Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Die unmoralische Kampagne des Vatikans

 25 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 18.12.02 (06:47) mit folgendem Beitrag:

In Afrika sterben ganze Landstriche aus, weil Aids unkontrolliert um sich greift. Weltweit (nicht in Deutschland wohlgemerkt) existiert trotzdem das wachsende Problem der Bevölkerungsexplosion (s. Link), welches betroffene Länder, die ärmsten, ins Elend stürzt. In diese Situation hinein startet der Vatikan eine Kampagne gegen die Kondombenutzung, gegen Sexualaufklärung, gegen "sicheren Sex" und gegen die "Schwulenehe".

Das ist verantwortungslos, unmoralisch, da von allen Realitäten abgehoben (weltfremd). Ich bin entsetzt.

Internet-Tipp: https://ilsebill.biologie.uni-freiburg.de/cgi-bin/worldpop?


WANDA antwortete am 18.12.02 (07:59):

Das entsetzt auch viele Katholiken, gerade gestern liess eine jüngere Bekannte verlauten, dass sie nun vorhat evangelisch zu werden.


wese antwortete am 18.12.02 (09:33):

Lieber Karl,

das Dogma der katholischen Kirche ist in der Tat menschenfeindlich. Insbesonders ist es frauenfeindlich. Es ist an patriarchalischen Thesen ausgerichtet, die nicht mehr in die heutige Zeit passen.

Natürlich gibt es auch Reformbewegungen. Sie werden jedoch unterdrückt und teilweise sogar unter Strafe gestellt. Selbst ein mittelalterlicher Kirchenbann gehört zu den Machtmitteln, mit denen im Vatikan gearbeitet wird.

An dem von Dir geschilderten Beispiel wird überdeutlich, welche Verbrechen im Namen der Kirche möglich sind. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn sich immer mehr Menschen von dieser Kirche distanzieren.

Wer sein eigenes "christliches Leben" verwirklichen möchte, der benötigt offene Augen und ein offenes Herz. Das Dogma der katholischen Kirche ist dabei keine Hilfe, sondern vielmehr ein Hindernis.


Fred Reinhardt antwortete am 18.12.02 (11:20):

Karl und Wese.
Mir gefällt in vielen Sachen die Haltung der katholischen Kirche überhaupt nicht, aber alles auf den Vatikan abzuschieben geht auch nicht. ( Ich bin Katholik )
Die Mehrheit der Menschen, in den von euch beschriebenen Ländern sind nicht katholisch, also müssen diese der unmoralischen Kampagne des Vatikans nicht folgen.
für die Ausbreitung dieser zweiten Pest, die hauptsächlich in Afrika und Asien ihre Opfer findet, ist die Antikondombenutzung des Vatikans etwas schuld, aber bei weitem nicht die hauptschuldige Instanz.


schorsch antwortete am 18.12.02 (11:21):

..denn wie die Tiere im Gehege
stehn sie ständig sich im Wege,
und ich frage mich im Stillen:
was nützen Gummis denn und Pillen,
wenn in Rom ein frommer Mann
sie nicht will - weil ER nicht kann?!

Schorsch


wese antwortete am 18.12.02 (11:56):

@ Fred:

Nein, natürlich kann man die katholische Kirche nicht für alles Elend verantwortlich machen. Das tu ich ja auch nicht.

In meinem letzten Absatz habe ich verdeutlicht, dass ich lediglich das Dogma der Kirche in Frage stelle. Praktizierende Katholiken kritisieren die Haltung des Vatikans in diesen Fragen ja ebenfalls.

Gemeint ist in erster Linie die Sexuallehre des Vatikans. Kondomverbot, Enthaltsamkeit, kein Sex vor der Ehe und ähnliche Verhaltensregeln sind doch in der Tat wirklichkeitsfremde Relikte.

