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THEMA:   SARS Virus und seine mögliche Verbreitung

 38 Antwort(en).

Angelika begann die Diskussion am 14.04.03 (14:28) mit folgendem Beitrag:

Eine Frage hätte ich an die Wissenschaftler und Mediziner unter Euch:

Die schwere Lungenkrankheit SARS hat sich am Wochenende ausgeweitet und weltweit mehr als ein Dutzend Menschen das Leben gekostet. Kanadische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben das Genom des Virus entziffert, das für die Krankheit verantwortlich gemacht wird.

Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch in Deutschland neue Fälle auftreten werden. Die bisherigen Prognosen über die zu erwartende Anzahl von Erkrankten schwanken erheblich. Hochrechnungen für China liegen zwischen einigen hundert bis mehreren tausend Fällen.
Gibt es eine Art Hochrechnung bzw eine Formel, an Hand der man errechnen kann, wie viele menschen infiziert bzw an dem Virus verstorben sein werden, wenn die Opferzahlen so wie bisher steigen und welche Variablen sind dafür notwendig?

Ich weiss nicht, aber ich habe den Eindruck, die Sache wird doch irgend wie verharmlost - wenn man sieht, wie viele Flüge allein täglich den Virus in alle Welt bringen können --


Angelika antwortete am 14.04.03 (14:30):

Nachtrag: Ich konnte nicht korrigieren: Im Vorletzten Satz sollte es heissen: Innerhalb der nöchsten 12/24/36 Monate


Hanne antwortete am 15.04.03 (08:37):

Die leichteste Rechnung wäre die mit dem Dreisatz.

Die ist vermutlich unwissenschaftlich. Aber sie sagen ja auch: die Krankheit verursacht 34 % Tote.

Natürlich muß auch der Zeitfaktor beachtet werden. Aber auch das ist ja schon möglich, z.B. innerhalb von 60 Tagen soundsoviele Erkrankte in China, soundsoviele weltweit, soundsoviele in Deutschland.

Na ja, ich bin kein Mathematiker, schon gar nicht Statistiker. :-)


Angelika antwortete am 15.04.03 (10:08):

Ach ob sie dann auch nach Deutschland und mich betreffen könnte interessiert mich herzlich wenig. Es geht mir tatsächlich um Zahlen. Watt kütt datt kütt.
Ein grosser Wissenschaftler hat mal zum Thema AIDS und der Tatsache, dass bis 2050 ein Drittel der Menschheit daran gestorben sein wird, gesagt:
"Menschlich gesehen eine Katastrophe aber gesehen auf die ganze Menscheit und für den Planeten ein Segen"


DorisW antwortete am 15.04.03 (13:12):

"Menschlich gesehen eine Katastrophe aber gesehen auf die ganze Menscheit und für den Planeten ein Segen"

Abgesehen von dem Zynismus, der in dieser Aussage liegt, ist sie denn überhaupt wahr?

Ich glaube, dass diese Erde ohne weiteres die Anzahl Menschen ernähren kann, die auf ihr leben, wenn es denn nur gelänge (woran ich allerdings nicht so recht glaube), ihre Erträge sinnvoll und gerecht aufzuteilen.
Hungersnöte entstehen weniger durch mangelnde Kapazitäten als durch Kriege, Unruhen und persönliche Bereicherung.

Die Menschheit wird gewiß nicht von der Dezimierung durch Seuchen profitieren.


Angelika antwortete am 15.04.03 (13:39):

...ich hätte mich auch gewundert, wenn Du eine Äusserung von mir NICHT anzweifeln würdest :-)
Doch DorisW - es geht ja auch nicht um die Ernährung der menschen sondern um die Tatsache, dass es immer mehr HIV+ Infektionen gibt - in Botswana, dem Land mit der prozentual grössten Ausbreitung ist bereits jede 3. Frau positiv - die lebenserwartung sinkt, bereits jetzt liegt sie zB in Zimbabwe bei 45 jahren - ohne HIV könnten die Menschen 10 Jahre länger leben. Auserdem werden in den betroffenen Ländern weniger Kinder geboren als es ohne HIV der Fall wäre.

