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THEMA:   Zum Anti- europäismus der Amerikaner

 32 Antwort(en).

Marianne begann die Diskussion am 02.02.03 (11:55) mit folgendem Beitrag:

Zum Antieuropäismus der Amerikaner

http.//www.zeit.de/2003/06/Anti Europa

Die “Euros” “Euroiden” “Eurowürstchen” sind es der amerikanischenPresse wert, mit in Säure getauchter Tinte bespritzt zu werden.

Das reicht vom Anzweifeln der europäischen Politik, die es wert sei “im Urinal der Geschichte runtergespült zu werden“ bis zu Werturteilen über Europäer: Weichlinge ,schwach, querulantisch, heuchlerisch, zerstritten, zuweilen antisemitisch“. Statt für Verteidigung geben sie ihre Euros für „ Wein, Urlaub und aufgeblähte Wohlfahrtsstaaten aus“.

Sogar auf sexuellem Gebiet gibt es Stereotype: Ami= cowboy. Europäer = warmer Bruder. ( Titel: EU - nuchen)
Das alles schleicht sich sogar in durchdachtere Darstellungen ein. In der Rangliste der Beschimpfungen stehen die Franzosen an erster Stelle.- Sie waschen sich nicht! Sie sind „Käse fressende Äffchen mit Totstellreflex.“-


Dieser Antieuropäismus ist nicht mit dem europäischen Antiamerikanismus gleichzusetzen. Auch die amerikanischen Journalisten unterscheiden zwischen legitimer Kritik an der EU und eingefleischtem irrationalen Europahass.

Wo aber ist hier die Grenze?

Der Antiamerikanismus ist mit Neid durchsetzter Groll der Antieuropäismus mit Verachtung gemischte Gereiztheit.

In der Realität ist die am ehesten zutreffende Sicht des Verhältnisses zwischen den USA und Europa in den USA eher Gleichgültigkeit Europa ist weder Konkurrent am Wirtschaftsmarkt noch starker militärischer Verbündeter und daher für amerikanische Interessen uninteressant.

Diese These führt dann Thimothy Garton Ash, Verfasser des Artikels und Historiker in Oxford auf 2 ½ Spalten äußerst lesenswert aus.
Er schließt seine Analyse mit dem Schluss, dass der Nah- Ostkonflikt die Wurzel diese kontinentalen Entfremdung sei.
Man ist in den USA der Meinung, dass Frankreich zu seiner alten antiamerikanischen Politik zurückgekehrt sei und Schröder in Deutschland diese Missstimmung zynisch zu einem Wahlsieg ausgenutzt habe.
Der Kalte Krieg habe die USA und Europa zusammen getrieben, der Nahostkonflikt als Terrorbekämpfung treibe sie auseinander.

Er ist der Meinung, dass dieser Prozess aus realpolitischer Sicht dumm sei, denn Europa mit seiner wachsenden muslimischen Bevölkerung habe ein vitaleres Interesse als die USA im Nahen Osten Frieden zu haben.
Der Krieg wird die feindlichen Positionen vertiefen und verbunden mit Antisemitismus noch verschärfend auf die internationale Politik wirken.
Die Änderung könnte von einem Machtwechsel in den USA kommen.

Ich stelle diesen Artikel zur Diskussion.


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (12:55):

Am Sachverhalt zweifelt wohl niemand mehr: Es gibt ein tiefes Zerwürfnis zwischen dem Amerika der Bushies und Europa und der restlichen Welt. Kennzeichnend dafür sind die (gegenseitigen) Beschimpfungen.

Dieses Zerwürfnis hat seinen Grund in einem anderen Sachverhalt: Die USA - die "hyperpuissance" (Hyperpower), wie HUBERT VÉDRINE, Frankreichs Aussenminister, bereits 1999 den martialischen Riesen beschrieben hat -, streben die Weltherrschaft an. Europäische Länder (leider nicht alle) und viele andere Länder (vor allem jene in der sogenannten "3. Welt") möchten in diesem amerikanischen Imperium nicht die Rolle der tributpflichtigen Vasallen spielen.

Darum geht der Krieg... Der Krieg mit Worten, aber auch der Krieg mit Bomben und Raketen.


