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THEMA:   Prof. Dr. WOLF SINGER forscht an den Hirnen lebender und nicht-betaeubter Tiere... Dafuer erhaelt er jetzt einen Preis in Hoehe von 50.000 Euro

 75 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 17.09.03 (11:27) mit folgendem Beitrag:

WOLF SINGER ist Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt. Sein Spezialgebiet: Forschung an den Hirnen lebender und nicht-betaeubter Tieren (bevorzugt Katzen).

Natuerlich gehe alles mit rechten Dingen zu und es geschehe auch nur zum Wohle der Menschen - sagt er.

SINGER soll den Preis des Stifterverbandes fuer die Deutsche Wissenschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fuer sein Talent erhalten, "Hirnforschung verstaendlich zu machen und sie mit gesellschaftlichen Fragen in Zusammenhang zu stellen".

Tierschuetzer protestieren gegen die Preisverleihung.

Internet-Tipp: https://www.tierrechte.de/


mart antwortete am 17.09.03 (13:57):

Jeder schreit wegen Tierversuche, die Ergebnisse derselben werden aber sehr wohl eingefordert.

Eine durch und durch unehrliche Entrüstung!


Wolfgang antwortete am 17.09.03 (14:07):

Nicht "jeder schreit wegen Tierversuche"... Die meisten Menschen, mit denen ich es zu tun habe, begruessen Tierversuche, wenn auch mit dem Hinweis, dass es zwar schrecklich fuer die Tiere sei, aber nur zum Nutzen der Menschen geschehe und es (leider, leider) eben nicht anders gehe.

Die Wissenschaftsglaeubigkeit, gar -hoerigkeit ist m. E. nach ungebrochen. Fuer den angeblichen 'Nutzen' des Menschen wird so gut wie alles getan. :-(


tiramisusi antwortete am 17.09.03 (14:40):

...ich kenne fast nur Menschen, die absolut dagegen sind - und das war ein Grund, warum sie rot/grün wählten ...
Was dabei raukam, ist im Artikel unter nachfolgendem Link nachzulesen :-(((

@wolfgang: zum thema "nutzen für den menschen" : da ist der mensch doch eigentlich ein nutztier, wenn er alles für sich nutzt? :-)

Internet-Tipp: https://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/09/29/66/929666.html


Wolfgang antwortete am 17.09.03 (15:11):

Eher ist der Mensch ein Tier, das selbst wenig Nutzen stiftet, dafuer um so mehr und hemmungsloser andere Tiere ausnutzt...

Ich hatte frueher selbst mit Tierversuchen zu tun, nicht im medizinischen, sondern im umgangs- und transporttechnischen Bereich. Kaum jemand weiss, welche bestialischen Tierversuche am lebenden und nicht-betaeubten Tier gemacht werden muessen (weil es das geltende Recht vorschreibt). Ich hatte das zweifelhafte 'Vergnuegen', etliche Labors kennenzulernen und habe viele Tiere beim qualvollen Sterben gesehen. Freilich wurden immer die sogenannten 'Grundsaetze Guter Laborpraxis' eingehalten und alle Tiere wurden am Ende der Prozedur (wenn sie nicht schon tot waren) getoetet.

Dies geschah, wie gesagt, nicht aus einem medizinischen Motiv heraus, sondern um Stoffe und Zubereitungen ordnungsgemaess klassifizieren, kennzeichnen, verpacken und transportieren zu koennen... Alles zum Schutze des Menschen und alles nach Recht und Ordnung und nach dem Stand der Wissenschaft und Technik, versteht sich.

Soll ich wirklich berichten, welche Tiere und Methoden verwendet werden, um Stoffe bzw. Zubereitungen nach Merkmalen wie zum Beispiel 'aetzend' oder 'giftig' einstufen zu koennen?


Medea. antwortete am 17.09.03 (19:17):

Die Studie "Nerv getroffen - Ein Jahrzehnt Hirnforschung an der Universität Bremen" kann zum Preis von 25,-- Euro bei Bremer Tierschutzverein e.V., Hemmstraße 491, 28357 Bremen, Telefon: 0421-35 22 14, Fax: 0421 37 49 57, bezogen werden.

Mit immer wiederkehrenden Unterschriftensammlungen, die zu Tausenden von Bremer Bürgern gegen die Hirnuntersuchungen an lebenden Affen an der Uni Bremen unterzeichnet wurden, sind die Bremer Tierschützer zu Felde gezogen - jedesmal umsonst.
"Unsere Tierversuche sind unerläßlich, um Patienten mit Alzheimer, Schizophrenie oder Parkinson zu helfen" beteuern Hirnforscher immer wieder. "Leiden müssen die Tiere nicht", bekräftigen sie - und "Die Versuche sind nicht belastend".

Stimmen die Behauptungen? Um dieser Frage nachzugehen, haben der Deutsche Tierschutzbund und der Bremer Tierschutzverein ausgewertet, welche Tierversuche über einen Zeitraum von zehn Jahren an den Bremer Hirnforschungsinstituten durchgeführt wurden. Rückwirkend wurde untersucht, welcher Belastung die Tiere ausgesetzt waren und welche Erkenntnisse gewonnen wurden.
Die Bilanz ist ernüchternd. Die Tierversuche erstreckten sich von Verfahren, bei denen Salamander die Augen entfernt wurden, um zu überprüfen, wie sich dadurch Verschaltungen im Gehirn ändern, bis hin zu Affenversuchen.
Die Autoren der oben genannten Studie haben die Belastung für die Tiere anhand international anerkannter Bewertungskataloge eingestuft. So konnten sie zweifelsfrei belegen, daß die Versuche für die Tiere zumindest mittelgradig, wenn nicht sogar hochgradig belastend waren.
F e h l a n z e i g e aber bei der Suche nach dem medizinischen Nutzen. Gewonnen wurden biologische Detailerkenntnisse, die nicht zum Verständnis von Nervenkrankheiten beitrugen.
Somit hatten die Hirnforscher Versuche durchgeführt, die bei objektiver Abwägung des Leidens für die Tiere gegen den tatsächlichen Erkenntnisgewinn als nicht ethisch vertretbar eingestuft werden müssen.
Die entsprechenden Genehmigungen hätten also nie erteilt werden dürfen.

Überall werden Experimente beantragt, genehmigt und durchgeführt, obwohl die Belastung für die Tiere in keinem Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht.
Die zuständigen Genehmigungsbehörden dsind machtlos, solange die Freiheit der Forschung als Grundrecht höher gewichtet wird als die Maßgaben des Tierschutzgesetzes.

Ich bin strikt gegen Tierversuche, sie gehören grundsätzlich verboten; statt dessen müssen tierversuchsfreie Methoden gezielt gefördert werden.

Prof. Dr. Wolf Singer sollte ein Zeichen setzen und die Euro
50.000 der Weiterentwicklung von Alternativmethoden zur Verfügung stellen. So kann ich ihn nur verachten.


Gudrun_D antwortete am 18.09.03 (08:07):

Medea
Diene Angaben und Überlegungen sind auch die meinen!
Ich gehe noch weiter,indem ich der Überzeugung bin,dass eine gehörige Portion Sadismus dazu gehört,an Tieren qualvolle Versuche durchzuführen,sie zu verstümmeln,unter der "Schutzbehauptung" das sei erforderlich,um erkrankten Menschen helfen zu können.

Gudrun


Medea. antwortete am 18.09.03 (09:37):

@ Gudrun

ich kann mich ebenfalls des Gedankens nicht erwehren, daß viele Wissenschaftler, die sich hinter der auch so notwendigen Forschung am lebenden Tier zum Wohle der Menschheit verbergen, in Wirklichkeit ihre sadistischen Neigungen am wehrlosen Geschöpf austoben.


mart antwortete am 18.09.03 (13:17):

<<viele Wissenschaftler, die sich hinter der auch so notwendigen Forschung am lebenden Tier zum Wohle der Menschheit verbergen, in Wirklichkeit ihre sadistischen Neigungen am wehrlosen Geschöpf austoben<<

Genau so wird es wohl sein!?


navallo antwortete am 21.09.03 (13:39):

Nana, mart und Medea,

<<viele Wissenschaftler, die sich hinter der auch so notwendigen Forschung am lebenden Tier zum Wohle der Menschheit verbergen, in Wirklichkeit ihre sadistischen Neigungen am wehrlosen Geschöpf austoben<<

Vielen (!) Wissenschaftlern als Motiv für ihre Arbeit das Ausleben perverser Neigungen unterzuschieben, ist schon ziemlich harter Tobak und zeugt nicht eben von viel Überblick. Was vermutet Ihr dann bei Gynäkologen oder Kinderärzten als „Triebfeder“ ihrer Berufswahl?

Nach Eurer Deutung stehen demzufolge folgende mit Tierversuchen befaßte Wissenschaftler im Verdacht, von sadistischer Neigungen angetrieben worden zu sein:

Barnard (1. Herztransplantation), Banting und Best (Insulin gegen Zuckerkrankheit), Harvey (Entdeckung des Blutkreislaufs), Braun (Infusionstherapie), Landsteiner (Blutgruppen), Sauerbruch (Operation am offenen Thorax), Felix (Sauerbruchschüler, Funktion der Harnorgane), Pawlow (Lehre von den bedingten Reflexen), Domagk (Chemotherapie bakterieller Infektionen, Tuberkulostatika), Behring (Diphtherie- und Tetanusschutzimpfung), Ehrlich (Serologie, Chemotherapie, Syphilisbekämfpung mit Salvarsan), Fleming (Penicillin) und las not least schon Galenus mit seinen anatomischen Studien.

Wer also Tierversuche ohne Wenn und Aber verdammt, muß sich darüber im Klaren sein, daß es ohne sie heute weder Organtransplantationen (Herz, Niere, Leber ...) noch künstliche Hüftgelenke oder Herzklappen gäbe, daß uns Pocken und Pest auch in Mitteleuropa weiter hinraffen würden, daß es Insulin gegen Diabetes noch nicht gäbe, daß Bluttransfusionen noch nicht „erfunden“ wären, daß Zytostatika bei Krebs nicht eingesetzt werden könnten, daß Aidsinfizierte jede Hoffnung auf Rettung für alle Zukunft begraben müßten usw. usw.