Der Vatikan beklagt den Verfall von Sitte und Moral. Dem würde ich sogar ausdrücklich zustimmen. Aber eine Verteufelung dieser Tatsachen reicht nicht. Man darf die Menschen nicht einfach zu Sündern machen, sondern man sollte ihnen Wege aufzeigen, die auch im realen Leben umsetzbar sind.

Gerade beim Thema Sex ist der Vatikan in keiner guten Position. Die immer häufigeren Skandale der Priester machen doch deutlich, dass irgend etwas nicht stimmt.

Der Mensch ist ja nicht nur von Vernunft gesteuert, sondern er wird auch von biologischen Urtrieben beherrscht. Dazu gehört u. a. auch das Sexualleben. Dem sollte, das ist meine Meinung, auch der Vatikan aufgeschlossener begegnen.


Felix antwortete am 18.12.02 (11:58):

Ich glaube nicht, dass ich meine Einstellung zu einem Glaubensdiktat im Allgemeinen und zur katholischen Dogmatik im Speziellen an dieser Stelle wiederholen muss.
Interessieren würde mich die Argumentation von Seiten der Kirchengläubigen her. ... z.B. von unserem Grossinquisitor!

G:>)


Barbara antwortete am 18.12.02 (13:59):

Soviel ich weiss, ist Geschlechtsverkehr nach den Gesetzen des Vatikan nur zum Zwecke der Fortpflanzung erlaubt. Frei nach Wilhelm Busch

weil nicht sein kann, was nicht sein darf.....

verbietet sich daher natürlich der Gebrauch von Kondomen.

Es gibt Berichte von mutigen MitarbeiterInnen katholischer Sozialstationen in Afrika, die trotz des obersten Verbots fleißig Aufklärung betreiben und Kondome auf eigene Rechnung verteilen. Sie riskieren Strafversetzungen, weil ihnen das Leben der Menschen am Herzen liegt. Das verstehe ich unter christlichem Verhalten......

Genau wie wese schon bemerkt hat, halte auch ich dieses Verbot des Vatikan für extrem frauenfeindlich. Frauen in den am meisten aidsgefährdeten Ländern haben keinerlei Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Durch das Verbot von Kondomen können sie sich nicht einmal vor Aids schützen, wenn ihre Männer fremd gehen.

Auch in den Fällen von zum Tode durch Steinigung verurteilten Frauen, die oftmals nach Vergewaltigungen schwanger wurden, habe ich noch kein Machtwort des Vatikans vernommen.


wese antwortete am 18.12.02 (15:06):

Liebe Barbara,

manchmal habe ich schon beinahe das Gefühl, ich würde in einem chinesischen Dialekt sprechen. Umso mehr freut es mich, dass Du den Sinn meiner Worte verstanden hast.

Es liegt mir fern, die Mitglieder und Anhänger einer Kirche zu kritisieren. Dazu fühle ich mich auch nicht berechtigt. Ich kritisiere aber die Kirche als Institution, weil sie dogmatisch und schwerfällig ist.

Ich habe hohen Respekt vor Menschen, die überall in der Welt tätig sind, um anderen Menschen zu helfen. All diese Personen sind für mich absolut glaubwürdig. Ich habe keine Zweifel an ihrer christlichen Motivation.

Was ich bedauere und anprangere ist, dass dies oft nur im Widerspruch zur Amtskirche möglich ist. In einen solchen Widerspruch (Zwiespalt) darf man Menschen nicht versetzen, nur weil sie das "Wort Gottes" ernst nehmen. Jedenfalls ernster, als wie dies die Kirche selbst tut.


