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THEMA:   Wer fordert die Sucht-Werbung?

 52 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 03.12.02 (11:59) mit folgendem Beitrag:

EU-Parlament will Tabak-Werbeverbot

Ein umfassendes Tabak-Werbeverbot in den 15 Ländern der Europäischen Union ist am Mittwoch wieder einen Schritt näher gerückt.
Deutschland im Kampf gegen das Werbeverbot :
Die EU hat gestern beschlossen, ein breites Werbeverbot für Tabakartikel zu erlassen. Dieses wurde von Deutschland und England stark bekämpft. Deutschland prüft nun, ob es gegen das Verbot vor den Europäischen Gerichtshof ziehen soll.
Scharfe Kritik an dem Beschluss des Parlaments übte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV).
Die Entscheidung sei ein Schlag gegen die Pressevielfalt und gegen die Kommunikationsfreiheit in Europa, erklärte ein Sprecher. «Werbeverbote sind Denkverbote», kritisierte er. Es sei nicht nachvollziehbar, dass für legal hergestellte und legal verkaufte Produkte nicht geworben werden dürfe.Vor zwei Jahren hatte die Bundesregierung ein europaweites Tabakwerbeverbot vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg zu Fall gebracht. Seinerzeit waren Europas höchste Richter der Berliner Argumentation gefolgt, dass für den
Gesundheitsschutz der Bürger die einzelnen Mitgliedstaaten, nicht aber die Europäische Union zuständig seien.
Der für den Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar David Byrne ist allerdings zuversichtlich, dass die überarbeitete Vorlage diesmal auch vor den Richtern Bestand hat.

Soweit Pressemitteilungen aus der Basler Zeitung von heute:

Was meint i h r dazu. Freiheit zur Suchtverbreitung und Verführung oder Pressefreiheit sind meiner Meinung nach nicht identisch. Weshalb hat die Tabak-Lobby politisch immer noch diesen übermächtigen Einfluss?
Auch bei uns in der Schweiz wurden mehrere Anläufe für ein Werbeverbot von diesen Kreisen verhindert!

Diese Mörder morden langsam ... es bleibt ihnen genügend Zeit ... sich auch noch an den Opfern zu bereichern!


sofia204 antwortete am 03.12.02 (13:02):

wenn die Werber die Größe hätten, eine schwarze Lunge oder ein Skelett zu präsentieren, wäre allen gedient.


Johannes Michalowsky antwortete am 03.12.02 (13:10):

"Eine Überprüfung des EU-Rechnungshofes 1996 hat ergeben,
daß vier Fünftel der Erlöse aus dem Tabakanbau in den
Mitgliedstaaten aus Förderungsmitteln bestehen."

(Zitatquelle unten)

So, also umgekehrt: Die Tabak anbauende Landwirtschaft wird zu 80% aus öffentlichen Mitteln subventioniert. Wäre es nicht richtig und vorrangig, hier anzusetzen? Man kann doch nicht auf der einen Seite verbieten oder wenigstens behindern, was man auf der anderen Seite sogar fördert und unterstützt?

Auch wenn das 1996 war - da hat sich bestimmt nichts dran geändert. Man versuche mal, eine Subvention einzustellen!

Internet-Tipp: https://www.parlinkom.at/pd/pm/XX/J/his/033/J03399_.html


mechtild antwortete am 03.12.02 (13:13):

Die Werbung ist ein großer Wirtschaftbereich. Die Printmedien brauchen die Werbeeinnahmen dringend um ihre Zeitungen noch zu normalen Preisen auf den Markt bringen zu können. Das Internet macht Ihnen starke Konkurrenz. Viele gemeinnützige Projekte sind auf das Sponserung durch Werbung angewiesen. Werbung bietet viele Arbeitsplätze und viele gute Verdienstmöglichkeiten für Promis. Da so viele an den Werbeeinnahmen gut verdienen und andere auf die Einnahmen durch die Werbung dringend angewiesen sind, wehren sich viele aus den unterschiedlichsten Gründen gegen die Einschränkung bei der Werbung.
Ein sinnvolles Produkt war Werbung in meinen Augen nie, aber sie lässt sich gut verkaufen und deshalb wird sie wohl bleiben, glaube ich – auch die Tabakwerbung mit gewissen Einschränkungen.


e k o antwortete am 03.12.02 (13:45):

Mit einem Verbot der Tabakwerbung ist niemandem gedient. Und vor allen Dingen wird sich kein einziger Raucher und keine Raucherin davon abhalten lassen, auch weiterhin ihrer Sucht zu frönen, gleichgültig ob mit oder ohne Werbeverbot.

Warum also soll hier einmal wieder ( Aus Schweizer Sicht) Deutschland an den Pranger gestellt werden ? Was ist damit erreicht?

Da gebe ich Jo recht, wenn er die Subventionierung des Tabakanbaus kritisiert. Da müsste wohl der Hebel angesetzt werden und unsere Gesellschaft müsste das Rauchen mehr ächten. Aber zu glauben, ein Tabakwerbeverbot würde irgendetwas bewirken, also da habe ich meine Zweifel.


Wolfgang antwortete am 03.12.02 (14:56):

Ökonomisch gesehen spricht vieles für viel blauen Dunst: Die RaucherInnen tragen in grossem Masse zum Steueraufkommen des Staates bei. So ist die Tabaksteuer nach der Mineralölsteuer die bedeutendste Verbrauchssteuer. Über 12 Milliarden Euro kommen damit jährlich in die Staatskassen.

Ohne dieses Geld hätten Eichel & Co. noch mehr Probleme, als sie eh' schon haben. Ausserdem belasten RaucherInnen die Rentenkassen weit weniger, als Nicht-RaucherInnen.

Danken wir also den RaucherInnen... Rauchen ist gelebte Solidarität! *fg*

Internet-Tipp: https://www.bundesfinanzministerium.de/Steuern-und-Zoelle/Unsere-Steuerpolitik-.482.1389/.htm


Felix antwortete am 03.12.02 (15:29):

@ eko

typisch für eko ... du musst grundsätzlich etwas gegen uns Schweizer haben ... hat man deine Vorfahren bei Morgarten vom hohen Pferd geholt?

