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THEMA:   Entspannung zwischen Deutschland und USA

 24 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 21.11.02 (14:17) mit folgendem Beitrag:

Wie ich heute früh in den Nachrichten des Deutschlandfunk vernahm, durfte Kanzler Schröder in Prag dem amerikansichen Präsidenten die Hand geben. Das wurde dann gleich als Entspannung in unserem Verhältnis zu den USA aufgebauscht. Welche ein Segen für unser Land!

Ein Gesprächsbedarf allerdings bestehe nicht, d.h. mit anderen Worten, Kanzler Schröder hat sich und unser Land weltpolitisch aus purer Wahlkampftaktik ins Abseits gestellt, wird gar nicht mehr erst gefragt, so daß wir nun nur noch zuschauen und warten dürfen, was weiterhin geschieht. So vertritt eine Regierung die Interessen ihres Landes!

Wo ist die "uneingeschränkte Solidarität" geblieben?


Karl antwortete am 21.11.02 (14:29):

Lieber Jo,


dieses Thema hatten wir ja schon öfters, aber, gerne, nochmal meine Meinung dazu: Ich finde mich sehr gut in der Irakfrage vom Bundeskanzler vertreten und glaube, dass er mit seiner Haltung Schaden von uns (sicherlich von den Irakern und vielleicht sogar von den Amerikanern) abgewendet hat. Ohne Politiker mit Rückrat, die den Speichel von Bush nicht bereitwillig lecken, hätten wir den Krieg längst. Auch Dank der Standfestigkeit von Frankreich konnte er (vorläufig) verhindert werden.


wese antwortete am 21.11.02 (14:36):

Neue Überschrift, alte Geschichte:

Jammern, jammern, jammern, jammern, jammern, jammern.... usw.


wese antwortete am 21.11.02 (14:45):

Nachtrag:

Hätten sich Bush und Schröder NICHT die Hände geschüttelt, dann wäre das Gejammer noch größer gewesen.

Ein Beweis dafür, dass es sich um reine Miesmacherei geht. Egal was passiert, es wird aus reiner Gehässigkeit gejammert, intrigiert und verleumdet.


e k o antwortete am 21.11.02 (18:54):

"Egal was passiert, es wird aus reiner Gehässigkeit gejammert, intrigiert und verleumdet."

Stimmt !!!!!!!!!!

Aber jeder hat auch eine Nase, an die er sich selbst fassen kann!!


Johannes Michalowsky antwortete am 21.11.02 (19:39):

Zum Intrigieren habe ich gar nicht das Potential. Das muß ich anderen überlassen. Und ich jammere auch nicht, versuche nur, zu Aussagen zu kommen über die politische Welt, wie sie wirklich ist. Da darf man sich sicher auch einmal wiederholen, gerade dort, wo man viel Uneinsichtigkeit real begegnet. Und auch verleumdet habe ich nicht, wenn, dann haben das die Nachrichtengeber des Deutschlandfunk getan.


Johannes Michalowsky antwortete am 21.11.02 (20:01):

Zitat aus der Süddeutschen Zeitung von heute, 21.11.:

„Buchstäblich in der gesamten zivilisierten Welt ... herrsche Übereinstimmung über das Vorgehen gegen Saddam. Eine interessante Formulierung. Gehört Deutschland demnach nicht mehr zu diesem Club?

Es wird jedenfalls zunehmend enger für Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Regierung. Nicht die USA sind die unilateralistischen Außenseiter, als die man sie in Berlin immer wieder gebrandmarkt hatte. Es sind vielmehr die Deutschen, auf die nun alle anderen vorwurfsvoll mit dem Finger deuten."


Barbara antwortete am 21.11.02 (20:30):

In einem Lied von Reinhard Mey heißt es:

"Hilf mir, grade zu steh‘n,
Hilf mir, die Wahrheit zu seh‘n,
Hilf mir, mich gegen den Strom zu dreh‘n,
Hilf mir, den schweren, den graden Weg zu geh‘n!"

Der richtige Weg ist nicht immer der einfache.
Ich finde es gut, dass Schröder und Fischer den schweren, den graden Weg gehn.


wese antwortete am 21.11.02 (21:04):

Leider gibt es in diesem Forum ein paar Leute, die es furchtbar stört, wenn ein Politiker keinen Krieg will. Menschen die gegen den Frieden sind, die können in meinen Augen nicht normal sein. Und das sage ich hier ganz laut und deutlich.

