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THEMA:   siamesische Zwilling Getrennt

 16 Antwort(en).

julchen begann die Diskussion am 18.10.03 (05:47) mit folgendem Beitrag:

vor Monaten gab es hier ein Thema ueber die Trennung von Siamesischen Zwillinge, die leider Beide ihr Leben lassen mussten dabei.

Es wurde lange und hart diskutiert wer denn nun
eigentlich Schuld sei an der Misere....
Zur gleichen Zeit waren die Vorbereitung zur Trennung
von einem anderen Paar Siamesischer Zwillinge
in Dallas, TX bereits unterwegs.

Die beiden Buben waren an der Krone des Schaedels
zusammengewachsen und haetten wohl nie etwas anderes zu koennen als sychronisiert, auf allen Vieren, auf dem Boden herum krabbeln.

Letztes Wocheende wurden die beiden aegyptischen Jungs in einer Marathon Operation voneinander
getrennt.
- Nach Vorbereiten die ueber ein jahr dauerten.

Der Vater fiel in Ohnmacht beim Anblick von 2 Buben
in 2 Betten....

Die ersten 3 Tage wurden die Jungs in einem Drogen-Koma gehalten, aber nun sind sie wach,
und strecken ihre Aermchen den Eltern und Kranken Pflegern entgegen.

Viel ist noch zu tun, noch sind sie nicht ausser Gefahr.
Viel kann noch schiefgehen.

Aber ein bisschen wundere ich mich, dass es
genuegend Schreiber gab, die was zu sagen hatten
bezueglich des Todes des anderen Zwillings-Paars,
aber keinen interessiert es dass die beiden Buben
eine Chance haben werden auf ein normales Leben.

Ist es nur das Negative welches sooo interessant ist?
Und wenn so, was sagt das aus ueber Uns als eine menschliche Gesellschaft?


simba antwortete am 18.10.03 (07:37):

Das ist klar Jutta, gute Nachrichten interessieren bei weitem nicht so sehr wie schlechte. Es scheint dass die Menschen süchtig sind nach schlechten Meldungen - die Zeitungen strotzen ja nur so davon. Je mehr Katastrophen umso höher die Auflage bezw. die Einschaltquoten im Tv. Wenn ich mich nicht irre, gabs in Amerika mal eine Zeitung die nur gute Nachrichten brachte - sie wurde eingestellt, weil sich kein Mensch dafür interessierte.
Man hat sich ja auch viel mehr für die anfänglichen Toten bei Barnaards Herztranspantationen interessiert als für die Überlebenden, seit diese Menschen eine reale Chanche haben mit diesem Eingriff ihr Leben über Jahre hinaus zu verlängern interessiert sich keiner mehr dafür.
Intressant wirds andererseits wieder, wenn Meldungen auftauchen, dass möglicherweise Menschen entführt werden, um diesen die Organe zu entnehmen...


mart antwortete am 18.10.03 (08:07):

In kann mich an eine dünne Zeitschrift mit nur positiven Nachrichten erinnern, die mein Vater vor ca. 40 Jahren regelmäßig bekommen hat. Ich glaube, daß eine Versicherung der Herausgeber war.


wanda antwortete am 18.10.03 (08:11):

Wir haben das zum Thema gemacht, Zeitungsartikel darüber gelesen, diskutiert usw. "Wir" sind Menschen, die deutsch lernen wollen und ich.
Nicht alles, was mich beschäftigt, kann ich hier einbringen.


Gudrun_D antwortete am 18.10.03 (08:36):

Hallo,Julchen

danke für Deinen ausführlichen Bericht!
Ja,Du hast recht,wenn Du anklagend fragst,ob wir nur an Negativem so interessiert sind,um darüber zu diskutieren.

Ich glaube,das -zumindest für mich-mit einem klaren Nein beantworten zu können!
In unseren Zeitungen wurde auch darüber berichtet und ich habe mich mit den unbekannten beteiligten Eltern,Ärzten und vor allem für die beiden Kinder gefreut.
34 Stunden soll die Op.gedauert haben-was für eine anstrengende Zeit!Und wie difizil die Narkose gehandhabt werden musste,um den Kreislauf der Buben nicht zu gefährden!

Ich hoffe sehr,dass sich auch die noch zu überstehenden Gefahren zum Guten wenden und die beiden Jungen fröhliche und gesunde Menschen werden können.!
Etwa zur gleichen Zeit sind ja -ich glaube in Korea- auch siamesische Zwillinge erfolgreich getrennt worden,die an Leber und anderen Organen zusammengewachsen waren.


