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THEMA:   Ein Kanzler in der Sackgasse

 25 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 16.02.03 (20:52) mit folgendem Beitrag:

Unter diesem Titel ist in der Neuen Zürcher Zeitung vom Samstag, 15.2.03, ein Beitrag erschienen, der mich hat gruseln lassen, obwohl er meine Einschätzung der innenpolitischen Situation bestätigt.

Die Quintessenz - der letzte Satz:

"Mit Sicherheit voraussagen lässt sich lediglich, dass Deutschland noch schwereren Zeiten entgegengeht - erst recht, wenn Schröders aussenpolitische Vernebelungsaktionen einmal zu einem Ende gekommen sind."

Sehr richtig - die Irakkrise kommt gerade recht, um von eigenen politischen Fehlleistungen abzulenken und das Volk hinter sich zu scharen, genauso, wie sich eine Naturkatastrophe herrlich zu einem Wahlkampfinstrument umfunktionieren ließ - aber, wenn Ihr wollt, lest selbst, Link unten.

Internet-Tipp: https://www.nzz.ch/2003/02/15/al/page-kommentar8OCOX.html


henner antwortete am 16.02.03 (22:22):

@ Jo ,,ich hab versucht an den Autor dieses von Dir empfohlenen Artikels zu gelangen,es hat nicht funktioniert.
,,da er schreibt:-Und so sehr es sich beim Streit um einen vielleicht gar nicht stattfindenden Krieg um ein Ablenkungsmanöver handelt, so sicher ist, dass die wirklich wichtigen Fragen bald wieder in den Mittelpunkt der politischen Debatte in Deutschland rücken werden.-

kann ich nicht nachvollziehen daß die gegenwärtige Kriegsgefahr ein Randthema sein soll.Vielleicht kann er in einigen Wochen sich an die Brust klopfen und sagen :ätsch ich habs euch ja gleich gesagt,es kommt kein Krieg.Dann bin ich froh,aber Sein Verdienst ists dann bestimmt nicht.


Johannes Michalowsky antwortete am 16.02.03 (23:05):

Der Autor ist Jürg (kein Tipfehler) Dedial, Mitglied der Redaktion International der Neuen Zürcher Zeitung.

Ich unterstelle diesen Redakteuren nicht den Wunsch, unbedingt recht zu behalten. Er w i r d womöglich auch nicht recht behalten.

Mir ging es in diesem Fall aber auch nicht um den Irak, sondern um unser Land, das wäre ja vielleicht auch wieder mal ein Thema wert! Ich kriege jedenfalls eine Gänsehaut, wenn ich sehe, wie hier derzeit alles verspielt und verkauft wird, das hat mit dem Irak nicht die Bohne zu tun.


Barbara antwortete am 16.02.03 (23:15):

@ Johannes,

kannst Du konkreter werden?

Möchtest Du

den Kündigungsschutz aufheben
die Krankenversicherung privatisieren
die Rente privatisieren
Arbeitslosengeld noch weiter kürzen
Arbeitslosenhilfe abschaffen
Arbeitsdienst für Sozialhilfeempfänger einführen
Obdachlose aus den Städten verbannen
Mitmenschlichkeit privatisieren (Suppenküchen etc.)
den Kanzler stürzen
usw. ????????


Marianne antwortete am 16.02.03 (23:55):

@ Jo
Mir ist beim Lesen des Kommentars „ Ein Kanzler in der Sackgasse“ nicht klar geworden, wer der Verfasser ist, es sei denn, die Kürzel de ist eine, die Dauerlesern der Zürcher Zeitung bekannt ist.
Eindeutig Anti- Schröder, eindeutig Anti Rot-Grün, ist der Autor scheinbar um einer ausgewogene Darstellung der augenblicklichen Innen- und Außenpolitik bemüht, wobei er es nicht einmal unterlässt, vorsichtig Kohls Schuld an der heutigen finanziellen Lage zu Deutschlands zu leugnen.
Es werden auch einige der wirklichen Probleme angesprochen. Stichwort:Reformdefizit.
Schröders Außenpolitik wird als „ entfesselter Berliner Pazifismus“ diskreditiert und sogar die breite Zustimmung des deutschen Volkes wie folgt diffamiert.