Man muss Gerhard Schröder nicht mögen, das verlangt niemand. Ihr dürft auch weiterhin einem Stoiber oder einem Möllemann in den Hintern kriechen. Aber es ist zum Kotzen, wenn ein deutscher Bundeskanzler deswegen angegriffen wird, weil er keine Soldaten für einen verbrecherischen Krieg der USA bereitstellen wollte. Dafür sollte ihm ganz Deutschland dankbar sein.

Eine solche Argumentation ist extrem niederträchtig. Auch das werfe ich denen vor, die hier Kriegstreiberei verharmlosen wollen. Wie können Menschen, die selbst den 2. Weltkrieg erlebt haben, eine so infame und so moralisch verwahrloste Gesinnung an den Tag legen.... Mich ekelt es vor solch dämlichen Fanatikern.


Nienenueteli antwortete am 21.11.02 (21:19):

www.spiegel.de:
Schröder weicht vom Anti-Kriegs-Kurs ab

Ganz so kompromisslos wie noch zu Wahlkampfzeiten ist das deutsche Nein in Sachen Irak-Krieg offenbar nicht mehr. Kanzler Schröder will den USA Überflugrechte und die Nutzung ihrer Militärbasen in Deutschland "selbstverständlich" nicht verweigern. Die US-Regierung hatte Berlin zuvor offiziell um Unterstützung für den Kriegs-Fall gebeten

++++

Typisch Politik: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern...

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,223864,00.html


wese antwortete am 21.11.02 (22:00):

@ Nienenueteli:

Man kann es drehen und wenden wie man will. Schröder hat damals klar und deutlich gesagt, dass kein deutscher Soldat bei einem Krieg gegen den Irak eingesetzt wird. Die Bundeswehr wird sich an einem Krieg nicht beteiligen. Das war seine wörtliche Aussage.

Und von dieser Aussage ist er bis zu dieser Stunde noch keinen Millimeter abgewichen. Keinen einzigen Millimeter. Das hat Joschka Fischer auch heute beim NATO-Treffen in Prag wiederholt.

Von Überflugrechten und Nutzung der amerikanischen Militärbasen ist nie die Rede gewesen. Weder positiv noch negativ ist darüber von Gerhard Schröder jemals eine Aussage gemacht worden. Es waren Forderungen aus ganz anderen Kreisen. Sogar ich selbst habe dafür plädiert und hatte es mir auch gewünscht.

Es ist unredlich, wenn man den Sachverhalt anders darstellt, als wie er in Wirklichkeit ist. Überflugrechte sind etwas anderes als eine deutsche Truppenbeteiligung. Und amerikanische Militärbasen in Deutschland sind etwas völlig anderes, als etwa deutsche Soldaten in Bagdad.

Sollte eigentlich zu begreifen sein, meine ich.


Nuxel antwortete am 21.11.02 (23:07):



ein altes Volkslied :


Wer jetzig Zeiten leben will
Muß habn ein tapfers Herze
Es hat der argen Feind so viel
Bereiten ihm groß Schmerze
Da heißt es stehn ganz unverzagt
In seiner blanken Wehre
Daß sich der Feind nicht an uns wagt
Es geht um Gut und Ehre


Geld nur regiert die ganze Welt
Dazu verhilft Betrügen
Wer sich sonst noch so redlich hält
Muß doch bald unterliegen
Rechtschaffen hin, rechtschaffen her
Das sind nur alte Geigen
Betrug, Gewalt und List vielmehr
Klag du, man wird dir's zeigen


Doch wie's auch kommt, das arge Spiel
Behalt ein tapfers Herze
Und sind der Feind auch noch so viel
Verzage nicht im Schmerze
Steh gottgetreulich, unverzagt
In deiner blanken Wehre
Wenn sich der Feind auch an uns wagt
Es geht um Gut und Ehre!


Wolfgang antwortete am 22.11.02 (02:29):

"Es wird jedenfalls zunehmend enger für Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Regierung. Nicht die USA sind die unilateralistischen Außenseiter, als die man sie in Berlin immer wieder gebrandmarkt hatte. Es sind vielmehr die Deutschen, auf die nun alle anderen vorwurfsvoll mit dem Finger deuten."

Genau so steht es in der SZ von heute in "Das deutsche Dilemma" von WOLFGANG KOYDL.

Aber, was sagt uns das? - Diese Passage sagt uns nicht, dass unsere Regierung nicht Recht hat, wenn sie sich einem Angriffskrieg der USA gegen Irak verweigert. Sie sagt nur, dass jetzt alle mit Fingern auf uns zeigen. Und, wenn schon!

