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THEMA: Die letzte technische Hürde ist gefallen (und kaum jemand hat es bemerkt): Ein künstlicher Eisprung eines künstlichen Eies in einem künstlichen Eierstock
16 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 09.05.03 (09:05) mit folgendem Beitrag:
Einer amerikanischen-deutschen-französischen ForscherInnengruppe gelang das bis dahin Unmögliche: Eizellen aus embryonalen Stammzellen zu gewinnen (Quelle... K. HÜBNER et al.: Derivation of Oocytes from Mouse Embryonic Stem Cells, Science v. 01.05.2003). Mit Mäusezellen zwar wurde das gemacht, aber bekanntlich besteht keine technische und möglicherweise auch keine moralische Hürde, dies auch mit menschlichen Zellen zu versuchen.
Wie immer, läuft der technische Fortschritt in atemberaubendem Tempo, während die Diskussion über die gesellschaftlichen Folgen betulich dahergeht. Es ist also nur noch ein kleiner Schritt zur Erzeugung von künstlichen genmanipulierten menschlichen Eizellen. Der genetisch aufgerüstete Mensch (samt seiner - wie ich meine - entsetzlichen gesellschaftlichen Verwerfungen) lässt schön grüssen.
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Karl
antwortete am 09.05.03 (13:56):
Dass es niemand gemerkt haben soll, stimmt zumindest nicht. Immerhin wird es bereits in der Zeit thematisiert: https://www.die-zeit.de/2003/20/Stammzellen
Ich stimme Dir zu, Wolfgang, dass die Entwicklung unglaublich schnell ist und uns zu überrollen droht. Die weltanschaulichen Konsequenzen jeglicher Machbarkeit des Lebens durch den Menschen und seine Maschinen sind heute noch unüberschaubbar, vielleicht erahnbar. Neue Religionen werden entstehen, die alten haben wahrscheinlich nicht mehr das geistige Rüstzeug, um diesen Wandel zu begreifen. Das Sein bestimmt das Denken, das Denken bestimmt das Sein. Da vieles anders ist als der Mensch seit Urzeiten empfunden hat, wird er sein Denken ändern.
Wir leben in einer Zeit, in der sich das Sein und das Denken in unglaublichem, nie dagewesenem Fluss befinden.
Internet-Tipp: https://www.die-zeit.de/2003/20/Stammzellen
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Karl
antwortete am 09.05.03 (14:05):
Der Zeitartikel sollte übrigens von allen gelesen werden. Ein Auszug mit Sprengstoff:
"Mit dem Zuchtverfahren der beiden deutschen Forscher lassen sich Eizellen nämlich auch aus männlichen Embryozellen herstellen."
Internet-Tipp: https://www.die-zeit.de/2003/20/Stammzellen
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RoNa
antwortete am 09.05.03 (14:45):
Na, hoffentlich ergeht es diesen Forschern nicht so wie einstens Frankenstein.
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schorsch
antwortete am 09.05.03 (15:14):
"Die ich rief, die Geister, sie werd ich nimmer los...."
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Barbara
antwortete am 09.05.03 (17:35):
Ich glaube, danach zu fragen, ob diese Forschung weltweit verboten werden sollte oder nicht, bringt nichts, denn wenn etwas machbar ist, wird es auch irgendwo ausprobiert. Viele tausend Versuchstiere werden für die Forschung gequält werden, bevor man sich an einen Versuch mit einer künstlich erzeugten menschlichen Eizelle wagen wird.
Falls logischer Verstand überhaupt gefragt ist, sage ich mir, dass es sich hierbei doch um extreme Inzucht handelt. Wieviel Missgeburten sind durch Inzucht in Könighäusern entstanden? Warum dürfen Geschwister nicht heiraten und Nachwuchs zeugen? Nach meinem Wissensstand, weil zu viele gemeinsame Erbanlagen schädlich für neues Leben sind. Und wenn nun von einem Mann eine Eizelle erzeugt wird und diese mit seinem eigenen Samen befruchtet wird? Das wäre doch wohl die absolute Inzucht!