Mag sein, dass der Kanzler in der Irak-Frage von einer verbreiteten Unterstützung in der Bevölkerung ausgehen kann
( wörtliches Zitat)

Mag sein! Frage: Hat de nichts von den Friedensdemonstrationen gehört oder gelesen?


Mag sein, nein ist so, lieber Jo, dass bei uns ( und da meine ich immer Deutschland und Österreich) vieles im Argen liegt: Rentenreform, Steuerreform, Arbeitslosenproblem, Migrationsprobleme ----


Aber so leicht, wie es sich der Kommentator – und vielleicht auch Du – es sich machen, ist es doch nicht. Hier die bösen Rot/ Grünen – da - na wer denn eigentlich?

Diese Fragen sind mehrheitlich gesamteuropäische und ich ( als Rote) wage es nicht, die Nichtlösung aller dieser Fragen unserer schwarz/ blauen Regierung in die Schuhe zu schieben.


Felix antwortete am 17.02.03 (00:11):

Ich brauche euch nicht zu erklären auf welcher Seite die NZZ politisch steht ... oder?
Von einer ausgewogenen oder typisch schweizerischen Meinung kann keine Rede sein!


baerliner antwortete am 17.02.03 (07:58):

Felix,

Du liest sicherlich nicht die NZZ oder nur die Artikel, die Deine Meinung unterstützen. Die NZZ ist nicht politisch einseitig festgelegt wie viele andre Blätter, sondern läßt unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen. Deshalb wird sie auch in ähnlich unabhängigen Zeitungen wie dem Handelsblatt zitiert. Aber das ist in Deinen Augen sicher auch ein Blatt,in dem die typisch deutsche Meinung nicht ausgedrückt wird;-)


baerliner antwortete am 17.02.03 (08:11):

Marianne,

die Friedensdemos in Berlin und anderen deutschen Städten haben eindeutig gezeigt, daß wir wie alle andern auf der Welt Angst vor einem Krieg haben. Insofern haben die deutschen Demonstranten damit Schröders harten Kurs gestützt. Nun haben aber die beiden letzten Friedendemonstrationen zum Nato-Doppelbeschluß und zum 1. Irakkrieg überhaupt nichts im Sinne der Friedensmarschierer gebracht. Der Nato-Doppelbeschluß ist gekommen und hat sich im Hachhinein als richtig erwiesen.

Und ich sage voraus, daß auch die derzeitigen Friedensdemonstrationen einen Irak-Krieg nicht verhindern werden. Wobei ich aber immer noch hoffe, daß er nicht ausbricht. Die Folgen können wir überhaupt nicht abschätzen.

Wenn ich ganz zynisch sein will, dann könnte ich jetzt sagen, daß es müßig ist, sich um Reformen im Innern zu kümmern, solange ein Krieg nicht ausbricht oder aber abgeblasen wird.
Aber wehe Schröder, wenn der letzte Fall eintritt!


Johannes Michalowsky antwortete am 17.02.03 (08:31):

"Ich brauche euch nicht zu erklären auf welcher Seite die NZZ politisch steht ... oder?"

Die NZZ erscheint im 224. Jahrgang und ist damit mit Abstand die älteste Zeitung in deutscher Sprache. Auf der politischen Seite, die dort vertreten wird, stehe ich auch. Ich denke, sie reflektiert die beneidenswerte Kontinuität der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Schweiz allgemein, die dem Land nicht schlecht bekommen ist.

Ich empfinde es als ganz erfrischend, dort eine weiterhin neutrale und objektive Belichtung der Verhältnisse in den Nachbarländern vorzufinden; das gilt keineswegs alleine für die NZZ, sondern manche anderen Gegenwartspublikationen dort. Man versteht es dort durchaus, den Finger auf die richtige Wunde zu legen.

Es erinnert mich auch an Radio Beromünster, von wo aus man im 2. Weltkrieg eine einigermaßen objektive Information erhalten konnte, insbesondere durch die wöchentlichen Lageberichte ("Weltchronik") des Schweizer Historikers Jean Rudolf von Salis, die nach dem Krieg im Druck erschienen sind. So ist mir eine Stimme aus der Schweiz immer willkommen, auch wenn es nur (?) die der NZZ ist :-)


Wolfgang antwortete am 17.02.03 (08:55):

Es mag ja sein, dass der Kanzler in eine Sackgasse geraten ist, wie es der amerikahörige Kommentator der NZZ berschrieben hat... In einer Welt voller Kriecher ist der Aufrechte schnell isoliert. Es bleibt aber festzuhalten:

1.) Unser Grundgesetz verbietet nicht nur die Beteiligung an Angriffskriegen, sondern sogar deren Vorbereitung. Ein Militärschlag gegen den Irak, mit oder ohne UN-Mandat, wäre ein solcher Angriffskrieg. Jeder deutsche Regierungschef macht sich strafbar, wenn er den USA in ihren Kriegen ums Öl folgt.

