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THEMA:   Extremist bringt Schweizer Muslime in Nöte

 22 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 19.12.02 (16:23) mit folgendem Beitrag:


In der Westschweiz wird seit einigen Wochen eine intensive Debatte über den Islam und über dessen extremistische Ausprägung geführt. Anlass dazu boten die schockierenden Äusserungen eines prominenten Genfer Muslims. Die gemässigten Muslime halten sich aber bedeckt.
Der Auslöser war ein Artikel in der französischen Tageszeitung «Le Monde», in dem der prominente Genfer Muslim Hani Ramadan seine Ideen zur Scharia, dem islamischen Gesetz, und insbesondere zur Steinigung darlegte. Ramadan, der hauptberuflich als Sekundarlehrer tätig ist und eines der islamischen Zentren in Genf leitet, rechtfertigte in seinem Beitrag die Steinigung von Ehebrecherinnen und bezeichnete Aids als Strafe Gottes.
Am 11. Oktober handelte der Genfer Staatsrat und suspendierte Hani Ramadan mit sofortiger Wirkung von der Unterrichtstätigkeit.
Diese Tage wurde die Klage des Lehrers vom Gericht abgelehnt. Nun will er seinen Fall an den Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg weiterziehen.
Die Muslime der Schweiz sehen im Verhalten dieses Fundamentalisten eine Gefährdung des religiösen Friedens und vorallem der Akzeptanz der gemässigten Muslime in einem mehrheitlich christlichen Land.

Meine Toleranz Gläubigen gegenüber hört dort auf, wenn durch diese Unfrieden entsteht und damit andere leiden müssen.

Da das Steinigen einer Frau keine private Glaubens - Angelegenheit sein kann, gilt es mit allen Mitteln, solche Scheusslichkeiten zu bekämpfen.


wese antwortete am 19.12.02 (16:44):

Besser könnte kaum dargestellt, wie falsch es ist, wenn alle Anhänger einer Religion in einen gemeinsamen Topf geworfen werden. Das entspricht nicht den Realitäten, weil Menschen unterschiedlich "orientiert" sind und sich entsprechend unterschiedlich verhalten.

Ich bin überzeugt, dass der Gerichtshof für Menschenrechte ein klares Signal setzen wird. Fundamentalisten dürften eigentlich überhaupt keine Gesellschaftsordnung prägen. Aber damit meine ich jetzt natürlich ALLE Fundamentalisten und ALLE Religionen.


schorsch antwortete am 19.12.02 (17:17):

Ich verabscheue Menschen jeder Religion, die vorgeben im Namen Gottes Dieses oder Jenes rechfertigen zu dürfen, was gegen die Menschlichkeit gerichtet ist.


Rosmarie.V.(Ruzenka) antwortete am 19.12.02 (18:41):

Ich auch, lieber Schorsch. Ich auch, und wie!


Fred Reinhardt antwortete am 19.12.02 (19:52):

Wir bereiten mit den Dogmen der meisten Weltreligionen unseren Aufgang - Untergang selbst vor. Die Frage wäre, wo geschieht dies, im Himmel oder in der Hölle ?


Barbara antwortete am 19.12.02 (20:08):

Der Vorfall zeigt, wie wichtig intensive Gespräche mit Menschen anderer Glaubensrichtungen sind. Er erinnert mich an Diskussionen über kopftuchtragende Lehrerinnen an deutschen Schulen. Ist es tolerant, dies zu akzeptieren, ähnlich wie das an der Halskette getragene Kreuz einer Lehrerin christlichen Glaubens? Oder ist es nur Blauäugigkeit?

Darüber habe ich einen interessanten Artikel in der EMMA gelesen, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Gerade Lehrer türkischer Abstammung wehren sich energisch gegen dieses "harmlose Glaubenssymbol":