"Warum also soll hier einmal wieder ( Aus Schweizer Sicht) Deutschland an den Pranger gestellt werden ? Was ist damit erreicht? "

Meine Bemerkung hat er geflissentlich übersehen!

"Auch bei uns in der Schweiz wurden mehrere Anläufe für ein Werbeverbot von diesen Kreisen verhindert!"

@ Jo

Du hast Recht mit dem Hinweis auf die Subventions-Politik.
In der Schweiz (eko!) wird der Drogenanbau (Weinrebenanbau) und die Vermarktung der Droge Nr.1 mächtig unterstützt. Bei einem schlechten Absatz werden sogar Mehrkosten für Lager subventioniert. Ist das nicht paradox, wenn man an die enormen Kosten durch den Alkoholmissbrauch denkt: Arbeitsausfall, Unfallhäufigkeit, Sozialfälle, Gesundheitsschäden.

@ Wolfgang ..
als alter Zyniker muss ich dir natürlich Recht geben. Raucht und trinkt das Gift ... ihr vermehrt damit die Steuereinnahmen, die darauf erhoben werden .... und lebt erst noch kürzer!

&%>)))


e k o antwortete am 03.12.02 (16:30):

Felix schreibt: typisch für eko ... du musst grundsätzlich etwas gegen uns Schweizer haben

Stimmt nicht, mein Lieber, ich habe nichts gegen die Schweizer, aber viel gegen ihre manchmal allzu hochnäsige Einstellung gegenüber "dem größten Kanton der Schweiz"

( vielleicht trifft das mit Morgarten auf Dich zu ?, wer weiß ? )

aber ich will nicht schon wieder Öl ins Feuer gießen, hängen wir die Geschichte nicht gar so an einen hohen Haken. Schönen Abend noch und Grüezi


e k o antwortete am 03.12.02 (16:33):

Felix: "geflissentlich" hab ich es nicht übersehen, aber, um ehrlich zu sein, : überlesen ( zu schnell gelesen)

;-)))


Felix antwortete am 03.12.02 (16:53):

@ eko
lieber als Retourkutschen wären mir sachliche Argumente !


mechtild antwortete am 03.12.02 (17:17):

Wollt ihr ein Werbeverbot für Tabak EU weit oder wollt Ihr, dass weniger geraucht wird? für mich sind das 2 Paar Schuhe. Bei der Werbung geht es darum, dass Marlboro rauchen cooler ist als HB rauchen. Aber die Werbung hat wenig Einfluss darauf, ob jemand raucht oder nicht. Suchtprävention wird mit einem Werbeverbot für Tabakwaren kaum erreicht. Suchtprävention ist ein anderes Thema. Rauchen ist noch die ungefährlichste Sucht. für jeden, der aufhören möchte gibt es Programme und jeder der das Rauchen beginnt, macht es nicht wegen der Werbung. Ein Werbeverbot für Tabakwaren wird nicht dazu führen, das weniger geraucht wird.


Felix antwortete am 03.12.02 (17:42):

@ mechtild

dass die Tabak-Werbung nichts mit dem Konsumverhalten zu tun haben soll .... ist einfach einmal eine unbewiesene Behauptung. Du meinst also ... die Summe aller Raucher sei konstant ... die Werbung kämpfe nur für ihren Marktanteil.
Die Tabak-Mafia gibt Riesenbeträge aus, um z.B. gegen den Cannabis-Konsum Front zu machen und das Tabakrauchen zu verharmlosen. Raffinierte Werbung wirkt mit Sicherheit auf das Konsumverhalten ... vorallem auf die junge Einsteigergeneration, die noch verführt werden kann.


schorsch antwortete am 03.12.02 (17:51):

@ "...Die RaucherInnen tragen in grossem Masse zum Steueraufkommen des Staates bei..." ....das sie aber wieder mit ihren vermehrten Krankheits- und Invaliditätskosten nicht nur aufbrauchen, sondern noch überziehen.
Aber die Meinung des Staates zu diesem Thema ist ja eh kontrovers. Wenn zum Beispiel ein Parlament über die Höhe der Tabakwarenpreise diskutiert, beschliesst, innert X Jahren einen Aufschlag der Zigarettenpreise um die Hälfte der jetzigen Preise zu diktieren, aber umshimmelswillen nicht in einem Schub, weil sonst zu viele Raucher zu Nichtrauchern werden würden, dann ist diese Regierung schizophren. Und es geht ihr nicht mehr um die Volksgesundheit, sondern darum, möglichste hohe Tabaksteuern einkassieren zu können.


Doris R. antwortete am 03.12.02 (18:11):

Die Hersteller von Tabakwaren würden doch nicht Milliarden für die Werbung ausgeben, wenn diese keinen Einfluss auf Konsum hätte. Die Marktforschung zeigt ihnen zweifellos, dass sich diese Ausgaben rentieren.
In Kanada ist seit mehreren Jahren die Werbung für Zigaretten in den Medien (Zeitungen, Fernsehen, Radio), auf Anschlagbrettern, bei Sportveranstaltungen usw. - - also in der Oeffentlichkeit - - verboten. Der Konsum ist seither nachweisbar gesunken. Verkauf an Jugendliche unter 19 Jahren bringt hohe Strafen, z.B. Lizenzentzug, mit sich. Rauchen in Büros, Restaurants, und allen öffentlichen Gebäuden ist ebenfalls streng verboten.


Johannes Michalowsky antwortete am 03.12.02 (18:12):

@Schorsch

"das sie aber wieder mit ihren vermehrten Krankheits- und Invaliditätskosten nicht nur aufbrauchen""

Sind diese Kosten wirklich vermehrt? An irgendetwas sterben wir doch alle, da treten allemal Krankheits-, Invaliditäts- und Pflegekosten auf. Bei den Rauchern im statistischen Durchschnitt etwas früher, das spart doch?


E-l-e-n-a antwortete am 03.12.02 (19:54):

Was soll eigentlich noch alles verboten werden?

Dann müsste die Werbung für Alkoholika, für Medikamente und vielleicht sogar schnelle Autos eingestellt werden. Alles kann zur Sucht führen und somit tödlich enden.

Denkt mal an die vielen Übergewichtigen, die sich mit zuviel Süßem oder zu fett ernähren. Die Folgen sind hinlänglich bekannt. Niemand würde die Werbung verbieten wollen, denn es fließen Gelder in Sport-Sponsering. Fußball ohne Bier-Werbung? Fast inzwischen undenkbar.