2.) Merkel + Co. halten offensichtlich ungetrübte Beziehungen zu den USA (sprich: zu den Bush-Kriegern) für wichtiger, als die Bestimmungen unserer Verfassung. Sie kündigen damit den Konsens auf, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist und seine Regierung(en) sich am Recht orientieren müssen.

3.) Merkel + Co. vertreten amerikanische (sprich: die Öl-Interessen der Bush-Krieger), nicht deutsche Interessen. Sie sind vaterlandslose Gesellen, die in unseliger Tradition sich einen Dreck drum scheren, was gut ist für das deutsche Volk und was nicht.

Fazit:

In die Sackgasse geraten sind alle die, die sich dem schlichten Gut-Böse-Denken und der noch schlichteren Schwarz-Weiss-Malerei der amtierenden US-Administration entgegenstellen. Das deutsche Volk und die meisten anderen Völker stehen mit dem Rücken zu Wand. Vor ihnen hat sich aufgebaut das Heer der Kreuzzügler und Kriegsgewinnler. Diese werden nicht zögern beim Versuch, das Recht zu vernichten. Aber, ich bin sicher, sie werden scheitern... So, wie alle vor ihnen, die meinten, ein stabiles 'Tausendjähriges Reich' auf Unrecht und auf Leichen aufbauen zu können. Der Wind bläst ihnen schon ins Gesicht. Sie spüren es bereits. Und das sind erst die Vorboten des Sturms...


baerliner antwortete am 17.02.03 (09:02):

Hier ein Auszug aus dem Artikel zur inenpolitsichen Situation, wie sie sich "de" darstellt:
=============================================================
Deutschland leidet heute, mehr noch als bei Schröders Amtsantritt, unter einem akuten Reformdefizit. Viele der Versprechen, derenthalben Schröder damals gewählt worden war, sind nicht eingelöst worden. Die Arbeitslosigkeit steigt unaufhaltsam, der Arbeitsmarkt ist verkrusteter denn je, die Tarifpartner sind zerstritten. Die Sozialbeiträge klettern in die Höhe, alte und neue Steuern greifen trotz gegenteiligen Wahlversprechen in jeden Lebensbereich ein. Von gesicherten Renten kann keine Rede mehr sein, das Gesundheitswesen ruft nach Notmassnahmen. Und die Budgetdisziplin, lange Zeit ein Sinnbild seriöser Haushaltspolitik, ist aufgegeben worden. Dass die Stabilität des Euro nicht zuletzt als Folge deutscher Umtriebe gefährdet ist, stellt fast nur noch eine Fussnote in dieser tristen Bilanz dar. Die Deutschen haben immer weniger zum Leben, ihr Staat will immer mehr von ihnen - das ist nicht, was Schröders Wählerschaft 1998 in der Stunde des Triumphes erwartet hatte.
============================================================

Das ist eine vollkommen richtige Analyse (und es spielt auch letztlich keine Rolle, ob nun Kohl oder Schröder für die derzeitige Misere verantwortlich sind, Marianne). Schröder hat etwas versprochen, von dem er genau wissen mußte wie Kohl als er blühende Landschaften versprach, daß das Versprechen nicht einzulösen war. Er hat es zwar zunächst völlig richtig durch eine Politik zur Mitte hin versucht, ist dann natürlich als Boss der Bosse beschimpft worden und hat die Rolle rückwärts gemacht. Inzwischen ist er soweit erpreßbar geworden, daß er solch widersinnigen Tarifabschlüsse wie bei ver.di hat durchgehen lassen. Solche Tarifabschlüsse helfen egoistischen Arbeitsplatzbesitzern, aber doch nicht Arbeitssuchenden. Und solche egoistischen Ansichten, bloß nicht am Besitzstand zu rütteln, gibt es quer durch die Lobbyisten unserer Gesellschaft. Und damit meine ich nicht nur Ärzte und Apotheker, sondern auch die ach so mündigen Patienten, die beim Arzt auf ein teures Arzneimittel drängen, weil es einer Bekannten doch so gut geholfen hat, um nur ein Beispiel zu nennen. Es geht doch den meisten nur darum, möglichst viel aus den Sozialsystemen herauszuholen, weil man ja mal entsprechend eingezahlt hat. Was ist an dieser Haltung denn noch solidarisch? Da die Sache mit der Solidarität nun nicht mehr finanzierbar ist, weil die junge Generation zurecht die Lasten nicht mehr tragen kann, müssen eben nicht lebensnotwendige "Sozialleistungen" durch Eigenvorsorge abgedeckt werden.