Medea. antwortete am 18.10.03 (10:07):

J e d e m siamesischen Zwilling muß die Chance gegeben werden, ein durch Trennung ermöglichtes eigenständiges Leben zu führen, auch wenn es zu Behinderungen kommen kann.
Es war mutig und verantwortungsvoll von dem texanischen Ärzteteam, diesen Versuch zu wagen.


tiramisusi antwortete am 18.10.03 (10:18):

julchen: meine gedanken ...
ich wundere mich auch, dass dazu eben keiner etwas von profilierungssucht der ärzte oder unverantwortlichkeit geschrieben hat... übrigends wurde auch hier in den deutschen medien sehr ausführlich über das schicksal dieser kinder und über die OP berichtet. und ... viel kleiner waren die chancen dieser kinder auch nicht wie bei de mutigen, verzeifelten jungen frauen, die leider starben.

die -man möge mir verzeihen - besserwissenden hofschranzenkommentare - von männlein wie auch weiblein kommen eben immer erst, wenn was schief gegangen ist. nimm als anderes beispiel den unfall von roy und seinem tiger ... über 5000 vorstellungen lang war die welt begeistert, nun ist was passiert und das eunuchengeschwafel ist in gange - von all denen, die es ja immer besser gewusst haben ...

hoffen wir, dass die kleinen jungs in dallas es schaffen.


seewolf antwortete am 18.10.03 (15:36):

Übrigens -

"Das Beste" aus Readers Digest... eine immer wieder lesenswerte und vor allem durchweg positiv berichtende Monatsschrift.

Sie gibt es mindestens seit meiner Kindheit...


utelo antwortete am 19.10.03 (14:56):

Es ist gut, dass die beiden Jungen getrennt wurden und die Eltern und Ärzte das durchgesetzt haben. SIcherlich bestehen erhebliche Risiken, dass entweder beide oder evtl. nur einer auch behindert sein könnte. Aber das wäre das kleinere Übel. Nachdem die OP ja offensichtlich gut verlaufen ist, werden wir wohl bald wissen, wie es wirkllich um sie steht.
Die beiden jungen mutigen Frauen haben im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sich für den Eingriff entschieden und ihr Leben verloren. Aber das war ihre eigene Entscheidung, lieber tot zu sein als weiter aneinander gefesselt nie ein eigenes Leben führen zu können.


Gudrun_D antwortete am 19.10.03 (16:56):

Das sehe ich,wie Du,Utelo


julchen antwortete am 20.10.03 (06:07):

Ja Utelo, das haben die beiden Frauen getan.
Sie wollten unter allen Umstaenden getrennt werden und waren sich der Konsequenzen vollkommen
bewusst.
DAS respektiere ich absolut total, und bin der Meinung dass NIEMAND das Recht hat hinterher zu kritiesieren
und den jungen Frauen ihr Recht abzugestehen
wuerdevolle Entscheidungen fuer sich selber
zu treffen! Auf das kommt es ja wohl raus.

Was die Beiden Buden hier betrifft, ich sensiere da
eine negative Welle von Dir, ich quotiere:
".... die Eltern und Ärzte das DURCHGESETZT haben..."
und hier gleich noch eine hinterher:
"werden wir wohl bald wissen, wie es WIRKLICH um sie steht..."

Fuer minderjaehrige Kinder sprechen die Eltern.
Die Eltern der o.g. Zwilling hatten NICHTS als das
Beste im Herzen fuer ihre Kinder!!!!
Sicher hast Du die beiden Buben schonmal gesehen
im TV oder photo in der Zeitung.
Waeren es Deine, und Du waerst Dir logischerweise
darueber im Klaren wie die Zukunft ausschaute fuer dein Soehne, und haettest eine Chance den Kindern
ein besseres Leben zu geben, was wuerdest Du
denn tun?
Ich jedenfalls, waere soooo schnell in Dallas gewesen,
so schnell konntest Du nicht kucken, vor allem als
jemand ohne geld und Hoffnung.

Aber nach einen vollen Jahr von Tests, Untersuchungen etc..haette man mir gesagt dass einer der Jungs, oder Beide sein Leben lassen musste, waere ich nach Hause gegangen.

