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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Edith Steins Brief an den Papst

 2 Antwort(en).

Antonius begann die Diskussion am 21.02.03 (11:40) mit folgendem Beitrag:

Wer sich für das Thema Judentum und kath. Kirche interessiert:
Der bisher unbekannte Brief Edith Steins an Papst Pius XI. vom 20. April 1933 wurde veröffentlicht.

"Heiliger Vater!

Als ein Kind des jüdischen Volkes, das durch Gottes Gnade seit elf Jahren ein Kind der katholischen Kirche ist, wage ich es, vor dem Vater der Christenheit auszusprechen, was Millionen von Deutschen bedrückt.

Seit Wochen sehen wir in Deutschland Taten geschehen, die jeder Gerechtigkeit und Menschlichkeit - von Nächstenliebe gar nicht zu reden - Hohn sprechen. Jahre hindurch haben die nationalsozialistischen Führer den Judenhass gepredigt. Nachdem sie jetzt die Regierungsgewalt in ihre Hände gebracht und ihre Anhängerschaft - darunter nachweislich verbrecherische Elemente - bewaffnet hatten, ist diese Saat des Hasses aufgegangen. Dass Ausschreitungen vorgekommen sind, wurde noch vor kurzem von der Regierung zugegeben. In welchem Umfang, davon können wir uns kein Bild machen, weil die öffentliche Meinung geknebelt ist. Aber nach dem zu urteilen, was mir durch persönliche Beziehungen bekannt geworden ist, handelt es sich keineswegs um vereinzelte Ausnahmefälle. Unter dem Druck der Auslandsstimmen ist die Regierung zu "milderen" Methoden übergegangen. Sie hat die Parole ausgegeben, es solle "keinem Juden ein Haar gekrümmt werden". Aber sie treibt durch ihre Boykotterklärung - dadurch, dass sie den Menschen wirtschaftliche Existenz, bürgerliche Ehre und ihr Vaterland nimmt - viele zur Verzweiflung: es sind mir in der letzten Woche durch private Nachrichten 5 Fälle von Selbstmord infolge dieser Anfeindungen bekannt geworden. Ich bin überzeugt, dass es sich um eine allgemeine Erscheinung handelt, die noch viele Opfer fordern wird. Man mag bedauern, dass die Unglücklichen nicht mehr inneren Halt haben, im ihr Schicksal zu tragen. Aber die Verantwortung fällt doch zum großen Teil auf die, die sie so weit brachten. Und sie fällt auch auf die, die dazu schweigen. (...)"

*
Der erbetene "Apostolische Segen" ist Frau Stein nicht erteilt worden; der Brief blieb unbeantwortet.
Der ganze Text:
https://www.zenit.org/german/


schorsch antwortete am 21.02.03 (18:54):

Von welchem Zeitalter redet Frau Stein denn eigentlich? Könnte es sein, dass sie auf einem Auge blind ist?


Antonius antwortete am 21.02.03 (19:04):

@ Schorsch

Deine Frage verstehe ich nicht. Editha Stein ist als Jüdin, obwohl sie katholische Nonne - mit Kirchenübertritt - geworden war, in Belgien aus einem kath. Kloster heraus verhaftet und nach Auschwitz deportiert worden - und hat die antisemitischen und antichristlichen Verhältnisse genauer, ja, prophetisch eingeschätzt - 1933, als der spätere Papst Pius XII, der Deutsch sprach wie seine Muttersprache, Nuntius in Berlin war - und...
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