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THEMA: Gen-Äcker: Das Aus für die Ökolandwirtschaft?
9 Antwort(en).
BarbaraH
begann die Diskussion am 14.10.03 (16:34) mit folgendem Beitrag:
Dem Bio-Bauern Ignacio Amián aus Spanien verweigerte die Öko-Zertifizierungsstelle das Prüfsiegel für seine Ernte. Der Grund: In seinem Mais fanden sich fast ein Prozent Gentech-Körner und im Soja 0,4 Prozent manipulierte Bohnen. Da in Spanien großflächig Gentech-Pflanzen angebaut werden und die Felder nicht einmal öffentlich bekannt gemacht werden, kann kein Landwirt sich vor einer Verunreinigung seiner Öko-Produkte wehren, geschweige denn seinen Verlust beim Verunreiniger geltend machen.
Einige Öko-Landwirte fordern nun, die erlaubte Verunreinigungsgrenze anzuheben. Dagegen wehrt sich „Save our Seeds“, ein Bündnis von Landwirten, Verbrauchern und Umweltschützern. Sie fordern die Einhaltung der technischen Nachweisgrenze von 0,1 Prozent, da anderenfalls Landwirte, die auf Gentech-Saatgut verzichten, bald nicht mehr garantieren könnten, dass ihre Produkte frei von Gentechnik sind. Außerdem wird es dann kaum möglich sein, den Grenzwert für Lebensmittel einzuhalten – hier sind 0,9 Prozent Gentech-Verunreinigung ohne Kennzeichnung erlaubt. Rund dreihundert Organisationen – vom Bund für Umwelt und Naturschutz bis zu Eurotoques, einer Vereinigung von Spitzen-Köchen – haben sich der Initiative „Save our Seeds“ inzwischen angeschlossen.
Stehen wir Verbraucher genmanipulierten Lebensmitteln machtlos gegenüber?
Internet-Tipps:
Das große Entweder-Oder Die politische Debatte um Grenzwerte zeigt: Gentechnik-Anbau und Ökolandwirtschaft sind kaum vereinbar https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1955/
Unkontrollierbar und umweltschädlich Während europäische Politiker genmanipulierte Äcker erlauben wollen, warnen Forscher einmal mehr vor den Gefahren der Freisetzung https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1954/
Wohlwollen im Vatikan Die USA werben bei Geistlichen erfolgreich für Gentechnik https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1956/
Es grünt so Gen Auf 148 deutschen Äckern sind Freisetzungsversuche genehmigt, begonnen hat nur jeder zweite https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1957/
Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1955/
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mart
antwortete am 24.10.03 (09:37):
"Die Europäische Union hat am 18. Oktober 2003 zwei Verordnungen publiziert. Sie sind Teil des Paradigmenwechsels, den die EU in den nächsten Jahren vollziehen wird: Das faktische Gentech-Moratorium fällt, die zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) werden aber unter eine verschärfte Deklarationspflicht gestellt.
Deklariert werden muss, sobald irgendwann im Herstellungsprozess GVO zum Einsatz kamen. Ausnahmen sind Fleisch, Eier und Milch von Tieren, die mit GVO-haltigem Futter gefüttert wurden. Ebenfalls nicht deklariert werden müssen Verunreinigungen, welche unterhalb von einem Mengenanteil von 0,9% liegen.
Die beiden Verordnungen treten am 7. November 2003 in Kraft. Nach einer Übergangsperiode bis April 2004 muss das System funktionieren. Funktionieren, dass heisst unter anderem, dass bei Produkten, wo nichts deklariert wird, die GVO-Freiheit durch Rückverfolgbarkeit gewährleistet sein muss. Für jede Produktionsstufe eines Produktes muss schriftlich festgehalten sein, dass keine GVO eingesetzt wurden. lid"
Internet-Tipp: https://www.schweizerbauer.ch/news/aktuell/artikel/16361/artikel.html
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Wolfgang
antwortete am 24.10.03 (12:50):
Die 'Verbraucher Initiative' in Berlin hat ihre Internetseite zum Thema Gentechnik ueberarbeitet. Unter 'Transgen.de' sollen Interessierte jetzt mehr als tausend aktualisierte Seiten finden, so die VerbraucherschuetzerInnen. Unter anderem seien alle Zahlen zu den Anbauflaechen gentechnisch veraenderter Pflanzen auf dem neuesten Stand. Die neue Seite "Gentechnik im Sortiment" informiere darueber, bei welchen Produkten schon jetzt gentechnische Anwendungen wahrscheinlich sind.
