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THEMA:   Die persöliche Konsequenz

 12 Antwort(en).

Manfred Franz begann die Diskussion am 17.02.03 (07:08) mit folgendem Beitrag:

Wolfgang hat mich mit dem LINK >www.ecotrip.de< auf eine sehr interessante Seite geführt.
Erhebt sich für mich nun die Frage:
Was kann ich und jeder andere persönlich tun, eine Energiewende herbeizuführen, die Welt aus der
Abhängigkeit vom Erdöl und dessen Besitzern, letztlich auch von der Nutzung aller anderen fossilen
Energieträger befreien?
Sind der Wille und die Möglichkeiten zur ausschließlichen Nutzung erneuerbarer Energieen und zum
rigerosem Sparen wirklich vorhanden? Wie wärs, aus diesen Gründen mal auf die nächste Flugreise zu
verzichten und dafür mit der (elektrisch betriebenen) Eisenbahn zu fahren?
Oder mal nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichem Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zum
Einkaufen?
Letztlich: Wäre das ein Beitrag zur Erhaltung des Friedens?
Bin auf die Antworten gespannt.

Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de


henner antwortete am 17.02.03 (18:50):

meinen persönlicher Beitrag in Sachen Energieen der Zukunft sehe ich darin,nicht alle zukunftsorientierten Energieerzeugungs- bzw - ,Umwandlungsträume-von vornherein als umweltschädigend,nicht realisier-und beherrschbarr,zu kostspielig,zu gefährlich ,als zuspätkommend,und ,und ,und abzutun.So ist mir unverständlich,das zB.ITER Projekte,(Kernfusionsprojekt)Supraleiterentwicklung,Wasserstoffzellentechnologie,Erdwärmegewinnung usw ,oft ins Reich der Spinner,Träumer,Phantasten,Eumels und Dösbaddels verbannt werden.


Wolfgang antwortete am 18.02.03 (19:40):

Ich freue mich natürlich, Manfred, wenn Dich meine Homepage animiert hat, nachzudenken über die persönliche Verantwortung, die jede(r) hat, wenn es um die Bewältigung der bislang grössten Herausforderung der Menschheit geht.

Ich "mache" diese Website - ecotrip.de - für die Nachdenklichen... Für die, die nicht zynisch nur ihr eigenes angenehmes Leben leben wollen... Für die, die an jene denken, die von unserem Wohlstand ausgeschlossen sind (2/3 der Menschheit sind das) und auch an jene, die nach uns kommen... Du sagst es, henner, für die, die von interessierten Kreisen beschimpft werden. :-)

Trotzdem möchte ich etwas Wasser in den Wein giessen: Die Antwort auf die Krise, verursacht durch unsere westliche Produktions- und Konsumtionsweise, läuft meistens auf einen diffusen Appell hinaus an die Verantwortung des Einzelnen. Das ist politisch korrekt und weit verbreitet und vor allem - beabsichtigt oder nicht - so gut wie wirkungslos.

Ich glaube demgegenüber, dass die Verantwortung geteilt ist... Sie ist geteilt zwischen den einzelnen Menschen UND den gesellschaftlichen Strukturen innerhalb derer die Menschen, ohne eine historische Alternative zu haben, aktuell leben müssen.

Es ist also wichtig, wie Unternehmen, Staaten, die Weltwirtschaft organisiert sind. Fehler in der Organisation und bei den ihr zugrundeliegenden Prinzipien auf dieser Ebene können kaum auf der Ebene des Einzelnen durch dauerndes Einfordern einer persönlichen Verhaltensänderung kompensiert werden.

Fazit:

Der institutionalisierte Wahnsinn, das wirtschaftliche Belohntwerden bei maximalem Naturverbrauch, zieht ausbeuterisches, letztendlich zerstörerisches persönliches Fehlverhalten nach sich.

Die oft so genannten "Rahmenbedingungen" müssen deshalb drastisch verändert werden, so, dass die Menschen eine Chance bekommen, nach rationalen Kriterien nachhaltig leben zu können.

Darüber würde ich gerne hier weiterdiskutieren.


Barbara antwortete am 18.02.03 (21:46):

Meine Befürchtung ist, dass die Entwicklung zu langsam voran geht. Der Auto-Export nach China boomt....und es sind keine 3-Liter-Autos...
Denke ich außerdem daran, was die boomende Kriegsmaschinerie an Energie verbraucht, möchte ich weinen....

Schau ich hingegen in die Nachbarschaft, tut sich dort allerhand. So sehe ich auf immer mehr Häusern Solar-Zellen, Schuldächer werden zur Energiegewinnung genutzt, und heute las ich einen Artikel in unserem "Dorfblatt" über ein Passivenergiehaus. Dieses Haus verbraucht keine Energie; im Gegenteil: es speist sogar überschüssige Energie ins öffentliche Netz ein. In den Studiengängen Architektur und Bauingenieurswesen wird immer mehr über energiebewusstes Bauen gelehrt.