Solange man selbst nicht betroffen ist, kann man natürlich großherzig auf alle Tierversuche verzichten.

Die Frage ist daher nicht ob, sondern unter welchen Umständen und Voraussetzungen Tierversuche möglich sein müssen.
Hier liegt der eigentliche Handlungsbedarf, statt emotionsgeladen das Kind mit dem Bade auszuschütten.
An deutschen Hochschulen gibt es Ethikkommissionen, die unter anderem sehr genau über Notwendigkeit und mögliche Alternativen VOR beabsichtigten Tierversuchen prüfen. Ihnen gehören nicht nur Mediziner bzw. Wissenschaftler, sondern z. B. auch Theologen, Geisteswissenschaftler, Juristen an.

@Wolfgang
Aus der Neurochirurgie ist durch Operationen am offenen Schädel bekannt, daß auch beim "unbetäubten" Menschen das Gehirn keinerlei Schmerzempfindungen zeigt. Mir wäre wichtiger zu wissen, welche Ziele Prof. Singer mit seinen Forschungen verfolgt. Bevor ich das nicht weiß, vermag ich nicht zu urteilen.

Gruß
Ernst


Medea. antwortete am 21.09.03 (20:01):

Die Pawlowschen Versuche haben so ziemlich alles in den Schatten gestellt, was an Scheußlichkeiten an Versuchen am lebenden Tier vorkommen kann. Seinen Versuchshunden wurden als erstes die Stimmbänder durchtrennt, damit sie nicht mehr vor Schmerzen jaulen konnten - wer sich je mit seinen Versuchen beschäftigt hat, kann das Grauen kaum vergessen, das durch seine dokumentierten Versuche hervorgerufen wird -

Barnard hat lange herumexperimentiert mit seinen Laborschimpansen, grauenhafte Dinge werden von diesen
Versuchen am lebenden, unbetäubten Tier berichtet....

Du magst als Mediziner naturgemäß eine andere Haltung einnehmen - auch medizinische Wissenschaftler scheinen das unstillbare Verlangen zu haben, gottähnlich in die Leben der Menschen eingreifen zu müssen .... und dazu ist ihnen wohl jeder noch so abartige Versuch recht. :-((


Karl antwortete am 21.09.03 (23:36):

Ich bin bei diesem Thema innerlich zerissen. Ich gebe als ausgebildeter Biologe Ernst Recht. Gefühlsmässig stehe ich auf Seiten der Tierversuchsgegner. Persönlich habe ich immer versucht, Experimenten an Wirbeltieren aus dem Weg zu gehen, was teilweise aber "Ein-sich-in-die-Tasche-lügen" ist. Schon wenn man einen Auftrag über die Herstellung von Antikörpern gibt, weiß man, dass diese an Wirbeltieren (Mäusen, Ratten, Hühnern oder Kaninchen) gewonnen werden. Ohne Antikörper würde auch bei unserer Arbeit über das Insektennervensystem nichts laufen.

Die Erkenntnisse der Biowissenschaften haben deutlich gemacht, wie nah uns das Tierreich ist. Dass dieses Wissen teilweise über abscheuliche Versuche gewonnen wurde, ist eine Tatsache, die belastet. M.E. muss alles dafür getan werden, dass Tiere auch in der Forschung geschützt werden und die Einrichtung von Ethikkommissionen an den Universitäten war ein richtiger Schritt.

Wolf Singer hat einige Bücher geschrieben, die ich verschlungen habe, z.B.:

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3518291718


wanda antwortete am 22.09.03 (08:04):

<<viele Wissenschaftler, die sich hinter der auch so notwendigen Forschung am lebenden Tier zum Wohle der Menschheit verbergen, in Wirklichkeit ihre sadistischen Neigungen am wehrlosen Geschöpf austoben<<

Diesen Satz finde ich ungeheuerlich, da muss ich ganz vehement widersprechen.


mart antwortete am 22.09.03 (12:57):

Gott sei Dank kommen doch auch Widersprüche zu obigen provozierenden Satz, dem ich - da ich etwas Erfahrung bei der Entwicklung von Medikamenten habe -, als total falsch empfinde.


navallo antwortete am 23.09.03 (13:03):

@Medea
Zwischen Deinen Zeilen lese ich unversöhnlichen Haß gegen Mediziner.
Um es deutlich zu sagen: ich bin gegen Tierversuche, aber nicht um den Preis von Menschenleben!

Manche Menschen, die ihrem Arzt „Gottähnlichkeit“ mit dem „unstillbaren Verlangen“, sich in ihr „Leben einzumischen“ vorwerfen, wozu jeder „noch so abartige Versuch recht“ sei, hegen wohl unbewußt genau diese Hoffnung auf einem Übermenschen. Dafür, daß dieser Berufsstand nicht in der Lage ist, ihre Erwartungen zu erfüllen, ziehen sie es vor, ihn zu hassen, zu beschimpfen und niedere Beweggründe zu unterstellen. Ohne die Ansprüche seiner Kranken hätte kein Arzt das Bedürfnis nach Tierversuchen. Kein Arzt kann sich ungebeten (!) in Dein Leben einmischen. Oder?

Die Vorstellung vom Arztberuf, wie sie das Fernsehen mit weißbekittelten Recken, geldgierigen Betrügern und brünstigen Schwestern vermittelt, ist so realitätsfern, wie ein Zweifel an Darwins Abstammungslehre. Neben vielen beglückenden Momenten ist es alles andere als angenehm, sich mit übel riechenden Körperausscheidungen, Blut und Eiter konfrontiert zu sehen, mit bis zu 56 Stunden am Stück Dienst die Grenzen seiner physischen Belastbarkeit zu erfahren, schwerstes Elend bei zerfallenden Tumoren immer wieder mit anschauen zu müssen, Sterbende auch in ihrer letzten Stunde nicht zu verlassen, lebensrettende aber verstümmelnde Eingriffe vornehmen zu müssen, Eltern mitteilen zu müssen, daß man ihr Kind nicht retten kann, Angehörigen eine Todesnachricht zu überbringen, sich und seine Familie wissentlich Infektionsgefahren auszusetzen und sich oft schlaflos im Bett zu wälzen, weil einen das Tagesgeschäft bis in die Träume begleitet.
Diese Welt kann sich niemand nach eigenem Geschmack backen, sondern man muß sie nehmen, wie sie gerade ist. Und so schwer es einem fällt, muß man sich dort, wo man Verantwortung trägt, mitunter für Tierversuche entscheiden. So hart es klingt: wer als Arzt (und erst recht als in einem „schneidenden“ Fach) zuviel Mitleid hat, wird handlungsunfähig, weil er dann eher tränenüberströmt und händchenhaltend auf einer Bettkante zubringt, anstatt Entscheidungen zu fällen und rechtzeitig zum Skalpell zu greifen. Wer das nicht erträgt, wechselt in ein „leichteres“ Fach und mag sich ohne Gewissensbisse den „Ärzten gegen Tierversuche“ anschließen - weitgehend verschont von der Feme einer Gesellschaft, die ärztliche Irrtümer und Versäumnisse sonst gnadenlos rächt.

Mehr oder minder hat jeder gravierende menschliche Fortschritt Blut, Schweiß und Tränen gekostet, ob es das Feuer, das Rad, die Entdeckung Amerikas oder die Erfindung des Automobils und des Flugzeugs waren. In der Medizin ist es nicht anders.

meint
Ernst


navallo antwortete am 23.09.03 (13:09):

@Karl
Ich sehe es wie Du: es ist bereits bedrückend, nur am Rande damit zu tun zu haben oder auch nur darauf angewiesen zu sein. Tierversuche sind ja nicht nur in der Grundlagenforschung, sondern beispielsweise auch in der Routine bisher leider noch unentbehrlich. Nach und nach wurden in den letzten 40 Jahren viele durch biochemische und andere Verfahren abgelöst, so z. B. Schwangerschaftstests an Mäusen (Aschheim-Zondek) oder Kröten (Galli-Mainini) durch die heute in jeder Apotheke erhältlichen Teststreifen, die es aber ohne die Vorgängerverfahren nicht geben würde. Neurophysiologische Institute erhalten ihre Forschungsergebnisse zunehmend von Wirbellosen – z. B. Schaben - anstatt von Wirbeltieren. Der Weg zu synthetischen Seren/Antikörpern ist sicher noch sehr weit, aber eines Tages wird es auch diese geben.

Viele Grüße
Ernst


schorsch antwortete am 23.09.03 (14:59):

@Navallo

Niemand wird wohl behaupten, alle Mediziner seien geil auf das Machbare und schier Unmögliche. Aber die wenigen, die es sind, machen Schlagzeilen und werden berühmt!


