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THEMA: Kasperltheater
25 Antwort(en).
js
begann die Diskussion am 04.12.02 (11:57) mit folgendem Beitrag:
läuft eben grad auf Phoenix. Obwohl ich in nächster Zeit nur sporadisch hier teilnehmen kann, auch sicher bin, dass viel Bekanntes nun wiederholt wird, dass Emotionen wieder viel kaputt machen können, wegen Steit um Margianles: Bundestag-Debatten sind ein Abbild von Kasperltheater, leider verschwendete Energie, bitte nicht nachmachen. Übrigens kann ich jedoch erstaunlicherweise bei solchen Debatten gut dösen, da es ja um ! Nichts! geht.
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schorsch
antwortete am 04.12.02 (11:59):
Einige sind halt Kasperls, andere Marionetten. Aber hinter oder über jedem Politiker steht jemand, der an den Fäden zieht oder sein Kasperl sonstwie steuert. Aber werden wir denn das nicht alle?
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Marianne
antwortete am 04.12.02 (13:05):
Wenn es die Meinung der/s/ Themenanbieterin/s ist, politisches Geschehen - und solches ist eine Bundestagsdebatte - sei Kasperltheater und sie/er könne sehr gut dabei dösen, dann ist das eine Privatmeinung, die ich akzeptiere. Wären wir ein ganzes Volk voller Döser, sähe es doch noch sehr anders aus. Zugegeben, ein großer Teil der politischen Übereinkünfte geschehen an Orten, zu denen der einfache Wahlbürger keinen Zutritt hat, aber in der Öffentlichkeit kann ja nicht ganz etwas anderes gesagt werden als in den Vorbesprechungen. Außerdem gibt es ja auch parlamentarische Ausschüsse,deren Ergebnisse in öffentliche Debatten einfließen. Und kommt mir bitte nicht mit Eichelanwürfen, ich lebe in Österreich und mein Beitrag ist als generell zu verstehen.Und so gesehen hat jedes Kasperltheater eine Interpretationsmöglichkeit. Aber nicht für "Döser".
Übrigens ist es doch eher traurig, dass die Verhältnisse in Deutschland so sind, dass "Kasperltheater" überhaupt möglich ist. Also auch kein Grund zum Lachen!
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Wolfgang
antwortete am 04.12.02 (13:09):
@Jürgen... 'Bundestag-Debatten sind ein Abbild von Kasperltheater', schreibst Du. - Der deutsche Kaiser Wilhelm II., ein Gegner des Parlamentarismus, nannte den Reichstag verächtlich 'Quasselbude' oder 'Reichsaffenhaus'. Die Nazis zündeten den Reichstag an, weil sie einen Vorwand brauchten für den Ausnahmezustand und ihr 'Ermächtigungsgesetz'.
Nie in der deutschen Geschichte wurde der Reichstag - der Sitz des deutschen Parlamentes - von der Mehrheit der Deutschen oder gar von der Mehrheit der rechten Deutschen geliebt oder wenigstens geachtet.
Verteidigt wurde der Parlamentarismus und das Parlament praktisch immer nur von Sozialdemokraten. Dafür, dass in diesem Gebäude frei gesprochen und entschieden werden darf, starben viele Menschen.
Jetzt ist wieder die Zeit, die Debatten dort (oder die ganze Idee des Parlamentarismus?) als 'Kasperletheater' verächtlich zu machen.
Nach wie vor mangelt es der deutschen Demokratie an genügend Demokraten.
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Hanskarl
antwortete am 04.12.02 (13:55):
Hallo Wolfgang,
habe mir heute morgen die Debatte ( Gloss, Schroeder, eine Grüne, Westerwelle, Merkel ) an- gehört.
Jetzt weiß ich, daß wir Deutschen "gewerkschaftsgesteuert" sind, ( 75 % der roten Abgeordneten sind Gewerkschafter ) - sie sind es also, die die "Fäden ziehen". Ich finde trotzdem, wir sind auf einem guten Wege - da Einsicht und Vernunft erst einkehren werden, wenn "der Karren an die Wand gefahren" ist, und diese Regierung ist, meiner Meinung nach, dabei, dies in absehbarer Zeit zu erreichen.
Geht es in der Demokratie nicht immer darum, wer sich auf wessen Kosten einen Vorteil ver-. schaffen kann? Nun sind es die Gewerkschaften und wer deren Machtanmaßung gutheißt wird von den Ereignissen bestraft werden - wetten das?
