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THEMA:   Unser 'ökologischer Fussabdruck' ist zu gross

 12 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 07.12.02 (19:39) mit folgendem Beitrag:

Wissenschaftler berechneten, dass zur Sicherstellung seines Lebensstandards heute ein (statistischer) deutscher Mensch einen Flächenbedarf von 4,7 Hektar braucht, ein (statistischer) nord-amerikanischer Mensch gar einen von 9,7 Hektar.

Zur Verfügung stehen aber (bei heutiger Bevölkerungszahl) pro Mensch nur 1,9 Hektar.

Wenn es gerecht zugehen soll, muss unser 'ökologischer Fussabdruck' kleiner werden.

ECOLOGICAL FOOTPRINT ACCOUNTS
https://www.rprogress.org/programs/sustainability/ef/

Internet-Tipp: https://www.rprogress.org/programs/sustainability/ef/


mechtild antwortete am 07.12.02 (21:47):

Da freiwillig keiner auf seinen Lebensstandard verzichten wird, geht es nur mit Zwang. Es ist Aufgabe der Politik den Rahmen festzusetzen für den Lebensstandard der Bevölkerung. Da die Festlegung neuer Grenzen immer heißt irgendwo was wegnehmen und es woanders hintun, wird es auch immer Geschrei geben. Das weiß die Politik und kann damit umgehen.
Die einen schreien und schimpfen wenn man ihnen was wegnimmt um möglichst billig davon weg zu kommen und die anderen arbeiten daran Einfluss zu bekommen um mitbestimmen zu können, wem was weggenommen wird. Andere kümmern sich um nichts und leben nach dem Motto "Nach mir die Sinflut".
Es sind zu viele PolitikerInnen in der Politik, die nur persönliche Interessen verfolgen und vergessen, dass sie gewählt wurden, um für alle Menschen Politik zu machen. Wir brauchen wieder mehr Idealisten in der Politik und ausserhalb der Politik, die die Politiker kontrollieren und mit Ihnen zusammen arbeiten.


schorsch antwortete am 08.12.02 (11:31):

Statistisch gesehen haben wir alle genug zu essen auf der Welt. Komisch darum, dass jeden Tag Hunderttausende verhungern. Was die wohl falsch machen.......?


seewolf antwortete am 08.12.02 (13:32):

Schorsch -

was DIE falschmachen? DIE sind zu friedlich oder zu schlecht bewaffnet oder sogar beides !!! Sei froh drum...


Barbara antwortete am 08.12.02 (15:51):

seewolf

von wegen: zu friedlich, zu schlecht bewaffnet....

Wenn Du an Afrika denkst, trifft das nun wirklich nicht immer zu. Was spielt sich gerade in Simbabwe unter der Schreckensherrschaft von Mugabe ab?

>>Mugabe und seine Günstlinge haben durch willkürliche Gesetzgebungen in nur wenigen Jahren aus der "Brotkammer Afrikas" ein "Armenhaus" gemacht. Mit populistischen Parolen hetzt er die schwarze Bevölkerung gegen die früheren Kolonialherren auf und gibt den Weißen die Schuld an der desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes.<<

Waffen, Machtgier, Korruption.....davon ist reichlich vorhanden......

Hier treibt ein Despot Millionen in den Hungertod....
Meiner Meinung nach müsste die UNO in derartigen Fällen eingreifen, die Verantwortlichen vor Gericht stellen und mit einer internationalen Notregierung das Volk aus dem Elend führen.

Aber wahrscheinlich sitzt Simbabwe nicht auf Oel.....

Internet-Tipp: https://www.kapstadt-tour.de/news/news/182.htm


Wolfgang antwortete am 08.12.02 (16:05):

Ich denke, Seewolf, wir sind uns einig in der Einschätzung, dass "DIE" gewaltig aufgeholt haben, was das Unfriedlichsein betrifft... Wie anders wäre es zu erklären, dass immer mehr Menschen auf der Welt dem Westen und dem westlichen 'american way of life' den Rücken kehren und - in der Tat - nur noch militärisch bei der Stange gehalten werden können.

Diese Tatsache aber ist der komplette Verrat an den Idealen der 'Bürgerlichen Revolution'... Auf die berufen sich alle Staaten des Westens, wenn sie ihre Legitimität beschreien. Eben diese 'Bürgerliche Revolution', das Kernprojekt der Moderne, hat jedem (!) Menschen auf der Welt 'Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit' versprochen. Dieses Versprechen klagen die Menschen jetzt ultimativ ein.