Aber wahrscheinlich ist diese Denkweise für Spitzenforscher zu einfach...
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Karl
antwortete am 09.05.03 (18:40):
Das Inzuchtverbot hat genau diese von Dir gegebene biologische Begründung, Barbara. Das Risiko, dass zwei für dieselben Krankheitsgene mischerbigen Eltern zusammenkommen, steigt mit dem Verwandtschaftsgrad.
Allerdings könnte die "Eizelle von einem Mann" mit dem Spermium eines beliebigen Mannes befruchtet werden. Damit könnten Homos genetisch "normale" Kinder haben, wenn sich eine Leihmutter finden oder die Brutkastentechnologie vervollkommnet oder die Schwarzeneggerlösung möglich würde - wer will das heute noch ausschließen?
Ich enthalte mich hier jeder Wertung, da die Betroffenen und die zukünftigen Generationen sowieso selbst entscheiden werden, was sie tun. Persönlich bin ich sehr stark für den Erhalt des weilichen Geschlechts ;-))
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mechtild
antwortete am 09.05.03 (19:57):
Gudrun Pausewange hat in den 70er Jahren dazu ein Jugendbuch geschrieben „Konrad aus der Konservendose“. Es greift die Problematik auf, die Kinder haben, wenn sie ihre Herkunft nicht kennen oder wenn sie keine richtige Vergangenheit haben. Die so erschaffenen Kinder werden anders geprägt sein als wir. Da das Sein das Bewusstsein bestimmt, werden diese Kinder anders denken als wir. Da sie aber von „normal“ gezeugten Eltern und Lehrern erzogen werden, werden diese Eltern und die Lehrer wieder andere Schwierigkeiten in der Erziehung haben, als wir sie haben. Auch macht das Kinder zeugen so sicher keinen Spaß mehr und das wird der künftigen Generation auch fehlen. :-))
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Barbara
antwortete am 09.05.03 (21:58):
Ja, Karl, bei zwei unterschiedlichen männlichen Elternteilen entfiele die Inzuchtproblematik. Vielleicht könnte man in diesem Fall noch das entsprechende Gen von den Seepferdchen dazu mixen, bei denen ja bekanntlich das Männchen den Nachwuchs austrägt :-)
@ mechtild
Der Vorwurf "Spaßgesellschaft" wäre dann in der Tat nicht mehr haltbar :-)
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schorsch
antwortete am 09.05.03 (22:29):
@Mechthild
Ja, und eines Tages werden sich diese Kinder zusammenrotten und den Genforschern den Garaus machen!
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Siegi
antwortete am 11.05.03 (10:58):
Sie können machen was sie wollen, am Ende wird es die Natur sein, die sich auf unerbitterliche Weise rächt.
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Karl
antwortete am 11.05.03 (13:01):
Der Begriff "Natur" ist gar nicht so einfach zu definieren. Ist nicht alles "Natur", auch der Mensch und demnach entspringt alles, was er schafft, eben auch der Natur, selbst wenn wir es "Kunst" oder "künstlich" nennen?
Ich stelle ernsthaft die Frage, welches eigentlich die Fundamente sind, auf denen fußend wir die Anwendung des menschlichen Verstandes auf sich selbst ablehnen.
Falls jemand an einen Schöpfer glaubt, dann muss er doch zugeben, dass dieser offensichtlich alles so geschaffen hat, dass der Mensch es ändern kann. "Machet euch die Erde untertan", kann dies nicht auch verstanden werden als ein Aufruf, die Intelligenz einzusetzen?
Dies sind Fragen, keine Antworten! Ich verstehe und teile die Bedenken, wenn es um die Gefahren der Entwicklung geht. Ich glaube jedoch zu wissen, dass der Mensch den Eingriff in seine eigene Keimbahn eines Tages wagen wird und sehe dies als eine zwangsläufige Entwicklung an.