Marianne antwortete am 17.02.03 (09:16):

@ Baerliner/ @ Jo

Ich habe weder gesagt, dass die Friedensbewegung etwas oder nichts bewegt hat, ich stellte nur fest, dass de sie diffamiert.
( wie erinnerlich, bin ich selbst sehr skeptisch gegenüber leichfertigem Kurzzeiterfolgsdenken im politischen Wirkungsbereich)

Ich habe vielmehr daruf hingewiesen, dass die von de als deutsche Probleme hingestellten viel mehr gesamteuropäische sind. Nicht mehr und nicht weniger habe ich gesagt!


Johannes Michalowsky antwortete am 17.02.03 (09:21):

Also, Amerika-Hörigkeit ist wohl das Letzte, was einem Journalisten der NZZ vorzuwerfen ist. Vielleicht ist das Ergebnis kritischen Beobachtens und Nachdenkens unangenehm und nicht opportun, es wird dadurch nicht falsch.

Ich wiederhole im übrigen - wie oft muß man immer wieder dasselbe sagen? - , daß es mir einmal nicht um den Irak ging, davon gibt es schon weitaus genügend Beiträge, sondern um unser Land. Daß dessen Interessen und denen seiner Menschen nach außen und innen derzeit nicht genügend gewahrt werden, steht für mich außer Frage. Und da ist es ganz klar erfreulich zu sehen - das darf man sicher zugeben -, daß man mit seiner Meinung nicht alleine steht, und sei es außerhalb des Forums des ST.




Johannes Michalowsky antwortete am 17.02.03 (09:31):

@Marianne

"Ich habe vielmehr darauf hingewiesen, dass die von de als deutsche Probleme hingestellten viel mehr gesamteuropäische sind"

Genau das ist der Fehler. Deutschland war einmal Lokomotive der Weltwirtschaft und drittgrößte Exportnation. Heute hinkt Deutschland hinterher, was Wirtschaftsentwicklung, Arbeitslosigkeit, Haushaltspolitik (Maastricht-Kriterien) und Insolvenzen betrifft. Österreich, so vernahm ich heute, wird z.B. die Maastrichtkriterien locker erfüllen - was ist bei Euch so viel anders als bei uns?

Man macht es sich bei uns zu bequem, wenn man sich hinter gesamteuropäischen Problemen, Kriegsdrohungen und Naturkatastrophen verschanzt. Von Deutschland als größtem Land in Mitteleuropa wird eine Führungsrolle erwartet und keine Resignation angesichts Krise und Stagnation.


Barbara antwortete am 17.02.03 (09:53):

baerliner,

denk mal an all die "Nieten in Nadelstreifen", die in den letzten Jahren Milliarden durch ihre Allmachts-Globalisierungs-Strategie in den Sand gesetzt haben.... Wer musste ihr "Spielgeld" verdienen, wer hat am Ende die Suppe ihres Versagens auszulöffeln? Die Verantwortlichen tummeln sich noch heute auf den Golfplätzen und ordern die nächste Luxus-Yacht, nehmen sich jedoch das Recht heraus, kaltschnäuzig zig-tausend Arbeitsplätze zu vernichten und Menschen das Recht auf Existenzsicherung strittig zu machen.