Wer will da, wo Grenzen ziehen. Der "mündige" Bürger ist schließlich für sich selbst verantwortlich.


Lümmel antwortete am 04.12.02 (06:33):

Bald ist alles verboten, was nicht ausdrücklich genehmigt wird.
Dann wird's wieder leichter.


Karl antwortete am 04.12.02 (06:34):

1. Keine Firma würde Geld für Werbung ausgeben, wenn sie sich davon nicht erhöhte Einnahmen versprechen würde.

2. In Finnland mit Werbeverbot ist die Anzahl der jugendlichen Raucher drsatisch zurückgegangen (Deutschlandfunk).

3. Rauchen ist besonders während der Entwicklung eines Organismus verheerend.

4. Jugendliche sind für Werbung besonders empfänglich.

5. Bei uns rauchen von den 12 jährigen Mädchen aus unteren sozialen Gruppen fast 90% (Deutschlandfunk). Viele von denen werden einmal Mütter extrem geschädigter Kinder sein, die zudem noch vorzeitig ihre Mutter verlieren werden.


Wir dürfen unsere Laster ja behalten, aber einige der hier vorgebrachten Argumente empfinde ich als zynisch.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


WANDA antwortete am 04.12.02 (08:08):

Meines Erachtens werben die Zigarettenfirmen nur um Raucher umsteigen zu lassen. Ich bin auch der Meinung, dass der, der raucht, eben raucht. Die Frage ist nur, welche Marke.
Jeder denkende Mensch weiss, das Rauchen schädlich ist und jeder denkende Mensch ist für sich selbst verantwortlich.
Ein Nichtraucher wird nicht durch Werbung zum Raucher.


Ursula antwortete am 04.12.02 (10:22):

@WANDA "...Ein Nichtraucher wird nicht durch Werbung zum Raucher"

Diese Meinung kann ich nicht teilen: Resistent gegen Werbung ist sicher ein - erwachsener ! - Nichtraucher, der noch nie Raucher war.

Jemand aber, der sich mit großer Mühe das Rauchen hat abgewöhnen müssen, wird durch Werbung immer neu in Versuchung geführt. Rauchen ist eine Sucht, und wer einmal abhängig war, bleibt ein Leben lang gefährdet, es wieder zu werden. (Das ist nicht anders als bei Alkoholikern.)

Ich bin ein absoluter Befürworter eines Werbeverbotes für Tabakwaren - schon zum Schutz von labilen Jugendlichen, die den Suggestionen der Werbung besonders leicht erliegen.

Ursula


schorsch antwortete am 04.12.02 (12:04):

Sucht-Werbung besteht nicht nur aus jenen dümmlichen Reklamesendungen, die unsere Bildschirme versauen. Werbung macht auch jeder Kollege, der seinem schwachen Mitkollegen Rauch in die Nasen bläst - oder ihm sogar eine Zigi anbietet!


Felix antwortete am 04.12.02 (12:37):

@ Lümmel ... du machst deinem Namen alle Ehre.

@ Wanda

ich kann dich einfach nicht verstehen. Wie kann jemand das Geschäft mit der Sucht gutheissen. Man muss doch nicht Werbepsychologie studiert haben, um einzusehen, dass es das A und O der Werbestrategie ist ... das Bedürfnis für ein Produkt bei der Zielgruppe zu wecken. Das Bedürfnis, sich beissenden Rauch in die Lunge zu ziehen ist schliesslich nicht angeboren!
Rafiniert wird nicht das Rauchen als solches angeboten, sondern die erwünschte Lebenssituation ... also Freundschaft, Entspanntheit, Luxus, Wohlbehagen, Abendteuer, Entdeckerfreude, Männlichkeit, Damenhaftigkeit, gehobenes Milieu, Kameradschaft, Coolheit etc.
Von grosser Bedeutung ist auch die versteckte Werbung in Film, Fersehen etc. ... und natürlich das Rauchen als täglich erlebtes Vorbild.
Es wird eindeutig zuviel geraucht ... wir müssen es nicht noch motivieren.


mechtild antwortete am 04.12.02 (12:43):

„Was nutzt die ganze Erziehung, die Kinder machen uns eh alles nach“ Zitat meines Pädagogikprofessors.
Rauchen ist schädlich, besonders bei jugendlichen Rauchern und bei werdenden Müttern. Das ist bekannt. Aber ich glaube nicht, dass allein das Verbot der Werbung dazu führt, dass weniger Jugendliche zu rauchen beginnen, auch wenn es solche Statistiken gibt. Es gibt auch Statistiken darüber, dass Kinder von Rauchern wesentlich eher zu rauchen beginnen als Kinder von Nicht-Rauchern. Wenn ein Kind oder Jugendlicher zu rauchen beginnt ist das ein komplexer Prozess und es gibt viele Faktoren, die diesen Prozess beeinflussen. Werbung ist sicher einer, wieviel Anteil die Werbung hat, ist individuell verschieden. Statistik hin oder her.
Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.
@Karl
Wir geben unsere Laster an unsere Kinder weiter, egal was wir ihnen sagen. Aber auch Kinder werden erwachsen und können dann die Schuld an den Lastern nicht mehr auf die Eltern schieben.


Lümmel antwortete am 04.12.02 (13:18):

@ Felix,
diesen Namen habe ich mit Bedacht gewählt *grins*, um mir nicht ständig nachsagen lassen zu müssen, ich sei einer.
-------------------------
Zu folgendem Zitat von mechtild:
"Wir geben unsere Laster an unsere Kinder weiter, egal was wir ihnen sagen."