Felix antwortete am 23.09.03 (16:44):

- Es wird kaum möglich sein, dass der Mensch auf alle Eingriffe in den "natürlichen" Ablauf konsequent verzichten könnte.
- Es gehört zur "Natur" des Menschen, dank seiner fortgeschrittenen Zerebralisation, die Lebewelt zu seinem Nutzen zu manipulieren.
- Was den Wissenschaftler allerdings edeln würde, wäre eine moralische Leitplanke, die ihn bei seinem Forschungsdrang so begrenzen würde, dass dabei auch die Würde anderer Lebewesen berücksichtigt würde.
- Da der Mensch sich Gedanken über sein Handeln machen kann, soll er sich auch ethischen Fragestellungen unterziehen. Das unterscheidet ihn z.B. vom Biber, der ein ausgedehntes Biotop nachhaltig verändern darf ohne sich dabei ein Gewissen zu machen.
- Wir haben das Tor zum Bewusstsein längst geöffnet. Da gibt es kein Zurück mehr.
Krankheit, Seuchen, Nahrunsmangel etc. als Schicksal hinzunehmen ist für uns denkende Menschen kaum mehr realistisch!


schorsch antwortete am 23.09.03 (18:07):

Der Unterschied vom Biber zum Menschen, lieber Felix, ist doch, dass Ersterer laufend neue Lebensräume schafft, Zweiterer aber laufend diese zerstört!


navallo antwortete am 23.09.03 (20:42):

@schorsch
Danke schorsch. Jetzt weiß ich endlich, warum ich noch keinen Nobelpreis bekommen habe :-)) Ja, es gibt sie wie in jedem anderen Beruf auch, die großkotzigen, pressegeilen Strahlemänner. Das hängt mit den Motiven zu wissenschaftlichem Arbeiten zusammen. Diese sind eine Mischung aus wissenschaftlicher Neugier, Bedürfnis zu helfen, persönlichem Ehrgeiz und (an der Hochschule) Angst um den Arbeitsplatz. Wo Ehrgeiz oder Angst zu stark dominieren, entstehen Schaumschläger. So wie eine einzige unfreundliche oder inkompetente Nachtschwester dem Ruf einer Klinik schwer schaden kann, kann es erst recht ein einziger Chefarzt bei einer ganzen Berufsgruppe. Und dagegen vermag auch ein sonst ausgezeichnetes Team oft wenig auszurichten. Insofern mag Medea hinsichtlich Prof. Barnard vielleicht nicht ganz falsch liegen, wenngleich sein Erfolg letztendlich die Frage nach dem Sinn seiner Versuche längst beantwortet hat. Und auch beim Beispiel Pawlow habe ich vermutlich nicht die glücklichste Wahl getroffen. Allerdings sind die ethischen Hürden seiner Zeit (Nobelpreis 1904) nicht mit den unsrigen vergleichbar. Insofern ist es nicht fair, drakonisch unsere heutige strenge Meßlatte auf die Zeit vor hundert Jahren anzulegen, während bis heute Legionen von Forschern, Tiertrainern, Pädagogen und wer weiß ich noch von seinen Erkenntnissen profitierten und profitieren, die zudem längst Bestandteil der Lehrpläne unserer Schulen sind.

@Felix
Jedes Wort von Dir kann ich unterschreiben. Moralische Leitplanken gibt es mit den Ethikkommissionen der Hochschulen und im Tierschutzgesetz. Letzteres ist ein Kompromiß zwischen Tierschützern und Forschern, der leider auf beiden Seiten Wünsche offen läßt, was immer wieder zu gegenseitigen Beharkungen führt. Im eidgenössischen und im österreichischen Tierschutzgesetz sind Tierversuche etwas klarer als im deutschen definiert.

Zusatzanmerkungen
Daß manche Versuche nicht zu den erhofften wissenschaftlichen Ergebnissen führen, wie militante Tierschützer immer wieder argumentieren, liegt in der Natur der Sache; denn wüßte man vor jedem Versuch schon den Ausgang, könnte man in der Tat darauf verzichten. Zur wissenschaftlichen Ehrlichkeit gehört aber auch, offen über Fehlversuche in der Fachpresse zu berichten, was jenen wieder Wasser auf ihre Mühlen liefert.

Noch 2 Beispiele, wie ein Unterlassen notwendiger Tierversuche ausgehen kann:

Der mit dem Namen Contergan (Thalidomid) verbundene Pharma-Skandal um 1962 entstand unter anderem, weil bis dahin mangels entsprechender Tierversuche die schweren embryonalen Mißbildungen und gravierenden Schäden am Nervensystem Erwachsener unbekannt geblieben waren. Der Hersteller zahlt nach gerichtlicher Verurteilung Unsummen an Entschädigungen. Zu Recht! Betroffenen hätte unendlich viel Leid erspart bleiben können.

Keine Entschädigung erhielten die Opfer des Thorotrasts – ein in den 30er Jahren verwendetes Röntgenkontrastmittel zur Darstellung der Gallengänge. Ausnahmslos ALLE (!), bei denen das Medikament zum Einsatz kam, sind innerhalb von 5-20 Jahren verstorben, weit überwiegend an Leberkrebs. Zur Zeit des Einsatzes gab es keine so stringenten Richtlinien zur Überprüfung der Unschädlichkeit im Tierversuch. Auf den Zusammenhang ist man infolge der langen Zwischenzeit bis zum Krankheitsausbruch erst um 1960 gestoßen.


Medea. antwortete am 23.09.03 (22:29):

Hallo Navallo,
um es gleich vorweg zu sagen, ich bin weder eine militante Tierschützerin (die nach meiner Meinung zu häufig unüberlegten Schaden angerichtet haben), noch eine unversöhnliche Medizinerhasserin und schere auch nicht alle medizinischen Wissenschaftler über einen Kamm....
Mit meinem Arzt, einer goldenen Mischung zwischen Schulmediziner und Naturheilkundler, bin ich sehr zufrieden. ;-). Deine letzten Beiträge finde ich versönlicher, das macht wieder Mut ..... Aber ich bin schon der Meinung, daß mehr Forschungsgeist in Richtung alternative schmerzfreie Materie einfließen sollte, damit irgendwann nicht mehr über läßliche oder unerläßliche
Tierversuche gestritten werden muß.


pilli antwortete am 24.09.03 (02:42):

wenn ich richtig gelesen und verstanden habe, wurde der Contergan-Wirkstoff Thalidomid von dem chemiker Dr. Heinrich Mückler ( den,nebenbei erwähnt,
" die polnischen Behörden seit Kriegsende wegen Menschenexperimenten an KZ-Häftlingen zur Fleckfieber-Forschung suchten") in zusammenarbeit mit der Firma Grünenthal endeckt und,nachdem an mäusen getestet,ohne einwände der gesundheitsbehörden als schlaf-bzw. beruhigungsmittel angeboten.

die bis zu diesem zeitpunkt fehlenden weiteren tierversuche gelten unter anderem als grund für die bereits bei nur wenigen einnahmen (zwischen dem 35. bis zum 50. schwangerschafts-tag) verursachten schweren embryonalen mißbildungen; aber auch für gravierende schäden am nervensystem von erwachsenen.

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"Trotz erster Berichte über gravierende Nebenwirkungen schon kurz nach der Markteinführung des Medikaments wurde Contergan erst im November 1961 unter dem Eindruck tausender verkrüppelter Säuglinge von der Firma Grünenthal vom Markt genommen.
Der Prozess wurde nach 283 Verhandlungstagen „wegen geringer Schuld“ und „wegen geringer Bedeutung für die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland“ (!!!!) eingestellt. Grünenthal zahlte in einen Stiftungs-Fond 110 Millionen Mark für die überlebenden Contergan-Opfer, der Bund legte noch einmal 100 Millionen Mark drauf. Jedes Contergan-Opfer bekam (bei Unterzeichnung einer Erklärung, nicht gegen Grünenthal zu klagen) eine monatliche Leibrente zwischen 200 und maximal 1.000 Mark."
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aufmerksam wurde ich, weil die ARD unlängst einen filmbericht von Walter Harrich und Danuta Harrich Zandberg zeigte, die geschichte eines betroffenen..."Jan"...
er ist der sohn der eltern, die in zusammenarbeit mit dem arzt Dr. Widukind Lenz entsprechende nachforschungen und befragungen anstellten und laut Spiegel haben

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"die Familie Schulte-Hillen und Dr. Widukind Lenz den größten Pharma-Skandal der Bundesrepublik Deutschland ins Rollen gebracht. Neun Jahre lang waren drei Staatsanwälte und 18 Verteidiger mit dem Fall beschäftigt. "
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dieser provozierende film machte noch einmal auch auf die art und weise aufmerksam, wie dubios dieser schreckliche vorgang bewältigt wurde. seinerzeit bot es den anlass für die verabschiedung des deutschen arzneimittelgesetzes.

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"Heute weiß man: Schon die Einnahme von nur einer Tablette Contergan in den ersten fünf bis sechs Wochen der Schwangerschaft führt zu massiven Schäden in der Entwicklung des Embryos. In vier Jahren sind durch die Einnahme von Contergan 2.700 Kinder in Deutschland mit verstümmelten Gliedmaßen zur Welt gekommen. Ungefähr weitere 3.000 Kinder überlebten die ersten Monate nicht, da Contergan auch die Entwicklung der inneren Organe schädigte. Weltweit wurden über 10.000 Kinder mit Contergan-Schäden geboren."
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ich las weiter:

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"Der Mensch ist gegen Thalidomid sechzigmal empfindlicher als die Maus, hundertmal empfindlicher als die Ratte, zweihundertmal empfindlicher als der Hund und siebenhundertmal empfindlicher als der Hamster."


pilli antwortete am 24.09.03 (02:43):

"Der Wirkstoff Thalidomid begann jedoch bereits 1964 seine zweite Karriere. In Jerusalem entdeckte der Arzt Dr. Sheskin durch Zufall eine besondere Eigenschaft von Thalidomid. Ein Leprakranker konnte vor Schmerzen schon seit vielen Tagen und Nächten nicht mehr schlafen. Dr. Sheskin gab ihm einige Tabletten Contergan, damit er wenigstens eine ruhige Nacht verbrachte. Schon am nächsten Morgen waren die entzündlichen Hauterscheinungen der Lepra viel besser.

Heute ist Thalidomid in vielen Ländern der Welt zur Behandlung von Leprasymptomen wieder zugelassen. Außerdem wird es bei Mundgeschwüren im Zusammenhang mit AIDS und in zahlreichen Studien gegen Krebs eingesetzt. Thalidomid ist eine der am besten untersuchten Substanzen der Welt. Doch bis jetzt kann kein Wissenschaftler erklären, wie es genau wirkt. Vermutlich ist die wachstumshemmende Wirkung auf Blutgefäße ein Grund für seine Wirksamkeit bei der Bekämpfung der Symptome von Lepra, AIDS und Krebs. Zudem wirkt Thalidomid auf einen Entzündungsfaktor, der bei vielen Autoimmunkrankheiten eine wichtige Rolle spielt: der Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha.

Für die Entstehung der Schäden am Embryo gibt es seither über 24 verschiedene Theorien. Inzwischen soll sichergestellt sein, dass das Medikament nicht mehr an schwangere Frauen ausgegeben wird. In den USA gibt es ein strenges Verfahren für die Vergabe des Medikaments. Doch in Brasilien sollen laut Expertenschätzungen bereits wieder 500 Contergan-Kinder der neuen Generation auf die Welt gekommen sein. Contergan: Fluch oder Segen? Diese Frage kann bis heute nicht beantwortet werden."

