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THEMA: Ladan und Laleh Bijani sind tot ...
50 Antwort(en).
Angelika
begann die Diskussion am 08.07.03 (14:15) mit folgendem Beitrag:
Die siamesischen Zwillinge aus dem Iran, die sich so hoffnungsvoll und mutig in die Obhut der Chirurgen in Singapor begeben haben, sind kurz nacheinander verstorben. Der Blutverlust war zu gross und die Operation komplizierter, als erwartet heisst es. Die beiden jungen Frauen waren in ihrem Wesen und Temperament unterschiedlicher, wie es zwei Menschen nur sein können und man fragt sich, wie gross der Leidensdruck zweier Menschen sein muss, um auf der ganzen Welt eine Klinik zu finden, die bereit ist, diese gewagte OP durchzuführen. Sie wussten sicher beide, auf was sie sich einlassen und ihre Lebenslust und optimistischer Mut, der bei den Interviews sichtbar wurde, war meiner Meinung nach alles andere als aufgesetzt. Diese Frauen waren so tapfer - ich hätte es den beiden so gewünscht und finde auch den Mut der Mediziner beachtenswert. Aber obgleich die Körper der beiden verstorbenen noch nicht erkaltet sind, werden schon die Stimmen laut, die von "Grössenwahn der Götter in Weiss" und "Unervarantwortlicher OP" sprechen - aber was ist Eure meinung: Die Überlebenschance für die beiden jungen Iranerinnen lag bei nur - oder immerhin - 50%. Ist bei einem so hohen Risiko eine Operation gerechtfertigt, wenn der oder die PatienInnen 100%ig dazu stehen und sich nichts sehnsüchtiger wünschen? "We want to thank so many people for their prayers -- whether they are Christian, Buddhist, Hindu, or Muslim -- everyone had been praying for the twins, and we are grateful because as doctors we know there's only so much we can do, and the rest we have to leave to the Almighty. -- Dr. Loo Choon Yong, leitender Arzt des OP teams. (Wir möchten allen Menschen für ihre Gebete danken --- ganz gleich ob sie Christen, Buddhisten, Hindu oder Moslems sind --- alle haben für die Zwillinge gebetet und dafür sind wir dankbar - denn als Ärzte können wir nur so viel tun, wie in unserer Macht steht - aber was dann noch zu tun bleibt, müssen wir dem Allmächtigen überlassen ---
Internet-Tipp: https://www.raffleshospital.com/bijani/letterbijani.asp
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Ursula
antwortete am 08.07.03 (14:47):
Wie traurig, ich habe so für sie gehofft. Sehr bewundert habe ich den Mut der beiden, aber auch der Ärzte, die diesen Eingriff gewagt haben. Die beiden Sätze sagen eigentlich schon alles über meine Einstellung dazu. Ich bin sehr betroffen.
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Karl
antwortete am 08.07.03 (14:52):
Liebe Angelika,
ich habe dieses Thema auch mit meiner Frau diskutiert. Wir kamen zu der Auffassung, dass für die beiden sicherlich die Hoffnung auf ein halbwegs normales Leben eine sehr wichtige Bereicherung war. Jeder, der beide gesehen und gehört hat, muss ihre Entscheidung respektieren.
Ich kann die Mediziner verstehen, die beiden die Hoffnung nicht nehmen wollten. Ich hoffe, sie haben der Operation nicht wegen des Medienrummels zugestimmt.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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Medea.
antwortete am 08.07.03 (15:23):
Zusammengewachsen zu sein - hier auch noch an den Köpfen - ist ein so entsetzliches Schicksal, daß ich die beiden Schwestern sehr gut verstehen kann, als sie jetzt als Erwachsene den Wunsch äußerten, getrennt zu werden..... Es war ihr "Lebenstraum", der jetzt zum Todestraum wurde .... Dem Ärzteteam ist keinerlei Vorwurf zu machen, denn die beiden hatten das Recht auf eigene Entscheidungsfreiheit. Die Schwestern sind einem noch furchtbareren Schicksal entgangen, das unweigerlich in der Todestunde einer der beiden eingetreten wäre. Ich erinnere mich an die Berichte des Todes eines der beiden ersten sehr bekannten siamesischen männlichen Zwillingspaare, als der eine Bruder starb und der andere schrie und schrie, man möchte ihn doch von seinem toten Bruder befreien..... Er schrie immer noch, bis das Leichengift seinen bereits toten Bruders ihn ebenfalls tötete ..... D a s ist immerhin den beiden irakischen Schwestern erspart geblieben.
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schorsch
antwortete am 08.07.03 (17:38):
Gottlob mussten sie nicht mehr aufwachen.....
Für Medea: Einfach warten bis der Beitrag angenommen wurde. Manchmal gehts halt bis eine Minute....
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Medea.
antwortete am 08.07.03 (18:22):
Danke Schorsch - mein Krebsschaden: ich bin immer viel zu ungeduldig ... :-(
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mechtild
antwortete am 08.07.03 (21:34):
Da es der Wunsch beider Schwestern war, diese Operation zu wagen, muss man den Ärzten dankbar sein, dass sie es auch gewagt haben. Es war auch für sie ein Risiko. Jeder hat sicher für die Schwestern gehofft, dass wenigstens eine von ihnen überleben würde. Vielleicht profitieren siamesischen Zwillinge spätere Generationen davon.
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Angelika
antwortete am 08.07.03 (21:43):
Hallo Karl - ich denke nicht, dass die Ärzte das aus PR-Gründen nötig gehabt hätten - zumal eine grosse unabhängige Ethikkommisssion die Entscheidung gefällt hat. Schau mal auf die Website der Klinik - da stehen auch Hintergrundinfos zu dieser aussergewöhnlichen Operation. Der Kommentar eines deutschen Professors heute morgen im Morgenmagazin war einerseits beruhigend, andererseits schockierend: "Siamesische Zwillinge wird es in Deutschland nie geben, dazu kann dieser Zustand schon so früh festgestellt werden, dass wir auf jeden Fall abtreiben würden" - offen gestanden wäre das eine der wenigen Ausnahmen, wo ich eine Abtreibung für gerechtfertigt halten würde - man sieht ja auch immer wieder die Bilder dieser amerikanischen Siamesischen Zwillinge, die einen gemeinsamen Körper und 2 Köpfe und Gehirne haben - die so glücklich erscheinen ... aber was wird mal sein, wenn sie erwachsen sind? Bewundernswert sind die Mädel und ihre Familie auf jeden Fall aber gezeigt wird ja auch nur die "Sonnenseite" ...