Gruß Hanskarl
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mechtild
antwortete am 04.12.02 (14:56):
Es ist richtig, wenn man SPD-Mitglied ist, sollte man sich für die Interessen der ArbeitnehmerInnen einsetzen und das dokumentiert man durch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Die Gewerkschaft ist eine Interessenvertretung. Die Interessen der ArbeitnehmerInnen und das Allgemeinwohl sind nicht immer gleich. Wer in einer Regierung „die Fäden zieht“ kann man nicht so einfach feststellen, in dem man schaut in welchen Vereinen die Parlamentarier Mitglied sind. Die Interessen der verschiedenen Mitgliedschaften können sich wiedersprechen. Im Parlament sollte um Einsicht und Vernunft gestritten werden. Was vernünftig ist und dem Allgemeinwohl dient darüber gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen.
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Hanskarl
antwortete am 04.12.02 (17:10):
Hallo mechthild,
Du hast mit Deinem Einwand natürlich recht. Ich habe eben meine MEINUNG geäußert und dies auch kenntlich gemacht. Ich bin nicht etwa gegen Gewerkschaften, auch wenn dies so ausgesehen haben mag, sondern gegen die Dominanz der Gewerkschaften in der Regierung, in einem zum Ge- samtbevölkerunganteil unerträglichen Maße.
"Was vernünftig ist und dem Allgemeinwohl dient darüber gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen." Sehr richtig, bezüglich der Vorstellungen - was aber vernünftig IST ( gewesen ist ), offenbart die Zukunft. Ob ich mit meiner Behauptung recht habe, werden wir ja hier diskutieren können.
Prognosen sind deshalb so schwierig, weil sie in die Zukunft gerichtet sind, sagte Markt Twain. :-)
Gruß Hanskarl
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Fred Reinhardt
antwortete am 04.12.02 (18:24):
Hallo Hanskarl, 75 % der ROTEN = Gewerkschaftsgesteuert !!!!! Ja ich habe es auch gehört. Da in der CDU / CSU und auch in der FDP demnach keine Gewerkschaftler zu finden sind, ist dies deinen weiteren Worten zu Folge, " ein unerträgliches Mass zum Gesamtbevölkerungsanteil !!!! " Auf die Gesamtheit der Abgeordneten im Bundestag wären es dann 37,5 % Gewerkschaftshörige. Bei mehr als 70 % der Gesamtbevölkerung die lohnabhängig arbeitet, ist dies doch sogar eine Unterbesetzung, oder ??
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eko
antwortete am 04.12.02 (18:41):
Wenn "js" schon einmal eine Führung im Reichstag, dem Sitz des Deutschen Bundestages, mitgemacht hätte, dann wüsste er/sie, dass die eigentliche Arbeit gar nicht dort gemacht wird, was wir im Fernsehen zu sehen bekommen und was er/sie verächtlich als "Kasperltheater" abtut, sondern dass die Knochenarbeit in den Ausschüssen stattfindet. Ehe man hier solche Kritiken einstellt, sollte man sich besser vorher informieren.
Wenn js mir das nicht glauben will, dann sollte js eben mal den zuständigen Abgeordneten seines/ihres Wahlbezirkes fragen, anstatt hier nur herumzunölen.
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Hanskarl
antwortete am 04.12.02 (19:55):
Hallo Fred Reinhardt,
ich weiß nicht wie Du zu der Zahl 70 % kommst? Soweit ich informiert bin, sind etwa 20 Millionen Deutsche abhängig erwerbstätig, bei einem Volk von 80 Millionen, rund 25 % ! Und davon ist nur ein sehr kleiner Teil gewerkschaftlich organisiert.
So meinte ich das mit der "Machtanmaßung". Gewerkschaften sollen ja in ihrer Funktion als Gegenpart zum Unternehmertum tätig werden, aber eben nicht die Regierung dominieren - nach meiner Meinung - den Beweis sehe in den Vorgängen um die Hartz-Vorschläge.
Gruß Hanskarl
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Fred Reinhardt
antwortete am 04.12.02 (20:32):
@Hanskarl, dann gibt es deiner Meinug nach in Deutschland 60 Millionen freischaffende Künstler. Wenn dem so ist, war ich bisher falsch informiert.