Angelika antwortete am 02.02.03 (13:56):

Den Amerikanern ist und war ein einiges Europa doch schon immer ein Dorn im Auge und sie verstehen und verstanden es, am "Haus Europa" zu zündeln - und wenn sie das Basement unter Feuer halten (Bosnien, Kosovo...)
Ich war vielleicht noch nie so froh, Europäerin in einem Europa zu sein, das sich jenseits jedes nationalistischen Getues und, vor allem, jenseits eines imperialen, anachronistischen Weltmachtsanspruchs à la USA entwickelt und finde es wichtig, dass Europa sich nach dem Wegfall der UDSSR als Weltmacht zum Gegenpol der USA entwickelt - und hoffentlich nicht zum Handlanger wird.

Es ist gut, dass Frankreich und Deutschland sich gemeinsam gegen die Kriegstreiberei der USA stellen und sich dazu auch offen bekennen (und ich hoffe nicht, dass dies wieder einer der Vorwahlen-Kanzler-Bluffs ist; traurig eigentlich, dass man damit schon unterschwellig rechnen muss).

Vielleicht ist der Glaube an die Menscheit doch noch kein leerer Wahn, wenn bei Staaten wie Frankreich, Deutschland, China und anderen die logische - die menscliche - Vernunft die Oberhand behält (obwohl ein Krieg im Irak sicher auch diese und jene "Vorteile" für diese Länder hätte). Es ist m.E. wichtig, dass Europa es wagt, den "Bush-Kriegern" und Strauchdieben jenseits des Atlantik die Stirn zu bieten.

Hitler wollte die Welt erobern - Gott sei Dank gabe es seinerzeit Kräfte (damals auch die USA), die wirtschaftlich und militärisch in der Lage und willens waren, das zu verhindern. Aber wer wird in der in der Lage sein, die USA zu bremsen?


Barbara antwortete am 02.02.03 (17:01):

Im heutigen "Internationalen Frühschoppen" auf phoenix wurde deutlich gemacht, dass in Amerika, England und anderen pro-amerikanischen Ländern Europas tiefe Risse in der Meinung der Bevölkerung zur Kriegsfrage "Irak" zu erkennen sind. Die Bush-Leute haben angst, ihre Bevölkerung könnte sich den Argumenten Deutschlands und Frankreichs noch offenkundiger anschließen als bisher. Was ist zum Machterhalt in einer derartigen Situation zu tun? Man schwächt Europa, stellt es als Scherbenhaufen dar, macht es lächerlich.

Die Pressefreiheit ist in Amerika ein hohes Gut. Zum Glück. Die Regierenden werden dort sehr viel härter angegangen als bei uns. Man erinnere sich an die entwürdigende "Aufklärung" der Praktikantinnen-Affäre Clintons. Die Öffentlichkeit badet sich in diesem grenzenlosen Voyeurismus. für mich schwer erträglich.

Nun muss man sehr genau darauf achten, wer die einzelnen Kampagnen plant und durchführt. Der Brief der acht bedingungslosen Pro-Amerikaner Europas wurde vom Wall-Street-Journal initiiert.....

Die Journalistin Diana Geddes aus Großbritannien (The Economist) rief dazu auf, diesen Dissens tiefer zu hängen. Sie wies darauf hin, dass es noch nie ein einstimmiges Europa gegeben hätte. Dieser Brief könnte zum Lehrstück für Europa werden, sich in Zukunft nicht auseinanderdividieren zu lassen.

Ich denke, wir sollten uns von diesem Anti-Ismus nicht anstecken lassen und daher nicht von DEN Amerikanern und schon gar nicht von DEN Europäern reden.

Hoffen wir, dass der Spuk der Bush-Ära ein schnelles Ende finden möge......

Internet-Tipp: https://ftd.de/pw/eu/1043857623538.html?nv=skyx


Marianne antwortete am 02.02.03 (17:38):

Mir erscheint aber auch bemerkenswert, dass Ash -nach genauer Analyse- zu dem Schluss kommt, dass die eigentliche Meinung des Mr. everybody zu Europa mit Gleichgültigkeit eher als mit den von ihm selbst gelieferten Beispielen des Anti- ismus (Wort von Barbara) zu kennzeichnen sei.

Und wenn ich etwas sagen darf, ist es auch Gleichgültigkeit, die "normalerweise" viele Europäer beim Thema USA befällt. Jetzt im Angesicht eines als ungerecht und ungerechtfertigt angesehenen Krieges weicht die Meinung vieler Europäer - man braucht ja nur uns anzusehen - zu Amerika eher ins Feindliche ab.


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (18:09):

Die Meinung vieler Europäer weicht nicht ins "Feindliche" ab, Marianne... Gott sei Dank hat sich in Europa, mittlerweile und etwas verspätet auch in Deutschland, eine eher pragmatische Haltung gegenüber den USA durchgesetzt. Die USA sind nämlich bei nüchterner rationaler Betrachtung weder unser "Feind" noch unser "Freund".

