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THEMA:   Diskriminierung im Alter

 11 Antwort(en).

Trudi begann die Diskussion am 09.06.01 (22:22) mit folgendem Beitrag:

Am 21.11.2001 plant die auf den unten genannten Seiten genannte Initiative einen "Bundesweiten Beschwerdetag gegen Altersdiskriminierung." Eigentlich traurig, dass so etwas nötig zu sein scheint.
Ich habe heute morgen im Radio einen Beitrag dazu gehört und gerade einmal nachgesehen, ob ich zu diesem Thema etwas finde. Die Seiten scheinen recht umfangreich. Vielleicht schaut Ihr einmal in diese Seiten. Eine Bewertung kann ich noch nicht abgeben, da ich mich noch nicht ausreichend damit beschäftigt habe. Aber ich meine, das Thema gaht uns wohl alle an, so dass man durchaus einmal einen Blick darauf werfen sollte. Vielleicht lohnt es sich ja.

(Internet-Tipp: https://www.altersdiskriminierung.de/)


Georg Segessenmann antwortete am 12.06.01 (10:11):

Beschwerdetag ist O.K., liebe Trudi. Aber wichtiger ist, sich auch als Senior noch nicht einfach alles gefallen zu lassen. Wer fähig ist, auf die Strasse zu gehen und sich für einen Beschwerdetag zu begeistern, der/die ist auch noch fähig, sich als Einzelne(r) für seine berechtigten Anliegen zu wehren. Wie fängt man an? In der eigenen Familie. Wer sich schon in jüngeren Jahren von seinen Kindern und anderen Verwandten "bevormunden" lässt, kann nicht erwarten, dass man ihm/ihr später noch die gebührende Achtung entgegenbringt. Drum: Wehret den Anfängen, gebt das Steuerrad nicht leichtfertig aus den Händen - wir kommen noch früh genug unter die Räder!

Schorsch


C.B. antwortete am 12.06.01 (10:53):

Diesen Link über Altersdiskriminierung finde ich sehr hilfreich!
Ich könnte eine ganze Reihe von Beispielen für diesen Tatbestand liefern. Habe auch einen Aufsatz zum Thema veröffentlicht in ZfJ schon 1996.
Es ist evident , daß alte Menschen für viele Jüngere als lästig, langweilig und uninteressant gelten. Sie stehen ja nicht mehr im Leben und können also auch nicht mehr auf gleicher Ebene mitreden.Lebenserfahrungen sind nicht mehr gefragt ,--auch dafür könnte ich einen schönen Artikel zitieren. Die einschlägigen Ehrenämter werden an ausgediente Vereins-oder Parteimitglieder vergeben. Auch dafür habe ich beispiele zur Hand.Es sieht nicht besonders lustig aus für uns ältere .
Insofern sind die Initiativen zwar lobenswert,-- ich fürchte allerdings, daß dem Übel damit nicht beizukommen ist. Wenn es nicht eine grundlegende Diskussion in Schulen, Parteien und Erwachsenenbildungseinrichtungen geben wird, werden wir keine änderung erfahren.
Über " Alte" wird bei gegebenem Anlass gesprochen wie über Kinder: man macht Vorschläge, wie sie zu beschäftigen, unterzubringen und zu verwalten sind! Katastrophal!
Grüße
Claudine


Trudi antwortete am 12.06.01 (23:29):

Ich bin ganz Eurer Meinung, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so ein Beschwerdetag allein wirklich einen Nutzen haben soll. Wir können nur der Diskriminierung entgegen wirken, wenn wir schon frühzeitig versucht haben, bereits unseren Kindern zu vermitteln, wie wichtig es ist, die "Alten" ernst zu nehmen, zu respektieren und auch ihre - durch das zunehmende Alter - möglicherweise auftretenden Schwächen, "Macken" zu akzeptieren.
Es ist ja genau das, was mich an dieser Initiative stört. Da gibt es einen "Beschwerdetag gegen Altersdiskriminierung", EINEN Tag von 365 Tagen im Jahr, was ist mit den anderen 364?
Dass es diese Diskriminierung überhaupt gibt, das ist der Ansatzpunkt, über den sich lohnen sollte nachzudenken.


