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THEMA:   Kriegskosten

 2 Antwort(en).

mechtild begann die Diskussion am 17.02.03 (22:00) mit folgendem Beitrag:

Ich habe in einem Artikel der Uni Bremen über die Kriegskosten (nach Berechnungen von Wilhelm Nordhaus) gelesen, dass nach einem kurzen Krieg der Ölpreis sinken wird und man davon ausgeht, dass der volkswirtschaftliche Schaden dann gering sein wird. Die Aktienkurse sollen nach einem kurzen Krieg wieder steigen.
Da ich diese wirtschaftlichen Prognosen schon häufiger gelesen habe, aber nicht verstehe warum das so ist, bitte ich darum mir das zu erklären.

Internet-Tipp: https://www.memo.uni-bremen.de/docs/m0903.pdf


schorsch antwortete am 18.02.03 (09:21):

Ich bin nicht Wirtschaftsprognostiker. Trotzdem möchte ich den Versuch einer Erklärung machen:
Jedes mal, wenn im Irak eine Maus hustet, dann ergreifen die Ölmultis dankbar die Gelegenheit, den Ölpreis zu erhöhen.
Falls es möglich wäre, in einem Blitzkrieg Saddam Hussein zu eliminieren und ohne grosse Verluste am irakischen Volk die riesigen Ölquellen des Irak in Obhut (sprich Besitz) zu nehmen, wird es zu einer schnellen Ankurbelung der Ölförderung kommen und die Preise sinken.
Sollte der Krieg sich aber in die Länge ziehen, werden die Ölmultis die Gelegenheit ergreifen, durch künstliche Verknappung des Angebotes den Preis des Öls (Benzin, Diesel etc.) in schwindelnde Höhen zu treiben. Darunter leidet die gesamte Wirtschaft des Erdenrundes und es kommt zu einem horrenden Anstieg der Arbeitslosenzahlen.
Auch im 2. Fall, falls die Wirtschaftsflaute längere Zeit anhält, kommt es nach ein paar Jahren wieder zu einem Boom und es gibt einen riesigen Nachholbedarf. Dieser kurbelt die Wirtschaft ungesund an und es kommt zu einer Inflation, weil das Angebot an Gütern der Nachfrage hinterherhinken wird.
Wir haben das alles schon nach dem Krieg erlebt. Da wurden Güter mit Geld bezahlt, das gar noch nicht vorhanden war, also auf Kreditbasis. Wenn aber Jeder Jedem Geld schuldet, dann ist Inflationsgefahr und ein erneutes Absacken infolge Konkurses der Gläubiger ist vorprogrammiert.


baerliner antwortete am 18.02.03 (09:58):

Börsenkurse werden von Institutionellen und Großanlegern (z.B Versicherungen) "gemacht". Und die scheuen nichts mehr als Ungewißheit. Deshalb steigen die Börsenkurse auch, wenn der Krieg beginnt. Und zwar nicht nur von Gesellschaften, die vordergründig daran verdienen (Rüstungsfirmen, Ölgesellschaften). Deren Kurse werden nämlich erstaunlicherweise gar nicht in dem Maße steigen, wie man es erwarten könnte. Rußland beispielsweise wird im Kriegsfall Ausfälle im Nahen Osten kompensieren und damit den Ölpreis im Wesentlichen auf jetzigem Niveau halten. Lediglich vorübergehend wird es zu einem Ausbruch nach oben kommen. Rußland hat nämlich ein hohes wirtschaftliches Interesse daran, daß seine Ölvorkommen zu einem für beide Seiten akzeptablen Preis auf dem Markt kommen, um seine Schulden zu bedienen.