Internet-Tipp: https://www.raffleshospital.com/bijani/
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schorsch
antwortete am 09.07.03 (10:16):
Natürlich wird man von gewissen Seiten her jetzt versuchen, mit Lamentieren den "Prästige-lüsternen Ärzten" eine Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, dass 1. diese Ärzte genau wussten, dass ihnen anstatt Prestige auch ein Misserfolg blühen konnte. Und 2. war es der ausdrückliche Wunsch der Zwillinge, diesem unerträglichen Umstand ein Ende zu breiten, auch auf die Gefahr hin, die Operation nicht zu überleben. Der Eid des Sokrates gilt auch in solchen Situationen: Im Interesse des Patienten handeln.
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Stiftskind
antwortete am 09.07.03 (14:06):
Meinen Sie wirklich Sokrates, Schorsch?
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sofia204
antwortete am 09.07.03 (16:49):
er meint:der EidesColumbus ;-)))
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Angelika
antwortete am 09.07.03 (18:01):
HAHAHA sofia - "würg"lich ein gelungener Witz zu diesem Thema.
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Wolfgang
antwortete am 09.07.03 (18:54):
Über die Motive der beiden jetzt Toten, eine praktisch aussichtslose Operation zu wagen, möchte ich mich nicht äussern... Das war deren Sache und sie gehen die Öffentlichkeit nichts an. Ganz anders schaut es aus bei den Motiven der Ärzte, die dieser Operation zustimmten.
Schon in Deutschland haben LALEH und LADAN BIJANI erfolglos Chirurgen in Heidelberg (1997) und in Hannover (1988) bedrängt, sie zu operieren. Beide Male lehnten die Ärzte eine Operation unter Verweis auf den sicheren Tod ab.
Ärzte sind nach ihrem Selbstverständnis nicht die Handlanger von PatientInnen, die unbedingt sterben wollen. Die Chancen hätten fifty-fifty gestanden, sagten die Ärzte in Singapur. Ihre deutschen Kollegen bestreiten das. Es hätte nicht die geringste Chance bestanden, sagen diese. Ich meine, dieser Fall sollte standesrechtlich untersucht werden. Ich fürchte aber, dass nach einigen Tagen die Sache an Interesse verlieren wird und eine neue publicityträchtige Mediensau durchs Dorf getrieben wird. Wie so oft unter dem Motto: Operation gelungen! Patient tot!
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hl
antwortete am 09.07.03 (19:03):
da fehlt noch etwas, lieber Wolfgang:
Operation gelungen, Patient tot, Zeitungsauflagen und Einschaltquoten gestiegen!
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Medea.
antwortete am 09.07.03 (19:20):
Schorschi, Du meintest sicherlich etwas mit Hippos ... ;-)
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Medea.
antwortete am 09.07.03 (19:21):
Sofia: Du bist zum Knudeln ;-)
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Angelika
antwortete am 09.07.03 (19:23):
mein gott, was würdet ihr nur schreiben, wenn die OP gelungen wäre?
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Ursula J.
antwortete am 09.07.03 (19:27):
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Operation, die 48 Stunden dauern sollte von irgend jemand hätte bezahlt werden können, so dass ich vermute, dass die Operateure, wenn die Operation gelungen wäre, statt Lohn lediglich Ruhm erhalten hätten und ohne den Presserummel wäre dies nicht möglich gewesen.
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Angelika
antwortete am 09.07.03 (19:30):
tja Ursula und nun haben sie die übelsten verdächtigungen aus aller welt ... der iranische ministerpräsident hatte sich bereit erklärt, die op zu zahlen, die operierenden ärzte hatten auf ihr honorar verzichtet, die anderen kosten waren durch spenden abgedeckt.lies doch einfach mal die homepage der klinik - weiter oben findest du den link.
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Medea.
antwortete am 09.07.03 (19:45):
Oh, es tut mir leid, daß ich bei diesem traurigen Thema ausgerutscht bin ..... Aber die Versuchung war zu groß ... :-(
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Wolfgang
antwortete am 09.07.03 (20:11):
WENN die Operation gelungen wäre... Sie ist aber nicht gelungen und es gibt die Aussage eines kompetenten Arztes, dass diese Operation im konkreten Fall nie gelingen konnte und dass dieses die Ärzte in Singapur auch vorher wussten (s. Link). Ich meine, dass das Grund genug ist, nach einem standesrechtlichen Verfahren zu rufen.
Genau so ist, liebe hl... Operation gelungen, Patient tot, Zeitungsauflagen und Einschaltquoten gestiegen! Ein paar Tage lang... Bis zur nächsten rührseligen Story...
SZ - 09.07.2003 "Ich war sicher, es würde nicht gut gehen" Neurochirurg Madjid Samii lehnte eine Operation der Zwillingsschwestern schon vor 15 Jahren ab https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6636/
Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6636/
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Angelika
antwortete am 09.07.03 (20:48):
...so ein bisschen denk ich bei Wolfgang manches mal, dass er die "Anleitung zum Unglücklich sein" von Paul Watzlawick für sich so ganz eigen ausgelegt hat. Frei nach dem Motto: Man schenke seiner Frau zu Weihnachten einen blauen und einen roten Schal und trägt sie dann den blauen sagt man "AAACHHH!! DER ROTE HAT DIR WOHL NICHT GEFALLEN!" ..
Sag, Wolfgang, gibt es eigentlich irgend etwas, was Dich froh macht?
Dostojevski legt einer seiner zwiespältigen Protagonisten in den "Dämonen" den Satz in den Mund: "Alles ist gut - alles! Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiss, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofern, im selben Augenblick ..." So hoffnungslos einfach ist das ...
