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THEMA:   Der perfekte Mensch

 24 Antwort(en).

schorsch begann die Diskussion am 08.01.03 (12:26) mit folgendem Beitrag:

Als ich noch Jahre jünger war, da ärgerte ich mich manchmal masslos darüber, nicht perfekt zu sein wie andere es waren, oder wenigstens vorgaben zu sein.
Seit ich nun pensioniert bin, werte ich anders. Werte, die mir früher unabdinglich schienen für ein perfektes Sein, verlieren allmählich ihren Glorienschein.
Aber ich merkte auch, dass jene, die mir perfekt erschienen, dies oft nur nach Aussen waren und Innen noch mehr Probleme hatten als ich. Und ich merkte, dass oft jene, die vorgaben perfekt zu sein, nur arrogant und überheblich waren. Leider waren und sind es aber oft genau diejenigen, die das Sagen haben in Politik und Wirtschaft.

Ich glaube, dass es auch hier im ST einige perfekte Menschen gibt.....


Johannes Michalowsky antwortete am 08.01.03 (12:31):

@Schorsch

"Ich glaube, dass es auch hier im ST einige perfekte Menschen gibt....."

Nein, die gibt es nicht, sondern allenfalls solche, die glauben, sie seien es - so hast Du es aber wahrscheinlich auch gemeint.

In diesem Fall wäre das Nennen von Namen schon richtig, denn so fühlen sich auch solche angesprochen, die Du vermutlich nicht gemeint hast. Das erschwert eine Stellungnahme.


Rainer (Klr) antwortete am 08.01.03 (12:58):

Wie sagt man, Schorsch:
Glauben versetzt Berge.
Es hat noch niemand "perfektes" Berge versetzt, auch nicht im ST, aber geglaubt haben es schon etliche :-))


KG antwortete am 08.01.03 (14:04):

Man muß wohl erst 70 Jahre alt werden, dazu erfolgreich, um es sich leisten zu können, kompliziertes Denken und Handeln endlich abzulegen.
Ein glückliches und friedliches 2003 wünscht allen ST'lern
KG


pilli antwortete am 08.01.03 (14:06):

"perfekt" ? "menschen ?"

wo sind dir die begegnet, lieber Schorsch?

im lexikon der synonyme finde ich unter "perfekt" u.a. folgendes:

- vollkommen
- unübertroffen
- meisterhaft
- vorbildlich
- unfehlbar

meines wissens sind das eher "göttliche" eigenschaften :-)
und götter, die hat`s nicht auf der erde. sollte mir aber wider erwarten doch im himmel ein wölkchen angeboten werden, dann ja dann, lerne ich vielleicht von den vorbeifliegenden "perfektionisten" "perfekt" zu sein.

mann/frau sieht sich vielleicht?


Rosmarie.V.(Ruzenka) antwortete am 08.01.03 (18:33):

Ist es nicht schön zu vernehmen, dass selbst sogenannten Seniorentreff-Perfektionisten keine sein wollen?

Saint Exupery sagte mal: " Man muss lange leben, um ein Mensch zu werden!" Das ist wohl viel erstrebenswerter, als
Perfektionist zu sein! Und....selbst ernannte Perfektionisten sind doch sehr schwer zu ertragen!


Philanthrop antwortete am 08.01.03 (18:33):

Also, lieber schorsch, den absolut perfekten Menschen gibt es natürlich nicht -, nicht mal hier im ST.
Aber nehmen wir mal - als reines Denkmodell - an, es gäbe diesen doch. Was würde es ihm nützen?
Die Gnade der Glückseligkeit würde ihm in dieser unperfekten Welt dennoch versagt bleiben.


otto garret antwortete am 08.01.03 (18:45):

ich behaupte einfach, dass es den perfekten menschen nicht gibt. dass es menschen gibt, die sich für perfekt halten, weiß ich.

von den fünf erwähnten (vermeintlichen ?) synonymen, pilli, können nach meiner meinung drei durchaus auf den einen oder anderen menschen zutreffen: unübertroffen, meisterhaft und vorbildlich. vollkommene oder/und unfehlbare menschen kann ich mir nicht vorstellen.


henner antwortete am 08.01.03 (19:30):