>>Seit geraumer Zeit tauchen immer mehr Schülerinnen plötzlich mit Kopftüchern auf, oft nach den großen Ferien. Die dürfen dann meist nicht mehr mit auf Klassenfahrten und in den Sportunterricht. Immer wieder bitten diese Mädchen verzweifelt um Hilfe: Weil ihre Eltern sie von der Schule nehmen wollen; weil sie demnächst einen Mann heiraten sollen, den sie gar nicht kennen; oder weil sie gegen ihren Willen in die Türkei zurückgeschickt werden sollen.
Ein kleines Mädchen erklärte auf Nachfrage, der Hodscha in der Moschee habe gesagt, wenn sie ihr Kopftuch nicht trage, käme sie in die Hölle. Ein anderes kleines Mädchen wollte plötzlich nicht mehr neben ihrer deutschen Freundin sitzen, weil ein anderer Hodscha gesagt hatte, ihre Freundin sei unrein. Und türkische Eltern beschwerten sich darüber, dass im Biologieunterricht die Evolutionstheorie gelehrt wird und fordern mehr "islamische Züge" an der Schule...
Am heftigsten protestieren die türkischen Lehrer. Die vier Männer an der Gesamtschule sind regelrecht verzweifelt. Sie berichten ihren deutschen KollegInnen, wie sie in der laizistischen Türkei das bedrohliche Anwachsen der islamischen Fundamentalisten erlebt haben. Und dass sie selbst an der Universität von fanatisierten Islamisten bedroht und geschlagen wurden.
Dass sie jetzt mitten in Deutschland erleben müssen, wie hier unter dem Deckmantel von Religionsfreiheit und Toleranz islamistische Propaganda betrieben und Einfluss und auch Druck auf Eltern und Kinder ausgeübt wird, macht sie fassungslos. für sie ist das Kopftuch kein religiöses Symbol, sondern ein politisches. "Das Kopftuch löst bei uns, wenn es von Staatsvertretern wie Lehrerinnen getragen wird, unter Umständen ähnliche Gefühle aus, wie bei manchen Deutschen das Hakenkreuz", klagt ein türkischer Lehrer einer Kollegin.<<

Lieber Felix, ich denke das gehört auch zum Thema, denn auch hier bitten deutsche Muslime um Hilfe gegen Extremisten.

Internet-Tipp: https://www.emma.de/aktuelles/topthema_0301_4.html


Felix antwortete am 20.12.02 (00:13):

Einen Kommentar dazu habe ich in der Basler Zeitung (BaZ)
gefunden:



Die seltsamen Widersprüche Hani Ramadans

Ein Paradox bleibt. Es besteht darin, dass Menschen, die selber aufklärerischem Gedankengut ihr Leben in der Schweiz verdanken Meinungsäusserungsfreiheit und Asylrecht sind untrennbar verbunden mit den Ideen der Aufklärung nun auf
derart penetrante Weise reaktionäres, anti-aufklärerisches Gedankengut vertreten. «In der islamischen Welt sind für diejenigen, welche das Gebet vernachlässigen, Alkohol trinken und Unzucht treiben, strenge Strafen vorgesehen», gibt ein Hani Ramadan zu Protokoll. Mag sein. Es erstaunt auch nicht, dass Ramadan für den Abfall vom Islam die Todesstrafe für angebracht hält. Doch Herr Ramadan und wir alle leben in Westeuropa, und hier gelten glücklicherweise andere Spielregeln. Die grosse Herausforderung dürfte nun darin bestehen, Leute vom Schlag eines Ramadan in die Schranken zu weisen, ohne gegen die Prinzipien unserer Rechtsordnung zu verstossen.
Beat Stauffer


Titus(WolfgangM.) antwortete am 20.12.02 (11:38):

@ Felix,

oh,oh,oh, Du hast ein Thema losgetreten, für das ich schon vor Jahresfrist hier im ST fast auch gesteinigt worden wäre. Das könnte wieder Ärger geben!

Beschimpfungen wie: "Brandstifter", "ausländerfeindlich" rassistisch" etc. prasselten auf mein unschuldig Haupt.

Nur habt Ihr es in der Schweiz besser, als wir in Deutschland.

Ihr seid ersten nicht in der EU und zweitens habt Ihr das phantastische Instrument der Volksbefragungen/-Abstimmungen.

Seid wachsam - das ist besser als blauäugig!


schorsch antwortete am 20.12.02 (12:02):

Ich habe Befragungen von SchülerInnen der Schule, an der Ramadan Unterricht gibt, gesehen. Erschreckend: Keiner hats gemerkt - oder keiner wollte etwas merken.
Alarmierend: Kinder sind für alles empfänglich, was den Normen wiederspricht, die ihre "Alten" ihnen beibringen wollen.