Frage: Angenommen, Du gehst mit Deinem besten Freund auf eine Bergwanderung. Ihr wandert an einem kleinen bergbach entlang. Ein Sturm bricht los, ein Baum stürzt auf Deinen Freund und klemmt sein Bein ein, der Regen verwandelt den Bach in einen reissenden Fluss - das Wasser steigt - um Deinen Freund zu befreien, kannst Du ihm nur das Bein abhacken und hoffen, dass er nicht verblutet und Du mit ihm rechtzeitig eine Klinik erreichst. telefonieren kannst Du nicht - es gibt keine Chance .. oder aber er ersäuft. ?? Und? Was machst Du
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UrsulaB
antwortete am 09.07.03 (23:23):
Hallo Wolfgang,
die Tatsache, dass deutsche Neurochirurgen die Operation schon vor Jahren abgelehnt haben, besagt doch nur, dass sie sich dazu nicht imstande fühlten. Wie sollten sie auch? Es fehlte ihnen damals und fehlt ihnen auch heute noch jede praktische Erfahrung mit derartigen Eingriffen!
(Leider geben die meisten Ärzte nur ungern zu, dass sie sich einer Sache nicht gewachsen fühlen und verschanzen sich dann lieber hinter dem angeblichen Wohl des Patienten!)
Die Zwillinge operiert hat ein internationales Team, das die Erfolgsaussichten vorher sehr genau überprüft und mit 50% eingeschätzt hat. Warum soll diese primäre Einschätzung falsch gewesen sein?
Wenn ich die Berichte richtig verstanden habe, sind die Ärzte w ä h r e n d der Operation von einer anatomischen Besonderheit mit daraus resultierenden Schwierigkeiten überrascht worden, was die Prognose erst sekundär dramatisch verschlechtert hat ...
Ein wirklich trauriger und tragischer Fall!
Ursula
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Wolfgang
antwortete am 10.07.03 (01:08):
Die "anatomische Besonderheit" war lange vorher bekannt... "[...] Das Problem aber bestand darin, dass beide Frauen nur einen Sinus sagittalis hatten. Diese Vene ist für den Abfluss des Blutes entscheidend. Deshalb wollte ich den Eingriff nicht vornehmen.", sagt Dr. MADJID SAMII.
Wir sind keine Fachleute, die sich ein Urteil anmassen sollten, ob die beiden jetzt Toten eine Chance durch diese Operation hatten. Aber Dr. MADJID SAMII ist ein Fachmann, dessen Wort Gewicht haben sollte. Deshalb meine ich, die Sache sollte standesrechtlich untersucht werden.
Mir ist klar, dass morgen oder übermorgen die Story für die Regenbogenpresse (und für die STler) uninteressant sein wird und aus den Schlagzeilen verschwunden sein wird. Die dafür zuständigen Ärzteorganisation werden wohl etwas länger an der Geschichte dranbleiben und die verantwortlichen Ärzte zu Stellungnahmen auffordern und dann ihre Schlüsse ziehen. Ich hoffe jedenfalls, dass unter Fachleuten über den Tod zweier Menschen nicht so schnell hinweggegangen wird und am Ende nur die rührselige Medieninszenierung und für die Unterhaltung dankbaren KonsumentInnen bleiben, die schon auf die nächste Story warten.
SZ - 09.07.2003 "Ich war sicher, es würde nicht gut gehen" Neurochirurg Madjid Samii lehnte eine Operation der Zwillingsschwestern schon vor 15 Jahren ab https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6636/
Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6636/
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juttam
antwortete am 10.07.03 (07:05):
Die Tragoedie der "Ersten" Siamesichen Zwillinge zeigte sich aber erst Nach ihrem Tod, denn sie waren lediglich mit Haut und ein paar kleinen Blutadern verbunden. Heute haetten sie nicht sterben muessen! Und auch nicht ein Leben gekettet an den andern fuehren muessen.
Trotz aller moderner Medizin hat es sich in Ladan und Lalehs Fall nicht gezeigt vorher, dass sie mit grossen Adern verbunden waren - bis man diese zerschnitt!
Mein Herz weint fuer Ladan und Laleh, ich haette ihnen ihren Traum vom tiefsten Herzen gewuenscht! Aber es war ihr instaendigster Wunsch getrennt zu werden und sie wussten beide was die Risiken waren.
In Dallas warten seit Monaten 2 Iranische Kinder, die an der Krone des Schaedels zusammengewachsen sind, auf Trennung. Auch sie haben beide unabhaengige Gehirne. Aber auch sie teilen grosse Adern!
Ladan und Laleh und waren seitlich zusammengewachsen, welches ihnen wenigstens erlaubte zu laufen, zu sitzen, zu essen...etc. Die Iranischen Zwillinge in Dallas sind aber an der Krone des Schaedels verwachsen und wuerden niemals laufen oder sitzen koennen - ohne Technische Erfindungen, in welche man sie einschnallt, wie man das jetzt in Dallas zum "Spielen" macht!
Seit Ladan und Laleh's Tod heute, ist die Stimmung In Dallas sehr gedaempft!
Man fuerchtet aehnliche Probleme und hofft zutiefst dass man von Ladan und Laleh lernen kann um den Iranischen Buben ein Leben geben zu koennen, welches nicht beinhalted flach auf dem Ruecken, der Seite, o der dem Bauch zu liegen - und das IMMER!
Wuerde ich beten: DAFUER wuerde ich jeden Tag beten!
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Karl
antwortete am 10.07.03 (07:36):
Der Neurochirurg Samii aus Hannover hat einen sehr guten, einen ausgezeichneten Ruf, der weit über Hannover ausstrahlt. Ich muss sagen, dass mich sein Urteil schon nachdenklich gemacht hat. Der Wunsch von Menschen (auch Ärzten) im Rampenlicht zu stehen, hat in Singapur vielleicht doch zu einer übereilten Entscheidung für die Operation geführt.