Es ist diese Irrationalität des Freund-Feind-Denkens, die mehr Probleme als Lösungen mit sich bringt.

Immer mehr Europäer - das beweisen die jüngsten Umfragen - überprüfen die Politik der USA - besser, die der Bush-Cheney-Öl-Gas-Junta - darauf hin, was sie uns Europäern bringt... Ist sie nützlich für uns? Entspricht sie unseren Interessen? Oder, ist es vielleicht so, dass es einen Interessengegensatz zwischen dem imperialen Amerika, der zentralen Supermacht, und dem dezentralen Europa gibt? Machen wir mit beim Versuch, die Welt zu beherrschen, oder setzen wir mehr auf den Ausgleich, auf das Austarieren verschiedener Machtzentren?

Mit Antiamerikanismus hat das alles nichts zu tun. Wer uns diesen einreden will, vertritt in aller Regel seinen Gegenpart, den Proamerikanismus.

Möglichst emotionsloses und rationales Kalkül auf rechtlich einwandfreier Grundlage ist angesagt... Die meisten Europäer haben eine bittere Lektion gelernt, was alles passieren kann und welches Unglück die Menschen heimsucht, wenn an Stelle der Vernunft und des Rechts die Unvernunft und das Unrecht triumphiert.


mechtild antwortete am 02.02.03 (19:47):

Als Europäer sehe ich Amerika als unseren größter Konkurrenten in der Welt. Die Konkurrenz zum Dollar war für mich auch der Hauptgrund für den Euro zu sein. Diese Konkurrenz zu Amerika prägt auch die Gefühle, die ich diesen Land gegenüber habe. Dazu kommt, dass das Essen das aus Amerika kommt nicht so lustbetont ist, wie das aus unseren Europäischen Nachbarländern. (Käse aus Frankreich, Pasta aus Italien usw.)
Wenn ich die Politik Amerikas kritisiere heißt das nicht Antiamerikanismus, sondern ich sehe es als Pflicht eines jeden Demokraten sich um Politik zu kümmern und seine Meinung dazu zu sagen.


Marianne antwortete am 02.02.03 (19:55):

Lieber Wolfgang! Was Du Pragmatisierung nennst, nenne ich gewisse Gleichgültigkeit .Die
semantischen Unterschiede scheinen mir nicht sehr bedeutend. Allerdings kann ich nicht so tun, als hätte ich die unzähligen antiamerikanischen Stellungnahmen – nicht zuletzt hier im Forum- nur geträumt. Im besten Falle waren es verbal zurückhaltende Kritiken an der US – Administration.
Im übrigen wiederhole ich: Wir sollten uns hier im alten Europa nicht auseinanderdividieren lassen, die Amihetze wirft uns so wie so alle in einen Topf.


Barbara antwortete am 02.02.03 (20:23):

Marianne,

ich würde es auch nicht als "feindlich" bezeichnen, wenn wir endlich mehr Selbstbewusstsein gegenüber Amerika zeigen. Geht es hier doch nicht um eine simple Meinungsverschiedenheit sondern um die Frage, ob Tausende unseren blinden Gehorsam gegenüber den Bush-Leuten mit dem Tod bezahlen müssen.

Inzwischen gibt es derart viele freundschaftliche Kontakte zwischen Amerikanern und Deutschen, wenn ich allein an die vielen Schüleraustausche denke, dass ich einen Antiamerikanismus wirklich nicht befürchte. Ich habe z.B. Verwandte in Amerika, die die Politik von Bush total ablehnen.

Es ist die Aufgabe von Politikern, das Beste für ihr Land zu tun. Außerdem sind Angriffskriege nach dem Völkerrecht verboten. Sollten wir, nur um diese Kreuzzug-Politiker nicht zu reizen, dagegen verstoßen?


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (20:32):

@Marianne... Wenn ich die Politik der Herrschenden in Deutschland kritisiere (was ich oft genug tue), bin ich dann ein Antideutscher? Betreibe ich dann Deutschenhetze?

Wenn ich die Kriegspolitik der derzeit in den USA herrschenden Junta kritisiere (wie das Hunderttausende AmerikanerInnen unlängst in eindrucksvollen Demonstrationen auch getan haben), bin ich / sind sie dann Antiamerikaner?

Betreiben wir 'Amihetze', wenn wir das (Völker-)Recht reklamieren, das derzeit von der Bush-Cheney-Öl-Gas-Junta in den Schmutz getreten wird?

