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THEMA:   Norman Mailer im Kulturmagazin.

 8 Antwort(en).

Fred Reinhardt begann die Diskussion am 07.01.03 (12:07) mit folgendem Beitrag:

Mailer kam in der ARD Sendung Titel Thesen Temperamente zu folgenden Aussagen : Wir brauchen Feindbilder in Amerika !

Zu George Bush : Wer das Wort Übel in fünf Minuten zehn mal verwendet, dem geht es nicht darum das Übel zu bekämpfen sondern nur um Macht über dich zu bekommen.

Mailer : Ich fürchte mich so vor dem Krieg, weil die Amerikaner solch einen Appetit auf Krieg haben.


Wolfgang antwortete am 07.01.03 (12:15):

Hier ist die passende Webseite zur Sendung:

HR-Online
FASCHISMUS IN DEN USA?
Norman Mailer und seine provozierenden Thesen
https://www.hr-online.de/fs/ttt/030105thema_4.html

Internet-Tipp: https://www.hr-online.de/fs/ttt/030105thema_4.html


Felix antwortete am 07.01.03 (17:19):

Ich habe den ARD Beitrag auch gesehen. Es war ein Aufsteller nach allen Kriegshetzen von der andern Seite des "grossen Teiches".
Auch Mailer demostrierte damals vergeblich gegen den unsinnigen Einsatz der USA in Vietnam. Auch er musste hautnah erfahren, wo Gott hockt ... das war damals auch hier so.
Heute sieht man das bei uns in der Schweiz etwas anderst. Die Amis haben ihren Sympathie-Bonus gründlich verspielt!
Nur sie selbst haben es noch nicht bemerkt!


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.01.03 (18:28):

@ Felix

die Mehrheit der Amerikaner ist sicherlich nicht für den Krieg, verschweigt aber diese Meinung, weil es gegenwärtig für den einfachen Bürger gefährlich sein könnte "unpatriotisch" zu erscheinen.

Ich meine, wir dürfen nicht alle Amerikaner verantwortlich halten, und wenn der Bush-Spuk vorbei ist, wird Normalität eintreten (falls wir unbeschadet überleben) und dann müssen wir allen Amerikanern wieder die Hand reichen - so, wie sie es 1945 auch taten, indem sie uns Deutschen auch keine Kollektivschuld anlasteten.

Hoffentlich hat Norman Mailer (ich sah die Sendung auch) nicht recht mit seinen Befürchtungen, daß in den USA ein Faschismus aufkeimen könnte, der alle Bürgerrechte, auf die die Amerikaner so stolz sind, beseitigen würde.

Es ist wahrlich eine interessante Zeit, in der wir leben.
Allerdings könnte man auch auf einige Zeiterscheinungen verzichten.

Titus (WolfgangM)


Fred Reinhardt antwortete am 07.01.03 (19:18):

Den Amerikaner und den Deutschen gibt es meiner Meinung nach überhaut nicht. Hier schreiben Deutschte die total unterschiedliche Meinungen vertreten. Dies wird auch in den USA so sein. Einen kleinen Unterschied gibt es, dort werden fast nur noch Patrioten geboren und bei uns hauptsächlich europäische Kinder.
Die Bewohner der USA haben Kriege wie die letzten Beiden in Europa nicht am eigenem Leib erlebt.
Ich wundere mich aber, wie eine Frau aus Texas, die in Köln als Kind Bombenangriffe miterlebt hat schreibt, " was sein muss muss sein " !!! Hat sie nicht genug erlebt in den Bombennächten, um es ihren Mitmenschen in Texas zu sagen wie grausam soetwas ist ?
Oder macht sich doch die Kriegslust breit wie Mailer sagt ?


juttam antwortete am 08.01.03 (05:00):

Lieber Titus

...mag das alles wie es sei, oder erscheint, oder
portraitiert wird...
eines kann ich dir versichern:

"die Mehrheit der Amerikaner ist sicherlich nicht für den Krieg, verschweigt aber diese Meinung, weil es gegenwärtig für den einfachen Bürger gefährlich sein könnte "unpatriotisch" zu erscheinen."

Dass Amerikaner verschweigen wie sie wirklich
denken weil es "unpatriotisch" oder sogar
"gefaehrlich" sei - ist absolut NICHT der Fall!

Womit Du wirklich recht hast, ist dass die Mehrheit
der Amerikaner nicht fuer Krieg ist, aber
davon ueberzeugt ist, dass es manchmal nicht zu
vermeiden ist!


Titus(WolfgangM.) antwortete am 08.01.03 (10:51):

Verehrte Juttam,

lassen wir einmal dahingestellt, ob man nun in Amerika vorsichtig mit Äusserungen gegen Bush oder den Krieg ist, oder ob man CIA oder NSA nicht so sehr fürchtet.