Medea antwortete am 20.12.02 (12:24):

Sooo lange ist es ja auch noch nicht her, daß ich ein paar vorsichtige Worte zu dem sich immer schneller in Europa ausbreitenden Islamismus schrieb. Was aber jetzt in der Schweiz geschah, ist schon heftig. Islamisches Recht nach der Scharia ist finsterstes Mittelalter, Fuß- und Handabhacken, 100 Peitschenhiebe, Steinigung von Frauen sind so grauenhafte Vorstellungen - da bleibt einem fast das Herz stehen. Hier mußte von rechtswegen sofort eingegriffen werden - der Staat hat richtig gehandelt.

Beste Grüße

MEDEA


Wolfgang antwortete am 20.12.02 (12:40):

@Medea... Es ist nicht nur der "islamische" Fundamentalismus, der sich in Europa ausbreitet... Es ist auch der "christliche" Fundamentalismus, der besonders, der derzeit in Foren und in Talkshows und bei sich "christlich" nennenden Parteien und von geBILDeten LeserInnen gepflegt wird.

ScharfmacherInnen ALLER Seiten giessen zunehmend Öl ins Feuer. Danach schreien sie dann: Schaut her, es brennt!

P.S.: Schau' Dir einmal Deine eigenen Beiträge an, Medea, und prüfe sie, ob sie etwas zum Verständnis und zur Toleranz gegenüber Gläubigen verschiedener Religionen enthalten.


Medea antwortete am 20.12.02 (12:55):

@Wolfgang - bitte beim Thema dieses Gesprächskreises bleiben....
Hier geht es nicht um den christlichen, sondern um den islamischen Fundamentalismus....

MEDEA


Wolfgang antwortete am 20.12.02 (13:02):

Ich pflege die Themen so auszulegen und so mitzugestalten, Medea, wie ich das für richtig halte. :-)


Medea antwortete am 20.12.02 (13:11):

@ .....Das läßt sich in der Tat nicht verleugnen.....

Du bist wohl gar nicht totzukriegen? -)))

Medea


Wolfgang antwortete am 20.12.02 (13:24):

Versuchen kannst Du es ja, Medea, aber, ich sage Dir es jetzt schon: Es wird schwer werden... Ein Tipp: Ab morgen bin ich für längere Zeit im Urlaub; vielleicht hilft Dir das. :-)))


Medea antwortete am 21.12.02 (07:29):

@ Wolfgang - auch wenn Du mir manchmal wie der Antichrist erscheinst - wünsche ich Dir

Frohe Weihnachten.


Erhole Dich gut in Deinem Urlaub, damit Du dann umso ausgeruhter wieder streiten kannst.


Gruß Medea.


Wolfgang antwortete am 21.12.02 (12:02):

Alles klar, Medea, ich bedanke mich.

Das mit dem "Antichrist" ist natürlich zu viel der Ehre. Ich bin nur ein kleiner Katholik, dem die (Amts-)Kirche und ihre beamteten Funktionäre zuweilen mächtig auf den Sack gehen.

Beim "Antichrist", dem von FRIEDRICH NIETZSCHE, habe ich eine nachdenkenswerte Stelle gefunden, gleich im Vorwort:

"Die Bedingungen, unter denen man mich versteht und dann mit Nothwendigkeit versteht, ich kenne sie nur zu genau. Man muss rechtschaffen sein in geistigen Dingen bis zur Härte, um auch nur meinen Ernst, meine Leidenschaft auszuhalten. Man muss geübt sein, auf Bergen zu leben - das erbärmliche Zeitgeschwätz von Politik und Völker-Selbstsucht unter sich zu sehn. Man muss gleichgültig geworden sein, man muss nie fragen, ob die Wahrheit nützt, ob sie einem Verhängniss wird ... Eine Vorliebe der Stärke für Fragen, zu denen niemand heute den Mut hat; der Mut zum Verbotenen; die Vorherbestimmung zum Labyrinth. Eine Erfahrung aus sieben Einsamkeiten. Neue Ohren für neue Musik. Neue Augen für das Fernste. Ein neues Gewissen für bisher stumm gebliebene Wahrheiten. Und der Wille zur Ökonomie grossen Stils: seine Kraft, seine Begeisterung beisammen behalten ... Die Ehrfurcht vor sich; die Liebe zu sich; die unbedingte Freiheit gegen sich ..."

(Quelle... FRIEDRICH NIETZSCHE: Der Antichrist. Versuch einer Kritik des Christentums, Frankfurt am Main/Leipzig 1986, S. 9)

So weit NIETZSCHE. Das gefällt mir freilich. In diesem Sinne: Frohes Fest! :-)