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THEMA: Zynismus - Paradoxon - Wirklichkeit
13 Antwort(en).
Rachel
begann die Diskussion am 21.03.03 (08:19) mit folgendem Beitrag:
Menschen, noch vor ein paar Tagen, hoben die Fäuste aus Wut über den US-Feldzug zum Himmel, heute drücken sie die Daumen, damit dieser Feldzug schnell und ohne große Opfer beendet wird. Wäre der Anschlag im Morgengrauen geglückt, Saddam tot, die Regierung enthauptet, oh wie würde Bush triumphieren. Der Irak könnte auf friedlichen Wandel hoffen, die Staatenwelt ihre Zerwürfnisse begraben. Aber wer denkt schon soweit, dass selbst der beste Geheimdienst versagt, sich die Zähne an Saddam ausbeißt. Und auch die präsisiertesten Waffen vollbringen keine Wunder. Die Situation ist bitterer als zuvor. Kompromisslosigkeit, die Kluft wird tiefer. Hunderttausende protestieren auf den Straßen, vor allem viele junge Leute. Sie laufen in Levis-Jeans und Cola-Dosen und bäumen sich unbewusst so auf ihre eigene Art auf. Muss man Staaten mit Waffengewalt zum Glück zwingen? Eigenmächtig und ohne Rücksichtnahme prescht der Bush vorwärts. Er maßt sich das Recht des Stärkeren an. Das macht auch für die Zukunft zu Recht Angst... Einfach so wird von wenigen Opfern bisher gesprochen. Ist nicht jedes einzelne Menschenleben ein Opfer zuviel? Und grün flimmert der Bildschirm, gelbe Lichtpunkte, die keine Glühwürmchen sind, flackern nieder...War grün nicht immer die Farbe der Hoffnung??? Heute ist der Tag des Baumes. Jeder, der kann, sollte einen Baum der Hoffnung pflanzen...
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rolf
antwortete am 21.03.03 (09:27):
Hat der Geheimdienst wirklich versagt? Oder hat er nur in alter Manier den Startschuß für den Angriff gegeben, bevor doch noch eine - wenn auch unwahrscheinliche - Wende zur friedlichen Lösung kommt?
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schorsch
antwortete am 21.03.03 (10:04):
Wie immer es auch sei - im Moment können wir nur noch hoffen, dass Saddam und seine Getreuen möglichst schnell eliminiert werden - auf dass es möglichst wenige Opfer unter der Bevölkerung gibt.
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mulde
antwortete am 21.03.03 (11:24):
Paradoxon? Oder Wirklichkeit?
Mir kommt der Verdacht das der Einsatz der UN Inspekteure für die USA. Genau nach Plan verlaufen ist. Der Krieg ist ja von langer Hand vorbereitet worden. Den Einsatz der Waffenkontrolleure war geschickter Schachzug der USA. Es ging eigentlich gar nicht um Erfüllung der UN Resolutionen, sonder mehr diese, Inspektionen zu nutzen den Gegner im Vorfeld des sowieso geplanten Krieges Entscheidend zu schwächen. Somit währen die UN Inspektoren eine versteckte Waffe, die ungehindert im gegnerischen Umfeld, Waffen unbrauchbar macht. Nachdem nun alle Faktoren stimmig waren – Wetter - Aufmarsch- kaum Widerstand zu erwarten ist, konnte man seine Hochtechnik zum Einsatz bringen, ohne das große Verluste zu erwarten währen. Auch liegt der Schluss nahe, um die Weltöffentlichkeit zu täuschen, werden mit Sicherheit einige der gesuchten Waffensysteme gefunden werden und auch präsentiert werden. Man doch in eigenen Arsenalen genug davon – und man wird sie rechtzeitig herbeischaffen.
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Ursula J.
antwortete am 21.03.03 (14:20):
@mulde,
kann mich dem nur anschließen. Sehe es genau so.
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Wolfgang
antwortete am 21.03.03 (14:42):
Mich wundert's, Schorsch, wie schnell Du die Propaganda der BUSH-Krieger nachbetest... SADDAM möglichst schnell 'eliminieren' (was ein schönes Wort fürs Umbringen)... 'Möglichst wenige' Opfer (was eine schöne Bezeichnung für massenhaft Tote)...
Man braucht nicht lange suchen, wo diese Versatzstücke der Kriegsrethorik her stammen: In fast jeder Kriegsrede des GEORGE W. BUSH findest Du diese Floskeln.
Jetzt fehlt ja noch etwas: Dass nun, nach dem 'unabwendbaren' Krieg und den (leider, leider vielen) 'Kollateralschäden' nach vorne geblickt werden müsse... Dass aufgebaut werden müsse (was zuvor widerrechtlich und brutal zerstört wurde)... Dass jetzt der Tag der 'Freiheit' anbreche für das arme, geschundene irakische Volk (das man selbst erst in diesen Zustand gebracht hat).
Was mich fast noch mehr schockt als die Bilder des Krieges, ist der offensichtliche Erfolg der Marketingkampagnen der BUSH-Krieger.
Denn nicht 'enduring freedom' (immerwährende Freiheit) ist das Ziel der Imperatoren, sondern 'enduring war'... Dieser Krieg ist nicht in ein paar Tagen zu Ende. Dieser Krieg wird immer weiter gehen; Frieden und Freiheit werden für lange Zeit eine Utopie bleiben... Mindestens so lange, wie das imperium americanum wächst und gedeiht... So lange, wie immer noch (oder schon wieder?) allzu viele Menschen die Mantras der Imperatoren nachbeten.