Hermann Penker antwortete am 18.12.02 (20:43):

@wese, darf ich fragen, von welchem Dogma Du schreibst? Nach meinem Verständnis geht es hier um moraltheologische Fragen bzw. die kirchlichen "Lehrantworten" dazu, das hat mit einem Dogma nichts zu tun. Übrigens haben z. B. die österreichischen Bischöfe nach dem damaligen päpstlichen "Pillenverbot" dezidiert darauf hingewiesen, dass das Gewissen des christlichen Ehepaares über die Geburtenkontrolle entscheidet. Kondombenutzung bei Verkehr mit praktisch unbekanntem Partner bietet sicher etwas Schutz. Bei Christen dürfte dieser Verkehr nach Lehrmeinung der Kirche aber nicht stattfinden. Wenn es aber trotzdem dazu kommt, dann ist die Benutzung des Kondoms das kleinere Übel, denn das Leben zu riskieren ist sicher als moralisch schlechter einzustufen. Wer also christliche Moralvorschriften bricht, wird wohl kaum mit der Kondomverwendung Probleme haben, wenn er überhaupt ausreichend informiert ist. Die wahren Probleme sind nämlich der schlechte Informationsstand der Bevölkerung und die mangelnde Verfügbarkeit der Schutzmittel. Und Karl hat meiner Meinung nach voll bewusst verschwiegen, dass das Desaster durch schlechte Aufklärung und z. T. durch sehr freizügige sexuelle Sitten in Teilen Afrikas verursacht wird (Wanderarbeiter kommen sehr oft in die Dörfer zurück und bringen ihrer Familie Aids mit).
Karl möge erklären, seit wann Moslems und Anhänger von Naturreligionen sich an Vatikanaussendungen orientieren.
Nun reitet eben er wieder einmal als Zorro, um die armen Menschen vor der Kirche zu schützen.
MfG Hermann


e k o antwortete am 18.12.02 (21:21):

"Karl hat meiner Meinung nach bewusst verschwiegen...."

Also da möchte ich Karl schon in Schutz nehmen.Er hat es sicher nicht bewusst verschwiegen.

Was er aber getan hat, ist, dass er alles in einen Topf wirft.

Ich bin Protestant und von daher nicht "Rom" verpflichtet. Ich denke aber, dass der Papst mit seiner Lehrmeinung gewiss nicht die Naturvölker und Anhänger anderer Religionen im Visierhatte, sondern vielmehr die Schäflein seiner katholischen Kirche. Da kann er ja solche Anweisungen erteilen.

Ob er damit das - noch nicht missionierte- Afrika im Ziel hat, das möchte ich doch sehr bezweifeln.

Ich denke, hier hat Karl zuviel in einen Topf geworfen, das kann nicht gut sein.


wese antwortete am 18.12.02 (21:31):

@ Hermann Penker:

"wese, darf ich fragen, von welchem Dogma Du schreibst?"

Selbstverständlich darfst Du fragen. Ich werde Dir allerdings nicht antworten. Ich bin zum Gruppensex mit ein paar "gottlosen" Personen verabredet. Das ist mir heute Abend wichtiger.

Auch wenn ich nicht aus Afrika stamme, so bekenne ich ganz offenherzig, dass ich "freizügige sexuelle Sitten" einer lauwarmen Diskussion mit Dir vorziehe.

Wünsche Dir einen angenehmen Abend und eine sterile Nacht!


Hermann Penker antwortete am 18.12.02 (21:53):

@wese, es ist wohl sehr schlimm, wenn man als Uninformierter ertappt wird. Je weniger Du über die Kirche weißt, umso mehr schreibst Du. Antwort brauche ich keine mehr, sie wären ja doch ohne Informationswert wegen Deiner Unkenntnis der Begriffe.
MfG Hermann
p.S.: Wenn Deine Nächte weniger steril sind als meine, dann braucht Deutschalnd sich ja nicht um eigenen Nachwuchs zu sorgen.