(Corinna Sachs)
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quellen:

dpa
ARD
NR


pilli antwortete am 24.09.03 (02:58):

für Medea. :-)

liebe Medea,

vielleicht darf ich dir empfehlen, dem folgenden link zu folgen. in diesem interview mit Prof. Singer ist m.e. vieles angesprochen, daß dich so bewegt.

ich verstehe sehr wohl deine bedenken, doch hat auch das nachlesen dieses gespräches m.e.gezeigt, daß nicht immer vom schlimmst anzunehmenden fall ausgegangen werden sollte.

https://makeashorterlink.com/?A26E42DF5

:-) vielleicht kürzt Karl den link entsprechend? (Hat er ;-)).

Internet-Tipp: Zum Singer-Interview über kurzen Link


Karl antwortete am 24.09.03 (08:14):

Liebe Pilli,

wie man/frau einen zu langen Link kürzt, habe ich hier beschrieben:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv2/a993.html


Karl antwortete am 24.09.03 (08:24):

Übrigens vielen Dank für die interessante Contergan-Information!

Mit freundlichen Grüßen

Karl


pilli antwortete am 24.09.03 (09:34):

ich danke dir, lieber Karl

für die erinnerung an "make a shorter link".

ich bitte um nachsicht, so viel zitiert zu haben...aber... die brisanz des themas erforderte es ´m.e.

ein eigenes thema wert sind die politischen geschehnisse im vorfeld des gerichtlichen prozesses. ich habe seit der ausstrahlung des filmes anfang august d.j. aufgrund der für mich unvorstellbaren aussagen der beteiligten im film, kenntnis von so manchen politischen macht-spielchen erhalten, die ich durch das recherchieren in vielen der im netz veröffentlichten berichte und anklagenden darstellungen aus dem kreis der betroffenen, bestätigt sah.

mit welch geschickten schachzügen verhindert wurde, daß
eine ausreichende nachsorge für die betroffenen möglich ist , das hat mich entsetzt.


schorsch antwortete am 24.09.03 (09:43):

Die "Akte Contergan" scheint zwar für den Moment geschlossen. Aber genau so, wie man nach Jahrzehnten noch die Verbrechen von Banken und Versicherungen wieder publik machte und Kapital daraus schlug, ist es nur eine Frage der Zeit, dass ein gerissener Anwalt das Grosse Geld riecht und eine Sammelklage eingibt....


pilli antwortete am 24.09.03 (10:27):

deine annahme, lieber Schorsch, einer möglichen sammelklage scheint mir aus den zuvor von mir geschilderten bedingungen:

"Jedes Contergan-Opfer bekam (bei Unterzeichnung einer Erklärung, nicht gegen Grünenthal zu klagen) eine monatliche Leibrente zwischen 200 und maximal 1.000 Mark."

nicht logisch zu sein.


schorsch antwortete am 24.09.03 (19:20):

Einspruch: Wie konnten Contergan-geschädigte Kinder - oft ohne Arme - solche Verträge schliessen? Die Eltern haben es für sie getan? Beste Ausgangslage für eine Sammelklage.....


navallo antwortete am 25.09.03 (20:57):

@ pilli
Vielen Dank für Deine ausgezeichnete Recherche zum Contergan.
Du beschreibst, wieviel weniger empfindlich als der Mensch die Versuchstierarten gegen Thalidomid sind. In der Praxis bedeutet das zugleich, wieviel mehr Versuchstiere benötigt werden, um der Schadwirkung überhaupt auf die Schliche zu kommen!


Nachdem ich oben mit Thorotrast und Contergan Beispiele aus der Vergangenheit anführte, hier noch zwei, wofür in Zukunft Tierversuche angebracht sein dürften.

1. AIDS
Um neu ins Blickfeld kommende Krankheiten enträtseln und bekämpfen zu können, ist oft ein sogenanntes Schädigungsmodell erforderlich. Dieses Modell kann je nach Ausgangssituation unter anderem ein Tierversuch sein. Für AIDS bedeutet das, man benötigt Tiere, die an AIDS erkranken können, damit man beispielsweise herausbekommt, was in welcher Dosierung überhaupt anschlägt. Da dies für HIV nach bisherigen Kenntnissen nur für bestimmte Affenarten zutrifft, wobei zudem lange Inkubationszeiten vorkommen, gestaltet sich die Forschung hier besonders schwierig, teuer und langwierig (, vom Gewissensdruck derer, die sich dieser Aufgabe stellen müssen, und den Widerständen, die sie zu überwinden haben, ganz zu schweigen).

2. Virusbedingte Krebsarten
Man kennt inzwischen einige Viren, die Krebs auslösen können. Als ein Beispiel unter vielen nenne ich hier das Epstein-Barr-Virus. Dieses gilt als Erreger einer verbreiteten gutartigen Angina (Pfeiffersches Drüsenfieber), aber ebenso eines in bestimmten Regionen Afrikas heimischen Unterkieferkrebses bei Kindern und Jugendlichen (Burkitt-Lymphom) sowie einer bei uns vorkommenden bösartigen Geschwulst im inneren Kopf-Hals-Bereich (Lymphoepitheliales Karzinom Schmincke-Regaud). Letztere ist in bestimmten Küstenregionen Südostasiens endemisch und soll bis zu 90 % der dort vorkommenden Krebserkrankungen ausmachen.
Das individuelle Immunsystem scheint eine erhebliche Rolle dabei zu spielen, ob man überhaupt nicht oder an der gutartigen Angina oder aber am Krebs erkrankt. Wer eine solche Angina ausgestanden hat, ist zugleich auf Lebenszeit gegen die beiden genannten Krebsarten immun, möglicherweise aber auch noch gegen weitere. Daraus ergeben sich einige interessante Schlußfolgerungen, aber auch klärungsbedürftige Fragen. So kann man nach einer Operation am Verlauf der Antikörpermenge bereits VOR einem röntgenologisch oder klinisch sichtbaren Tumor erkennen, wenn sich eine neue Geschwulst oder Metastasen ankündigen und rechtzeitig bestrahlen. Es läge nahe, aus diesen Fakten Krebsbekämpfungsstrategien zu entwickeln. Das Dilemma ist aber, daß man bislang noch kein Schädigungsmodell entwickeln konnte. Die Infektiosität beim Pfeifferschen Drüsenfieber ist so gering, daß Pflegepersonal in der Regel nach Kontakt mit Erkrankten selbst keine Erkrankung zu befürchten hat und auch keine strenge Isolation erforderlich ist. Hier also ginge es erst einmal darum, überhaupt eine Tierart (oder einen Tierstamm) zu finden, die für die Krankheit empfänglich wäre. Hat man diese, so ist es immer noch ein sehr, sehr weiter Weg, der vielleicht mit einem Impfstoff gegen virusbedingte Krebsarten von Erfolg gekrönt sein könnte.


mart antwortete am 25.09.03 (21:01):

Anders als in den USA gibt es in Deutschland, Österreich etc. keine Möglichkeit einer Sammelklage!


Übrigens wurde Contergan = Thalidomid bis in jüngste Vergangenheit außerhalb Europas (z.B. Brasilien) unter anderem Namen verkauft.


pilli antwortete am 26.09.03 (20:25):

seit dem 17.09. und dem lesen der headline

"Prof. Dr. WOLF SINGER forscht an den Hirnen lebender und nicht-betaeubter Tiere... Dafuer erhaelt er jetzt einen Preis in Hoehe von 50.000 Euro"

und diesem, wie es mir schien, mal eben nebenbei erwähnten und absolut nicht zu obiger aussage stimmigen satz, der da lautete:

"SINGER soll den Preis des Stifterverbandes fuer die Deutsche Wissenschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fuer sein Talent erhalten, "Hirnforschung verstaendlich zu machen und sie mit gesellschaftlichen Fragen in Zusammenhang zu stellen"."

frage ich mich, warum gerade zu diesem thema eine nicht korrekte aussage in der überschrift nun erforderlich wird, die verdienste eines menschen in frage zu stellen.

nein...Prof. Singer erhielt nicht nur "einen" preis, sondern den "Communicator-Preis" und dieser preis, so ist in der im netz veröffentlichten

"Rede von Professor Dr. Helmut Schwarz, dem Vizepräsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft anlässlich der Verleihung des Communicator-Preises 2003"

nachzulesen, wird ausgeschrieben für die beste
"v e r m i t t l u n g" von wissenschaft in der öffentlichkeit und zwar an wissenschaftlerInnen,

"die sich in besonderer Weise und kontinuierlich darum bemühen, ihr Fach und seine Ergebnisse möglichst allgemein verständlich der Öffentlichkeit nahe zu bringen."

und darum geht es doch und nicht um die oben subtil angedeuteten vorwürfe!
von 70 bewerbern fiel die entscheidung für seine person insbesondere

"aufgrund der Nachhaltigkeit seines Engagements und der breiten und umfangreichen Vermittlungsarbeit in sehr unterschiedlichen Medien seit vielen Jahren, wobei die Jury auich das neue Schulprojekt "Brücken schlagen" würdigte."

bei allem verständnis für angebrachte skeptische überlegungen, die mir bestimmt nicht fremd sind :-), aber datt is einfach nich fair !!!

mich wunderte nicht, daß nun hass und unverständnis einen gut bereiteten boden fanden für diejenigen, die sich halt nicht informierten...aus welchen gründen auch immer. da engagiert sich Singer für seit vielen jahren für eine breite und auch öffentliche vermittlung seiner forschungsergebnisse; ist bekannt als wissenschaftler, der sich in den medien

"der gesellschaftlichen diskussion um sein forschungssgebiet stellt-auch wenn sie unbequem wird;"

versucht das auch laien-verständlich.darzustellen und erfährt hier eine würdigung der ganz besonderen art; ihm wird sadismus unterstellt!
ST`ler, das ist wiederum nicht fair!

möchte ich mal bemerkt haben,
wenn auch leider verspätet...

