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THEMA:   PID und ß218

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MThrein begann die Diskussion am 06.06.01 (13:38) mit folgendem Beitrag:

1971 habe ich als junge Frau in der Frauenbewegung für die Abschaffung des ß 218 gekämpft. Wenn heute die selben Frauen, die für straffreie Abtreibung sind, gegen die PID und die embryonalle Stammzellenforschung sind, wird uns vorgeworfen mit zweierlei Maß zu messen. Vergessen wird jedoch, dass wir Frauen nie für die Tötung ungeborenen Lebens gekämpft haben, sondern gegen die Fremdbestimmung der Frau. Wir haben dafür gestritten , dass es der Frau überlassen bleiben muss eine ungewollte Schwangerschaft auszutragen oder wenn sie sich dagegen entscheidet, soll sie die Möglichkeit haben mit fachlicher Hilfe abzutreiben. Eine ungewollte Schwangerschaft ist durch den existenziellen Konflikt zwischen den Lebensinteressen von Frau und Fötus geprägt, diesen Konflikt gibt es bei der PID und der embryonaler Stammzellenforschung nicht. Für mich ist es deshalb kein Widerspruch für die straffreie Abtreibung zu sein und der PID als auch der embryonaler Stammzellenforschung kritisch gegenüber zu stehen.
Wie seht Ihr das?


Werner Gans antwortete am 06.06.01 (18:49):

Hallo M. Threin,

ich überlege:

Frau mit genetischer Vorbelastung

- ohne PID läßt erbkranken Fötus im x-ten Monat abtreiben.

- mit PID kann gesundes Kind gebären

Fazit: kein PID wäre m.E. unethisch.

Nur eine Meinung, Werner


MThrein antwortete am 07.06.01 (17:17):

Lieber Werner,
sicher wäre die PID für Frauen mit genetischer Vorbelastung eine Hilfe. Aber kann man in solchen Situationen nicht auch anders helfen. Was ist wenn die PID gesetzlich erlaubt wird? Wird der moralische Druck auf junge Eltern dann nicht so groß, dass sie sich nicht mehr einfach auf das Baby freuen können, sondern im Vorfeld alle Unregelmäßigkeiten meinen ausschließen zu müssen? Was ist mit behinderten Kindern, die trotz PID geboren werde? Die Fruchtwasseruntersuchung heute verspricht Eltern auch, Krankheiten beim ungeborenen Kind festzustellen, kann es aber nur bedingt. Was ist mit Behinderungen, die erst später im Leben auftreten, aber als Anlage vorhanden sind. Welche "Defizite" werden toleriert? Mit der PID übergebe ich die Verantwortung für mein Kind den Menschen in den weißen Kitteln. Ist sie dort gut aufgehoben? Für mich sind zu viel Fragen offen, um ja zur PID sagen zu können.