Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Ohne Kommentar

 8 Antwort(en).

bernhard begann die Diskussion am 23.12.02 (17:53) mit folgendem Beitrag:

"Die USA haben nach BBC-Angaben ein irakische Angebot zurückgewiesen, Mitarbeiter des Geheimdienstes CIA an den Waffeninspektionen teilnehmen zu lassen. Die Beweislast liege bei Saddam Hussein, dass Bagdad keine Massenvernichtungswaffen herstelle, wird ein Mitarbeiter des Weißen Hauses zitiert."


Aus Spiegel-Online

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,228425,00.html


DieterH antwortete am 23.12.02 (18:10):

Stelle man sich vor jeder der vor Gericht steht muss seine Unschuld beweisen.
In einem Rechtsstaat, als solchen möchte ich die USA bezeichnen, muß man dem Schuldigen ja wohl immer noch seine Tat nachweisen, sei es durch Tatsachen, glaubhafte Aussagen von Zeugen oder durch Indizien.
Wenn die Administration Bush das umkehrt, kommen mir aber wirklich Zweifel am rechtsstaatlichen Handeln. Warum läßt sich das amerikanische Volk das Gefallen? Ist es das Volk das uns 1945 vom Naziregim befreit hat?
Ich war immer ein Freund Amerikas, kann man das jetzt moch sein?


Karl antwortete am 23.12.02 (18:12):

So war das bei den Hexen im Mittelalter auch. Verbrannt wurden sie mit und erst recht ohne Geständnis.


Marianne antwortete am 23.12.02 (19:18):

Die Beweislast liegt nach mitteleuropäischem Rechtsgefühl beim Ankläger.

Das scheint in den USA nicht zu gelten.


Das ist dann aber für jeden rechtlich denkenden Menschen ein weiterer Grund, die derzeitige Politik des Weißen Hauses misszubilligen.

ABER, Karl, der Vergleich mit den armen Frauen, die bis in die frühe Neuzeit als Hexen verbrannt wurden mit Saddam Hussein, einem notorischen Diktator - denke an seine Kurdenpolitik - scheint mir überzogen. Diese Frauen waren Unschuldige, Saddam Hussein ist es nicht.


wese antwortete am 23.12.02 (19:44):

@ Marianne:

Die Verantwortlichen in den USA wissen ganz genau, dass sie mit dieser Politik im Unrecht sind.

Die Tragik an der Geschichte ist doch, dass sie gegen die eigenen Grundsätze und gegen die eigenen Ideale handeln. Die Geschichte wird das niemals verzeihen. Die Menschheit wird sich lange daran erinnern, welche Geister da gerufen worden sind.

Gerade wir in Deutschland wissen, wie das ist, wenn man immer wieder von der eigenen Geschichte eingeholt wird. Amerika wird ähnliche Erfahrungen machen müssen. Es sei denn, es findet doch noch ein Umdenken statt, was immer unwahrscheinlicher wird.


Karl antwortete am 23.12.02 (20:13):

Liebe Marianne,


natürlich hast Du recht. Ein Vergleich der armen Hexen mit Saddam liegt mir fern. Mir geht es um den Vergleich der verwendeten Logik bei der Beschuldigung. Verbrannt wird zudem wohl weniger Saddam (der wird sich sein Schlupfloch bereits ausspioniert haben), sondern verbrannt werden zehntausende unschuldige Soldaten und Zivilisten.

Ich hoffe zudem immer noch, dass entweder die amerikanischen Machthaber ein Einsehen haben (Hoffnung ist leider sehr klein) oder aber Saddam einknickt und zurücktritt (Hoffnung nicht viel größer).

Mit freundlichen Grüßen

Karl


nebenbei gesagt antwortete am 24.12.02 (09:45):

Mein gekürzter Eintrag von heute auf einer anderen Internet-Seite:

>>> „US-Militärexperten warnen ihren Präsidenten vor der Hoffnung auf einen Blitzsieg im Irak: Präzisionsbomben, Hightech-Ausrüstung und Aufklärungsroboter sind im Dschungel der irakischen Innenstädte nur bedingt einsetzbar, gewonnen werden kann die Invasion nur im blutigen Häuserkampf, Mann gegen Mann. Tausenden von Soldaten droht der Tod.“ (Spiegel, Dezember 2002)