Ich hätte nicht schreiben dürfen, dass 70 % der Bevölkerung lohnabhängig arbeiten sondern lohnabhängig leben. Gehn wir nun einig ? ( Der grösste Teil der Rentner, erhält über seine ehemaligen Lohnabhängigkeit seine Rente. )
Zu den Gewerkschaften. Es ist für mich nach wie vor nicht vorstellbar wie ein so kleiner Teil organisierter Mitglieder, deine Worte Hanskarl, für einen grossen Teil der Trittbrettfahrer Tarife aushandelt und zum Schluss dafür noch beschimpft wird. Die von der Gewerkschaft ausgehandelten Tarife werden auch von den Schmarotzern aber sofort mit eingesackt. Ich würde mich schämen wenn ich lohnabhängig wäre.
Guten Abend, Fred
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Johannes Michalowsky
antwortete am 04.12.02 (21:09):
"wenn man SPD-Mitglied ist, sollte man sich für die Interessen der ArbeitnehmerInnen einsetzen und das dokumentiert man durch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Die Gewerkschaft ist eine Interessenvertretung"
D.h., das ist eine Doppelmitgliedschaft: wer in der SPD ist, ist auch in einer Gewerkschaft oder sollte dies zumindest sein, die SPD ist demnach keine Volkspartei, sondern eine Arbeitnehmervertretung oder deren Vollzugsorgan?
Was Wunder, daß es zu einer Polarisierung im Lande kommen muß, wenn sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht durch die Regierungspartei vertreten sieht (der Kanzler ist doch Kanzler der Deutschen?), denn es gibt ja noch jede Menge anderer Bevölkerungs- und Berufsschichten, man denke nur an Handwerk oder die Landwirtschaft. Freiberufler - z.B. Ärzte und Anwälte - braucht man nur, das sind auch nicht so viele, die können wir ja mal vergessen.
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js
antwortete am 05.12.02 (09:03):
Hallo, das weiss ich schon, dass: *die eigentliche Arbeit in Auschüssen, zahllosen Fachgesprächen geschieht, deswegen schaut dann das öffentliche Auftreten der Politiker trotzdem nicht zufriedenstellend aus im Bundestag. *Verwechseln darf man auch nicht ein Dösen bei solchen Debatten mit dem sonstigen Verhalten eines Menschen, ich z.B. bin das Gegenteil eines Dösers. *Auch die Demokratie als solche, und deren Tribünen, wie Bundestage, Foren, etc. ist ein hohes Gut, nur muss es ständig gepflegt werden.
Ansonsten beobachte ich hier wieder den Austausch von Lagermeinungen, schade.
;-)
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Hanskarl
antwortete am 05.12.02 (19:52):
Hallo Fred Reinhardt,
Du antwortest mir doch recht ungenau. Wenn etwa 20 Millionen Deutsche lohnabhängig erwerbstätig sind, wie ich geschrieben haben, dann sind natürlich n i c h t 60 Millionen Deutsche freischaffende Künstler.
Wie ich zu wissen glaube tun Gewerkschaften nichts für: Rentner, Hausfrauen, Schuldkinder, Freiberufler, Obdachlose, Gefängnisinsassen usw. und vor allem nichts für Arbeitslose ( leider ) - es gibt schließlich nicht nur Tarife auszuhandeln. Sie vertreten somit ( dies wird ihnen zumindest immer wieder vorgeworfen ) nur die aktuell Beschäftigten, eben die 20 Millionen, von denen ich sprach.
Das aushandeln des Löhne und Geälter hatte ich in meinem Beitrag ausdrücklich als wünschens- und begrüßenswert genannt. Es erscheint mir auch nicht ehrenrührig, davon zu profitieren, ohne Gewerk- schaftsmitglied zu sein. Diese Personengruppe zu diffamieren, wie Du es getan hast, ist nich recht und diskreditiert Dich.
Du vergißt auch, daß ein großer Teil der Beschäftigten keine Gewerkschaften braucht ( was sich in den Mitgliederzahlen ausdrückt ) und über deren ungewollte Aktivitäten nicht glücklich ist. So mancher Arbeitnehmer könnte o h n e Tarifverträge m e h r erreichen - ich konnte dies jedenfalls während meiner Berufszeit immer.
