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THEMA:   Präimplantationstechnik

 15 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 24.01.03 (12:29) mit folgendem Beitrag:

Der Ethikrat hat sich mehrheitlich für die Zulassung der PID entschieden. Wir hatten hier im Seniorentreff darüber schon heiße Diskussionen, auf die ich im Link explizit hinweise.

Auch nach Auskunft der Minderheitenvertreter, welche sich für ein Verbot der PID ausgesprochen haben, war die Diskussion ein ernsthaftes Ringen in einer schwierigen Frage. Ich persönlich habe die PID in den nachlesbaren Diskussionen verteidigt, aber ich erkenne auch an, dass es nachdenklich machende Gegenargumente gibt.

Unabhängig wie man dazu steht, ist eines klar: Durch die Zulassung der PID wird langfristig der Mensch seine eigene Evolution in die Hand nehmen. Hoffen wir, dass er dabei die Vorsicht und Behutsamkeit walten läßt, die jetzt vom Ethikrat angedacht ist.

Internet-Tipp: https://www.google.de/search?q=PID&sitesearch=www.seniorentreff.de


Wolfgang antwortete am 24.01.03 (12:47):

Wenn ich mir die Dinge anschaue, Karl, die der Mensch bisher in die eigene Hand genommen hat, dann graut es mir vor den Möglichkeiten der Werkzeuge, die er gerade erfindet.

Ich frage Dich: Gibt es irgendeine Technik, die der Mensch nicht "missbraucht" hat... besser ausgedrückt, die er so gebraucht hat, wie es ihm gerade in den Kram passte, ohne Rücksicht auf die Folgen oder auch vielleicht ohne die geringste Ahnung von den Folgen?


Nuxel antwortete am 24.01.03 (13:11):

Lieber Karl

Du glaubst wirklich noch an die Vernunft der Menschen????

Zur PID kann ich nur ein glasklares NEIN sagen!

Wer weiss denn,ob so ein armer Klon überhaupt fähig ist,Gefühle zu entwickeln?
Wer weiss,wie lange seine Lebensdauer ist?
Wer weiss,was ihm an Erkrankungen mitprogrammiert wird?????

Kannst Du Dir vorstellen,dass Deiner Frau ein Klönchen implantiert worden wäre und Du das dann wirklich als DEIN KIND empfinden und lieben könntest?
Hättest Du keine Angst,dass möglicherweise das Ganze doch sehr viel mehr als ein gewagtes Spiel ist?!

Es war schon sehr unfair,den Hormonhaushalt der Frauen durch die Pille zu beeinflussen!
Es ist auch nicht gut,dass so enge Jeans getragen werden!!

Wer weiss denn,wodurch ausser Umwelteinflüssen und Giften die natürliche Fortpflanzung gestört ist?

Wenn ich keine eigenen Kinder gehabt hätte,wär ich mit Sicherheit eine liebevolle Adoptivmutter geworden!

Aber in mir einen Klon wachsen zu lassen,dazu sage ich 1000x NEIN!
natürliche Fortpflanzung der Menschen


schorsch antwortete am 24.01.03 (13:16):

Heute stand in der grössten Tageszeitung der Schweiz eine Meldung, dass Forscher bereits Mäuse zu doppelter Lebendauer manipuliert hätten und es nur eine Frage der Zeit sei, dasselbe beim Menschen auch zu können. Falls nun dem Menschen auch doppelte Weisheit eingepflanzt werden könnte, würde ich solches noch begrüssen. Falls aber der Mensch dann mit der gleichen Dummheit wie bis anhin geschlagen würde, wäre das für mich nicht ein Fortschritt, sondern eine doppelte Dummheit.


mechtild antwortete am 24.01.03 (13:23):

@ Wolfgang,
leider hast Du Recht. Aber meist geht es nicht um die Frage ganz oder gar nicht. Wichtig ist verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten umgehen. Ich glaube auch wenn man die PID verboten hätte, wäre weiter geforscht und experimentiert worden. Hoffentlich bleibt die PID in der öffentlichen Diskussion und es wird klar, was die PID leisten kann, soll und nicht leisten will. Ich hoffe mit der Entscheidung im Ethikrat wird auch festgelegt, wie eine öffentliche Kontrolle ausgeübt wird darüber, ob der Umgang mit der PID im Rahmen dessen erfolgt, was gesetzlich erlaubt ist.


