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THEMA:   Wer bezahlt den Wiederaufbau Iraks?

 14 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 25.03.03 (22:03) mit folgendem Beitrag:

Unsere Regierung gefällt mir immer besser.

Spiegel-online berichtet:

>>"Wer zerstört, bezahlt auch den Wiederaufbau"

Das Ende der Jahrzehnte alten "Scheckbuch-Diplomatie" Deutschlands scheint besiegelt: Den Wiederaufbau des Irak, machte die Bundesregierung den USA deutlich, soll derjenige bezahlen, der das Land zerstört hat.

"Wer zerstört hat, trägt auch die Hauptlast der Finanzierung des Wiederaufbaus", sagte Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Die Ankündigung bedeutet einen radikalen Bruch mit der "Scheckbuch-Diplomatie", die seit dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Sicherheitspolitik prägte: massive finanzielle Beteiligung an Kriegen und ihren Folgen statt militärischen Engagements<<

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,242055,00.html

Selbstverständlich muss den Menschen, die durch den Krieg in äußerste Not geraten sind, sofort geholfen werden. Dass wir uns jedoch weigern, die Finanzierung der Kosten für den Wiederaufbau der von den USA und GB zerbombten Infrastruktur zu übernehmen, finde ich beachtlich.

Mir gefällt unsere Regierung. Sie zeigt ein weiteres Mal Rückgrat.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,242055,00.html


mechtild antwortete am 25.03.03 (22:21):

@ Barbara
Richtig ist das schon. Aber es wird nicht machbar sein, denn Bush wird nicht aufbauen und sein Nachfolger wird nicht in der Lage sein, da Amerika verschuldet ist. Gut finde ich die Einstellung, dass wir uns nicht freikaufen, weil wir in diesen Krieg nicht mitgemacht haben. Aber Wideraufbau leisten werden wir aus humanitären und aus politischen Gründen müssen. Die Araber sind unsere Nachbarn und wir brauchen eine gute Beziehung zu unseren Nachbarn.


KlausD antwortete am 26.03.03 (08:07):

Wir haben mit dem Krieg nichts gemeinsam!
Also sollen die USA bezahlen!!

Ami go home!


Karl antwortete am 26.03.03 (08:16):

Nur ein Bruchteil der Gelder, die für den Krieg ausgegeben werden, sind für den Wideraufbau reserviert. Im Vorfeld hatte Bush schon festgestellt, dass der Irak ein reiches Land sei und in der Lage sein sollte, über Petrodollars seinen Wiederaufbau selbst zu finanzieren.

Übrigens wird die Amerikaner dieser Krieg auch ein Vielfaches ihres Beitrags zur globalen Entwicklungshilfe kosten. Es geht nicht um Hilfe, dieser Krieg ist kein "humaner Akt" (Rumsfeld), sondern ein barbarischer Raubzug wie im Mittelalter. "Dank" Hochtechnologie sterben nur mehr Menschen.

Ein B-2 Bomber kann 16 2-Tonnenbomben abwerfen. Diese treffen ihre Ziele (wenn alles klappt und das GPS-System nicht gestört wird) zwar relativ genau, aber jeder in einem Umkreis von 120 Metern wird getötet. Tode kann es innerhalb eines Durchmessers von 730 m durch herumfliegende Splitter geben, Verletzte gibt es in einem Umkreis mit 2 km Durchmesser.

Diese Bomben werden zur Zeit auf eine 4 Millionenstadt abgeworfen.

Gestern war eine Karikatur in der badischen Zeitung, die die bittere Wahrheit enthält: Ein Einwohner Bagdads deutet auf herbeifliegende Bomben und Raketen und ruft "Achtung, die Befreier kommen".

Ich kann nicht anders, ich balle meine Fäuste, wenn ich Rumsfeld oder Bush, diese freilaufenden Schlächter mit Massenvernichtungswaffen in ihren Händen, im Fernsehen sehe und schreie schon einmal meine Wut heraus. Aber wie hilflos ist das.

Ein Volk wird niedergemetzelt, danach werden die überlebenden Kinder mit "Schokoladensuppe" geblendet. Die Toten, sie werden "nachher" stumm sein und sich nicht beschweren.