:-)


BarbaraH antwortete am 27.09.03 (00:21):

Prof. Dr. Singer erhält den Preis für die auch Laien verständliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse, die u.a. folgendermaßen zustande gekommen sein sollen:

>>Katzen im Alter von drei bis fünf Wochen wurden betäubt und in einem sogenannten stereotaktischen Rahmen fixiert, um völlige Bewegungslosigkeit herzustellen. Durch Bohrlöcher im Schädel führten Singer und Team 27 Kanülen in die Hirnrinde ein. Die Nadelspitzen befestigten sie mit Dentalzement am Schädel. Nach Hartwerden des Dentalacryls und Zunähen der Kopfhaut schälten die Vivisektoren gleichzeitig den Katzenbabies ein Auge aus. Das Augenlid wurde beschnitten und mit einer Naht verschlossen. Die Tiere (falls sie überlebt haben) wurden in diesem Zustand wochenlang beobachtet..... Für »physiologische Aufzeichnungs-Sitzungen « erhielten die jungen Katzen erneut Betäubung, vollständige Lähmung sowie künstliche Beatmung.

Nach Beendigung jeder »Sitzung« wurde den Tieren eine Überdosis Nembutal verabreicht, und ihr Blut gegen eine Fixierlösung ausgetauscht. Da gute Gewebe-Präparate am »lebenden Objekt« vorgenommen werden müssen, ist anzunehmen, daß für weitere Untersuchungen ein Austausch Blut gegen Formalin bei lebendigem Leibe erfolgte. Das entfernte, gefriergeschützte Hirn der Katzen wurde zerschnitten, gefärbt und mikroskopisch untersucht,» um das Ausmaß der Schädigung durch die Infusionskanülen abzuschätzen und um die EleLtrodenbahnen � wenn möglich - wiederzufinden«. Abgesehen von der ungeheuren Brutalität eines solchen Eingriffs kommt es einem wie ein dummer Jungenstreich vor, daß ein derart aufwendiges Experiment betrieben wird, nur um etwas »abzuschätzen« oder (eventuell) »wiederzufinden«.

In einem weiteren Versuch, diesmal mit erst zwei Wochen alten Kätzchen, entfernte man u.a. eine Knochenplatte, öffnete die Hirnhaut und durchtrennte entweder eine bestimmte Hirnwindung mittels Rasierklinge oder saugte einen breiten Streifen des Hirngewebes ab (»Unter beiden Bedingungen zielten wir auf Schädigungen ab, die alle Hirnschichten umfaßten«). Zwecks Verhinderung erneuten Wachstums von Fasern über der Schadstelle wurden Teflonstücke mit Gewebeleim an der weichen Hirnhaut befestigt. Nach Schließung des Schädelbohrlochs klebten die »Hirnexperten« den Knochenlappen mit Gewebeleim und Dentalzement in seine ursprüngliche Position. Nach fünf bis acht Wochen wurden die kleinen Katzen erneut anästhesiert, eine Metallstange am Schädel festzementiert, vollständig gelähmt und nach »45 Minuten visueller Stimulation« eine tödliche Dosis injiziert.<<

https://www.tierversuchsgegner.org/Tierversuche/blender.html

Unfairer Weise soll ihm Sadismus unterstellt worden sein?
Als was wären derartige Quälereien sonst zu bezeichnen?

Auf jeden Fall kann ich gut auf eine verständliche Vermittlung von derartig gewonnenen Forschungsergebnissen verzichten.....

Internet-Tipp: https://www.tierversuchsgegner.org/Tierversuche/blender.html


pilli antwortete am 27.09.03 (10:17):

Barbara,

deinen verzicht kann ich, was deine person betrifft nachvollziehen, was ich aber nicht verstehe ist, daß ganz einfach in der von mir genannten überschrift eine nicht stimmende mitteilung weitergegeben wird.

das ist nicht fair! ich kann mich da nur wiederholen.

warum nicht ein thema wählen und die dazu passende überschrift nennen?

"thema verfehlt" oder? :-)

deine und andere bedenken, die stelle ich nicht infrage, aber...mir war wichtig, datt kind beim richtigen namen zu nennen; nicht mehr und nicht weniger!

sei dir sicher, Barbara daß ich nicht "weggucke" !

:-)


Medea. antwortete am 28.09.03 (20:01):

Danke Barbara
für Deine sachliche, emotionslose Schilderung;
w a s muß denn noch an grauenhaften Versuchen geschehen, um die Menschen gegen Vivisektion aufzurütteln???
Hier scheiden sich die Geister, weil eben von den Versuchsbefürwortern und von den Versuchsgegnern am lebenden, leidenden Mitgeschöpf von sehr unterschiedlichen
ethischen Vorstellungen ausgegangen wird.....
Und daher kann es wohl auch keine Annäherung geben ...
Forschen um jeden Preis war wohl auch das Motto von Professor Dr. Teller - wo ist denn da so ein grundlegender Unterschied zu seinem Tun, das doch allgemein
hier verurteilt wurde???


mart antwortete am 28.09.03 (21:02):

Was hättest Du gesagt, wenn Hitler die Atombombe zuerst gehabt hätte und angewandt hätte! Wenn eine Mehrheit hier im St.forum ihn als Verbrecher ansieht, ist das nur die Überzeugung einiger Menschen. Warum in diesem Zusammenhang nicht Einstein angegriffen wird, ist für mich unerklärlich. Aber vielleicht ist dieser zu berühmt!

Welch ein Medienrummel (und Segen) wäre, mehr über bestimmte Gehirnerkrankungen zu wissen und möglicherweise Hilfe zu finden.

Die Meinung, das ist an Zellkulturen oder niederen Organismen zu erforschen, ist naiv. Als Nichtwirbeltiere bieten sich auch Tintenfische an -- ob das besser wäre?

Fortschritte in der Wissenschaft sind nicht sofort erkennbar, besonders dann, wenn es an Wissen fehlt.

Ich würde also allen Tierversuchsgegnern nahelegen, sofort auf jede ! Operation und auf fast jedes ! Medikament zu verzichten. Nur dann wäre ihre Einstellung ehrlich.


Weißt Du, das auch am menschl. Gehirn ohne Betäubung bei vollem Bewußtsein operiert wird? -- Das Gehirn ist schmerzunempfindlich.


mart antwortete am 28.09.03 (21:25):

"Hirnforscher bekennt sich zu Tierversuchen
|
| Sachsenhausen. Das Max-Planck-Institut für Hirnforschung,
| Deutschordensstraße 46, will keine Geheimniskrämerei betreiben.
|
| Wissenschaftler müssen ihre Tierversuche öffentlich vertreten,
| meint Wolf Singer, Neurophysiologe, geschäftsführender Direktor
| des Instituts und seit 1992 Mitglied in der Päpstlichen Akademie
| der Wissenschaften in Rom. Der Hornforscher kritisiert, daß ^^^^ (!)
| viele seiner Kollegen die Labortüren hinter sich verschlossen
| hätten, statt den Dialog mit Tierversuchsgegnern zu suchen. In
| der Öffentlichkeit sei so eine hoch emotionalisierte und oft auf
| falschen Informationen basierende Meinung zu Tierversuchen
| entstanden. Im Gegensatz zu vielen Wissenschaftlern gingen
| militante Tierversuchsgegner massiv in die Öffentlichkeit und
| verbreiteten zum Teil manipulierte Darstellungen von Versuchen.
| "Ich rede mit jedem, der eine vernünftige Diskussion über die
| Versuche führen will." Auch beantworte er jeden Brief und habe
| sich mit Tierschützern in seinem Labor getroffen.
|
| Singers Arbeitsgruppe untersucht die Funktion der Großhirnrinde.
| "Diese ist für alle der sogenannten höheren Hirnfunktionen
| zuständig. Um diese aufzuklären, muß man bei höheren Tieren
| forschen." Nur dann ließen sich die Ergebnisse auch auf den
| Menschen übertragen: "Das geht nicht an der Heuschrecke." Seine
| Mitarbeiter arbeiten bei ihren Versuchen mit Ratten, Katzen und
| Rhesusaffen. "Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Methoden,
| die einen Tierversuch voll ersetzen", betont Singer. In seinem
| Labor müssen die Aktivitäten einzelner Nervenzellen (Neuronen)
| gemessen werden: "Und das muß man an einem lebenden Gehirn
| machen, da kann man keinen Computer fragen."
|
| Bei den Versuchen an Katzen würde den Tieren unter Vollnarkose
| die Schädeldecke geöffnet und mit Elektroden Gehirnaktivität
| gemessen. Nach den Versuchen, die etwa eine Woche dauern, würden
| die betäubten Tiere direkt eingeschläfert: "Dies ist notwendig,
| um das Gehirn anatomisch untersuchen zu können."
|
| Ein Versuchstier müsse erst über viele Monate trainiert werden,
| auf bestimmte optische Reize zu reagieren. Dann würden Afffen
| Meßelektroden in das Gehirn gepflanzt. "Diese Elektroden spüren
| die Tiere nicht", so Singer. Die Rhesusaffen säßen während der
| Versuche in einem speziellen Stuhl. Würden sie darin "Schmerzen
| empfinden, gingen sie nie mehr freiwillig 'rein".
|
| Und zwingen könne man das Tier nicht, abgesehen davon, daß die
| Messungen dann nicht zu gebrauchen wären. Die Erkenntnisse aus
| Singers Versuchen dienen zur Erforschung von Krankheiten, die
| mit Störungen im Gehirn zusammenhängen, etwa Schizophrenie,
| Alzheimer, Epilepsie. "Tierversuche sind nötig, um
| herauszufinden, was dabei im Gehirn geschieht." Nur so könne man
| auch etwas dagegen tun."

Frankfurter Neue Presse, 05.06.1999


Feuervogel antwortete am 29.09.03 (08:15):

Ganz nebenbei ein anderes Thema.

Manche Verschreiber erheitern nicht nur den frühen Morgen:
"Der H o r n forscher kritisiert, daß ..." (Mart)


:-))) (bitte nicht wieder als inhaltsbezogen oder Kritik auffassen)


mart antwortete am 29.09.03 (08:25):

Offensichtlich macht die Frankfurter Neue Presse - so wie ich oft- Tippfehler. Na ja, man merkt doch die Einsparung der Lektoren.


