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THEMA: EuropäerInnen verschlafen, AmerikanerInnen hellwach: FreedomCAR
10 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 14.07.03 (11:23) mit folgendem Beitrag:
Die EuropäerInnen verschlafen auf einem wichtigen Gebiet gerade ihre Zukunft... Die AmerikanerInnen dagegen sind hellwach. Deshalb überlassen sie auch nichts dem Zufall oder dem Prinzip Hoffnung oder dem Marktgeschehen alleine. Die (zurecht auf anderen Gebieten gescholtene BUSH-Administration) hat schon kurz nach Beginn ihrer Amtszeit eine prima Initiative ergriffen: FreedomCAR
FreedomCAR ist ein staatliches Technologieprogramm für wasserstoffangetriebene mit Brennstoffzellen ausgerüste PKW und LKW. Die Ziele sind beeindruckend: Weg vom zur Neige gehenden und in unsicheren Regionen lagernden Öl, hin zu Fahrzeugen, die weder gesundheitsschädigende noch klimakillende Gase emittieren. Natürlich soll der dafür erforderliche Treibstoff - Wasserstoff - aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Partner im Programm sind die grossen Automobilproduzenten - die Ford Motor Company, General Motors Corporation und DaimlerChrysler Corporation.
FreedomCAR ist nicht nur ein Autokonzept (obwohl die Entwicklung geeigneter Autos das Teil des Programms ist)... FreedomCAR ist eine neue Herangehensweise an ein drängendes Problem. Auslöser ist die bittere Erkenntnis (die gerne von vielen verdrängt wird): Unsere bislang gebräuchliche Art und Weise, uns mit völlig veralteten und schmutzigen Autos zu bewegen, ist nicht naturverträglich und damit nicht nachhaltig, vielleicht noch ein, zwei Jahrzehnte mit schlimmen Folgen so durchzuhalten. Eines ist sicher: Auf den alten ausgetretenen Trampelpfaden wird sich immer weniger bewegen.
P.S.: Das C-A-R in FreedomCar steht nicht etwa für car (Auto), sondern für Cooperative Automotive Research.
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Mart
antwortete am 20.07.03 (00:48):
Lieber Manfred, hier höre ich Dich das erste Mal Bush, wenn auch „nur“ als Vorreiter in ökologische Hinsicht loben; aber ich sehe den Grund dafür nicht recht ein.
Californias Zero-Emission Vehicle Programm wurde aufgrund der gigantischen Smoggebiete rund um Los Angeles bereits 1990 erlassen. Nun, da die Erfolge der neuen Entwicklungen greifbar nahe sind, versuchen aber Autokonzerne das ZEV Programm zu „killen“ – ähnlich wie sie es mit den Sitzgurten und den Airbags versuchten.
Es gibt trotzdem bereits serienreife oder in Kürze serienreife Wasserstoffautos, bei denen versch. Antriebssystemen miteinander konkurrieren:
Der BMW 750hL ist bereits serienreif!!: hier treibt Wasserstoff allerdings "nur" einen Ottomotor an.(Am Münchner Flughafen soll es dafür eine Tankstelle geben.)
DaimlerChrysler (Necar 4), Opel oder Ford, Honda FCX setzen auf die Brennstoffzelle als Stromerzeuger für eine ganz neue Generation des Elektroautos, die entweder direkt mit Wasserstoff betankt werden bzw. wo der Wasserstoff aus Methanol von der Brennstoffzelle selbst produziert wird.
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Wolfgang
antwortete am 20.07.03 (09:50):
Hallo, Mart... Nach dem Grund fragst Du, warum ich Mr. BUSH auch einmal lobend erwähne... Ganz einfach: Als Technikfreak kann ich mich für jede intelligente Technik begeistern, egal wo sie gerade entwickelt wird und wer sie gerade sponsored.
Ich wünsche mir, dass überall, vor allem auch in Europa, der schnelle Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft geschafft wird. FreedomCAR ist nicht nur ein Fahrzeugkonzept (vgl. die Website von United States Council for Automotive Research (USCAR), https://www.uscar.org/freedomcar/index.htm ). FreedomCAR bedarf einer völlig neuen Struktur einer ganzen Volkswirtschaft. Z. B. muss der benötigte Treibstoff - H2 - nachhaltig, also mittels erneuerbarer Energien erzeugt werden. Oder, ein anderes Beispiel, das Tankstellennetz muss flächendeckend umgestellt werden. Das Hauptproblem dabei ist der Zeitfaktor. Innerhalb nur einer Generation muss das geschafft werden, denn innerhalb einer Generation wird die fossile und atomare Energiebasis der sogenannten entwickelten Länder wegbrechen (mit allen gesellschaftlichen Folgen).