Zu Deinem Vorwurf, die Patienten wären nur darauf aus, aus egoistischen Gründen die teuersten Medikamente in sich rein zu schaufeln..... Jeder Experte wird Dir bestätigen, dass im Vergleich zu Nachbarländern unser System nicht an Mangel an Geld leidet. Es geht bei uns um ein Verteilungsproblem! Bereits vor zwanzig Jahren forderte Prof. Hackethal, dass jeder Patient über die Höhe der Arztrechnungen informiert werden müsse, die er verursacht. Heute gibst Du mit Deiner Versicherungskarte dem Arzt einen Blankoscheck und erfährst nicht einmal, welche Höhe er einträgt. Manch ein Patient würde seinen Hustensaft selbst bezahlen, wenn er die Rechnung sehen würde, außerdem wäre dadurch eine Kontrolle der Ärzte erreicht, die heute Dienstleistungen in Rechnung stellen können, die nie erbracht worden sind. Warum wird diese sinnvolle Information für den Patienten nicht endlich umgesetzt?

Wozu braucht man das teure Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen? Warum können Krankenkassen nicht direkt mit Ärzten abrechnen? Dass sie als Kontrollinstrument kläglich versagen, wurde erst kürzlich erneut durch den Betrug mit Rechnungen für längst verstorbene Patienten bewiesen.

Mir hat damals Horst Seehofer gefallen, der im Streit mit den Ärzten einfach eine ihrer total überflüssigen Organisationen aufgelöst hat, ich weiß nicht einmal mehr ihren Namen. Diesen Mut würde ich der gegenwärtigen Gesundheitsministerin Schmidt ebenfalls wünschen.


Wolfgang antwortete am 17.02.03 (10:02):

Dieses naive Nachplappern von Kampfbegriffen offensichtlich geBILDeter Leser... Deutschland "hinke hinterher"... Wir hätten eine "Krise und Stagnation" im wirtschaftlichen Bereich...

Die deutsche Wirtschaft boomt. Sie ist eine der - wie ich meine, DIE - dynamischste(n) und leistungsfähigste(n) der Welt.

Was gerne verschwiegen wird: Die deutsche Wirtschaft ist eine kapitalistische Wirtschaft. Alle sogenannten "Krisenerscheinungen" - Arbeitslosigkeit, Insolvenzen, Staatsverschuldung - sind keine Fehler des Systems, sondern zwangsläufige Folge einer auf Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste ausgerichteten Marktwirtschaft.

Nie war die Gewinnsituation der sich am Markt behauptenden Unternehmen (und nur die sind es nach kapitalistischer Rationalität wert weiterzubestehen) besser als heute. Nie war aber auch der Druck auf die wirtschaftlichen Verlierer (in aller Regel die "kleinen Leute") grösser als heute.

Wer die Arbeitslosigkeit entscheidend reduzieren will... Wer Insolvenzen verhindern will... Wer dem Staat mehr Geld geben will... Wer die sogenannten "sozialen Errungenschaften" erhalten will (also zum Beispiel eine relativ sichere Rente)... Wer all das will, OHNE das kapitalistische Prinzip in Frage zu stellen, der hat entweder Sinn und Zweck unserer kapitalistisch verfassten Volkswirtschaft nicht verstanden oder der legt ideologische Nebel über die Wirklichkeit.

Die Probleme der "kleinen Leute" kommen daher, WEIL unsere Wirtschaft so erfolgreich ist und nicht daher, dass diese irgendwie und irgendwo "hinterherhinke".

Merke:

Je besser es "denen da oben" geht, desto schlechter sind "die da unten" dran. ;-)


Felix antwortete am 17.02.03 (10:36):

@ Baerliner

Woher weisst du, welche Artikel ich aus der NZZ lese und welche nicht. Um den Überblick zu behalten, ist es ratsam nicht nur seine eigene Meinung bestätigt zu bekommen und nur sein Leibblatt zu konsultieren. Ich lese sogar die Artikel der politischen Rechten (SVP Blocher & Co.) Schliesslich muss man auch wissen, wie der "Feind" agiert.

@ Jo

Der Vergleich mit dem neutralen Landessender Beromünster hinkt ... die NZZ ist keine neutrale Instanz ... auch wenn sie sich als solche darstellt. Ich glaube dir auch, dass sie dir politisch entspricht!
Können wir uns darauf einigen, dass die NZZ eine sorgfältig gemachte Zeitung ist, die allemal lesenswert ist.