Der Einfluss von Aids auf die Weltbevölkerung wirkt sich bereits jetzt aus. besonders in Afrika. In den 38 am schwersten betroffenen Ländern Afrikas werden im Jahre 2015 schätzungsweise 91 Millionen Menschen – oder zehn Prozent – weniger leben, als es ohne Aids gewesen wären. Langfristig wird aufgrund der hohen Kinderzahlen pro Frau die Bevölkerung in den meisten dieser Länder dennoch weiter wachsen. Allerdings wird die Bevölkerung in den sieben am stärksten betroffenen Länder im südlichen Afrika mit einer Infektionsrate von über 20 Prozent auch bis 2050 nur geringfügig zunehmen – von heute 74 Millionen auf 78 Millionen Menschen. Ein Rückgang der Bevölkerung ist nur für Botswana, Lesotho, Südafrika und Swasiland anzunehmen.
Da sind aber noch nicht die zahlen Asiens und zB Russlands enthalten, da sich diese Länder mit Daten sehr zurückhalten. Und nicht zu vergessen - auch in der "zivilisierten Welt" gibt es genügend Infektionen und Todesfälle. Es gibt zwar inzwischen lebensvrlängernde Medikamente für HIV+ patienten nur - diejenigen, die sie am dringensten brauchen, bekommen sie nicht ...
Aus einer UN-Pressemitteilung:
Demographen der UNO prognostizieren, dass AIDS auf das Weltbevölkerungswachstum weit verheerendere Auswirkungen haben wird, als bisher angenommen. Ihren Schätzungen zufolge wird die Immunschwächekrankheit 2050 ihre stärkste Auswirkung haben: Die Weltbevölkerung wird um 480 Mio. Menschen weniger ansteigen, heißt es im aktuellen Bericht "World Population Prospects: The 2002 Revision".

Noch vor zwei Jahren wurde prognostiziert, dass AIDS das Bevölkerungswachstum Mitte des 21. Jahrhunderts um "nur" 300 Mio. Menschen drosselt. In die aktuellen Schätzungen gingen zwei Überlegungen ein, zum einen mehr als angenommene AIDS-Todesfälle, zum anderen weniger Geburten, bedingt durch den frühen Tod von Frauen im gebärfähigen Alter.

Allein in Indien werden 47 Mio. der nach oben korrigierten AIDS-Todesfälle erwartet. Für China rechnen die Demographen mit 40 Mio. Todesfällen. Auch in Afrika wird sich die AIDS- Epidemie auf die Bevölkerung noch schlimmer auswirken als ohnehin schon vermutet.
Am stärksten betroffen werden Länder südlich der Sahara wie Botswana, Lesotho, Namibia, Südafrika, Swaziland, Sambia und Simbabwe sein. Hier sind mehr als 20 Prozent der Bevölkerung HIV-infiziert. In weniger als zwölf Jahren wird sich bedingt durch AIDS in diesen Ländern die Bevölkerungszahl um 19 Prozent reduzieren.

Als Hauptgrund für die nach oben korrigierten AIDS-Todesprognosen nennt der Leiter der UN-Bevölkerungsabteilung Joseph Chamie den unerwarteten Anstieg der HIV-Prävalenz vor allem in bevölkerungsreichen Ländern wie Indien, China, Russland und Nigeria.
Botswana wird mit dem AIDS-Problem am meisten zu kämpfen haben. Hier sind beinahe ein Drittel aller Erwachsenen mit dem HI-Virus infiziert. Die Lebenserwartung ist von 65 Jahren im Zeitraum 1990 bis 1995 auf 56,3 Jahre zwischen 1995 und 2000 gesunken. In den nächsten zwei Jahren soll die Lebenserwartung nur noch bei 39,7 Jahren liegen.

Klar ist der zitierte Satz zynisch und es ist ethisch nicht vertretbar, dass es soweit kommt - trotzdem stimmt er.-


DorisW antwortete am 15.04.03 (15:29):

Liebe Angelika,
ich bin weder von Beruf noch hobbymäßig Angelikas-Beiträge-Widersprecherin :-)
Im Gegenteil, ich stimme dir in vielem zu, aber davon merkst du nix, weil dann eben nichts schreibe...