Sicher weisst Du, Johannes, dass ein deutscher Bundeskanzler jeden Angriffskrieg, auch einen amerikanischen Angriffskrieg, bei Strafandrohung verweigern muss. So schreibt es unsere Verfassung vor. Sicher weisst Du auch, dass ein deutscher Bundeskanzler deutsche Interessen, und nicht amerikanische Interessen zu vertreten hat. Das hat er geschworen.

Wenn also GERHART SCHRÖDER nicht in den Arsch vom Häuptling der Bush-Krieger kriecht (wo eh' drangvolle Enge herrscht), dann sollte uns das stolz machen als Deutsche. Auch wir können die nationale Karte ziehen und sie den Bush-Kriegern und ihren willigen Vollstreckern um die Ohren hauen.

Steh' auf, wenn Du ein Deutscher bist...


schorsch antwortete am 22.11.02 (11:10):

Es wird endlich Zeit, sich vom demütigenden Unterwerfen vor der USA zu lösen. Was soll denn ein vereinigtes Europa bringen, wenn jeder Staatschef sein eigenes Züglein fahren wollte? Die "Eoropäische Meinung" aber ist zur Zeit mehrheitlich so: Kein Krieg im Irak - also auch keine Krieger dorthin schicken.


Wolfgang antwortete am 22.11.02 (14:34):

Während des NATO-Gipfels in Prag gab es auch Widerstand gegen den Kriegskurs der Bush-Krieger... Ein Delegierter der kanadischen Delegation brachte es auf den Punkt:

Bush sei ein "moron", also ein - je nach (Übersetzungs-)Geschmack - Geistesschwacher, Debiler, Trottel oder Schwachkopf.

Aber, wie das in der Politik so ist, kaum sagt einer die Wahrheit, wird er schon wieder zurückgepfiffen. Unter vier Augen sind sie sich vermutlich einig: Der Präsident der USA ist ein "moron"... Das sollte uns nicht ruhig schlafen lassen.


Barbara antwortete am 22.11.02 (15:58):

Als "Beweis" für die Richtigkeit der These des kanadischen Delegierten möge Euch der angeführte Link dienen (;-)))

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,223838,00.html

Ein schönes Wochenende wünscht allen
Barbara

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,223838,00.html


Johannes Michalowsky antwortete am 22.11.02 (19:28):

@Schorsch

"Es wird endlich Zeit, sich vom demütigenden Unterwerfen vor der USA zu lösen"

Worin siehst Du das? In Deutschland waren die USA lieb und recht, solange es um die Sicherung und Verteidigung unserer Freiheit - und der anderer westeuropäischer Länder übrigens mit - ging. Wenn eine ebensolche Solidarität, lauthals uneingeschränkt versprochen, nun einmal eingefordert werden könnte (die US haben die Treulosigkeit ihres opportunistischen Verbündeten sicher schon längst erkannt), wird aus wahltaktischen Gründen zurückgepfiffen. Aber gemach, das Zurückrudern findet bereits statt, man hat entdeckt, daß es Verträge gibt, und wenn die US Basen in Deutschland einmal Ziel werden sollten, dann wird man merken, in wessen Boot man sitzt!


seewolf antwortete am 22.11.02 (20:09):

Jo -

was meinst Du, welch widerwärtiges Geheule angestimmt wird, wenn bei uns Arbeitsplätze dadurch verloren gehen sollten, daß amerikanische Stützpunkte in D geschlossen würden ( das "Ami-Go-Home" der 60er Jahre klingt mir in den Ohren ) und zig-tausende deutscher Zivil-Angestellter dann beim deutschen öffentlichen Arbeitgeber vor der Tür stünden...

Was sind wir bloß geworden...

... ein in den wechselnden Winden taumelndes Blatt ohne eigenen Kurs, ohne Vision, ohne Herz und ohne Rückgrat.

Hauptsache, es ist genug Geld da - von wem auch immer es kommen mag - um unsere Bedürfnisse zu befriedigen.

Mir wird langsam kalt in unserem Land.