Felix antwortete am 19.12.02 (02:05):

Was die wenigsten kennen, ist ein in Afrika weit verbreiteter Aberglaube, dass der Beischlaf mit einer möglichst jungen Jungfrau von Aids heilt. Diese fatale Irrmeinung führt dazu, dass auch kleine unreife Mädchen von aidskranken Männern sexuell missbraucht werden.
Ein Freund von mir arbeitet als Funktionär für "Terre des homme" in Ostafrika. Es geht um ein Projekt, um vorallem Aidswaisen und Aidswitwen zu helfen. Kürzlich erzählte er mir, dass durch diese Seuche ganze Gebiete entvölkert werden . Auch die Landwirtschaft, das Bewässerungssystem und andere Infrastrukturen seien am zusammenbrechen.
Die Opfer von Sexualdelikten werden immer jünger und auch diese seien oft nachher HIV positiv.
Aber was ihn am meisten ärgere, sei die mangelde oder fehlende Kooperationsbereitschaft des Staates und der Kirchen. Aufklärungskampagnen werden sinnlos verunmöglicht oder vereitelt und materiell mangelhaft unterstützt!


pilli antwortete am 19.12.02 (07:33):

das projekt "Haus Nazareth" in kapstadt betreut die von Felix genannten "mißbrauchten kleinkinder" bis zu ihrem tod. eines der mädchen wurde im alter von 6 monaten mißbraucht.

nicht wenige werden weihnachten so festlich gestimmt feiern können wie der papst und seine schwarzrock-kolonne.





pilli antwortete am 19.12.02 (07:39):

nachtrag

siehe internet-tipp

Internet-Tipp: https://www.filmgruppemuenchen.de/afrika.html


Hermann Penker antwortete am 19.12.02 (08:34):

@Karl, ein kleiner Nachtrag. Vor kurzem wurde ein Film über Aidsprobleme in Afrika gesendet. Obwohl schon ein großer Prozentsatz der Dorfbewohner an Aids verstorben war, gingen Frauen weiterhin der Prostitution nach. Es war die Not, die die Frauen dazu trieb. Durchs Dorf führte eine wichtige Verkehrsroute, diese bot die einzige Möglichkeit zur Einnahme. Hier war die Prostitution das einzig vorhandene Überlebensmittel für sich und vielleicht noch vorhandene Familienmitglieder. Dass damit das HIV-Virus ständig weiter verbreitet wird, ist unumgänglich.
MfG Hermann


Karl antwortete am 19.12.02 (09:05):

Lieber Hermann,

Du schreibst "Und Karl hat meiner Meinung nach voll bewusst verschwiegen, dass das Desaster durch schlechte Aufklärung und z. T. durch sehr freizügige sexuelle Sitten in Teilen Afrikas verursacht wird".
Das ist so keineswegs. Was mich besonders an der Haltung der Amtskirche empört ist, dass sie nicht nur Kondome verbietet, sondern gleichzeitig gegen die Sexualaufklärung ist. Diese Doppelstrategie potenziert die Katastrophe.
Wenn Du oben einerseits die Prostitution als notwendig fürs finanzielle Überleben darstellst, aber andererseits die Kirchenhaltung verteidigst, verstehe ich, dass Du sagen musst, die Verbreitung des HIV-Virus sei "unumgänglich".

Um es ganz deutlich zu sagen: Ich klage die katholische Amtskirche an, sich schuldig zu machen bei der Ausbreitung von Aids.


Wolfgang antwortete am 19.12.02 (09:58):

@Hermann... "Bei Christen dürfte dieser Verkehr [der, 'mit praktisch unbekanntem Partner'] nach Lehrmeinung der Kirche aber nicht stattfinden.", - schreibst Du.

Das ist ein Gedanke, der sehr gut die 'Moral' der katholischen (Amts-)Kirche und seiner Funktionäre und vieler(?) Christen beschreibt. Mit diesem einen Satz ist alles gesagt: Das ist keine christliche Kirche mehr, die sich dermassen einmauert in einen Bunker von 'Lehrmeinungen'... Was die Funktionäre der 'Lehre' in ihrem Bunker nur noch stört, sind das Leben und die Menschen 'draussen'.

"Dass damit [mit der Prostitution] das HIV-Virus ständig weiter verbreitet wird, ist unumgänglich." - Das, Hermann, ist nur ein Grund für die Verbreitung des Virus... Ein anderer Grund ist das Verhalten der Kirchenoberen in Rom, die zugunsten ihrer 'Lehre' sogar den Tod von Menschen billigend in Kauf nehmen.