@ Pilli... vollkommen- unübertroffen- meisterhaft- vorbildlich- unfehlbar ,solche Eigenschaften haben die Götter nicht nötig,da von Ihnen (eher ihren Propheten)behauptet wird,sie seien allmächtig .Auf der ganzen Welt verteilte Menschen glauben an viele verschiedene (oder auch nur an einen ,jeweils anders genannten) Götter...aber schon im Mitelalter meinten die Scholastiker: eine Allmächtigkeit gibt es nicht,Beweis:kann ein Gott einen Stein,Planeten,Gebilde oder sonnstigen Körper schaffen ,der so groß und schwer ist,daß er Ihn selber nicht mehr tragen kann ?


mechtild antwortete am 08.01.03 (22:46):

- vollkommen
- unübertroffen
- meisterhaft
- vorbildlich
- unfehlbar
Diese Eigenschaften treffen auf den Mann zu, in den ich verliebt bin. Wenn die Verliebtheit ein wenig nachlässt merke ich, dass der andere nur für mich vollkommen,- unübertroffen- meisterhaft- vorbildlich- und unfehlbar ist und für sonst niemand. Dann weiss ich, dass ich ihn liebe und will nicht, dass er anders ist.


sofia204 antwortete am 08.01.03 (23:31):

so paßts dann wieder ,-)


Pamina antwortete am 09.01.03 (01:48):

Hallo Schorsch!

Hier zwei Aussprüche von Wilhelm Busch:

"Früher, als ich unerfahren
und bescheidener war als heute,
hatten meine höchste Achtung
and're Leute.

Später traf ich auf der Weide
außer mir noch and're Kälber,
und nun schätz ich, sozusagen,
erst mich selber."

und

"Mancher hat durch stetes Schweigen
und durch würdevolle Art
das Geheimnis seiner Dummheit
bis an seinen Tod bewahrt."

Ich betone ausdrücklich, dass diese Worte nur ganz allgemein und nicht persönlich gemeint sind. :-))))))


KG antwortete am 09.01.03 (10:59):

Pamina zitiert Wilhelm Busch mit:
"Mancher hat durch stetes Schweigen
und durch würdevolle Art
das Geheimnis seiner Dummheit
bis an seinen Tod bewahrt."

Steht der Text nicht im Maskulinum? Na ---- egal!
War Herr „Ganz Allgemein“ nicht doch sehr klug, nämlich seine Dummheit bis an den Tod zu bewahren? Nun grüble ich nicht ganz ernsthaft über Dummheit und Klugheit nach.
Freundliche Grüße KG


schorsch antwortete am 09.01.03 (12:16):

Einst wünschte ich perfekt zu sein -
heut`lieb`ich nebst dem Sekt den Wein,
und nebst dem Wein auch noch den Punsch.
Dass DIE perfekt wärn, wär mein Wunsch.
Doch weil der Wunsch ein Wunsch nur blieb,
nehm` ich auch mit nem Bier vorlieb (;--))))

Georg von Signau


Titus(WolfgangM.) antwortete am 09.01.03 (16:22):

Man stelle sich eine Welt mit perfekten Menschen vor - das wäre fürchterlich langweilig.

Merkwürdig: Je älter ich werde (in wenigen Tagen 72...), je mehr stelle ich fest, daß ich in diesem Leben eigentlich fast nichts erreicht habe. Total "unperfekt".

Es ist dann mein liebes Weib, die mich darauf aufmerksam macht, daß ich immerhin 3 mehr oder minder prachtvolle Kinder gezeugt habe und die dann anschließend wiederum 3 Enkel zeugten. (Wobei wahrscheinlich bereits ein Urenkel in Produktionsvorbereitung ist .....)

Ist doch auch was - oder?

Mein Titus(WolfgangM) - der unzulängliche.


Nuxel antwortete am 09.01.03 (16:37):

Lieber Titus

"Produktionsvorbereitung"
ist ein -für mich-noch nicht-etwas,das ich in diesem Zusammenhang-als gehörtes Wortgefüge gehört habe.

ABER: genau das ist es,was der Sinn des -unseres-Lebens ist---------denke ich--------
So gelebt und :VORgelebt zu haben,das die Nachfolgenden das Gleiche möchten!