Warum, Utelo, ist es Dir hier wichtig Entscheidungen
und Geschehnisse in Frage zu stellen?
Kannst Du es nicht erwarten dass was schieflaueft?

Dies ist genau der negative Ton und der Hunger fuer
Negative Geschehnisse die mir soo in der Seele
liegen.
Warum KOENNEN manche Menschen einfach nicht
mit GUT zufrieden sein?

Ich persoenlich moechte 2 kleine Buben mit Plattkopf
lachend und auf eigenen Beinen stehend, in ein Flugzeug nach
Aegypten steigen sehen!!!
Da denke ich mir dann, das waren die Besten
Steuer Gelder die ich jeeeeeeee bezahlt habe!!!!


Gudrun_D antwortete am 20.10.03 (07:37):

Hallole,Julchen

heute biste aber sehr kritisch-ich sehe in Utelos Worten nichts Negatives.
Ich denke ,jedes Elternpaar das siamesiche Zwillinge hat,die zudem noch so unglücklich am Kopf zusammengewachsen sind,dass sie nie hätten laufen können,hätte alles nur möglich gemacht,um die Kinder gründlichst untersuchen und operieren zu lassen.
Ich wäre vermutlich bereit gewesen,die OP auch dann vornehmen zu lassen,wenn nur ein Bub hätte gerettet werden können.
Ich wünsche ihnen eine gute Heilungschance und eine normale Entwicklung!


Feuervogel antwortete am 20.10.03 (08:58):

" ... eigenständiges Leben zu führen, auch wenn es zu Behinderungen kommen kann." (Medea 18.10.)

Wobei sich die Frage stellt, ob das nicht etwas widersprüchlich ist.
Wird der "Behinderte" ein "eigenständiges Leben" führen können??


Medea. antwortete am 20.10.03 (10:10):

Ja, Feuervogel, ich habe diesen Widerspruch auch gesehen, als ich es schrieb ....,
Dennoch glaube ich, daß diese beiden Knaben, zusammengewachsen am Haupt der Schädeldecke, eher als "Behinderte" durch das künftige Leben gehen und hoffentlich auf eigenen Füßen stehen werden, was ja vor der OP unmöglich war. Ob sie aber je ein Selbstbestimmtes Leben werden führen können, muß die Zukunft zeigen.


Ruth antwortete am 20.10.03 (20:20):

Ich habe Zwillinge und werde jedesmal, wenn siamesische getrennt werden sollen von all den Fragen, Hoffnungen und Eventualitäten irgendwie direkt angesprochen. Dem Himmel dankbar dafür, dass ich zwar sehr "anspruchsvolle" Kinder zur Welt bringen durfte (eine wog 2000 Gramm, die andere 1750 und ein Brutkasten war in der Klinik nicht vorhanden), sie aber ein normales Leben führen können, verfolge ich jede Meldung über siamesische Zwillinge mit ganz besonderen Gefühlen. Ich bin davon überzeugt, dass ich seinerzeit im Fall der Fälle jeder Operation - und damit jeder Chance, wenigstens einem dieser unglücklichen Geschöpfe eine normale Entwicklung zu ermöglichen, zugestimmt hätte. Und nicht nur das. Sicher wäre ich hingereist, wo immer ein Ärzteteam mir Hoffnung gemacht hätte. Über Kosten und Geld hätte man später reden können.


utelo antwortete am 25.10.03 (19:08):

Guten Abend liebes Julchen,
habe gerade erst gelesen, was du geschrieben hast. Deine Sensoren standen sicherlich nicht richtig, wenn du etwas negatives in meinen Äußerungen zu der OP der beiden Jungs sensiert hast.
Ich schrieb, dass ich es gut und richtig fand, dass sich Eltern und Ärzte gegen eine vielfach negative Meinung zur Trennung durchgesetzt haben.
Und da zur Zeit ja noch keine präziesen Nachrichten über den Verlauf existieren, bin ich nach wie vor gespannt, wie es mit den beiden weiter geht und wünsche, dass sie gut und "normal" weiter leben können.
So, immer noch negativ? Dann kann ich dir nicht helfen:
Schönes positives Wochenende wünsche ich dir und allen anderen


Gudrun_D antwortete am 26.10.03 (14:50):

Heute in der Zeitung gelesen:

die erfolgreich getrennten Zwillinge haben sich zum ersten Mal angeschaut.
Hoffentlich entwickeln sie sich normal!