Andererseits muss ich ganz klar sagen, dass m.E. bei Vorhandensein einer reellen Chance die Entscheidung zur Operation ethisch gerechtfertigt gewesen wäre. Niemand von außen kann den Leidensdruck beurteilen, den beide Schwestern empfanden. Samii spricht jedoch von 0% Chance und die Entscheidung für die Operation wäre in diesem Fall kriminell gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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WANDA
antwortete am 10.07.03 (08:37):
Professor Sami Hussein, ebenfalls Neurochirurg am hiesigen Krankenhaus: "die aufgetretenen Komplikationen hätten vielleicht vermieden werden können, wenn mehrtägige Pausen zwischen die einzelnen Operationsschritte gelegt worden wären. Was meinen Sie konkret? "Die Bypässe anzulegen und auf ihre Funktion unter Blutverdünnung zu überprüfen. Die Knochenöffnung vorzunehmen und je nach Blutverlusst diese nach mehreren Tagen auszubleichen und die OP in einem dritten Schritt zu vollenden. Die plastische Deckung kann in jedem Fall in einer vierten Sitzung erfolgen. So gibt man dem Patienten die Möglichkeit der Regeneration."
Hinterher ist man immer schlauer, aber warum wurde nicht so verfahren?
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Angelika
antwortete am 10.07.03 (09:59):
Hinterher sind immer alle schlauer, ja - und vielleicht unterliegen den jetzt so vehement kritisierenden Ärzten die gleiche Motivation, die man den mutigen Ärzten in Singapor unterstellt - "Prestigegeilheit" -
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UrsulaB
antwortete am 10.07.03 (11:00):
@Karl und Wolfgang
Wenn das Scheitern der Operation tatsächlich mit dieser Sicherheit vorhersehbar war, frage ich mich, warum Prof. Samii (übrigens iranischer Staatsangehöriger) sich nicht schon v o r dem Eingriff öffentlich zu Wort gemeldet hat!?
Als verantwortungsvoller Arzt und renommierter Neurochirurg wäre er verpflichtet gewesen, seine Kollegen vor der Operation, die nach seiner Ansicht ja den sicheren Tod der Zwillingsschwestern bedeutete, eindringlich zu warnen!
Wo war seine Stimme, als die Operation geplant wurde ... ???
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Medea.
antwortete am 10.07.03 (14:38):
Nur mal ganz vorsichtig angedacht: handeln Ärzte denn nicht auch verantwortungsvoll, wenn sie eine 50 zu 50 %ige Chance ergreifen, um wenigstens den Versuch zu unternehmen, die beiden Schwestern, die diesen Wunsch seit vielen Jahren hatten, zu trennen? In dem jetzigen Zustand wollten die beiden Frauen nicht mehr zusammenleben - wer von uns kann sich auch nur annähernd vorstellen, wie qualvoll es sein muß, niemals auch nur eine Verrichtung alleine, dezent für sich, machen zu können, immer untrennbar am anderen zu hängen? Diese große Not war allen Ärzten bekannt, die sich zur risikoreichen Operation entschlossen. Immer und unter allen Umständen dem Leben verpflichtet zu sein, kann auch für Ärzte zur unerträglichen Last werden, vor allem zu einem Leben, gegen das sich die Schwestern schon längst in dieser Form entchieden hatten. Es war auch mutig, den jungen Frauen die Hoffnung auf ein Gelingen zu geben, auch wenn die Mediziner (was ich vermute) selbst nicht so recht daran glauben konnten. Wer will in diesem spezifischen Fall richten? Das steht, glaube ich, keinem zu.
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juttam
antwortete am 12.07.03 (06:23):
Medea hat recht, soweit dass es der sehnlichste und schnellste Wunsch von Ladan und Laleh war getrennt zu werden.
Nicht nur die Aerzte haben ja ein Sagen, auch die Patienten (wuerde ich doch stark hoffen). vielleicht gab es ein bisschen Druck der Patienten, die nicht voll begriffen das 2 individuelle Gehirne zu haben noch lange nicht hiess auch gleichzeitig problemlos getrennt werden zu koennen.
Vielleicht hat man auf Seiten der Aerzte ein bisschen uebereilt gehandelt, wegen dem Ruhm und allem...vielleicht, vielleicht, vielleicht....
Waere die erste Herztransplantation verkehrt gelaufen, haetten sich sicher genuegend Menschen gefunden die vom Fernsehsessel zu Hause genau gewusst haetten warum dies alles "ja wohl nix werden konnte"!
Ladan und Laleh haben ihren tiefsten Wunsch getrennt zu werden um einander (ohne Spiegel) ins Gesicht sehen zu koennen mit ihrem Leben bezahlt!
WARUM is doch nun eigentlich hinfaellig, oder?
Solange irgendjemand davon lernt und ein andres paar Zwillinge davon profitiert in der Zukunft.
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Karl
antwortete am 12.07.03 (18:42):
Zumindest einige Ärzte im Team glaubten auch an Null Chance:
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,256950,00.html
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Wolfgang
antwortete am 12.07.03 (18:46):
Was schon Dr. MADJID SAMII von der Medizinischen Hochschule Hannover gesagt hat, wurde jetzt von einem der drei leitenden Ärzte der Operation - Dr. BEN CARSON - bestätigt: LALEH und LADAN BIJANI hatten keine Chance, die Operation zu überleben. Er selbst habe einen Erfolg des Eingriffs zu keinem Zeitpunkt für realistisch gehalten.
Die fifty-fifty-Chance gab es also nicht. Ich sagte es bereits: Die Sache ist ein Fall für eine standesrechtliche, (evtl. sogar staatsanwaltschaftliche) Untersuchung... Ärzte dürfen nicht operieren (auch wenn es der Wunsch der Patienten ist), wenn den Ärzten vorher hinreichend bekannt ist, dass die Operation die Patienten töten wird.
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UrsulaB
antwortete am 12.07.03 (19:40):
Gestern habe ich irgendwo im Netz gelesen, dass der Stiefvater (selbst Arzt) die Klinik verklagen will. Auch er ist davon überzeugt, dass der tödliche Ausgang vorhersehbar war und der Eingriff deshalb gar nicht erst hätte versucht werden dürfen...