Aber ich habe das Gefühl, wir haben jetzt aneinander vorbeigeredet. Ich zweifle doch gar nicht an, dass das Bevölkerungswachstum durch AIDS stark gebremst wird.

Noch mal dein Zitat von vorhin:
"Ein grosser Wissenschaftler hat mal zum Thema AIDS und der Tatsache, dass bis 2050 ein Drittel der Menschheit daran gestorben sein wird, gesagt:
"Menschlich gesehen eine Katastrophe aber gesehen auf die ganze Menscheit und für den Planeten ein Segen""

Doch warum soll das für die Menschheit und den Planeten ein Segen sein, bitte?


angelika antwortete am 15.04.03 (16:21):

weil eine unkontrolliert weiterwachsende bevölkerung bedeuten würde, dass diese menschen sich immer mehr platz schaffen müssen, immer mehr wälder gerodet und immer mehr tierarten verdrängt und ausgerottet, immer mehr chemie eingesetzt und immer weniger nahrung da sein wird - denn du wirst kaum alle menschen zu vegetariern machen können. es gibt eine blattlausart, die immer und nur dann fliegen kann und flügel bekommt, wenn der baum, auf dem sie leben, die überbevölkerung droht, bei anderen in grossen völkern lebenden tieren (vornehml. insekten) werden ganze generationen von männchen homosexuell und zeugen keinen nachwuchs - oder es gibt seuchen, die den bestand regulieren. die menschen machen da keine ausnahme. und für den planeten und alle geschöpfe die sonst noch dort leben, kann es doch nur gut sein.


DorisW antwortete am 15.04.03 (17:40):

Ok - ein noch größerer Segen wäre es aber, wenn die Menschheit lernte, ihren Planeten besser zu nutzen.

Den ungehemmten Ausbreitungsdrang, die Ressourcenverschwendung und die ungleiche Verteilung halte ich eben für ein größeres Problem als die bloße Anzahl der Spezies Mensch - auch wenn beispielsweise durch AIDS halb Afrika stirbt, wird der Raubbau doch trotzdem weitergehen :-(


angelika antwortete am 15.04.03 (19:25):

...wieso, wenn fast alle tot sind, wer soll dann noch roden?
ein drittel menschen oder besser zwei, und der planet erholt sich.


DorisW antwortete am 15.04.03 (20:04):

Es reicht doch heute schon ein kleiner Teil der Menschheit aus, um den größten Teil der Ressourcen zu verbrauchen und Schaden anzurichten...

Und die durch Seuchen sterben, sind weniger die größten "Umweltschädlinge" als vielmehr die, die sowieso schon auf der Verliererseite stehen.


angelika antwortete am 15.04.03 (20:37):

ja doris - aber das beantwortet meine eigentliche frage eigentlich nicht:-) man kann das thema sicher von vielen punkten und unter verschiedenen aspekten diskutieren, in diesem falle wollte ich nach nüchternen fakten und statistischen berechnungen fragen. dazu wäre es zb interessant zu wissen, welche erhebungen am anfang der hiv-ausbreitung vorgelegen haben - das ist knapp 25-20 jahre her und auch damals wurde dieser virus herunntrgespielt und angeblich hatte man alles unter kontrolle.

es gab mal den schönen spruch: die natur braucht uns nicht - aber wir brauchen die natur! von daher wird dr planet und seine fauna und planzen sich sicher regenerieren und sich weiterentwickeln, wenn die menschen verschwunden sind.


DorisW antwortete am 15.04.03 (21:15):

Ja - hab grade im 2DF gesehn, wie die Erde in 100 Mio Jahren aussehen könnte... ganz interessant!