Gruß Hanskarl
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Wolfgang
antwortete am 05.12.02 (20:23):
Der Vorteil, Hanskarl, Deiner Beiträge: Sie beschreiben die Welt holzschnittartig mit viel Schwarz und Weiss drin... So verfahren, spart man sich die Mühe mit den Informationen und das Nachdenken über Lösungen... Da reicht dann ein Watschenmann - die Gewerkschaften oder andere 'Rote' - zur eigenen Glückseligkeit.
Der Nachteil Deiner Beiträge: Sie beschreiben nicht annähernd die Wirklichkeit, wie sie ist und tragen schon deswegen nicht zum Verständnis und zur Problemlösung bei.
Nur ein Beispiel: Seit es die Gewerkschaften gibt, kümmern die sich intensiv um die schulische und um die berufliche Ausbildung. Nicht nur aus dem Interesse der dort beschäftigten organisierten LehrerInnen heraus... Viel mehr ist es gewerkschaftliches Selbstverständnis, einen so wichtigen Bereich des gesellschaftlichen Lebens der Kinder ihrer Mitglieder und Nicht-Mitglieder mitgestalten zu wollen. :-)
Internet-Tipp: https://213.198.62.63/aktuell.html
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Hanskarl
antwortete am 05.12.02 (21:28):
Hallo Wolfgang,
ich will nicht die Welt beschreiben, sondern nur meine Meinung sagen. So wie Du die Welt siehst kann sie sein - ich weiß es nicht. Meine Meinung betraf einen winzigen Bruchteil der Welt - die unselige Machtanmaßung der Gewerkschaften im Parlament.
Ich will auch keine Problemlösungen anbieten, da ich meine, daß dies hier nicht der richtige Ort ist - wer könnten mit eventuellen Problemlösungen denn etwas anfangen - außerdem gibt es sehr viel klügere und intelligentere Leute als ich es bin und sie werden auch noch hochbezahlt.
Zum Verständnis: Wer verstehen will, dem braucht man nicht sehr viel zu erklären, wer nicht verstehen will dem braucht man auch nicht ...
Dein Beispiel zur gewerkschaftlichen Aktivität in den Schulen ist mir insoweit völlig neu, als daß Gewerkschaften sich jemals um das Wohl der Schlüler, der nichtorganisierten Lehrer, der schulischen Einrichtungen, der Gewalt an Schulen usw. gekümmert hätten. Lehrer allerdings werden von den Gewerkschaften gut vertreten.
Sollten Dir meine Beiträge nicht gefallen, lies sie bitte in Zukunft einfach nicht.
Gruß Hanskarl
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Barbara
antwortete am 05.12.02 (22:12):
Hallo Hanskarl,
schau doch einfach mal auf der Website von ver.di vorbei. Wenn Du möchtest, kannst Du Deine Kinder oder Enkelkinder noch für folgedes Seminar anmelden:
Ich und die anderen - über Toleranz und Konflikte
Internet-Tipp: https://www.verdi-zentrale-seminare.de/seminare_jugend_einzeln.php3?si=3defc00250f92&hauptkategorie=200&unterkategorie=1&id=3c1a2dbfbe826
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Wolfgang
antwortete am 05.12.02 (22:37):
@Hanskarl... Du beklagst die 'unselige Machtanmaßung der Gewerkschaften im Parlament' und nennst das Deine 'Meinung'. Hast Du Dich schon einmal gefragt, ob Du nicht einer Schimäre aufgesessen bist? - Dass Millionen ihre VertreterInnen in die Parlamente schicken, beklagst Du. Dass ein paar Tausend Millionäre ihre Leute zu Dutzenden im Parlament sitzen haben und die dort kräftig mit Geld schmieren, beklagst Du nicht.
Seit es die Gewerkschaften gibt, wurden/werden diese Organisationen von den Mächtigen diffamiert und manchmal sogar verfolgt. CSU/CDU und FDP - die Parteien der 'Besserverdienenden' - sind anti-gewerkschaftlich eingestellt, weil sie eben nicht die Interessen der 'kleinen Leute' vertreten. Immer kommt auch das 'Argument' von der angeblichen 'Macht' der Gewerkschaften. Tatsächlich waren und sind diese oft genug ziemlich ohnmächtig gegenüber der Unternehmermacht.
