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THEMA:   Preisfrage

 15 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 16.11.02 (16:32) mit folgendem Beitrag:

Vor was fürchten sich die Deutschen am meisten...

Vor den Problemen, die die Regierung versucht zu lösen? Oder vor den Problemlösungen? Oder etwa davor, dass die Regierung es überhaupt gewagt hat, die Probleme (wenigstens nach der Wahl) beim Namen zu nennen? :-)


Barbara antwortete am 16.11.02 (17:17):

.....vor der Wahrheit, denn sie ist hart.

Allerdings finde ich es unklug, jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. Wenn ich in Spiegel-online lese, dass Bert Rürup, der die neue Kommission zur Rentenfrage leiten soll, nun schon überall seine Konzepte verkündet und Ulla Schmidt vorwirft, die Erhöhung der Rentenbeiträge sei ein Fehler gewesen, wundert mich die Verunsicherung der Bevölkerung nicht.

Hat man von der Hartz-Kommission Interna gehört, bevor sie von den Politikern abgesegnet worden waren? Ich kann mich nicht daran erinnern. Daran sollte Herr Rürup sich ein Beispiel nehmen.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,223143,00.html


mulde antwortete am 16.11.02 (17:39):

Ich glaube von allem was Du beschrieben hast etwas.

Es ist ja nun eine neue Hiobsbotschaft in den Medien ein weiser "Wirtschaftsweiser" schlägt allen ernstes vor
bei Arztbesuchen 10ä (Zehn Euro) Eintritt zu bezahlen.
(Darmstädter Nachrichten ) von Bild "Halle" heute als Spitzenmeldung gebracht.
Um den Arztbesuch bei Bagatellerkrankungen zu reduzieren.
Nun würde es doch gut zu wissen sein, Ob der Prof.Bert Rürup je wußte, in seiner Studentenzeit wie wertvoll 20 DM
waren , Und was es heißt für Tausende
die froh währen 10 ä zusätzlich ausgeben zu können.
Ein junger Student der sich sein Studium durch Nebenjobs
mit finanziert hatt, weis heute noch wie wertvoll 20 DM
seiner Zeit waren.
Man muß also annehmen , das diesr Prof nie diese Sorgen hatte und auch nicht weis was 10 ä für manchen bedeutet
Nun zum Leidwesen aller ist Prof.Rürup ein Berater in
Wirtschaftsfragen bestimmte Kreise nehmen sein Urteil ernst.
Was hier zum Ausdruck kommt ist eigentlich nur die Arroganz
eines Menschen der nie selbständig sein Unterhalt verdienen mußte.
Wie soll die alte Dame mit 500ä Rente minus Miete und ähnlichen das bezahlen?
Des weiteren schlägt er vor nicht berufstätige Ehefrauen
sollen 200 ä in die Krankenkasse einzahlen.
Ohne Zweifel das Bundesdeutsche Versicherungssystem ist
hart gebeutelt und es muß was von wirklichen Fachleuten
in einer überparteilichen Aktion getan werden.
Aber jeder der Politisch Verantwortlichen hat doch nur die nächste Wahl und damit seine Pfründe im Kopf-- keiner mehr den Menschen draussen im Lande


Wolfgang antwortete am 16.11.02 (18:14):

Und auch wenn es den Professor Rürup oder andere Besserverdienende selber nicht treffen wird... An folgender Tatsache kommt niemand vorbei:

Deutschland ist gemessen am sogenannten 'Altenquotient' – das ist das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen – die am schnellsten alternde Gesellschaft dieser Welt. Gegenwärtig kommen auf 100 Erwerbstätige 25 über 65-Jährige; nach vorsichtigen Schätzungen werden es im Jahre 2030 über 55 über 65-Jährige sein.

Dieser Trend führt zu immer höherer Belastung der Beschäftigten und birgt gewaltige Risiken für die staatliche Pflege-, Kranken- und Rentenversicherung. Auf gut deutsch: Der Unterhalt der in der Regel nicht mehr beschäftigten über 65-Jährigen wird so extrem teuer werden, dass man sich jetzt schon überlegen muss, wie das zu bezahlen ist und wer dafür aufzukommen hat.