Tja, nun sind wir von deiner Ausgangsfrage abgekommen. Die Antwort darauf hätte mich natürlich auch interessiert - und wenn es aus rein theoretischem Spaß an mathematischen Modellen wäre... Aber es fühlt sich wohl niemand ausreichend bewandert oder berufen, deine Frage zu beantworten :-(


Angelika antwortete am 15.04.03 (21:28):

Hallo liebe DorisW - wir sind im Moment wohl die einzigen hier :-) Die Sendung habe ich mir auch angeguckt - faszinierend, absolut faszinierend. Wenn ich mal in die Zukunft schauen dürfte - dann müsste es schon so weit voraus sein.

Ich denk mal, es wird ein bisschen dauern, denn da knobelt bestimmt jemand :-)


Angelika antwortete am 15.04.03 (21:46):

Habe da etwas gefunden, DorsW - vielleicht auch für Dich nicht uninteressant.
Der HIV Virus wurde 1980 erstmalig entdeckt, es gab 25 bekannte Todesfälle in den USA, fast ausnahmelos Homosexuelle. 1982, als in Miami Haitianer erkrankten, die nicht schwul waren und in New York Neugeborene und Bluterkranke die Krankheit bekamen, herrschte Verwirrung. Mittlerweile waren über 400 Erkrankungsfälle mit 270 Toten registriert. "Die Krankheit schien sich zu einer Epidemie zu entwickeln." ... Die Öffentlichkeit suchte beinahe hysterisch nach Erklärungen für die Ursache der Erkrankung. Es gab Theorien, die besagten, dass medizinische Experimente des CIA oder des KGB, antischwule Gruppierungen oder sogar UFOs die Verursacher der Krankheit wären. Religiöse Fundamentalisten nannten die Krankheit eine Strafe Gottes für das "sündige" Verhalten der Schwulen.
Man war sich zunehmend darüber einig, dass der Erreger ein Virus sein müsse, das über Spermien und Blut übertragen werde. Es wurde daher gefordert, die Schwulensaunen in Los Angeles und San Francisco, in denen besonders freizügige Sexualität praktiziert wurde, zu schließen, sowie Schwule nicht mehr als Blutspender zuzulassen. Dagegen protestierte die Schwulenbewegung, weil sie dadurch eine erneute Diskriminierung befürchtete. Die Blutindustrie lehnte unspezifische Kontrollen aus Kostengründen ab. Einen dem heutigen Standard entsprechenden Test gab es natürlich noch nicht, da das Virus immer noch nicht identifiziert war.
In meinem Beitrag weiter oben stehen die heutigen Prognosen von HIV ... deshalb finde ich die Entwickling des SARS Virus und die dazu veröffentlichten Berichte bemerkenswert...


Wolfgang antwortete am 16.04.03 (02:58):

Täglich veröffentlicht die WHO die neusten Zahlen der Ausbreitung von SARS. Gestern waren es - erfasst vom 01.11.2002 bis 15.04.2003 - weltweit 3.235 Erkrankungen, davon 154 Todesfälle. Fast alle der Erkrankungen und Todesfälle wurden in China (1.418/64) und Hongkong (1.232/56) beobachtet. Relativ viele Erkrankungen bzw. Todesfälle gab es auch in USA (193/0), Singapore (162/13) und in Canada (100/13).

Quelle... World Health Organization (WHO), Cumulative Number of Reported Probable Cases of Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS), Stand: 15.04.2003

Internet-Tipp: https://www.who.int/csr/en/


RoNa antwortete am 16.04.03 (08:19):

Ein klitzekleines Bißchen Humor muß man schon haben,
um nicht gleich allen Äußerungen anderer
Menschenverachtung zu unterstellen.


Angelika antwortete am 16.04.03 (09:11):

RoNa - das überlasse ich Dir. Um nicht in sentimentales Philosophieren zu gelangen, hab ich das Thema auch unter "Wissenschaft und Technik" gestellt und nicht unter "Soziales und Gesellschaft" Das Entsetzten und die Trauer um jedes Einzelschicksal ist eine Sache - zu wissen, was auf uns zukommt und wie man es errechnet, eine andere. Was daran menschenverachtend sein soll, wenn man die Verbreitung des HIV-Virus dem neuen SARS Virus gegenüberstellt und vergleicht, entzieht sich meiner Vorstellung. Nüchtern ist es, ja - und eine gewisse Nüchternheit schliesst Menschlichkeit nicht aus. Humorvoll finde ich an dem Thema übrigens überhaupt nichts.