Das wäre es gewesen... Der Pabst verteilt demonstrativ Kondome an die Menschen... Vielleicht mit einem Werbepapperle drauf: "Wir lieben Euch! Ein Geschenk Eurer Kirche." Und, wenn er dann noch gesagt hätte: "Ich scheisse auf alle 'Lehrmeinungen'", hätte das Jesus sicher gefallen. Aber, wir wissen, es ist nicht so... Dafür gibts 'Lehrmeinungen' die Menge und Jesus wird tagtäglich neu ans Kreuz genagelt... Von den obersten Funktionären seiner eigenen Kirche. :-(


Hermann Penker antwortete am 19.12.02 (12:19):

@Karl, so schlecht formulierte ich meiner Meinung nach nicht, dass Du zurecht annehmen könntest, ich hätte die Prostitution billigend zur Kenntnis genommen. Ich machte lediglich eine Feststellung von Tatsachen. Und dass beim geschilderten Problem im Dorf Neuinfektionen erfolgen, und bereits infizierte Dorfbewohner das Virus auch an noch nicht infizierte Freier weitergeben, scheint mir logisch zu sein, darum verwendete ich das Wort "unumgänglich". Beschämend ist ja nur, dass hier D E R
S Ü N D E N B O C K gesucht wird, statt dafür zu sorgen, dass Aufklärung stattfindet, überall Kondome zur Verfügung stehen und in erster Linie die wirtschaftlichen Strukturen so verändert werden, dass niemand mehr verhungert, wenn Frauen sich nicht prostituieren. Wäre hier nicht eher die Staatengemeinschaft gefragt? Ein typisches Kennzeichen unserer Zeit ist, dass derjenige, der das sicherste Hilfsmittel gegen die Ansteckung mit HIV durch Sex propagiert, nämlich gelebte Treue in Partnerschaften, als Hauptschuldiger hingestellt wird, wenn das Unglück langsam ausufert. Die Ansteckung durch Infusionen und andere Formen medizinischer Betreuung ist immer noch möglich, dieses Risiko bleibt sicher noch längere Zeit. Aber vernünftiger Umgang mit der menschlichen Sexualität durch Treue in der Partnerschaft wird als unakzeptabel zurückgewiesen, weil man etwas Disziplin benötigte. Du scheinst also tatsächlich die Meinung zu vertreten, dass sich Moslems u. a. Nichtchristen durch päpstliche Äußerungen in ihrem Sexualverhalten beeinflussen lassen. Das stimmt aber nicht mit den sonstigen Wortmeldungen über die Kirche überein, in welchen diese als ein sich am Ende befindlicher Verein dargestellt wird.
@Wolfgang, auch Du wirst wohl immer die Kirche für jedes Übel verantwortlich machen. Im dritten Reich schob man die Ursache für alle Übel den Juden zu und hatte damit einen gemeinsamen Feind für das deutsche Volk, um alle bei der Stange zu halten. Im ST gibt es welche, die ähnliche Simplifizierungen lieben, nur dass hier überall der r.k.K.
alles in die Schuhe geschoben wird. Wenn Du einen Sündenbock brauchst, um die Übel in der Welt auszuhalten, dann kannst Du eben nicht anders, die Kirche wird es verschmerzen.
MfG Hermann


Hermann antwortete am 19.12.02 (12:46):

Nein, Hermann, ich mache nicht die "Kirche für jedes Übel verantwortlich". für mich ist Kirche immer noch die Gemeinschaft der Gläubigen. Wenn Du meinen Beitrag genau gelesen hättest, dann wäre Dir aufgefallen, dass ich folgerichtig nicht von der 'Kirche' spreche, sondern von der '(Amts-)Kirche' und ihren beamteten 'Funktionären', also von dem Machtapparat, der sich 'Kirche' nennt.

