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THEMA:   Förderung von Solarenergie in der "Dritten Welt"

 7 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 24.02.03 (11:19) mit folgendem Beitrag:

Kann mir jemand erklären, warum in der sogenannten "Dritten Welt" so gut wie keine Projekte zur Nutzung der Solarenergie gefördert werden, obwohl die meisten dieser Länder in den sonnigsten Regionen unseres Erdballes liegen?

Müsste nicht u.a. die Weltbank massiv derartige Projekte unterstützen? Wieviel Öl verbraucht z.B. ein Krankenhaus in den Tropen oder Subtropen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, um Räume zu klimatisieren, etc.?

Es gibt Länder, die zu den ärmsten der Welt gehören, die den Hauptteil ihrer Devisen zum Kauf von Öl verwenden, obwohl die Sonne ungenutzt täglich erbarmungslos auf sie nieder brennt.

Wer weiß mehr darüber?


schorsch antwortete am 25.02.03 (09:33):

Das grösste Nutzungspotenzial für Solaranlagen läge in den unwirtlichen Wüsten Afrikas und Asiens. Leider kann man den Strom nicht komprimieren oder in Tablettenform verkaufen.
Natürlich könnte man langfristig denken und schon mal die Solaranlagen bauen. Nachher langsam die Infrastruktur darum herum. Mit dem gewonnenen Strom liessen sich die Wüsten in Paradiese verwandeln (Anfänge dazu werden gegenwärtig von arabischen Ölmultius geplant). Man könnte sogar Eisberge aus dem Hohen Norden in die Wüsten transportieren, wenn man wollte. Aber die nach kurzfristigen Profiten trachtenden westlichen Ölmagnaten wollen heute leben und profitieren. Was in hundert Jahren sein wird, interessiert sie nicht....


Barbara antwortete am 25.02.03 (11:08):

Lieber Schorsch,

die Tropen und Subtropen bestehen nicht allein aus Wüsten...
Dort scheint die Sonne praktisch das ganze Jahr über auf fruchtbaren Boden. Denk einmal als Beispiel an die Bananenernte.... Wieviel Technik ist dazu nötig, Kühlhäuser, Fließbänder etc. Die benötigte Energie könnte man doch durch Solaranlagen gewinnen, anstatt für die verdienten Devisen das Öl zu importieren.

Müsste die Weltbank derartige Projekte nicht unterstützen?


Günter Paul antwortete am 25.02.03 (12:13):

Seien wir doch ehrlich: Solaranlagen sind teuer. Damit sie Gewinn bringen - und darum geht es doch Weltbank und Internationalem Währungsfonds - sind zahlungskräftige Stromabnehmer erforderlich. Gerade die fehlen aber in der Dritten Welt.

Um Sölarenergie in der Dritten Welt umfassen einzuführen und durchzusetzen, bedürfte es einer solidarischen Weltgesellschaft, die die Gewinne weitgehend für solche Projekte nutzt.

Für die gegenwärtige Weltgesellschaft und deren Macher ist die Nutzung herkömmlicher Energieträger lukrativer.

Grüße von Günter Paul


Wolfgang antwortete am 25.02.03 (13:30):

Fragen wir uns erst einmal:

Wem gehört die Weltbank?
Wer trifft die Entscheidungen in den Gremien der Weltbank?

Die "World Bank Group" ist Eigentum von 184 Ländern. Wie in jedem anderen Unternehmen resultiert der Einfluss aus der Höhe der Anteile der Eigentümer... Fünf Länder - USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien - sind Mehrhetsteigentümer, d. h. aufgrund ihrer Einlagen verfügen diese zusammen in allen Gremien und bei allen Entscheidungen über die Stimmenmehrheit.

5 der 24 der "Executive Directors" sind ständige Direktoren und werden ernannt von den Regierungen der obengenannten fünf Länder. Als eine Art geschäftsführender Vorstand bestimmen sie mit ihrer absoluten Stimmenmehrheit die Politik der Weltbank, notfalls auch gegen die Stimmen der restlichen 19 Direktoren (die als nicht-ständige Direktoren von den Mitgliedsländern - den "member countries" - für zwei Jahre gewählt werden).