Resignation bringt uns nicht weiter. Insofern sollte jeder bei sich anfangen und mit gutem Beispiel voran gehen. Schließlich wächst eine neue Generation heran, die ein umweltbewusstes Verhalten bereits mit der Muttermilch eingesogen hat.

Politisch wünsche ich mir, dass immer ein paar Grüne mitmischen, denn die Wirtschaft braucht Gesetze, um zu lauter grünen Engeln zu werden...


DorisW antwortete am 19.02.03 (11:41):

Persönliche Konsequenzen?

Ich werde mir in den nächsten Tagen ein neues Auto bestellen, das weniger als halb so viel Sprit verbraucht wie mein altes.
Das tue ich aber nicht aus reinem Edelmut (oder höchstens zu 10%), sondern ganz einfach hauptsächlich meinem Geldbeutel zuliebe. Ein größeres Auto kann ich mir zwar durchaus leisten, bin aber zu geizig, mein schönes Geld zum Auspuff rauszublasen - ich fahre nämlich ca. 25.000 km im Jahr... :-)

Ich denke, nur über finanzielle Anreize kann die Energiewende wirklich stattfinden.
Auch wenn mir die hohen Spritpreise ganz persönlich natürlich stinken, finde ich es dennoch richtig, dass Energieverbrauch teuer ist.
Und da ich auch der Meinung bin, dass es wenig bringt, wenn einige verantwortungsbewusste Einzelne sich umweltfreundlich verhalten, wähle ich diejenigen, die eine zukunftsorientierte und ressourcenschonende Umweltpolitik durch Gesetze forcieren (auch wenn mich das am Portemonnaie trifft).
Ohne Steuerung von oben geht es meiner Meinung nach nicht.


mechtild antwortete am 19.02.03 (13:14):

@ DorisW
Ich sehe das auch so. Steuern sind dazu da, dass man steuert. Die hohen Steuern auf Energie halte ich für richtig. Auch wenn es an der Tankstelle weh tut. So muss es auch mit anderen Projekten sein. (Sonnenkollektoren, 3Liter-Auto udgl) In der Tat bringt es wenig, wenn weinige Verantwortungsbewusste sich umweltfreundlich verhalten. Das Verhalten der Masse ist wichtig und die erreicht man schnell über das Portemonnaie.
Das mehr eingenommene Geld muss aber bewusst in Umweltschonende Projekte gesteckt werden. Wenn Niedrigenergie Fahrzeuge oder Häuser preiswert sind, werden sie auch von der Masse gekauft. Bis dahin muss der Preis über Subventionen gekürzt werden.
Das Bewusstsein zu verändern ist auch notwendig, aber es dauert zu lange und dann ist es zu spät. Politik soll steuern. Wenn man alles den Markt überlässt ist Politik überflüssig. Leider haben nur wenig PolitikerInnen den Mut unpopuläre Gesetze zu verabschieden.


Wolfgang antwortete am 20.02.03 (01:11):

Strom aus der Sonne ist derzeit der Renner in Deitschland... Möglich gemacht wurde das durch staatliches Setzen einer Rahmenbedingung. Seit dem 1. April 2000 gibt es das 'Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien'. Die rot-grüne Bundesregierung fördert seither jede Kilowattstunde Solarstrom mit 45 Cent als Lockmittel für Umsteiger. Bezahlen müssen das die Stromverbraucher, die Strom beziehen aus herkömmlichen nicht-erneuerbaren Quellen.

Die Häuslebauer nehmen das Angebot an. Besonders in Bayern... Da gibt es z. B. die Umwelt-Initiative "Sonnenstrom vom Watzmann bis zum Wendelstein" - in den letzten drei Jahren wurden dort Fotovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von fast sechs Megawatt innerhalb der Region in Betrieb genommen, doppelt so viel, wie geplant.

Im Rahmen des so genannten 100.000-Dächer-Solarstromprogramms der Bundesregierung, das seit dem 1. Januar 1999 läuft, sind bis jetzt rund eine halbe Milliarde Euro Fördergelder nach Bayern geflossen.

Viele Arbeitsplätze hat das gebracht - bei Klein- und Mittelbetrieben, vor allem auf dem flachen Land.

So muss es gemacht werden. Der Staat muss den Rahmen dafür setzen. Naturschutz muss positiv und übermässiger Naturverbrauch muss negativ sanktioniert werden. Das ist eigentlich alles. Vernünftiges Verhalten muss sich rentieren. :-)


schorsch antwortete am 20.02.03 (09:55):

In etwa 20 Jahren wird es so aussehen:

Strom aus dem öffentlichen Netz darf man nur, wenn man nachweisen kann, dass man zu ? Prozent eigenen Strom erzeugt.

In 50 Jahren wird jedes Haus seine eigene autonome Stromerzeugung haben.

Wetten dass?


