Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Euro-Begeisterung sinkt

 21 Antwort(en).

York von Selasinsky begann die Diskussion am 16.01.01 (18:24) mit folgendem Beitrag:

Nur noch 29% sind für die neue Währung,die die gute alte DM ablösen soll.
Vor 1 1/2 Jahren waren es noch 47 %.
Frage: Hält in Zukunft die neue Währung die europäischen Länder ohne gemeinsames politisches Dach zusammen,oder nicht?Was meinen Sie dazu?


Mechtild Threin antwortete am 16.01.01 (20:37):

Ich glaube wohl, dass die neue Währung sich neben dem Dollar behaupten wird, auch wenn sie im letzten Jahr neben dem Dollar nicht gut aussah. Aber wem hat das weh getan? Die meisten Menschen fahren eher selten in die USA oder in andere Ländern in denen der Dollar Zahlungsmittel ist. Ist es im Urlaub wirklich entscheidend, ob ich ein paar DM mehr oder weniger ausgebe, wenn ich mir überhaupt einen Urlaub leisten kann?
Europa hat bereits ein gemeinsames politisches Dach, auch wenn es die wenigsten Menschen wahrhaben wollen. Die meisten Gesetze berühren auch Europäisches Recht. Das ist den meisten Menschen nicht bewusst und das Interesse an Europa und der Europäischen Politik ist sehr gering. Nicht zuletzt, weil die Materie sehr kompliziert ist.


Johannes Michalowsky antwortete am 17.01.01 (10:38):

Die neue Währung h a t die Dm-Mark bereits abgelöst. Das realisieren viele Menschen nicht, weil der Euro noch den alten Namen D-Mark (und all der anderen Währungen auch ) trägt und umständlich in D-Mark umgerechnet werden muß.

Euro und Dollar sind nicht nur Urlaubszahlungsmittel. Es ist nur ein Nebeneffekt, daß - zum Leidewesen der Banken - das Geschäft mit den Reisedevisen innerhalb Europas entfällt. Sie versuchen diesen Schmerz durch phantasievolle Gebührenschneiderei noch ein wenig zu betäuben.

Entscheidend ist aber die Steuerung der Weltwirtschaft durch Zahlungsmittel und ihre Wertrelation zueinander. Das sieht der Durchschnittsverbraucher zwar nicht, bekommt es aber z.B. an der Tankstelle oder auf seinem Sparbuch in Form der Zinsentwicklung zu spüren. Wer will aber eine sichere Aussage darüber machen, welchen Einfluß die Bildung der europäischen Gemeinschaftswährung darauf ausgeübt hat? Ich glaube, daß man das nie sicher wird sagen können.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Wolfgang antwortete am 17.01.01 (10:56):

Seltsam - wen ich auch frage in meinem (nicht gerade kleinen) Freundes- und Bekanntenkreis: Keine(r) wollte den EURO... Und trotzdem ist er da. - Möglicherweise gerade deshalb: Weil die, die ihn eingeführt haben, uns gar nicht erst gefragt haben.


Ellen Kluge antwortete am 17.01.01 (11:40):

Für mich, die ich in Spanien lebe, ist der Euro ein echter Gewinn, denn dadurch bleibt der Umrechungskurs der Pesete gegenüber der DM stabil und ich muß nicht ständig nachschauen, wie sie sich verändert.


Manfred Franz antwortete am 19.01.01 (07:19):

Der EURO ist tatsächlich schon da. Alle beteiligten Länder HABEN eine gemeinsame Währung. Die DM ist nur noch die BAR-Ausgabe davon. Und wer, wenn nicht die frei gewählten Vertreter der beteiligten Völker, hat denn die Einführung beschlossen? Außerdem ist die Stimmungslage der Bevölkerung -für Profi-Demagogen allen Richtungen- verhältnismäßig leicht zu beeinflussen. Deshalb kann doch nicht aller paar Jahre die Währung geändert werden. ICH finde es jedenfalls prima, dass man schon in einem Jahr ohne lästigen und kostpieligen Geldwechsel sich in den beteiligten Ländern bewegen kann. Und, dass ohne Umrechnung Preisvergleiche möglich sind, ist ein weiterer, durchaus positiver Effekt. Übrigens, ich sehe nicht, dass der EURO schwach, sondern der Dollar (noch) stark ist. Denkt mal an die Zeit, als noch um die 4.-DM für den Dollar gezahlt wurden. Hatten wir damls eine "schwache" DM? Oder konnte man sich für eben diese damalige DM nicht wesentlich mehr kaufen, als für die jetzige? Und darauf kommt es ja wohl an. Od


Wolfgang antwortete am 19.01.01 (11:42):

Die "frei gewählten Vertreter der beteiligten Völker" haben die Einführung des EURO abgesegnet, das ist richtig. BESCHLOSSEN wurde der EURO aber von - nicht gewählten - wirtschaftlichen Interessengruppen, und die Einführung umgesetzt von deren Statthaltern der politischen Macht.

