Impressum

Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Der Offenbarungseid: Al-Qaida wächst und gedeiht

 4 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 25.01.03 (13:06) mit folgendem Beitrag:

Heute sprach Bundesinnenminister OTTO SCHILY in Washington (!) den Offenbarungseid: "Die Gefahr ist mindestens so groß wie vor dem 11. September." Al-Qaida sei stärker geworden und habe sich neu strukturiert und dezentralisiert. In den nächsten Wochen sei mit grösseren Terroranschlägen zu rechnen.

Versprochen haben unsere Oberen mehr Sicherheit im sogenannten "Krieg gegen den Terrorismus" (eine propagandistische Umschreibung für den Krieg der 'westlichen' Welt gegen die restliche Welt um Rohstoffe und Absatzmärkte). Bekommen haben wir mehr Unsicherheit.

Lange braucht niemand nach den Ursachen für die wachsende Unsicherheit zu suchen. Seien wir endlich ehrlich zu uns selbst und stellen uns diesen Fragen:

Wer stellt sich am konsequentesten gegen die USA und ihre treuen Vasallen?
Wer bietet den aufgebrachten und vom 'Westen' verlassenen Muslimen eine politische Heimat?
Wer nimmt die Menschen auf, die sich aus Verzweiflung dem Terrorismus zuwenden?
Wem vertrauen die Unterdrückten und Armen und setzen ihre Hoffnung in sie?
Wer ist dafür verantwortlich, dass eine Terrororganisation zum Hoffnungsträger und zur ernstzunehmenden politischen und militärischen Repräsentanz für Milliarden von Menschen werden konnte?


Karl antwortete am 25.01.03 (13:26):

Leider muss ich Dir Recht gegeben werden, Wolfgang. Nicht die Ursachen für den Terror werden bekämpft, sondern die Symptome sollen weggeschnitten werden.

Es wird sogar öffentlich der Massennmord an der Zivilbevölkerung von Bagdad angekündigt, ein neues Dresden: "Es wird keinen sicheren Ort in Bagdad geben".

Wer wundert sich da noch, dass die Basis für den Terror immer größer wird. Der permanent stattfindende und der geplante Staatsterror sind ebenso fürchterlich. Hierfür sind wir (!) verantwortlich in den westlichen Ländern.

Jede nachdenkliche Stimme wird in diesem Klima der Polarisierung zerrieben werden.

Ich bin verzweifelt. Der ehemalige Verfassungsrichter Simon hat es neulich im Spiegel auf den Punkt gebracht. Er habe nicht geglaubt, dass zu seinen Lebzeiten die Ächtung eines Angriffskrieges noch einmal in Frage gestellt werden könnte.


Wolfgang antwortete am 25.01.03 (13:36):

Ich verstehe Deine Verzweiflung, Karl. Mir geht es genauso. Wut, ja Hass steigt in mir auf, erzeugt aus der Ohnmacht gegenüber den Bush-Kriegern (nicht nur in Washington).

Andere sind nicht so privilegiert und schlürfen nicht mehr ihren Kaffee... Sie können es sich nicht leisten abzuwarten, bis sie im Namen der 'westlichen Werte' von eben diesem 'Westen' abgeschlachtet werden. Sie gehen dorthin, wo man sie ernst nimmt und wo ihnen eine Hoffnung gegeben wird (so sehen sie das jedenfalls - ob zu Recht oder zu Unrecht, vermag ich nicht mehr zu entscheiden). Sie gehen zu Al-Qaida.


Nienenueteli antwortete am 25.01.03 (19:04):

Ich verstehe Deine Verzweiflung, Karl. Mir geht es genauso. Wut, ja Hass steigt in mir auf, erzeugt aus der Ohnmacht gegenüber den Bush-Kriegern (nicht nur in Washington).

Ohnmächtig, tatenlos zusehen zu müssen, wie solche Dinge ihren Lauf nehmen... Das macht einem wirklich verzweifelt und total wütend. Die Arroganz und Dekadenz unserer westlichen Elite ist kaum zu ertragen.

Haben die Menschen nicht genug nach dem 2. Weltkrieg?
Alles vergessen?
Geht es uns zu gut, so dass wir eine neue Herausforderung brauchen und alles zusammentrümmern müssen, um es hinterher wieder neu aufzubauen?
Haben die Jungen zuviele Kriegsviedo-Games gespielt?

Die Gehirngewaschenen Elite-Soldaten der US-Army warten giggerig darauf, aufs Knöpfchen drücken zu dürfen. Sie sind stolz, die modernsten und tödlichsten und feigesten Jets fliegen zu dürfen. Sie lassen ihre Bomben fallen und merken kaum was davon: Fire and forget. Feuere und vergiss. Sie wollen ihre theoretischen Kenntnisse endlich in der Praxis anwenden. Auf den Kriegsschiffen grosse Transparente: WE ARE READY. Wann geht es endlich los?

Täglich neue Meldungen über neue Verbündete und neue Gespräche. Mal sind diese mehr dafür, mal mehr dagegen. Mal spannen die zusammen, und wenn sich die Situation wieder ändert, wieder andere. Machtspielchen in einer so ernsten Sache?

Denn sie wissen nicht, was sie tun. Oder doch? Wissen sie es?


Felix antwortete am 26.01.03 (18:36):

Sogar Feinde Saddams werden zum Kampf gegen den amerikanischen Aggressor motiviert.
Wir sind seit Jahren mit einem irakischen Intelektuellen befreundet. Dieser musste als Opositioneller vor dem Regime flüchten. Wiederholt wurde er gefangengehalten und gefoltert. Er verabscheut zutiefst Saddam und seine Schergen.
Er ist aber heute bereit ... unter Todesgefahr in sein Heimatland zurückzureisen, wenn die Amerikaner und ihre Verbündeten einmarschieren sollten. Er wäre zu allem bereit ... sein Land von diesen verhassten Imperialisten zu befreien!
Man stelle sich einmal vor, was in den abertausenden von Landsleuten zur Zeit abläuft. Man muss auch mit den verrücktesten Verzweiflungstaten rechnen. Nicht einmal für mich ... würde ich in einer solchen Situation garantieren.

... ich kann diese verlogenen Fratzen nicht mehr ertragen!

p.s. habt ihr auch bemerkt ... die Ami-Freunde und -Freundinnen ... sind still geworden. Haben sie vielleicht doch noch Skrupel bekommen ... oder haben sie den letzten Rest von Civilcourage verloren?