Mit den amerikanischen FreundInnen für das bessere Amerika kämpfen... Ist das Antiamerikanismus?

P.S.: Noch etwas, Marianne: Wenn Du vielleicht schon das Wort 'Junta' als Antiamerikanismus deuten willst... Das stammt von einem Amerikaner, dem Schriftsteller GORE VIDAL, und wird mittlerweile ausgiebig von den amerikanischen AktivistInnen der US-Friedensbewegung benutzt.


Nuxel antwortete am 02.02.03 (21:07):

Es mag ja durchaus sein,dass ich nicht die Klügste bin.Lacht ruhig!!Denn lachen ist gesund.
Aber etwas muss ich doch mal loswerden:
eine ist unter uns,da hab ich immer beim lesen ihrer "Vorträge" das Gefühl,als gegängeltes Schulkind vor einer ach,so weisen Paukerin zu hocken.

Bitte,den ff Unterschied zwischen Paukerin und Lehrerin zu bemerken!

Is ja schon gut,ich bin schon still

nur eins noch:
ich denke,(das kann ich manchmal auch)hier wird von niemandem "Antiamerikanismus" betrieben,sondern kriegerische Planungen und Überlegungen einzelner Politiker kritisiert.


Marianne antwortete am 02.02.03 (21:31):

Nuxel. meine Liebe! keiner kann aus seiner Haut.- Keiner kann in Wirklichkeit seinen Beruf verleugnen. Ich
bin es gewohnt, ehe ich über Sachverhalte Meinungen zum besten gebe, diese Sachverhalte genau widerzugeben- Gerade in diesem Forum, wo ich eben mitunter das Gefühl habe, z.B. beim Lesen Deines Beitrages, dass es Dir darum geht, mir persönlich etwas auszuwischen.Ich gehe aber nicht ins geschützte Forum und jammere dort über den allgemeinen Unton in diesem hier. Das tust Du.Und zwar in so einer Weise, dass ich Dich in Zukunft ignorieren werde. Du wirst es nicht glauben, ich bin Historikerin und interessiere mich nun mal für politische Zusammenhänge und nicht für Forenanmache.
Und wenn hier kein Antiamerikanismus zuweilen betrieben wird, frage ich mich, warum diese amerikanische Diskutantin ( Name weiß ich gerade nicht mehr) so in Saft gegangen ist.
Barbara/ Wolfgang: Natürlich ist möglicherweise feindlich zu stark- zugegeben. Ansonsten bin ich ja durchaus für Kritik an Einzelnem, aber nicht am Gesamten. Da sind wir ja
doch dàccord.


Nuxel antwortete am 02.02.03 (21:39):

Ach,Marianne
jetzt bin ich aber enttäuscht,dass Du mich ab sofort ignorieren willst;-))
werd wohl kaum schlafen können,heute Nacht....
Dass Du Historikerin bist,ist mir so gleichgültig!!

Und:last but not least:
wieso fühltest Du Dich angesprochen????
Ich hatte keinen Namen genannt!--Werd mich hüten!

Noch eins,und das ist jetzt sehr ernst gemeint:

das geschützte Forum wurde eingerichtet,damit man sich dort ausprechen,bzw.mal etwas mitteilen kann,ohne direkt ins offene Messer zu laufen!
Bisher war das auch so!

schönen Tach denn auch,-))


Poldi antwortete am 02.02.03 (21:43):

"... das Wort 'Junta' als Antiamerikanismus deuten willst... Das stammt von einem Amerikaner ..."

No, das ist eine ganz triviale spanische Vokabel, das ist etwas wie ein Verbund, eine Gemeinschaft, auch als Verwaltungseinheit gedacht. Nicht alles kommt aus Ammerika!


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (21:59):

@Marianne... Ganz laienhaft (da Nicht-Historiker) sage ich: Den amerikanischen Imperialismus im Allgemeinen (wie alle Imperialismen) und die Angriffskriege der Bushies im Besonderen (wie alle Angriffskriege) kritisiere ich en toutes, nicht nur en détail.

Sind wir immer noch d'accord?


pilli antwortete am 02.02.03 (21:59):

und ob du an forenanmache interessiert bist...*g* historisches dokument hierfür dein beitrag:
------------------------------
Marianne antwortete am 02.02.03 (19:14):

Pilli, Deine albernen Anwürfe "taterten" ja belustigen, "warerten" sie net so lang- langatmig - und unsinnig.