Kriege gibt es nur deshalb noch, weil die Gefallenen (welch verharmlosendes Wort!) nicht mehr reden können und die Überlebenden so furchtbar schnell vergessen wollen.


schorsch antwortete am 26.03.03 (09:21):

Im Moment ist Bush gerade daran, sich im Ausland Gelder zu beschaffen. Er fordert Banken, die nach seiner Meinung nach Saddam-Flucht-Gelder haben könnten, unmissverständlich auf, ihm diese auszuhändigen - offiziell um damit den Wiederaufbau Iraks finanzieren zu können. Das ist aber nur ein Vorwand. Denn im Moment bringt er dem amerikanischen Volk mittels Salamitaktik bei, dass da noch hunderte von Milliarden Dollars für den Krieg selber locker gemacht werden müssen. Die Banken täten also gut daran, mit dem Aushändigen der Fluchtgelder bis nach dem Krieg zuzuwarten und sie dann einer neutralen Instanz zu übergeben - nicht Mr. Dabbelju - denn dieser würde sie nur in Raketen und Bomben stecken!


KlausD antwortete am 26.03.03 (10:48):

Die Vereinten Nationen und die Nato sind nach Ansicht des einflussreichen amerikanischen Regierungsberaters Richard Perle nicht mehr in der Lage, für die Sicherheit im 21. Jahrhundert zu sorgen. Wenn der Irak-Krieg vorbei sei, müsse darüber gesprochen werden, "wie die westlichen Demokratien künftig ihre kollektive Sicherheit gewährleisten wollen", sagte er in einem Interview der Berliner Zeitung.

AMI GO HOME


Ullika antwortete am 26.03.03 (11:28):

Bush - ich möchte nicht "die Amerikaner" sagen - hat das Wort Wiederaufbau ganz sicher nicht in seinem Repertoire und wird wie immer nur verbrannte Erde zurücklassen. Ich sehe mir jede Nacht in ohnmächtiger Wut die verschiedenen Berichte bei Phoenix, Arte und n-tv an. Ich hoffe nur, dass der weltweite Widerstand bei einem länger andauernden Krieg nicht nachlässt, denn die nächste Wahl in den USA ist ja nicht mehr weit hin.


Simba antwortete am 26.03.03 (16:48):

Angeblich soll es Rumsfeld und Co. ja egal sein, ob Bush die nächste Präsidentenwahl gewinnt oder nicht - Marionetten kann man ja austauschen.


Karl antwortete am 26.03.03 (17:07):

@ Ullika,


ich kann Dich sehr gut verstehen, Verzweiflung erzeugt Hass. Ich habe diese Gefühle glücklicherweise bisher kaum gekannt, aber ich kann mich inzwischen kaum noch dagegen wehren. Wenn ich die dümmlich hirngewaschenen Interviews der "netten GIs" höre, die soeben einmal 400 irakische Familienväter oder Söhne ausgelöscht haben, kommt eine unbändige Wut in mir hoch. Sie "machen nur ihre Arbeit"????

Bush und Blair würde ich am liebsten mit bloßen Fäusten traktieren. Das sind archaische Instinkte, die ich sicherlich nicht umsetze; aber man kann sehen, was diese Herren in der Welt freisetzen. Sie werden diese Welt nicht sicherer und friedlicher machen.

Bush und Blair gehören vor den internationalen Gerichtshof!


KlausD antwortete am 26.03.03 (18:03):

Nun liegt es an uns,Schröder den Rücken zu stärken.

Dieser Unsinn darf sich nicht wiederholen.
Eine starke EU muß da eingreifen.


Ullika antwortete am 26.03.03 (19:58):

Das Ekelhafteste zu Beginn des Krieges habe ich von einem amerikanischen Major(?) gehört: "Die Jungs freuen sich, jetzt endlich loslegen zu können und das Warten ein Ende hat". Bei diesen Sprüchen kann man doch nur seine gute Erziehung vergessen.
Schröder hat meine volle Unterstützung, und das hat die SPD zum ersten Mal in meinem Leben. Was auch alles an Einbußen auf mich zukommen wird, ich ertrage es lieber als diesen Krieg. Und ich werde es bis zur nächsten Wahl nicht vergessen.


schorsch antwortete am 27.03.03 (09:18):

Ergo: Dank Bushs Hass auf Schröder beginnen diesen nun sogar seine Feinde zu lieben!


Wolfgang antwortete am 27.03.03 (10:57):

Der Wiederaufbau des Irak wird von den Irakis selbst bezahlt werden, genauer gesagt, sie werden mit ihrem Öl dafür bezahlen. So sind die Pläne der BUSH-Krieger. Ein Riesengeschäft wird das werden. Der New Yorker "Think Tank" Council on Foreign Relations (CFR) geht von einem Volumen von jährlich (!) 2,5 Mrd. US$ aus.