Dem kann ich persönlich nicht zustimmen.
Als meine Kinder heranwuchsen, war ich starker Raucher. Sagen konnte ich ja wenig gegen das Rauchen. Ich wunderte mich oft, daß sie es nicht taten. Heute sind sie um die Dreißig und rauchen noch immer nicht. Aber was sie oft wiederholen: "Hättest Du nicht geraucht, hätten wir bestimmt damit angefangen. Aber uns stank es."


hl antwortete am 04.12.02 (13:27):

lässt sich leider nicht verallgemeinern :-)

Meine Oma war Raucherin, meine Mutter war Raucherin, ich bin Raucherin, meine Tochter ist Raucherin :-(

Kein Zweifel: Rauchen ist ungesund, Rauchen ist eine Sucht und sollte nicht durch Werbung noch unterstützt bzw. gefördert bzw. geweckt werden.


mechtild antwortete am 04.12.02 (14:31):

Das bestätigt doch nur die These „Traue nur der Statisik, die Du selbst gefälscht hast.“ Kinder machen uns alles nach. Sie sind aber nicht so dumm, uns nur zu kopieren.


eko antwortete am 04.12.02 (18:50):

Der liebe Felix hat das Thema am falschen Nagel aufgehängt.

Warum ?

Es geht gar nicht darum, Tabakwerbung ja oder nein.

Vielmehr geht es hier um ein Kompetenzgerangel zwischen Brüssel und Berlin., das ist die Crux !!

Deutschland ist schon vor Jahren vor den EuGH ( Europäischen Gerichtshof) gezogen, weil es der Auffassung war, dass Brüssel hier seine Kompetenzen überschreite. Und die Richter betonten denn auch in ihrem Urteil, dass „ der Gesundheitsschutz die EU nichts angehe“. Anders ausgedrückt, es ist die Sache der nationalen Regierungen.

Der Vertreter der deutschen Bundesregierung, Alexander Müller, betonte, dass die Richtlinie „eindeutig die Kompetenzen der EU überschreite“. Und darum geht es derzeit.

Müller weiter: „Wir haben gesundheitspolitisch keine anderen Vorstellungen wie die anderen EU-Staaten.“ Dazu zähle auch, dass „die Einschränkung von Werbung sinnvoll sein“ könne. Aber nach Auffassung der Deutschen Bundesregierung sei „die EU nur für den grenzüberschreitenden Verkehr und nicht für die nationalen Märkte zuständig“.

Nun mag man ja den Kopf schütteln über dieses Kompetenzgerangel, aber Brüssel hat in der Vergangenheit schon oft genug seine Kompetenzen überschritten, und dagegen hat Deutschland gestimmt - und nicht gegen eine Tabakwerbeverbot.

Und nun sieht die Sache ja auch ganz anders aus, nicht wahr ?


Felix antwortete am 04.12.02 (20:26):

@ eko eröffnet seine lehrerhafte Korrektur mit dem für ihn typischen Satz:

"Der liebe Felix hat das Thema am falschen Nagel aufgehängt."

Also zuerst einmal ins Unrecht setzen ... und dann das zitieren, was ins Konzept passt!

Ich sehe mich gezwungen den Artikel aus der Basler Zeitung im Wortlaut zu zitieren. Weil er nur für Abonnenten abrufbar und auch recht lange ist mache ich das in Portionen:

1.Teil

Brüssel/Berlin. Gegen den Widerstand Deutschlands haben die EU-Staaten ein weit reichendes Tabakwerbeverbot
beschlossen. Die zuständigen Minister einigten sich gestern in Brüssel darauf, dass in Zeitungen und Zeitschriften, im Radio
sowie im Internet nicht mehr für Zigaretten und andere Tabakerzeugnisse geworben werden darf. Die deutsche
Bundesregierung stimmte dagegen, weil die Vorlage «eindeutig die Kompetenz der EU überschreitet», wie Staatssekretär
Alexander Müller vom Verbraucherschutzministerium ausführte.

Zudem dürfen Tabakkonzerne Grossveranstaltungen mit grenzüberschreitender Wirkung wie die Formel 1 nicht mehr
sponsern. In Kraft tritt die Richtlinie im Juli 2005, für das Sponsoring gilt eine Übergangsfrist bis 1. Oktober 2006. für die
Richtlinie war eine qualifizierte Mehrheit erforderlich. Gegen den Vorschlag stimmte neben Deutschland nur noch
Grossbritannien. Der Regierung in London waren die Formulierungen in der Vorlage nicht eindeutig genug.

Deutsche Verleger sind empört

Mit Empörung reagierte der deutsche Bundesverband der Zeitungsverleger auf den Beschluss. Die Zeitungsverleger beklagten
in einem Appell an die Bundesregierung, dass den Verlagen durch das Werbeverbot ein grosser Teil der wirtschaftlichen
Grundlage entzogen werde. Darüber hinaus werden nach Überzeugung des BDZV «die Bürger der EU regelrecht entmündigt».
Überdies sei, hiess es, das Werbeverbot ein «klares Votum gegen die Kommunikationsfreiheit und damit auch gegen die
Pressefreiheit», weil es «ohne Werbung keine publizistische Leistung in den Medien gibt». Ähnlich äusserten sich die
Werbewirtschaft und der Werberat. Sie erinnerten in diesem Zusammenhang an den schon einmal vom EuGH bestätigten
Standpunkt der Bundesregierung, dass «für alle Produkte geworben werden kann, die legal angeboten und verkauft werden
dürfen».
Vor zwei Jahren hatte die Bundesregierung ein europaweites Tabakwerbeverbot vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in
Luxemburg zu Fall gebracht. Seinerzeit waren Europas höchste Richter der Berliner Argumentation gefolgt, dass für den
Gesundheitsschutz der Bürger die einzelnen Mitgliedstaaten, nicht aber die Europäische Union zuständig seien. Der für den
Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar David Byrne ist allerdings zuversichtlich, dass die überarbeitete Vorlage
diesmal auch vor den Richtern Bestand hat.