Eine Gebühr für den Arztbesuch - ähnlich der Gebühr für Rezepte - wäre eine gute Möglichkeit, dringend benötigtes Geld in die Kassen zu bekommen. Das wäre auch ein Beitrag dafür, dass die Kosten verursachungsgerechter zugeordnet werden... Die, die häufig zum Arzt gehen, zum Beispiel die Alten, müssten mehr bezahlen als die Jungen, die Kranken mehr als die Gesunden. Und unter Umständen hätte es auch kostensenkende Wirkung, wenn sich Patienten fragen: Bin ich wirklich so krank, dass ich bereit bin, die 10 Euro zu bezahlen?

P.S.: Chronisch Kranke, Kinder und Bedürftige könnten - wie bei der Rezeptgebühr praktiziert - von der Zahlung für den Arztbesuch befreit werden.


mechtild antwortete am 16.11.02 (19:28):

Beschäftigung darf nicht weiter verteuert werden, das ist richtig. Aber die Sozialversicherungssysteme so zu verändern, dass der soziale Aspekt wegfällt und jeder für das zur Kasse gebeten wird, was er in Anspruch nimmt halte ich auch nicht für eine gute Lösung.
Das Solidarprinzip sollte schon erhalten bleiben bei der Sozialversicherung.
Wie soll das denn praktisch gehen? Zahle ich, wenn ich das Wartezimmer betrete oder drücke ich dem Arzt einen Zehner in die Hand, wenn ich Tag sage?
Wenn es Ausnahmen dieser Regel gibt, besorgen sich Clevere die Befreiung und die, die das nicht können zahlen.
Keine gute Idee um Geld in die leeren Kassen zu bekommen und eine asoziale dazu.


mulde antwortete am 16.11.02 (19:46):

Mechthild!
Sowas denkt sich nun ein Weiser Mann aus .
Auf so was soll nun die Regiewrung hören.
Das sind unsere Wirtschafts weisen deren
Weisheite schlugen auch mit 1,6Mio zu buche.
Da sind dann immer 10ä drin .
Wenn es nicht so ernst währe müßte man lachen bis der
Arzt kommt.
Aber dann woher nehmen die 10 ä?
Weil Du arm bist mußt früher Sterben.
bei den ...weisen gibt es offen bar auch Nieten in Nadelstreifen (ein sehr bekanntes Buch)


Wolfgang antwortete am 16.11.02 (20:03):

Überall hört man die Slogans:

Keine Sparmassnahmen auf Kosten der medizinischen Qualität!
Keine Sparmassnahmen auf Kosten der Armen!
Keine Sparmassnahmen auf Kosten der Reichen!
Keine Sparmassnahmen auf Kosten der RentnerInnen!
usw.
usw.
usw.

Vielleicht kann's mir jemand beantworten: Auf wessen Kosten soll denn gespart werden? Oder soll überhaupt gespart werden? Oder nur bei den Anderen? Oder, sind das alles nur rhetorische Spielchen, in der trügerischen Hoffnung, dass alles so bleiben möge, wie es ist?


wese antwortete am 16.11.02 (21:03):

@ Wolfgang:

Die Antworten bei all diesen Themen zeigen doch den Trend, was die Leute wollen: Jammern, jammern, jammern... Jeder Thread wird mit mehr oder weniger geistreichen Schlagworten, oder mit platter Politikerschelte abgewürgt.

Tonnenweise fliegen Medikamente auf den Müll, weil man sie fast zum Nulltarif bekommt. Es gibt ja genug "Blöde" und "Dumme" in Deutschland, die mit immer höheren Beiträgen den ganzen Schwachsinn finanzieren.