Wolfgang: Danke - auf WHO bin ich noch gar nicht gekommen.


Wolfgang antwortete am 16.04.03 (15:39):

Wenn ich mir die SARS-Morbiditäts- und Mortalitätsrate anschaue, verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Wären diese Raten anderer Erkrankungen auch so niedrig, würde es der Menschheit ausgesprochen gut gehen.

Internet-Tipp: Internet-Tipp: https://www.who.int/csr/en/


RoNa antwortete am 16.04.03 (16:21):

Ojemine,
ich meinte DorisW, nicht Dich - Angelika.


MariaM. antwortete am 23.04.03 (00:00):

Hi, Angelika - -
vielleicht interessiert's Dich? Neue (furchterregende) Zahlen zum Thema habe ich heute gelesen: unter www.aerztezeitung.de/docs/2003/04/22/074a0203.asp?cat=/news

Dabei wird aber auch klar, dass es nicht einfach eine Formel gibt, nach der eine solche Seuche zu errechnen ist -siehe Artikel.


schorsch antwortete am 23.04.03 (10:03):

Die derzeitige Todesrate von SARS ist nicht das Problem, sondern dass es sich um eine Seuche handelt die beweist, dass der Tod dem Leben immer einen Sprung voraus ist.....


Wolfgang antwortete am 25.04.03 (15:51):

Nicht der Tod ist dem Leben voraus, sondern das eine Leben macht es mitunter dem anderen Leben schwer... Viren sind eine Art Zwitter, "Wesen" zwischen belebter und unbelebter Natur. Sie brauchen Wirtszellen, um existieren zu können. Also hängen sie sich an andere Lebendige, um, wenn sie erfolgreich genug sind und ihre Wirte genügend vernichtet haben, zusammen mit dem anderen Leben unterzugehen.

"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.", hat ALBERT SCHWEITZER geschrieben. ;-)


pilli antwortete am 25.04.03 (16:49):

wenn ich Angelika richtig verstanden habe, galt ihre sorge der verbreitung des virus.

zu recht, wie nun die vergangenen tage gezeigt haben; denn die anzahl der erkrankten, die in china in militärkrankenhäuser verlegt wurden, damit sie nicht statistisch erfasst werden, ist ja doch beträchtlich.


Wolfgang antwortete am 25.04.03 (18:10):

Am 15.04. habe ich mir die Zahlen der WHO angeschaut (s. meinen Beitrag vom 16.04.). Damals gab es 3.235 Erkrankte, davon 154 Todesfälle. Die neuesten Zahlen (Stand: 24.04.): Weltweit 4.439 Erkrankte, davon 263 Todesfälle. 155 der 158 Neuerkrankten leben in China bzw. Honkong. 219 der 263 Toten lebten ebenfalls in China bzw. Hongkong. Ich denke, von einer Pandemie kann man noch nicht sprechen, eher von einer Epidemie, also von einem lokalen Problemchen (gemessen an anderen Krankheiten mit enormer Verbreitung und einer weit höheren Mortalitätsrate)... Was mich stutzig macht, sind die radikalen Massnahmen der chinesischen Behörden. Aus den den WHO-Zahlen alleine lassen die sich sicher nicht rechtfertigen.

Internet-Tipp: https://www.who.int/csr/en/


hl antwortete am 25.04.03 (18:31):

"Was mich stutzig macht, sind die radikalen Massnahmen der chinesischen Behörden."

Da das Coronavirus hochvirulent und noch dazu per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch ohne klimatische Beschränkung übertragbar ist, machen radikale Massnahmen durchaus einen Sinn.

Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich die Flüge von und nach den Infektionsgebieten sperren. :-)

Internet-Tipp: https://derstandard.at/?id=1278909


henner antwortete am 25.04.03 (20:14):

@ hl,,deiner Aussage :",,,,machen radikale Massnahmen durchaus einen Sinn." kann ich nur bedingt zustimmen.Ich konstruiere mal folgende Variante.Verantwortliche einer Kommune eines Bezirkes eines Staates usw beauflagen die ihr unterstellte Administration,alle Personen die mit entsprechenden Symptomen beim Arzt erscheinen oder irgendwo (Flughäfen,Bahnhöfe usw)sonst ergriffen werden, sofort zu isolieren.Das kann dazu führen daß relativ viele "Keimträger"erfasst und unter Kontrolle gestellt werden.Sobald jedoch in der Bevölkerung aus irgendwelchen Gründen auch immer,das Vertrauen in die Administration schwindet,wird es genügend Menschen geben die sich aus Furcht vor dieser Isolation auch bei erfolgter Ansteckung nicht melden und somit die Krankheitserreger an ihre Umgebung weitergeben.Das Risiko für den Einzelnen,in solch einem Isolationszentrum erst recht angesteckt zu werden ist -nicht nur für Ärzte und Helfer- bestimmt nicht gering


pilli antwortete am 25.04.03 (22:32):

der Kölner Stadt Anzeiger bietet ein special zum thema an.

tatsächlich sollen nur wenige chinesische ärzte wahrhafte angeben gemacht haben. wenn offiziel 37 erkrankte gemeldet wurden standen dem wahrscheinlich mehr als 100 gegenüber.

"nach einschätzung der WHO könnte die entwicklung in China darüber entscheiden, ob sich der Virus zu einer globalen epidemie ausbreitet." (ksta H. Maas)

Internet-Tipp: https://www.ksta.de/infektion


Barbara antwortete am 26.04.03 (11:23):

Heute lese ich zwei Meldungen direkt nebeneinander im Hamburger Abendblatt:

>>15 000 Grippetote in Deutschland

Marburg - Erschreckende Bilanz der vergangenen Grippe-Saison: Die schwere Influenzawelle hat nach Angaben des Deutschen Grünen Kreuzes (DGK) bundesweit rund 15 000 Menschen das Leben gekostet. 2001 und 2002 gab es jeweils weniger als 5000 Tote, sagte DGK-Experte Helmut Uphoff von der Arbeitsgemeinschaft Influenza. ddp

SARS - Panik in Peking
Quarantäne drastisch ausgeweitet. Zweites Krankenhaus abgeriegelt. Babydrama in Hongkong.
....
Die drastischen Quarantänemaßnahmen in Peking haben unter der Bevölkerung eine Panik angefacht. Rund um die chinesische Hauptstadt wurden Kontrollposten eingerichtet, um SARS-Kranke am Verlassen der Stadt zu hindern. Mit fünf neuen Todesfällen stieg die Zahl der Opfer in China auf 115, in Hongkong erlagen sechs weitere Menschen der gefährlichen Krankheit.
....
Bislang infizierten sich weltweit mehr als 4400 Menschen mit SARS, 275 starben daran.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/04/26/152608.html
https://www.abendblatt.de/daten/2003/04/26/152622.html

Wie viele Grippetote mag es wohl im letzten Jahr in China gegeben haben, wenn es allein in Deutschland 15000 waren... und erst weltweit? Ist Grippe nicht genauso ansteckend wie SARS? Liegt die Panikmache an der Neuentdeckung des Virus SARS?

Natürlich kann man sagen, dass Panik entsteht, weil es noch kein Mittel zur Behandlung von SARS gibt. Wenn ich jedoch die Anzahl der Grippetoten sehe, scheinen die Mittel gegen diese Erkrankung auch nicht unbedingt wirksam zu sein.


RoNa antwortete am 26.04.03 (12:20):

Zur "SARS - H Y S T E R I E " siehe Link.


https://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=36509

Internet-Tipp: https://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=36509


hl antwortete am 26.04.03 (12:43):

Nein, für Hysterie speziell Medienhysterie besteht tatsächlich kein Grund. Aber, wie in dem o.a. Link bereits gesagt: " „Die Fälle in Kanada sind alle Folge einer nicht konsequenten Isolierung“, sagt der Infektiologe Prof. Dr. med. Bernhard Ruf (Universität Leipzig)."

