoranz gegenüber der Natur) gewollt, sie hätten ihn nicht gewählt. WIR werdens überleben - aber unsere Nachkommen und die Erde nicht.

Schorsch


Wolfgang antwortete am 04.05.01 (12:00):

Hallo, Schorsch... die Mehrheit der (US-)Amerikaner hat ganz sicher nicht Bush (und damit die Ignoranz gegenüber der Natur) gewählt. Mit viel gutem Willen war es grade mal die Mehrheit der WählerInnen (und selbst das bestreiten einige). Fast die Hälfte der potentiellen WählerInnen ist einfach zu Hause geblieben. Und die noch nicht wahlberechtigte nachfolgende Generation hat ihn auch nicht gewählt.

Der mutmassliche Wille der noch nicht geborenen Generationen wurde ebenfalls nicht ins Kalkül gezogen. Da hast Du sicher recht, genau die werden die Zeche bezahlen müssen...


Klaus antwortete am 28.06.01 (19:47):


Wer am gestrigen Abend die Sendung GLOBUS gesehen hat, wurde über die riesigen Mengen an Ölsand – Vorkommen in Canada informiert. Die größten Abnehmer des daraus produzierten Rohöls sind die USA. Wegen der enormen Reserven und dem Geschäft dahinter, kann ich nicht glauben, daß die Amerikaner ihren „Amercan Way of Life“ ändern werden.
Es ist ja so bequem nur auf Knöpfe zu drücken und das Klima in den Häusern ist im Sommer wie im Winter angenehm.
Die Energie wird wohl angesichts dieser Vorkommen auch in Europa irgendwann billiger werden, da die übrigen Ölproduzenten ihr Öl loswerden müssen. Ob dann auch hier der „Sparantrieb“ zugunsten der Umwelt leiden wird, ist wohl denkbar.
Als in den USA zeitweise wegen Mangel an elektrischer Energie die Lichter ausgingen, glaubte ich naiverweise, daß die Amerikaner jetzt die nächstliegende Lösung ihrer Energieprobleme, nämlich ENERGIESPAREN zum Ziel haben würden.
Weit gefehlt: Präsident Bush verkündete ein riesiges ein Energie – Beschaffungsprogramm.
Auch wenn jetzt durch Druck auf die USA dort gelegentlich von Reduzierung der CO2 Gase gesprochen wird, halte ich das nur für Augenwischerei.
Haben die Amerikaner keine Kinder ? Keine Enkel ? Es wäre doch ein großes „amerikanisches“ Ziel, die Zukunft ihres Landes mit der angeblich größten Freiheit auf dieser Erde, den Nachkommen zu erhalten. Ich kann nur verständnislos den Kopf schütteln.


Hermann Penker antwortete am 28.06.01 (20:15):

Sehr geehrter Herr Klaus!
Als ehemaliger AHS-Lehrer war ich ständig damit konfrontiert, dass die Kinder schon frühzeitig durch die Lebensgewohnheiten der Eltern so verwöhnt und bequem geworden sind, dass nur noch eine Minderheit für Umweltargumente zugänglich ist. Dazu kommt noch, dass noch eine große Zahl von Politikern am Werk ist, die nach alten Biologielehrplänen unterrichtet worden sind, wo die Schüler beispielsweise x Würmernamen auswendig lernen mussten, aber über biologische Kreisläufe und das komplizierte Zusammenspiel der einzelnen Arten hörten sie nichts. So handeln Politiker häufig aus Unwissen, und in den USA, wo man vielfach den Schöpfungsbericht noch wörtlich nimmt, wird es vielleicht noch schlimmer sein. Ich nehme an, dass Menschen in größerer Zahl erst zur Vernunft kommen werden, wenn Umweltkatastrophen größten Ausmaßes ein Umdenken erzwingen, und wenn es nur durch die verheerend großen Folgekosten geschieht.
Ich wage aber zu hoffen, dass dies nicht das totale "Aus" für das Leben auf der Erde sein muss. Das Leben auf der Erde hat ja offensichtlich unter sehr schwierigen Bedingungen begonnen. Und vielleicht ist der Mensch anpassungsfähig genug, auch unter erschwerten Bedingungen zu überleben. Herzliche Grüße
Hermann


Wolfgang antwortete am 27.07.01 (12:13):

Es gab bisher ein ungeschriebenes Gesetz in den USA: Die ehemaligen Präsidenten kritisierten nicht öffentlich ihre Nachfolger. Jimmy CARTER - US-Präsident von 1976-1980 - hat jetzt in einem Zeitungsinterview der in Columbus (Georgia) erscheinenden Zeitschrift Ledger-Enquirer mit diesem Tabu gebrochen... Im Interview erhebt er schwere Vorwürfe. Unter anderem appelliert er an Präsident BUSH, die Verpflichtungen im Rahmen des sogenannten Kyoto-Protokolls einzuhalten. Bekanntlich hat sich BUSH entschieden, aus diesem Vertragswerk der Völkergemeinschaft auszusteigen. Die USA sollen nach BUSH's Willen weiterhin die Nr. 1 in der Riege der Umweltverschmutzer und Naturzerstörer bleiben.

Die Frage stellt sich: Ist der Amerikaner und Ex-Präsident der USA Jimmy CARTER jetzt auch ein Anti-Amerikaner? *fg*

Columbus Ledger-Enquirer
Jimmy Carter on George W. Bush: Disappointed
https://www.ledger-enquirer.com/content/columbus/2001/07/25/news/0724carter.htm

(Internet-Tipp: https://www.ledger-enquirer.com/content/columbus/2001/07/25/news/0724carter.htm)


KlausD antwortete am 28.07.01 (12:07):

Die USA schießen immer häufiger quer.

Eine Auflistung der Absagen:

1997 Landminen
1999 Handelssektoren
1999 Atomwaffen
2001 intern.Strafgerichtshof
2001 Nationale Raketenabwehr
2001 Klimaschutz
2001 Datenschutz
2001 Kleinwaffen
2001 Biowaffen

Ich meine,wir sollten den Amerikanern danken für ihre Hilfe und sie bitten,unser Land vom Militär der Amerikaner zu befreien!
Auch im Hinblick auf Europa sollten wir eine eigenständige Politik führen.