C.B. antwortete am 13.06.01 (12:35):

Hallo alle zusammen,
ich weiß überhaupt nicht, ob es reicht, UNSEREN Kindern etwas zu vermitteln.Sie tun am Ende , was sie wollen,-- und gewissermaßen haben wir das ja auch getan.
Nein, es ist an uns, unseren Lebenshorizont auf eine Ebene zu hieven, bei der wir UNS im Blick haben. Der Blick auf die Jüngeren wird zwar immer schärfer, je weiter wir im Alter vorrücken. Es bleibt aber an uns, eine Lebensgestaltung anzupeilen, bei der wir unabhängig werden von den Jüngeren. Je älter wir werden, desto häufiger schweift der Blick zurück; das ist natürlich. Wir haben mehr Zeit , mehr Muße und mehr Geduld als z.u Zeiten, in denen wir den stressigen Alltag bewältigen mußten. Was bleibt, ist die Notwendigkeit, auch und gerade jetzt noch eigene Lebenspanungen zu treffen, unsere eigenen Rechte zu vertreten,--- wobei die diversen Seniorenräte sicher nützlich sind, und die eigene Kraft so lange wie möglich zu eigenem Nutzen zu verwenden.
Am Ende aber bleibt auch die Einsicht: selbst das Siechtum und unsere Sterbenszeit können wir nur alleine vertreten. Das ist so, punkt.
Altern und Sterben müssen wir alle, und es können sich nur diejenigen helfen, die dazu bereit und willens sind. Solidarität ist gefragt und sonst nichts!
Grüße
Claudine


juergen schmidbauer antwortete am 14.06.01 (12:19):

Ich weiss nicht, das klingt alles ein wenig traurig.
Geht es Ihnen auch so?:
Da tritt man einem Menschen gegenüber, egal welchen Alters, dem man von vorneherein ansieht, auweh, mit dem ist nicht gut Kirschen essen.
Bei uns älteren kann es an vielem liegén, wenn man so wirkt auf andere, unter anderem, nicht selten, daran, dass wir ja schon fast alles erlebt haben, an Standard-Situationen, dass wir immer sofort eine Antwort oder einen Rat draufhaben.Das kann andere auch nerven, ich kann mich da noch an meinen Grossvater erinnern, der wusste bei jedem Problem schon fertigen Rat, störte mich, weil ich selbst noch nicht daraufgekommen war!

Nun kommen die Leuchtgestalten unter den Menschen;
wieder egal welchen Alters, die strahlen Zuhörbereitschaft aus, ohne sich mit ihrem Rat aufzudrängen.
Man fragt sie geren, denn diese haben meist einen Mundwinkel, der nicht abwärts führt, sondern locker wirkt, manchmal sogar nach oben geht.
Meist kombiniert mit leuchtenden, angenehmen Augen.

So möchte ich am liebsten sein, vielleicht liessen sich dann echte oder vermeintliche Diskriminierungen auch leichter ertragen?


Marianne Brand antwortete am 14.06.01 (16:32):

Hallo zusammen, es gibt Menschen die diskriminieren die Jugend und es gibt Menschen, die diskriminieren die
Alten. Warum gleich auf die Straße gehen. Ich habe oft den Eindruck Senioren wollen zu sehr im Vordergrund
stehen. Bisher habe ich noch jede Hilfe, egal wo, bekommen, freundlich und gern. Alt zu sein ist kein Vorrecht,
Ich liebe diese selbstbewußte Generation die jetzt heranwächst.