Ohne die Gewerkschaften sähe es übel aus in Deutschland. Die Mächtigen allerdings würden lachen. Aber nur die... Den 'kleinen Leuten' würde das Lachen schnell vergehen...
Internet-Tipp: https://www.dgb.de/
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Wolfgang
antwortete am 05.12.02 (23:32):
Einen passenden Kommentar zum angeblichen "Gewerkschaftsstaat" habe ich gerade eben gefunden in der FR von morgen:
Gewerkschaften am Pranger Nur wer nichts weiß oder nichts wissen will von den realen Verhältnissen, fantasiert vom Gewerkschaftsstaat oder stellt Gewerkschaften dar als hartnäckige Reformverweigerer Von Peter Henkel https://www.fr-aktuell.de/fr/110/t110001.htm
Dort heisst es zum Schluss:
"Es wird Zeit, die Dinge zurechtzurücken. Es gibt eine sehr breite Schicht von materiell relativ Sorgenfreien in dieser Republik, deren feierabendliche Lieblingsbeschäftigung der Preisvergleich bei Luxusgütern ist, vom neuen Auto über die Weinpreise beim Edel-Italiener bis zum Urlaub in Übersee. In ihrer Welt kommen Kellner und Krankenschwestern, Müllkutscher, Fließbandarbeiter, Verkäuferinnen, Briefträger und Verwaltungsangestellte nicht mehr oder nur noch als Fußvolk vor, das allein auf sein freundliches Funktionieren hin bewertet wird. Die brauchen Gewerkschaften, heute und morgen. Und nicht nur sie."
Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/fr/110/t110001.htm
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Hanskarl
antwortete am 06.12.02 (16:05):
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für Deinen Tipp ( Link ). Natürlich halte ich es für möglich, einer "Schimäre" aufgesessen sein zu können - wer hätte schon das absolute Urteilvermögen gepachtet.
Auch bin ich mir bewußt, daß "das Kapital" mit seinem Geld Schindluder treibt ( Lobbyismus ) - hier ging es aber gerade um die Macht der Gewerkschaften, daher wollte ich nicht gleich das Gesamt- system "abhandeln".
Auch halte ich "Besserverdienende" nicht für schlechte Menschen, im Gegenteil - ich gehe davon aus daß diese Menschen auch "Besserleistende" sind - nur Idioten bezahlen mehr für weniger ( oder garkeine ) Leistung. Außerdem: Gegenüber der restlichen Welt gibt es in Deutschland nur Besserverdienende - "Kellner und Krankenschwestern, Müllkutscher, Fließbandarbeiter, Verkäuferinnen, Briefträger und Verwaltungsangestellte" - die einen eben mehr und die anderen weniger. Und sicher wolltest Du doch nicht GLEICHVERDIENENDE, wie es der Kommunismus propagiert hat, ohne es zu praktizieren. Im Kommunismus verdienten die von Dir o.g. Gruppe der Proletarier alle GLEICH schlecht. Desweiteren, bedenke doch bitte, daß die "Schicht von materiell relativ Sorgenfreien" beim Ausgeben ihres Geldes Arbeitsplätze schafft und/oder sichert - am sinkendem Konsum mangelt es doch heute, wie ich in den Zeitungen lese. Nur Dagobert Duck war ein Staatsfeind. :-)
Ich habe bereits vor Jahren formuliert: "Macht ist Unrecht hinnehmen lassen können". Und das gilt für alle MÄCHTIGEN.
Ich sehe, daß wir beide garnicht soweit auseinader liegen, mit unseren Ansinnen - ich glaube heraus- zufühlen, daß Du gegen jedwedes Unrecht und gegen Ungerechtigkeit bist - genau wie ich und sehr viele in diesem Forum.
Gruß Hanskarl
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Hanskarl
antwortete am 06.12.02 (17:48):
Hallo Wolfgang,
eben finde ich noch folgende Erkenntnis, die ich Dir und dem Forum nicht vorenthalten möchte.
Karl Jaspers sagte:
1. Es gibt keine Machtvakuum
2. Eine über die Gleichheit an Chancen hinausgehende Gleichmachung der Menschen ist die größte aller Ungerechtigkeiten.
Was ist Deine Meinung dazu ?
Gruß Hanskarl
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schorsch
antwortete am 06.12.02 (17:50):
Vergleich gefällig?