Felix antwortete am 04.12.02 (20:30):

2. Teil:

100 000 deutsche Jobs bedroht

Nach Einschätzung der deutschen Tabakindustrie sind nun allein in Deutschland über 100 000 Arbeitsplätze vom
Tabakwerbeverbot bedroht: in der Branche selbst, aber auch in der nachgeordneten Industrie sowie in den
Medienunternehmen. Bedroht ist allerdings auch, wenn der EuGH die Rechtmässigkeit des Ministerratsbeschlusses bestätigen
sollte, die Budgetkalkulation des Bundesfinanzministers. Die Tabaksteuereinnahmen stehen allein dem Bund zu. Zur
Finanzierung zusätzlicher Sicherheitsmassnahmen im Rahmen der internationalen Terrorbekämpfung hatte die Bundesrepublik
vor Jahresfrist die Tabaksteuer minimal erhöht. Die Anhebung des Steuersatzes soll im laufenden Jahr rund 1 Milliarde Euro
Mehreinnahmen in die Bundeskasse spülen. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres sprudelte die Tabaksteuerquelle
dermassen ergiebig, dass Ende September das Ergebnis des vergangenen Jahres mit 9,264 Milliarden Euro bereits
übertroffen war. Bei unterschiedlichen Steuersätzen für Zigaretten, Zigarren und Pfeifentabak war die Zigarettensteuer die
erfolgreichste Kassenfüllerin. Sie allein verhalf Finanzminister Hans Eichel (SPD) zwischen Januar und September zu 8,9
Milliarden Euro Einnahmen. Das waren knapp 1 Milliarde Euro oder gut 13 Prozent mehr als im entsprechenden
Vorjahreszeitraum.

Tabak dennoch subventioniert

Die Mitgliedländer der Europäischen Union kassieren in diesem Jahr voraussichtlich 136 Milliarden Euro Tabak- und
dazugehörige Mehrwertsteuer. Unabhängig vom nun erneut durch den Rat der Verbraucherschutz- und Gesundheitsminister
auf den Weg gebrachten Werbeverbot für Tabakerzeugnisse in der Europäischen Union bleibt es vorerst dabei, dass die
Europäische Union den Tabakanbau in den Mitgliedländern der Gemeinschaft noch immer mit jährlich rund 1 Milliarde Euro
subventioniert. Gert Tigges


Felix antwortete am 04.12.02 (20:33):

3. Teil:

Auch Schweizer Bundesamt will mehr Werbeverbote

Basel. hec. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in erster Linie auf die
Prävention konzentriert hat, ist für nächstes Jahr auch in der Schweiz eine Verschärfung der Werbegesetzgebung geplant.
«Wir haben die Absicht, stärker zu reglementieren und wirksamere Gesetze zu schaffen», sagt Philippe Vallat vom Nationalen
Tabak-Präventionsprogramm des BAG.

In den vergangenen Jahren hat sich das BAG vor allem auf die Prävention konzentriert, da sich das Volk zuvor mehrmals
gegen Werbeverbote ausgesprochen hat. 1993 wurden sowohl die «Zwillingsinitiative», die ein Verbot von Tabak- und
Alkoholwerbung verlangte, als auch der Gegenvorschlag des Bundes abgelehnt. Schon 1986 konnte eine ähnliche Vorlage nicht
an der Urne bestehen. Heute jedoch hofft Vallat, im Einklang mit der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) und der EU
strengere Gesetze durchsetzen zu können. Wie weit diese gehen werden – ob beispielsweise auch Kinowerbung und
Sponsoring betroffen sind –, ist zurzeit noch offen. Auch wird den Gesetzesvorlagen wohl starker Widerstand entgegentreten –
vor allem von der Tabaklobby.
Schon heute ist die Tabakwerbung stark eingeschränkt. So ist es verboten, gezielt Jugendliche zu umwerben. Auch für das
Fernsehen gilt seit 1964 ein Verbot. Im Übrigen steht es den Kantonen frei, weitere Verbote zu erlassen, wie das
Bundesgericht beschlossen hat.
Nur wenige Länder haben so viele Raucher wie die Schweiz. Laut BAG liegen im europäischen Vergleich nur Polen, Griechenland
und Ungarn vor der Schweiz. Zwar hat der jährliche Konsum pro Einwohner im Vergleich zu früheren Jahren abgenommen.
Zugenommen hat aber der Anteil rauchender Jugendlicher; er liegt bei rund 40% der Personen zwischen 15 und 19 Jahren.
Auch sinkt das durchschnittliche Eintrittsalter, so die BAG-Studie. Es liegt heute bei 16 Jahren. Der Bund will sich daher
stärker im Bereich der Jugendprävention engagieren. Das Budget für Präventionsmassnahmen werde daher, so Vallat, in den
nächsten Jahren auch weiter ansteigen: von heute 5,8 Mio. Fr. auf 10 Mio. Fr. im Jahr 2015.
*Ende Zitat*

Vielleicht sieht man nun den Gesamtzusammenhang besser!


e k o antwortete am 04.12.02 (21:24):

Schade Felix, Du kannst es einfach nicht lassen, mich anzugreifen!

Ich habs nicht böse gemeint. Leider kommen von Dir ausschließlich böse Kommentare.

Schade !!


Felix antwortete am 04.12.02 (23:14):

@ eko
wer hat wen zuerst angegriffen? ..... also! Ich habe mich nur gegen eine Unterstellung gewehrt ... aber nicht einmal das kann er einsehen!
Statt zu lamentieren solltest du vielleicht zuerst einmal den Artikel lesen ... und dann sachlich kontern!


WANDA antwortete am 05.12.02 (08:06):

Ihr seid ja schon wieder voll im Gange und nun noch mein ganz persönlicher Kommentar.
Es ist nicht so, dass ich nie geraucht hätte. Mitte der 80 Jahre, war es für mich eine Wohltat, wenn mein Sohn mir nach dem langen fettigen Abwasch eine drehte und zwar aus "schwarzem Krausen".
genüsslich sassen wir dann am Küchentisch und der ganze Stress fiel von mir ab. Unter meinen Kindern gibt es 2 starke Raucher, l nen, der immer mit sich kämpft und ganz wenig raucht, 4 Nichtraucher, soll ich nun die Raucher weniger lieben?
Als ich in der Jugendpsychiatrie arbeitete - geschlossene Abteilungen - wurde angepasstes Verhalten damit belohnt, dass man ins Schwesternzimmer durfte um eine zu rauchen.
Während des Essens rauchten Stationsarzt und Personal. Auf jeder Dienstbesprechung habe ich das angeprangert, auch dass die Antibabypille so früh als möglich gegeben wurde und dann das Rauchen nicht nur toleriert, sondern auch noch gefördert wurde, usw. usw.
Deshalb bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Umwelt und der Umgang zum Rauchen verleiten und weniger die Werbung. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass besonders in sozialen Berufen sehr viel gepafft wird.
Anlässlich einer Kur in Bad Nauheim stellte ich fest, dass im raucherfreien Aufenthaltsraum immer tote Hose war, während im Raucheraufenthaltsraum der Bär tanzte!!
Mit einem starken Raucher möchte ich nicht zusammenleben aber die fanatischen Nichtraucher lehne ich auch ab, die haben zu wenig Humor. So, nun könnt Ihr mich zerreissen.


