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THEMA:   Kerze Docht und Streicholz

 8 Antwort(en).

Simba begann die Diskussion am 29.05.03 (12:09) mit folgendem Beitrag:

Ich wurde auf den untenstehenden Beitrag in einem anderenForum aufmerksam - kann aber absolut nix damit anfangen. Ich kenn mich weder mit Philosophie, noch mit Physik oder Chemie so gut aus - auch im Google fand ich nichts darüber- vielleicht kann mir hier jemand antworten?
Hier der Text:

"Eine Kerze (bestehend aus Wachs und Docht) wird von einem Streichholz entzündet. Der Docht brennt und wird durch das zunächst feste und dann flüssige Kerzenwachs “am Brennen” gehalten. Das Wachs sorgt dafür das die Kerze weiterbrennt. Wachs und Docht bilden eine Einheit und sorgen dafür das sie beide verbrennen respektive vernichtet werden. Eine Einheit vernichtet sich selbst!

Wenn ich nun aber ein neues Streichholz nehme und es mit Wachs tränke, sodass das Streichholz eine dicke Wachsschicht bekommt, und es dann über die brennende Kerze hält, entzündet sich die Streichholz erst dann wenn die Wachsschicht weggeschmolzen ist.

“Der natürliche Feind” des Wachses, also das Streichholz, wird durch das Wachs geschützt. WARUM? Warum schützt das Wachs seinen Feind und vernichtet sich auf der anderen Seite mit seinem “Freund” dem Docht selbst? Oder ist am Ende der Docht auch der Feind des Wachses? Oder ist es etwa der Sinn des Wachses in einen anderen Aggregatzustand überzugehen. Und welche Opferrolle spielt der Docht in dieser ganzen Geschichte?"

Ich selbst kann nichts Aussergewöhnliches finden - aber vielleicht gibt es doch was?


sofia204 antwortete am 29.05.03 (13:07):

Wie beim Relativieren :
die Wahrheit des Einzelnen
wird verwischt zugunsten
des Pseudo-Friedens :-))


Simba antwortete am 29.05.03 (14:33):

Da steh ich nun ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor.
(Goethe -aus Faust - des Dramas erster Teil ;-))

Trotzdem danke Sofia - wenn mich auch das Gefühl beschleicht, dass diese Antwort gar nicht für mich bestimmt war....


Angelika antwortete am 29.05.03 (15:19):

..ach Simba .... das erinnert mich an meine Frage, die ich vor einigen Monaten mal einstellte und die niemand beantworten konnte. Sie lautete " 2 x abgeschnitten, immer noch zu kurz: was ist das?" :-)))

"Der Tod ist der natürliche Feind des Lebens - nur der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele schützt uns vor der Vergänglichkeit" ... das mal so als mein Gedanke dazu, ohne das ich diese These für mich persönlich Gültigkeit hätte, seh ich den Tod weder als Feind noch die unsterbliche Seele für wirklich erstrebenswert.


pseudo-philosophos-ronarios antwortete am 29.05.03 (16:07):

Ich sehe das Streichholz nicht als natürlichen Feind des Wachses, sondern die Flamme und gegebenenfalls den Sauerstoff, den die Flamme zum Brennen braucht.

Der Docht allein hat keine Bedeutung und existiert in der Kerze nur als Wegweiser für die Flamme.

Das Wachs ist ja Abfall, somit sinnlos und ohne den Zweck, sich in einen anderen Aggregatzustand zu verwandeln. Es schützt auch nicht das Streichholz, weil es nicht aktiv sein kann. Man könnte es auch ohne ein zweites Streichholz zum Schmelzen bringen.
***

Ich empfinde den ganzen Text als einen Hinweis auf die Möglichkeiten einer Symbiose.
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Nur ganz nebenbei:
Nicht den Tod empfinde ich als "natürlichen Feind" des Menschen, sondern Selbstzerstörung, Krankheiten, Umwelt-Schäden, Katastrophen.
Lediglich meine Meinung, bitte. Nämlich daß der Tod nur dann zum Feind wird, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, daß er ja nichts Un-Natürliches ist.


Renate2 antwortete am 30.05.03 (20:58):

Die Faradaysche Kerze.

Schon Faraday hatte die folgenden einschlägigen Versche dokumentiert, die zeigen, daß es bei einer Flamme immer um die chemische Reaktion eines brennbaren Dampfes mit dem Luftsauerstoff handelt.

