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THEMA: Es geht nicht gegen Saddams Mikroben
5 Antwort(en).
hl
begann die Diskussion am 22.02.03 (22:01) mit folgendem Beitrag:
Israel beteiligt sich an einem Krieg gegen den Irak, ohne zu wissen, was es da tut
[...] Das deutsche Volk, das ihm die Macht gab und ihm blind folgte, selbst noch, als er verruchte Verbrechen beging, zahlte einen hohen Preis. Es hat seine Lektion gelernt. Nun verabscheut es den Krieg, jeden Krieg. Hunderttausende - junge Leute, Kinder, Enkel, Urenkel jener Generation - marschieren dieser Tage durch die Straßen Deutschlands, um gegen Bushs Krieg zu protestieren. [...] Ist das nicht wunderbar? Ganz und gar nicht! Die amerikanischen und die britischen Führer verurteilen Deutschland für seine Weigerung, sich am Krieg zu beteiligen. Die israelische Regierung ist voller Verachtung: Was für Waschlappen, diese Deutschen! Verfluchte Pazifisten! Wer hätte das geglaubt. Und das ist nicht das einzige Wunder, das in diesen Tagen geschieht. [...] Nun stehen Deutschland und Frankreich, die ehemaligen Erbfeinde, Schulter an Schulter zusammen gegen Bushs Kriegspläne. Genug Krieg. Genug Zerstörung und Blutvergießen. Andere Wege müssen gefunden werden, um Probleme zu lösen. Das ist das andere Wunder. Aber selbst das ist ein kleineres Wunder, verglichen mit dem dritten historischen Wunder, das vor unseren Augen geschieht: Präsident Putin erscheint in Berlin und Paris, begrüßt Chirac und Schröder herzlich und fügt seine Stimme zu den ihrigen. Eine Front von Cherbourg am Atlantik bis nach Wladiwostok am Pazifik. Das gab es nie zuvor. [...] Aber nun hat sich eine französisch-deutsch-russische Achse gebildet, die den Vereinigten Staaten entgegentritt. [...] Diese drei Länder, vom amerikanischen Verteidigungsminister verächtlich als "altes Europa" bezeichnet, sind im Gegenteil durch Überlegungen vereinigt, die das neue Europa betreffen. Dieses Europa ärgert die amerikanische Regierung. Es ist im Begriff, eine wirtschaftliche Supermacht zu werden, es ist in der Lage, mit den USA zu konkurrieren, ja vielleicht sogar, sie zu überholen. Ein Symbol dafür ist die Tatsache, dass der Euro den Dollar tatsächlich eingeholt hat.
Der Krieg im Irak ist vor allem ein Krieg gegen Europa und Japan. Die amerikanische Besetzung des Irak wird die amerikanische Kontrolle nicht nur über die ausgedehnten Ölreserven des Irak selbst, sondern auch die des Kaspischen Meeres und der Golfstaaten sichern. Die US-Hand auf dem Ölhahn der Welt kann Deutschland, Frankreich und Japan abwürgen, weil sie nach Belieben den Preis in aller Welt manipulieren kann. Den Preis herabsetzen, wird Russland abwürgen - den Preis erhöhen, wird Deutschland und Japan treffen. Deshalb liegt das Verhindern eines Krieges im Wesentlichen im europäischen Interesse, abgesehen vom tiefen Wunsch der europäischen Völker nach Frieden. [...] Dieser Krieg geht also weit über den Irak hinaus. Es ist kein Krieg gegen Saddams Mikroben. Es ist ganz einfach ein Krieg um Weltherrschaft, wirtschaftlich, politisch, militärisch und kulturell. Um das zu erreichen, ist Bush bereit, eine Menge Blut zu vergießen - solange es kein amerikanisches Blut ist. Israel beteiligt sich an diesem Krieg, ohne genau zu wissen, was es da tut, wie ein kleiner Junge in einem Spiel der Weltliga-Rabauken. Es hat nichts zu gewinnen, es kann nur verlieren.
Uri Avnery, israelischer Publizist und Friedensaktivist. Aus dem Englischen übersetzt von Ellen Rohlfs.
Berliner Zeitung, 22. Februar 2003 https://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/feuilleton/220561.html
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Karl
antwortete am 22.02.03 (22:21):
Danke für die Quelle, Heidi.
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Barbara
antwortete am 22.02.03 (22:24):
Danke, Heidi,
vielleicht gibt der Bericht einigen mehr zu denken....
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schorsch
antwortete am 23.02.03 (09:45):
Die arabischen Staaten täten gut daran, sich obige Zitate hinter die Ohren zu schreiben. Denn der Irak ist nur die Bresche, durch die verantwortungslose Politiker und Multis die totale Kontrolle über das Öl und damit über Wohl und Wehe der ganzen Menschheit anstreben.
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Felix
antwortete am 23.02.03 (12:36):
Leider sehe ich das auch in dieser Richtung ... die Welt soll amerikanisiert werden. Einige wehren sich .... und werden lächerlich gemacht, um sie anschliessend besser überfahren zu können. Andere beeilen sich als Trittbrettfahrer möglichst auch noch ein Stück des Kuchens zu ergattern. An die Folgen dieses Gerangels wagt man nicht zu denken!
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schorsch
antwortete am 23.02.03 (16:56):
....und die Hyänen balgen sich um die Knochen.....
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