Petrone antwortete am 15.06.01 (09:25):

Richtig Marianne! Wer Hilfe braucht und andere darum bittet, der bekommt sie auch. Diese Erfahrung mache ich seit 26 Jahren. So lange gehe ich mit einer Behinderung um.
Es gibt aber auch Diskriminierung in der Form, dass man nicht für voll oder ganz knusper genommen wird. Das wurde auch bei mir schon probiert. Oha! Aber da weiß ich mich dann schon selbst zu wehren.
Nur von Protestaktionen, voom gemeinsamen auf-die-Strasse-gehen und so, da halte ich nichts:

Petrone


C.B. antwortete am 02.07.01 (16:48):

Hallo zusammen,
ja, das klingt traurig.
Tatsächlich ist Altwerden von mancherlei Unbilden gekennzeichnet. Allen voran die Tatsache, daß wir nicht immer mehr mit unseren Lebensplanungen mit den Jüngeren in Übereinstimmung sind. Diese haben wenig Zeit, sind mit ihrem Leben, Beruf, Familie, Freunden beschäftigt. So ging es uns, machen wir uns nichts vor, s.Zt. ja auch!
Es ist m.E. ein ziemlicher Lernprozeß erforderlich, um zu kapieren und zu akzeptieren, daß wir unser Leben gerade und neu wieder auf eigenen Füßen leben lernen müssen; daß wir den Jungen ihren Freiraum lassen, und nicht an ihren Fersen kleben, nicht ständig Erwartungen hegen , die nicht erfüllbar sind. Ich erlebe es oft in Gesprächen mit anderen Gleichaltrigen, wie sehr sie ihr Leben in Fixierung und Erwartung auf die Jüngeren richten, wie verbittert und enttäuscht sie sind, so allein zu sein.
Es erfordert sehr viel Tatkraft, Mut und Einsicht, sich dem eigenen Leben mit seinen Freiheiten, aber auch Einschränkungen zu stellen.Mein Buchtip hierzu: "Das Alter leben" von Helmut Walter WBV Verlag.
Na, sicher betriftt mein Beitrag gar nicht so sehr die hier Anwesenden! Wer es schon mal ins Netz geschafft hat, dem stehen viele Türen offen, um sein Leben mit interessanten Inhalten und Anregungen zu versehen.
Mit herzlichstem Gruß
Claudine


Georg Segessenmann antwortete am 03.07.01 (08:53):

Das Einzige das ich bedaure ist, dass ich aussen nicht mehr so ausshe, wie innen (;--))))

Schorsch


Erika Fischer antwortete am 08.07.01 (15:44):

Wir sind 94 Mieter in einer Seniorenwohnanlage mit eigenen Mietvertrag(kein betreutes Wohnen). Seit Jahren kämpfen wir gegen ungerechte Betriebskosten an. Die Hausverwaltung reagiert auf unsere Beschwerden überhaupt nicht. Wir suchten Hilfe bei: Mieterverein, Stadtverwaltung, Sozialamt, Versorgungsamt und Zeitungen.
Alles war vergebens - die Alten haben einfach das Maul zu halten.


Kurt Geuther antwortete am 28.07.01 (12:51):

Unter den Alten gibt es solche und solche. Gesunde, kranke, reiche, arme, glückliche, unglückliche usw. Attribute wie: Hilfsbedürftig, pflegebedürftig, behindert, einsam, krank gelten für alle Altersgruppen, wenngleich ältere stärker betroffen sind. Mit zunehmendem Alter nähert man sich dieser Gruppe an. Von Mißständen in Alten- und Pflegeheimen liest und hört man leider häufiger in Nachrichten und Zeitungen, dazu gesellen sich eigene negative Erlebnisse. Ich möchte daher an dieser Stelle auf die schleswig-holsteinische Volksinitiative "Pflege in schlechter Verfassung?" hinweisen, siehe auch www.scc-neumuenster.de auf der Seite "Magazin".

(Internet-Tipp: https://www.scc-neumuenster.de)