Aus gutem Grund haben diese es nicht gewagt, die deutsche Bevölkerung zu befragen. Ich bin mir sicher: Den EURO würde es heute nicht geben.


Klaus D antwortete am 19.01.01 (16:40):

Alle Parteien haben sich öffentlich zum Euro bekannt!
Was ist denn da schon ein "frei gewählter Vertreter"?
Wo hatte ich denn als Wähler eine Möglichkeit-gegen den Euro zu stimmen?

Hätte man eine Abstimmung über den Euro gemacht,würde er heute nicht existieren!

Warum sollen wir eigentlich alle Weichwährungen der EU subventionieren?
Sind wir Deutschen eigentlich sooo belastbar?


Manfred Franz antwortete am 19.01.01 (19:09):

Werter Herr Dresemann!
Erinnern Sie sich nicht mehr, was für Parteien alles auf dem Wahlzettel standen? Da waren auch einige dabei, die die Euro-Währung ablehnten. Warum wurden sie nicht in den Bundestag gewählt? Weil sie einer Mehrheit eben doch gefallen hat, die Aussicht auf EINE Währung in ganz Europa. Und was die angeblichenn "Weichwährungen" betrifft: Deutschland hatte erhebliche Schwierigkeiten, die Aufnahmekriterien in den EURO-Klub zu erfüllen, nicht die anderen! Falls Sie sich erinnern. Erst durch Verkauf erheblicher Bundesanteile an Liegenschaften und Unternehmen konnte die DEUTSCHE Nettokreditaufnahme unter das notwendige Maß gedrückt werden. Welche Währung war denn da "besser", härter?


Klaus D antwortete am 20.01.01 (15:35):

Veehrter Mitstreiter,Manfred Franz:

So einfach ist das nun doch nicht mit dem Willen des Volkes!

Wenn der Frust weiter wächst,landen wir bei einer Wahlbeteiligung von unter 50% - wie in USA!
Selbst dann sprechen Politiker von 100% Stimmenvergabe!
Warum keiner mehr zur Wahl geht,will niemand wissen - ist ja auch unbequem.
Man muß die Menschen auch noch für eine Sache begeistern können!

Die Schwierigkeiten zu den Aufnahmekriterien stammen einzig und allein durch die Belastungen aus der ehem. DDR.
Das wurde aber auch von den EU-Partnern so gesehen!

Wenn es uns gelingt,durch die Entstehung der EU,Kriege und Auseinadersetzungen zu verhindern,hat sich die Sache gelohnt.
Wirtschaftlich gehen wir, einhergehend mit der Globalisierung, unguten Zeiten entgegen.
Wenn die Sache so ausartet wie in den USA,dann gnade uns Gott!
Man muß sich das mal von den Amerikanern selbst erzählen lassen - besonders von denen,welche am Wirtschaftswunder nicht beteiligt sind!
Armut,Kriminalität u.sw. stehen uns bevor.

Übrigens gibt es um Prof. Stabatty eine Gruppe,welche wieder gegen die Einführung des Euro klagen werden.
Bei einer jüngsten TED-Umfrage des WDR waren 93,3% der Befragten gegen den Euro!!

Ich bin also nicht allein - das beruhigt ungemein!

Einen Schönen Sonntag


Johannes Hillesheim antwortete am 21.01.01 (09:53):

Wenn es in diesem Lande nicht mal ein Recht auf Arbeit gibt, wie könnte es dann ein Grundrecht auf Geldwertstabilität geben? Die sog. Volksparteien haben uns Deutschen in den letzten Jahre so viele irreparable Schäden zugefügt, dass es auf die Währung nun auch nicht mehr ankommt. In der angestrebten "multikulturellen Gesellschaft" interessiert es z. B. einen Asylbewerber ohnehin nur mässig, in welcher Währung er ausgehalten wird. Das Berliner Establishment denkt nicht im Traum daran, ohne existentielle Not dem Volkswillen Rechnung zu tragen. "Demokratie" reduziert sich mehr und mehr auf das Recht, diejenigen in ihren ämtern zu bestätigen, die das Gegenteil von dem tun, was das Volk will. Und deshalb muss die DM weg und der Euro kommen!