Wenn wir ihre Klage nicht hören und nicht mit entsprechenden Massnahmen (was eben nicht militärische Massnahmen sein können) antworten, werden wir eher über kurz, als über lang und zu Recht untergehen. Es wäre nicht das erste 'Weltreich', das trotz militärischer Überlegenheit an der Ignoranz gegenüber den wirklichen Problemen gescheitert ist.


mechtild antwortete am 08.12.02 (18:12):

@ Seewolf
oder zu krank hast Du vergessen.
Dass in der 3. Welt so viele Menschen an Aids erkrankt sind, führt auch dazu, dass viele Menschen zu schwach sind um für ihre Rechte zu kämpfen. Da die Krankheit nicht heilbar ist, sind die Medikamente, die die 1. Welt bereit stellt nicht mehr als Almosen.
Es wird sicher auch ohne, dass wir auf die Klagen hören noch einige Zeit dauern, bis sich die Weltherrschaft wieder ändert.
Zur Zeit sehe ich keine Kraft, die für „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ kämpft.


Barbara antwortete am 10.12.02 (19:17):

Leider ist die Ungerechtigkeit in der Welt nicht zu beheben, indem wir auf etwas Wohlstand verzichten. Als mein Bruder, der seit Jahrzehnten auf Jamaica lebt, mich während eines Besuches fragte, warum ich die Deckel der Joghurtbecher abtrenne und sammle, erklärte ich ihm den Zweck des Recyclings. "Dann bist Du also mit daran Schuld, dass die einzige Industrie unseres Landes zugrunde geht. Der Abbau von Bauxit lohnt nicht mehr, seitdem der Weltbedarf an Aluminium derart zurückgegangen ist", erklärte er mir.

Würden wir unser Aluminium nicht recyceln, wäre der Absatz gesichert..... Umweltmäßig wäre es schädlich, aber einem der ärmsten Länder der Welt ginge es besser.....

Brauche ich Mangos aus Südamerika, die um die halbe Welt geschippert werden, damit unser Obstkorb etwas bunter wird? Welche Transportkosten fallen dadurch an? Ist das umweltmäßig zu vertreten? Kaufe ich die Ware nicht, haben die exportierenden Länder keine Möglichkeit, Devisen für notwendige Maschinen auf dem Weltmarkt zu verdienen.
Was ist nun richtig?

Zu den Millionen Menschen die z.Zt. in Afrika von Hunger bedroht sind, schreibt die ZEIT:

>>Kein Zweifel, die Agrarpolitik des Nordens ist ein Skandal. Europa und Amerika überschwemmen die Welt mit subventionierten Erzeugnissen, während sie ihre Märkte gegen die Importe aus armen Ländern abschotten. Unbestritten auch, dass externe Faktoren die Misere verschärfen. Aber sie sind nicht deren Ursache. Den Mächtigen Afrikas dienen sie als Ausrede, um von ihrem kolossalen Versagen abzulenken.

Denn die Hauptverantwortung für die wiederkehrenden Hungersnöte tragen sie selbst. Nach dem Ende des Kolonialismus versuchten sie, ihre Länder mit aller Gewalt zu industrialisieren; darüber vernachlässigten sie die landwirtschaftliche Entwicklung sträflich. Die Mehrzahl der 840 Millionen Weltbürger, die heute an Hunger leiden, lebt in Afrika. Überall fehlt es den Kleinbauern an Saatgut und Düngemitteln, an Kenntnissen und Kapital, an Landrechten, Maschinen und Marktstrukturen. Hinzu kommen die verheerenden Folgen der Aids-Pandemie – es gibt vielerorts nicht mehr genug Arbeitskräfte, um die Felder zu bestellen. Die Hungerfalle schnappt zu.