1. Erhitzt man Wachs, z.B. auf einer Heizplatte zunächst zur Flüssigkeit und dann weiter, bis es verdampft, können die somit sehr beschleunigten und vereinzelten Wachsteilchen mit den Sauerstoffmolekülen wirksam zusammenprallen und dabei eine Reaktion eingehen. Hierbei wird wieder Wärme frei, die die benachbarten Teilchen beschleunigt, die nun ebenfalls reagieren, usw. Der Dampf entzündet sich also ab einer bestimmten Temperatur selbst, es entsteht eine Flamme. Und zwar oberhalb des festen oder flüssigen Wachses. Es "brennt" nur der Dampf, und zwar auch nur in dem Gebiet, wo er auf Sauerstoff trifft, also am Flammensaum.

2. Leitet man aus dem kühlen, inneren Dampfkern der Flamme z.B. durch ein kleines Glasröhrchen Dampf nach außen, so kannn man an dem außenstehenden Ende des Röhrchens eine "Tochterflamme" entzünden. Beweis, daß es der bewegliche Dampf ist, der die Flamme unterhält.

3. Bei einer Kerze bedeutet dies, daß nicht der Docht brennt. Der Docht hat nur die Aufgabe, durch seine Kapillarwirkung das flüssige Wachs aus der oberen Kerzenmulde nach oben zu ziehen und zu verdampfen. Etwa so, wie ein Handtuch Wasser aus einer Badewanne nach oben saugen kann. Dort ist dann der Wachsdampf durch die Entzündung (Streichholz oder schon eigene Flamme) so beschleunigt, daß die Reaktion ablaufen kann. Gleichzeitig hält diese den oberen Bereich der Kerze weiter flüssig und hält sich somit selbst am Leben.
Zur Bestätigung dienen die Beobachtungen, wie schwierig es ist, eine neue Kerze zu entzünden, oder der Dampfschwaden, der übrigbleibt, wenn eine Kerze ausgeblasen (= durch Verteilen der Wärme schnell abgekühlt wird.)

4. Das wachsumhüllte Streichholz muß also erst mal durch Verdampfen und Abbrennen seine Wachsschicht loswerden, bevor es sich selbst entzünden kann.

5. Diese Überlegungen gelten für alle brennbaren Stoffe: Durch Zerkleinern, Schmelzen oder die Beigabe von zerkleinertem, fein verteiltem Material, das leichter in den Gaszustand übergeht, wird ein Feuer entfacht. Ein Holzscheit muß auch erst Dämpfe entwickeln und Benzin muß auch "vergast" werden, um zu reagieren. Nicht wahr?

Nichts mystisches oder philosophisches, also. Reine Naturwissenschaft.
Beste Grüße, Renate.


RoNa antwortete am 31.05.03 (08:24):

@ Renate,
danke für die hochwissenschaftliche Erklärung. Zu dieser werden manche Dich hier fragen, woher Du sie hast. Oder solltest Du tatsächlich Physikerin sein und solche Passagen frei formulieren können? Glückwunsch!

Natürlich hast Du mit Deiner naturwissenschaftlichen Erklärung recht. Aber wie man auf den Satz von Simba "Ich selbst kann nichts Aussergewöhnliches finden" reagiert, ist Anschauungssache. Es war tatsächlich meine Absicht, die Kerzen-Angelegenheit einmal von einer anderen Seite her (mystisch? (pseudo-)philosophisch, (hobby-)literarisch?) anzugehen.
Aus meinem darüber stehenden, vergackeierten Namen hätte man diese Intention ersehen können.


schorsch antwortete am 31.05.03 (18:01):

Nur zur Vervollständigung: Es gibt nichts, das zu nichts wird. Wenn etwas scheinbar verschwindet, dann hats nur seine Form verändert. Weder Wachs noch Docht haben sich also in nichts aufgelöst - sie wurden zu Rauch.....


Mart antwortete am 01.06.03 (20:24):


Nur zur Vervollständigung:
...+.zu Gasen und Energie !!! (= Exergoner Prozeß)


Selbstverständlich gilt das Massenerhaltungsgesetz: Materie verändert nur die "Erscheinungsform", die Masse derselben bleibt aber erhalten. Der Energieinhalt der Materie verändert sich aber sehr wohl.