Karl antwortete am 24.01.03 (13:27):

Liebe Nuxel,


verwechselst Du das Klonen eines Menschen mit der PID?
Was wir für die Diskussion brauchen, ist eine Definition der PID:

Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen legale in vitro Fertilizationen praktiziert werden - und zwar zigtausendfach. Bei dieser Technik fallen immer mehrere befruchte Eizellen an, die im Reagenzglas ihre ersten Teilungszyklen durchlaufen. Nur einer dieser Embryonen wird der Frau eingepflanzt, die anderen werden eingefroren.

Die Verweigerer der PID verlangen nun vom Arzt, dass er der Frau auch im Falle eines bekannten hohen Familienrisikos für eine Erbkrankheit einen beliebigen Embryo einpflanzt, welcher manchmal mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit viel später wieder (legal) abgetrieben wird, obwohl er (der Arzt) durch eine Präimplantationsdiagnostik vermeiden könnte, gerade den gesunden Embryo einzufrieren.

Die Argumentation der Verweigerer der PID beruht im Wesentlichen auf der Ablehnung jeglicher menschlicher Selektion, da dies als "Gott spielen" angesehen wird.

M.E. besteht jedoch bereits seit der medizinischen Indikation, die es der Frau auch in sehr späten Stadien der Schwangerschaft noch erlaubt, abzutreiben, die Möglichkeit zur Selektion. Die PID würde in einem sehr viel früheren Stadium die Erkennung eines Erbdefektes ermöglichen, der Frau die traumatischen Erfahrungen ersparen und vor allem, die Geburt eines sonst eingefrorenen, gesunden Kindes ermöglichen.

Ich bin der Meinung, dass wir unseren Verstand bekommen haben, um ihn zu gebrauchen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Wolfgang antwortete am 24.01.03 (14:03):

Was ich nicht richtig finde, ist die Unehrlichkeit der öffentlichen (!) Diskussion. Wir wissen doch, wohin die Reise gegehen soll: Das Designer-Baby ist das Ziel... Ein Baby nach dem Wunsch der Eltern und zusammengestellt bzw. selektiert nach allen Regeln der Gen-Kunst. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen (das heisst in diesem Fall, in den Abfalleimer oder in die Gefriertruhe zur Weiterverwertung).

Derzeit sind Gentests an menschlichen Embryonen im Reagenzglas (zwingende Voraussetzung der PID) in Deutschland verboten. Das hat seinen Grund: Solch ein Embryo ist menschliches Leben in einer frühen Form. Basteleien am menschlichen Leben sind aber nach unserem derzeitigen Rechtsverständnis verboten.

Gentests und die Selektion von lebenswertem und lebensunwertem Leben sind das Eine... Die zwangsläufige Folge - und das hat Nuxel wohl gemeint - sind aber die darüber hinaus gehenden Gentechniken bis hin zum Klonen.

Die PID und das Klonen entstammen derselben Anmassung: Manche (viele ?) Menschen wollen Gott - oder, für den, der nicht an Gott glaubt - Evolution spielen.

Die Folgen werden verheerend sein.