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mechtild
antwortete am 21.03.03 (15:38):
Mir erscheint der Krieg und seine Folgen, wie eine makabre ABM-Maßnahme. Jeder hofft, dass er bald vorbei ist und freut sich darauf beim Aufbauen zu helfen. Dann sind die Menschen beschäftig und kommen nicht auf dumme Gedanken. Schröder hat schon gesagt, dass wir Deutschen beim Aufbau helfen. Kinder lernen auch so. Sie bauen etwas, machen es kaputt und bauen es wieder auf, meist schöner und besser. Produktiv ist diese Form zu wirtschaften nicht. Machen aber viele so. Der Mensch ist beschäftigt und hat keine Zeit zu denken.
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Karl
antwortete am 21.03.03 (17:23):
Ich bin erschüttert wie leicht die Worte "abmurksen", "eliminieren" den Menschen plötzlich über die Lippen kommen. Die Dämme brechen. Zurück in die Zukunft?
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schorsch
antwortete am 21.03.03 (18:00):
Lieber Wolfgang. Wäre es gelungen, den "Führer" damals zu "eliminieren", wäre der Krieg innert wenigen weiteren Wochen zu Ende gewesen, und es hätte ein paar Millionen weniger Tote gegeben. In diesem Sinne meine ich das mit dem "schnellen Eliminieren von Saddam Hussein". Man hat es auch in Aphghanistan gesehen: Hätten die Amerikaner Bin Laden schon in den ersten Kriegstagen "eliminieren" können....... Eliminieren heisst für mich "unschädlich machen". Das braucht nicht mal mit dem Tode zu enden!
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Ursula J.
antwortete am 21.03.03 (19:01):
schorch bist du sicher, dass G.W. Bush Bin Laden wirklich "eliminieren" wollten? Ich glaube auch nicht, dass es ihnen darum geht Hussein zu "eleminieren". Allerdings ist es für ihr weiteres Vorgehen notwendig, was bei Bin Laden nicht erforderlich war.
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Claudine
antwortete am 22.03.03 (12:00):
Ich bin einfach nur sprachlos und entsetzt und kann mich aus dem schaurigen Geschehen der Weltgeschichte nicht entfernen. Ich muß mir immer vorstellen, unter diesen schrecklichen Bedingungen in der Wüste zu kämpfen, Nachschub an allem zu organisieren, dazu Flüchtlinge ohne Wasser , Nahrungsmittel und sanitäre Anlagen,--und ein vollkommen unbekannter Ausgang dieses ganzen Bush- Fanatismus- Wahnsinns. Hoffentlich gerät jetzt die Welt nicht noch ganz aus der Fugen. Die Türkei geht schon im Schatten der USA eigene Wege,--- alles das sind Unwägbarkeiten. Mir kommt es so vor, als hätte die amerikanische Administration sich nur den klinisch sauberen, schnellen und unschlagbaren Sieg vorgestellt. Wer weiß , wie und wo das endet. Aber schön , zu sehen, wie viele sich hier doch kritisch zu den Ereignissen äußern. Beste Grüße Claudine
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Karin
antwortete am 22.03.03 (14:29):
wir haben ja sehr nachdenkliche, sorgenvolle Zeiten . Alles in heller Aufregung! Die Menschen reagieren beim Morden natürlich, auch ängstlich. Wenn es Schule macht , kann es uns ja auch erwischen!!!!! Wir sollten das Töten tabuisieren!!!!All die Milosevic, Bush, Blairs, Saddam Hussein müssen vor ein internationales Tribunal und anschliessend isoliert werden. Sie lassen töten sind abgehoben von der Realität, leben in einer Scheinwelt, Bush (heute eine Information im Fernsehen)schaut selbst kein Fernsehen, diese hässlichen Bilder muss er nicht sehen. Ich finde sehr wichtig, dass ich nicht in eine negative Emotion hineinrutsche. Wäre endlich mal nötig unsere grausame Innenwelt in den Griff zu bekommen!!!! Die Lust am aggressiven Tun!!!! Wir reagieren empört, wenn das Töten auch ohne Not geschieht. Brücken bauen , wäre die Lösung, nicht war.
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Barbara
antwortete am 23.03.03 (09:56):
Claudine,
>>Ich muß mir immer vorstellen, unter diesen schrecklichen Bedingungen in der Wüste zu kämpfen<<
...besonders wenn die gefürchtetsten Angriffe aus dem eigenen Lager kommen. Trotz modernster Technik hat sich offenbar in diesem Punkt nichts gegenüber 1991 geändert.
>>Seit Sonntagmorgen wird ein Flugzeug der britischen Luftwaffe vermisst. Es soll von einer amerikanischen Patriot-Rakete getroffen worden sein.<<
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241763,00.html
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241763,00.html
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Barbara
antwortete am 23.03.03 (10:04):
Fortsetzung....
>>Drama im Wüstenzelt: Bei einem Attentat in einem US-Militärcamp in Nordkuweit ist ein US-Soldat ums Leben gekommen, weitere 12 wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Die Täter, einer von ihnen ist offenbar selbst ein US-Soldat, warfen Handgranaten in die Unterkunft des Lagerkommandeurs.<<
Wenn das Töten nur noch high-tech-mäßig erfolgt, müssen scharf gemachte Soldaten ihre Aggressionen wohl anders abbauen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241755,00.html
Wie viele Soldaten hatten nach ihrer Rückkehr nach dem Afghanistan-Krieg noch ihre Frauen umgebracht?
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241755,00.html
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