Uns so wird aus Vernunft Unsinn, aus Wohltat Plage,
beim Lesen Deines Gequatsches- ohne Frage.

(Womit wieder mal beweisen ist, dass sogar ich mich provozieren lasse.)
------------------------------

macht übrigens spaß, festzustellen, auf welch unsicherem boden du dich bewegst...hehe


Barbara antwortete am 02.02.03 (22:00):

Nuxel,

ich lach auch so gern, kann aber leider die Stelle nicht finden :-(((

Da ich mich als Adressatin Deiner Kritik ausschließe (weder Abi noch Studium), möchte ich dazu gern etwas sagen. Weltweit ist jeder aufgefordert, sich hier an den Diskussionen zu beteiligen. Dabei kommt es überhaupt nicht auf sein Bildungsniveau an. Jeder soll ganz locker das beitragen, was seiner Meinung entspricht. Ob mit Rechtschreibfehlern oder im gelehrten Stil.

Wenn Akademiker einen Beitrag posten, liest er sich anders, als wenn z.B. ich das mache. Anfangs traute ich mich kaum, etwas zu schreiben. Es war Felix, ein Akademiker, der mit Mut machte, mich einzumischen...... Nun darf es auch nicht anders herum passieren, dass wir Diskussionspartnern mit höherem Niveau ihren gekonnten Stil vorwerfen. Es wäre doch bedauerlich, wenn diese Leute sich zurückziehen würden. Ich finde es prima, wenn ich durch sie dazulernen kann, und habe keineswegs "das Gefühl,als gegängeltes Schulkind vor einer ach,so weisen Paukerin zu hocken". Als "gegängeltes Schulkind" habe ich keine Möglichkeit, den Klassenraum zu verlassen, hier sitze ich freiwillig....

Wir sollten uns immer wieder bemühen, uns mit dem Thema auseinander zu setzen und nicht mit der Person oder ihrem Stil. Ich habe dabei auch schon gefehlt, schluck....

Daher finde ich es gut, dass Du Dich auch zum Thema geäußert hast.


Wolfgang antwortete am 02.02.03 (22:01):

Der Ausdruck in diesem Zusammenhang schon, Poldi... "Bush-Cheney-Öl-Gas-Junta" stammt aus GORE VIDAL's Essay "The Enemy Within". ;-)


Marianne antwortete am 02.02.03 (22:27):

@ Pilli.
Ich bin gegen Forenanmache, kann mich aber wehren. Schade, dass Du nicht Deinen unsäglichen Beitrag gegen mich auch noch mitzitiert hast.

Nuxel- wird ignioriert

Wolfgang:
Eigenartig- ich habe Deine Beiträge immer zur Gänze gelesen und zwar oft globalisierte Werturteile zur Kenntnis nehmen müssen, insgesamt war ich aber eher der Ansicht, dass Du imstande, willens und in der Lage bist, zu differenzieren.
Habe ich mich doch hoffentlich nur in Bezug auf Deine Amerikafreundlichkeit geirrt.Denn in diesem, meinem Thema geht es mal ausnahmsweise nicht um den Irakkrieg. Sollte Dir das entgangen sein?

Barbara, Dir danke ich. Es tut gut, auch auf Augen zu stoßen(Scherzchen), die nicht in jedem Text einen Angriff auf die eigene Person sehen, sondern die Sache, die angesprochen wurde.


Barbara antwortete am 02.02.03 (23:04):

Marianne,

Du schreibst:

"Denn in diesem, meinem Thema geht es mal ausnahmsweise nicht um den Irakkrieg."

Ich zitiere aus Deinem Thema:

>>Der Kalte Krieg habe die USA und Europa zusammen getrieben, der Nahostkonflikt als Terrorbekämpfung treibe sie auseinander<<
und weiter:
>>Der Krieg wird die feindlichen Positionen vertiefen und verbunden mit Antisemitismus noch verschärfend auf die internationale Politik wirken.<<

Bist Du sicher, dass es hier nicht auch um den Irak-Krieg geht?

Außerdem denk bitte daran: die Sache sollte im Mittelpunkt der Kritik stehen und nicht die Person.....


Nuxel antwortete am 02.02.03 (23:06):

@Barbara

leider muss ich jetzt hier etwas richtig stellen!

Ich meinte nicht "Akademiker" sondern die Art zu schreiben, und agieren oder reagieren!