ERINNERT IHR EUCH?
Nach Werner Hanitzsch: „Mein Leben im Wandel der Zeiten“
Dresden 13. Februar 1945.Gegen 21.30 Uhr heulten die Sirenen. Es war wieder einmal Fliegeralarm. ... Es pfiff, heulte, knallte und splitterte entsetzlich. Nach etwa einer Stunde war alles übersät mit schweren Glasscherben vom Bahnhofsdach sowie mit Stahlteilen und Trümmern aller Art. Dazwischen lagen Tote und verwundete schreiende Menschen. Wir sind durch ein wahres Meer von Blut über die Scherben und Trümmer gestolpert. Inzwischen waren schon die ersten Menschen verstorben. Die Verwundeten schrien entsetzlich. Es waren schon längst mehrere Krankenwagen und Notärzte dringend angefordert worden. Aber nichts geschah. ... Die Prager Straße, die Geschäftsmetropole Dresdens, stand in Flammen. Trümmer auf den Straßen. Menschen liefen schreiend und gestikulierend durcheinander. An Krankenwagen oder ähnliches überhaupt nicht zu denken. Uberall brannte es. ... Der Himmel über ganz Dresden war erleuchtet von sogenannten „Christbäumen“. Ansammlungen von Magnesiumfackeln. ... Diese „Christbäume“ dienen bei einem Luftangriff als Zielmarkierungen für die anfliegenden Bomberverbände. Es war taghell. ... Einige Polizisten stürmten mit Handsirenen durch die Straßen und alles schrie: „Fliegeralarm!“ Seit dem ersten Alarm mögen etwa drei Stunden vergangen sein. Die Luft war erfüllt vom Dröhnen der Flugzeugmotoren, von dem Pfeifen und Detonieren der Bomben sowie dem Pfeifen der umherfliegenden Splitter. Die Intensität des Bombenhagels nahm ständig zu. Mit ohrenbetäubendem Lärm gingen plötzlich Luftminen auf den Bahnhof nieder. Der entstehende Druck ist so stark, daß den Menschen die Lungen platzen. Ich sprang durch die blutenden Menschen bzw. Menschenteile und rannte seitlich an dem brennenden Phosphorfluß entlang. Auf der Straße brannte der Asphalt. Der gesamte Hauptbahnhof beziehungsweise was davon noch übrig war stand in hellen Flammen. Durch die enorme Hitze der riesigen Brände wurde ein entsetzlicher Feuersturm ausgelöst. Dieser verursachte nicht nur einen wahnsinnigen Funkenflug, sondern trieb faustgroße glühende Stücken wie Geschosse durch die Luft. ...
Als es endlich hell wurde, bot sich uns ein unvorstellbares Chaos. Rings um uns herum, soweit wir sehen konnten, eine unendliche rauchende und brennende Trümmerwüste. Die Straßen waren meterhoch zugeschüttet und nur noch an einigen einzelnen, noch stehenden Fassaden zu erkennen. Viele Menschen hatten sich während des Luftangriffes an die Elbwiesen gerettet. Dort sind sie am nächsten Tag von Tieffliegern gejagt und abgeschossen worden. Das hatte nichts mehr mit Krieg zu tun. Das war ein Abschlachten unschuldiger Menschen. Aus dem Hauptbahnhof und seinen Kellern ist niemand lebend herausgekommen. Die Toten, welche man in den nächsten Tagen aus dem Keller geholt hat, waren unversehrt. Sie hatten alle eine dunkelblaue Hautfarbe und ein Blutrinnsal am Mund. Ein Zeichen für die durch die Luftminen geplatzten Lungen.

ERINNERT EUCH und denkt an Euere Kinder! <<<

Darunter: Bild eines holzgeschnitzten Christkinds.


Karl antwortete am 24.12.02 (10:18):

Liebe Donata,

die Realität ist manchmal grausamer als die Phantasie. Erinnern ist wichtig und deshalb kommt Dein Beitrag rechtzeitig. Krieg ist kein Naturereignis, sondern geschieht, weil Menschen es zulassen.


Missluka antwortete am 29.12.02 (07:16):

Ihr lieben Zeitgenossen......
vielleicht koennte ich Euch darauf aufmerksam machen....
"Lest "Die Welt".....da findet Ihr einen sehr interessanten Artikel.....ein Iraker spricht...und antwortet. Seine Meinung.....Saddam geh"....er spricht ueber die Lage und das Volk........
Bis bals wieder....herzliche Gruesse, aus Texas, von Missluka