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THEMA:   Fragen an George Bush

 11 Antwort(en).

jolli begann die Diskussion am 12.02.03 (19:04) mit folgendem Beitrag:

Dustin Hoffmans Rede bei der Gala „Cinema for Peace" am Gendarmenmarkt

„Ich möchte gleich am Anfang sagen, dass ich nicht anti-amerikanisch bin, dass ich aber gegen die Politik der gegenwärtigen Regie­rung bin. Ich glaube, dass es seit dem 11. Sep­tember leider zu einer Manipulation durch die Medien, die in meinem Land den großen Unternehmen gehören, und durch die Regie­rung gekommen ist, die das Leid jenes Tages für ihre politischen Ziele instrumentalisieren. Ich bewege mich auf dünnem Eis, weil ich Schauspieler bin und von diesen Dingen weniger weiß, als mir lieb ist. Ich stamme aus den 60em, der letzte Krieg, den ich bewusst erlebt habe, war der Vietnam-Krieg, und was ich jetzt sage, ist, hoffe ich, nicht nur eine Mei­nung, sondern schlicht Tatsache.
Der Vietnam-Krieg begann mit einer Lüge:
Auslöser war der angebliche Angriff der Nord­vietnamesen auf ein Kriegsschiff von uns, das in der Bucht von Tonkin stationiert war. Doch den gab es nie, es war eine Lüge, eine Propagandafabrikation, um mit dem furchtbaren Krieg anzufangen. Möglicherweise wieder­holt sich die Geschichte nun. Und so möchte ich wieder Fragen an meine Regierung rich­ten, als Amerikaner, der nicht anti-amerika­nisch ist. Ich stelle diese Fragen, die, wenn ich mich nicht irre, noch nicht beantwortet wur­den, obwohl sie immer und immer wieder ge­stellt wurden. Wenn es keine unmittelbare Bedrohung gibt, warum marschieren wir dann ein? Nord-Korea stellt eine direkte Be­drohung dar, deren Präsident verkündet, er würde uns in kleine Stücke bomben, wenn wir seine Nuklearanlagen angreifen. Trotz­dem will meine Regierung lieber mit ihnen verhandeln. Die stellen eine sehr viele grö­ßere Bedrohung dar als der Irak, von dem wir sagen, dass er erst in den nächsten zwei oder drei Jahren Atomwaffen besitzen wird. Ich fordere meine Regierung auf, mein Land über unsere Außenpolitik zu unterrichten, von der wir möglicherweise zu wenig wissen.

Fortsetzung folgt.


jolli antwortete am 12.02.03 (19:05):

Fortsetzung der Rede:

Ich frage meine Regierung, die Saddam den großen Bösen nennt, der er wohl ist: Wa­rum dann haben wir diesem Mann, als wir ihn in der Auseinandersetzung mit dem Iran gut gebrauchen konnten, warum haben wir ihm in dem selben Jahr, in dem er befahl, 100 000 Kurden durch Giftgas zu töten, fünf Millionen Dollar gegeben? Und warum ha­ben wir das im folgenden Jahr auf eine Milliarde erhöht? Ich will angesichts dieser Fak­ten von meiner Regierung wissen: Warum war er nicht damals der große Böse? Ich frage die Regierung meines Landes:
Wenn wir angreifen und, wie ich gelesen habe, 30 000 Pfund Bomben in 43 Minuten abwerfen, die die Zivilbevölkerung treffen, wie lange werden wir bleiben? Darauf gibt es keine Antwort. Werden wir Jahre dort blei­ben - in einer Zeit, in der es unserer Wirt­schaft nicht besonders gut geht? Werden wir das Geld ausgeben, um das Land neu zu strukturieren? Werden wir einen Machtha­ber installieren? Wir haben keinen beson­ders guten Ruf, was einige der von uns instal­lierten Herrscher angeht. Pinochet, etwa, in Chile, der Tausende und Tausende in einem Jahrzehnt umgebracht hat. Ihr kennt die an­deren. Ich war heute im Jüdischen Museum und bei einem Computer gab es einen Knopf: Drücken Sie hier, wenn Sie der Mei­nung sind, dass es etwas im deutschen Cha­rakter gibt, das den Holocaust verursacht hat. Ich haben den Knopf nicht gedrückt, weil mir die Frage nicht gefiel. Seit dem „Ge­nozid" hat eine ganze Zahl an Genoziden stattgefunden: Bosnien, Ruanda - bedeuten 800 000 tote Tutsis Genozid? Abgehackte Hände und Füße? Trotzdem haben wir es zu­gelassen, aus Angst und Apathie. Seit einiger Zeit erleben wir immer wieder unterschiedli­che Formen von Genozid.
Was können wir tun? In meiner Heimat haben wir in den sechziger Jahren einen Prä­sidenten zum Rücktritt gezwungen, vor al­lem durch die Studentenproteste. Die Stu­denten hatten am meisten zu verlieren, sie waren diejenigen, die gestorben sind. Ich habe Söhne, 18 und 21, die kaum glauben können, dass sie die ersten sind, die werden gehen müssen. Mich fasziniert Macht, die Physik der Macht, und die Paranoia der Macht. Das Bedürfnis nach Macht existiert, weil es ein Ersatz für die Seele ist. Der Dich­ter Carl Sandburg hat das folgende geschrie­ben - und das betrifft uns alle: ,Im Wachsen nach oben hat die zarte Blume schon man­chen Stein zersplittert und zerborsten.'
Gott segne euch alle."