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Wolfgang
antwortete am 11.05.03 (13:05):
In meiner Weltsicht gibt es keine rächende Natur, sowenig wie es eine - je nach Geschmack - gesegnete oder verfluchte Spezies gibt. Ich hänge der Theorie an, dass kein Ziel in der Evolution ist, und dass sich der Mensch folglich nicht auf irgendeinem ein für allemal von vornherein festgelegten gerichteten Pfad befindet. Weder ist uns ein Fortschritts- noch ein Untergangspfad in die Wiege gelegt worden.
Für die Dinge, die wir tun, sind wir selbst verantwortlich. Die Folgen werden wir - so oder so - zu tragen haben. Das, was getan werden muss oder getan werden sollte, obliegt unserem Part im Spiel des Lebens. Es retten uns keine höheren Wesen, weder die Götter (so es welche gibt), noch eine angeblich "rächende" Natur.
Menschen haben lange genug, zu lange, ihre Verantwortlichkeit delegiert, und es sich bequem gemacht hinter einem angeblich unabänderlichen Schicksal. Es ist Zeit mit dieser Spökenkiekerei aufzuhören. Im konkreten Fall ist internationales Recht zu schaffen, damit technisch möglicher, aber ethisch unverantwortlicher und unvernünftiger Gebrauch der Gentechnik verhindert oder minimiert wird.
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Karl
antwortete am 11.05.03 (15:25):
Einverstanden.
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mechtild
antwortete am 11.05.03 (21:49):
„Für die Dinge, die wir tun, sind wir selbst verantwortlich.“ Es entscheiden jedoch nur wenige Menschen und die Auswirkungen der Entscheidungen müssen alle Menschen ertragen. Oft sind es zukünftige Generationen, die die Konsequenzen der Entscheidungen ihrer Großeltern und Urgroßeltern ertragen müssen. Ich denke das nennt man Erbsünde.
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MariaM
antwortete am 13.05.03 (22:28):
Hallo, Wolfgang. Habe nach längerer Zwangspause erst heute wieder in den ST schauen können und Dein spannendes Thema entdeckt. Du rätst: "Im konkreten Fall ist internationales Recht zu schaffen, damit technisch möglicher, aber ethisch unverantwortlicher und unvernünftiger Gebrauch der Gentechnik verhindert oder minimiert wird."
Wie soll das gehen, Wolfgang? Wenn ich heute (z.B. aus finanziellen Gründen) ethisch Unverantwortliches dennoch tun will, gehe ich in irgendeinen "unterentwickelten" Staat auf unserer Erde und machs. Gegen Geld. Unsere Welt besteht ja leider nicht aus Demokratien. Ist einmal eine solche Entwicklung im Gang, ist sie nicht mehr zu stoppen und schon gar nicht zu kontrollieren (siehe Atombombe). Wie willst Du da internationales Recht schaffen?
Seit den 50er Jahren warnen in Abständen ethisch verantwortlich Denkende vor der Gentechnik - mit welchem Erfolg? Wir kriegen ja nicht mal die jetzt bereits alltäglichen Probleme durch Gentechnik in Griff.
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Renate2
antwortete am 17.05.03 (22:44):
Wie Recht Du hast, Maria! Schon lange ist dieses Thema von Dürrenmatt literarisch bearbeitet worden: Was denkbar ist, wird von anderen auch gedacht werden - und verwirklicht werden. Thema der "Physiker".
Schöne neue Welt, oder Apokalypse? Ich meine nein. Es hat alles zwei Seiten. Doch wer von uns hat heute schon den Überblick, die Folgen abzusehen?
Vielleicht ist es nur eine notwendige Entwicklungsstufe, die gesetzmäßig ohne oder gegen unseren Willen abläuft? Wer weiß?
Renate2.
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