Auffallend finde ich, dass es vor dem Eingriff (zumindest in den Medien) geheißen hat, die Gehirne der beiden Frauen seien nicht miteinander verbunden. Davon kann bei nur einem venösen Blutleiter aber nun wirklich nicht die Rede sein: Wie sollte denn das Blut aus den Gehirnen abfließen, während versucht wurde für eine der Zwillinge einen Ersatzabfluß zu schaffen?
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Schwestern über die vitale Bedeutung des gemeinsamen zentralen Blutleiters informiert waren: Sie hätten dann bestimmt nicht auf einer Trennung bestanden. Sie waren zwar bereit, ein hohes Risiko einzugehen, aber doch nur weil sie von einer reellen Chance ausgingen ...
Wenn alles stimmt, was man augenblicklich über den Eingriff liest, sind die beiden Frauen auch nicht an dem "zu großen Blutverlust" gestorben (den konnte man durch Transfusionen ausgleichen), sondern entweder an einer nicht beherrschbaren Blutung ins Gehirn (aus der gemeinsamen Vene bzw. der Ersatzvene) oder aber durch einen Stillstand des Hirnkreislaufes - in jedem Fall also durch primären Hirntod ...
Es graust mir!
Ursula
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WANDA
antwortete am 13.07.03 (09:01):
UrsulaB - der Blutverlust erschien mir sofort als Ausrede, es ist aber die Ausrede, die keine grossen Nachfragen stellt. Da der Stiefvater die Mädchen in jungen Jahren adoptiert hatte, wundere ich mich, dass seine Warnungen von den Beiden nicht ernst genommen wurden. Wir sehen hier nur die Fassade und diese auch wieder nur durch die Presse, wie es in Wirklichkeit ausgesehen hat, kann keiner wissen und ermessen. Deshalb sollte man nur trauern, aber nicht richten.
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Angelika
antwortete am 13.07.03 (11:06):
..es ist wie das Fachsimpeln der Eunuchen über die Zeugung: Jeder weiss angeblich wie es geht aber keiner kann es - und so kommt mir das Kritisieren und Verurteilen anderer sicher sehr kompetenter Ärzte jetzt nach dem tragischen Tod der beiden Frauen irgendwie ein bisschen vor. Hier wird verurteilt, dass 2 Frauen sich lieber für das immens hohe Risiko des Todes entscheiden, bevor sie in einem für alle anderen nicht nachvollziehbarem, unerträglichem Zustand weiterzuleben und die eventuelle, minimale Chance haben, dass die OP klappt und plötzlich halten sich Mediziner, Medien und im besonderen Laien dazu befugt, zu richten und zu spekulieren. Viel unehrenhafter und unvertretbarer, unmoralisch und unverantwortlicher ist es ja wohl aber, dass täglich tausende von Menschen das immer vorhandene Risiko eine OP eingehen dürfen, um sich Silikonbusen oder Pobacken einsetzen zu lassen, Fett abzusaugen usw - komischer Weise scheint das alles völlig ok zu sein ..
Chirurgische Eingriffe, die ein so hohes Risiko bergen, waren und bleiben sicher immer umstritten - man denke nur an Professor Sauerbruch, der 1904 die erste OP in seiner Unterdruckkammer ("Sauerbruch-Kammer") mit einer Operation am offenen Thorax mit Erfolg öffentlich vorführte - wäre sie schief gegangen, man hätte ihn zerfetzt.Oder Professor Forßmann, für dessen alles bisher dagewesene in den Schatten stellende neue Untersuchungsmöglichkeit bei Herzerkrankungen 1931 auf einem Kongress noch keinen Menschen interessierte und die eher belächelt wurde - als Hirngespinst eines irren Sadomasochisten. Nach Versuchen an Leichen begann Forßmann 1929 mit Selbstversuchen, bei denen er sich bei vollem Bewusstsein und unter Röntgenkontrolle lange, dünne, biegsame Katheter von der Ellenbeuge aus bis in die rechte Herzhälfte schob, wobei er praktisch keinerlei Schmerzen verspürte. In den folgenden Jahren vervollkommnete er in unzähligen Selbstversuchen diese neuartige Technik der Herzdiagnostik und bewies, dass es zudem gefahrlos möglich ist, das Herz mit Kontrastmitteln zu füllen. Erst 1956 erhielt er hierfür den Nobelpreis.
Hätten Mediziner zu oft auf das Geschwätz der ewig Kritisierenden gehört, man würde wahrscheinlich heute noch nicht einmal Gallensteine operartiv entfernen.
Wer sich für "Meilensteine der Medizin" interessiert - hier ein interessanter Link mit grosser Datenbank, in der man unter anderem unter dem Namen der jeweiligen Mediziner suchen kann.
Internet-Tipp: https://www.m-ww.de/persoenlichkeiten/kurzportraets.html
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Medea.
antwortete am 13.07.03 (15:12):
Für die beiden jungen Frauen war das Aneinandergewachsen zu sein zur unerträglichen Last geworden, das haben sie, nach den Berichten, immer wieder gesagt....Es war der dritte Anlauf der Schwestern, daß nun endlich und entgültig der Versuch der Trennung unternommen werde. Mit den Risiken waren sie durch lange, intensive Gespräche vertraut gemacht worden. Das hielt sie dennoch von ihrem Wunsch nicht ab. Jeder, auch der Vater, wußte um die Gefährlichkeit dieser Operation - die beiden Zwillinge blieben aber bei ihrem Entschluß. Dem operierenden Ärzteteam nun ein standesrechtliches Verfahren anzudrohen, wird dieser tragischen Situation nicht gerecht.
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Ernst
antwortete am 13.07.03 (19:01):
Angelika trifft mit den Eunuchenvergleich wieder mal den Nagel voll ins Gesäß.