So wie sich Menschen immer wieder - trotz Aufklärung und häufig durch Leichtsinn - mit Hepatitis, Aids und seit einiger Zeit auch wieder mit Tuberkulose infizieren, so könnte sich auch der Coronavirus relativ schnell weltweit ausbreiten, nicht zuletzt durch den Massentourismus in die entsprechenden Gebiete.


Barbara antwortete am 26.04.03 (17:50):

Dass man alles Erdenkliche unternimmt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, finde ich selbstverständlich in Ordnung. Wenn jedoch der britische Premier Tony Blair und der US-Vizepräsident Dick Cheney ihre Reisen nach Peking wegen des SARS-Virus absagen, finde ich das übertrieben und schädlich für China. Schließlich benutzen diese Personen keine Linienflüge und würden sich dort kaum frei in der Stadt bewegen. Gut finde ich, dass sich der französische Regierungschef Jean-Pierre Raffarin über derartige Bedenken hinweg gesetzt hat und als erster die neue Führungsspitze Chinas besucht hat.

China hat eine Bevölkerung von 1,3 Mrd., in Peking leben allein 13,8 Mio. Menschen.... nun sind in ganz China 115 Menschen an dieser neuen Krankheit gestorben. Muss man deswegen Staatsbesuche absagen? Welcher wirtschaftliche Schaden entsteht China dadurch?


schorsch antwortete am 26.04.03 (18:55):

Leider haben es die chinesischen Behörden versäumt, die Gefahr von SARS von Anfang an sehen zu wollen: Sie haben sie unter den Tisch gewischt! Sie - die chinesischen Behörden - können nur zur Vernunft gebracht werden, wenn ihnen vom Ausland her Druck gemacht wird. Eine solche Massnahme kann u.a. die Absage eines hohen ausländischen Politikers sein!


pilli antwortete am 26.04.03 (20:27):

@ schorsch

so einfach ist das, mal den punkt zu setzen, von dem manche nur reden :-)


Barbara antwortete am 27.04.03 (00:18):

Die Welt am Sonntag schreibt:

>>Nach den Lungen der Menschen infiziert das SARS-Virus nun auch die Volkswirtschaften Asiens. Das Wachstum in der Region bricht ein
....
Dabei sind sich Mediziner und Ökonomen einig, dass nicht die Lungenkrankheit selbst das eigentliche Problem ist - ihre Mortalität ist mit etwa vier Prozent so hoch wie die der Grippe -, sondern Angst und Unsicherheit, die die Menschen und damit die Volkswirtschaften lähmen. "Je mehr die Leute glauben, dass SARS eine gefährliche Seuche ist, desto gravierender werden die Auswirkungen sein", sagt Monika Stärk vom Ostasiatischen Verein (OAV) in Hamburg. "Das ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung." Die wirtschaftlichen Folgen würden daher rein von der Psychologie definiert. Da können 4500 SARS-Fälle auch nicht durch weltweit 1,6 Millionen Aids-Tote oder 700 000 Tuberkulose-Tote im Jahr relativiert werden.

Vor allem in China mit bislang rund 2500 Infizierten und 110 Toten sind die wirtschaftlichen Schäden größer als bisher angenommen. Statt 7,4 Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal nur um 6,4 Prozent wachsen, erwarten Volkswirte von JP Morgan und Citigroup. Im ersten Quartal hatte das BIP-Wachstum noch bei 9,9 Prozent gelegen.

Besonders schmerzen würden das Riesenreich ausbleibende Investitionen aus dem Ausland. Sie hatten im vergangenen Jahr mit 52 Milliarden Dollar fast 30 Prozent zum Bruttosozialprodukt beigesteuert.<<

https://www.wams.de/data/2003/04/27/79910.html

Internet-Tipp: https://www.wams.de/data/2003/04/27/79910.html


Barbara antwortete am 08.05.03 (23:06):

Vergessen wird, dass täglich (!) etwa 6300 Menschen in Afrika an Aids sterben.