TRANSGEN Transparenz fuer Gentechnik bei Lebensmitteln https://www.transgen.de/
Internet-Tipp: https://www.transgen.de/
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BarbaraH
antwortete am 08.11.03 (00:40):
In einem SPIEGEL-Interview spricht der frühere britische Umweltminister Michael Meacher deutliche Worte zur Koexistenz von Bio- und Genpflanzen. Auch mit dem Lügenmärchen über die Rettung der Hungernden anhand von Gen-Produkten räumt er auf... und er erklärt, warum sich die Briten nicht mehr für dumm verkaufen lassen... sie haben aus den Nahrungsmittelskandalen der letzten Jahre gelernt... im Gegensatz zu den Deutschen:
>>SPIEGEL ONLINE: In Deutschland fordern der Bauernverband, Wissenschaftler und die Industrie jetzt Großversuche, um herauszufinden, ob und wie eine Koexistenz zwischen GM-Landwirtschaft und konventioneller Landwirtschaft möglich ist. Macht das Sinn?
Meacher: Koexistenz ist in jedem Fall das entscheidende Problem. Ich war vor drei Monaten in Kanada und habe dort gesehen, dass in der Prärie kein Bio-Raps mehr angebaut wird, weil die Aufkäufer den Bauern sagen: "Das Risiko, dass Dein Bio-Raps mit GM-Raps verunreinigt ist, ist mir schlicht zu groß." Und wenn die Trennung in den riesigen Räumen der Prärie nicht möglich ist, wie soll es dann auf unserer winzigen, dicht besiedelten Insel oder auf dem europäischen Kontinent, wo ein Bauernhof unmittelbar an den nächsten angrenzt, möglich sein? Meiner Meinung nach ist Koexistenz unmöglich. ..... SPIEGEL ONLINE: Das wichtigste Argument der US-Regierung und der Vertreter der GM-Firmen ist inzwischen, dass sich mit genmanipulierten Pflanzen der Hunger in der Dritten Welt besiegen ließe. Stimmt das?
Meacher: Das ist ein absolut lächerliches Argument. Die wichtigsten Ursachen dafür, dass schätzungsweise 800 Millionen Menschen täglich hungrig zu Bett gehen, sind der ungerechte Welthandel, unfähige und korrupte Regierungen in der Dritten Welt sowie eine schlechte Verteilung des Landes. Wenn wir wirklich etwas dagegen unternehmen würden, gut! Aber zu glauben, dass sich mit GM-Pflanzen der Hunger besiegen ließe ist lächerlich. Es ist empörend, dass Monsanto seine bösartige kommerzielle Gier jetzt hinter der Maske des Wohltäters verstecken will. Der Welthunger ist denen doch vollkommen egal, sie wollen nur ihre Produkte in der Dritten Welt verkaufen.
SPIEGEL ONLINE: Die britische Regierung hat eine große öffentliche Debatte über Gentechnik initiiert. Wie erklären Sie es, dass die überwältigende Mehrheit der Briten, aber auch die Vertreter des Lebensmittelshandels die Einführung von genmanipulierten Pflanzen resolut ablehnen?
Meacher: Die Briten haben mehr als andere Europäer unter Lebensmittelskandalen gelitten. Als es um den Rinderwahn ging, haben die Regierung und die sie beratenden Wissenschaftler über Jahre abgestritten, dass beschädigte Prionen von Rindern auf Menschen übergehen könnten - und das war schlicht falsch.
SPIEGEL ONLINE: Es herrscht demnach ein tiefes Misstrauen.
Meacher: Die Menschen misstrauen den Wissenschaftlern, aber noch mehr den Politikern. Außerdem hassen sie Monsanto und George W. Bush und haben den Eindruck, dass die Amerikaner dem Rest der Welt den Anbau von genmanipulierten Pflanzen aufoktroyieren wollen.<<
Internet-Tipp: "Gier hinter der Maske des Wohltäters" https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,272797,00.html
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,272797,00.html
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trebor
antwortete am 08.11.03 (23:04):
Zum Thema: Solange auf der Erde ein Wind weht, der Sahara Sand bis zu uns bringt,(und weiter- Jet Stream), werden sich auch im Freiland angebaute Genpflanzen unkontrolliert vermehren. Haben das die Genpflanzen Entwickler nicht bedacht, gewusst - oder nur aus Profitgier unterdrückt? Kann es sein dass das alles "Fachidioten" sind, die sonst nichts wissen? In Amerika werden bereits Farmer von Konzernen, die genmanipulierte Saat herstellen, auf Zahlung einer Lizenzgebühr verklagt weil auf deren Feldern gen.... Pflanzen wachsen, obwohl die von den Farmern nie angebaut wurden! Andererseits können die Farmer die genverseuchte Ernte nicht "als ökologisch angebaut" verkaufen. Verkehrte Welt. Bei uns wird es auch bald soweit sein. Versuchsfelder sind bei uns schon seit Jahren vorhanden.