Nuxel antwortete am 22.11.02 (20:48):

@seewolf

Du hast sicher überlesen,dass Jo geschrieben hat:

*wenn die US-Basen in Deutschland zum Ziel werden sollten*

Dann brauchen sich die Deutschen,die dort mal gearbeitet haben,keine Sorgen mehr wegen Arbeitslosigkeit machen...
fürchtet Nuxel


Frieder antwortete am 22.11.02 (21:07):

Lieber Johannes. Du schreibst : "......die USA (waren) lieb und recht, solange es um die Sicherheit und Verteidigung °unserer° Freiheit ....ging"
Du kennst die Nachkriegsgeschichte. In welchem Land stand der °eiserne Vorhang° ?
Auf welches Land waren die russischen und amerikanischen Raketen gerichtet?
Wie opportun war uns dies? Welch ein Bollwerk wäre - wie ursprünglich von den Siegermächten geplant - ein
Agrar-Deutschland gegen den Kommunismus gewesen ?
Grüße von Frieder


eko antwortete am 23.11.02 (11:31):

"Welch ein Bollwerk wäre - wie ursprünglich von den Siegermächten geplant - ein
Agrar-Deutschland gegen den Kommunismus gewesen ? "

Zur Richtigstellung:

Deutschland in ein Agrar-Land zu verwandeln, war vor allen Dingen die Lieblingsidee der Franzosen. Die Amis haben sehr schnell erkannt, dass es mehr bringt, mit Deutschland Handel zu treiben....und haben sich sehr schnell von dieser Idee verabschiedet.


Wolfgang antwortete am 23.11.02 (11:56):

Der sogenannte "Morgenthau-Plan", benannt nach dem damaligen amerikanischen Finanzminister HENRY MORGENTHAU, sah vor, Deutschland zu entindustrialisieren und in ein vorwiegend landwirtschaftlich ausgerichtetes Land zu verwandeln.

Der Plan wurde zwar 1944 auf einer Konferenz in Quebec von ROOSEVELT und CHURCHILL unterschrieben. Nur wenige Wochen später zogen die beiden Regierungschefs aber ihre Unterschrift zurück. In die Tat umgesetzt wurde nichts von diesem Plan.

Michael Marek
Normalität im Schatten der Vernichtung?
4. SEPTEMBER 1944 - Vor 55 Jahren unterzeichnete Präsident Roosevelt den Deutschland-Plan seines Finanzministers Henry Morgenthau
FREITAG 36 - 03. September 1999
https://www.freitag.de/1999/36/99361001.htm

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/1999/36/99361001.htm


Johannes Michalowsky antwortete am 23.11.02 (13:07):

@Frieder

Ja, die Nachkriegsgeschichte kenne ich sehr gut, deswegen erinnere ich mich noch an Marshallplan, die Berliner Blockade und Luftbrücke, den 17. Juni, Chruschtschows Berlin-Ultimatum und den Mauerbau.

Den Eisernen Vorhang haben nicht die USA errichtet, das Angebot des Marshallplans war auch an den Osten gegangen gewesen.

Das Verhältnis der Westberliner Bevölkerung zu den westlichen Besatzungsmächten war immer ein anderes gewesen als das unsere in Westdeutschland. Wir hier haben uns denn doch in aller Drohkulisse sicherer und auch unbetroffener gefühlt als die, die in der Falle lebten.

Die Undankbarkeit wirkt bis heute nach, wie man sieht.


Wolfgang antwortete am 23.11.02 (13:30):

Dankbarkeit/Undankbarkeit sind unzulässige Gefühlsregungen im Bereich der Politik (falls sie rational ist, und das ist sie - trotz aller Widrigkeiten - meistens immer noch). Dort herrschen in aller Regel vor nationales und internationales Recht und Kosten-/Nutzen-Rechnungen und die kühle Frage nach dem eigenen Interesse.

Wehe, wenn in der Politik das Romantisieren und Idealisieren angefangen wird. Dafür gibt es leider viel zu viele Beispiele.


juttam antwortete am 27.11.02 (08:10):

Tja, Seewolf,

es ist eben Jedem das Hemd naeher als die Hose...

...vorausgesetzt man versteht welches das Hemd und welches die Hose ist..............:)

Und was soll das Getue: ....DURFTE Pres. Bush die
Hand schuetteln?????

Wie wenig haelt man eigentlich von sich selber -kollektiv?

Von Vorneherein wen vorschicken wo buckelt und
hintenrum kollektive meckern?

Warum nicht gleich
jemanden waehlen der sagen
kann: Fein, Herr President von Gottweisswo! Wenn sie
beleidigt sind dann lassen wir's eben!!!

In USA jedenfalls findet
standfester Stolz wesentlich mehr Respekt als buckeln!!!

Und war da nicht noch die klitzekleine Sache mit
dem Bundeskanzler Pres. Bush zu versichern dass
"selbsteverstaendlich" deutsche Flug Basen genutzt
werden duerfen..etc etc...
...und das grade zur gleichen
Zeit als er "DIE HAND schuetteln DURFTE"????

TSCHULLIGUNG, aber waren die Wahlversprechungen
nicht gerade gegenteilig?

Ich spiele hier nur den Teufels Advokaten..nix fuer Ungut.