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THEMA:   Demokratie sei eine wunderbare Sache, meint GEORGE W. BUSH - aber die binde ihn nicht, wenn es ums Kriegführen gehe

 8 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 18.02.03 (20:01) mit folgendem Beitrag:

Heute bei der Inthronisation des neuen Vorsitzenden der 'Securities and Exchange Commission' (SEC)... Mr. BUSH antwortet auf Fragen der Journalisten nach den weltweiten Protesten der Millionen.

Ja, Demokratie sei eine gute Sache, meint er launisch, und jeder könne seine Meinung sagen und demonstrieren, so oft und wo er wolle. Seine Entscheidung, Krieg gegen Irak zu führen, mache er davon aber nicht abhängig.

Er fühle sich als "Führer", der den Massen vorangehe und entscheide sich für den Krieg zugunsten der "Sicherheit der Menschen". TONY BLAIR sehe das auch so.

Ist das demokratisch?


Barbara antwortete am 18.02.03 (20:58):

Ich habe davon in den heute-Nachrichten gehört und gedacht: weiß der überhaupt noch, was er sagt?

Noch habe ich Hoffnung, dass sich durch derartige Äußerungen der Widerstand in den USA verstärken wird. Schließlich wurde George W. Bush nicht von der Mehrheit gewählt..... Seine Regierungszeit begann mit Betrug. Geschickt hat er sich die Legitimation für seine Allmacht vom Kongress geholt, wobei ich bis heute nicht begreife, dass sich der Widerstand im Kongress damals auf einige wenige Stimmen beschränkte.

Demokratie: Die Herrschaft geht vom Volke aus.....
Ich hoffe, dass die amerikanischen Bürger ihrem Präsidenten unverzüglich klar machen, was das eigentlich heißt.


Missluka antwortete am 19.02.03 (00:05):

Keine Sorge....Barbara,

Presedent Bush weiss schon noch was er sagt.
Und sein Volk steht hinter ihm.

Daran koennt Ihr garnichts aendern.
Und EUER Bundeskanzler Schroeder auch nicht.(und was dann????)


Nuxel antwortete am 19.02.03 (00:17):

Oh,Oh,Missluka

da machst Du Dich aber sehr stark,wenn DU für die Meinung eines GANZEN Volkes eintrittst!

Gerade heute sah und hörte ich im Fernsehen von einem Amerikaner,der als 20-Jähriger in Vietnam schwerverwundet wurde und seitdem querschnittgelähmt ist!
Er berichtete,dass er in mehreren Krankenhäusern behandelt wurde,in denen sogar Ratten rumliefen,weil der amerikanische Staat kein Geld hatte,um für eine adäquate Unterbringung und Behandlung zu sorgen!Er reist seit Jahren durch Amerika spricht bei Demos und nimmt an ihnen teil und die Menschen sind mit ihm einer Meinung: KEIN Krieg!
Lebst Du in einem anderen Amerika?


Johannes Michalowsky antwortete am 19.02.03 (08:23):

"Demokratie: Die Herrschaft geht vom Volke aus....."

Richtig, deswegen wird in regelmäßigen Abständen gewählt und damit die Herrschaft für eine Wahlperiode delegiert. Wenn die Herrschaft in der Zwischenzeit auch noch vom Volke ausginge und die Stimmung geschürt und manipuliert würde, dann wäre ein Chaos sicher und die Regierung Schröder schon längst erledigt.

Wie die letzte Präsidentenwahl in USA ausgegangen ist, das ist zunächst eine Sache, die die Amerikaner etwas angeht und nicht uns. Auch wenn der Ausgang zweifelhaft gewesen zu sein scheint - in den Kongresswahlen im November 2002 ist der fade Beigeschmack jener Wahlen korrigiert worden.

Das hat nichts mit Sym- oder Antipathie oder Zustimmung oder Ablehnung zu tun. Ich muß sehr lange nachdenken, bis mir ein Politiker oder Staatsmann einfällt, der meine uneingeschränkte Sympathie und Zustimmung hat. Aber man muß eine Wahlentscheidung akzeptieren und ihre Folgen hinnehmen, das ist nicht zuletzt ja auch hier schon gepredigt worden.


Wolfgang antwortete am 19.02.03 (08:52):

Zugegeben, die sogenannte 'repräsentative (oder indirekte) Demokratie' - also das Kreuzchen machen alle paar Jahre und zwischen den Wahlen mehr oder weniger stillehalten - hat einiges für sich für die Herrschenden.

für die Beherrschten allerdings sieht das anders aus... Sie würden sich, wenn sie sich ausschliesslich an dieses Spiel halten, aller Möglichkeiten begeben, direkt und unmittelbar Einfluss auszuüben.

Zwei verschiedene Politikverständnisse, Johannes... Sie ziehen sich durch alle Beiträge in den politischen Foren.

Was mir auffällt: Wer gegen die Kriege der USA ist, mischt sich ein, will nicht nur Zuschauer sein, will aktiv und unmittelbar die Politik (mit-)gestalten. Die Gegenfraktion hofft, dass die gewählten Führer es schon richtig machen werden und schaut zu.

Ich brauche Dir wohl nicht zu sagen, dass mein Politikverständnis nicht dem der 'repräsentativen Demokratie' entspricht. Nur das Kreuzchen machen ist mir zu läppisch. Etwas selbst gestalten, etwas selbst bewegen, sich selbst einbringen... Das sind ein paar Stichworte, wie ich Demokratie definiere.

Die Verfassungen der freiheitlich verfassten Länder bieten dafür den Rahmen und eröffnen eine Fülle von Möglichkeiten. Ausserhalb der von den Herrschenden zur Verfügung gestellten Politikangebote wird 's erst richtig interessant und der ausserparlamentarische Weg macht Politik von "unten" so wirkungsvoll.

Wir sind das Volk ! :-)


hl antwortete am 19.02.03 (10:12):

Zum Lesen:

Die US-Regierung ist im In- und im Ausland gegen die Demokratie

In Städten auf der ganzen Welt gab es am Samstag Demonstrationen. Aber nicht in New York City. Protestierenden wurde nicht nur das Recht auf eine Demonstration verweigert, es wurden auch viele Menschen daran gehindert, an der Kundgebung teilzunehmen. Polizisten auf Pferden nahmen Protestierende fest und schlugen auf Demonstranten ein, um sie daran zu hindern, sich der offiziell erlaubten Kundgebung auf der First Avenue anzuschließen. Man schätzt, dass bis zu einer Million Menschen am Samstag in New York City waren, um gegen den von der US-Regierung geplanten Krieg im Irak zu protestieren.
[..]

Große Antikriegskundgebung in New York
Von Ronda Hauben/16.02.2003 https://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/mein/14197/1.html

Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/mein/14197/1.html


hl antwortete am 20.02.03 (10:12):

Zitat:

Wenn man mal in einer Demonstration mitläuft und dann wieder nach Hause geht, dann ist das zwar auch etwas, aber damit können die Mächtigen leben. Anders ist es, wenn anhaltender und wachsender Druck ausgeübt wird, wenn Organisationen die Sache in Gang halten, wenn die Menschen Lehren aus ihren Erfahrungen ziehen, um es beim nächsten Mal besser zu machen: Damit können sie nicht leben.

Noam Chomsky
What Uncle Sam Really Wants, S.98


Barbara antwortete am 20.02.03 (10:46):

Ja, Heidi,

die Montags-Demonstrationen von Leipzig 1989 sind ein gutes Beispiel....

Weltweit jeden Montag auf die Straßen....
Ich denke, das könnte noch kommen.