Die GVO steht auf dem Papier. Die Realität ist sicher anders.
"Die Welt/Erde braucht den Menschen nicht. Aber wir brauchen und verbrauchen die Erde auf, auf der wir wohnen. Ohne uns ginge es der viel besser."
Ohne Menschen wäre alles ökologisch.
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Wolfgang
antwortete am 10.11.03 (13:29):
In der Tat werden die Standards der (einigermassen) naturvertraeglichen Landwirtschaft und ihrer (Bio-)Produkte bedroht von einer radikalen Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Lebensmittel (Genfood) zu erzeugen aus genmanipulierten Pflanzen und Tieren.
Auf meiner Website ecotrip.de gibt es ein neues Schwerpunktthema 'Genfood':
https://www.ecotrip.de/inhalt.html
Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html
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trebor
antwortete am 11.11.03 (22:41):
Die spinnen doch. Positiv - die Menschheit rottet sich langsam selber aus. Gut für die restliche Welt.
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Wolfgang
antwortete am 12.11.03 (21:27):
Das Ende der fuer die Menschen immer noch guenstigen Umweltbedingungen (und damit das Ende der Species 'Mensch') ist keine beschlossene Sache. Wir haben es in der Hand... Wir koennen un so oder so entscheiden... Wir koennen den Rattenfaengern mit der suessen Melodie 'Genfood' unser Vertrauen schenken, wir koennen sie aber auch als Rattenfeanger entlarven und einen anderen, sanften, naturvertraeglichen, nachhaltigen Weg gehen.
Wir muessen vorsichtig sein bei denen, die unkritisch den grossen Gentechnik-Konzernen - Monsanto et al. - und den grossen Lebensmittel-Konzernen das Wort reden. Deren Interessen sind nicht die Interessen der 'kleinen' LandwirtInnen und der VerbraucherInnen.
Es gibt einen anderen Weg.
Aus Oesterreich liegt mittlerweile eine Studie vor - 'GVO freie Bewirtschaftungsgebiete: Konzeption und Analyse von Szenarien und Umsetzungsschritten' (Müller, 2002), vgl. Link. Danach 'beissen' sich Gentech-Pflanzen und traditionelle gentechnikfreie Anbaumethoden. Sie koennen nicht nebeneinander koexistieren.
https://www.genfood.at/Argumente/Allgemeines/821/index.html
Internet-Tipp: https://www.genfood.at/Argumente/Allgemeines/821/index.html
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Klostermeier
antwortete am 08.12.03 (18:19):
Ich bin zwar gelernter Ernährungswissenschaftler (Tierernährung, phyiologische Chemie), maße mir aber ein Urteil über die oft erwähnte Genforschung nicht an, weil es die zu meiner Studienzeit (50-er Jahre)noch nicht gab und ich mich bis dato nicht genügend informiert habe. Letzteres weist auf die Gefahr hin, in die sich meines Erachtens viele begeben, die sich hierzu äußern. Will sagen, man läßt sich durch Emotionen und - nennen wir es mal Gruppenverhalten, dazu verleiten, wissenschaftlich keineswegs nachgewiesene Auswirkungen zu streuen und damit viele Menschen zu verunsichern. Was mich immer wieder wundert ist, daß vor allem junge Menschen in genannten Dingen eine Kritik an den Tag legen, die manche wissenschaftliche Weiterentwicklung lahmlegt (siehe Krebsforschung mit Genmaterial), und wir Deutschen sind hierin anscheinend Vorreiter in der Welt. Wenn aber ein geschäftstüchtiger Fabrikant irgend ein "Spielzeug" oder ähnliches mit den entsprechenden Sprüchen auf den Markt bringt, dann sind die Jugendlichen keineswegs mehr kritisch und verhelfen dem Ideengeber und dem Handel in kürzester Zeit zu Rekordumsätzen. Ich sage es mal so, wie ich es empfinde, bin wahrscheinlich für die heutige Zeit total antiquiert, aber ich versuche jedenfalls, in allen Situationen meine kritische Einstellung zu bewahren.
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schorsch
antwortete am 09.12.03 (09:10):
Ich bin zwar noch nie in einem brennenden Haus eingeschlossen gewesen. Soll ich aber deshalb mein Haus anzünden, nur um nachher zu wissen, wie das ist?
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