Manfred Franz antwortete am 20.02.03 (11:00):

Es ist wohl der Mix aus alledem, der die Energiewende bewirken wird. Technischer Fortschritt auf der
Erzeuger- und Anwenderseite, staatliches Steuern, eben durch sinnvolle Besteuerung des fossilen
Energieverbrauches, persönliche Konsequenzen daraus und letztlich auch Einsicht in die Notwendigkeit.
Sicher kann und soll(?), -ob das dem Finanzminister gefällt(?)- das Steuersystem auch zu ganz persönlichen
materiellen Gewinnen führen. So wird z.B. DorisW vermutlich WENIGER Geld für Benzin ausgeben als
vorher. Ich selbst habe den Benzinverbrauch und damit die Ausgaben dafür auf weniger als die Hälfte
drücken können. Und in meinem Gartenhaus, wo ich mich das Sommerhalbjahr aufhalte, wird der Strom
ausschließlich aus "Sonne" gemacht. Fällt zu Hause lediglich die geringe Menge Elektroenergie für die
Kühlgeräte an, die aber, da die Schranktüren zu bleiben, sehr gering ist. Wir, meine Frau und ich, haben es
jedenfalls geschafft, mit dem Jahreselektroverbrauch in der Höhe eines Single-Haushaltes zu
liegen.(<1800kwh)
Anmerkung: ICH habe dazu sebstverständlich KEINE staatliche Förderung erhalten, sondern für alle Teile
meiner Anlage den vollen Preis einschl. voller Mwst zu zahlen gehabt. Ist ja kein Wohnhaus.
Es rechnete sich trotzdem. Der Inselbetrieb mit Solarzellen (600m bis zur nächsten Leitung) ist allemal
günstiger als ein Anschluss ans öffentliche Netz. (3000 EURO allein der Anschluss- ohne die Leitung zum
Haus)


Barbara antwortete am 20.02.03 (11:06):

....aber wir müssen schon die Richtigen wählen, damit es klappt, lieber Schorsch....

Heute in meinem "Dorfblatt" gelesen:

>>Der Stromlieferant sitzt auf dem Dach

Norderstedt - Die Schüler bleiben stehen und sehen nach oben. Dort leuchten Zahlen auf dem neuen Display. Die roten Ziffern zeigen, wie viel Strom die Sonne produziert. Die Anzeige gehört zur Photovoltaikanlage der Gesamtschule Lütjenmoor - gestern wurde der Stromlieferant offiziell in Betrieb genommen.

41 200 Euro hat das Projekt gekostet, das noch vor kurzem Streit unter den Parteien provoziert hatte. CDU, FDP und Bürgerpartei wollten die Investition in der Stadtvertretung stoppen. Sie verwiesen auf die Löcher im städtischen Haushalt. SPD und Grüne Alternative setzten die Anlage durch.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/02/20/126014.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/02/20/126014.html


schorsch antwortete am 20.02.03 (18:02):

Der Staat hätte es in der Hand, noch vermehrt die erneuerbaren Energien zu fördern. Aber der Staat ist auch oft Haupt- oder Grossaktionär von Elektrizitätswerken. Diese bringen (Steuer-)Gelder in die Staatskassen. Wie könnte man da vom Staat erwarten, dass er sich ernsthaft um Fotovoltaik-Anlagen bemühen sollte?
Vordergründig fördern sogar die E-Werke den Solarstrom. Aber auch das ist nur eine Alibiübung, denn hinter vorgehaltener Hand lachen doch die Betreiber von z.B. Atomkraftwerken über die Idealisten, die (immer noch zu) teure Solarzellen auf ihre Dächer pflanzen!


Wolfgang antwortete am 21.02.03 (14:57):

In spätestens 20, 30 Jahren werden sie nicht mehr lachen... Allerdings alle die, die jetzt noch den Rattenfängern und ihrer süssen Melodie von den angeblich reichlich vorhandenen fossilen und atomaren Energieträgern nachlaufen, werden ebenfalls nicht mehr lachen.

Die als "Idealisten" Verhöhnten werden dann als frühe Realisten gehandelt. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät, denn die Zeit zum Umsteuern läuft uns in Sieben-Meilen-Stiefeln davon.

Wer auskömmliche Lebensbedingungen für ALLE Menschen auf der Welt haben will, wer sein ganz persönliches Überleben und das seiner Kinder und Kindeskinder sichern will, der muss SOFORT etwas dafür tun, dass gesellschaftliche Strukturen dezentral und nachhaltig auf- oder ausgebaut werden.

Praktisch unendlich und "sauber" - also nachhaltig - ist aber nur ein einziger Energieträger - die Sonne.

Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html


Barbara antwortete am 25.02.03 (17:24):

Ich habe heute einen interessanten Artikel von Hermann Scheer in der verdi-Zeitschrift gelesen:

>>Bessere Politik für’s Geld

Weder eine höhere Staatsverschuldung, noch Steuersenkungen sind langfristig zur Ankurbelung der Wirtschaft geeignet. Die klassische Wirtschaftspolitik bietet keine Perspektiven mehr. Stattdessen brauchen wir jetzt einen ökologischen "New Deal".<<

https://www.verdi-publik.de/verdi_publik_wcms/fmpro?-db=verdi_publik_wcms.fp5&-lay=eingabe&-format=text.html&-error=fehler.html&-recid=34698&-find

Habt Geduld, wenn das Laden des Artikels etwas dauert. Es lohnt sich....