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THEMA: Angriff auf die Demokratie
7 Antwort(en).
Michel
begann die Diskussion am 19.01.03 (15:47) mit folgendem Beitrag:
Nach zwanzig Jahren des Leidens, den zwei Kriege und unverantwortliche Sanktionen verursacht haben, steht nun dem irakischen Volk ein dritter und womöglich der schlimmste Krieg bevor. Er wird nicht nur hunderttausende weitere Opfer fordern, sondern wahrscheinlich die Infrastruktur des Landes auf viele Jahrzehnte zerstören.
Der Wille der U.S.-britischen Koalition, einen Krieg gegen den Irak zu führen, scheint auf zwei Überlegungen zu fussen: 1) Um eine grössere Gefahr abzuwenden, ist ein Präventivkrieg unumgänglich 2) Die Regierung Saddam Husseins stellt eine verbrecherische Diktatur dar, die eliminiert werden muss.
Dazu folgende Kommentare: Zu 1) Ein Präventivkrieg ist ein Krieg zur Vermeidung eines Krieges. für einen derartigen Gedanken gibt es nur einen Begriff, und zwar den der Schizophränie. Zu 2) Angesehene europäische Politiker (Rolf Dahrendorf, Andreas Gross) haben sich der Einsicht des grossen, leider verstorbenen Philosophen Karl Poppers angeschlossen, der das Wesen der Demokratie als die sozialpolitische Möglichkeit, eine Regierung auf unblutiger Weise auszuwechseln definiert hat. Ihrem Wesen nach ist die Demokratie daher defensiv. Meines Erachtens ist sie auch die einzige politische Form, die die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt nachhaltig bekämpfen könnte.
Im Irak haben nun zwei angeblich demokratische Regierungen vor, offensiv und auf blutiger Weise eine andere Regierung auszuschalten. Ich bin der Meinung, dass eine Demokratie, die undemokratische Mittel einsetzt, von anderen Demokraten nicht mehr als solche zu betrachten sei. In einer solchen Demokratie werden freie Bürger manipuliert, Wahlen und Parlamente zu bedeutungslosen Attrappen einer heuchlerischen Kaste degradiert. Israel ist auf dem besten Weg, uns das zu beweisen.
Die Heuchelei der genannten Regierungen ist nicht nur für die irakische Bevölkerung eine grosse Gefahr, sondern auch für uns Europäer und für die anders gesinnte Bevölkerungen in den USA und in Grossbritannien: Im Nahen Osten regen sich demokratische Kräfte, die langfristig eine noch nie dagewesene Stabilität für die Region bedeuten könnten, deren Arbeit jedoch durch die Reaktion auf einen Irak-Krieg vernichtet und in ihr Gegenteil verwandelt würde. Ich zitiere aus einem Artikel, der am 28.11.02 in der Schweizer Wochenzeitung erschien und über einen Irak-Kongress in Damaskus Ende letzten Oktober berichtete:
„ Nach den kaum erwähnenswerten Reden kam es zu hitzigen Debatten, bei denen den Offiziellen wohl die Luft wegblieb. Die Oppositionellen im Publikum kritisierten die arabischen Regimes, forderten die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen, Demokratie und Redefreiheit sowie die Rückkehr aller Exiliertenö für Syrien, das seit rund dreissig Jahren von verschiedenen staatlichen Geheimdiensten eisern im Griff gehalten wird, sind dies erstaunlich handfeste Formen des politischen Protests.“
Welche Antwort werden wir diesen demokratischen Brüdern und Schwestern geben, wenn ihnen ihre Regimes hämisch das Stillschweigen des demokratischen Europas vor Augen führen werden?
Wir werden diesen Krieg vielleicht nicht mehr abwenden können, aber wenn sich genügend Senioren in Europa zur Verteidigung der Demokratie zusammentun, dann könnten wir aggressiven Regierungen die nächsten Angriffskriege zumindest sehr erschweren. Wer macht mit?
Senmich
Internet-Tipp: https://www.transcend.org/demos.htm
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Karin
antwortete am 19.01.03 (18:25):
Vor 12 Jahren fielen die ersten Bomben gegen Bagdad.In diesen 12 Jahren ist Saddam Hussein überhaupt nicht aggressiv gegen Nachbarn aufgetreten. Unterdessen ist die Bevölkerung wegen den Sanktionen verarmt, Waffen werden von den UNO-Kontrolleuren nicht gefunden. KANN MIR JEMAND ERKLÄREN , IN WELCHER FORM DIESES LAND UNSERE DEMOKRATIE BEDROHT?????? Eine hochgerüstete 250000 Soldaten starke Armee,soll nun gegen unbewaffnete Menschen kämpfen. Saddam Husseins einzige Möglichkeit ist, die Ölfelder anzuzünden. Dies bedeutet eine enorme Luftverschmutzung in der Region, mit Gesamtglobalen Auswirkungen. DIES IST EINE SEHR REALE BEDROHUNG AUCH für UNS ......... Gruss Karin
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Johanna
antwortete am 19.01.03 (19:13):
Ja Karin, auch mir fehlt jegliches Verständnis, daß hier ein Krieg begonnen werden soll! Auf wessen Rücken wird denn das alles ausgetragen? Frauen, Kinder, Greise Alte und Kranke leiden am Meisten. Aber hier stehen vielleicht mehr wirtschaftspolitische Gedanken an erster Stelle. Heißt es nicht bei den Krieggegner: kein Blut für Öl? Oder hab ich da etwas verkehrt verstanden? Demokratie und Friedenswillen - oftmals vermisse ich das in verschiedenen Ländern. Leider haben wir keinen Einfluß auf die Amerikanischen Politiker.