Wolfgang antwortete am 24.01.03 (14:06):

@Karl... Je mehr ich in die Materie eindringe, desto klarer wird es mir: Der menschliche Verstand, der so oft als Problemlöser ausgerufen wird, scheint sich zum eigentlichen Problem zu entwickeln.


mechtild antwortete am 24.01.03 (15:19):

@ Karl
so wie Du es darstellst ist es richtig und auch eine gute Sache. Es ist ähnlich wie die Fruchtwasseruntersuchung beim Fötus. Viel mehr kann die PID nicht leisten oder besser soll sie nicht leisten. Frauen und Männer, die sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden sollten das wissen. Durch die PID werden Behinderungen bei Kindern nicht vermieden. Es werden weiter behinderte Kinder geboren werden, auch mit PID, es werden nur bekannte Erbkrankheiten ausgeschlossen.


Maria M. antwortete am 24.01.03 (15:24):


Implantationstechnik praktizieren wir längst. Und wenn ich Karl richtig verstanden habe, soll diese auf dem Vorwege nun noch verfeinert werden. Was ist daran abzulehnen? Frauen, die sich dieser Prozedur unterziehen, tun dies eh nur aus Verzweiflung und ihre Hoffnung auf ein Kind wird durch manchmal vier, fünf Versuche arg strapaziert. Wenn der "Lohn" dann eine größere Chance für ein rundherum gesundes Kind ist, warum denn nicht?

Zur "natürlichen" Fortpflanzung kann ich nur sagen: Immer mehr Ehepaare bleiben ungewollt kinderlos und leider gibt es heute eben kaum noch die Möglichkeit, ein anderes Kind zu adoptieren.

Wovor haben wir Angst? Das "Züchten intelligenter Kinder" könnte ein "Unhold" längst ohne unsere Zustimmung...


Nuxel antwortete am 24.01.03 (15:31):

Ja,Karl,

ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrückt!

PID
möchtest Du entscheiden,wen Du am Leben lässt,egal,in welchem "Vorstadium" ??

Niemals würde ich das,was mein Weibtum beinhaltet:Leben geben und bewahren zu dürfen,Wissenschaftlern zu Forschungszwecken in die Hände geben!
Und dazu gehört: PID und klonen

Alle Sorgfalt,mit der an und mit menschlichen Zellen,Embryonen - Manipulationen gearbeitet wird,lässt mich erschauern!

Noch heute habe ich das Entsetzen nicht vergessen,während meiner Ausbildung erleben zu müssen,wie eine "Frau" ihr
werdendes Kind abgetrieben hat,wir konnten nicht helfen,und das kleine begonnene Leben lag im Eimer,sein Herzchen sah man noch klopfen.....
Ich sehe eine unbegreifliche Überheblichkeit der Wissenschaftler darin,sich anzumassen,ihre Intelligenz dahingehend zu nutzen,menschliches Werden durch künstliche Befruchtung en masse zu "produzieren",einzufrieren,was grade nicht "gebraucht"wird,oder aber über Wert und Unwert-weil vielleicht nicht gesund- zu bestimmen!


Angelika antwortete am 24.01.03 (15:39):

Wolfgang, ich bin da deiner Meinung - aber ich verlasse mich da ganz auf die Natur, die uns bekanntlich nicht braucht, wir hingegen aber sie ...
Es hat sich ja auch gezeigt, dass auf den Atolls, auf denen Atombombenversuche gemacht wurden, erstaunlicher Weise die Natur gwonnen hat und es neues Leben gibt - nur Menschen würden dort nicht überleben...
Abgesehen von jedem einzigen Menschenschicksal, um das es da geht - bleibt doch zu hoffen, dass die Natur sich selbst reguliert.

Designerbabies: Eutanasia Pre-Ejakulata ...grauenhaft


Titus(WolfgangM.) antwortete am 24.01.03 (16:14):

Hallo Karl,

ich meine in einem Deiner früheren Beiträge gelesen zu haben, daß Dein Fachgebiet ein biologisches (?) ist und Du mehr über Gene etc. weißt, als viele von uns.

Ich habe zu diesem Thema keine Meinung, weil ich absolut nichts davon verstehe.