Unsere Hilfe lindert kurzfristig die Not; langfristig zementiert sie jene Machtverhältnisse, die sie herbeiführten. Das Regime in Simbabwe setzt Nahrungsmittelgeschenke sogar als politische Waffe ein, indem es Oppositionelle gezielt von der Verteilung ausschließt. Helfen wir, unterstützen wir einen Despoten. Helfen wir nicht, verhungern noch mehr Menschen. Die Prinzipien der Humanität gebieten uns, über dieses Dilemma hinwegzusehen. Wir müssen den Dürreopfern beistehen. Was können sie dafür, dass sie von unfähigen Eliten regiert werden? Barmherzigkeit aber kann politischen Druck nicht ersetzen. Solange die Geberländer die Profiteure des Elends mit Samthandschuhen anfassen, solange sie Staatsterroristen wie Mugabe gewähren lassen, bleibt nur die Hoffnung, dass sie irgendwann aus dem Amt gejagt werden – von den Kindern, die auf unsere Spenden warten.<<

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2002/50/01_Leit_2_2f50


Johannes Michalowsky antwortete am 10.12.02 (20:07):

"bleibt nur die Hoffnung, daß sie irgendwann aus dem Amt gejagt werden"

... und dann? Ich habe den Spruch gelernt: Es kommt nichts Besseres nach. Da jagt ein Staatsgangster den anderen, mehr kommt dabei nicht raus.


schorsch antwortete am 11.12.02 (10:46):

Würden die Amerikaner mit der gleichen Energie, dem gleichen Einsatz an Ideen und Waffen die Despoten in den Drittländern bekämpfen, statt sich auf den Irak einzuschiessen, würde es den Drittländervölkern wesentlich besser gehen.
So aber treiben sie mit ihrem Immernochkolonisierungsgehabe die Menschen in die Fänge von Bin Laden & Co. Und so lange Amerikaner Afrika immer noch als das Land ansehen, wo man einst billige Sklaven herholte (die jetzt nur noch Probleme darstellen), wird sich der Helferwille in Grenzen halten. Denn Sklaven sind dort ja keine mehr zu holen.


Wolfgang antwortete am 11.12.02 (14:16):

Sklaven sind dort nicht mehr zu holen, lieber Schorsch, aber Rohstoffe, zuvörderst Öl und Gas, die Drogen der westlichen Sucht, des 'american way of life'...

Das ist ja auch der wirkliche Grund der Bush-Cheney-Öl-Gas-Junta, sich in Afrika und Asien militärisch zu engagieren. Die Menschen dort und ihre Lebensverhälnisse sind der Junta völlig egal. Wir haben es bei den USA mit einem "Öltier" zu tun, an dessen Spitze ein "Ölgehirn" (J. Galtung) sein Unwesen treibt.

Unser viel zu grosser 'ökologischer Fussabdruck' vernichtet die Lebensgrundlagen der Menschen in der 3. Welt und - ein wenig später - auch unsere Lebensgrundlagen. Die wirtschaftlichen militärischen und politischen Machthaber der USA und ihre Verbündeten im Krieg gegen die Menschen und gegen die Natur sind das eigentliche Problem. Sie ruinieren unseren Planeten. Die Welt wird keine Ruhe haben, so lange die 'Ölgehirne' die Macht haben. Beizutragen, dass ihnen diese genommen wird, ist unsere Aufgabe. Übrigens... Wer kämpft für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, der lebt noch. :-)

DIE WELT - 11.12.2002
Kinder müssen in eigener Sache gehört werden
150 Millionen Kinder leiden an Unterernährung. 120 Millionen im schulpflichtigen Alter haben keinen Unterricht. Unicef stellt "Bericht zur Lage der Kinder in der Welt 2003" vor
https://www.welt.de/data/2002/12/11/24323.html

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2002/12/11/24323.html


Wolfgang antwortete am 13.12.02 (14:27):

aus: DER SPIEGEL Heft 44/2002

ÖKOLOGIE

Weltkarte der Landnutzung

Amerikanische Wissenschaftler haben illustriert, wie intensiv der Mensch das Gesicht der Erde prägt. Das Team der Wildlife Conservation Society (WCS) und der Columbia University in New York hat Daten über Bevölkerungsdichte, Straßen, Wasserwege, Energieversorgung und Landwirtschaft zusammengetragen und daraus für jeden Quadratkilometer der Erde die Stärke des menschlichen Einflusses ("Human Footprint") errechnet.

[...]

Wildlife Conservation Society (WCS)
The Human Footprint
https://wcs.org/humanfootprint

Internet-Tipp: https://wcs.org/humanfootprint


Nuxel antwortete am 13.12.02 (15:49):

..wenn mans recht überdenkt,haben wir schon gar keinen "Fussabdruck" mehr......
denkt Nuxel