Nienenueteli (NN) antwortete am 17.02.03 (11:14):

Schröder zeigt Rückgrat und wird von allen bewundert dafür, dass er sich (noch) klar gegen einen Krieg ausspricht.
Wenn die NZZ teilweise sehr kriegsfreudige Artikel schreibt (nicht alle sind so!!), so liegt das oft am Autor.

Die Medien sollen gefälligst ein Engagement für den Frieden nicht zerstören. Alle, die ich kenne!! und das sind nicht wenige, sind gegen den Krieg und finden Schröder und das alte Europa mutig. Bush und Co. lügen ja ihr Volk nicht mal an, sie sagen klar: Building a case against Saddam.
D.h. etwas gegen Saddam konstruieren!

Die NZZ sollte lieber dafür sorgen, dass ihr die Abonnenten nicht davonlaufen. Dass sie eine etwas sehr Busch-freundliche Linie verfolgt, hat ihr schon massiv Kritik eingebracht. Aber die Leser sind ja im Durchschnitt nicht das normale Volk, sondern ...

Europa könnte stark genug sein, um sich nicht von einem "wer nicht mit uns ist, ist gegen uns" und den dümmlichen Rumsfeldschen Beleidigungen in den Bann ziehen lassen.

Kolonialisierung funktioniert nie. Die Iraker möchten vielleicht frei sein, aber ganz sicher nicht von den USA treuhänderisch verwaltet werden!!! Lieber ein Arsch an der Macht, aber ein eigenes. Siehe Afghanistan und alle anderen Länder, welche die Westler erfolglos zu kolonialisieren versucht haben.

KEIN KRIEG - KEIN KRIEG und nochmals KEIN KRIEG.

In unserer Zeit, mit unserer Zivilisation (hahaha), sollte es doch möglich sein, Konflikte anderweitig zu lösen.
Aber wer's nicht in der Birne hat, hat's eben in den Fäusten.

Der Geheimdienst hätte Saddam längst ausschalten können - leider wäre dann ein sehr dankbares Feindbild weg gewesen - wer will das schon.


schorsch antwortete am 17.02.03 (11:23):

"Wes Brot ich ess, des Lied ich sing..."

Jedes Medium hat seine eigene Doktrin. Sogar der "Schweizerische Beobachter", der den allerbesten Ruf in Sachen Seriösität geniesst, ist nicht gefeit davor.

Trotzdem ich weiss, dass die oder jene Zeitung politisch nicht auf der gleichen Ebene schreibt wie ich denke, lese ich auch solche. Denn wer nicht weiss, wie der "Feind" denkt, der kann dessen Handlungsweisen nicht einschätzen....


Rosmarie antwortete am 17.02.03 (16:39):

Wer in der Sackgasse ist, wird uns die Zukunft zeigen, lieber Jo!

Ich finde es irgendwie erfreulich, dass Du meinen früheren Brötchengeber, die NZZ so hochhältst. Dass sie Deine Meinung vertritt, überrascht mich auch nicht. Du bist eben wirklich ein Wertkonservativer! :-)

Selbst bin ich sehr stolz auf unsere Regierung und ihren Entscheid gegen den Irak Krieg. Muss Amerika, um nach den Worten Busch's, Sadamm zu " eliminieren", ein schon sehr unglückliches Volk noch unglücklicher machen? Die USA haben mehr als einmal bewiesen, wie sie einzelne Gegner, die ihnen in ihrer Politik nicht in den Kram passen, eliminieren
Und das soll ihnen im Fall Hussein nicht anders gelingen, als dass sie ein Volk, welches sie schon durch ihre Sanktionen kaputt gemacht haben, mit Krieg überziehen?

Will Bush nicht viel mehr einen " heiligen Krieg " gegen den Islam führen? Die Bedenken in den Arabischen Ländern gehen in die Richtung. Öl könnten sie doch von der ehemaligen Großmacht, den Russen, billiger, auf einfacheren Transportwegen und ohne jeden Krieg haben. Putin wäre wohl glücklich, wenn Russland wieder an Bedeutung gewinnen würde.