Schmarotzer braucht das Land.... Nur "Vollidioten" sind solidarisch.... Es ist zum Kotzen, wie engstirnig hier diskutiert wird. Wenn das Forum im Seniorentreff ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, dann gute Nacht Deutschland!


KlausD antwortete am 16.11.02 (21:36):

"Wenn das Forum im Seniorentreff ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, dann gute Nacht Deutschland!"

Genau das ist es nämlich nicht,Wese.
Abert trotzdem:gute Nacht Deutschland.

Es kommt noch einiges auf uns zu.
Die wahren Gründe werden verschwiegen und nicht angefasst.
Aber hier wirst du die Lösung auch nicht finden!
Sind alle zu sehr angespannt im Aufgabenbereich des Staates :-)


Titus(WolfgangM.) antwortete am 17.11.02 (00:26):

Wie man feststellen kann ist unsere Verwirrung allgemein.

"Sparen"? Ich denke wir sollten diesen Begriff (den ich für falsch und unzutreffend halte) durch "Kostensenken" ersetzen.

Ich spare (nee, ich natürlich nicht, geht gar nicht...), wenn ich Geld für schlechte Zeiten auf die hohe Kante lege. Meine ich jedenfalls.

Ich habe ein Thema hierzu in Vorbereitung, etwas weitergehend, Wolfgang, Du weißt, woran ich hierbei denke und es wird mit "Zündstoff" angereichert sein. Natürlich, sonst können wir nicht diskutieren.

Nun Gute Nacht allerseits, ich muß in die Falle, morgen wieder "Fahrdienst" für meine Herren Enkel..
Titus (WolfgangM) der müde....


DieterH antwortete am 17.11.02 (16:41):

Wie wäre es wenn man beim Sparen gleichzeitig mitdiskutiert, daß jeder entsprechend "der Breite seiner Schultern" die Last mittragen sollte.
Beispielsweise sollten die Beamten und Selbständigen Mitglieder der gesetzlichen Sozialversicherung werden und wie Arbeiter,Angestellte und Rentner Beiträge zahlen.
Wenn immer mehr Menschen ( Rentner) im Soldarsystem der gesetzlichen Sozialversicherung von den Beiträgen der immer weniger werdenden Versicherten (Beschäftigte Arbeiter und Angestellte)ihre Leistungen erhalten sollen führt das automatisch zu einem Krach. Wer das vermeiden will, muß neben der Einbeziehung von Selbständigen und Beamten, über eine andere Finazierung nachdenken. Dies hat vor vielen Jahren schon der ehemalige Arbeitsminister Ehrenberg (SPD) vorgeschlagen.
Aber dann gab es 16 Jahre die Regierung Kohl weil die FDP das damals so wollte.


Johannes Michalowsky antwortete am 17.11.02 (18:17):

Eine Versicherung ist dazu da, in einem genau definierten Versicherungsfall genau definierte Leistungen an den/die Versicherte(n) zu erbringen.

Dieser Gedanke geht in der laufenden Debatte - die auffälligerweise immer unter sozialdemokratisch geführten Regierungen aufflammt, wie DieterH ganz richtig vermerkt - ziemlich unter.

Er weicht der Überlegung, wie man Leute mit den sogenannten breiten Schultern, den dicken Brieftaschen, die Betuchten, wie die ressentimentgeladenen Vokabeln alle so lauten, schröpfen kann. Beamte jaulen da auf, und auf der unteren Ebene zu Recht. Außerdem wird vergessen, daß die breiten Schultern vielleicht das Ergebnis einer guten Lebensleistung sind und kein Geschenk des Himmels.


Barbara antwortete am 17.11.02 (18:47):

Johannes, Du schreibst

>>Außerdem wird vergessen, daß die breiten Schultern vielleicht das Ergebnis einer guten Lebensleistung sind und kein Geschenk des Himmels.<<

Wenn Du das "vielleicht" ehrlich meinst, bestünde natürlich die Möglichkeit......
Allerdings haben viele unserer MitbürgerInnen ebenfalls eine enorme Lebensleistung vollbracht, indem sie - oft allein erziehend - ihre Kinder groß gezogen haben, daher nur in Teilzeit arbeiten konnten, kaum genügend Geld für den Lebensunterhalt hatten und im Alter mit einer Rente in der Höhe des Sozialhilfe-Niveaus belohnt werden.