Johannes Michalowsky antwortete am 05.12.02 (09:39):

Mein Sohn hat als Kind - sicher war er da noch keine 10 - unter dem Eindruck einer Fernsehsendung über die Folgen des Rauchens seinem Vater die Zigaretten entwendet und sie nicht vernichtet, sondern vor ihm versteckt. Er wollte nicht, daß seinem Vater so etwas widerfährt.

Da war ich also kein Vorbild, sondern ein Anti-Vorbild. Inzwischen rauche ich seit bald 20 Jahren nicht mehr, bin also dem Beispiel meines Nachwuchses gefolgt - so rum kann es also auch gehen.

Bei der Tabakwerbung bin ich im übrigen überzeugt davon, daß es hier nur um den Kampf um Marktanteile geht, und da würde ich sagen: Lass sie doch kämpfen!


utelo antwortete am 05.12.02 (19:23):

Ich Dumme habe während der Scheidungszeit, da war ich 27 Jahre alt, mit dem Rauchen angefangen. Zuerst wenig und dann immer mehr. Das ging ohne Zigarettenwerbung. Allerdings hatte ich bereits meine Kinder, war ausgewachsen und ziemlich gesund.
Habe in späteren Jahren oft versucht aufzuhören, es ging nicht, aber auch nicht wegen eventueller Werbung, nein einfach schwacher Wille. Wie oft habe ich aufgehört und wieviel Geld für Anti-Rauch-Mittel ausgegeben. Habe mich echt für blöd gehalten, war ja auch so. Zwei meiner Kinder rauchen, der 3. hat nie geraucht und wird es auch nicht und das obwohl er in der Medienbranche arbeitet. Ich denke nach wie vor, dass nicht die Werbung zum Rauchen verleitet, sondern der Umgang usw.
Rauche jetzt seit fast 2 Jahren nicht mehr, weil ich Strahlentherapie erhalten habe gegen Krebs -aber nicht Lungenkrebs. Diese Strahlen haben mir das Rauchen endgültig verleidet. So kann ich sagen, dass diese Krankheit mehrere gute Seiten gehabt hat. Nur aufgrund von Werbeverboten wird kein Raucher weniger rauchen. Andererseits bin ich immer noch der Meinung, dass Raucher (fast) immer einen klaren Kopf haben, ihrer Arbeit nachgehen, während der Alkohol und andere Drogen die Menschen körperlich und geistig verfallen lassen. Es sollte auch für Alkohol keine Werbung mehr zugelassen werden. Die Junkys konsumieren sowieso ohne Werbung .


e k o antwortete am 05.12.02 (21:30):

@ Utelo:

Auch wenn mich jetzt alle Raucher totschlagen werden, behaupte ich: Rauchen verändert den Charakter eines Menschen. Das will natürlich kein Raucher wahrhaben, aber es ist so. Was ich in meiner nächsten Umgebung ( ich bin geborener Nichtraucher und werde auch als Nichtraucher sterben!) allerdings sehr wohl festgestellt habe, ist, dass durch das Rauchen der Riechsinn allmählich zerstört wird.

Die glauben einfach nicht, dass Rauch stört und einem Nichtraucher stechend in die Nase fährt!

Und was die Sucht angeht: Das ist ja das Verwerfliche der Tabakindustrie: Sie mischen Stoffe bei, die unweigerlich zur Sucht führen!

Aber bring das mal einem Raucher bei, der findet immer eine Ausrede.


Tessy antwortete am 05.12.02 (22:23):

Zu *Charakterveränderung* fällt mir spontan die Droge *Alkohol* ein. Vielleicht sollte man diese Begriffe in erster Linie einander zuordnen?
Und daran denken wieviele Menschen - und zwar Antialkoholiker - unter dem Alkoholgenuß ihrer Mitmenschen leiden!
Rauchen schmälert den Geruchssinn - Alkohol zerstört langsam aber sicher das Gehirn.
Die Ausreden der Alkoholiker sind noch vielfältiger. Oder einfältiger?
(ein Gläschen in Ehren.............., nur zum Genuß......, nur zur Verdauung.........., in Gesellschaft schmeckt es am besten......)


utelo antwortete am 06.12.02 (09:21):

Hallo Eko,
Rauchen verändert den Charakter? Kann ich so nicht bestätigen. Vor allem kann man das nicht verallgemeinern.
Dass der Qualm Nichtraucher stört, ist klar und bedarf keiner Diskussion. Wer das abstreitet, ist echt nicht richtig im Kopf. Ich habe immer versucht -weil mich selbst als Raucher der Qualm gestört hat- trotzdem Rücksicht auf andere Leute zu nehmen. Ist nicht immer gelungen, aber habe auch immer für Frischluft gesorgt. Mein Geruchssinn war nicht geschmälert, daher das oft "Aufhörenwollen".
Allerdings geht es mir jetzt ohne Rauchen entschieden besser, die Wohnung riecht besser, ich muss nicht mehr so oft Gardinen waschen und Wände streichen und spare jede Menge Geld. Sind alles Vorteile vom Nichtrauchen. Aber nach wie vor denke ich, dass eine Charakterveränderung mindestens nicht gravierend stattfindet, im Gegenteil zu Alkohol- und Drogenkonsumenten.


mechtild antwortete am 06.12.02 (12:14):

RaucherInnen sind aber auch gemütlich. Die „Charakteränderung“ kann man auch positiv sehen. RaucherInnen können stundenlang nach dem Essen am abgegessenen Tisch sitzen, rauchen und diskutieren. Es stört weder die Unordnung, noch der Geruch von den Essensresten. NichtraucherInnen müssen nach dem Essen sofort Ordnung machen, da die Essensreste unangenehm riechen. RaucherInnen überdecken den Geruch der Essensreste mit dem Zigarettenqualm. Ich mag RaucherInnen und habe immer gerne geraucht. Der kalte Rauch ist unangenehm.


schorsch antwortete am 06.12.02 (13:51):

Das Vertrackte am Rauchen ist, dass Raucher mit der Zeit nicht mehr real-sozial denken können....