Feuervogel antwortete am 29.09.03 (08:30):

Nach neuesten Forschungen wird die Entstehung des Dysmelie- (Thalidomid-)Syndroms nicht mehr auf Contergan, sondern auf ein Virus bezogen.
Ich habs nebenbei irgendwo im Internet gelesen. Tut mir leid, daß ich keine Quellenangabe machen kann.


Feuervogel antwortete am 29.09.03 (12:41):

Zum Thema
aus https://www.3sat.de/3sat.php?https://www.3sat.de/nano/astuecke/21008/

Intelligente Mäuse fühlen mehr Schmerz
US-Forscher untersuchen genetisch veränderte Nager

Mäuse mit künstlich erhöhter Intelligenz sind besonders anfällig für chronische Schmerzen. Wie die US-Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" in ihrer Februarausgabe berichtet, wurde der Zusammenhang an genetisch veränderten Mäusen festgestellt, bei denen zur Steigerung der Intelligenz im Gehirn große Mengen des Proteins "NR2B" erzeugt wurden. Nun hoffen die Forscher, daraus weitere Erkenntnisse für die Schmerzforschung ziehen zu können.
Zunächst bemerkte das Forscherteam an der Washington University School of Medicine im US-Bundesstaat Missouri lediglich, dass die genetisch veränderten Mäuse durch die hohe "NR2B"-Expression eine höhere Lernfähigkeit und bessere Gedächtnisleistungen erbrachten. Nach der Veröffentlichung dieses Erfolgs 1999 mussten sie jedoch erkennen, dass die erhöhte Intelligenz mit einem unerwünschten Begleiteffekt einherging. Auf dauerhafte Schmerzen, etwa auf Entzündungen, reagierten die Gen-Mäuse außerordentlich sensibel. Dagegen blieb die Empfindung von akuten Schmerzen, wie sie durch Hitze oder Prellungen ausgelöst werden kann, auf dem üblichen Niveau. Bei der E n t w i c k l u n g von
A n a l g e t i k a (Schmerzmitteln) wird darauf geachtet, chronische Schmerzen zu unterdrücken, zugleich aber akute Schmerzen als Gefahrenindikator weiter zuzulassen.

Gentechniker rüsten Mäusehirne nach
Schlauer mit neuen Genen - amerikanische Forscher haben Mäusen Gene gezielt in den Hippokampus ins Gehirn eingeschleust. Der Hippokampus ist wie beim Menschen die zentrale Schaltstelle des Gedächtnisses. Der Erfolg des Gen-Transfers: Die Zahl der Nervenstränge zwischen Hippokampus und Vorderhirn nahm zu. Eine anregende Umgebung veranlasste schließlich die Zellen im Gehirn, sich neu miteinander zu verschalten - die Mäuse waren so schlau wie nie zuvor. Als klinisches Experiment an Menschen läuft die Gen-Transplantation bereits in Kalifornien mit dem Ziel, bei A l z h e i m e r -Patienten einen Nervenwachstum anzuregen.

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/3sat.php?https://www.3sat.de/nano/astuecke/21008/


Minna antwortete am 30.09.03 (08:23):

https://www.tierversuchsgegner.org/Tierversuche/singer.html: diese sprechen von "sadistischen Neigungen".


Singer selbst:

»Dann gibt es Versuche, die am wachen Tier durchgeführt werden müssen, um Funktionen zu untersuchen, die nur bei vollem Bewußtsein erhalten sind. Dies gilt zum Beispiel in der Hirnforschung, für die Analyse von Sinnesleistungen und motorischen Funktionen. Hierbei wird ausgenutzt, daß das Gehirn schmerzunempfindlich ist. Es werden deshalb zur Vorbereitung dieser Versuche in Vollnarkose Vorrichtungen implantiert, die später das schmerzfreie Ableiten von Hirnaktivität ermöglichen. Die Implantationstechnik ähnelt der bei der Implantation von Herzschrittmachern oder künstlichen Gelenken. Die Implantate werden am Knochen fixiert und heilen ein. Das Vorgehen bei diesen Operationen ist identisch dem in der medizinischen Chirurgie. Entsprechend sorgfältig erfolgt die postoperative Pflege. Die Belastung der Tiere ist dabei, da es sich lediglich um Eingriffe am Knochen und nicht an Weichteilen handelt, in der Regel geringer als bei Kastrationen und Sterilisationen von Haustieren, zumal letztere zusätzlich zu Störungen im Hormonhaushalt führen. Während der Versuche selbst werden den Tieren weder Schmerzen noch andere Belastungen zugemutet. Die Tiere sind weder sediert noch sonst pharmakologisch behandelt.“

Internet-Tipp: https://www.tierversuchsgegner.org/Tierversuche/singer.html


Feuervogel antwortete am 30.09.03 (10:11):

"Gewonnen wurden biologische Detailerkenntnisse, die nicht zum Verständnis von Nervenkrankheiten beitrugen." (Medea)

Ist das Deine Meinung?
Oder wo wird das bewiesen?

Ich persönlich widerspreche dieser Aussage. Auch Dir helfen sicher irgendwelche Medikamente gegen irgend etwas. Prüfst Du bei jedem (ehe Du es einnimmst), w i e seine Wirksamkeit erforscht wurde?


BarbaraH antwortete am 30.09.03 (12:07):

Die meisten Erkenntnisse über unser Gehirn wurden meines Wissens nach durch Unfälle, Verletzungen, Tumore und Anomalien menschlicher Gehirne gewonnen und nicht durch Tierversuche. Medikamente, die an Katzen erforscht wurden, müssen noch lange nicht hilfreich für den Menschen sein.

In jüngster Zeit wurde sogar moniert, dass die Erforschung von Medikamenten vorwiegend an Männern vorgenommen wird. Da Frauen anders auf Medikamente reagieren als Männer, haben dieses Forschungsverhalten inzwischen viele Geschlechtsgenossinnen mit dem Leben bezahlen müssen.

Wie kann man mit diesem Wissen die Quälerei von Tieren gutheißen, wenn sogar Menschen unterschiedlichen Geschlechts nachweislich unterschiedlich reagieren?


mart antwortete am 30.09.03 (13:04):

<<Medikamente, die an Katzen erforscht wurden, müssen noch lange nicht hilfreich für den Menschen sein.<<

Das stimmt, z.B. benötigen nur 2 Säugetierarten, darunter das Meerschweinchen, Vitamin C so wie der Mensch.

Daher alternative Vorschläge:

Da die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen gr. Schwierigkeiten aufwirft, in Zukunft nur beim Menschen diese Medikamentenerprobungen machen.

Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:

Sicher ? wird man dafür männl. und weibl. Tierversuchsgegner finden, die sich darür zur Verfügung stellen.

Oder den Weg beschreiten, der von Hitlerdeutschland (und von den USA) gegangen wurde, und Versuche an Menschen, die sich nicht wehren können durchführen, z.B. Insassen von "Irrenanstalten", Gefangene, KZ Häflinge und ....

Oder die Medikamente unerprobt am Menschen anwenden und warten, was herauskommt.

Ob das aber im Sinne der Tierversuchsgegner ist, wage ich zu bezweifeln -- oder siehst Du, Barbara, einen anderen Weg?


pilli antwortete am 30.09.03 (13:25):

och...

wenn ein anruf der kindergärtnerin erfolgt, die tochter (5) sei soeben in die neurologische uni-klinik gebracht worden weil sie ihren kopf nicht mehr bewegen konnte aufgrund einer nackenversteifung und wenn dann, wenn frau im krankenhaus eintrifft, bereits untersuchungen erfolgen, weil der verdacht einer hirnhaut-entzündung besteht, letztendlich aber nur eine vorübergehende lähmung des lides und des rechten mundwinkels bleibt; und wenn dann einige zeit später zahlreiche kleine knötchen zwischen hinterkopf und hals chirurgisch entfernt werden und wenn dann wieder mal diese verdammten kopfschmerzen und hohes fieber tochter und mutter veranlassen, gleich die neurologie aufzusuchen und sich dann nur "Pfeiffersches Drüsenfieber" zeigt...und ich sie wieder mal auch ohne den eigentlichen grund für die ursache dieser erkrankungen erfahren zu können, "gesund" mit nachhause nehmen kann...

dann sind und bleiben die ansichten über forschungsarbeiten sehr unterschiedlich.


pilli antwortete am 30.09.03 (13:40):

Barbara :-)

ich möchte nicht deinen einsatz schmälern, aber...meiner meinung nach, und nicht nur, weil ich betroffen war und vor fast 15 jahren entsetzliche angst verspürte, auch meine zweite tochter zu verlieren, sind die unter behördlicher aufsicht stehenden forschungen lebensnotwendig, um helfen zu können...und...dieser aufgabe stellen sich die meisten der ärzte und die in der forschung arbeitenden menschen... tag und nacht.


Medea. antwortete am 30.09.03 (13:54):

.... oder aber, liebe Mart, es ganz zu lassen .....
Der Markt ist bereits überschwemmt von Medikamenten für dies und jenes und besonderes und alltägliches ....,
die Arzneimittelindustrie boomt, ständig kommen weitere neue Medikamente auf den Markt ....

Es gibt Themen, da können unterschiedliche Auffassungen keinen gemeinsamen Nenner finden - ich lehne Tierversuche ab und fordere stattdessen, alle anderen Möglichkeiten mit der gleichen Energie weiterzuentwickeln, die hier in die nicht mehr zu zählenden Tierversuche hineingesteckt wird.


BarbaraH antwortete am 30.09.03 (14:16):

Es gibt sogar Ärzte, die sich massiv gegen Tierversuche wehren:

>>Ärzte greifen Tierlabor an
Quälerei-Vorwurf in Münster

Im April hatten sie sich am Eingangstor fest gekettet - etwa drei Stunden lang harrten die Tierschützer damals vor den Forschungslaboren der Covance Laboratories GmbH im Süden von Münster aus, um die dort stattfindenden Tierversuche für die Entwicklung von Medikamenten anzuprangern. Am gestrigen Montag hingegen wollten sie relativ unspektakulär demonstrieren, mit Transparenten und Sprechchören. Parallel versuchen die Aktivisten auf juristischem Wege, Druck auf das Unternehmen auszuüben, das im Auftrag von Pharmakonzernen über schädliche Nebenwirkungen von Präparaten forscht. Sie haben Covance bei der Staatsanwaltschaft Münster wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt.....<<

heute in der Frankfurter Rundschau
https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/
nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=313445

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?L2DD52D06


mart antwortete am 30.09.03 (14:24):

Barbara, darf ich die ketzerische These vertreten, daß Ärzte im Allgemeinen eine recht diffuse Vorstellung ähnl. den Laien von Medikamentenentwicklung haben?