Diese enorme Herausforderung hat die BUSH-Administration begriffen (im Gegensatz zu BUSH's Mob, aber die spielen, wie jeder Mob, eh' keine aktive Rolle in der Politik) und handelt entsprechend. In Europa werkelt jedes Unternehmen vor sich hin. Nicht schlecht, aber nicht hinreichend gut. Ein Gesamtkonzept fehlt. Und die Anschubfinanzierung fehlt bei uns, die wohl nur der europäische Gesamtstaat leisten kann. Leider wird viel zu viel Geld verprasst, um sterbende Industrien noch ein paar Jahre am Leben zu erhalten. :-(
Webtipp...
H2 Report https://www.freesen.de/h2report/indexd.htm
Internet-Tipp: https://www.freesen.de/h2report/indexd.htm
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Angelika
antwortete am 21.07.03 (09:45):
Ich staune, dass Du dem so euphorisch zustimmst, Wolfgang - wenn Du technisch so versiert bist, müsste Dir doch bekannt sein, dass dieser Motor längst entwickelt wurde und von der Automobilindustrie wie der Heilige Gral gehütet wird! Bush, selber Ölbaron, steckt zunächst 125 Millionen $ in das Entwicklungsprojekt des H˛ Motors - später wird mehr dazukommen- und eine Deadline gibt es nicht - also...was ist daran so toll? Das Projekt, so gut es auch sein mag, tut vor allem eines: es lenkt davon ab, dass endlich radikal ein Energieeinsparungsprogamm auf den Tisch muss. Was inzwisschen mit den Millionenbeträgen bei General Motors gemacht wird ... wer weiss das schon?
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Wolfgang
antwortete am 21.07.03 (10:40):
Es geht, wie gesagt, bei FreedomCAR nicht um einen Motor oder um ein Auto alleine, sondern um viel mehr. Es geht darum, eine komplette H2-Infrastruktur zu schaffen. H2 muss dafuer in grossen Mengen per erneuerbare Energien produziert werden. Dann muss noch ein flaechendeckendes Tankstellennetz aufgebaut werden. Bis 2020 - so das ehrgeizige Ziel - soll das geschafft sein.
Energie einsparen muss man nur bei endlichen Energietraegern (also z. B. bei Erdoel, Erdgas, Uran usw.). Es ist kein vordringliches Ziel, praktisch unendliche Energie einzusparen. Hier stehen andere Ziele im Vordergrund.
M. E. ist FreedomCAR das richtige Instrumentarium fuer den Einstieg in eine andere nachhaltige Art des Produzierens und Konsumierens... Das Ganze auf der Basis sauberer und sicherer erneuerbarer Energien . Anders ausgedrueckt: FreedomCAR ist das richtige Instrumentarium fuer den Ausstieg aus der nicht-nachhaltigen gerade sterbenden fossilen Energiewirtchaft. Die Eliten in den oberen Wirtschafts- und Politiketagen haben mittlerweile (dank der tatkraeftigen Hilfe der so oft gescholtenen Oekofreaks) die Zeichen der Zeit begriffen (auch, wenn sie nach aussen noch anders reden); der Tross haengt (wie immer) ein paar Jahre hinterher.
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Mart
antwortete am 21.07.03 (12:32):
An Angelika!
Längst entwickelt, ist ein bißchen übertrieben. Der serienreife BMW ist ein Ottomotor, was sicher nur eine Übergangslösung sein wird.
Brennstoffzellen = "Batterie"antrieb sind schon etwas anderes und hier ist noch sehr viel Entwicklungs- und Optimierungsarbeit erforderlich.
(Übrigens Wasserstoffmoleküle = H mit erniedrigten Index 2 und nicht mit der Hochzahl 2; das bedeutet wirklich etwas ganz anderes und ist beim Wasserstoffatom unmöglich.)
Eine mir besser erscheinende Seite mit Kommentaren über das vom Wolfgang erwähnte Programm ist: https://science.orf.at/science/steger/39090
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Angelika
antwortete am 22.07.03 (14:49):
mart: sorry , ja ... das mit der tiefliegenden 2 habe ich nicht hinbekommenund war leichtsinnig ;-)
was ich aber nicht verstehe - wenn wolfganf schreibt, es würde ja gar nicht um autos gehen--warum bekommet dann nur GM und andere Automobilhersteller das Geld? ...