Ursula antwortete am 06.12.02 (15:52):

@mechtild,

ich hatte bisher aber nicht den Eindruck, dass Raucher/-innen besonders gemütlich sind. Ich empfinde viele Raucher sogar als besonders nervös und leicht reizbar - ganz besonders in der Zeit bis zur nächsten Zigarette ;-))
Mit dem Tischabräumen sollten Raucher - mit Rücksicht auf das Geschirr - auch besser warten, bis sie "Eine" geraucht haben und die Hände nicht mehr so zittern ;-))

Mein Vater hat Zigarren und Pfeife geraucht, das fand ich immer irgendwie gemütlich, und Entzugserscheinungen habe ich bei ihm nie erlebt.
Trotzdem hat sein Rauchen auf uns Kinder nicht "abgefärbt", wir waren und sind alle Nichtraucher (glücklicherweise).

Ursula


schorsch antwortete am 06.12.02 (17:52):

Wenn wir Besuch haben, von dem/denen ich weiss, dass sie Nikotin-abhängig sind, sage ich gleich bei der Begrüsseung: "Tu dir keinen Zwang an - wir haben einen grossen Garten!"


Felix antwortete am 07.12.02 (17:11):

Es geht mir hier nicht ums Rauchen als solches, sondern um die Werbung dafür.
Zur Nikotinsuch könnte ich allerdings auch noch einiges berichten. Ich war mehr als 40 Jahre lang ein leidenschaflicher ... aber leider auch süchtiger Tabakkonsument.
Ich ging in meinem Zynismus so weit, dass ich verkündete, dass dereinst, wenn ich als Geschädigter in eine eiserne Lunge komme ... ja ... dann will ich wenigstens einen festmontierten Aschenbecher daran!
Aufhören mit dem Nikotingenuss ist schon recht schwierig ... ich hatte es mehrmals versucht .... aber nicht mehr anzufangen ... das war das Problem. Mit Alkohol war es leichter, weil ich die Entzugssymptome viel besser überspielen konnte.
Gäste ... lieber Schorsch dürfen weiterhin bei uns rauchen. Wir stellen ihnen sogar einen Aschenbecher hin ... und machen ihnen Mut dazu. Ich kann mich allzugut an den Frust erinnern, wenn wir früher bei strikten Nichtrauchern eingeladen waren!

Hier geht es um die Werbung, um die Motivation dazu. Dass die Werbung keinen Einfluss auf den Tabak-Konsum als Ganzes haben soll, glauben die Vertreter dieser Ansicht wohl kaum.
Im Gegenteil werden die psychologisch rafinierten Werbekampagnen der Tabakhersteller immer vetsteckter und verführerischer.

Und noch eines ... ich fand nicht die Kraft zum Aufhören in den abschreckenden Antiraucher-Kampagnen oder der berechtigten Angst vor gesundheitlichen Folgen, sondern weil ich mich immer mehr daran stiess ... diesem Suchtmittel so verfallen zu sein, dass ich die verrücktesten Aktionen unternahm, um zu Tabak oder Feuer zu kommen. Es war diese totale Abhängigkeit, die mich anwiderte!
Wer von euch hat schon einmal auf einer Bergwanderung eine Zigarette mit der Sonne und einem Flaschenboden zum Glühen gebracht? Oder auf einer überhitzten Herdplatte war eine weitere Verzweiflungstat. Wie die alte Camel-Werbung lief ich meilenweit, um zu meinem Suchtmittel zu kommen ...!
Das hat den Ausschlag gegeben!


Barbara antwortete am 07.12.02 (18:30):

Lieber Felix,

Du warst Dir selbst gegenüber ehrlich. Das hat m.M.n. den Ausschlag gegeben!

So offen bist Du auch uns gegenüber in Deinen Berichten. Nicht jeder würde sich hier vor aller Welt zu seiner Schwäche bekennen. Selbst wenn sich nur ein einziger durch Dein Vorbild von seiner Sucht befreien könnte, wäre es schon viel Wert.

Ansonsten kann ich nur wenig zum Thema beisteuern, da ich nie geraucht habe. Ich hatte nie das Bedürfnis, von anderen wegen einer Zigarette bewundert zu werden (so wie es die Werbung vorgaukelt), habe meinen Kindern von den Gefahren berichtet, ihnen jedoch auch gesagt, dass es ab einem bestimmten Alter allein ihre Entscheidung sei, ob sie mit dem Rauchen beginnen oder nicht. Meine drei sind alle überzeugte Nichtraucher.


Felix antwortete am 07.12.02 (19:05):

Hallo Barbara ..
vielen Dank für die Blumen. Du scheinst bei deinen Kindern mit deinem Vorbild Erfolg gehabt zu haben. Das haben meine Eltern und Grosseltern leider nicht gehabt. Sie waren alle strikte Nichtraucher und abstinent dazu. Keiner meiner Geschwister hat mit dem Rauchen konsequent aufgehört. Dazu kommt, dass sie alle gewaltige Alkoholprobleme haben!
Vielleicht haben wir zuviel von der Anti-Haltung des Vaters mitbekommen. Meine ersten verbotenen Rauchexperimente machte ich wie viele anderen meines Jahrganges mit der getrockneten Waldrebe (schweizerdeutsch "Nyele"). Ich entwickelte geradezu eine hohe Qualität bei diesen Rauchstengeln, indem ich ihre optimale Reife und Dicke zu beurteilen lernte. Sie wurde ohne Wissen der Eltern geerntet, zugeschnitten, in vergrabenen Büchsen im Wald monatelang gelagert bis sie ihren beissenden Saft verloren hatten. Dann kam der Augenblick des Kostens und des Geniessens. Ich lernte auch den verräterischen Geruch aus meinem Mund mit wohlriechenden Kräutern ... die ich zerkaute ... zu überdecken.
Es ist schon so:
WO EIN WILLE ... DA EIN WEG! ... und zwar in beiden Richtungen.


Barbara antwortete am 07.12.02 (22:21):

Hallo Felix,

vielleicht hat es auch mit einer Suchtbereitschaft des Körpers zu tun. Es gibt ja Menschen, die anfällig für verschiedenste Süchte sind und andere, die trotz Drogenkonsums nicht süchtig werden.