Bei uns in Österreich werden die militanten Tierschützer vom Verfassungsschutz inzwischen neben den Rechts- und Linksextremen an dritter Stelle gereiht!


mart antwortete am 30.09.03 (14:41):

Liebe Medea!

<< oder es ganz zu lassen..<<

In bestimmten Bereichen gebe ich Dir hier vollkommen recht. Z.B. wäre es hoch an der Zeit, die tausenden Farbstoffe (auch zur Textilfärbung), die zwar vom Lebensmittelgesetz erfaßt sind, aber medizinisch im weitesten Sinn fast unerprobt aber zum Teil sicherlich ausgesprochen problematisch sind, einmal zu sortieren und die gefährlichen zu verbieten. Aber auch hier braucht es - leider - Tierversuche. Nun im Bereich der Farbstoffe gibt es eine derartige Vielfalt, daß Neuentwicklungen m.E. nicht nötig sind.

Gleiches gilt m.E. für Kosmetika und Hautpflegemittel.

Auch im Bereich der Medizin sind einige Krankheiten bzw. Symptome gut abgedeckt, aber leider gibt es noch gr. Bereiche an medizinisch nicht behandelbaren ernsthaften bzw. die Lebensqualität wirklich beeinträchtigenden Krankheiten.

Ebenfalls gibt es riesige Lücken bei Krankheiten, die besonders in südlichen und armen Ländern auftreten, wo sich bis jetzt die Pharmafirmen einfach zu wenig Rendite erwarten.


Aber selbst bei den Antibiotika, die doch wirklich einen Segen darstellen, - Du wirst dich sicher an früher erinnern und wissen, was es bedeutet hat, Scharlach, Tuberkulose, bakterielle Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Blutvergiftung gehabt zu haben - , ist es ein Wettrennen zwischen Resistenzentwicklung bei den Bakterien und Forschungserfolg. Der Laie weiß das aber nicht, sondern erwartet den Erfolg der Antibiotikatherapie.

Der Laie weiß aber nicht, welch gigantischer Forschungsaufwand nötig ist, diesen Erfolg auch weiterhin garantieren zu können.


Wolfgang antwortete am 30.09.03 (18:11):

Per physischer Machtausuebung ist der Mensch fuer viele Tiere und ganze Tierarten zur Katastrophe schlechthin geworden. Der Tierverbrauch (ich meine nicht nur den zum Essen) eines modernen Menschen ist enorm. Zum Nutzen des Menschen geschehe alles, sagen die Menschen, die direkt oder indirekt an den scheusslichen Tierversuchen verdienen. Dabei wird der angebliche Nutzen in aller Regel nicht einmal auf den Pruefstand gestellt. Und wenn schon: Den betroffenen Tieren duerfte es egal sein, ob sie fuer einen angeblichen oder fuer einen tatsaechlichen Menschennutzen gequaelt werden.

Was mich besonders stoert: Dafuer, dass einer es gut 'ruebergebracht' hat (gemeint sind seine Erkenntnisse aus dem Forschen an Hirnen lebender Tiere), erhaelt er einen Preis. Den wirklichen Preis aber haben zuvor die Tiere bezahlt.


mart antwortete am 30.09.03 (19:59):

<<Den wirklichen Preis aber haben zuvor die Tiere bezahlt.<<

Und Gott sei Dank nicht die Menschen!

Wolfgang, ich bin sicher, du hast dich nie einer Operation unterzogen und wirst es auch nicht tun.

Ebenfalls bin ich sicher, daß du keine halb- oder vollsynthetischen Medikamente genommen hast noch nehmen wirst.

Falls doch, bist du einer der verlogenen Menschen die Wasser predigen und Wein trinken.


Apropo, deine Einstellung werden die Krankenkassen sicher zu schätzen wissen!


Wolfgang antwortete am 30.09.03 (23:23):

Man muss schon sehr einfach gestrickt denken, wenn man meint, ein einzelner Mensch waere in der Lage, mit seinem persoenlichen Verhalten die Strukturen der boomenden Krankheitsindustrie zu aendern. In dieser Lage ist er selbstverstaendlich nicht.

Aber hinweisen moechte ich auf das Leid der Tiere, die Opfer dieser Strukturen sind.

Ich bleibe dabei: Die gequaelten Tiere haben den wirklichen Preis bezahlt, der Prof. SINGER gerade ueberreicht wird.


mart antwortete am 01.10.03 (13:30):

Und wir alle - auch Du - sind die Nutznießer dieses Leids!


Wolfgang antwortete am 01.10.03 (13:52):

So sagen es alle die, die Tierversuche begruessen oder zumindest billigend in Kauf nehmen... Aber genau um den angeblichen 'Nutzen' geht es. Er wird in aller Regel weder beschrieben noch hinterfragt. Selbst die offensichtlich unsinnigsten Anwendungen und Produkte gelten per definitionem erst einmal als 'nuetzlich' fuer den Menschen.

Gegen diese allzu simple Gleichsetzung des postulierten 'Nutzens' mit dem wirklichem Nutzen wehre ich mich.


mart antwortete am 01.10.03 (14:00):

Nun, ich toleriere deine Unwissenheit aber empfehle dir dich mehr mit dem Thema Medizin und Medikamentenentwicklung zu beschäftigen.


Wolfgang antwortete am 01.10.03 (14:22):

Es bleibt noch anzumerken, dass es bei der Taetigkeit des Herrn SINGER nicht um konkrete Medikamentenforschung geht, sondern um eine Art Grundlagenforschung. Herr SINGER verbraucht unter anderem Tiere dafuer, um den angeblichen Nutzen und die angeblichen Vorteile der Hirnforschung fuer die Geschichtswissenschaft praesentieren zu koennen (vgl. Link).

Wahrnehmen, Erinnern, Vergessen
Ueber Nutzen und Vorteil der Hirnforschung für die Geschichtswissenschaft
Von WOLF SINGER
https://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/Np/Pubs/historikertag.htm

Internet-Tipp: https://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/Np/Pubs/historikertag.htm


mart antwortete am 01.10.03 (14:31):

<<Herr SINGER verbraucht unter anderem Tiere dafuer,

um den angeblichen Nutzen und die angeblichen Vorteile der Hirnforschung fuer die Geschichtswissenschaft praesentieren zu koennen <<



Deine Interpretation des Vortrags ist ein Paradebeispiel für bösartige Propaganda.

Zur Grundlagenforschung und ihrer Nutzlosigkeit: Bist du so naiv zu meinen, anwendbare Erkenntnisse in den Naturwissenschaften fallen vom Himmel.

Wenn das deine Meinung (und die vieler anderer Leute) ist, wundern mich die Ergebnisse der PISA Untersuchung nicht mehr.


Wolfgang antwortete am 01.10.03 (14:44):

Auch noch so schrilles Geschrei und Beschimpfungen von MitdiskutantInnen aendern nichts an der Tatsache, dass Herr SINGER Tiere verbraucht fuer ganz andere Zwecke als nur fuer die oft propagierte Medikamentenforschung (die ebenfalls nicht kritiklos als per definitionem 'nuetzlich' hingestellt werden darf).


BarbaraH antwortete am 01.10.03 (15:18):

Wenn der Begriff "Verbrauch" von Tieren als "bösartige Propaganda" empfunden wird, sollte man vielleicht wieder zum ehrlicheren "sadistischen Quälen und Töten" zurückkommen....

Zur Entwicklung ständig neuer Medikamente sagt Ephraim Kishon:

"Es gibt vorzügliche Medikamente, für die man noch keine passende Krankheit gefunden hat."

Aber man forscht daran.....


mart antwortete am 01.10.03 (15:29):

Bösartige Propaganda ist es, einen Vortrag von Singer vor Historikern als Begründung der Sinnlosigkeit und des Sadismus seiner Grundlagenforschung für die Medizin darzustellen.

Natürlich hat Kishon recht - und wie recht hat er.

Aber nochmals, selbst bei den segensreichen Antibiotika sind ständige Weiterentwicklung bes. halbsynthetischer Wirkstoffe nötig, um die - heute von der Allgemeinheit - als selbstverständlich empfundenen Heilungserfolge schrecklicher bakterieller Krankheiten zu erzielen.


Daß für mögliche Therapien und Medikamente für Gehirnerkrankungen erst die nötigen Krankheiten "erfunden" werden müßten, ist reiner Zynismus.


Wolfgang antwortete am 02.10.03 (13:12):

In Deutschland wurde letztes Jahr nach etlichen vergeblichen Anlaeufen (die 'christlichen' UnionistInnen wehrten sich lange dagegen) als Staatsziel der Tierschutz in unsere Verfassung geschrieben. Dort heisst es jetzt:

"Der Staat schuetzt auch in Verantwortung für die kuenftigen Generationen die natuerlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmaessigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Massgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."

Quelle... GG Art. 20a [Schutz der natuerlichen Lebensgrundlagen]

Jetzt haben Behoerden und Privatleute die Moeglichkeit, gegen Tierquaelereien im wissenschaftlichen Gewand rechtlich vorzugehen. Ein Beispiel:

Der Regierungspraesident im hessischen Giessen untersagte dieses Jahr einem an der Universitaet Marburg taetigen Tierexperimentator das Quaelen und Toeten von Ratten. In dem Versuch sollte es um die Untersuchung der Nebenwirkung eines seit Jahren zugelassenen Medikamentes gehen. An den Ratten sollte erforscht werden, warum menschliche Patienten bei Einnahme dieses Medikamentes an Gewicht zunehmen. Nach langem Hin und Her sprach der hessische Verwaltungsgerichtshof das Urteil. Im Urteil steht, dass "die Wissenschaftsfreiheit durch die Aufnahme des Staatsziels 'Tierschutz' in das Grundgesetz durchaus eine Einschraenkung erfaehrt, die auch bei Umsetzung der Vorschriften des Tierschutzrechtes Niederschlag und Beachtung finden muss."