Die ZEIT schreibt:

>>Es sterben vor allem die Aktivsten der erwerbstätigen Bevölkerung: junge Frauen und Männer unter 40. In den großen Städten rafft die Seuche die Hochqualifizierten dahin – Facharbeiter, Ingenieure, Computerexperten, Buchhalter, Krankenschwestern. „Wir bilden inzwischen für jede höhere Position drei Leute aus“, sagt ein Manager der Barclay’s Bank in Lusaka.
......
Auf dem Land fehlen die Arbeitskräfte, um die Felder zu bestellen. Zugleich frisst die häusliche Pflege der Kranken das dürftige Einkommen auf. Die Zahl der afrikanischen Aids-Waisen, die einen oder beide Elternteile verloren haben, ist unterdessen auf elf Millionen angestiegen: ein Heer von entwurzelten, verzweifelten und oft auch gewalttätigen Kindern, die kriminelle Gangs bilden, sich kriegerischen Milizen anschließen oder einfach nur ziellos durch den Kontinent irren. Aids verschärft das Elend und den Hunger. Aids unterhöhlt die Entwicklung. Aids könnte schon bald ganze Staaten zum Kollabieren bringen.
......
Bis 2010 werde die Seuche das Bruttosozialprodukt Schwarzafrikas um 20 Prozent verringern, heißt es in der Prognose.

https://www.zeit.de/2003/20/Afrika_Kasten

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/20/Afrika_Kasten


Angelika antwortete am 26.05.03 (20:51):

@Barbara: Auf die steigende verbreitung des HIV und den Aids-Toten wurde weiter oben doch bereits hingewiesen!
Mir ging es tatsächlich nur um SARS und eine Wahrscheinlichkeitsrechnung - vergleicht man nämlich die Zahlen und Prognosen mit HIV+ aus den Anfangszeiten, dann sind da unter anderem die Gemeinsamkeiten des herunterspielens wie "alles nur Hysterie" usw ... und ein vertuschen tatsächlicher Zahlen. Wohin das geführt hat, weiss man. Du erwähnst Afrika - guck Dir mal an, was auf chinesischen Dörfern los ist, wo AIDS totgeschwiegen wird und tausende von Menschen qualvoll und ohne Behandlung, versteckt von ihren Familien, krepieren ....

Wenn es denn eine gute Mitteilung zu SARS gibt - chinesische Virologen glauben, dass der Virus durch den Verzehr vo Katzenfleisch rapide verbreitet wurde - und man empfielt, keine Katzen mehr zu essen. Wie gut für die Katzen.


Barbara antwortete am 26.05.03 (23:55):

Angelika,

ich habe doch geschrieben, dass ich es richtig finde, wenn alles Erdenkliche unternommen wird, um die Ausbreitung dieses Virus zu verhindern. Trotzdem sollte meiner Meinung nach Panikmache vermieden werden. Wenn in Deutschland im letzten Jahr 15000 Grippetote zu beklagen waren, müssten es in China hochgerechnet in etwa 230000 Tote gewesen sein. Hat irgendein Staatsoberhaupt deshalb seinen Besuch abgesagt? An SARS sind in China bis heute 317 Menschen gestorben und Blair und Cheney sagten ihre Reise ab, obwohl sie sicher keine Linienflüge benutzen. Das finde ich übertrieben und unverantwortlich für den wirtschaftlichen Schaden, den man dem Land dadurch zufügt.


Wolfgang antwortete am 17.06.03 (00:18):

Heute in der Krabbeltisch-Rubrik "Aus aller Welt" in der Frankfurter Rundschau eine kleine Meldung: "LUNGEN-EPIDEMIE: SARS nach WHO-Angaben bald überstanden".

Das war sie also, die gross angekündigte angeblich die ganze Menschheit bedrohende Krankheit. Ein paar Wochen lang schaurig-gruseliges Medienereignis. Jetzt diese 3-Zeilen-Meldung. Bis zur nächsten "Katastrophe". Dann überschlagen sich die Medien und ihre Rezipienten wieder. The show must go on...

P.S.: Bislang sind mindestens 800 Menschen an SARS gestorben, mehr als 8.400 sollen sich infiziert haben.