Die Leichen verfaulen gerade, da sind die Geier schon auf dem Plan... Gerade wird von der U.S. Agency for International Development (USAID) die erste Tranche von Aufträgen vergeben (rund 900 Millionen US$ wert). Es sollen sechs (ausschliesslich US-)Unternehmen berücksichtigt werden. Besonders gute Karten hat die BECHTEL Corp. ... Die hat damals BUSH's republikanischer Garde jede Menge Geld für den Wahlkampf zugesteckt. Ausserdem ist der BUSH-Clan repräsentiert in deren Geschäftsführung: Der unter BUSH-Sen. amtierende Aussenminister GEORGE SHULTZ hält dort die Stellung. Anfang des Jahres hat BUSH-Jun. RILEY P. BECHTEL - Chairman und CEO - in seine Administration geholt - als Mitglied im President's Export Council, das Gremium, das über die Verteilung der Beute beratschlagt.

Dann muss man noch wissen, dass die BECHTEL Corp. in den 80er und 90er Jahren mit Rüstungsaufträgen dabei war, als SADDAM HUSSEIN für den Krieg gegen Iran und gegen das eigene Volk fit gemacht wurde.

So schliesst sich der Kreis: Die Geier - nicht nur die BECHTEL Corp. und der BUSH-Clan - fressen sich dick und rund... Vor dem Krieg und während des Krieges und nach dem Krieg... Wundert es jemanden, dass sie den Krieg so mögen?


Barbara antwortete am 27.03.03 (23:30):

Das gehört wohl zu einer Kriegsführung aus wirtschaftlichen Interessen dazu. Mir kommt es so vor, als habe dieses Bush-Amerika sich tatsächlich schon die Welt unter den Nagel gerissen.

Die Süddeutsche schreibt dazu:

>>US-Konzerne laben sich schon am Irak

„Made in Germany“ hat im Irak zwar einen guten Ruf. Doch die ersten Aufträge für den Wiederaufbau des Landes gehen ausschließlich an regierungsnahe US-Firmen.

Es ist noch keinen Monat her, dass Michael Stötzel zum letzten Mal im Irak war. Kurz vor Kriegsbeginn bemühte sich der Manager von der German Water and Energy (GWE) um einen Auftrag zum Neubau von Trinkwasserbrunnen. Aber seit die Bomben fallen, hat er keine Hoffnung mehr, dass die GWE-Gruppe im Irak nochmals zum
Zuge kommen könnte. Auch nicht, wenn der Krieg einmal vorbei ist. „Wenn
beim Wiederaufbau alles in den Händen der Amerikaner bleibt, sind unsere Chancen gleich null“, sagt Stölzel. „Da machen wir uns keine Illusionen.“

Ex-Firma des Vizepräsidenten

Die jüngste Entwicklung scheint Stölzel denn auch Recht zu geben. Am Dienstagabend teilte das amerikanische Verteidigungsministerium mit, dass eine Tochter des US-Konzerns Halliburton vom US-Militär den Auftrag erhalten habe, brennende Ölquellen im Südirak zu löschen. Pikant daran: US-Vizepräsident Dick Cheney leitete den Dienstleister für die Ölindustrie von 1995 bis zum Jahr 2000.

Über das Volumen des Auftrags wurde zwar nichts bekannt. Experten schätzen allerdings, dass die beteiligten Unternehmen zwischen 40.000 und 50.000 Dollar am Tag erhalten, wie die Washington Post berichtet. Nach Angaben der US-Nachrichtenagentur Bloomberg hat Präsident George Bush den Kongress um die Freigabe von 489,3 Millionen Dollar gebeten. Der Betrag soll auschließlich für die Löschung der Brände und Notmaßnahmen zur Wiederherstellung der Öl-Infrastruktur dienen.<<

https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wirtschaft/aktuell/64299&datei=index.php

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wirtschaft/aktuell/64299&datei=index.php


schorsch antwortete am 28.03.03 (10:06):

Schadensverminderung für die Iraker? Nein, Gesundstossung für die notleidende amerikanische Industrie. Denn dieser Krieg wird den wirtschaftlichen Aufschwung in Amerika in die Wege leiten.

Merke: Der Kuchen war schon aufgeteilt, bevor eine einzige Bombe gefallen war!

Ein hämisches Grinsen kann ich mir nicht verwehren: Tony Blair kriegt dann doch die Brosamen ab, die Bush vom Tische fallen!