Klaus D antwortete am 21.01.01 (10:33):

Besser kann man die gegenwärtige Situation nicht beschreiben,Johannes Hillesheim --leider!


Henner Pötzsch antwortete am 28.01.01 (12:35):

Wenn ich mir diese und andere Diskussionen zum Euro so betrachte, stellt sich mir immer öfter die Frage: Sind wir ein Volk pessimistisch gestimmter,weinerlicher Nörgler und Miesmacher?Es wird gemeckert kritisiert und negativ orakelt,ohne sich der eigenen ungeheuer hohen Lebensqualität (die überwiegende Mehrheit in Deutschland betreffend)zu erfreuen und darauf aufbauend nach Vorne zu schauen.Unsere östlichen Nachbarn hätten liebend gerne unsere "Probleme".Wie in den allerschlimmsten Maschinenstürmerzeiten wird alles was nur den Anschein einer Veränderung ahnen lässt in Grund und Boden diskutiert.Schon als Kind träumte ich von einem Europa in dem man sich grenzenlos bewegen kann,eine einheitliche Gesetzgebung hat,die Verkehrsregeln die Währung und später auch mal die Amtssprache uns nicht mehr trennen.Jetzt wo ein kleiner Anfang mit der Einführung des Euro dazu getan wird sollten wir nicht das kleine Flämmchen des Forschritts austreten,sondern pflegen.Ich kann den angeblichen Schaden für uns alle nicht erkennen (es mag Einzelfälle geben im Moment zB der Wechselstubenbesitzer in Spanien usw).Es war vor allem Deutschland welches Schwierigkeiten bei der Einhaltung der geforderten Kriterien hatte(also ist Überheblichkeit hier fehl am Platze) die Preisstabilität ist geblieben trotz aller Unkenrufe,die langfristigen Zinsen waren selten so günstig wie heute und der Wechselkurs zum Dollar ist ,wenn er nicht zu stark nach oben oder unten abtriftet kein Beinbruch für die deutsche Wirtschaft und das hiesige Finanzwesen und sollte der inneren Preisstabilität nicht schaden.


Johannes Michalowsky antwortete am 28.01.01 (12:47):

Lieber Hugo,

herzlichen Dank für Deinen Beitrag, Du hast voll ins Schwarze getroffen. Über 2 Jahre nach seiner Einführung hat der Euro ohnehin schon seine Probe bestanden, diese Diskussion hier ist die von vorgestern.

Ich grüße Dich
Dein Jo.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Wolfgang antwortete am 28.01.01 (13:15):

Mit einem Satz (indirekt von den beiden Vorrednern ausgedrückt): Die Mehrheit der Deutschen ist von vorgestern und einfach zu dumm, die Segnungen des EURO zu kapieren. - Was für ein Glück, dass es wenigstens ein paar Durchblicker gibt. :-)


Eberhard Killi-König antwortete am 29.01.01 (10:32):

Nun habe ich mich schon durch mehrere Forums-Themen durchgelesen und muss zu meinem nicht geringen ärger feststellen, dass überall nur noch gemeckert wird. Anscheinend verwechseln viele Menschen dieses Forum mit einem Müllabladeplatz. ( siehe Wolfgang)
Umso erfreulicher und wohltuender ist es, was Henner Pötzsch geschrieben hat.
Hugo, Du hast mir aus der Seele gesprochen, Dein Beitrag ist Spitze! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Und Johannes hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass dies eine Diskussion von vorgestern ist. Früher sagte man, es ist ein Streit "ums Kaisers Bart".

Ich jedenfalls freue mich auf d e n Tag, wo ich nicht mehr ständig mehrere Währungen mit mir herumschleppen muss und in jedem Land erst einmal den Taschenrechner herausholen muss, um Preise vergleichen zu können.
Dieser "Wolfgang" muss ja wohl in einem ziemlich abgeschiedenen "Tal der Ahnungslosen" leben, wenn er noch nicht bemerkt hat, welchen Vorteil unsere deutsche Wirtschaft aus dem ä zieht. Dass der ä derzeit als Aussenwährung schwach gehandelt wird, kommt unserem Export nur zugute, und in der Binnenzone sind die Währungen ja eh schon längst festgeschrieben.
Wo ist denn das Problem, lieber wolfgang? ich sehe keines. Aber mit seinem letzten Beitrag vom 28.1.01 13.15 Uhr gibt er ja ohnehin zu erkennen, dass er sein Pulver inzwischen verschossen hat.