Vielleicht kann uns Karl ein paar Takte, für uns Laien verständlich, hierzu sagen?

Gruß von Titus


Barbara antwortete am 24.01.03 (17:15):

Titus,

Karl hat bereits auf die bisherigen Diskussionen zu diesem Thema im Seniorentreff aufmerksam gemacht. Unter dem unten angegebenen Link findest Du 81 engagierte Beiträge......

Ich habe sämtliche 81 gelesen und muss gestehen, ich bin noch immer hin- und hergerissen....

Zum einen die Angst vor Designer-Babies. Kann man z.B. intelligente Kinder überhaupt züchten? Einstein war ein totaler Schulversager..... Was gehört zu einem glücklichen, erfolgreichen Leben dazu? Meiner Meinung nach können dazu die Gene sehr wenig beitragen.

Zum anderen die Not der werdenden Eltern. Wenn es ein Glücksspiel bleiben soll, welches von evtl. sechs befruchteten Eizellen Erbkrankheiten beinhaltet und welches nicht..... Kann sich jemand die Not dieser werdenden Mutter (natürlich auch Vater) vorstellen? Ist es nicht verantwortungslos, ihr eine Eizelle einzupflanzen, aus dem mit Sicherheit ein schwerstbehindertes Kind entsteht? Und die restlichen fünf befruchteten Eizellen? Einfach in den Müll? Müsste man als Kritiker der Präimplantationstechnik nicht die bereits praktizierte Technik ebenso verbieten?

Wie gesagt:
Ich bin hin- und hergerissen....

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a498.html


Felix antwortete am 24.01.03 (17:38):

Das Eingreifen des Menschen in den natürlichen Ablauf des Lebens hat doch schon längst begonnen.
Die Leistung der Medizin ist nichts anderes als ein gewaltiger Eingriff ... meiner Meinung nach im Grossen und Ganzen zum Wohle des Menschen.
Noch vor wenigen Jahrhunderten sah man Krankheiten als Schicksal oder Geissel Gottes an. Es gab immer Widerstände gegen den Fortschritt der Medizin.
So wehren sich gewisse Glaubensgemeinschaften heute noch gegen das Impfen, gegen die Einnahme von Medikamenten oder gegen die Bluttransfusion ...Was zur Folge haben kann, dass die unbehandelten Mitglieder jämmerlich sterben müssen, obwohl ihnen leicht hätte geholfen werden können.
Es kam deswegen auch zu Gerichtsurteilen wegen unterlassenen Hilfeleistungen.
Die ethische Frage: <Wie kann ein Leiden oder eine Behinderung vermieden werden> steht im Widerstreit zur der eher religiösen Frage ... <Wie weit darf der Mensch ins Gottgewollte eingreifen?>
Hand aufs Herz .... Mich gäbe es längst nicht mehr unter den Lebenden ... wenn nicht ständig nachgeholfen und korrigiert worden wäre. z.B. brauche ich als Diabetiker meine täglichen Insulinspritzen ... sonst aus und amen!
Dass es es auch in der Anwendung neuster Möglichkeiten wie PID oder Genmanipulation Grenzen geben soll .. finde ich unbestritten.
Das Kind soll aber nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden!


mechtild antwortete am 24.01.03 (19:54):

@ Felix
„Dass es auch in der Anwendung neuster Möglichkeiten wie PID oder Genmanipulation Grenzen geben soll .. finde ich unbestritten. „
Diese Grenzen müssen aber auch benannt werden. Die Medizin tut aber so, als könne sie alles heilen. Die Genforschung will erst die Zustimmung zur Forschung, um wenn sie dann drauf los geforscht haben uns die Ergebnisse zu verkaufen. Um die Zustimmung zu bekommen drückt man auf die Tränendrüse und sagt, wir wollen Krankheiten heilen usw. die Risiken werden nicht mitgeteilt. Diese Unehrlichkeit macht doch so misstrauisch gegenüber Wissenschaft.