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THEMA:   100. Geburtstag des grossen Forschers KONRAD LORENZ

 4 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 07.11.03 (09:38) mit folgendem Beitrag:

Heute vor 100 Jahren - am 07. November 1903 - wurde KONRAD LORENZ in Wien geboren. Gestorben ist er 86-jaehrig, ebenfalls in Wien. Ich las eines seiner Werke (das erste, das ich ueberhaupt von ihm las) Anfang der 70er Jahre: "Die acht Todsuenden der zivilisierten Menschheit". Ich war beeindruckt. Zum ersten Mal daemmerte es mir, dass es nicht gut ausgehen wuerde mit dem (damals noch fast unwidersprochenen) Wachstumswahn, diese Krankheit, die die Menschen weltweit (aber vorwiegend in den sogenannten entwickelten Laendern) massiv befallen hatte.

In den 'Todsuenden' wird beschrieben eine damals geradezu unerhoerte, aber eigentlich doch leicht einsichtige Sache: "Die Oekologie des Menschen veraendert sich um ein Vielfaches schneller als die aller anderen Lebewesen. Das Tempo wird ihr vom Fortschritt seiner Technologie vorgeschrieben, der sich staendig und in geometrischer Proportion verschnellert. Daher kann der Mensch nicht umhin, tiefgreifende Veraenderungen und allzuoft den totalen Zusammenbruch der Biozoenosen zu verursachen, in und von denen er lebt."

Vielleicht ein Trost: "Jede Gefahr verliert viel von ihrer Schrecklichkeit, wenn ihre Ursachen erkannt sind." (K. LORENZ)

Links fuer die, die sich fuer Leben und Werk dieses grossen Forschers interessieren:

WIKIPEDIA - Die frei Enzyklopaedie: Konrad Lorenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Lorenz

Auszuege aus "Die acht Todsuenden der zivilisierten Menschheit" (von KONRAD LORENZ)
https://www.utopie1.de/lorenz/

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Lorenz


schorsch antwortete am 07.11.03 (10:06):

@Wolfgang: "Vielleicht ein Trost: "Jede Gefahr verliert viel von ihrer Schrecklichkeit, wenn ihre Ursachen erkannt sind. (K. LORENZ)"

Bei jedem Tier, und sogar bei jeder Pflanze, mag das stimmen, beim Menschen aber nicht. Da machen noch nach hundert Generationen die Individuen genau die gleichen Fehler.....


BarbaraH antwortete am 07.11.03 (11:51):

Danke, Wolfgang, für den Hinweis auf Konrad Lorenz. Aktueller geht es wohl kaum als die Gedanken von Lorenz, die ich aus "Die acht Todsuenden der zivilisierten Menschheit" gerade gelesen habe:

>>Man muß sich fragen, was der heutigen Menschheit größeren Schaden an ihrer Seele zufügt: die verblendende Geldgier oder die zermürbende Hast.

Welches von beiden es auch sei, es liegt im Sinne der Machthabenden aller politischen Richtungen, beides zu fördern und jene Motivationen bis zur Hypertrophie zu steigern, die den Menschen zum Wettbewerb antreiben. Meines Wissens liegt noch keine tiefenpsychologische Analyse dieser Motivationen vor, ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, daß neben der Gier nach Besitz oder nach höherer Rangordnungs-Stellung, oder nach beidem, auch die Angst eine sehr wesentliche Rolle spielt, Angst, im Wettlauf überholt zu werden, Angst vor Verarmung, Angst, falsche Entscheidungen zu treffen und der ganzen aufreibenden Situation nicht oder nicht mehr gewachsen zu sein. Angst in jeglicher Form ist ganz sicher der wesentlichste Faktor, der die Gesundheit moderner Menschen untergräbt und ihnen arteriellen Hochdruck, genuine Schrumpfniere, frühen Herzinfarkt und ähnliche schöne Dinge zufügt. Der hastende Mensch ist sicher nicht nur von Gier gelockt, die stärksten Lockungen würden ihn nicht zu so energischer Selbstbeschädigung veranlassen können, er ist getrieben, und was ihn treibt, kann nur Angst sein.<<

https://www.michas-buchkritik.de/leseprobe_lorenz.html

Internet-Tipp: https://www.michas-buchkritik.de/leseprobe_lorenz.html


Wolfgang antwortete am 07.11.03 (12:01):

Mag sein, schorsch, dass alle Bemuehungen vergebens sind, moeglicherweise aber auch nicht... Jede(r) versuche seinen bescheidenen Beitrag dazu zu leisten, dass vielleicht doch nicht immer und immer weiter die gleichen Fehler gemacht werden... Ich empfehle deshalb einen interessanten Aufsatz, den FRANZ M. WUKETITS fuer die Zeitschrift 'Aufklaerung & Kritik' (A&K) - das ist das Blatt der 'Gesellschaft fuer kritische Philosophie Nuernberg' - geschrieben hat:

A&K 2/2003
Konrad Lorenz als Aufklaerer (von FRANZ M. WUKETITS)
https://www.gkpn.de/wuketits4.pdf

WUKETITS ist Biologe und lehrt an den Universitaeten Wien und Graz und ist im Vorstand des Konrad Lorenz Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung im niederoesterreichischen Altenberg. Ein Auszug aus dem Aufsatz:

"[...] Lorenz selbst bezeichnete sich oft und gern als einen 'pathologischen Optimisten'. Ihm war die kritische Lage, in die sich unsere Spezies durch ihre Zivilisation hineinmanoevriert hat, klar. Sich sehenden Auges fuer den Untergang zu entscheiden – das wiederum konnte und wollte er nicht! Seine mahnenden und warnenden Worte sollte man auch heute nicht ueberhoeren. Sein Engagement fuer die moegliche Loesung einiger der grossen Probleme unserer Zeit stellt ihn jedenfalls in die Reihe jener Denker, denen – im Dienste der Aufklaerung – eben nicht alles gleichgueltig ist."

Internet-Tipp: https://www.gkpn.de/


schorsch antwortete am 08.11.03 (10:23):

Diejenigen, die (finanziell) in der Lage wären, eine Kehrtwende herbeizuführen, sind genau diejenigen, die am Status Quo Interesse haben - sie verdienen ja genau dort dran.....