Heidi antwortete am 29.01.01 (10:40):

"und muss zu meinem nicht geringen ärger feststellen, dass überall nur noch gemeckert wird."

Ganz ruhig bleiben, Eberhard! :-))

Sicher lässt so manch einer hier schon mal "Dampf" ab.(Wie ich zum Beispiel kürzlich in einem anderen Thema :-) )

Trotzdem solltest Du nicht das Kind mit dem Bad ausschütten und diskutieren mit "meckern" verwechseln. Jeder hat seine eigene Meinung und seine eigene Sichtweise. Die wollen wir doch auch so stehen lassen.


von Selasinsky York antwortete am 29.01.01 (11:37):

Heidi,muss ich recht geben,die Diskussionsforen sind letzlich da,um verschiedene Themen zu diskutieren und nicht nur zu meckern,was natürlich auch dazu gehört.
Meine Anfangsfrage zum EURO ist allerdings von manchen Teilnehmern nicht ganz verstanden worden.
Natürlich kommt der Euro bzw.ist schon als Buchgeld da.Daran ist auch nichts mehr zu ändern.Leider fehlte bei uns eine direkte Abstimmung über den Zeitpunkt der Einführung wie in anderen europ.Ländern.
Auch eine einheitliche Gesetzgebung-hauptsächlich in der Sozialpolitik-fehlt noch.Das Treffen in Nizza ging ja in die Hose.
Hier liegt noch viel Arbeit vor uns.Die Preisstabilität wird in Zukunft auch nicht mehr wie bisher zu halten sein.Trotzdem sollte man mit Optimismus in die Zukunft blicken,es kann nur hoffentlich besser werden mi dem neuem Zaster.


Wolfgang antwortete am 29.01.01 (12:26):

Lieber Eberhard... so viele Unterstellungen. Zum Beispiel die, ich wäre ein EURO-Gegner. Bin ich nicht. Ich befürworte den EURO. Nur: Das war nicht das Thema. Das hiess... "Euro-Begeisterung sinkt". Meine Beiträge wollten einen (Haupt-)Grund dieser mangelnden Begeisterung nennen. Nämlich den, dass der EURO auf ganz und gar undemokratische Art und Weise zustandegekommen ist. Dieser Geburtsfehler wird den EURO zeit seines Lebens begleiten.

Sie sehen, ich denke nicht "positiv" oder "negativ" - ich DENKE. Und die Wahrheit ist auch nicht "positiv" oder "negativ", sie IST, ohne jegliche Adjektive. Die Wahrheit muss uns auch nicht gefallen. - Wer intellektuelle Krücken braucht, zum Beispiel ein "schönes" Gefühl beim Denken, der sollte sich fragen, ob es ihm wirklich um das vorgegebene Thema geht.

Schöne Grüsse aus dem "Tal der Ahnungslosen" - das liegt in Bayern, wo bekanntlich (wirtschaftlich und auch sonst) die Musik spielt... zum Schrecken aller "Europäer". *fg*


Wolfgang antwortete am 04.02.01 (12:17):

Hier kann man sich sachkundig machen, was den EURO betrifft. Für Gegner und Befürworter gleichermassen geeignet. *fg* - Eine Seite der Stiftung Warentest:

https://www.warentest.de/wtest/plsql/sw_blick.blick_meldung?kontaktnr=0&blick_id=1782

Viele Grüsse, Wolfgang.

(Internet-Tipp: https://www.warentest.de/wtest/plsql/sw_blick.blick_meldung?kontaktnr=0&blick_id=1782)


Wolfgang antwortete am 04.02.01 (12:20):

Hilfe, das war die falsche Adresse. Hier ist die richtige:

https://www.berlin.de/home/Wirtschaft/GeldEtFinanzen/EuroInfo/

(Internet-Tipp: https://www.berlin.de/home/Wirtschaft/GeldEtFinanzen/EuroInfo/)


von Selasinsky ,York antwortete am 06.02.01 (15:21):

Vielleicht kann man sich doch noch für den begeistern,wenn Deutschland und Frankreich die Reform der EU,die dringend notwendig ist,voran treiben.Das jüngste Treffen von Chirac und Schröder in Straßburg war wieder mal ein Anfang.
Dabei müssen die Kompetenzen abgegrenzr werden,und die Vertragstexte vereinfacht werden.
Am Schluß muss eine E U -Verfassung stehen,und der hat denn ein wichtiges Standbein mehr.