Mit Gerechtigkeit hat das leider wenig zu tun.....


Johannes Michalowsky antwortete am 17.11.02 (19:39):

Gut, liebe Barbara, jeder wird für seinen Standpunkt die passenden Beispiele finden, so daß die Diskussion offen bleibt. Ich muß sagen, daß ich mir z.B. während meiner unzähligen 12-16 Stunden-Tage am Arbeitsplatz keine Gedanken darüber gemacht habe, daß gleichzeitig und parallel allein erziehende Mütter mit ihren Problemen zu kämpfen hatten und sich keine ausreichende Altersversorgung aufbauen konnten.

Deine Behauptungen müssten überhaupt erst einmal mit Zahlen belegt werden, in den Jahren des Aufschwungs und der Vollbeschäftigung waren die Leute, von denen Du redest, bestimmt eine Minderheit. Solche Betrachtungen kann man im übrigen nicht zur Grundlage von Entscheidungen über politisches und wirtschaftliches Verhalten der Nation insgesamt machen. Das demotiviert alle, von deren Aktivität das künftige Schicksal unseres Landes abhängt.

Wegen der Leistungsfeindlichkeit (Markenzeichen jeder linken Politik) - Leistung wird halt auch am Ergebnis gemessen - bin ich über die laufende Debatte, auch hier im Forum, äußerst empört und ergreife Partei für alle, die nicht debattieren, sondern in die Hände spucken oder das früher getan haben und dafür auch ein Ergebnis vorweisen können oder können werden, wenn es unsere Regierung nicht verhindert.


mechtild antwortete am 17.11.02 (21:53):

Die Krankenversicherung und die Rentenversicherung sind nicht Versicherungen wie die Autoversicherung oder eine Lebensversicherung. Sie versichern auf der einen Seite die großen Lebensrisiken, wie Krankheit und sorgen dafür, dass man im Alter eine Rente erhält so lange man lebt, aber sie sind auch Solidarsysteme und das ist der Unterschied zus Versicherungen. Aus der gesetzlich Renten- und der Krankenversicherung erhalten auch Menschen Bezüge, die selbst nie oder sehr wenig einbezahlt haben. Diesen soziale Aspekt gibt es in anderen Versicherung ohne Aufpreis nicht.


DieterH antwortete am 18.11.02 (20:04):

Lieber Johannes,
ich schreibe Dir als einer der im Arbeitsleben "mächtig in die Hände gespuckt hat" und trotzdem eine politische Gesinnung hat die eher links angesiedelt ist. Es ist die Politik die auf jeden Fall mehr Gerechtigkeit bietet wie die der Schwarz-gelbe Koalition geboten hat und die FDP und CDU heute gern umsetzen möchte.
Wenn diese Diskussion in Zeiten einer sozialdemokratisch geführten Regierung immer wieder aufflammt, dann doch deshalb, weil in dieser Zeit eine sozial gerechte Politik eher zu verwirklichen ist.
Du bist sicher mit mir der Meinung, daß z.B. die Herren Schremp, Kirch ua. mit Jahresgehältern von mehr als einer Millionen nicht wesentlich mehr leisten konnten wie wir zwei im Arbeitsleben.
Übrigens die FDP nennt das Streben nach Gerechtigkeit Neiddiskussion. Ich erkläre hiermit ich bin nicht neidisch auf diese Herren. Auch für sie hat das letzte Hemd keine Taschen.
Lieber Johannes, ich diskutiere gern mit Dir. Du hast den Mut auch Dinge zu sagen die andere vielleicht nur denken.
Den Mut habe ich auch. Lass uns also in aller Sachlichkeit weiter die Klingen kreutzen.