Ein Leben lang habe ich klügeren Menschen gerne zugehört,und tu es noch,so sie denn etwas zu sagen haben!
Ich geniere mich auch nicht zu fragen,wenn ich etwas nicht verstanden habe! Und hier sind einige,denen ich sehr gerne zuhöre!
Ich muss mich vor niemand mit "höherem Niveau" verstecken.Du meintest sicher auch eher,das durch Klugheit und Studium erworbene Bildungs-Niveau.
Im Gegensatz zu anderen hab ich mich noch nie "angegriffen" gefühlt.-Wohl auch nicht so reagiert!
Ganz leicht zieht sich durch meine Beiträge ein roter Faden.
Ich denke,das ist Fairness und Humor.
Stets versuche ich,zu vermeiden,"persönlich"zu werden oder kränkend.

Leise Ironie versteht wohl nicht jeder,scheut sich dann nicht einmal, völlig entstellende Wortgebilde aus dem Zusammenhang gerissen,zu zitieren!

DAS ist meinem Empfinden nach: niveaulos!

Bitte alle um Entschuldigung,dieses Forum derart "zweckentfremdet "zu haben.


Marianne antwortete am 02.02.03 (23:19):

@ Barbara:

Natürlich wird im augenblicklichen Prozess der internationalen Beziehungen der drohende Irakkrieg immer eine Rolle spielen. So meint Ash ja, dass der kommende Krieg die Amerikaner und die Europäer noch weiter auseinandertreiben wird. Er belegt das und diesen Prozess in den von mir nicht mehr widergegeben Spalten. Das Hauptthema des Artikels ist aber den Prozess der Auseinanderentwicklung darzustellen.


Felix antwortete am 02.02.03 (23:24):

Hallo Marianne ..

du hast dieses Thema aufgeworfen. Auch mich interessiert die Feststellung, dass die Beziehung zwischen USA und Europa sich verschlechtert hat.
Amerikaner sind für mich weitgehend noch ausgewanderte Europäer ... etwas vermischt untereinander und mit andern Ethnien ... aber typusmässig europäisch.
Kultur und Zivilisation in Europa ist anderseits stark von amerikanischen Einflüssen geprägt worden.
Wir sind also nicht grundsätzlich anderst ... eher Konkurrenten ... wie andere auch schon gesagt haben.
Was wir sicher nicht werden wollen ... ein Anhängsel der amerikanischen Weltmacht. Da haben wir Schweizer schon Mühe mit der EU. Der Durchschnittsamerikaner verwechselt uns sogar mit Schweden. Bush selbst hat vermutlich ein recht verschwommenes Bild von Europa.
Lassen wir den Amerikanern ihre Lebensweise und ihr Weltbild ... aber nur solange sie sich nicht andern aufdrängen wollen. Da hört jede Toleranz auf ... und kann bei vielen zu einem Feindbild entarten!


Marianne antwortete am 02.02.03 (23:38):

@ Felix

Natürlich wird jeder vernünftige Mensch diese im Augenblick hochgespielten Thesen von Anti- hier und Anti- da als das nehmen.als das es auch Ash nimmt: Mediale Aufschaukelung
als Mittel, Kriegslust zu erzeugen.Und gerade, weil mir Ashs Artikel so gefiel, habe ich ihn zur Diskussion gestellt. Mir gefiel der Artikel auch, weil wir hier im "alten Europa" ja so recht eigentlich nicht wissen, wie in den USA gedacht wird. Und da erschien es mir schon bedeutend, dass Ash eben einen Unterschied zwischen Hetzmeinung und der allgemein eher gleichgültigen Stellungnahme der Bürger zu Europa macht.

Und ( Scherzchen) der beste Beweis ist ja dafür, dass Ihr mit Sweden und wir mit Australia verwechselt werden. Wozu zu sagen wäre, dass unsere beiden Länder dann durchaus an "Größe" gewinnen würden.


Angelika antwortete am 03.02.03 (10:00):

@Marianne: da gibt es in Österreich das wunderbare T-Shirt:
Eine Landkarte von Österreich, kleine Kängurus an den Stellen der bekannstesten Städte und der Aufdruck:
"WELCOME TO AUSTRIA - AUSTRALIA IS THE ONE WITH THE CANGOROOS!"
Ich habe aber auch schon einen Deutschen in Sydney erlebt, der US-Dollar in "Austrian Dollars" tauschen wollte und Schilling bekam :-))


baerliner antwortete am 03.02.03 (11:19):

Marianne,

Dein Beitrag am 02.02.03 (19:55) bringt es auf den Punkt: Es geht darum, daß sich weder die europäischen Staaten noch die
westliche Völkergemeinschaft und die Gemeinschaft der UN auseinanderdividieren lassen. Aber genau dies ist durch Schröders Rede auf dem Marktplatz in Goslar passiert. Eine solche Rede schürt (ob bewußt oder unbewußt) den Antiamerikanismus, wie er sich auch in diesem Forum äußert, obwohl die entsprechende Fraktion dies vehement bestreitet.