Der Tagesspiegel am 12.02.2003
Die leicht gekürzte Version der Rede wurde übersetzt von Moritz Schuller.

Ich habe diesen Zeitungsausschnitt eingescannt und mit Abby Finereader eingelesen, damit diese Meinung eines berühmten Amerikaners mehr Menschen lesen können.


jolli antwortete am 12.02.03 (19:11):

Leider gibt es auf der Homepage des Tagesspiegel nicht den Wortlaut der Rede. Deswegen meine behelfsmäßige Scannerei. Diese Rede hielt Dustin Hoffman am Montag im Berliner Schauspielhaus anlässlich einer Gala der UNICEF zugunsten von Kindern in Kriegsgebieten. Schirmherr war Roger Moore, der für sein UNICEF-Engagement am gleichen Tage das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Internet-Tipp: https://archiv.tagesspiegel.de/archiv/12.02.2003/434116.asp


Angelika antwortete am 12.02.03 (19:23):

Vielen dank, Jolli - ich habe die Rede im Original gehört und auch schon den Text gesucht.


Marianne antwortete am 12.02.03 (19:25):

Danke, Jolly, dass Du Dir die technische Mühe für uns gemacht hast und noch größerne Dank für die Wiedergabe authentischer Worte eines amerikanischen Künstlers. Wir hören ja überwiegend, dass aber nicht was bekannte und bedeutende Amerikaner zur Politik ihres Präsidenten sagen.


schorsch antwortete am 12.02.03 (21:21):

Niemand darf glauben, auf ihn komme es nicht an. Niemand darf glauben, sein Protest sei nur ein Wassertropfen. Denn Millionen von Wassertropfen ergeben ein Rinnsal und Tausende von Rinnsalen ergeben einen Bach und Tausende von Bächen ergeben einen Fluss. Und mit diesem Fluss können wir das Böse, das Unehrliche und das Hinterlistige wegschwemmen, welches in Amerika und in anderen Ländern das Gute überwuchert.


baerliner antwortete am 12.02.03 (22:36):

Jolli,
soweit ich weiß, sind Tagesspiegel (gedruckt) und Tagesspiegel online zwei verschiedene Redaktionen. Und am Tage des Erscheinens stehen die eiträe noch nicht im "Archiv". Ich werde
mal morgen recherchieren, ob der komplette Atikel dann drin ist, damit Du Dir in Zukunft das Einscannen sparen kannst.

Allerdings hatte Karl hier mal copyrechtliche Bedenken geäußert, ob man einen Zeitungsartikel komplett kopieren dürfe.

Weißt Du da mehr, ob es für private Zwecke erlaubt ist? Ein slcher privater Zweck wäre ja die Veröffentlichung hier zum Zwecke der Diskussion unter Mitgliedern des ST. Trotzdem ist die Sache wegen der Größe des ST und der öffentlichen Zugänglichkeit auch anders zu beurteilen.


jolli antwortete am 13.02.03 (07:24):

Ich denke, wenn ich die Herkunft eines Artikels bekannt gebe, dann kann nach dem Erscheinen einer Zeitung nichts mehr schief gehen (die Verkaufszahlen wird es nicht beeinträchtigen, oder?).
Es gibt andere Institutionen, die Zeitungen auch auswerten und nach Themen z.B. zusammen stellen und anderen zugänglich machen.
Aber ich danke dir für den Hinweis, ich werde mich über die Rechtslage noch einmal genauestens informieren.
Notfalls wird Karl meinen Beitrag canceln ;-) hoffe ich.


schorsch antwortete am 13.02.03 (08:52):

Jedes Blatt bringt hin und wieder Auszüge aus anderen Blättern. Wenn die Quelle bekannt gegeben wird, ist das rechtlich in Ordnung.
Hier sei noch anzufügen: Meldungen in den Medien sind zu wohl 90 % von Agenturen. Die Medien erwähnen aber selten aus welcher Agentur die Meldung stammt. Erweist sich eine aber als Ente, wird sofort die eigene Unschuld publiziert und darauf verwiesen, es handle sich um eine Agenturmeldung.


Karl antwortete am 13.02.03 (09:26):

Das Copyright des Textes liegt wohl bei Dustin Hoffmann. deshalb sehe ich kein Problem. Karl


Fred Reinhardt antwortete am 13.02.03 (15:13):

Heute im " Fränkischen Tag " Bamberg.

" Washington WILL Chalabi als Nachfolger von Saddam."

Da wird nur eine Auswechslung vorgenommen. Ein Strohmann der Befehle ausführen wird.


henner antwortete am 13.02.03 (23:01):

solch engagierte Amerikaner wie Dustin Hoffman gibts viel mehr als man allgemein annimmt.Sehr mutige sperchen (oder schreiben) ihren Präsidenten direkt an und nehmen kein Blatt vor den Mund.Da sagt z.B
Monsignore Robert Bowman
Bischof Melbourne Beach (Florida), unter https://www.terrorismus-und-irak-krieg.de/ Dinge,die ich kaum zu denken wage.
,,,wie und wo kann man überprüfen ,ob es diesen Monsignore tatsächlich gibt und der "Offene Brief" tatsächlich existiert und keine Ente eines "Irgendwers" ist