Leben: selber-weitergeben-hegen,pflegen,erhalten,hüten!!!!!!!

Es gibt-m.E.- nichts sinnvolleres,nochmal:SINN-Volleres
als dies.
Nuxel wünscht so sehr:
Schutz für alles Lebendige-Lebende-Lebenwerdende......


Nuxel antwortete am 09.01.03 (16:51):

ach,ich bin es nochmal.......
sagt nicht-bitte- DIE - schon wieder.......

Ob Christen,Muslime oder wer auch immer:
jeder Mensch liebt seine Kinder

Wir müssen ja gar nicht -perfekt-sein,um das nachzuvollziehen!

WIR alle müssen uns nur -verstehen- WOLLEN,dann:

SIND WIR perfekt!---
weil sich aus diesem Verstehenwollen
ganz leicht Perfektion in Form von : ich will dich verstehen,versteh mich bitte auch
ich will dir nicht wehtun,bitte,tu das mir nicht auch

LASS UNS AUF EINANDER ZUHGEHEN......

Nuxel
die denkt,
es könnté so einfach sein.......
Lasst doch die
MÜTTER entscheiden,ob Krieg geführt werden soll!!!!!!!!!!


Titus(WolfgangM.) antwortete am 09.01.03 (17:15):

Hallo Nuxel,

würden Mütter über Kriege entscheiden - GÄBE ES KEINE!!!!

Ja, ich stimme Dir zu, keien Einwände.
("Produktionsvorbereitung" - na, ja, klingt flapsig, aber
der Berliner liebt etwas Flapsigkeit, kannst auch "schnoddrig" sagen.....)

Herzlichen Gruß vom Titus(WolfgangM)


Barbara antwortete am 09.01.03 (17:23):

Nuxel, Du bringst es genau auf den Punkt....
Ich meine auch, dass es nichts erfüllenderes gibt, als Kinder ins Leben zu begleiten. Darum hat mich heute ganz besonders ein Artikel in der ZEIT erschüttert, wie in Amerika Kinder für das Leben vorbereitet werden:

>>Amerikas Kinderarmee

Die Army macht Schule

An vielen amerikanischen High Schools übernimmt das Militär das Kommando: Offiziere impfen den Kadetten Treue, Disziplin, und Gehorsam ein. Kaum erwachsen, sind die Schüler bereit, in den Krieg gegen den Terror zu ziehen

Von Andrea Böhm

Das „Wunder von der Far South Side“ begann im August 2000, als Shannon Herrera zusammen mit 249 Neuntklässlern am ersten Schultag in die Turnhalle marschierte. Es war der erste Jahrgang in Uniform. Inzwischen sind nur noch die Seniors aus der Abschlussklasse Schüler in Zivil – alle anderen heißen „Kadetten“. Aus der Carver High School wurde an jenem Tag die Carver Military Academy, die zweite staatliche Oberschule in Chicago, in die die Armee militärische Hierarchie und Disziplin eingeführt hat. Die dritte hat dieses Jahr ihre Tore geöffnet, drei weitere sind geplant; damit besäße die Metropole im nördlichen Bundesstaat Illinois künftig sechs militärisch ausgerichtete Highschools.<<

Mir graust vor diesen "perfekten" heranwachsenden Menschen.....

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/03/Carver_die-zweite


schorsch antwortete am 09.01.03 (18:22):

@Barbara: "...Mir graust vor diesen "perfekten" heranwachsenden Menschen....."

Und mir graust vor Menschen, die so zu Perfekt funktionierenden Robotern umfunktioniert werden!


Karl antwortete am 09.01.03 (19:56):

Barbara, leider lässt sich die Seite in der Zeit nicht laden. Hoffen wir, dass diese Meldung nicht stimmt, denn für mich ist das alptraumhaft.


Barbara antwortete am 09.01.03 (20:09):

Sorry, kleiner Fehler....

Die Adresse lautet:

https://www.zeit.de/2003/03/Carver_die_zweite

Der ZEIT kann man glauben, denke ich. Leider.......

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/03/Carver_die_zweite


Titus(WolfgangM.) antwortete am 10.01.03 (11:57):

@ Barbara und Karl,

dieser Artikel in der Zeit löste bei mir recht zwiespältige Gefühle aus. Die Schinderei in den boot-camps,
wo Kinder brutal gequält werden, war im Fernsehen in verschiedenen Berichten zu sehen. Und nun noch militärischer Drill an Schulen, ähnlich grausam...

