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THEMA:   Ebbe und Flut - auch auf der Rückseite?

 5 Antwort(en).

KlausKlaus begann die Diskussion am 03.09.02 (10:45) mit folgendem Beitrag:

Hallo Miteinander,

ich habe gelernt, die Gezeiten entstehen durch die Anziehungskraft des Mondes und dies
so verstanden, daß der Mond durch seine Anziehungskraft einen "Wasserberg", die Flut
entstehen läßt.

Wieso herrscht aber auch Flut auf der mondabgewandten Seite der Erde - also auf der
"Rückseite", wo doch gar keine Anziehungskraft des Mondes wirkt?

Gruß Klaus


Angelika antwortete am 03.09.02 (16:00):

Hallo Klaus - um es nicht lange formulieren zu müssen, hab ichs mal rausgesucht:

Ebbe und Flut haben etwas mit der Anziehungskraft des Mondes auf die Erde zu tun.

Wir wissen natürlich, daß sich der Mond um die Erde dreht. Aber da fängt es ja schon an ! Das stimmt ja gar nicht so.

Erde und Mond haben einen gemeinsamen Schwerpunkt, um den sich beide Körper drehen.

Dieser Schwerpunkt liegt zwischen Erdmittelpunkt und Erdoberfläche, genauer gesagt etwa 1700 km unter der Erdoberfläche.

Diese Rotation um den gemeinsamen Schwerpunkt des Erde-Mond-Systems ruft eine Zentrifugalkraft auf der Erde und natürlich auch auf dem Mond hervor. Nur so bleiben beide Himmelskörper ständig auf Distanz. Sie ist an allen Punkten der Erde gleich groß im Unterschied zur Mondanziehungskraft , die abhängig von der Entfernung des Mondes ist. Sie ist auf dem Punkt am größten, der dem Mond genau gegenüberliegt und auf dem gegenüberliegenden Punkt der Erde am geringsten. Im Erdmittelpunkt ist sie genau identisch mit der Zentrifugalkraft.

Die Differenz zwischen beiden ist die gezeitenerzeugende Kraft , die es vermag, das Meerwasser anzuheben oder zu senken. Wie ein Ellipsoid ist dieses Kräftefeld um die Erde angelegt.

Dadurch daß sich die Erde einmal in 24 Stunden um die eigene Achse dreht, liegt mein Standort -z.B. an der Küste der Normandie - einmal am Tag direkt dem Mond gegenüber bzw. ist einmal am Tage dem Mond direkt entgegengesetzt. Das heißt zweimal am Tag wird das Wasser angehoben (Flut) und zweimal haben wir niedrigen Wasserstand (Ebbe)

Jetzt könnte man schnell ausrechnen, daß also genau nach jeweils 6 Stunden der Wechsel zwischen den Gezeiten stattfindet. Da übersieht man aber, daß der Mond inzwischen auch weiter auf seiner Umlaufbahn um die Erde wandert. Insgesamt braucht er 29.5 Tage, um die Erde einmal zu umrunden. Deshalb findet der Gezeitenwechsel aller 6 Stunden und 12,5 Minuten statt.

Jetzt kommt noch die Sonne ins Spiel. Die Sonne hat natürlich auch Gravitationskräfte. Die Erde dreht sich auch um die Sonne, bzw. beide drehen sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt, so daß auch hier zusätzliche Zentrifugalkräfte auftreten. Weil die Sonne so weit weg liegt, ist die gezeitenerzeugende Kraft allerdings wesentlich geringer als die des Mondes.

Die vier exponierten Stellungen des Mondes hinsichtlich Sonne und Erde sind ja bekanntlich Neumond, 1.Viertel, Vollmond und 3. Viertel.
Während sich bei Neu- und Vollmond zur Anziehungskraft des Mondes noch die der Sonne addiert, ist bei den Halbmondstellungen die Sonnengravitation viel geringer. Analog wirken natürlich die Zentrifugalkräfte.

Sicher gibts noch jemanden , der das kompetenter erklären kann.


WANDA antwortete am 03.09.02 (17:30):

Für mich hast Du das sehr anschaulich und gut erklärt, danke


Hans-Jürgen antwortete am 03.09.02 (19:29):

Der Flutberg auf der mondabgewandten Seite kommt dadurch zustande, daß dort die Fliehkraft die Anziehungskraft des Mondes überwiegt.

Hans-Jürgen
capsi.hu@t-online.de


KlausKlaus antwortete am 04.09.02 (18:53):

Hallo Angelika,

ich kann nur sagen WOW !

Danke für deine außergewöhnlich kompetente und exakte Erklärung.

Wenn es dafür einen Preis hier im Forum gäbe, würde ich Dich vorschlagen.


Gruß Klaus


e k o antwortete am 17.09.02 (11:42):

Kompliment an Angelika auch von mir !