Ein Strassenarbeiter verdient 2`000 ä. Ein Verwaltungsratspräsident oder Generaldirektor (CEO)verdient 2`000`000 ä im Monat = tausendmal so viel wie der Strassenarbeiter. Verdienen? Das Wort kommt doch von "Dienen". Der Strassenarbeiter verdient das Wort "Verdienen" mit Berechtigung, denn er dient dem Volk. Was aber macht der CEO? Ist "Schmarotzern" gleichbedeutend mit "Dienen"?
Ich bin der Meinung, dass der CEO mehr haben soll als der Strassenarbeiter. Aber gleich tausendmal so viel?
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Hanskarl
antwortete am 07.12.02 (00:26):
Hallo schorsch,
Du hast recht, der CEO ist mit Sicherheit weder tausendmal klüger ( gebildeter ) und auch nicht tausendmal fleißiger. Es ist also Ungerecht? Ich meine, es ist der Markt. Warum gibt es nunmal auf der Welt mehr Straßenarbeiter ( Endschuldigung an alle Straßenarbeiter ) als Leute die sich zum Generaldirektor eignen?
Ein Diamant besteht aus vollkommen wertlosem Kohlenstoff, nur seine Seltenheit führt zum Besitzwunsch - wobei ich einen Diamanten nicht von einem Imitat unterscheiden könnte und der daher für mich vollkommen wertlos ist - eben so ( hier schließt sich der Kreis ), wie ein CEO für mich ohne jeglichen Wert ist ( auch wenn ich das Geld hätte ihn zu bezahlen ), während ein Straßenarbeiter mir nützen könnte. Ich würde somit den Arbeiter s o f o r t höher bezahlen, als den CEO.
Laßt uns ( die Gesellschaft ) dafür sorgen, daß das Angebot an CEOs steigt !!!
Ist es gerecht, daß die Einen mehr Geld haben als die Anderen? Ja, wenn sie es verdient haben.
Gruß Hanskarl
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seewolf
antwortete am 07.12.02 (02:39):
Hanskarl -
da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen!
Wenn 1000 Schafe zu dumm sind, die Herde zu bewachen, kaufen sie sich einen Wolf. Und DER wird durch seine Nahrungssuche dafür sorgen, daß die Schafe ihn weiter respektieren - jedenfalls die Mehrheit derselben...
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mechtild
antwortete am 07.12.02 (12:36):
@ Hanskarl Du schreibst: „Ist es gerecht, dass die Einen mehr Geld haben als die Anderen? Ja, wenn sie es verdient haben.“ Dagegen will ich auch global nichts sagen. Da wo man sich nicht einig ist, ist doch die Frage, wer beurteilt ob sie es verdient haben. Die FDP sagt der Markt beurteilt es. Die CDU meint, sie könne es am Besten beurteilen. Die SPD und die Grünen glauben das von sich auch. Schon ist der Streit wieder da. Wenn alle sozialen Gruppen an diesem Streit beteiligt sind und die Interessen aller Menschen berücksichtigt werden, ist es für mich auch okay.
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Hanskarl
antwortete am 07.12.02 (18:10):
Hallo Mechtild,
ich gebe Dir in Deinen Ausführungen uneingeschränkt recht. Wer hat die Deutungshoheit - heißt dies neudeutsch so schön? Ich meine niemand oder jeder, wie Du es willst.
Mit meinem "flotten" Spruch, der mehrdeutig ist, wie Du sicher auch gemerkt hast, wollte ich den Markt ja karrikieren.
Im Ernst: Verdienen heißt für mich im wahren Wortsinn, eine adäquate Gegenleistung erbringen. Derjenige, der bezahlt ( und nur der ) hat zu beurteilen, wieviel ihm die Gegenleistung wert ist. Ich habe ja dargelegt, daß mir ein Straßenarbeiter mehr Wert währe als ein CEO oder ein Diamant - nur, wer bin ich schon.
Die Tatsache, daß es anscheinend ungeheuer schwer ist/war einen Nachfolger für Ron Sommer zu finden ( trotz hohem Einkommen gab es eine ganze Reihe Absagen ) und es eben vergleichs- weise leicht ist, einen Straßenarbeiter zu bekommen, veranlaßte mich zu meinem Apell für mehr Bildung ( Laßt uns ( die Gesellschaft ) dafür sorgen, daß das Angebot an CEOs steigt !!! ).
Gruß Hanskarl
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