DieterH antwortete am 17.02.03 (18:33):

Es ist schon erstaunlich von welcher Warte aus Johannes und Barliner die Diskussion führen.
Warum habt ihr beide nicht bei den letzten Bundestagswahlen kandidiert?
Aber Spass beiseite!
mir scheint, daß Schröder, fals er mit den Franzosen und den Russen eine Abrüstung im Irak ohne Krieg hinbekommt, ein Kandidat für den Friedensnobelpreis ist.
Wenn ich daran denke wie man Willy Brandt wegen seiner Ostpolitik fertig gemacht hat und mit welcher Bräsigkeit der spätere Bundeskanzler Kohl die Wiedervereinigung auf seine Fahnen geschrieben hat dann war das nicht gerade ein Beispiel für Toleranz.
Wer übrigens glaubt, das Deutschland weiterhin eine Insel der Glückseeligen im Troubel der Welt ist, kann sich getrost einen Phantasten nennen. Mit der Wirklichkeit scheint er in jedem Fall auf dem Kriegsfuß zu stehen.
Wenn Schröder mit den Privelegien beispielsweise der Beamten aufräumen würde und die Reichen genauso steuerlich belastet würde wie die normalen Arbeitnehmer es sind dann wäre schon einiges gerechter in diesem Land. Wer das Neidiskussion nennt hat auf jeden Fall ein gestörtes Verhältnis zur Gerechtigkeit. Diese wird ja hoffentlich von den Parteien mit dem C im Namen umgesetzt.


pilli antwortete am 18.02.03 (10:25):

oh ja, den friedensnobelpreis für schröder...hehe, der wird schon wissen, was in den giftlabor-containern war !

und das ist so garnicht spaßig, denke ich mal.


baerliner antwortete am 18.02.03 (10:36):

Marianne,

eigentlich bietet der Artikel ja mehr Diskussionsstoff zu innenpolitischen denn zu außenpolitischen Themen.

Du schreibst:

Mag sein, dass der Kanzler in der Irak-Frage von einer verbreiteten Unterstützung in der Bevölkerung ausgehen kann
( wörtliches Zitat)

Mag sein! Frage: Hat de nichts von den Friedensdemonstrationen gehört oder gelesen?

--

Natürlich kann man die "Frage" von "de" als Diffamierung der Friedensbewegung auffassen. Nur er fragt, ob man (aufgrund der Friedensdemonstrationen und der 71% Kriegsgegner) von einer
Unterstützung in der Bevölkerung ausgehen kann. Es ist die Angst vor einem Krieg und seinen Folgen, die 500000 z.B.in Berlin haben demonstrieren lassen. Die "Unterstützung" ist eine Momentaufnahme. Und wenn wirklich ein Krieg verhindert wird, dann steht Schröder auch ein Friedensnobelpreis zu.

Aber damit ändert sich an notwendigen Reformen vor allem in Deutschland nichts. Dann muß er wirklich zeigen, was er kann.
Bisher hat er nur bewiesen, daß er nur Kommissionen einsetzen kann, deren Ergebnisse dann so zurechtgebogen werden, daß es auch ja keinem wehtut, der ihn an der Macht halten könnte.


Marianne antwortete am 18.02.03 (11:37):

Lieber Baerliner!

Da kannst Du sehen, mit welchen Brillen ( Scheuklappen) ich den Artikel gelesen habe !

Selektives Auswählen von Fakten erfolgt eben " hüben" und "drüben". ( Lächeln!)

Aber Du wirst verstehen, dass ich die innenpolitischen Fragen Deutschlands nicht so beurteilen kann wie Ihr, die ihr in Deutschland lebt.Begriffen habe ich es schon - aber auch diese Fragen eher "global" betrachtet.

Zufrieden ;-)))


baerliner antwortete am 18.02.03 (13:32):

Na klar, ich bin zufrieden, Marianne;-))

Wer selektiert nicht das, was seine Meinung untermauert? :smile:

Das hast Du aber in einer Form rübergebracht, an der sich nicht alle hier orientieren :grrr:

Über die globalen Aspekte der (für mich vor allem in D notwendigen Reformen) kannst Du ja mal einen eigenen Thread aufmachen. Aber ich befürchte, wir sind dann schnell auch wieder bei der Machtpolitik der Amerikaner angelangt....


beate antwortete am 18.02.03 (16:56):

Lieber Jo, ich bin fast ganz Deiner Meinung. Der Kanzler
fischt im Trueben (s.Focus vom 17.02.2003).
Er war ein Sponti, er ist ein Sponti und bleibt ein Sponti:-)))))))))