Wenn ich den Amerikanern ständig Fehler der Vergangenheit vorhalte (sogar bis in die Zeit des Abschlachtens von Indianern), dann frage ich mich, ob denn diese Diskutanten den eigenen Pfahl im Auge nicht sehen, als Deutschland mindestens ebensolche Vergehen gegen die Menschlichkeit begangen hat.

Und wenn man immer wieder den Amerikanern vorhält, es ginge nur um reine Machtinteressen einer derzeit allein übriggebliebenen Weltmacht, die sich alles erlauben könne, dann ist das eine ebenso einseitige Sicht. Wenn ich lese, daß sich die Amerikaner eine blutige Nase holen werden und wie einstmals Rom untergehen werden, weil ihre Rolle einmal China übernehmen wird, und diese Feststellung mit einer gewissen Häme getroffen wird, dann denke ich wie viele andere, daß ich im falschen Forum gelandet bin.

Nichts gegen Friedensdemonstrationen, offene Briefe usw., aber muß man wirkich mit einem solchen Fanatismus für seine Ziele eintreten und Andersdenkende als dumm (und das war noch harmlos gegen andere Verbalinjurien) bezeichnen, die
aus welchen Gründen auch immer sich die Lösung des Irak-Konflikts anders vorstellen? Was sagte Rosa Luxemburg?


Wolfgang antwortete am 03.02.03 (12:05):

Das sagte ROSA LUXEMBURG, lieber baerliner, kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges:

"Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind in den beteiligten Ländern die Arbeiter und ihre parlamentarischen Vertreter verpflichtet, alles aufzubieten, um den Ausbruch des Krieges durch Anwendung entsprechender Mittel zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern und steigern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie verpflichtet, für dessen rasche Beendigung einzutreten, und mit allen Kräften dahin zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunutzen."

Quelle: Änderungen zur Bebel-Resolution, beantragt von Rosa Luxemburg, Lenin und Martow, a.a.O., S.102


Marianne antwortete am 03.02.03 (13:37):

Ich glaube, Baerliner hat eher das Sprüchlein von der Freiheit gemeint.
Nur sinngemäß zitiert:

Die Freiheit ist immer die Freiheit der Anderen.


Und das ist auch die Freiheit, die ich meine.


Wolfgang antwortete am 03.02.03 (13:54):

Genau das "Sprüchlein" hat baerliner vermutlich gemeint... Darauf wird ROSA LUXEMBURG immer von denen reduziert, die unter Freiheit auch die Freiheit der Ausbeutung und des Kriegführens verstehen.

Aber ROSA LUXEMBURG war Kommunistin und als solche eine Kämpferin gegen den Imperialismus und für den Frieden. Hier ist noch ein "Sprüchlein" von ihr, ein sogar recht prophetisches:

"Die bürgerliche Gesellschaft steht vor einem Dilemma: entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei ... Wir stehen ... heute ... vor der Wahl: entweder Triumph des Imperialismus und Untergang jeglicher Kultur wie im alten Rom, Entvölkerung, Verödung, Degeneration, ein großer Friedhof. Oder Sieg des Sozialismus, das heißt der bewußten Kampfaktion des internationalen Proletariats gegen den Imperialismus und seine Methode: den Krieg. Dies ist ein Dilemma der Weltgeschichte, ein Entweder-Oder, dessen Waagschalen zitternd schwanken vor dem Entschluß des klassenbewußten Proletariats."

Und weiter:

"Der Wahnwitz wird erst aufhören und der blutige Spuk der Hölle wird verschwinden, wenn die Arbeiter in Deutschland und Frankreich, in England und Rußland endlich aus ihrem Rausch erwachen, einander brüderlich die Hand reichen und den bestialischen Chorus der imperialistischen Kriegshetzer wie den heiseren Schrei der kapitalistischen Hyänen durch den alten mächtigen Schlachtruf der Arbeit überdonnern: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!"