Wenn meine Mutter bei meinem Bruder in Mittelamerika zu Besuch war, wurde sie zur Kettenraucherin aus Gesellschaft. Beim Trinken hielt sie ebenfalls tapfer mit. Kehrte sie nach Monaten heim, sagte sie "Weg mit diesen Scheiß-Stinkstengeln!" und schmiss die angefangene Packung Zigaretten in den Ofen. Mit dem Trinken war es ähnlich. Hier in Deutschland trank sie nie, es sei denn ein Glas Wein zum Essen. Niemals jedoch Rum, Whisky u.ä. Sie war einfach nicht suchtgefährdet, rauchte und trank nur aus Gesellschaft.

Könnte es sein, dass nur Suchtgefährdete auf Werbung ansprechen bzw. hereinfallen? Ich weiß es nicht...... Mir ist auch nicht bekannt, ob jemand, der von Natur aus nicht suchtanfällig ist, süchtig werden kann.


schorsch antwortete am 08.12.02 (11:28):

Als ich letzten Sonntag meinen 70. feierte, überraschten mich meine Schwestern mit selbstverfassten Gedichten, in denen sie unsere Jugend aufleben liessen. Eine der Schwestern erinnerte mich daran, dass ich ihr mal erlaubt hätte, eine "Nyele" mitzurauchen - wenn sie mich nicht bei den Eltern verpfeifen würde. Aber der Ekel erregende Gestank und das Brennen auf der Zunge sei massgebend daran beteiligt, dass sie nicht zur Raucherin geworden sei. Vielleicht war ja auch bei mir das der Grund? (;--)))

Wir haben einen Nachbarn. ER war Kettenraucher. Als ich einmal erwähnte, bei uns im Haus werde nicht geraucht, sagte er kategorisch: "Wo ich nicht rauchen draf, da geh ich auch nicht hin!" Ein paar Monate später wurde er zwangsweise zum Nichtraucher - Lungen- und Darmkrebs. Vor einer Stunde hat ihn die Ambulanz - wohl zum letzten Mal - abgeholt.... Er ist übrigens ein Schulkollege eines unserer Altbundesräte. Dieser raucht immer noch sein Pfeifchen.....


Felix antwortete am 08.12.02 (12:01):

Hallo lieber Schorsch ...
etwas verspätet ... wie die alte Basler Fasnacht .... möchte ich dir das anwünschen, was du selbst als Wichtigstes im weiteren Leben erachtest..... und uns wünsche ich, dass dir deine witzigen Einfälle und der Humor nie ausgehen! ....
Zum Nyelerauche möchte ich dich noch fragen ... hast du je einmal eine gutgelagerte, entsaftete "Nyele" mit einem anständigen Durchmesser (1 cm), ohne Wurmlöcher oder andere Stellen, wo falsche Luft eingelassen wird ... genossen?
Ich wünsche euch allen einen friedlichen Sonntag ... obwohl er ... wenn ich so hinausschaue ... heute diesen Namen garnicht verdient!


Barbara antwortete am 08.12.02 (12:55):

Aber Felix, da muss ich mich doch wundern!

Willst Du hier etwa Werbung für "gutgelagerte, entsaftete Nyele" machen??? ;-)))


WANDA antwortete am 09.12.02 (08:09):

ja,ja, die Menschen sind eben vielseitig!
Auf jeden Fall ist mein Interesse für ein "Nygele" voll geweckt. Nicht, dass ich es rauchen möchte, aber wie entsteht es und woher kommt der Name?


Felix antwortete am 09.12.02 (11:38):

Hallo liebe Wanda ...
je nach Mundart schreibt man Nyele, Niele oder Niële.
Einen Hinweis auf den Namen könnte hier gefunden werden:

Google:
"In welcher Gemeinde gehört es nicht zu Bubensünden, das Rauchen von "Nielen"? - In Lieli muss es
besonders viele solcher Schüler gegeben haben, denn die ersten Glimmstengel der Buben gaben dem Dörfchen
den Namen. Lieli stammt vom Namen dieser Waldrebe, von "Liula" oder "Liela" ab."

Bild der Waldrebe:

https://www.forums9.ch/sprachen/rosetta_background.htm

Internet-Tipp: https://www.forums9.ch/sprachen/rosetta_background.htm


schorsch antwortete am 09.12.02 (12:25):

Zum einfacheren Verständnis für jene, die ihre Zigarettensucht gerne durch Niele bekämpfen möchten: Hauptsächlich in Auenwäldchen wachsen diese wilden Reben. Die Ranken sind hellbraun und leicht gerippt. Sie ranken sich um die Bäume wie das Efeu. Nur abgedorrte Stängel eignen sich zum Rauchen. Je dürrer sie sind, umso weniger brennt es einem auf der Zunge. Aber leider - wie felix erwähnt - lieben auch Holzwürmer diese Stängel. Das macht aber nichts. Denn ein mitglimmender Holzwurm gibt der Raucherei erst den gewissen Touch!
Ich würde mir wünschen, dass wir mit diesen Erklärungen möglichst viele STler vom Tabak wegbringen könnten (;--))))


schorsch antwortete am 09.12.02 (13:02):

Naja, vielleicht mag das ja stimmen mit Deiner Interpretation von "Lieli", lieber Felix. Ich bin eher ein Roman-ti(c)ker. Deshalb diese meine Version: Wie Du ja weisst, schwingt sich Tarzan an Lianen von einem Baum zum anderen. Würde Tarzan in der Schweiz wohnen, täte er sich vermutlich an einer Niele schwingen.
Übrigens: Wie nennt man eine Abzweigung an einer Liane?Richtig: Li-liane (;--))))
Mein Beitrag, den ich vor etwa einer halben Stunde schrieb, ist leider (noch?) nicht erschienen. Ich gab darin meiner Hoffnung Ausdruck, dass ein paar STler mittels Nielen von ihrer Sucht loskommen könnten. Hier ein Rezept als Übergangslösung: Niele pulverisieren, in ein Zigarettenpapier wickeln, anzünden. Wer dann noch nicht vom Rauchen loskommt...
Die von Felix erwähnten Holzwürmer können übrigens getrocknet mit-pulverisiert werden (;--))))