Sitz der Weltbank ist - wie könnte es angesichts der Eigentumsverhältnisse anders sein - Washington D.C. in den USA.

Ich denke, damit ist die Frage ausreichend beantwortet, warum die Weltbank nicht die Umstellung der 3.-Welt-Länder auf eine Solarwirtschaft mit eigener dezentraler (also unabhängiger), sauberer und preiswerter Energiebasis forciert.

Merke:

Die Aufgabe der Weltbank ist es, durch ihre Politik die sogenannten "Entwicklungsländer" für ausländische Investoren und Investitionen attraktiv zu machen... Damit sollen dort die Profitinteressen der derzeit Mächtigen realisiert werden, das heisst z. B., dass alle Auflagen zu beseitigen sind, mit denen die armen Länder ihre Umwelt und ihre weniger konkurrenzfähige Wirtschaft gegen das Kapital der reichen Länder zu schützen suchen.

Die Weltbank ist ein Herrschaftsinstrument zur Sicherung und zum Ausbau der Herrschaft der Herren der Welt.

Internet-Tipp: https://www.worldbank.org/


schorsch antwortete am 25.02.03 (16:24):

So ist also absehbar, dass solche Solarinstallationen zwar einmal in grossen Mengen gebaut werden können, die Nutzniesser aber wieder genau die gleichen Leute sind, die zur Zeit das Erdöl zu ihrem hauptsächlichen Nutzen ausbeuten - und das Volk geht leer aus, resp. trägt die Schäden...


Wolfgang antwortete am 26.02.03 (13:17):

Schön wäre es, Schorsch, wenn schnell viele Solaranlagen - kleine und grosse - gebaut würden... Die Nutzniesser wären mit Sicherheit nicht die gleichen Nutzniesser der fossilen Wirtschaft.

Gerade das ist das Revolutionäre: Sonnenstrahlen können nicht privatisiert werden. Da sich zudem die Solar-Energieumwandler von ganz klein bis mittelgross technisch realisieren UND wirtschaftlich betreiben lassen, wird es erstmals möglich, Energieumwandlung UND -verbrauch völlig dezentral zu gestalten. Denn Sonnenenergie ist dort, wo die Menschen leben und fast überall (nicht nur in der sogenannten "3. Welt") günstig umzuwandeln.

Aus diesem Grund ist die Solarenergie der Gott-sei-bei-uns für die wenigen übriggebliebenen Dinosaurier des fossilen Zeitalters. Sie verlieren ihre Machtbasis und damit ihre privilegierte Stellung, alleine Profite einstreichen zu können. Die solare Wirtschaft dagegen wird massenhaft Profiteure haben. :-)


Wolfgang antwortete am 26.02.03 (15:49):

Eine Information zum Energieangebot der Sonne:

Die Erde empfängt jährlich rund 1,5 * 10^18 kWh von der Sonne. Rund 40-50% der Strahlung erreicht davon die Erdoberfläche. Das entspricht einer mittleren (!) Einstrahlung von 1.000 - 1.200 kWh/m^2.

Da draus kann man was machen mit Umwandlungssystemen, die die Sonnenstrahlen in eine nutzbare Energieform überführen.

Die derzeitigen solar betriebenen Umwandlungssysteme haben einen Wirkungsgrad von 10-20 Prozent (fossil oder atomar betriebene Umwandlungssysteme dagegen einen solchen von 30-40 Prozent). Aber der niedrigere Wirkungsgrad macht gar nichts... Im Gegensatz zu nicht-erneuerbaren Energien muss man bei erneuerbaren Energien gar nicht so sehr auf einen hohen Wirkungsgrad der Anlage aus sein, denn die Energie ist im Überfluss vorhanden und reicht praktisch unendlich lange.

Wer sich für die Diskussion interessiert um die angebliche Unwirtschaftlichkeit alternativer Umwandlungssysteme, dem sei dieser Link zum Institut für Elektrische Energietechnik an der TU-Berlin empfohlen:

Energetische Amortisation und Erntefaktoren regenerativer Energien (von VOLKER QUASCHNING)
https://emsolar.ee.tu-berlin.de/allgemein/enamort.html

Internet-Tipp: https://emsolar.ee.tu-berlin.de/allgemein/enamort.html