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henner
antwortete am 19.01.03 (21:13):
Johanna du sagst: Ja Karin, auch mir fehlt jegliches Verständnis, daß hier ein Krieg begonnen werden soll
Du steckst ja auch nicht in der mißlichen Lage eines amerikanischen Präsidenten ,der die Bedürfnisse seiner Konzerne befriedigen muß.Diese haben es bisher verpasst sich ein grosses Stück des Irakischen Ölkuchens zu sichern( ,westeuropäische ,algerische ,russische ,chinesische u. andere waren da schneller ,sie haben mit Hussein Vorverträge in Höhe von ca 38Milliarden Dollar unterzeichnet).Laut Powell wird sich das nach einer erfolgreichen amerikanischen „Befreiung"ändern.Die Ölfelder werden übernommen,um damit einen -mit Sicherheit erforderlichen Aufbau Iraks zu bezahlen. Vielleich reicht es aber auch ,nur den Norden und den Süden Iraks zu „übernehmen" denn dort bei Mosul,Kirkuk u. Basra vermuten Ölexperten noch weitere riesige Ölfelder.Vor ca 20 Jahren hat der Irak die Erkundung nach neuen Ölreserven eingestellt. Das muss schnellstens geändert werden,zumal es bei der Erdölversorgung zu Engpässen kommen kann,da die Opecländer z.T Wackelkandidaten sind.(was passiert bei einem Regierungsputsch bei den Saudis oder wie entwickelt sich Venezuela usw.),,ein bisschen kann einem der friedliebende Herr Bush auch Leid tun ,,oder ?
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mulde
antwortete am 19.01.03 (22:10):
Nehmen wir doch einfach mal an "Die USA täten die Sieger sein"!!!!! Bestände da nicht Gefahr, daß der Terrorismus durch die beiegten Länder und deren Verbündete noch größer werden würde? Ich denke ja ! davor habe ich Bange"!!!
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Michel
antwortete am 20.01.03 (10:41):
Danke, Karin, Johanna, Henner und Mulde, für Eure Antworten.
Damit kein Misverständnis entsteht: Mit "Gefahr für die Demokratie" meinte ich nicht das Regime im Irak, sondern an zweiter Stelle die heuchlerischen Regierungen wie jene von Bush, Blair und Scharon (sicher gibt es noch einige mehr). Auch auf die Gefahr, dass mir das übel genommen wird, betrachte ich jedoch als die grösste Gefahr für die Demokratie diejenigen unter uns Bürgern, die diese Heuchelei tatenlos hinnehmen. (Anwesende sind von diesem Vorwurf natürlich ausgenommen).
Die Demokratie ist für mich kein Zustand, sondern ein Weg, und zwar der Weg zu einer grösseren Gerechtigkeit. Dass wir heute in Freiheit und einigermassen in Gleichheit leben können, verdanken wir den früheren Generationen, die dafür gekämpft und auch gestorben sind. Besonders wir Senioren sind es daher den nachrückenden Generationen schuldig, dass wir uns ebenfalls für eine Stärkung der gerechten Demokratie einsetzen, denn der Weg der Demokratie ist mit Schlaglöchern und Fallen übersäht
Johanna, du hast geschrieben, "leider haben wir keinen Einflöuss auf die Amerikanischen Politiker". Wenn du von uns als einzelne Bürger spricht, dann hast du natürlich recht. Wir Senioren besitzen jedoch zwei Ressourcen, die diesen Zustand ziemlich schnell ändern könnten: Zeit und das Internet. Wir müssen uns nur zu "grauen Demokraten" zusammenschliessen, um diese Ressourcen richtig einsetzen zu können.
Daher nochmals meine Frage: Wer macht mit?
Gruss Michel
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Karin
antwortete am 20.01.03 (18:13):
ich zitiere Grafin Marion von Dönhoff (war Herausgeberin der Wochenzeitung DIE ZEIT: Z I V I L I S I E R T D E N K A P I T A L I S M U S
wenn alles so weiter geht , wird der Kapitalismus genauso zugrunde gehen wie der Kommunismus
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Michel
antwortete am 20.01.03 (18:56):
@ Karin
Ich habe dieses gute Buch gelesen, verstehe aber nicht den Zusammenhang mit unserem Thema. Es geht mir um die Demokratie, nicht um den Kapitalismus oder Kommunismus. Sie sind beide undemokratisch.
Gruss Michel
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