Wir beurteilen vieles sehr schnell nach unseren mitteleuropäischen Maßstäben und meinen, daß andere selbstverständlich genauso fühlen und denken wie wir. Das ist aber keineswegs so - und das gilt ganz besonders auch zum „Wert“ eines Menschenlebens. Insofern ist es zunächst Sache betroffener Kulturkreise, ob und welche Schlußfolgerungen sie aus dem Tod von Ladan und Laleh für sich ziehen (wollen?).
Als folglich Außenstehender und Nichteunuch (im angelikanischen Sinne) darf ich mich dennoch fragen und über Ungereimtheiten wundern:
1. Um für einen bestimmten Eingriff überhaupt von „Erfahrung“ sprechen zu können, muß man diesen mindestens 30 mal selbständig gemacht haben. Es gibt niemanden auf dieser Erde, der das für die Operation am Kopf zusammengewachsener Siamesischer Zwillinge von sich glaubhaft behaupten kann. Wer sich an diese Aufgabe wagt, hat hoffentlich in angrenzenden Gebieten mehr oder weniger häufig Staub gewischt. Laut Website verfügt das Raffles Hospital nur über 380 Betten und 23 (!) Abteilungen. Die Bettenzahl entspricht in Deutschland der eines mittleren bis kleinen Kreiskrankenhauses. Schon allein aus rechtlichen Gründen käme hier keiner auf die Idee, einen planbaren, derartig risikobeladenen Eingriff so stattfinden zu lassen. Welche besonderen Strukturen (Blutspendezentrale? Gefäßchirurgie? Technische Ausstattungen zur präoperativen Diagnostik, Intensivmedizin, usw. usw.) qualifizierten hierzu - außer vielleicht den Fellowships und sonstigen Titeln der Operateure?. Auf der Webseite habe ich dieses für einen solchen Eingriff erforderliche Umfeld nicht finden können.
2. Die Gefäßanomalie „gemeinsamer Sinus sagittalis“ (letztlich zu den großen Halsvenen führendes, fingerstarkes, unpaarig verlaufendes Hauptblutgefäß) mußte VOR dem ersten Schnitt bekannt gewesen sein. Eine Operation ohne vorherige Darstellung der Blutgefäßversorgung wäre absolut fahrlässig. Wenn das also bekannt war, wie ist es dann in der Operationsplanung berücksichtigt worden? Mich wundert es schon, wenn sich Verantwortliche über die vorgefundene Situation jetzt überrascht zeigen. Strategisch wäre z. B. daran zu denken gewesen, in einem vorangehenden Eingriff zunächst dieses Problem gefäßchirurgisch anzugehen. Was hat sie daran gehindert? (Das Hospital hat keine Gefäßchirurgie!)
3. Die angegebene Todesursache „Blutverlust“ kann ich bei einem derart langfristig planbaren Eingriff kaum nachvollziehen. Standen nicht genügend Konserven und Blutersatz zur Verfügung? Konnten selbst dann nicht noch Spender kurzfristig gefunden werden? Wenn es geblutet hat, wurde die blutende Stelle nicht aufgesucht und direkt zum Stehen gebracht, zumal die beiden Patientinnen noch in Narkose lagen? Waren überhaupt Gefäßchirurgen beteiligt?
4. In TV-Berichten war zeitweise von mehr als 150 mitarbeitenden (!) Personen im Op. die Rede. Ich frage mich, wie hier noch Grundvoraussetzungen wie Sterilität und Bewegungsfreiheit für das operierende Team gewährleistet wurden. Op.-Säle werden normalerweise nicht in Tanzsaalgröße konzipiert. Ich frage mich, womit die Leute um Himmelswillen in diesem Taubenschlag wirklich beschäftigt waren?
5. Die Wahrscheinlichkeit einer vorgeblichen Überlebenschance von genau 50% gaukelte den vertrauens- und hoffnungsvoll wartenden Patientinnen eine wissenschaftlich erscheinende Aussage vor, die man bei einem als „Weltpremiere“ gestarteten Eingriff so nicht machen konnte, es aber dennoch tat. Wenn ich derart runde Zahlenangaben in anderen Forschungsberichten antreffen würde, läuteten mir hinsichtlich der Gewissenhaftigkeit des Autors die Alarmglocken.
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Wolfgang
antwortete am 13.07.03 (20:33):
Wir sollten uns hüten, eigene Meinungen zum Sinn oder Unsinn dieser Operation zu äussern... Dazu haben wir weder den Sachverstand noch kennen wir die genauen Umstände der Operation. Was wir tun können ist, die Äusserungen der Fachleute zur Kenntnis zu nehmen und uns Gedanken darüber zu machen.
Dr. BEN CARSON - ein amerikanischer Spezialist auf diesem Gebiet und einer der verantwortlichen Ärzte - sagte gegenüber der Washington Post (vgl. "Phased Surgery Might Have Saved Twins", by DAVID BROWN, WP v. 12.07.2003):
"If it had been done here and I had been in charge, I don't think I would have accepted an ultimatum of that nature," he said of the twins' explicit instructions. "I personally wouldn't have accepted that." ("Wenn das hier [in den USA] abgelaufen wäre und ich das Sagen gehabt hätte, ich glaube nicht, dass ich ein Ultimatum dieser Art akzeptiert hätte "[...]. "Ich persönlich hätte das nicht akzeptiert."
So weit das Zitat aus dem WP-Artikel... Dr. CARSON spricht damit das ultimative Begehren der Zwillinge an, sich trennen zu lassen, auch um den Preis beider Tod.
Ärzte sind nicht die Erfüllungsgehilfen ihrer PatientInnen. Vor allem dann nicht, wenn das begehrte Tun zwingend zum Tod führen wird und die Ärzte dies vorher hinreichend genau wissen.
Mindestens eine ärztliche Untersuchungskommission muss m. E. nach den Fall aufklären. Wenn deren Untersuchungsergebnis vorliegt, wird man weitere Überlegungen anstellen müssen.
