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THEMA:   "Drohkulisse"

 2 Antwort(en).

Antonius begann die Diskussion am 21.03.03 (21:45) mit folgendem Beitrag:

Eine Sprachüberlegung zur Diskussion gestesllt:

Das Wort "Drohkulisse" werde ich in den nächsten Monaten als "Unwort" bei der jährlichen Vergabe der Unwörter des Jahres vorschlagen.
"Drohkulisse" ist ein Lügen-Wort. Gegen die im Wahlkampf 2002 gegen Schröders erklärte und durchgehaltene Friedenspolitik hätte man es ja noch als politische Übung, als Argument, als Schutzbehauptung akzeptieren können. Mir kam es jedoch von vornherein als böse Ausrede, als verbaler Angriff vor. Und es hat sich bewahrheitet: Eine schein-christlich-undemokratische Union (mit drei zu lobenden Abweichlern) hat sich "voll und ganz" hinter Bushs Kriegspläne gestellt - mit "allen Konsequenzen". Das zeigt für die demokratischen Schwindler: Es war nicht ein taktisch übliches Vorgehen, sondern es war intendiertes Verhalten, einen von US-Machthabern vom Zaun gebrochenen Krieg ohne Wenn und Aber mitzumachen, zumindest ihn geistig-moralisch zu lizensieren (oder gar: Bundeswehrkräfte in den Golf zu schicken, wo für unsere Soldaten das strikte GG-Gebot der "Verteidigung" gilt!) - also eben keine argumentative Drohgebärde, die eine Einschüchterung bewirken sollte. Diese lügnerische Ausrede wird immer noch von der "ganz Rechten der allerungerechtesten Seite" im Munde geführt, obwohl durch das zustimmende Verhalten die absolute Unterwerfung unter die Drohgebärden und den Kriegswillen der US-Amerikaner praktiziert wurde - sofortig und nachhaltig, nachdem Bush seine einzige und lange verheimlichte, "wahre", aber nicht wahrhaftige Absicht erklärte, jegliche Diplomatie seitens der UNO (mit ihrer Verpflichtung auf das Völkerrecht) außer Kraft zu setzen.
Faktisch ein Alleingang eines Gewaltsystems - mit Kriegern aus GB und Spanien.
Das Wort Drohkulisse ist bisher nicht im Duden vertreten; es ist analog der Drohgebärde gebildet; es ist eine - oberflächlich gesehen - im Dialog ziemlich effektvolle Benennung, rechtmäßiges und friedvolles Verhalten mit einer Unterstellung, einer Drohung zu begegnen. Friedfertige unter Druck zu setzen. Die eigenen Absichten verheimlichen.
In jedem proklamierten Hinweis seitens dieser "rechten" Sprachkampf- und Kriegs-Politiker blieb ungeklärt, ob das Irak-Regime bedroht, es gedemütigt oder eingeschüchtert werden sollte. - Nein, es sollte real nur mit Krieg überzogen werden, nach einer kleinen, verzögernden Schamfrist. Krieg als normales Ende der Demokratie und des Friedens.
Was wollten Christen-Politiker also mit ihrer so offenherzig aufgebauten Drohkulisse...? Den Blick auf ihre Absichten verhindern, verhüllen.
Das Unwort war nur eine zeitlich begrenzte Schein-Argumentation von aktionsbereiten Kriegern, die ihre wahren Absichten und ihr Vorhaben (Unterordnung unter das Kriegsgebaren und Bedienung der Kriegsabsichten der US-Militärs) verhüllen wollten. Der vorgeschobene, als Drohwort benutzte Begriff "Drohkulisse" ist eine miese Sprachgeste, ein Stück Sprachgewalt, eine euphemistische Verhüllung der im Hinterhalt versteckten Absichten: Demokraten, die sich nicht schämen, mit psychologischer Kriegsführung zu operieren, um ihre Absichten zu verbergen - und Friedenswillige und aufs Völkerrecht Verpflichtete anzugreifen.
Die Drohkulisse ist eingefallen - und hat den wahren Hintergrund freigegeben: Krieg als normales Mittel des kapitalistischen Weltmarkts (materiell und begrifflich global).


bernhard antwortete am 21.03.03 (21:53):

Ich stimme Dir zu, die "Drohkulisse" war von Anfang an "Kriegsvorbereitung". Es bestand niemals die Absicht nur zu drohen. Nur die Doofen glauben noch heute an die "Drohkulisse". Die Lügner und Heuchler (wie Frau Merkel) behaupten es noch immer (obwohl sie es selbst garantiert besser wissen), weil es soviele Doofe gibt.


schorsch antwortete am 22.03.03 (18:06):

Die Drohkulisse wurde auch aufgebaut, damit Bush & Co. nach angemessener Zeit mit dem Finger auf Saddam zeigen und sagen konnten: "Seht her, wir haben ihm mit unendlicher Geduld übermässig viele Chancen gegeben. Er hat sie nicht genutzt. Es blieb uns keine andere Wahl, als ihn mit unseren Bomben und Raketen zur Räson zu bringen!"