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Wolfgang
antwortete am 22.07.03 (15:38):
Genau lesen, Angelika, schützt vor falschen Interpretationen. Ich schrieb (was ja auch den Tatsachen entspricht): "Es geht, wie gesagt, bei FreedomCAR nicht um einen Motor oder um ein Auto alleine...". Und ich schrieb: "Es geht darum, eine komplette H2-Infrastruktur zu schaffen."
Das hat ganz andere Dimensionen, die nicht alleine mit dem Autobauerinteresse, Autos zu bauen beschrieben werden können. Ein Unternehmen hat das Interesse, auf lange Sicht seine Gewinne zu maximieren. Langfristig ist also das Zauberwort... Die Manager von Ford Motor Company, General Motors Corporation und DaimlerChrysler Corporation haben die Zeichen der Zeit erkannt. Denn mit den im wahrsten Sinne des Wortes fossilen Wirtschaftsstrukturen ist langfristig gesehen immer weniger Gewinn zu machen. Also - Unternehmer, die sie sind - machen sie nicht in Weltuntergangsstimmung (so, wie viele SeniorInnen hier), sondern unternehmen etwas. Sie investieren in zukunftsträchtige Technologien und Strukturen... Sie investieren in die solare Wasserstoffwirtschaft... Damit auch in ein, zwei, drei Jahrzehnten der Rubel noch rollt. :-)
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Angelika
antwortete am 22.07.03 (17:56):
ich lese zu dem thema nicht nur deine beiträge, wolfgang:-) und offen gestanden bin ich sehr skeptisch - auch wenn ich in dem thema selbst ein totaler laie bin - schon weil hier ein Wolf sich plötzlich für den Schutzz der Länmmer einsetzt - Bush ist ein Ölbaron, dazu noch Texaner - und nachdem er duch den krieg im irak nun auch noch dort die oelfelder kontrolliert und man sich ein bisschen schlau macht, wie die neue technologie denn überhaupt funktionieren soll, dann werden wir sicher irgendwann in 20 jahren oder so autos haben, deren abgase die luft nicht mehr verschmutzen und die mit treibstoff fahren, der die reserven an öl nicht komplett auffrisst - aber für die herstellung der produkte, die diese neue technologie antreiben soll, word man auch weiterhin öl brauchen - im endeffekt also ein toller reibach für die ölbarone, die auf jeden fall weiter fördern werden?
hier ein artikel, der zu mindest etwas zum nachdenken anregt..der artikel ist in englisch und hat den titel "Hydrogen's Dirty Secret"
Internet-Tipp: https://www.motherjones.com/news/outfront/2003/19/ma_375_01.html
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Wolfgang
antwortete am 23.07.03 (00:38):
Besten Dank fuer den Link, Angelika... Ich habe den Artikel gelesen. Aber schon ganz am Anfang unterstellt der Autor etwas, was so nicht stimmt. Wasserstoff soll - Zug um Zug, nach einer Uebergangszeit - vollstaendig per erneuerbare Energien produziert werden. Das ist der Kern des FreedomCAR-Konzeptes. Nur das macht uebrigens auch Sinn. Denn der derzeitige Zustand, wo Wasserstoff in aller Regel per nicht-erneuerbare Energien erzeugt wird, ist kein nachhaltiger Zustand. Vielleicht (im besten Fall) noch eine Generation lang kann dieser Zustand aufrechterhalten werden. Spaetestens dann (aber wegen der explodierenden Oel-/Gas-Preise wahrscheinlich schon viel frueher) ist Schluss mit lustig.
Es gibt nur einen Ausweg aus der Energiekrise: Die solare Wasserstoffwirtschaft. Die Leute, die hinter FreedomCAR stehen, haben das begriffen. Ob Mr. BUSH das begriffen hat... Daran hege ich meine Zweifel, denn bekanntlich gehoert der nicht gerade zu den intellektuellen Ueberfliegern. Mit ein bisschen Glueck sind wir ihn ja Gott sei Dank in Kuerze los. :-)
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juttam
antwortete am 24.07.03 (06:24):
Zu Texanischen Oelbaronen ein kleiner Witz:
2 maedels laufen auf einer Landstrasse in Texas. Ein frosch sitz und schreit:kuess mich kuess mich - denn dann werde ich zu einem texanischen Oel Millionaer.
Das eine Maedel hebt den Frosch auf, das Andre Maedel ist entsetzt: Du wirst den doch nicht im Ernst kuessen????? schreit sie!
das andre Maedel sagt: neeeee, bin ich bloed? aber den nehm ich mit nach Dallas, denn ein sprechender Frosch ist wesentlich mehr wert als ein Texanischer Oel Millionaer........
(Gaengiger Witz hier seit den 80iger Jahren! J R Ewing's Zeiten sind lange vorbei)
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