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Karl
antwortete am 13.07.03 (21:59):
Lieber Ernst,
danke für deine Informationen. Du warst in Deinem früheren Leben Arzt - oder täusche ich mich? Für mich schwingt die Waage zur Zeit stark in Richtung: Bei den Ärzten war Sensationsgeilheit im Spiel. War es Hilfe zum Selbstmord oder war es Mord (wenn die Patienten gegen besseres Wissen Heilungschancen vorgespielt bekamen)? Wir werden es nie in voller Klarheit wissen, denke ich. Eine unabhängige Untersuchung durch Sachverständige scheint aber notwendig.
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Wolfgang
antwortete am 13.07.03 (23:42):
Wir vergessen ja oft und allzu gerne die ökonomischen Grundlagen und Triebkräfte der modernen Krankheitsindustrie. "Krankheit" bzw. "Gesundheit" ist ein wachsendes Geschäftsfeld und repräsentiert den dynamischsten aller derzeitigen Märkte. Die Raffles Medical Group, die das Raffles Hospital betreibt, unterliegt als Marktneuling besonderen wirtschaftlichen Zwängen.
Ich möchte einen Artikel heute in der Sueddeutschen Zeitung (SZ) empfehlen, der m. E. nach einen wichtigen, vielleicht den wichtigsten Stein des gesamten Mosaiks beschreibt:
SZ - 14.07.2003 Trauer um Ladan und Laleh – und kritische Fragen Nach der missglückten Operation an den siamesischen Zwillingen gerät Singapurs Medizinindustrie in die Diskussion Von MANUELA KESSLER https://www.sueddeutsche.de/sz/panorama/red-artikel7699/
Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/panorama/red-artikel7699/
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Ernst
antwortete am 14.07.03 (00:20):
Du hast Recht, Karl. Ich habe über 40 Jahre an Op-Tischen gestanden (davon 20 als Klinikchef) und in viele eröffnete Schädel gesehen. Was Wolfgangs Zitat von Ben Carson angeht, kann ich mich dieser Auffassung nur anschließen. Da ich als Arzt auch schon in Vietnam tätig war, glaube ich - auch wenn Singapur noch etwas weiter entfernt liegt und der Vergleich hinkt -, die für uns oft befremdlich anmutenden Handlungsweisen etwas verstehen zu können. Insofern kann ich nur sagen: BEI UNS wäre dem Vorgehen mit Sicherheit ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren gefolgt und alle Unterlagen wären bereits konfisziert. Aber die Uhren ticken dort halt anders. Von einer 50%igen Heilungschance zu sprechen beweist bereits, daß die Patientinnen nicht wirklich aufgeklärt waren. Und wenn das Risiko eines Eingriffs so unendlich höher liegt, als die kalkulierbaren Erfolgsaussichten, gibt es nur einen einzigen Grund, sich der Aufgabe zu stellen: wenn ohne Operation keine andere Überlebenschance besteht. Das war hier nicht gegeben. Der nachfühlbare Wunsch der sicher hoffnungsvoll drängenden Patientinnen ist unter gegebenen Umständen keine ausreichende Operationsindikation, ganz zu schweigen von den Zweifeln, die ich hinichtlich der vorangegangenen Diagnostik und der Operations-Planung habe.
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UrsulaB
antwortete am 14.07.03 (01:48):
Hallo Ernst, hallo in die Runde,
Nach Angaben eines beteiligten Arztes aus Frankreich sei die Operation wegen zuvor nicht entdeckter Bluteinlagerungen im Schädel gescheitert:
In der Endphase der Operation seien die Ärzte auf "außergewöhnlich große Blutsäcke zwischen Schädeldecke und Hirnhaut" gestoßen...., sagte der französiche Neurologe Pierre Lasjaunais am Mittwoch (09.07.03) nach seiner Rückkehr aus Singapur nach Paris. "Am Ende der Operation, gerade als die Zwillinge getrennt worden waren, wurden diese Bluttaschen geöffnet und aus bisher ungeklärten Gründen war es nicht möglich, den Blutverlust zu stoppen." ...
Vollständiger Artikel s. Internet-Tipp
Ursula
Internet-Tipp: https://www.kurier.at/chronik/292770.php
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Gudrun
antwortete am 14.07.03 (16:30):
habe nun in all den Tagen die verschiedenen Meinungen über die Operation der beiden unglücklichen Frauen gelesen. Nicht umsonst wurden die Op-Wünsche der Beiden hier in Deutschland wiederholt negativ beschieden!
Ein grosses Ärtzeteam an dieser kleinen Klinik,die vermutlich-oder offensichtlich-nicht gut genug ausgerüstet war für eine derart schwierige Operation,versuchte das Unmögliche möglich zu machen. Was den beiden Frauen in aller Konsequenz über die Op-Chancen geasgt worden ist,wird vermutlich niemand erfahren.
Grundsätzlich teile ich die Ansicht von Ernst!
Versetze ich mich aber in die Lage der beiden so verschieden veranlagten Frauen und bedenke bis ins kleinste Detail,was ihr Schicksal bedeutete,kann ich ihren dringlichen Wunsch nur zu gut verstehen,trotz der möglichen Gefahren,auf dieser Op zu bestehen. Beiden war es doch unmöglich,auch nur das kleinste bischen Intimsphäre alleine leben zu können! Ich kann sehr gut verstehen,dass sie getrennt werden wollten-sicher haben sie gehofft,gesund und ohne Behinderungen danach leben zu können.- Wäre ich in vergleichbarer Situation,ich würde den möglichen Tod wählen,statt das untrennbar aneinander Gekettetsein in jeder Situation ertragen und erdulden zu müssen.
Die Reaktion des Stiefvaters nach der missglückten Op kann ich nicht nachvollziehen. Wo war er vorher?War er nicht von den Wünschen der erwachsenen Frauen informiert?