Will man so die Gesellschaft retten, indem man verbogene und kaputte Typen groß zieht?

Ich sage mal ganz provokatorisch: Hätte man uns so in der DJ und HJ zu schinden versucht - das "Dritte Reich" wäre noch vor Kriegsbeginn erledigt gewesen.

Andererseits: Unser Nachkriegsprinzip "Staatsbürger in Uniform" hat wohl auch nicht so richtig funktioniert?

Also bezüglich der "Rettung der Freiheit" nach US-Muster: Nur noch die Wahl zwischen Teufel und Belzebub??

Übrigens: Wer die ZEIT-Seite nicht aufrufen kann, ich habe die Textversion gespeichert und kann sie auf Wunsch per e-mail versenden.


Wolfgang antwortete am 10.01.03 (12:33):

Recht hast Du, Barbara, die ZEIT ist eine der seriösesten Zeitschriften die es gibt. Wer einigermassen vertraut ist mit dem gesellschaftlichen Zustand der USA, der weiss, dass dort alles Militärische und Kriegerische und überhaupt Gewalttägige hoch im Kurs stehen.

US-Soldaten und auch die Kinder-Soldaten werden ausgebildet für den Angriff und das Töten weit entfernt von der Heimat. Die US-Army ist ein Instrument des Imperialismus. Landesverteidigung ist nicht ihr Programm. Gehirnwäsche dort gehört zum Soldatenalltag und beginnt schon in der Schule.

Beliebtes Mittel um von den Öl-Gas-Interessen (und anderen Ressourcen- und Profitinteressen) ihrer Führer abzulenken, ist ein 'christliches' Gehabe. Kriegerischen Aktionen werden zum Kreuzzug stilisiert. Gerne sieht man sich als "Gotteskrieger" im Krieg der Gläubigen des Glaubens an den "american way of life" gegen den noch weit verbreiteten Unglauben.

Ein beliebtes und für mich eines der blasphemischsten Lieder findet sich wie selbstverständlich auf der Webseite des "Junior Reserve Officer Training Corps" (JROTC)... "The Battle Hymn of the Republic"... Ein Aufruf, für Gott und Vaterland zu töten und zu sterben.

[...]
As He died to make men holy, let us die to make men free;
While God is marching on.

Da graust es einen...

https://www.jrotc.org/battle_h.htm

Internet-Tipp: https://www.jrotc.org/battle_h.htm


Barbara antwortete am 10.01.03 (19:07):

Lesenswert zum Thema "Militärschulen" auch ein Interview der ZEIT mit der Erziehungswissenschaftlerin Gisela Miller-Kipp:

>>Das mündige Ich

Die Erziehungswissenschaftlerin Gisela Miller-Kipp über militärischen Drill an Schulen, preußische Tugenden und die Entwicklung zum selbstbestimmten Menschen
........

zeit: Liegen die Befürworter der Militärschulen in den USA demnach falsch, wenn sie glauben, sie förderten die Entfaltung von Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein?

Miller-Kipp: Jeder muss lernen, im Team, im Kollektiv und nach geltenden Regeln und Gesetzen zu handeln. Insofern ist eine Erziehung, die auf Autoritäten hinweist, natürlich nicht verkehrt. Das Ziel einer gelingenden Erziehung muss das selbstsicher handelnde Subjekt sein, nicht das Objekt, das, ohne sie zu hinterfragen, Autoritäten anerkennt. Dabei geht es aber auch um das Verhandeln von Spielregeln und Geltungsansprüchen. Zu lernen ist doch, die Folgen unseres Handelns zu verantworten. Mündigkeit, wenn man das ausbuchstabieren will, heißt Selbstständigkeit im Denken, Handeln und Urteilen. Hinter dem autoritären Erziehungsmuster, wie es an den amerikanischen Militärakademien exekutiert wird, steckt ein abgrundtiefes Misstrauen in die Selbstbestimmungsfähigkeit der Heranwachsenden.<<

Vollständiges Interview unter dem unten angegebenen Link

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/03/Interview_Miller-Kipp