Weiter heisst es in der Urteilsbegruendung: "Gerade die Toetung eines Tieres ist keine geringfuegige, sondern eine nachhaltige und dauerhafte Beeintraechtigung des individuellen Wohlbefindens. [...] Es widerspricht ethischen Grundsaetzen, eine Vielzahl von Wirbeltieren zu toeten, nur um festzustellen, aus welchen Gruenden ein Medikament bei einem Menschen zu einer [...] Gewichtszunahme fuehrt."

Es wird deutlich: Mit der Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz wurde der Freibrief der ExperimentatorInnen zum Quaelen und Toeten von Tieren endlich kassiert. Die uebelsten und ruecksichtslosesten 'wissenschaftlichen' TierquaelerInnen und -toeterInnen koennen in Deutschland nicht mehr behaupten, sie seien grundsaetzlich und unueberpruefbar im Recht. :-)


Minna antwortete am 02.10.03 (13:34):

"Jetzt haben Behoerden und Privatleute die Moeglichkeit, gegen Tierquaelereien im wissenschaftlichen Gewand rechtlich vorzugehen." (Wolfgang)

Wie wärs mit Professor Singer?


mart antwortete am 02.10.03 (14:07):

Und Gott sei Dank wird endlich etwas bei den unmenschlichen Tiertransporten weitergehen -- ich warte gespannt auf die ersten Prozesse!?


Wolfgang antwortete am 02.10.03 (15:19):

Rechtlich sind Tiertransporte (wie auch die meisten Tierexperimente) nicht zu verhindern. Dann naemlich nicht, wenn sich die Beteiligten an die Bestimmungen halten (was sie in aller Regel tun, manche aber auch nicht, gegen die man dann vorgehen kann).

Massgeblich fuer Tiertransporte ist die Tierschutztransportverordnung (vgl. Link).

Wir VerbraucherInnen koennen auch etwas tun... Wir koennen darauf achten, dass wir nur Fleisch von Tieren kaufen, die IN der Region geboren und aufgezogen und geschlachtet werden. Oder (fuer manch Eine(n) ist das auch eine Alternative): Wir koennen den Verzehr von Fleisch und Wurst reduzieren oder auf den Verzehr ganz verzichten.

https://www.verbraucherministerium.de/tierschutz/tiertransport_vo/inhalt.htm

Internet-Tipp: https://www.verbraucherministerium.de/tierschutz/tiertransport_vo/inhalt.htm


mart antwortete am 02.10.03 (15:39):

Audite!

Wie interessant--

Rechtlich sind Tiertransporte (wie auch die meisten Tierexperimente) nicht zu verhindern!

Wo sind die Prozesse gegen die Lebendviehtransporte quer durch Europa übers Mittelmeer nach Ägypten?


Wolfgang antwortete am 02.10.03 (17:08):

Ich weiss nicht, worauf Du aus bist, Mart... Die deutsche Tierschutztransportverordnung (und andere deutsche Rechtsquellen) gelten natuerlich nur im Hoheitsgebiet Deutschlands. Hierzulande hat man einiges getan in den letzten Jahren, um den Tieren zu ihrem Recht zu verhelfen (ich habe in diesem Thema ausfuehrlich darueber berichtet). Einiges hat man getan, sage ich. M. E. nach hat man aber noch nicht genug getan gegen Tierquaelerei und TierquaelerInnen. Es besteht weiter Handlungsbedarf.

Eine Klage vor einem Gericht hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es eine rechtliche Grundlage fuer die Klage gibt.

Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie der Tierschutz in anderen Laendern (z. B. in Aegypten) oder in internationalen Gewaessern geregelt ist. Aber vielleicht kannst Du ja entsprechende Informationen bringen.


mart antwortete am 02.10.03 (18:14):

Worauf ich aus bin? auf deine seltsame Einseitigkeit; da kann man halt nichts machen, da fehlen gesetzliche Grundlagen. - im gleichen Atemzug jubelst du, daß man die sadistischen Forscher endlich einbremsen kann.

Folgende Fragen drängen sich auf:

EU oder Deutschland ? Hoppla, und da hat Deutschland nichts zu reden.

Transportzeiten innerhalb Deutschland und der EU

Zwang zu EU konformen Schlachthöfen! Für Österreich eine Katastrophe, für Deutschland sehr gut -- ausgezeichnet, daß auch dadurch die Transportzeiten in Österreich angehoben werden mußten!

Exportförderung für Lebendvieh + Herodesprämie und deren Mißbrauch!

Probleme in den neuen EU Beitrittsländer: z.B. https://www.vgt.at/news/2003/news20030626.html


Material für gibt es in Hülle und Fülle!

Und du sagst, da kann man halt nichts machen!

Hier könntest du mit Recht von Sadisten und geldgierigen Ungeheuern reden!

Mir fehlt noch deine Antwort, wie du es mit den Operationen und Medikamenten hältst?


Wolfgang antwortete am 02.10.03 (19:44):

Ich sagte nicht: "Da kann man nichts machen". Ich sagte: "Eine Klage vor einem Gericht hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es eine rechtliche Grundlage fuer die Klage gibt."

In Deutschland wurden in den letzten Jahren einige rechtliche Grundlagen geschaffen, um den Tieren zu ihrem Recht zu verhelfen. :-)

Dies kam zustande, weil sich viele engagierte Menschen fuer das Schicksal der Tiere interessierten und sich empoerten, wie mitunter in bestimmten Bereiche mit ihnen umgegangen wird.

Um wieder auf mein Thema zu kommen: Mit den Tierexperimenten des Herrn SINGER bin ich nicht einverstanden. Rechtlich dagegen vorzugehen ist aussichtslos, da sich m. E. nach Herr SINGER durchaus im rechtlich erlaubten Rahmen bewegt. Es gibt halt noch viel zu tun... Mein Thema sollte (das war jedenfalls meine Intention) aufruetteln, und Anlass geben nachzudenken. Denn nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gut und richtig. Vieles, was heute noch erlaubt ist, gehoert auf den Pruefstand, finde ich. Den Tieren zuliebe...


Medea. antwortete am 02.10.03 (19:52):

.... In seltener Einigkeit mit Dir ... ;-))


mart antwortete am 02.10.03 (21:27):

Medea,

Ich bin mit Dir einverstanden, daß vieles was heute noch erlaubt ist auf den Prüfstand gehört, den Tieren zuliebe.

Es fallen mir dazu aber besonders die abscheulichen Tiertransporte ein und nicht die Forschungen am Gehirn von Säugern, (nochmals, das Gehirn ist empfindungslos und es werden Gehirnoperationen am Menschen bei vollem Bewußtsein in speziellen Fällen durchgeführt ohne daß man von sadistischen Operateuren redet).

Wo wir uns unterscheiden ist, daß ich den Wert einer möglichen Verhinderung oder Verbesserung von Alzheimer etc., höher einschätze als den Wert des Lebens von Versuchstieren.(= rechtl. Güterabwägung)

Wo wir uns noch unterscheiden ist die Tatsache, daß ich weiß, daß Medikamente bevor Menschen sie zur Therapie bekommen, an Tieren erprobt werden müssen. - und viele Fragestellungen lassen sich nicht an Zellen und niederen Tieren beantworten.

Der letzte Unterschied ist, daß ich weiß, daß es eine erkleckliche Anzahl von schwerwiegenden Erkrankungen gibt, gegen die bis jetzt noch kein Kraut hilft.

Nachdem ich also die Unterschiede in der Beurteilung zwischen uns herausgearbeitet hat, muß ich wohl nicht extra betonen, daß ich Deine Einstellung gefühlsmäßig total nachvollziehen kann.


Wolfgang antwortete am 02.10.03 (23:03):

Neue Wege geht der Mediziner Prof. Dr. KAY BRUNE (ich wuensche mir, ihm haette man einen Preis gegeben und nicht dem Herrn SINGER). Der ist Chef des neuen Lehrstuhls fuer Tierschutz an der Universitaet Erlangen-Nuernberg. Sein Ziel ist es, das Leiden der Tiere und ihren Verbrauch zu minimieren. Folgende Methode für Experimente mit Schmerzmitteln hat er ausgetueftelt:

Die Tiere (Maeuse und Ratten) werden narkotisiert und die Reaktionen ihrer Gehirne auf die Schmerzem dann per Roentgen-Computertomographie untersucht. Die Tiere bleiben waehrend des gesamten Versuchs in Vollnarkose und werden anschliessend getoetet.

In herkoemmlichen Experimenten muessen die Tiere bei vollem Bewusstsein leiden, waehrend man ihnen Schmerzen zufuegt und die Reaktionen des Gehirns darauf misst und sie dann toetet.

Rund 500 Tiere verbraucht man in herkoemmlichen Experimenten fuer eine Untersuchungssession... Herr BRUNE kommt mit rund 10 Tieren pro Session aus. Dazu kommt noch, dass seine Ergebnisse aussagekraeftiger und damit brauchbarer sind. Ausserdem sind die Experimente kostenguenstiger.

Radikale Tierschuetzer lehnen selbst diese Methode ab. Aber, ich meine, alles ist besser, als der hemmungslose Tierverbrauch und die grausamen Behandlungen, die gerade in der Schmerz- und Schmerzmittelforschung noch vorherrschen. Ich hoffe deshalb, dass sich die Methoden des KAY BRUNE ueber Erlangen-Nuernberg hinaus schnell durchsetzen.


Medea. antwortete am 03.10.03 (08:22):

Liebe mart,

wo bliebe denn eine uns weiterführende, auch konträre Diskussion, wenn nicht die Unterschiede herausgearbeitet würden? Ich bin ja keine sture Böckin, die nur ihre eigene Sicht der Dinge für die allein seeligmachenden hält. ;-))
Gegensätzliche Positionen tragen ja auch vielfach zur Klärung der eigenen bei.
In diesem Sinne
- ein schönes Wochenende.


mart antwortete am 03.10.03 (08:45):

Vielen Dank Medea für Deine tolerante Antwort!