Sicher ist doch, daß sich jeder Staat mit Berechtigung gegen einen kriegerischen Angriff auch mit Krieg wehren darf.

Wo aber, erwarten die USA einen "Angriff" des Irak gegen die USA??? Das ist doch absurd.

Nordkorea hat eine eindeutige Kriegserklärungsdrohung gegen die USA ausgesprochen. Und was macht Bush? Er kneift. Und dabei könnte Nordkorea tatsächlich die USA direkt angreifen. Wer blickt da noch durch!

By the way: Da gab es eine mail vom 21.12. ohne Antwort...

Es grüßt Dich Titus (WolfgangM)


Felix antwortete am 08.01.03 (12:41):

Offenbar hat juttam keine Ahnung wie die Bürger der USA wie zu MacCarthys Zeiten bespitzelt und registriert werden. Die Terror-Angst-Neurose treibt sonderbare Blüten.
Wir haben in einer Reportage miterleben können, wie z.B. eine Nonne nicht fliegen durfte, weil sie auf einer verdammten Liste des Geheimdienstes registriert war. Ihr Vergehen war, dass sie Kontakt mit einer Person hatte, die sich kritisch zur Bush-Politik geäussert hatte. Dies nur als Einzelbeispiel.
Ich kann mir vorstellen, das du als unverdächtigte Person davon nicht das Geringste mitbekommen hast.
Eure Medien werden sich hüten diese Bespitzelungen an die grosse Glocke zu hängen.
Ich höre dich schon ... Was will ein kleiner Schweizer schon davon wissen, was hier los ist? Ihr kommt sowieso nicht drauss ... um was es hier wirklich geht!


Titus(WolfgangM.) antwortete am 09.01.03 (15:53):

@ Felix,

Dein Beitrag von gestern 12.41h brachte mir einen Fernsehbericht in Erinnerung, der kürzlich lief. Es wurden ganz einfache und nicht extra ausgewählte Amerikanerinnen und Amerikaner nach der geographischen Lage des Irak gefragt. Die Antworten waren erschreckend, kaum eine richtige Antwort - auch Örtlichkeiten in der Nähe der USA wurden genannt.

Gleichermaßen verblüffend waren die Antworten auf Fragen die Lage der einzelnen US-Staaten betreffend. Kaum eine einigermaßen richtige Antwort.

Die Befragten schienen zwischen 18 und etwa Mitte 40 zu sein, trotzdem irgendwie interessenlos oder ??

Da hat natürlich ein Bush, der behauptet der Irak würde die USA angreifen wollen, leichtes Spiel.

Ähnliche Erfahrungen hat man übrigens auch in Deutschland gemacht. Fragen nach den beiden Weltkriegen, dem 17.Juni 1953 oder auch dem Mauerbau - es wurden entweder unmögliche Antworten gegeben, oder man bekundete keine Ahnung zu haben. Gleichermaßen Fragen an Westdeutsche bezüglich der ostdeutschen Geographie oder andere markante Daten, ebenfalls kaum Ahnung.

Folgerung für unsere Diskussionen:
Wir sollten nicht unterstellen, daß unser Wissenstand, besser Informationsstand, was weder mit Schuldbildung noch Intellegenz zu tun hat, überall vorhanden ist.

Speziell die McCarthy-Ära scheint in den USA nicht mehr präsent zu sein. Und gegenwärtige Repressalien gegen US-Bürgerinen- und Bürger, die sich negativ zur Bush-Politik äußern, bemerkt kaum die Öffentlichkeit, sondern nur die Betroffenen selbst.

In den USA ist es wahrscheinlich genauso, wie bei uns:
Was die Prominenz aus dem Show-Geschäft treibt und mit wem, das ist wichtig - man betrachtete nur unser Fernsehprogramm: Manche Programme (besonders nachts, wo man kaum auf andere Sender ausweichen kann, weil alle den gleichen Schrott bringen) grenzen schon an Körperverletzung.

Und in sofern meine ich bemerken zu sollen, daß Juttam kaum ein Vorwurf zu machen ist - sie verteidigt nach außen natürlich ihren Lebensraum, ihre Art in den USA leben zu können, doch "wie es da drinnen aussieht, geht keinen was an.."

Könnte an meinem Hinweis ein Körnchen Wahrheit sein und könnten sich Mißverständnisse auftun, wenn wir bei unseren Beiträgen, beim Lesen und auch beim Schreiben, dies außer acht lassen?

Da würde mich eine Antwort interessieren.

Es grüßt Titus(WolfgangM)