Quelle... ROSA LUXEMBURG: Die Krise der Sozialdemokratie (1917)


Marianne antwortete am 03.02.03 (15:10):

@ Wolfgang

Dass diese Worte zu dem Zeitpunkt und zu der Situation, als sie von Rosa Luxemburg gesagt wurden, richtig waren, bestreite ich nicht. Dass sie aber in irgendeiner Weise zum Thema "Anti-europäismus der Amerikaner " ( 2003) Aufschluss geben könnten, bezweifle ich stark.


katharina antwortete am 03.02.03 (20:10):

Eine interessante Diskussion ist das über das Verhältnis zwischen Amerika und Europa. Interessant finde ich auch, dass das ein Thema ist, das (ja nicht nur hier) Emotionen weckt. Das habe ich seit den frühen 80ern nicht mehr in dieser Breite erlebt.
Dass eine so harmlose Bemerkung wie:
"Jetzt im Angesicht eines als ungerecht und ungerechtfertigt angesehenen Krieges
weicht die Meinung vieler Europäer - man braucht ja nur uns anzusehen - zu Amerika eher ins Feindliche ab."
in eine Art Grundsatzdiskussion mündet, zeigt mir, mit wie viel Anteilnahme diskutiert wird.

Ich persönlich erlebe den Blick auf Amerika auch als einen sich immer wieder wandelnden, wobei ich schon den Eindruck habe, dass er in der letzten Zeit negativer wird. Derzeit wird in Europa eben überwiegend nicht über Guggenheimmuseum u.ä. gesprochen, sondern über die McDonaldsDummheit der Amerikaner. Und wenn die Regierung eines Landes als "Junta" bezeichnet wird, dann bringt das ja auch nicht gerade Respekt vor denen, die diese Regierung gewählt haben, zum Ausdruck. Wobei es ein Unterschied ist, ob der Ausdruck von amerikanischen Friedensaktivisten oder von europäischen Fern-Zu-Sehern gebraucht wird. Hier wie dort ist der Ausdruck demagogisch, was mir für unmittelbar Agierende gerade noch und wenigstens nachvollziehbar ist, aber wir hier könnten uns denn doch um eine weniger emotionalisierende Sprache bemühen.

Ich persönlich habe unangenehme Gefühle, wenn die USA als Hort der a-politischen Vollidioten mit Hang zur Weltherrschaft gesehen wird. Diese Art des intellektuellen Hochmuts, der in Europa ja ganz gern kultiviert wird, ist nämlich politisch und wirtschaftlich irrelevant und ändert kein Jota daran, dass die USA mehr Einfluss auf das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben hat als Europa. Und wenn man gerne Europäer ist und europäische Identität erhalten möchte, hielte ich es für angezeigt, sich solcher Entlastungsspielchen ("Die sind zwar mächtiger, aber dafür intellektuell und moralisch unter aller Sau und wir deshalb sind besser") zu entschlagen.

Mit Grüßen
Katharina


Medea. antwortete am 03.02.03 (21:09):

@ Katharina
..."Ich persönlich habe unangenehme Gefühle, wenn die USA als Hort der a-politischen Vollidioten mit Hang zur Weltherrschaft gesehen werden..."
Genauso geht es mir auch. Meine Schwester ist seit 1962 in den USA und seit 1976 mit einem Amerikaner verheiratet und weder "intellektuell noch moralisch unter aller Sau", sie sehen mit dem gleichen Unbehagen, wohin die Politik von Bush steuert und halten Amerika nicht für den Nabel der Welt. Mein Schwager liebt das "alte Europa", hat Europäische Geschichte" studiert und deutsch gelernt, um sich mit unseren alten Eltern unterhalten zu können. Bei meinen Besuchen "drüben" habe ich deren Freundeskreis kennengelernt, vorwiegend kritische Amerikaner - aber das "God bless Amerika" hatten dennoch alle bereits mit der Muttermilch aufgesogen .:-)
Die USA und Europa sind bei allem Unteschied doch auch nahe Verwandte und von beiden Seiten sollte ein schmerzhaftes Auseinanderdriften vermieden werden.

Medea.


Wolfgang antwortete am 03.02.03 (23:38):

@Marianne... Und ob sie was mit dem Thema zu tun haben: Die Worte der ROSA LUXEMBURG waren nicht nur damals richtig, sie sind heute wieder von buchstäblich brennender Aktualität.

"Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei" - Im Moment sieht alles nach einem Rückfall in die Barbarei aus.

Aber das kann sich ändern...

ROSA LUXEMBURG:
Die Krise der Sozialdemokratie (1917)
https://www.marxists.org/deutsch/archiv/luxemburg/1916/junius/

Internet-Tipp: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/luxemburg/1916/junius/