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Ernst
antwortete am 14.07.03 (17:59):
Es gibt zwischen uns und Südostasien sowie Iran so unendlich viele Unterschiede - sozial, religiös, politisch, rechtlich, in Organisationsstrukturen, in den Hierarchien, in der Erziehung, in Lebenseinstellungen... All das ist von erheblichem Einfluß auf die Wertevorstellungen dort lebender Völker und damit auch für die gesellschaftliche Beurteilung ärztlichen Tuns. Was bei uns Fragen oder gar Forderungen (z. B. unabhängige Untersuchungskommission) aufwirft, mag dort als völlig belanglos beurteilt werden, was dort als Rechtfertigungsgrund (z. B. Hilfsbereitschaft auf das Drängen der Patientinnen) möglicherweise hoch geschätzt wird, wäre unseren Gerichten Anlaß zu einer Verurteilung wegen mangelnder Sorgfalt, was uns als widerspruchsvolle Ausrede zu den Ursachen des Mißerfolgs begegnet, wird dort vielleicht als durchaus plausible Erklärung akzeptiert.
Nur zu bereitwillig versuchen wir oft, unsere Wissenslücken durch Spekulationen zu ersetzen. Aus diesen Überlegungen heraus verkneife ich mir die Versuchung, meine Fragen - die obigen sind längst nicht alle - selbst zu beantworten. Meine Hoffnung, daß wir von den Singapurer Ärzten doch noch etwas befriedigender und eindeutiger aufgeklärt werden, hält sich allerdings in Grenzen.
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Angelika
antwortete am 14.07.03 (19:25):
Lieber Ernst, einmal mehr Dank für Deine informativen Beiträge zu diesem Thema - Du sprichst da etwas sehr wichtiges an, was leider - oder zum Glück - von der sogenanntem westlichen, zivilisierten welt nicht nachvollzogen werden kann: Die unterschiedliche Wertevorstellung und die völlig andere Lebensart.
Bei uns in Deutschland wäre ja auch kein Krankenhaus, inn das menschen auch gegen ihren Willen in eine Sterbeklinik kommen - viele verunfallte Menschen landeten und landen aber zB in Kalkutta im KKh der Mutter Therese und ich weiss von deutschen Ärtzen und Theologen, die im rahmen verschiedener Organisationen einige Zeit dort waren, dass die niotwendige medizinische Versorgung der Patienten vehement untersagt wurde - und sie hilflos zugucke mussten wie Menschen starben, die nicht etwa schwer und unheilbar krank waren sondern die "aus versehen" nach einem Unfall oder Schwächeanfall von der falschen Ambulanz eingesammelt wurden ...
Zum Vater der Frauen: Es handelt sich um den Adoptivvater, einem Arzt, der die Mädchen, die in ärmsten verhältnissen geboren wurden, nach der Geburt adoptierte. Ohne ihm hätten sie wohl gar keine Überlebenschance gehabt.Aber nun waren sie immerhin 29jahre ...welchen Einfluss sollte er da noch nehmen?
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Angelika
antwortete am 14.07.03 (19:26):
sorry für die Verdreher - konnte nicht mehr verbessern und habs nun so abgeschickt :-(
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Medea.
antwortete am 15.07.03 (19:01):
Heute entnehme ich meiner Tageszeitung, daß in der Türkei ein siamesisches Baby-Zwillingspärchen sterben mußte, das gute Chancen für seine Trennung hatte, weil die Eltern nicht in der Lage waren, die OP zu bezahlen und die Krankenkasse (dort staatliche Beamtenversicherung) mit der Begründung ablehnte "auf ihren Listen seien die für die Zwillinge beantragten Medikamente, Geräte und Operationsschritte als *kosmetisch* verbucht und damit nicht erstattungsfähig". Die OP sollte 8.000 Euro kosten. Die beiden Mädchen waren am Bauch zusammengewachsen und teilten sich keine Organe, und hätten nach Ansicht der Ärzte durchaus getrennt werden könne. Der Tod trat bei dem einen Baby durch plötzliches hohes Fieber ein - ein paar Minuten danach starb dann das zweite Baby.
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Wolfgang
antwortete am 15.07.03 (19:21):
Die Raffles Medical Group Limited - die unter anderem das Raffles Hospital betreibt, in dem die Zwillinge operiert wurden und an den Folgen der Operation starben - ist ein boersennotiertes Unternehmen. Erfolge oder Misserfolge der Operateure in den Kliniken der Gruppe schlagen sich unmittelbar nieder im Wert des Unternehmens. Am 9. Juli - als die Todesnachricht über die Ticker ging - sank der Aktienkurs binnen eines Tages von 4.81 auf 4.63, stabilisierte sich dann die nächsten Tage und erholte sich mittlerweile wieder etwas... Der aktulle Aktienkurs ist 4.67 ( s. Bank of NY ADR - DR Profile: RAFFLES MEDICAL GROUP, https://www.adrbny.com/dr_profile.jsp?cusip=750620106 ).
Auf der Website des Raffles Hospital ist auch eine Seite "Investor Relations", mit Shareholder-Informationen und Quartals- und Jahresergebnissen ( s. Raffles Hospital, Investor Relations, https://www.raffleshospital.com/investor_relations/ ).
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Ernst
antwortete am 15.07.03 (20:45):
@Wolfgang Um börsennotierte Gesundheitsfabriken zu finden mußt Du nicht mal so weit gehen. In den Börsennachrichten vieler deutscher Tageszeitungen wirst Du beispielsweise die Rhoen-Kliniken finden - Rosinenpicker am deutschen Gesundheitsmarkt. Was zu wenig Kohle einbringt oder gar infolge ethischer Ansprüche ein Verlustgeschäft zu werden droht, überläßt man gern anderen. Nichts gegen hochspezialisierte Technik, aber die nehmen auch eigene Leute nicht auf, wenn’s in der Kasse nicht ausreichend klingelt.
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juttam
antwortete am 19.07.03 (06:42):
Medea. nenne mich zynisch, aber mit dem Medien Sturm um Ladan und Laleh B. kann ichmich des Gefuehls nicht so ganz erwehren, dass siamesische Zwillinge -Trennen momentan das heisseste Eisen ist !
Wie gesagt: zynisch aber ich setze hier mal ganz frech voraus dass Tuerkische Zwillingspaerchen..mit etwas mehr Zeit zum recherchieren, und besseren klinischen Umstaenden - sagen wir mal in Deutschland z.B. - nicht haette sterben muessen!
Traurig, aber vielleicht doch nicht soooooooo unwahr?
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