Dieser Meinung bin ich allerdings: Auf die und auf ihre 'Lehrmeinungen' können wir verzichten. Es wäre ein Segen für die Kirche.


Wolfgang antwortete am 19.12.02 (12:49):

Entschuldigung, Hermann, jetzt habe ich Deinen Namen irrtümlich ins Namensfeld gesetzt. Der Beitrag ist natürlich von mir. Grüsse... Wolfgang.


Hermann Penker antwortete am 19.12.02 (13:34):

@Wolfgang, dass Du auf die "Lehre" der Amtskirche gerne verzichtest, bleibt Dir unbenommen. Nur müsstest Du anderen zugestehen, dass sie für sich eine andere Entscheidung getroffen haben. So ähnlich wird es ja überall zugehen. Wahrscheinlich eine Minderheit hält sich im Großen und Ganzen an kirchliche Lehren und Vorschriften, die anderen zimmern sich ihren Glauben und Moral selbst zusammen. Wie kann da jemand zur Überzeugung kommen, päpstliche Äußerungen seien für die Aidskatastrophe in Afrika verantwortlich, wenn kaum jemand auf ihn hört. Pillenverbot und Verbot der Kondombenutzung sind meines Wissens Inhalt einer Enzyklika, dies ist die veröffentlichte Privatmeinung des Papstes. Ihr Inhalt sollte für einen K. überlegenswert sein, ihre Bedeutung ist aber nicht höherwertig als das Gewissen des Gläubigen. (Mariazeller Erklärung der österr. Bischöfe im Zusammenhang mit dieser Enzyklika). Daher handeln auch viele K. nicht nach den Vorstellungen des Papstes.
Warum ist es auf einmal so wichtig, was der Papst denkt?
MfG Hermann


Wolfgang antwortete am 19.12.02 (14:09):

@Hermann

"Warum ist es auf einmal so wichtig, was der Papst denkt?" - Weil er als Oberhaupt der katholischen Kirche auftritt... Weil er für sich und seine von ihm ernannten Funktionäre eine Weisungsbefugnis reklamiert, die tief in das Leben eines jeden Katholiken eingreift... Weil er im Falle von AIDS (hauptsächlich arme) katholische Christen im Regen stehen lässt, ihnen eine Spiessbürgermoral predigt - eine Moral des gutsituierten weissen westlichen Mittelstandes -, anstatt ihnen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen.


Felix antwortete am 20.12.02 (00:52):

Natürlich ist nicht der Papst und die, die an in glauben für die ganze Aids-Misere in Afrika schuld.
Aber sicher ist die Lehrmeinung besonders der römisch-katholischen Kirche ein wichtiger Hinderungsgrund, um der verheerenden Seuche Herr zu werden.
Ich habe schon gesagt, dass kompetente Hilfskräfte, die verzweifelt versuchen an Ort und Stelle die Katastrophe noch abzuwenden, in ihrer Arbeit von den Behörden und von der Kirche kaum unterstützt werden. Schlimmer noch ... sie werden bei ihrer dringenden Aufklärungsarbeit durch religiöse Vorbehalte, Vorschriften und Kontaktbarrieren behindert.
Eigentlich ist es bemühend, immer wieder darauf hinweisen zu müssen, wie weltfremd Lehrmeinungen sein müssen, die in den Gehirnen von Männern geboren wurden, die unnatürlich von ihrer Sexualität abgekoppelt sind.
Als Jasser würde man in der Schweiz sagen:
NICHTSPIELER MAUL HALTEN!


schorsch antwortete am 20.12.02 (12:20):

Zur Mentalität des Papstes, die Probleme von Übervölkerung und AIDS zu ignorieren:

...denn wie die Tiere im Gehege
stehn sie ständig sich im Wege.
Und ich frage mich im Stillen:
Was nützen Gummis denn und Pillen,
wenn in Rom ein frommer Mann
sie nicht will, weil ER nicht kann?

Schorsch